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Riesige, grellbunte Zelte zierten den ins Auge fallenden Hügel draußen vor der Stadt Fairfield, und doch war dies, trotz all der festlichen Wimpel, trotz des Lachens, dem Gerufe, der derben Gesänge und der zügellosen Ausschweifungen keine Karnevalstruppe, die in die Stadt gekommen war, sondern eine Besatzungsarmee. Die Zelte des Kaisers und seines Gefolges waren nach Art jener Zelte gestaltet, wie sie einige der Nomadenvölker aus Jagangs Heimatland Altur’Rang verwendeten, doch hatte man sie weit über jede tatsächlich existierende Tradition hinaus mit Zierrat versehen. Der Kaiser, dessen Einfallsreichtum den eines jeden Nomadenstammeshäuptlings bei weitem übertraf, hatte, ganz nach Gutdünken, sein eigenes kulturelles Erbe geschaffen.

Um diese Prunkzelte herum hatten die Soldaten ihre eigenen kleinen schmutzbespritzten Zelte aufgestellt, die sich, soweit Niccis Augen reichten, über die Hügel und Täler erstreckten. Einige waren aus gewachstem Segeltuch, weitaus mehr bestanden aus Tierfellen. Über die ihnen allen gemeinsamen Grundzüge praktischer Verwendbarkeit hinaus bestand ihre Gemeinsamkeit lediglich im Fehlen jeder Ähnlichkeit mit irgendeinem Stil.

Vor einigen der schäbigen kleinen Zelte standen, fast ebenso groß wie diese, reich verzierte Polstersessel, die man als Beute aus der Stadt herbeigeschleppt hatte. Fast wirkte dieses Nebeneinander, als sei es mit Absicht wegen des komischen Effektes herbeigeführt worden, doch Nicci wusste, dass die Wirklichkeit nichts mit Humor zu tun hatte. Wenn die Armee schließlich weiterzog, waren solche in penibler Handarbeit hergestellten Gegenstände viel zu hinderlich, um sie mitzunehmen, und würden, den Unbilden des Wetters ausgesetzt, zurückgelassen werden, um zu verrotten.

Pferde wurden aufs Geratewohl angepflockt, und die eine oder andere Koppel enthielt manchmal sogar kleine Herden. Andere Einfriedungen enthielten einen lebenden Fleischvorrat. Einzelne Karren standen verstreut hie und da herum, scheinbar überall dort, wo sich ein leeres Plätzchen für sie fand, anderenorts wiederum standen sie Seite an Seite ausgerichtet. Viele gehörten Marketendern, andere waren mit allem Möglichen – von Grundnahrungsmitteln bis hin zu Schmiedegerät – beladene Karren der Armee. Die mitgeführten Belagerungsgerätschaften der Armee hatte man aufs Nötigste beschränkt, für diese Art von Waffen hatte man die mit der Gabe Gesegneten.

Düstere, tief liegende Wolken eilten über diese Szenerie dahin. Die feuchte Luft stank nach den Exkrementen von Mensch und Tier, im gesamten Umkreis waren die grünen Felder zu schlammigem Morast zerwühlt. Die zweitausend Soldaten, die mit Nicci zurückgekommen waren, waren von dem gewaltigen Heerlager aufgesogen worden wie ein kleiner Regenschauer von einem Sumpf.

Ein Armeelager der Imperialen Ordnung war ein Ort voller Lärm und scheinbarer Unordnung, und doch längst nicht so verworren, wie es vielleicht den Anschein hatte. Es existierte eine Befehlshierarchie, und es gab Dienste und Arbeiten, die verrichtet werden mussten. Da und dort arbeiteten Soldaten ganz für sich allein an ihrer Ausrüstung, ölten Waffen und Lederzeug oder wälzten ihre Kettenpanzer in Fässern mit Sand und Essig, um sie vom Rost zu befreien, während andere an Lagerfeuern Essen zubereiteten. Beschlagmeister versorgten die Pferde, Handwerker kümmerten sich um alles, von der Reparatur der Waffen über die Herstellung neuer Stiefel bis hin zum Zähneziehen. Geistliche jeglicher Couleur durchstreiften das Lager, nahmen sich der erschöpften Seelen an oder wehrten lästige Dämonen ab. Nach getaner Arbeit rotteten sich derbe Banden zusammen, um sich, gewöhnlich mit Spiel und Trinkgelagen, zu verlustieren. Manchmal wurden die Marketender in diese Ablenkungen einbezogen, manchmal die Gefangenen.

