62

Als sie merkte, dass sie die entfernten Schreie nicht mehr hörte, setzte Kahlan sich auf. Bis zur Morgendämmerung waren es noch mehrere Stunden; vielleicht hatte sein Herz unerwartet ausgesetzt.

Nein, Cara war eine Mord-Sith und bestens ausgebildet in dem, was Mord-Sith taten.

Manchmal – während sie, auf die schauderhaften Schreie lauschend, in voller Kleidung auf ihrem Bett gelegen, sich nach Verna gesehnt und Warren vermisst hatte – war ihr, immer wenn sie daran dachte, dass auch Richard einst dem Strafer einer Mord-Sith ausgesetzt gewesen war, der Schweiß auf die Stirn getreten.

Um die ungeladenen schauderhaften Bilder zu verbannen, die sich immer wieder in ihre Gedanken drängten, hob sie den Blick und betrachtete Seele . Die an der Firststange des Zeltes hängende Lampe tauchte die Schnitzerei in ein warmes Licht und betonte die anmutigen Linien ihres fließenden Gewandes, die zu Fäusten geballten Hände, den zurückgeworfenen Kopf. Wie oft Kahlan die Statue auch betrachtete, sie wurde ihrer niemals überdrüssig; stets war sie aufs Neue begeistert.

Richard hatte diese Betrachtungsweise des Lebens der grauenhaften Verbitterung vorgezogen, der er leicht hätte verfallen können. Wenn er an dieser Verbitterung festgehalten hätte, hätte ihn das lediglich der Fähigkeit beraubt, Glück zu empfinden.

Kahlan vernahm draußen einen Tumult. Sie wollte gerade aufspringen, als Cara ihren Kopf zur Zeltöffnung hereinsteckte, die Kahlan offen gelassen hatte. Die blauen Augen der Mord-Sith waren erfüllt von tödlichem Zorn. Sie trat, den jungen Burschen an den Haaren hinter sich herschleifend, ins Zelt. Vom Blut in seinen Augen geblendet, schüttelte er sich wild blinzelnd.

Cara versetzte ihm zähneknirschend einen Stoß, woraufhin er in den Staub zu Kahlans Füßen fiel.

»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Kahlan.

Der Blick in Caras Augen offenbarte eine Frau, die kurz davor stand, ihrem Zorn freien Lauf zu lassen, die Beherrschung zu verlieren und die Grenze dessen zu überschreiten, was gerade noch als menschlich galt. Sie war im Begriff, in eine andere Welt hinüber zugleiten: in die Welt wahnsinniger Raserei.

Cara ließ sich auf die Knie hinunter und packte den jungen Kerl bei den Haaren. Sie riss ihn wieder auf die Füße, hielt ihn gegen ihren Körper und presste ihm ihren Strafer an den Hals. Er würgte und hustete. Aus seinem Mund quoll blutiger Schaum.

»Sag es ihr«, knurrte Cara.

Er breitete kapitulierend die Arme aus. »Ich kenne ihn! Ich kenne ihn!«

Stirnrunzelnd blickte Kahlan auf Caras verängstigtes Opfer hinab. »Wen kennst du?«

»Richard Cypher! Ich kenne Richard Cypher! – Und seine Frau, Nicci.«

Kahlan war, als ob die Welt um sie herum einstürzte. Das Gewicht dieser Welt ließ sie auf die Knie sinken.

»Wie heißt du?«

»Gadi! Ich heiße Gadi!«

Cara presste ihm den Strafer in den Rücken, was ihn veranlasste, einen unkontrollierten Schrei auszustoßen. Sie schmetterte ihn mit dem Gesicht auf den Boden.

Kahlan hob abwehrend die Hand. »So wartet doch, Cara … wir müssen mit ihm sprechen.«

»Ich weiß. Ich wollte nur sichergehen, dass er das auch wirklich möchte.«

So wie jetzt, so vollkommen enthemmt, hatte Kahlan Cara noch nie erlebt. Es ging bei weitem über das hinaus, worum Verna sie gebeten hatte; für Cara war dies etwas Persönliches. Warren war ein Mensch gewesen, den sie mochte, Richard aber war ihr Leben, und das war Gadis Pech.

Die Mord-Sith riss ihn abermals in eine aufrechte Haltung. Um seine gebrochene Nase bildeten sich rötliche Blasen. Wenn das Licht genau im richtigen Winkel auf Cara fiel, konnte Kahlan das Blut auf ihrem roten Lederanzug glänzen sehen.

»So. Und jetzt will ich, dass du der Mutter Konfessor alles erzählst.«

Cara hatte den Befehl noch nicht ganz ausgesprochen, da nickte er bereits tränenüberströmt.

»Ich hab dort gewohnt – da, wo sie eingezogen sind. Ich hab dort gewohnt, wo Richard und seine Frau…«

»Nicci«, verbesserte Kahlan.

