66

Er belächelte ihre verzweifelten Bemühungen. Er mochte es, wie sie sich gegen ihn zur Wehr gesetzt hatte. Ihm gefiel es, ihr beizubringen, wie sinnlos es war, sich gegen einen Menschen von überlegener Körperkraft, von überlegenem Verstand zur Wehr zu setzen. Fasziniert sah er zu, wie ihr das Blut aus Mund und Nase rann. Aus der Platzwunde an ihrem Kinn lief Blut.

»Euer einziger Erfolg wird sein, daß Ihr Euch die Handgelenke blutig scheuert«, höhnte er. »Ihr könnt die Stricke nicht zerreißen, aber macht nur weiter so, wenn es Euch Spaß macht.«

Sie spuckte ihn an. Er schlug erneut zu. Mit dem Daumen rieb er über die Platzwunde an ihrem Kinn, wie gebannt von dem blutigen Muster, das ihr am Hals hinunterrann.

Er kannte ihre Auren. Er hatte sie schon einmal gespürt. Er wußte ganz genau, welche er berühren mußte, um sie zum Krüppel zu machen. Es hatte nicht lange gedauert, sie zu überwältigen. Wirklich nicht lange.

Die Zähne zusammengebissen, vor Anstrengung ächzend, zerrte sie an den Stricken. Sie war kräftig, aber sie war nicht kräftig genug. Ohne ihre Kraft und ihre Waffe war sie nichts weiter als eine gewöhnliche Frau. Keine gewöhnliche Frau war ihm ebenbürtig. In keiner Weise.

Als er die lange Knopfleiste längs ihres Brustkorbs aufknöpfte, riß sie heftig an den Stricken, mit denen ihre Handgelenke und Knöchel gefesselt waren. Das machte ihm Spaß. Es gefiel ihm, ihr zuzusehen, wie sie sich abmühte. Wie sie blutete. Er schlug ihr abermals ins Gesicht.

Daß sie nicht brüllte, nicht um Gnade bettelte, faszinierte ihn.

Daß sie nicht schrie. Sie würde noch schreien. Oh, und wie sie schreien würde.

Sein Faustschlag hatte sie einen Augenblick lang benommen gemacht. Sie verdrehte die Augen, während sie darum kämpfte, bei Bewußtsein zu bleiben. Er schlug die Vorderseite ihres Anzugs um und legte ihre Brust und ihren halben Oberkörper frei.

Er hakte seine Finger unter den engsitzenden Bund ihrer roten, ledernen Hosen und riß sie mit einem kurzen Ruck weit genug herunter, daß es für das reichte, was er mit ihr vorhatte.

Ihr Bauch lag völlig frei. Er befühlte ihn. Fest. Hart. Sie hatte Narben. Die fesselten seine ganze Aufmerksamkeit. Er versuchte sich auszumalen, was solche Narben hervorgerufen haben könnte. Schartig und weiß, wie sie waren, mußte es eine blutige Angelegenheit gewesen sein.

»Ich bin schon vergewaltigt worden«, stichelte sie. »Öfter, als ich mich erinnern kann. Aus eigener Erfahrung kann ich Euch sagen, daß Ihr nicht gerade gut darin seid. Ihr habt nicht einmal meine Hosen weit genug heruntergezogen, widerliches Schwein. Macht endlich weiter, wenn Ihr dazu fähig seid. Ich warte.«

»Oh, Cara, ich werde Euch keinesfalls vergewaltigen. Das wäre nicht recht. Ich habe noch nie eine Frau mit Gewalt genommen. Ich habe immer nur Frauen gehabt, die es wollten.«

Sie lachte ihn aus. Sie lachte. »Ihr seid ein verrückter Bastard.«

Er widerstand dem Drang, ihr ins Gesicht zu schlagen. Er wollte, daß sie bei Bewußtsein blieb. Voller Leben.

Dennoch bebte er vor Wut.