Selbst inmitten solcher Menschenmassen fühlte Nicci sich einsam und allein. Jagangs Abwesenheit in ihrem Verstand hinterließ ein Gefühl beunruhigender Abgeschiedenheit. Befand sich der Traumwandler in ihrem Verstand, ließen sich nicht einmal die intimsten Verrichtungen des Lebens – kein Gedanke, keine Handlung – geheim halten. Seine Anwesenheit lauerte in den dunklen Winkeln des Verstandes, von wo aus er alles beobachten konnte: jedes Wort, das man sprach, jeden Gedanken, den man hatte, jeden Bissen, den man zu sich nahm, jedes Räuspern, jedes Husten, jeden Besuch auf dem Abort. Man war nie allein. Niemals. Diese Vergewaltigung raubte einem alle Kraft, der Übergriff war vollkommen.

Das war es, woran die meisten Schwestern zerbrachen: dieses brutal Allumfassende, das Bewusstsein seiner unablässig beobachtenden Anwesenheit im eigenen Verstand. Fast schlimmer noch, die Wurzeln des Traumwandlers durchzogen einen durch und durch, und trotzdem wusste man nie, wann seine Aufmerksamkeit auf einen gerichtet war. Man bedachte ihn mit einem üblichen Schimpfwort, und es blieb unbemerkt, da seine Aufmerksamkeit woandershin gerichtet war. Ein anderes Mal kam einem vielleicht ein kurzer, intimer, gehässiger Gedanke über ihn, und er wusste davon im selben Augenblick, da man ihn dachte.

Wie viele der anderen Schwestern hatte Nicci gelernt, diese Wurzeln zu spüren und zu erkennen, wann sie, so wie jetzt, nicht vorhanden waren. Bei den anderen geschah das nie: Bei ihnen waren diese Wurzeln allgegenwärtig. Zwar kehrte Jagang stets irgendwann zurück, um seine Wurzeln erneut in ihr zu versenken, zurzeit aber war sie allein. Nur wusste sie nicht, warum.

Das Durcheinander aus Truppen und Lagerfeuern ließ keinen klar erkennbaren Weg für das Gespann, daher hatte Nicci ihre Kutsche stehen lassen, um den Rest des Weges, den Hügel hinauf, zu Fuß zurückzulegen. Das setzte sie den wollüstigen Blicken und lüsternen Zurufen der Soldaten aus, die den Hang bevölkerten. Vermutlich würde sie, bevor Jagang mit ihr fertig war, seitens der Soldaten noch ganz anderen Dingen ausgesetzt sein. Die meisten Schwestern wurden von Zeit zu Zeit zum Vergnügen der Soldaten zu den Zelten rausgeschickt. Entweder geschah dies, um sie zu bestrafen, oft aber auch nur, um ihnen zu zeigen, dass es einfach so, aus einer Laune heraus angeordnet werden konnte – damit sie nie vergaßen, dass sie Sklaven waren, nicht wertvoller als ein Gegenstand, den man besitzt.

Nicci jedoch war dem ausschließlichen Zeitvertreib des Kaisers und der eigens von ihm Auserwählten – wie Kadar Kardeef – vorbehalten. Viele Schwestern neideten ihr diesen Status, doch was immer sie darüber dachten, eine persönliche Sklavin Jagangs zu sein war alles andere als eine Gunst. Die Frauen wurden für eine bestimmte Zeit, vielleicht für ein oder zwei Wochen, in die Zelte geschickt, die übrige Zeit jedoch hatten sie weniger anspruchsvolle Pflichten, schließlich schätzte man sie wegen ihres geschickten Umgangs mit der Gabe. Für Nicci existierte eine derartige zeitliche Begrenzung nicht. Einmal hatte sie einige Monate völlig zurückgezogen in Jagangs Gemach verbracht, um ihm zu jeder Tages- und Nachtzeit für sein Vergnügen zur Verfügung zu stehen. Die Soldaten genossen die Gesellschaft dieser Frauen, hatten jedoch bezüglich der Dinge, die sie ihnen antun durften, gewisse Einschränkungen zu beachten. Jagang und seine Kumpane erlegten sich keinerlei derartige Beschränkungen auf.

Ob berechtigt oder nicht, Jagang wurde gelegentlich wütend auf sie und kommandierte sie in seiner Erregung für einen Monat zu den Zelten ab – um ihr eine Lektion zu erteilen, wie er behauptete. Woraufhin Nicci sich gewöhnlich artig verneigte und feierlich versprach, es werde geschehen, wie er dies wünsche. Dass sie nicht bluffte, wusste er, es wäre eine geringere Tortur gewesen. Bevor sie sich durch die Tür und zu den Zelten aus dem Staub machen konnte, überlegte er es sich gewöhnlich anders, befahl ihr, zurückzukommen und ihm ins Gesicht zu sehen, und zog anschließend seine Befehle zurück.

Von Anfang an hatte Nicci sich nach und nach, Zoll für Zoll, eine gewisse Stellung und Freiheit erworben, wie man sie keiner der anderen Schwestern zugestand. Sie hatte es nicht ausdrücklich darauf angelegt; es war einfach geschehen. Jagang hatte ihr anvertraut, dass er die Gedanken der Schwestern lese, und diese sie insgeheim als Königin der Sklavinnen bezeichneten. Vermutlich erzählte Jagang ihr dies, um ihr auf seine Art eine Ehre zu erweisen, dabei hatte ihr der Titel ›Königin der Sklavinnen‹ stets ebenso wenig bedeutet wie ›Herrin des Todes‹.