»Ja, Nicci.« Er begriff nicht, was sie meinte. »Sie sind in ein Zimmer in unserem Wohnhaus gezogen. Meine Freunde und ich mochten ihn nicht. Dann fingen Kamil und Nabbi an, sich mit ihm zu unterhalten. Schließlich begannen sie ihn zu mögen. Ich war wütend…«

Er verfiel in ein derartiges Geplärr, dass er nicht zu Ende sprechen konnte. Kahlan packte sein blutverschmiertes Kinn und rüttelte sein Gesicht.

»Red schon! Oder ich sage Cara, dass sie ihre Arbeit wieder aufnehmen soll!«

»Ich weiß doch nicht, was ich sagen soll, was Ihr hören wollt«, schluchzte er.

»Alles, was du über ihn und Nicci weißt. Alles!«, schrie Kahlan wenige Zoll vor seinem Gesicht.

»Erzähl ihr die ganze Geschichte«, sagte Cara ihm ins Ohr, als sie ihn wieder auf die Füße zog.

Kahlan folgte seiner Bewegung, aus Angst, eines seiner kostbaren Worte könnte ihr entgehen.

»Richard brachte die Leute dazu, das Haus in Ordnung zu bringen. Er arbeitet für Ishaq, in dessen Fuhrunternehmen. Wenn er abends nach Hause kam, hat er meist irgendwas repariert. Er hat Kamil und Nabbi gezeigt, wie man das macht. Ich konnte ihn nicht ausstehen.«

»Du konntest ihn nicht ausstehen, weil er alles zum Besseren gewendet hat?«

»Er machte Kamil und die anderen glauben, sie könnten die Dinge selbst in die Hand nehmen, aber das können sie nicht – niemand kann die Dinge selbst in die Hand nehmen. Das ist ein schrecklicher Irrtum. Die Menschen brauchen die Hilfe derer, die die Fähigkeit dazu besitzen. Dazu sind sie verpflichtet. Richard hätte manches zum Besseren wenden sollen, denn er war dazu im Stande – aber er hätte Kamil und Nabbi und den anderen nicht einreden dürfen, dass sie ihr Leben aus eigener Kraft ändern können. Das kann niemand. Was die Menschen brauchen, ist Hilfe, nicht dass ihnen jemand diese herzlosen und gefühllosen Hoffnungen macht.

Ich fand heraus, dass Richard nachts arbeitete. Er unternahm zusätzliche Fuhren für irgendwelche habgierigen Kerle und verdiente damit Geld, das er nicht hätte verdienen dürfen.

Dann, eines Abends, saß ich auf der Treppe und bekam mit, wie Nicci wütend auf Richard wurde. Sie kam heraus zu mir an die Treppe und bat mich, mit ihr ins Bett zu steigen. Frauen sind immer scharf auf mich. Sie war eine Nutte – nicht besser als all die anderen –, trotz ihres ganzen Gehabes. Sie meinte zu mir, Richard sei nicht Manns genug, sie flachzulegen, und wollte, dass ich es mit ihr mache, weil er sich weigerte.

Da hab ich es ihr richtig besorgt – genau wie sie es wollte. Ich hab’s der Hure richtig besorgt und ihr dabei ordentlich wehgetan, wie sie es nicht anders verdient…«

Kahlan rammte ihm ihr Knie mit all ihrer Kraft in den Unterleib. Gadi klappte zusammen und bekam keine Luft mehr. Er verdrehte die Augen und schlug hart auf den Boden.

Cara lächelte. »Dachte ich mir schon, dass Euch der Teil besonders gut gefallen würde.«

Kahlan wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Es war nicht Richard. Ich wusste, dass es nicht Richard war. Es war dieses Schwein hier.«

Als er wieder zu sich kam, trat Kahlan ihm in die Rippen, und er stieß einen Schrei aus. Auf einen ungeduldigen Wink von ihr packte Cara ihn bei den Haaren und riss ihn auf die Füße.

»Erzähl deine Geschichte zu Ende«, befahl Kahlan in eiskaltem Zorn.

Er hustete und keuchte und sabberte. Cara musste ihn stützen. Sie bog ihm die Arme auf den Rücken, damit er sich nicht den Unterleib halten konnte. Die Schmerzen standen ihm deutlich in sein verzerrtes Gesicht geschrieben.

»Rede, oder ich mache das noch mal!«

»Bitte! Ich wollte es Euch ja gerade sagen, als Ihr mich daran gehindert habt.«

»Red endlich weiter!«

Er nickte wie von Sinnen. »Als ich fertig war mit dieser Hure … also, als ich von Nicci fortging, haben Kamil und Nabbi vollkommen verrückt gespielt.«

Kahlan bog sein Kinn nach oben. »Was soll das heißen, sie haben verrückt gespielt?«

»Sie waren verrückt vor Wut, weil ich mit Richards Frau zusammen gewesen war. Sie wollten mir etwas antun, mich verletzen. Also beschloss ich, mich zur Armee zu melden und für den Orden gegen die Heiden zu kämpfen, und…«

Kahlan wartete. Sie sah kurz hoch zu Cara. Die Mord-Sith tat etwas hinter Gadis Rücken, das ihn aufschreien ließ.