»Bastard?« Seine Fäuste ballten sich. »Und schuld daran sind Frauen wie Ihr!«

Er hämmerte ihr eine Faust auf die Brust. Vor Schmerz zuckte sie zusammen, preßte die Augen zu, biß die Zähne aufeinander und versuchte, sich einzurollen, doch gestreckt zwischen den gespannten Seilen, war ihr das unmöglich.

Er atmete durch, um sich wieder zu beruhigen und die Beherrschung wiederzuerlangen. Er würde nicht zulassen, daß sie ihn mit ihrem dreckigen Mundwerk ablenkte.

»Also, ich gebe Euch jetzt eine letzte Chance. Wo steckt Richard? Die Soldaten sind schon ganz aus dem Häuschen von dem ganzen Gerede, er sei zurück, und die Bande seien wiederhergestellt. Wo habt Ihr Huren ihn versteckt?«

Auch die Stimmen aus dem Äther hatten ihm eingeflüstert, Richard sei zurück. Die Stimmen hatten ihm gesagt, sollte er den Wunsch haben, seinen rechtmäßigen Platz einzunehmen, müsse er ihn töten.

»Und wo ist meine liebende Gemahlin? Wohin hat sie sich verdrückt?«

Die Stimmen hatten ihm erzählt, sie sei in der Sliph, doch die weigerte sich, ihm zu verraten, wohin sie gereist war.

Cara spuckte ihn abermals an. »Ich bin eine Mord-Sith. Ihr seid zu dämlich, um Euch auch nur vorstellen zu können, was man mir damals angetan hat. Ihr könntet dem bescheidensten Ausbilder einer Mord-Sith nicht das Wasser reichen. Mit Euren jämmerlichen Folterversuchen bekommt Ihr nichts aus mir heraus.«

»Oh, Cara, Ihr habt noch keines meiner Talente richtig kennengelernt.«

»Macht mit mir, was immer Euch beliebt, Drefan, Lord Rahl aber – der echte Lord Rahl – wird Euch dafür in kleine Stücke schneiden.«

»Und wie, bitte, sollte er dazu in der Lage sein?« Er hob das Heft des Schwertes der Wahrheit aus seiner Scheide, damit sie die Goldbuchstaben sehen konnte, die das Wort WAHRHEIT buchstabierten. »Ich bin es, der hier jemanden in kleine Stücke schneiden wird. In winzig kleine Richard-Happen. Wo steckt er!«

Als sie ihn abermals anspuckte, konnte er dem Drang nicht widerstehen, ihr mit der geballten Faust auf die Platzwunde und die geschwollene Lippe zu dreschen. Wieder sprudelte Blut hervor.

Er drehte sich um und holte einen der mitgebrachten Gegenstände hervor: einen eisernen Topf. Er stellte ihn ihr auf den Bauch, verkehrt herum.

»Ich bin zu groß, um in diesem Topf gekocht zu werden, dämliches Schwein. Ihr werdet mich in Stücke schneiden müssen. Muß ich Euch eigentlich alles erklären?«

Es gefiel ihm, wie sie versuchte, ihn gegen sich aufzubringen, damit er die Beherrschung verlor. Sie wollte, daß er sie tötete. Das würde er auch, aber zuerst würde sie ihm alles verraten.

»Euch kochen? Aber nein, Cara. Da habt Ihr eine falsche Vorstellung von mir. Eine völlig falsche Vorstellung. Ihr haltet mich für irgendeinen wahnsinnigen Mörder. Ein Mörder? Nein, nicht ich. Ich bin die Hand der Gerechtigkeit. Ich bin die rechte Hand der Barmherzigkeit. Gekommen, um denen ewige Tugend zu bringen, die sie nicht kennen.

Dieser Topf dient nicht dazu, Euch zu kochen.

Darin sollen die Ratten gekocht werden.«

Er beobachtete sie. Er sah, wie ihre blauen Augen in seine Richtung zuckten. Genau auf diese Reaktion hatte er spekuliert.