Im Augenblick trieb sie einer leuchtenden Wasserlilie gleich auf dem dunklen Sumpf aus Soldaten. Andere Schwestern versuchten ebenso abgerissen auszusehen wie die Soldaten, um seltener bemerkt zu werden und weniger begehrenswert zu scheinen, doch sie täuschten sich nur selbst, denn sie lebten trotzdem in beständiger Angst, was Jagang ihnen antun mochte. Was geschah, geschah. Sie hatten weder eine andere Wahl noch irgendeinen Einfluss darauf.

Nicci war dies schlicht egal. Sie trug ihre eleganten schwarzen Kleider und ließ ihr langes Blondhaar, für alle sichtbar, unbedeckt. Meist tat sie, was sie wollte. Es war ihr gleichgültig, was Jagang ihr antat, und er wusste das. Ganz so, wie Richard ihr ein Rätsel war, war sie eines für Jagang.

Zumal Jagang von ihr fasziniert war. Bei aller Grausamkeit ihr gegenüber – stets war auch ein Funken Vorsicht mit im Spiel. Sie begrüßte es, wenn er ihr Schmerzen zufügte, sie hatte die brutale Behandlung verdient. Manchmal reichten die Schmerzen bis tief in die düstere Leere in ihrem Innern; gewöhnlich ließ er dann von ihr ab. Drohte er damit, sie umzubringen, wartete sie geduldig, ob es geschah, denn sie hatte es nicht verdient zu leben und wusste das; gewöhnlich nahm er daraufhin das Todesurteil zurück.

Die Tatsache, dass es ihr ernst war, war ihr Sicherheit und Risiko zugleich. Sie war ein Rehkitz unter Wölfen, dem die Hülle aus Gleichgültigkeit Sicherheit verlieh. Das Kitz geriet nur in Gefahr, wenn es die Flucht ergriff. Sie betrachtete ihre Gefangenschaft nicht als Widerspruch zu ihren Interessen, denn sie hatte keine. Immer wieder bot sich ihr Gelegenheit zu fliehen, doch sie tat es nicht. Vielleicht schlug dies Jagang mehr als alles andere in ihren Bann.

Manchmal schien er ihr den Hof zu machen. Sie wusste nicht, was ihn wirklich an ihr interessierte, versuchte auch nie, es herauszufinden. Manchmal gab er sich um sie besorgt, und ein paar Mal brachte er ihr so etwas Ähnliches wie Zuneigung entgegen. Dann wieder, wenn sie ihn wegen irgendeiner Pflicht verließ, schien er froh, sie los zu sein.

Sein Verhalten brachte sie auf die Idee, er könne vielleicht glauben, er sei in sie verliebt. So absurd ein solcher Gedanke auch sein mochte, ihr war es so oder so egal. Sie bezweifelte, dass sie zur Liebe fähig war, bezweifelte ernsthaft, dass Jagang überhaupt wusste, was das Wort bedeutete, von der Idee als solcher ganz zu schweigen.

Nicci kannte deren Bedeutung nur zu gut.

In der Nähe von Jagangs Zelt verstellte ihr ein Soldat den Weg. Er grinste blöde, es war als mit den Mitteln der Bedrohung vorgebrachte Aufforderung gemeint. Sie hätte ihn davon abbringen können, indem sie durchblicken ließ, dass Jagang sie erwartete, oder sie hätte ihre Kraft benutzen können, um ihn auf der Stelle niederzuschlagen, stattdessen starrte sie ihn einfach an. Das war nicht die Reaktion, die er sehen wollte; viele Soldaten sprangen nur dann auf einen Köder an, wenn er sich ängstlich wand. Als sie das nicht tat, nahm seine Miene einen verdrießlichen Ausdruck an. Er murmelte einen Fluch in ihre Richtung und entfernte sich.

Nicci hielt weiter auf das Zelt des Kaisers zu. Errichtet aus reizlosen Lammfellen ohne jeden Zierrat, waren Nomadenzelte aus Altur’Rang eigentlich eher klein und praktisch. Jagang hatte sie neu erschaffen, weitaus prächtiger als die Originale. Sein eigenes war eher oval als rund, drei Stangen anstelle der gebräuchlichen einen stützten das mehrspitzige Dach. Die Innenwände des Zeltes waren mit freundlich bestickten Stoffstreifen verziert. Der obere Rand der Seitenwände, dort, wo Dach und Wände sich berührten, war zum Beweis, dass man hier den Reisepalast des Kaisers vor sich hatte, mit faustgroßen, vielfarbigen Quasten und Wimpeln behängt. Banner und Fähnchen in leuchtend gelben und roten Farben hingen über dem Zelt schlaff in der abgestandenen, spätnachmittäglichen Luft.