»Und dann habe ich Richards Namen gemeldet!«

»Was hast du getan?«

»Bevor ich die Stadt verließ, hab ich seinen Namen gemeldet. Ich hab den Stadtwachen im Büro von Protektor Muksin erzählt, dass Richard irgendwelche krummen Sachen macht, dass er den Werktätigen die Arbeit stiehlt – und mehr Geld verdient, als ihm von Rechts wegen zusteht.«

Kahlan runzelte die Stirn. »Was bedeutet das? Was geschieht, wenn man einen Namen meldet?«

Gadi zitterte vor Angst, er wollte ganz offensichtlich nicht darauf antworten. Cara presste ihm den Strafer in die Seite. Blut sickerte an seinem durchgeschwitzten Hemd herab. Er versuchte es, bekam aber keine Luft. Sein aschfahles Gesicht begann sich bläulich zu verfärben.

»Sag es ihr«, kommandierte Cara kalt.

Gadi schnappte einmal kurz nach Luft, als sie den Druck verminderte. »Man wird verhaftet. Und … gezwungen … ein Geständnis abzulegen.«

»Geständnis?«, fragte Kahlan, die Angst davor hatte, die Antwort zu hören.

Widerwillig nickte Gadi. »Höchstwahrscheinlich wird man ein Geständnis aus ihm herausfoltern. Vielleicht – wenn er etwas wirkliches Schlimmes gesteht – hängt man seine Leiche auch an einen Pfahl und lässt seine Knochen von den Vögeln sauber picken.«

Kahlan konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und glaubte, sich übergeben zu müssen. Die Welt drehte sich um sie herum.

Sie trat den Korb mit den Karten um und wühlte hastig in den Kartenrollen, bis sie gefunden hatte, was sie suchte. Dann nahm sie einen Federkiel und ein Tintenfass aus ihrem Futteral, stellte die Figur der Seele auf den Boden und breitete die kleine Karte über den Tisch.

»Komm her«, befahl Kahlan und deutete dabei Finger schnippend vor dem Tisch auf den Boden. Nachdem er herangerutscht war, drückte sie ihm die Feder in seine zitternden Finger.

»Wir befinden uns hier. Zeig mir, wo du mit der Armee des Ordens entlangmarschiert bist.«

Er zeigte auf die Karte. »An diesem Fluss entlang. Nach einer kurzen Ausbildung kam ich mit Truppenverstärkungen aus der Alten Welt hierher. Wir stießen zur Streitmacht des Kaisers und rückten dann den ganzen Sommer über an diesem Fluss entlang weiter vor.«

Kahlan zeigte auf die Alte Welt. »Und jetzt möchte ich, dass du die Stelle einzeichnest, wo du gewohnt hast.«

»In Altur’Rang. Da ist es, hier.«

Sie beobachtete ihn, wie er die Feder eintauchte und den Punkt sowie den Namen Altur’Rang tief unten im Süden einkreiste – mitten im Herzen der Alten Welt.

»So«, sagte sie, »und jetzt zeichnest du die Straßen ein, auf denen du die Alte Welt durchquert hast – mitsamt allen Städten und Ortschaften, durch die du dabei gekommen bist.«

Cara und Kahlan sahen zu, wie Gadi Straßen markierte und eine Reihe von Städten und Ortschaften mit einem Kreis versah. Warren und die Schwestern stammten aus der Alten Welt; sie waren mit den örtlichen Gegebenheiten recht gut vertraut, was es ihnen ermöglicht hatte, detaillierte Karten zu erstellen.

Als er fertig war, sah Gadi auf.

Kahlan drehte die Karte um. »Zeichne einen Plan von der Stadt Altur’Rang. Ich möchte sehen, wie die Hauptverkehrsstraßen verlaufen – alles, was du darüber weißt.«

Gadi machte sich augenblicklich daran, die Karte für sie zu zeichnen. Als er fertig war, hob er abermals den Kopf.

»Und jetzt zeig mir, wo sich dieses Zimmer befindet, in dem Richard wohnt.«

Gadi markierte die Stelle mit einem Kreuz auf der Karte. »Aber ich weiß nicht, ob er noch dort sein wird. Eine Menge Leute melden die Namen von Personen, die der Vergehen gegen ihre Mitmenschen verdächtigt werden. Wenn sie seinen Namen aufgenommen und ihn verhaftet haben … die Ordensbrüder könnten eine Buße verhängen oder ihn vielleicht sogar verhören und anschließend seine Hinrichtung anordnen.«

»Die Ordensbrüder?«, unterbrach ihn Kahlan.