»Ratten. Ich hoffe, Ihr seid nicht so dämlich zu glauben, ich fürchte mich vor Ratten, nur weil ich eine Frau bin. Einer Frau wie mir seid Ihr noch nie begegnet. Ich habe mir früher Ratten als Haustiere gehalten.«

»Ach ja? Ihr lügt so erbärmlich. Mein liebes, liebendes, leidenschaftliches Weib hat mir erzählt, wie sehr Ihr Euch vor Ratten fürchtet.«

Sie antwortete nicht. Sie hatte Angst, ihre Angst zu zeigen. Aber er konnte sie ihr an den Augen ablesen.

»Ich habe hier einen Sack voller Ratten. Voller dicker, fetter Ratten.«

»Macht endlich weiter mit der Vergewaltigung. Ich fange an, mich zu langweilen.«

»Wie gesagt, ich nehme keine Frauen mit Gewalt. Die Frauen wollen, daß ich es mit ihnen treibe. Sie bitten mich darum. Sie betteln darum.« Er zog seine Rüschenmanschetten herunter. »Nein, Cara, für Euch habe ich mir ganz etwas anderes ausgedacht. Ich möchte, daß Ihr mir verratet, wo ich meinen geliebten Bruder finden kann.«

Sie wandte das Gesicht ab. »Niemals. Fahrt endlich mit Eurer Folter fort, sonst schlafe ich womöglich ein und verpasse etwas.«

»Seht Ihr? Habe ich es Euch nicht gesagt? Die Frauen bitten mich stets darum.«

Er drückte ihr den eisernen Topf auf den Bauch und wickelte ihr eine Kette um den Rumpf, die den Topf festhalten sollte. Dann bohrte er prüfend einen Finger unter den Rand, um sich zu vergewissern, ob er fest genug saß.

Daraufhin lockerte er den Knoten in der Kette, damit er die Ratten unter den Topf bugsieren konnte. Cara zeigte keinerlei Reaktion, als er die erste unter den Topf schob.

Er packte die zweite Ratte im Nacken und hielt sie ihr vors Gesicht, damit sie sah, wie das Tier quiekte und zappelte. »Seht Ihr, Cara? Wie ich es Euch versprochen habe. Ratten, fette Ratten.«

Schweiß trat ihr auf die Stirn. »Eigentlich ganz nett. Fühlt sich flauschig an auf dem Bauch. Vielleicht schlafe ich sogar ein.«

Er stopfte die zweite und schließlich eine dritte unter den Topf. Für mehr war kein Platz. Er spannte die Kette und zurrte den Gliederknoten fester.

»Flauschig«, äffte er sie nach. »Ich glaube eher, sie werden dafür sorgen, daß Ihr hellwach bleibt, Cara. Hellwach und geradezu erpicht darauf zu reden, erpicht darauf, Richard zu verraten. Huren kennen keine Ehre. Ihr werdet ihn verraten.«

»Berdine wird gleich hier sein. Sie wird Euch bei lebendigem Leibe häuten.«

Er zog eine Braue hoch. »Ihr habt Berdine doch abgelöst. Ich habe Euch beobachtet. Ich habe Euch hierhergebracht, gleich nachdem sie gegangen ist. Es wird eine Weile dauern, bis sie wiederkommt, aber dann wird ihr die gleiche Behandlung zuteil werden wie Euch.«

Mit Hilfe einer Feuerzange fischte er ein großes glühendes Stück Kohle aus der Pfanne über dem Bündel Kerzen. Er ließ das rotglühende Kohlestück in den Ring fallen, der den Fuß des Eisentopfes bildete.

»Seht Ihr, Cara, die glühenden Kohlen werden diesen Topf erhitzen – extrem erhitzen.« Er sah ihr in die Augen. »Den Ratten wird das nicht gefallen. Sie werden herauswollen.«

Ihr Atem ging schneller. Der Schweiß lief ihr übers Gesicht. Wo blieben ihre kecken Worte jetzt? Jetzt war sie still.