Draußen klopfte eine Frau kleine, über einer der Zeltleinen hängende Teppichbrücken aus. Nicci hob den schweren, mit Goldschilden und getriebenen Rundbildern aus Silber, auf denen Schlachtszenen dargestellt waren, verzierten Türvorhang zur Seite. Drinnen waren Sklaven damit beschäftigt, die riesigen Teppichflächen zu fegen, das zarte Keramikgeschirr abzustauben, das überall auf reich verzierten Möbeln stand, und mit großem Getue die vielen hundert farbigen Kissen zu richten, die den Rand des Fußbodens säumten. Wandbehänge, üppig geschmückt mit traditionellen Mustern aus Altur’Rang, unterteilten den Innenraum in verschiedene Gemächer; oben ließen einige mit gazeähnlichem Stoff verhängte Öffnungen ein wenig Licht herein. Inmitten all des Lärms schufen die schweren Stoffe einen Ort der Stille. Lampen und Kerzen tauchten den ruhigen Raum in ein schummriges Licht.

Nicci erwiderte weder die Blicke der Wachen, die den Eingang auf der Innenseite flankierten, noch die der anderen, mit ihren häuslichen Pflichten beschäftigten Sklaven. In der Mitte des Wohngemaches stand Jagangs überladener, mit roten Seidenstoffen drapierter Sessel. Hier hielt er gelegentlich Audienzen ab, jetzt war der Sessel jedoch leer. Anders als andere Frauen, die Seine Exzellenz zu sich bestellt hatte, zögerte sie nicht, sondern näherte sich entschlossenen Schritts seinem Schlafgemach im rückwärtigen Teil.

Einer der Sklaven, ein beinahe nackter, dem Aussehen nach fast zwanzigjähriger Junge, war auf Händen und Knien liegend damit beschäftigt, den vor dem Eingang zum Schlafgemach ausgebreiteten Teppich mit einem kleinen Kleiderbesen abzubürsten. Ohne Nicci in die Augen zu sehen, richtete er ihr aus, dass Seine Exzellenz sich nicht in seinen Zelten aufhalte. Der junge Mann, Irvin, besaß die Gabe. Er hatte im Palast der Propheten gelebt, wo man ihn zum Zauberer ausgebildet hatte. Jetzt pflegte er die Teppichfransen und leerte Bettgeschirre. Niccis Mutter wäre stolz auf ihn gewesen.

Jagang konnte sich an den verschiedensten Orten aufhalten; er konnte fortgegangen sein, um mit seinen Soldaten zu trinken und zu spielen, er konnte seine Truppen inspizieren oder die Handwerker, die ihnen zur Verfügung standen. Vielleicht nahm er die frischen Gefangenen in Augenschein und wählte jene aus, die er für sich selbst beanspruchte; möglicherweise unterhielt er sich auch gerade mit Kardeefs Stellvertreter.

Nicci sah mehrere Schwestern in einer Ecke kauern. Wie sie selbst, so waren auch sie Jagangs Sklavinnen. Als sie sich den drei Frauen näherte, fiel ihr auf, dass sie mit Nähen beschäftigt waren und ein Stück der Zeltausrüstung flickten.

»Schwester Nicci!« Schwester Georgia sprang auf, und ein Ausdruck der Erleichterung ging über ihr Gesicht. »Wir wussten nicht, ob Ihr lebendig seid oder tot, so lange haben wir Euch nicht gesehen. Wir dachten, Ihr wärt vielleicht untergetaucht.«

Da Nicci eine Schwester der Finsternis war und dem Hüter der Unterwelt verschworen, empfand sie die Besorgnis dreier Schwestern des Lichts als ein wenig unaufrichtig. Nicci vermutete, dass sie ihre Gefangenschaft als etwas Verbindendes und ihre diesbezüglichen Gefühle als höher stehend betrachteten, so dass sie ihre grundlegenderen Streitereien überwanden. Außerdem wussten sie, dass Jagang anders mit ihr umsprang; wahrscheinlich waren sie geradezu versessen darauf, dass man sie für freundlich hielt.

»Ich war für Seine Exzellenz geschäftlich unterwegs.«

»Natürlich«, erwiderte Schwester Georgia, sich die Hände reibend und mehrmals mit dem Kopf nickend.

Die beiden anderen, die Schwestern Rochelle und Aubrey, legten den Beutel mit den beinernen Knöpfen und Zeltgarn fort, befreiten sich aus meterweise Segeltuch und stellten sich dann neben Schwester Georgia; die beiden neigten leicht den Kopf in Niccis Richtung. Das rätselhafte Ansehen, das sie bei Jagang genoss, machte den dreien Angst.

»Schwester Nicci … Seine Exzellenz ist überaus erzürnt«, begann Schwester Rochelle.