Gadi nickte. »Bruder Narev und seine Jünger. Sie stehen an der Spitze der Bruderschaft des Ordens. Bruder Narev ist unser geistiger Führer. Er und die Ordensbrüder bilden das Herz des Ordens.«

»Wie sehen sie aus?«, fragte Kahlan, deren Gedanken bereits weit vorauseilten.

»Die Brüder tragen dunkle Gewänder mit Kapuzen. Es sind ganz einfache Männer, die den Annehmlichkeiten des Lebens abgeschworen haben, um dem Willen des Schöpfers und den Bedürfnissen der Menschheit zu dienen. Bruder Narev steht dem Schöpfer näher als jeder andere lebende Mensch. Er ist der Retter der Menschheit.«

Es war nicht zu übersehen, dass Gadi eine heilige Ehrfurcht vor diesem Mann empfand. Kahlan hörte zu, während Gadi ihr alles, was er wusste, über die Bruderschaft des Ordens, über die Ordensbrüder und insbesondere über Bruder Narev erzählte.

Zitternd hockte Gadi in der Stille, nachdem er geendet hatte. Kahlan schaute nicht ihn an, sondern hatte den Blick starr in die Ferne gerichtet.

»Wie sah Richard aus?«, fragte sie ihn mit entrückter Stimme. »Ging es ihm gut? Machte er einen gesunden Eindruck?«

»Ja. Er ist wohl genährt und kräftig. Bei einigen Narren ist er ziemlich beliebt.«

Kahlan wirbelte herum und schlug ihm den Handballen so fest ins Gesicht, dass es ihn von den Füßen riss.

»Schafft ihn hier raus«, sagte sie an Cara gewandt.

»Aber jetzt müsst Ihr mir Gnade erweisen! Ich habe Euch alles erzählt, was Ihr wissen wolltet!« Er brach in Tränen aus. »Ihr müsst mir Gnade erweisen!«

»Ihr habt noch eine Arbeit, die Ihr zu Ende bringen müsst«, war alles was Kahlan zu Cara sagte.


Kahlan schlug die Zeltöffnung zurück und spähte hinein. Schwester Dulcinia schnarchte leise, doch Holly hob den Kopf.

Dem Mädchen kamen die Tränen, als es flehentlich die Arme ausstreckte. Kahlan ließ sich neben der Kleinen auf die Knie hinunter, beugte sich über sie und nahm sie in die Arme. Holly fing an zu weinen.

Schwester Dulcinia schreckte mit einem Schnaufen aus dem Schlaf. »Mutter Konfessor!«

Kahlan legte der Schwester eine Hand auf den Arm. »Es ist spät. Warum geht Ihr nicht ein wenig schlafen, Schwester?«

Schwester Dulcinia erklärte sich lächelnd einverstanden und erhob sich dann vor Anstrengung stöhnend in dem niedrigen Zelt. In der Ferne, auf der anderen Seite des Feldlagers, konnte Kahlan Gadis schauderhafte Schreie hören.

Kahlan strich Holly das Haar aus der Stirn und gab ihr auf die Stelle einen Kuss. »Wie geht es dir, mein Kleines?«

»Ach, es war fürchterlich, Mutter Konfessor. Zauberer Warren wurde verletzt. Ich habe es selbst gesehen.«

Kahlan nahm sie in die Arme, als sie abermals zu weinen anfing. »Ich weiß. Ich weiß.«

»Ist er wieder gesund? Ist er geheilt, so wie man mich geheilt hat?«

Kahlan legte ihr die Hand auf ihre kleine Wange und wischte ihr mit dem Daumen eine Träne ab. »Es tut mir Leid, Holly, aber Warren ist gestorben.«

»Er hätte nicht versuchen dürfen, mich zu retten. Ich bin schuld, dass er tot ist!«, schluchzte Holly.

»Nein«, versuchte Kahlan sie zu besänftigen. »So war das ganz und gar nicht. Warren hat sein Leben für uns alle hergegeben. Was er getan hat, tat er aus seiner Liebe zum Leben. Er wollte nicht, dass das Böse frei unter den Menschen umgeht, die er liebt.«

»Meinst du wirklich?«

»Selbstverständlich tue ich das. Behalte ihn für seine Liebe zum Leben im Gedächtnis, und dafür, wie sehr er sich gewünscht hat, dass seine Lieben ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit leben können.«

»Er hat auf seiner Hochzeit mit mir getanzt. Ich fand, er war der bestaussehende Bräutigam, den man sich nur vorstellen kann.«

»Er war wirklich ein sehr gut aussehender Bräutigam«, bestätigte Kahlan lächelnd, als sie sich daran erinnerte. »Er war einer der rechtschaffensten Männer, die ich je kannte, und er hat sein Leben dafür geopfert, unsere Freiheit zu bewahren. Und wir werden sein Opfer würdigen, indem wir unser Leben so erfüllt wie möglich leben.«