»Und was glaubt Ihr wohl, wie die Ratten sich befreien werden, Cara? Sobald ihnen zu heiß wird? Sobald der Eisentopf beginnt, sie zu versengen? Und sie sich ihre zarten Näschen verbrennen?«

»Schlitzt mir einfach die Kehle auf und tötet mich, Bastard.«

»Sobald es den Ratten dort drunter heiß genug wird, werden sie in Panik geraten. Sie werden sich verzweifelt befreien wollen. Ratet mal, wie sie das versuchen werden, Cara.«

Diesmal hatte sie keine hochmütige Antwort parat, um die Stille zu füllen.

Er zückte sein Messer und tippte mit dem Griff auf den Topf aus Eisen. »Wie geht es meinen kleinen Rattenfreunden da drinnen?«

Cara zuckte zusammen. Er grinste, als sie ihre Augen auf ihn richtete und ihn beobachtete. Er konnte die Angst in diesen Augen sehen. Echte Angst. Er schmiß ein halbes Dutzend weiterer glühender Kohlen auf den Eisentopf.

»Wo steckt Richard?«

Sie hatte nichts zu sagen. Er schichtete noch mehr Kohlen auf – zu einem hübschen, runden Haufen. Mehr faßte der Fuß des Topfs nicht.

Er beugte sich vor und sah ihr in die Augen. Ihre Haut war kreideweiß. Schweiß glänzte auf ihrem Gesicht, auf ihren Brüsten.

»Wo habt Ihr Huren Richard versteckt?«

»Ihr seid wahnsinnig, Drefan. Nicht, daß es mir gefällt, aber wenn ich auf diese Weise sterben soll, dann werde ich eben sterben. Aber ich werde Lord Rahl niemals verraten.«

»Ich bin Lord Rahl! Sobald ich mir meinen Bruder vom Hals geschafft habe, wird es niemanden mehr geben, der mir meine Herrschaft streitig macht! Ich bin der Sohn Darken Rahls und rechtmäßiger Herrscher D'Haras.«

Sie wandte ihr Gesicht ab. Er sah, wie sie schluckte. Ihre Füße zitterten. Ab und an geriet ihr gleichmäßiger Atem ins Stocken.

Er lachte stillvergnügt in sich hinein. »Ich werde Euch noch einmal fragen, wenn die Ratten anfangen, sich ihren Weg durch Euch hindurchzufressen, um sich aus ihrem glühend heißen, eisernen Gefängnis zu befreien, wenn ihre scharfen kleinen Krallen beginnen, sich in Euren Bauch zu graben und sich beim Versuch, nach draußen zu gelangen, durch Eure Eingeweide nagen.«

Cara zuckte am ganzen Körper. Dann wieder. Sie riß die Augen immer weiter auf, während sie an die Decke starrte und zu verhindern suchte, daß das qualvolle Stöhnen aus ihrer Kehle wich. Er riskierte einen Blick nach unten und sah, wie ein Tropfen Blut unter dem Topfrand hervorquoll und an ihrer Flanke hinablief.

»Tja, sieht so aus, als wollten sie jetzt schon nach draußen. Seid Ihr bereit zu sprechen?«

Sie spie ihn an, sog dann scharf die Luft ein. Ihre großen blauen Augen waren starr auf die Decke gerichtet. Mittlerweile zitterte sie am ganzen Körper.

Ihr ganzer Körper versteifte sich. Jeder einzelne Muskel geriet unter Spannung. Ihr Atem wurde keuchend. Tränen füllten ihre Augenwinkel, um ihr dann seitlich übers Gesicht zu rinnen.

Sie spürte jede kleine Einzelheit dessen, was die Ratten mit ihr machten – jeden wilden Biß, jedes verzweifelte Kratzen, jedes Reißen ihrer Krallen.

Cara stieß einen kurzen, spitzen Schrei aus. Scharf und schrill, wie abgeschnitten.

Es war die reine Wonne. Er wußte, dies war erst der Anfang. Selbst wenn sie reden sollte, hatte er nicht die geringste Absicht aufzuhören. Er sehnte sich danach, Schreie zu hören. Ehrliche, aus dem tiefsten Inneren kommende Schreie.