»Er ist außer sich«, bestätigte Schwester Aubrey. »Er … schrie die Wände an, diesmal wärt Ihr zu weit gegangen.«

Nicci starrte sie nur an.

Schwester Aubrey benetzte ihre Lippen. »Wir dachten nur, Ihr solltet es wissen, damit Ihr Vorsicht walten lasst.«

Nicci fand, dies war ein schlechter Augenblick, um damit anzufangen, vorsichtig zu sein. Sie empfand die Unterwürfigkeit von Frauen, die Hunderte von Jahren älter waren als sie, als ärgerlich. »Wo ist Jagang?«

»Er hat ein eindrucksvolles Gebäude, nicht weit außerhalb der Stadt, zu seinem Quartier gemacht«, antwortete Schwester Aubrey. »Früher war es das Anwesen des Ministers für kulturelle Angelegenheiten«, setzte Schwester Rochelle hinzu.

Nicci runzelte die Stirn. »Wieso? Er hat doch seine Zelte.«

»Da Ihr fort wart, hat er beschlossen, dass ein Kaiser ein angemessenes Quartier benötigt«, sagte Schwester Rochelle.

»Angemessen? Angemessen wofür?«

»Um der Welt zu zeigen, wie bedeutend er ist, nehme ich an.«

Schwester Aubrey nickte. »Er lässt einen Palast errichten. In Altur’Rang. Das ist seine neueste Vision.« Sie schwenkte ihren Arm durch die Luft, offenbar um mit ihrer Handbewegung die gewaltigen Ausmaße des Palastes anzudeuten. »Er hat den Bau eines prächtigen Palastes angeordnet.«

»Ursprünglich hatte er vor, den Palast der Propheten zu benutzen«, sagte Schwester Rochelle, »doch da er zerstört wurde, hat er beschlossen, einen neuen zu errichten, nur schöner und größer – es soll der verschwenderischste Palast werden, der je ersonnen wurde.«

Nicci musterte die drei Frauen stirnrunzelnd. »Er wollte den Palast der Propheten, weil dort ein Bann existiert, der einen langsam altern lässt. Das war es, was ihn interessierte.«

Die drei Frauen zuckten mit den Achseln.

Nicci beschlich eine düstere Ahnung, worauf Jagang es abgesehen haben konnte. »Dieses Haus, in dem er sich zurzeit befindet, was tut er dort? Lernt er dort mit etwas anderem zu essen als mit seinen Fingern? Will er herausfinden, wie ihm das feine Leben mit einem Dach über dem Kopf zusagt?«

»Uns hat er nur gesagt, dass er sich zurzeit dort aufhält«, sagte Schwester Georgia. »Die meisten der … jüngeren Frauen hat er mitgenommen. Uns trug er auf, hierzubleiben und uns um alles zu kümmern, falls er den Wunsch verspüren sollte, in seine Zelte zurückzukehren.«

Das klang nicht so, als hätte sich, vom äußeren Rahmen einmal abgesehen, viel verändert.

Nicci seufzte. Ihre Kutsche war fort. Sie würde zu Fuß gehen müssen.

»Also schön. Wie finde ich diesen Ort?«

Nachdem Schwester Aubrey ihr den Weg genau beschrieben hatte, bedankte Nicci sich bei ihnen und wandte sich zum Gehen.

»Schwester Alessandra ist verschwunden«, sagte Schwester Georgia mit einer Stimme, die sich größte Mühe gab, unbekümmert zu klingen.

Nicci blieb auf der Stelle stehen.

Sie drehte sich zu Schwester Georgia um. Die Frau war mittleren Alters und schien jedes Mal, wenn Nicci ihr begegnete, schlimmer auszusehen. Ihre Kleider waren kaum mehr als zerrissene Lumpen, die sie mit einem Stolz trug, als seien sie eine elegante Uniform. Ihr dünnes Haar enthielt mehr Weiß als Braun.

Vielleicht hatte es früher einmal vornehm ausgesehen, jetzt jedoch schien es seit Wochen schon keine Bürste, geschweige denn Seife gesehen zu haben; vermutlich war sie obendrein von Läusen befallen.

Manche Leute freuten sich aufs Älterwerden, gewissermaßen als Ausrede dafür, dass sie altmodisch wurden, so als sei es schon immer ihr größter Ehrgeiz gewesen, fad und unattraktiv zu wirken. Schwester Georgia schien an ihrer Schlampigkeit Gefallen zu finden.

»Was soll das heißen, Schwester Alessandra ist verschwunden?«

Nicci war das kaum merkliche Zucken der Zufriedenheit nicht entgangen. Georgia breitete naiv die Hände aus. »Wir wissen nicht, was passiert ist. Plötzlich stellte sich einfach heraus, dass sie verschollen war.«

Nicci rührte sich noch immer nicht. »Verstehe.«

Schwester Georgia breitete abermals die Hände aus und heuchelte Arglosigkeit. »Das war ungefähr zu der Zeit, als auch die Prälatin verschwand.«

Nicci tat ihnen nicht den Gefallen, ihnen zu zeigen, wie erstaunt sie war.