Kahlan machte Anstalten, sich zu erheben, aber Holly drückte sie nur umso fester an sich, sodass Kahlan sich neben sie legte. Sie strich Holly über die Stirn und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

»Werdet Ihr bei mir bleiben, Mutter Konfessor? Bitte?«

»Ein Weilchen noch, Liebes.«

Eng an Kahlan geschmiegt schlief Holly ein. Kahlan weinte bittere Tränen der Verzweiflung über dem schlafenden Mädchen, einem Mädchen, das ein Recht auf ein eigenes Leben hatte. Aber andere trachteten danach, es ihr mit vorgehaltener Klinge zu rauben.

Nachdem sie endlich einen Entschluss gefasst hatte, was sie tun musste, schlüpfte Kahlan lautlos aus dem Zelt und ging ihre Sachen packen.


Es wurde gerade hell, als Kahlan aus ihrem Zelt hervorkam, ihr Bettzeug, die Satteltaschen, das d’Haranische Schwert, das Schwert der Wahrheit, die Lederrüstung und den Rucksack mit ihren übrigen Sachen in den Händen. Seele lag sicher eingewickelt in ihrem Schlafzeug.

Gerade setzte ein leichter Schneefall ein, so als wollte er dem stillen Lager verkünden, dass der Winter in den nördlichen Midlands angekommen sei.

Alles schien sich dem Ende zuzuneigen. Es war nicht allein Warrens Tod, der ihr diese Gewissheit gab, eher noch die Vergeblichkeit, zu dessen Symbol er geworden war. Sie vermochte sich nicht länger selbst zu täuschen: Die Wahrheit war die Wahrheit, Richard hatte Recht.

Alles würde an die Imperiale Ordnung fallen. Früher oder später würde man sie gefangen nehmen und töten, zusammen mit all den Menschen, die an ihrer Seite kämpften. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie die gesamte Neue Welt unterjocht haben würden; und ein großer Teil der Midlands befand sich bereits in ihrer Hand. Manche Länder hatten sich freiwillig aufgegeben. Es war unmöglich, einer Streitmacht von ihren überwältigenden Ausmaßen, mit ihren erschreckenden Drohungen oder ihren verlockenden Versprechungen zu widerstehen.

Das hatte sogar Warren mit seinen letzen Worten bis zu einem gewissen Grad bestätigt: Richard hatte Recht.

Sie hatte geglaubt, etwas bewirken zu können, sie hatte geglaubt, die heranstürmenden Horden zurücktreiben zu können – falls nötig, allein kraft ihres Willens. Doch das war nichts als Hochmut ihrerseits gewesen. Die Streitkräfte des Friedens waren zum Untergang verdammt.

Viele Menschen in den gefallenen Ländern hatten dem Orden der Imperialen Ordnung Glauben geschenkt – um den Preis ihrer Freiheit.

Was blieb ihr noch? Flucht. Rückzug. Schreckensherrschaft. Tod.

Im Grunde hatte sie nichts mehr zu verlieren. Längst war nahezu alles verloren oder würde es zumindest bald sein. Solange sie noch am Leben war, würde sie Gebrauch davon machen.

Sie würde bis in das Herz der Imperialen Ordnung vordringen.

»Was tut Ihr da?«

Kahlan wirbelte herum und sah, wie Cara sie stirnrunzelnd musterte.

»Cara, ich … ich gehe fort.«

Cara nickte einmal knapp. »Gut. Ich denke auch, es ist an der Zeit. Ich werde nicht lange brauchen, um meine Sachen zusammenzupacken. Holt Ihr die Pferde, dann treffe ich Euch…«

»Nein. Ich gehe allein fort. Ihr werdet hier bleiben.«

Cara strich sich über den langen blonden Zopf, der vorne über ihre Schulter hing. »Warum wollt Ihr fortgehen?«

»Hier gibt es für mich nichts mehr zu tun – ich kann nichts mehr bewirken. Ich werde mein Schwert ins Herz des Ordens stoßen: in Bruder Narev und seine Jünger. Das ist meine einzige Möglichkeit, mich gegen sie zur Wehr zu setzen.«

Cara lächelte. »Und Ihr glaubt wirklich, ich will hier zurückbleiben?«

»Ihr werdet hier bleiben, wo Ihr hingehört … zu Benjamin.«

»Tut mir Leid, Mutter Konfessor«, erwiderte Cara liebevoll, »aber einen solchen Befehl kann ich unmöglich befolgen. Ich bin eine Mord-Sith. Ich habe bei meinem Leben geschworen, Lord Rahl zu beschützen, und ich habe Lord Rahl versprochen, Euch zu beschützen – und nicht, hier zu bleiben und mit Benjamin herumzuknutschen.«