Cara tat ihm den Gefallen und schrie zum ersten Mal.

Dank seiner einzigartigen Wahrnehmung erregte eine weitere Einzelheit seine Aufmerksamkeit. Seine Umsicht hatte sich erneut ausgezahlt. Lächelnd wandte er sich dem Brunnen der Sliph zu.


Atme.

Kahlan stieß die Sliph aus sich heraus, aber noch bevor sie den ersten Atemzug in sich hineinsaugen konnte, wußte sie, daß etwas nicht stimmte.

Ein durchdringender Schrei hallte durch das steinerne Rund. Kahlan glaubte, der Schrei würde ihr das Trommelfell zerreißen.

Als sie aus der Sliph herausschoß und noch bevor sie sich zur Verteidigung wappnen konnte, griffen große, kräftige Hände nach ihr und packten zu. Verzweifelt bemühte sie sich, die Orientierung wiederzufinden, irgendeinen Sinn in dem zu sehen, was geschah, während Licht und Geräusche von allen Seiten auf sie einstürzten.

Die Hände entrissen ihr das Buch. Ein Arm legte sich ihr um den Hals, eine große Hand hielt ihren Arm gepackt. Sie spürte, wie ihr Handgelenk mit einem Strick umwickelt wurde.

Ein Alptraum wurde vor ihren Augen Wirklichkeit, als sie, um sich tretend, sich windend und darum bemüht zu fliehen, aus dem Brunnen herausgezerrt wurde. Ihr Körper erschlaffte, als ein Faustschlag in den Unterleib ihr die Luft aus den Lungen preßte. Sie schlug mit den Knien auf den Steinfußboden. Als man ihr die Arme auf den Rücken drehte, kam es ihr vor, als würden sie aus den Gelenken gerissen.

Sie kämpfte, wollte auf ihre Konfessorenkraft zurückgreifen – doch als ihr das nicht gelang, fiel ihr ein, daß die Seelen sie für sie unerreichbar weggeschlossen hatten, damit sie Drefan heiraten konnte. Sie war ohne Schutz. Es war Drefan, der über sie herfiel.

Cara war ebenfalls anwesend. Sie lag auf dem Fußboden, die Handgelenke über dem Kopf gefesselt, der Strick an einem Eisen in der Wand befestigt. Ihre Knöchel, auf die gleiche Weise festgebunden, streckten sich zur gegenüberliegenden Wand. Auf ihrem Leib war mit einer Kette ein eiserner Topf angebracht. Der Gestank von glühenden Kohlen und verbranntem Fleisch stieg Kahlan in die Nase und raubte ihr den Atem.

Drefan stemmte ihr ein Knie auf den Arm, während er den Strick um ihre Handgelenke knotete. Kahlan versuchte ihm ins Bein zu beißen. Er schlug ihr mit dem Handrücken so hart ins Gesicht, daß ihr Blickfeld zu einem winzigen Punkt schrumpfte. Sie kämpfte darum, bei Bewußtsein zu bleiben. Wenn sie ohnmächtig wurde, war sie verloren.

Die Arme auf dem Rücken gefesselt, unfähig, ihren Sturz zu bremsen, schlug sie mit dem Gesicht voran auf den Steinfußboden. Drefan warf sich auf ihren Rücken, setzte sich auf sie, drückte sie nieder und schnürte ihr die Beine zusammen. Kahlan versuchte verzweifelt, trotz des Gewichts auf ihr Luft zu holen. Blut schoß ihr aus der Nase. Der Strick um ihre Handgelenke saß so stramm, daß ihre Finger bereits zu kribbeln begannen.

Cara schrie. Kahlan hatte noch nie einen so durchdringenden Schrei gehört. Er jagte ihr eiskalte, stechende Nadeln in den Kopf und ließ ihr Gesicht schmerzen.