»Was wollte Verna hier?«

»Nicht Verna«, sagte Schwester Rochelle. Sie beugte sich vor. »Sondern Ann.«

Schwester Georgia warf Rochelle zum Zeichen ihres Missfallens, dass sie die Überraschung verdorben hatte, einen finsteren Blick zu, denn eine Überraschung war es in der Tat. Die alte Prälatin war verstorben – zumindest hatte man Nicci dies berichtet. Seit ihrer Abreise aus dem Palast hatte Nicci von all den anderen Schwestern, Novizinnen und jungen Männern gehört, die der Feuerbestattung von Ann und dem Propheten Nathan in jener Nacht beigewohnt hatten. Wie sie Ann kannte, war offensichtlich eine Art Täuschungsmanöver im Gange, aber dergleichen wäre selbst für sie ungewöhnlich.

Die drei Schwestern strahlten über das ganze Gesicht. Sie schienen ganz versessen darauf, ausgiebig mit ihr zu plaudern.

»Erklärt mir nur das Wichtigste, für die ausführliche Version fehlt mir die Zeit. Seine Exzellenz wünscht mich zu sehen.« Aufmerksam registrierte Nicci, wie das Lächeln der drei erlosch. In gleichmütigem Tonfall fuhr sie fort: »Es sei denn, Ihr wollt riskieren, dass er wütend und voller Ungeduld hier erscheint, um mich zu sehen.«

Die Schwestern Rochelle und Aubrey wurden blass.

Georgia gab ihr Spiel auf und ging wieder dazu über, sich die Hände zu reiben. »Die Prälatin kam ins Lager, als Ihr fort wart, und wurde gefangen genommen.«

»Warum sollte sie sich mitten in die Höhle des Löwen wagen?«

»Um uns zu überreden, mit ihr zusammen zu fliehen«, platzte Schwester Rochelle heraus. Ein schrilles Kichern – eher nervös als amüsiert – sprudelte aus ihr hervor. »Sie erzählte irgendeine alberne Geschichte, die Chimären seien auf freiem Fuß, und die Magie sei im Begriff zu versiegen. Man stelle sich vor! Verrückte Geschichten waren das! Sie erwartete, dass wir ihr glauben…«

»Das also ist passiert…«, sagte Nicci leise, den Blick nachdenklich in die Ferne gerichtet. Sie erkannte augenblicklich, dass dies keinesfalls eine verrückte Geschichte war. Die Einzelteile begannen zueinander zu passen. Nicci hatte stets von ihrer Gabe Gebrauch gemacht, was den anderen nicht gestattet war, daher wussten sie vielleicht nicht, dass die Magie eine Zeit lang versagt hatte.

»Das hat sie wenigstens behauptet«, meinte Schwester Georgia.

»Die Magie hat also versagt«, dachte Nicci laut nach, »und sie glaubte, das würde den Traumwandler daran hindern, Euren Verstand zu kontrollieren.«

Es erklärte womöglich auch so manches andere, was Nicci nicht verstand: zum Beispiel, warum Jagang manchmal nicht in ihren Verstand eindringen konnte.

»Aber wenn die Chimären auf freiem Fuß sind…«

»Waren«, verbesserte Schwester Georgia. »Selbst wenn es für eine Zeit zugetroffen hätte, jetzt sind sie wieder vertrieben. Seine Exzellenz hat ungehinderten Zugang zu uns, wie ich erfreut feststellen kann, und alles andere, was die Magie betrifft, ist wieder ganz normal.«

Nicci konnte förmlich sehen, wie die drei sich fragten, ob Jagang ihren Worten lauschte. Aber wenn die Magie wieder zur Normalität zurückgekehrt war, müsste Jagang in Niccis Verstand lauern, doch das war nicht der Fall. Sie fühlte den Funken möglichen Begreifens aufleuchten und wieder erlöschen. »Der Prälatin ist also ein grober Fehler unterlaufen, und Jagang hat sie gefangen genommen.«

»Nun … nicht ganz«, sagte Schwester Rochelle.

»Schwester Georgia hat die Wachen geholt. Wir haben sie verraten, wie es unsere Pflicht war.«

Nicci brach in schallendes Gelächter aus. »Ihre eigenen Schwestern des Lichts? Welche Ironie! Sie riskiert, während die Chimären die Magie ausgesetzt haben, ihr Leben, um hierher zu kommen und Eure wertlose Haut zu retten, und anstatt mit ihr zu fliehen, liefert Ihr sie aus. Wie passend!«

»Das mussten wir doch!«, protestierte Schwester Georgia. »Seine Exzellenz hätte es so gewollt. Unsere Aufgabe ist es, zu dienen. Wir sind nicht so dumm, einen Fluchtversuch zu unternehmen. Wir wissen, was sich für uns geziemt.«