»Cara, ich möchte, dass Ihr hier bleibt…«

»Mein Leben gehört mir. Wenn dies das Ende ist und nichts weiter folgen soll, dann möchte ich mit dem Rest meines Lebens das tun, was immer ich tun will. Ich muss mein Leben selbst in die Hand nehmen, das könnt Ihr mir nicht abnehmen. Ich komme mit, und das ist mein letztes Wort.«

Kahlan konnte es Cara an den Augen ablesen. Sie glaubte nicht, dass sie Cara jemals so gefühlsgeladen über ihre Wünsche hatte sprechen hören. Es war in der Tat ihr Leben, zumal Cara wusste, wohin es Kahlan zog. Ginge Kahlan ohne sie fort, würde Cara ihr einfach folgen. Eine Mord-Sith zum Befolgen von Befehlen zu bewegen – das war oft schwieriger, als einen Sack Flöhe zu hüten.

»Ihr habt Recht, Cara; es ist Euer Leben. Aber sobald wir in die Alte Welt gelangen, werdet Ihr Euch anders kleiden müssen, um zu verbergen, wer Ihr seid. Ein roter Lederanzug wäre in der Alten Welt unser Ende.«

»Ich werde tun, was immer ich tun muss, um Euch und Lord Rahl zu beschützen.«

Endlich konnte Kahlan sich ein Lächeln abringen. »Das glaube ich Euch, Cara.«

Cara gelang dies jedoch nicht, woraufhin auch Kahlans Lächeln erlosch.

»Es tut mir Leid, dass ich versucht habe, ohne Euch fortzugehen, Cara. Ich hätte es nicht auf diese Weise tun sollen. Ihr seid eine Schwester des Strafers, ich hätte mit Euch darüber sprechen sollen. Das wäre die richtige Art gewesen, jemanden zu behandeln, den man respektiert.«

Schließlich lächelte auch Cara. »Endlich kommt Ihr zur Vernunft.«

»Es ist möglich, dass wir nicht lebend wiederkommen.«

Cara zuckte mit den Achseln. »Glaubt Ihr denn, wir könnten unseres Lebens froh werden, wenn wir hier blieben? Ich denke, wenn wir bleiben, erwartet uns der sichere Tod.«

Kahlan nickte. »Genau das denke ich auch. Deswegen muss ich fort.«

»Ich hatte nicht die Absicht, mit Euch zu streiten.«

Kahlan blickte hinaus in das Schneetreiben. Vor dem letzten Wintereinbruch hatten sie und Cara gerade noch rechtzeitig fliehen können.

Kahlan wappnete sich, bevor sie die Frage stellte: »Glaubt Ihr wirklich, dass Richard noch lebt, Cara?«

»Selbstverständlich lebt Lord Rahl noch.« Cara hielt ihren Strafer in die Höhe und ließ ihn durch die Finger rollen. »Habt Ihr schon vergessen?«

Und dann fiel es ihr wieder ein: Der Strafer funktionierte nur, wenn der Lord Rahl, dem sie verschworen war, noch lebte.

Kahlan übergab Cara einen Teil ihrer Last. »Gadi?«

»Er starb, wie Verna es gewünscht hat. Sie hat bei ihm keine Gnade walten lassen.«

»Gut. Gnade gegenüber den Schuldigen ist Verrat an den Unschuldigen.«


Es war kurz nach dem Hellwerden, als Kahlan bei Zedds Zelt anlangte. Cara war die Pferde holen und Vorräte besorgen gegangen.

Auf ihr Rufen hin bat Zedd Kahlan einzutreten. Er erhob sich von der Bank, auf der er neben Adie, der alten Hexenmeisterin, saß.

»Kahlan. Was gibt es?«

»Ich bin gekommen, um mich von dir zu verabschieden.«

Zedds Augen war keinerlei Überraschung anzumerken. »Warum bleibst du nicht und ruhst dich etwas aus? Und brichst erst morgen auf?«

»Es gibt kein Morgen mehr. Der Winter hat uns wieder einmal eingeholt. Wenn ich tun will, was ich tun muss, darf ich keinen Tag mehr vergeuden.«

Zedd fasste sie sachte bei den Schultern. »Warren wollte dich unbedingt sehen, Kahlan. Er hatte das Gefühl, dir sagen zu müssen, dass Richard Recht hat. Es bedeutete ihm viel, dass du das weißt. Richard hat uns erklärt, dass du das Herz des Ordens nicht angreifen darfst, bevor sich die Menschen ihm bewiesen haben, da sonst alles verloren wäre; das ist heute noch unwahrscheinlicher als an dem Tag, als er es sagte.«

»Vielleicht wollte Warren aber auch sagen, dass Richard Recht hat und wir die Neue Welt ohnehin an die Imperiale Ordnung verlieren werden, weshalb sollten wir dann noch hier ausharren? Vielleicht war es Warrens Art, mir zu sagen, dass ich Richard aufsuchen soll, bevor er oder ich sterben und es für jeden Versuch zu spät ist.«

»Und Nicci?«

»Das werde ich herausfinden, sobald ich dort eintreffe.«

»Aber du kannst doch unmöglich hoffen…«

»Was bleibt mir denn sonst noch, Zedd? Soll ich der Eroberung der Midlands tatenlos zusehen? Soll es mein größter Wunsch sein, den Rest meiner Tage auf der Flucht zu verbringen oder als Einsiedlerin zu leben, die sich jeden Tag vor dem Zugriff der Imperialen Ordnung verstecken muss?