Unter dem Rand des Eisentopfes lief Blut hervor. Cara bebte und schlug um sich. Sie spannte ihren Körper und schrie abermals.

Drefan riß Kahlan an den Haaren hoch. »Wo steckt Richard?«

»Richard? Richard ist tot.«

Kahlan ächzte, als er sie in die Nieren schlug. Sie bekam keine Luft. Drefan richtete seine Aufmerksamkeit auf Cara.

»Seid Ihr endlich bereit zu sprechen? Wo habt Ihr Richard versteckt?«

Caras Antwort bestand aus einem einzigen, markerschütternden Schrei. Als er endete, japste sie vor Schmerzen.

»Warum habt Ihr ihm davon erzählt?« winselte Cara. »Warum habt Ihr ihm von den … Ratten erzählt? Gütige Seelen, warum habt Ihr ihm von den Ratten erzählt?«

Der Schreck ließ ihr den Atem stocken.

Blut, lebhaft leuchtend auf der weißen Haut, rann in kleinen Rinnsalen unter dem Topfrand hervor an Caras Seite herab. Rauch stieg kräuselnd von den heißen Kohlen darüber auf. Und dann sah Kahlan die blutverschmierte Kralle, die sich zuckend unter dem Rand des Topfes auf Caras Bauch hervorarbeitete. Plötzlich begriff Kahlan und mußte ihre gesamte Willenskraft aufbieten, um sich nicht zu übergeben.

Cara kreischte hysterisch, zerrte an den blutigen Stricken, die sie hielten.

Völlig außer sich robbte Kahlan zur Kette vor und wollte versuchen, sie mit den Zähnen zu lösen und den Topf von Cara herunterzuzerren. Drefan riß sie an den Haaren hoch.

»Deine Zeit kommt noch, Weib.«

Er stieß sie zurück. Kahlan schlug an die Mauer, glitt herunter und fiel auf einen harten, spitzen Gegenstand. Der Schmerz trieb ihr brennende Tränen in die Augen. Es war Nadines Beutel mit den Horngefäßen. Sie ruckte und drehte sich, bis es ihr gelang, seitlich vom Beutel herunterzurutschen und wieder zu Atem zu kommen.

Drefan bedachte sie mit seinem Darken-Rahl-Blick. »Wenn du mir verrätst, wo Richard steckt, lasse ich Cara laufen.«

»Sagt es ihm nicht!« kreischte die Mord-Sith. »Verratet es ihm nicht!«

»Das könnte ich gar nicht, selbst wenn ich wollte«, rief Kahlan zu Cara hinüber. »Ich habe keine Ahnung, wo Ihr ihn versteckt haltet.«

Drefan hob das Buch auf, das Kahlan mitgebracht hatte. »Was ist das?«

Kahlans Blick heftete sich auf das finstere schwarze Buch. Sie brauchte es unbedingt, sonst würde Richard sterben.

»Nun, ganz egal, Ihr werdet es nicht mehr brauchen.«

»Nein!« schrie Kahlan, als sie sah, was Drefan mit dem Buch vorhatte. »Bitte!«

Er drehte sich zu ihr herum und hielt das Buch über den Rand des Brunnens der Sliph. »Sag mir, wo Richard ist.« Lächelnd zog er eine Braue hoch. »Nein?«

Er ließ das Buch in den Brunnen fallen. Kahlans Hoffnung versank zusammen mit dem Buch. Die Sliph, die sonst so gerne zusah, was die Menschen in ihrem Raum trieben, war nirgendwo zu sehen. Wahrscheinlich hatten die Schreie sie vertrieben.

»Drefan, laß Cara gehen, bitte. Du hast mich. Mach mit mir, was du willst, aber bitte laß sie gehen.«

Drefan lächelte das boshafteste Lächeln, das Kahlan je gesehen hatte. Es war dasselbe wie bei Darken Rahl. »Oh, sei ganz unbesorgt, ich habe durchaus die Absicht, mit dir zu machen, was immer mir beliebt. Wenn es soweit ist.«

Er wandte sich wieder Cara zu. »Was machen die Ratten, Cara? Seid Ihr schon bereit zu reden?«

Die Angesprochene verfluchte ihn zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.