Nicci ließ den Blick über die angespannten Gesichter schweifen, die Gesichter jener Frauen, die dem Licht des Schöpfers die Treue geschworen hatten, diese Schwestern des Lichts, die Hunderte von Jahren in seinem Namen gearbeitet hatten. »Ja, das tut Ihr.«

»Ihr hättet Euch ebenso verhalten«, schnauzte Schwester Aubrey sie an. »Wir mussten so handeln, sonst hätte Seine Exzellenz es an den anderen ausgelassen. Es war unsere Pflicht gegenüber dem Wohl der anderen – und dazu gehört auch Ihr, wie ich hinzufügen möchte. Wir durften nicht einfach an uns selber oder an Ann denken, sondern mussten überlegen, was für alle das Beste ist.«

Nicci spürte, wie die dumpfe Gleichgültigkeit sie zu ersticken drohte. »Schön, dann habt Ihr also die Prälatin verraten.« Nur ein Funken Neugier war ihr noch geblieben. »Aber wie kommt Ihr auf die Idee, dass sie mit Euch für immer hätte entkommen können? Sie muss doch irgendeinen Plan bezüglich der Chimären gehabt haben. Was, glaubte sie, würde geschehen, sobald Jagang erneut Zugang zu Eurem – und ihrem – Verstand bekommen hätte?«

»Seine Exzellenz ist stets mit uns«, beharrte Schwester Aubrey. »Ann wollte uns mit ihren albernen Ideen nur etwas einreden. So dumm sind wir nicht. Und alles Übrige war auch nichts weiter als Trick. Wir waren zu gerissen für sie.«

»Alles Übrige? Wie lautete der Rest des Plans?«

Schwester Georgia machte ihrer Empörung Luft. »Sie hat versucht, uns Dummheiten über irgendwelche Bande zu Lord Rahl einzureden.«

Nicci schloss halb die Augen, ganz darauf konzentriert, gleichmäßig weiterzuatmen. »Bande? Was ist das jetzt wieder für ein Unsinn, den Ihr da redet?«

Schwester Georgia sah Nicci ganz offen in die Augen. »Sie beteuerte beharrlich, wenn wir Richard die Treue schwörten, würde uns das beschützen. Sie behauptete, er sei durch irgendeinen Zauber im Stande, Jagang von unserem Verstand fern zu halten.«

»Wie das?«

Schwester Georgia zuckte mit den Achseln. »Sie behauptete, diese Sache mit den Banden schütze den Verstand der Menschen vor Traumwandlern. Aber so leichtgläubig sind wir nicht.«

Nicci presste ihre Hände auf die Oberschenkel, um ihre Finger ruhig zu halten. »Das verstehe ich nicht. Wie soll denn so was funktionieren?«

»Sie machte eine Andeutung, es sei ein Erbe seiner Vorfahren. Sie behauptete, wir brauchten nichts weiter zu tun, als ihm die Treue zu schwören, und zwar von ganzem Herzen – oder irgend so einen Unfug. Um ehrlich zu sein, es war so lächerlich, dass ich gar nicht richtig hingehört habe. Angeblich sei das auch der Grund, weshalb Jagang nicht in ihren Verstand eindringen kann.«

Es traf Nicci wie ein Schlag. Natürlich…

Sie hatte sich stets gefragt, warum Jagang nicht auch die übrigen Schwestern gefangen nahm. Noch immer gab es viele andere, die in Freiheit lebten und durch diese Bande zu Richard geschützt wurden. Es musste einfach stimmen, denn es klang durchaus logisch. Ihre eigene Anführerin, Schwester Ulicia, und die anderen Ausbilderinnen von Richard waren ebenfalls entkommen. Doch das schien keinen Sinn zu ergeben; sie waren – wie Nicci – Schwestern der Finsternis und hätten Richard die Treue schwören müssen. Ein solches Verhalten war für Nicci unvorstellbar.

Andererseits war Jagang oft nicht im Stande, in Niccis Verstand einzudringen.

»Ihr sagtet, Schwester Alessandra sei verschwunden.«

Schwester Georgia nestelte nervös am Kragen ihres schäbigen Kleides. »Beide sind verschwunden, sie und Ann.«

»Jagang wird sich kaum die Mühe machen, Euch über sein Tun zu unterrichten. Vielleicht hat er sie einfach umbringen lassen.«

Georgias Blick zuckte zu ihren Gefährtinnen hinüber.

»Nun … das wäre möglich. Aber Schwester Alessandra war eine von Euren … eine Schwester der Finsternis. Sie war besorgt um Ann…«

»Wieso wart Ihr nicht um sie besorgt? Ihr seid doch ihre Schwestern.«

Schwester Georgia räusperte sich. »Sie geriet über uns dermaßen in Wut, dass Seine Exzellenz Schwester Alessandra den Auftrag gab, nach ihr zu sehen.«

Nicci konnte sich vorstellen, dass es sich um einen ziemlich heftigen Wutanfall gehandelt haben musste. Aber nach dem Verrat durch ihre eigenen Schwestern war das nur zu gut verständlich. Jagang musste die Frau für so wertvoll gehalten haben, dass er sie am Leben ließ.