Selbst wenn Warren es nicht gesagt hätte – und so sehr ich mir auch wünsche, es wäre anders –, mittlerweile ist mir klar geworden, dass Richard Recht hat. Die Imperiale Ordnung wird nur diesen einen Winter über festsitzen, während wir den Menschen helfen, Aydindril zu verlassen. Im Frühjahr wird der Feind in Massen in meine Stadt einfallen, um anschließend seine Hände nach D’Hara auszustrecken. Es wird keinen Ort mehr geben, wo man Zuflucht finden kann. Eine Zeit lang können die Menschen zwar fliehen, letztendlich aber wird die Imperiale Ordnung sie unterjochen.

Ich habe keine Zukunft mehr. Richard hatte Recht. Das Mindeste, was ich tun kann, ist, den Rest meiner Tage für mich und Richard zu leben. Etwas anderes bleibt mir nicht mehr, Zedd.«

Ihm traten Tränen in die Augen. »Ich werde dich so vermissen. Du hast die guten Erinnerungen an meine Tochter zurückgebracht und mir so viele gute Zeiten beschert.«

Kahlan schlang ihre Arme um ihn. »Ach Zedd, ich liebe dich.«

Dann konnte sie ihre Tränen selber nicht mehr zurückhalten. Sie war alles, was er noch hatte, und jetzt würde er auch sie verlieren.

Nein – das stimmte nicht. Kahlan löste sich von ihm.

»Auch für dich ist der Zeitpunkt gekommen, von hier fortzugehen, Zedd. Du musst die Burg aufsuchen und sie beschützen.«

Er nickte unter größtem Widerwillen und mit tiefer Traurigkeit. »Ich weiß.«

Kahlan kniete vor der Hexenmeisterin nieder und ergriff ihre Hand. »Adie, wirst du ihn begleiten und ihm Gesellschaft leisten?«

Ein zauberhaftes Lächeln ging über das verwitterte Gesicht der alten Frau. »Nun, ich…« Sie schaute hoch. »Zedd?«

Zedd zog ein mürrisches Gesicht. »Verdammt, jetzt hast du mir die Überraschung verdorben, sie einzuladen.«

Kahlan versetzte ihm einen spielerischen Schlag gegen das Bein. »Hör auf, in Anwesenheit von Damen herumzufluchen – und sei nicht immer so griesgrämig. Ich wüsste einfach gerne, dass du dort oben nicht allein bist.«

Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.

»Selbstverständlich wird Adie mich auf die Burg begleiten.«

Jetzt war es an Adie, ein finsteres Gesicht zu ziehen. »Woher willst du das wissen, alter Mann? Du hast mich nie gefragt, ob ich einverstanden bin. Also, ich hätte nicht übel Lust…«

»Bitte, hört doch auf«, unterbrach Kahlan. »Alle beide. Die Sache ist zu wichtig, um sich deswegen zu streiten.«

»Ich kann mich doch wohl streiten, wenn mir danach ist«, protestierte Zedd.

»Das stimmt.« Adie drohte mit einem dürren Finger. »Wir sind alt genug, um uns zu streiten, wann immer wir wollen.«

Kahlan musste trotz ihrer Tränen lächeln. »Natürlich dürft ihr das. Es ist nur so, dass nach der Geschichte mit Warren … es erinnert mich einfach daran, wie ungern ich es sehe, wenn Menschen ihr Leben für Dinge verschwenden, die nicht wirklich wichtig sind.«

Jetzt wurde Zedds Miene wirklich ärgerlich. »Wenn du nicht weißt, wie wichtig Streiten ist, dann hast du noch einiges zu lernen, meine Liebe.«

»Das stimmt«, bestätigte Adie. »Streiten hält die Sinne wach. Wenn man alt wird, ist es wichtig, dass die Sinne wach bleiben.«

»Adie hat vollkommen Recht«, meinte Zedd. »Also, ich denke…«

Kahlan brachte ihn mit einer Umarmung zum Schweigen, der auch Adie sich anschloss.

»Bist du dir dessen wirklich sicher, meine Liebe?«, fragte Zedd, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten.