Drefan griff in einen Sack und zog, sie an den Hautfalten ihres Genicks haltend, eine Ratte hervor. Er fuchtelte ihr damit vor dem Gesicht herum, während sie versuchte, den Kopf fortzudrehen. Er hielt sie ihr ganz nah vors Gesicht. Quiekend und zappelnd kratzte und scharrte sie mit ihren Krallen und wollte sich aus Drefans Griff befreien. Auf Caras Wange, Kinn und Lippen blieben rote Striemen zurück.

»Bitte«, jammerte Cara. »Bitte, nehmt sie fort!«

»Wo steckt Richard?«

Caras Körper wand sich in heftigen Zuckungen. »Mama!« kreischte sie. »Hilf mir! Mama! Nimm sie runter! Mamaaaa!«

Cara hockte alleine in einem Käfig voller Ratten, in den Klauen des Entsetzens und der Schmerzen. Sie war wieder das hilflose Kind, das um den Trost und den Schutz ihrer Mutter bettelte, das weinend nach ihrer Mama schrie.

Kahlan schluchzte unter Tränen. Das war ihre Schuld. Sie hatte Drefan erzählt, daß Cara sich vor Ratten fürchtete.

»Verzeiht mir! Das konnte ich doch nicht ahnen!«

Cara riß an ihren Stricken: ein kleines Mädchen, das ihre Mutter verzweifelt anfleht, die Ratten zu entfernen.

Kahlan mühte sich ab, eine Hand freizubekommen. Wenn es ihr doch nur gelänge, eine Hand aus den Fesseln zu befreien. Aber sie saßen so fest. Sie riß und zerrte. Ihre Finger kribbelten. Der derbe Strick schnitt in ihre Handgelenke.

Kahlan drückte die Handgelenke gegen Nadines Beutel und versuchte, irgendeinen scharfen Gegenstand zu erfühlen, um die Stricke durchzuschneiden. Der Beutel war aus Tuch, der Griff aus glattem Holz.

Der Beutel. Kahlan beugte sich zur Seite und tastete nach dem Knopf, mit dem der Beutel verschlossen wurde. Sie fand ihn. Sie mühte sich ab, den Knopf mit dem Daumennagel zu lösen, aber ihre Finger waren gefühllos, und so wie ihre Arme verdreht waren, fand sie mit den Fingern keinen rechten Ansatzpunkt. Also versuchte sie, den Daumennagel unter den Knopf zu bohren, ihn seitlich wegzukippen und abzureißen. Er war jedoch mit einem groben Faden angenäht. Endlich glitt der Knopf durchs Loch.

Kahlan durchwühlte die Gegenstände im Beutel und versuchte, sie so zu halten, daß sie sie sehen konnte. Bei jedem schrillen Schrei von Cara zuckte sie zusammen. Jedesmal, wenn Cara ihre Mutter schreiend anflehte, sie vor den Ratten zu retten, mußte Kahlan sich zusammenreißen, um nicht selbst loszuheulen.

Cara war ihre Schwester des Strafers. Kahlan mußte irgend etwas unternehmen. Sie war ihre einzige Hoffnung. Sie verrenkte sich den Hals, um die Markierungen auf den Hornbehältern zu erkennen. Den Gesuchten konnte sie einfach nicht ausfindig machen.

Sie befingerte die in das Horn geritzten Symbole. Sie ertastete einen Behälter, den sie für den richtigen hielt, und ihre Hoffnung bekam wieder Aufwind, nur um gleich darauf wieder enttäuscht zu werden, als sie fühlte, daß es sich um drei Kreise handelte. Sobald sie entschieden hatte, ein Horn sei nicht das gesuchte, schleuderte sie es zur Seite.