»Als wir in die Stadt einmarschierten, wurde Anns Wagen gar nicht mehr gesehen«, fuhr Schwester Georgia fort. »Einer der Fahrer kam schließlich mit blutverschmiertem Schädel zu sich und berichtete, das Letzte, was er gesehen habe, bevor es um ihn dunkel wurde, sei Schwester Alessandra gewesen. Und jetzt sind beide verschwunden.«

Nicci spürte, wie ihre Fingernägel sich in die Handflächen gruben. Sie zwang sich, ihre Fäuste zu entspannen. »Also, Ann hat Euch allen die Freiheit angeboten, und Ihr habt Euch stattdessen entschieden, Euer Sklavendasein fortzusetzen.«

Die drei Frauen reckten die Nasen in die Luft. »Wir haben getan, was für alle das Beste ist«, sagte Schwester Georgia. »Wir sind Schwestern des Lichts. Unsere Pflicht gilt nicht uns selbst, sondern besteht darin, das Leiden anderer zu lindern – nicht, es erst hervorzurufen.«

»Im Übrigen«, setzte Schwester Aubrey hinzu, »können wir nicht erkennen, dass Ihr fortgeht. Wie es scheint, seid Ihr von Zeit zu Zeit von Seiner Exzellenz befreit gewesen, und doch geht Ihr nicht fort.«

Nicci runzelte die Stirn. »Woher wisst Ihr das?«

»Nun, ich, ich meinte…«, stammelte Schwester Aubrey.

Nicci packte die Frau bei der Kehle. »Ich habe Euch etwas gefragt. Antwortet.«

Schwester Aubreys Gesicht lief rot an, als Nicci ihren Griff mit der Kraft ihrer Gabe verstärkte. Die Anstrengung ließ die Sehnen ihres Handgelenks vortreten. Die Augen der Frau wurden rundum weiß, als Nicci begann, ihr mit ihrer Kraft das Leben aus dem Leib zu pressen. Anders als bei Nicci, kontrollierte Jagang ihren Verstand, und es war ihnen untersagt, außer auf seine ausdrückliche Anordnung von ihrer Kraft Gebrauch zu machen.

Schwester Georgia legte sachte eine Hand auf Niccis Unterarm. »Seine Exzellenz hat uns dazu befragt, das ist alles, Schwester. Lasst sie los, ich bitte Euch.«

Nicci gab die Frau frei, richtete ihren wütenden Blick jedoch auf Schwester Georgia. »Euch befragt? Was meint Ihr damit? Was hat er gesagt?«

»Er wollte einfach wissen, ob wir wüssten, warum er gelegentlich von Eurem Verstand ausgesperrt ist.«

»Er hat uns gequält«, sagte Schwester Rochelle. »Er hat uns mit seinen Fragen gequält, weil wir keine Antwort wussten. Wir verstehen das alles nicht.«

Nicci dagegen begriff zum allerersten Mal.

Schwester Aubrey rieb sich den Hals. »Was ist so Besonderes an Euch, Schwester Nicci? Warum interessiert sich Seine Exzellenz so sehr für Euch? Wie kommt es, dass Ihr ihm widerstehen könnt?«

Nicci machte kehrt und wandte sich zum Gehen. »Vielen Dank für Eure Hilfe, Schwestern.«

»Wenn Ihr Euch von ihm befreien könnt, warum geht Ihr dann nicht fort?«, rief Schwester Georgia ihr nach.

An der Tür drehte Nicci sich um. »Es macht mir Spaß zu sehen, wie Jagang Euch Hexen des Lichts quält. Ich bleibe hier, damit ich dabei zusehen kann.«

Ihre Unverschämtheit ließ sie ungerührt – sie waren daran gewöhnt.

»Schwester Nicci«, sagte Rochelle und strich sich das widerspenstige Haar aus der Stirn. »Was habt Ihr eigentlich angestellt, dass Seine Exzellenz so wütend ist?«

»Was? Ach, das. Nichts von Bedeutung. Ich habe Commander Kardeef von den Soldaten an eine Stange binden und über einem Feuer rösten lassen.«

Den dreien verschlug es den Atem, während sie sich wie ein Mann strafften. Sie erinnerten Nicci an drei Eulen auf einem Ast.

Schwester Georgia fixierte Nicci mit grimmigem, zornentbranntem Blick, ein seltenes Aufflackern der Autorität ihres höheren Alters.

»Ihr verdient alles, was Jagang Euch antut, Schwester – und was Euch der Hüter antun wird.«

Lächelnd erwiderte Nicci: »Ja, das ist wahr.« Dann zog sie den Kopf ein und verschwand durch die Zeltöffnung.

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