»Bin ich. Ich werde mein Schwert in den Leib der Imperialen Ordnung bohren.«

Nickend zog Zedd ihren Kopf heran und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

»Wenn du unbedingt fortgehen willst, dann reite schneller und schlage fester zu.«

»Genau das war auch mein Gedanke«, sagte Cara, die soeben ins Zelt trat.

Kahlan fand, dass Caras blaue Augen ein wenig feuchter aussahen als sonst. »Geht es Euch gut, Cara?«

Cara runzelte die Stirn. »Was wollt Ihr damit sagen?«

»Ach, nichts«, erwiderte Kahlan.

»General Meiffert hat uns die sechs schnellsten Pferde besorgt, die er auftreiben konnte.« Die Aussicht ließ Cara freudig strahlen. »Wir werden frische Tiere mitführen und sehr schnell vorankommen. All unsere Vorräte sind aufgeladen.

Wenn wir jetzt sofort aufbrechen, sollten wir dem Winter knapp entgehen können. Wir haben die Karte, daher können wir uns von den Marschrouten, die die Ordenstruppen benutzen, und den am dichtesten besiedelten Gebieten fern halten. Dort unten gibt es gute Straßen, und das Gelände ist nicht schwierig. Wenn wir scharf reiten, können wir es meiner Meinung nach in wenigen Wochen schaffen. Längstenfalls in einem Monat.«

Zedds Gesicht legte sich besorgt in Falten. »Aber der Orden kontrolliert weite Teile der südlichen Midlands. Das ist jetzt gefährliches Gebiet.«

»Ich weiß einen besseren Weg.« Cara ließ ein listiges Lächeln sehen. »Wir werden dort entlangreiten, wo ich das Gelände kenne – durch D’Hara. Wir werden von hier aus nach Osten aufbrechen, das Gebirge überqueren und anschließend in südlicher Richtung quer durch D’Hara reiten – durch größtenteils völlig offenes Gelände, wo wir schnell vorankommen –, dann durch die Azrith-Ebene, um schließlich weit unten im Süden dem Lauf des Kern zu folgen. Sobald das Flusstal das Gebirge verlässt, biegen wir nach Südosten ab, in das Herz der Alten Welt.«

Nickend bekundete Zedd sein Einverständnis mit dem Plan. Kahlan legte liebevoll ihre Finger um den dürren Arm des alten Zauberers.

»Wann wirst du zur Burg hinaufgehen?«

»Adie und ich werden noch heute früh aufbrechen. Ich halte es für das Beste, wenn wir hier nicht länger unsere Zeit vergeuden. Wir werden die Angelegenheiten der Armee noch heute mit den Offizieren und den Schwestern klären. Ich denke, sobald die Bevölkerung Aydindril verlassen hat und die Schneefälle rasch genug zunehmen, um zu gewährleisten, dass die Imperiale Ordnung sich vor dem Frühling nicht von der Stelle rühren kann, sollten unsere Männer mit dem heimlichen Abmarsch von hier beginnen, das Gebirge überqueren und sich in das sichere D’Hara begeben. Im Winter werden sie nur langsam vorankommen, aber da sie unterwegs nicht zu kämpfen brauchen, wird es nicht so mühsam werden, wie es sonst der Fall wäre.«

»Das wäre das Beste«, stimmte Kahlan zu. »Damit wären unsere Männer erst einmal in Sicherheit.«

»Sie werden auf mich als ihre Magie gegen die Magie verzichten müssen, aber dafür stehen ihnen Verna und ihre Schwestern zur Verfügung. Mittlerweile sind ihre Kenntnisse groß genug, um die Armee auch weiter vor Magie zu schützen.«

Wenigstens eine Weile. Die Worte hingen unausgesprochen in der Luft.

»Ich möchte Verna noch sehen, bevor ich aufbreche«, sagte Kahlan. »Ich denke, es wird ihr gut tun, sich um andere Menschen sorgen zu müssen. Anschließend möchte ich General Meiffert aufsuchen, und danach brechen wir am besten sofort auf. Wir haben einen weiten Weg vor uns, und ich möchte im Süden sein, bevor uns der Schnee behindert.«

Voller Ungestüm umarmte Kahlan Zedd ein letztes Mal.

»Wenn du den Jungen siehst«, flüsterte Zedd ihr ins Ohr, »richte ihm aus, dass ich ihn von Herzen gern habe und ihn schrecklich vermisse.«

Den Kopf an seiner Schulter nickte Kahlan, dann erzählte sie ihm eine – wie sie meinte – ebenso tapfere wie dreiste Lüge.

»Du wirst uns beide wieder sehen, Zedd. Das verspreche ich dir.«

Kahlan trat hinaus in das frühmorgendliche Licht und die ersten Anzeichen des nahenden Winters. Alles war mit einer feinen Schicht aus Schnee bestäubt, so als bestünde die ganze Welt aus weißem Marmor.

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