Sie wühlte im Beutel und entdeckte ein anderes. Blind ertastete sie die Kratzer mit den Fingern. Sie verliefen im Kreis. Sie ließ die Finger am Horn entlang gleiten und entdeckte einen zweiten Kreis. Zwischen beiden ertastete sie eine dicke, gerade Linie.

Kahlan hielt das Horn zwischen den Fingerspitzen und verbog den Kopf, um sich zu vergewissern, ob sie das richtige erwischt hatte. Cara schrie, und Kahlan ließ das Horn fallen. Sie rutschte ein Stück zur Seite, damit sie es auf dem Boden liegen sehen konnte.

In die Patina des Horns waren zwei Kreise geritzt. Durch beide Kreise hindurch lief eine waagerechte Linie. Es war das richtige: Hundspfeffer.

Nadine hatte sie gewarnt, den hölzernen Stöpsel herauszuziehen, hatte sie davor gewarnt, das Pulver ins Gesicht oder in die Augen zu bekommen. Es werde einen Menschen für eine Weile handlungsunfähig machen, hatte sie ihr erklärt. Hilflos.

Kahlan bekam das Horn wieder mit den Fingern zu fassen. Sie ruckelte an dem hölzernen Stöpsel, um ihn zu lockern. Er saß sehr fest, damit die gefährliche Substanz nicht verlorenging. Sie wollte ihn nicht ganz herausziehen, mußte aber sicher sein, ihn jederzeit öffnen zu können.

Solange ihr die Hände auf den Rücken gebunden waren, konnte sie mit ihnen nicht werfen. Verzweifelt überlegte sie, was sie tun sollte. Irgend etwas mußte sie tun. Unternahm sie nichts, wäre Cara in Kürze tot. Und dann würde Drefan über seine geliebte Gattin herfallen.

Cara winselte vor Schmerzen.

»Bitte, Mama, nimm doch die Ratten von Cara runter. Bitte, Mama, bitte. Hilf mir, so hilf mir doch bitte.«

Die flehenden, entsetzten Schreie zerrissen Kahlan das Herz. Sie durfte nicht länger warten. Sie mußte sich eben überlegen, was sie tun sollte. Sie mußte handeln.

»Drefan!«

Sein Kopf fuhr herum. »Willst du mir jetzt endlich verraten, wo Richard steckt?«

Kahlan fiel eine Bemerkung Nathans ein. Wenn du Richard retten willst, mußt du Richards Bruder etwas anbieten, was er wirklich will. Vielleicht konnte sie Cara damit retten.

»Richard? Was habe ich mit Richard zu schaffen? Du weißt doch ganz genau, daß ich dich will!«

Er lächelte ein wissendes, zufriedenes Lächeln. »Bald, mein Liebling. Noch ein kurzes Weilchen. Du wirst es abwarten können.«

Er wandte sich wieder Cara zu.

»Nein, Drefan! Ich kann nicht länger warten. Ich brauche dich jetzt. Ich will dich jetzt. Ich halte es nicht länger aus. Ich kann mir nichts mehr vormachen. Ich brauche dich.«

»Ich sagte –«

»Genau wie deine Mutter.« Bei ihren Worten erstarrte er. »Ich brauche dich, wie deine Hure von einer Mutter deinen Vater gebraucht hat.«

Seine Miene verfinsterte sich. Wie ein gereizter Bulle drehte er sich zu ihr herum, die stechenden Augen auf sie geheftet. »Was soll das heißen?«

»Du weißt sehr gut, was das heißt. Ich brauche das: daß man mich nimmt, genau wie dein Vater deine Mutter genommen hat. Ich will, daß du mich genauso nimmst. Nur du kannst mich befriedigen. Mach es. Mach es jetzt. Bitte.«

Er erhob sich, riesenhaft und beeindruckend. Seine Muskeln spannten und entspannten sich. Er zog die Brauen herunter und funkelte sie grimmig wütend mit seinem Rahl-Blick an.

»Wußte ich's doch«, hauchte er. »Ich wußte es. Am Ende würdest du deinen dreckigen Perversionen nachgeben.«

Er zögerte, drehte sich zu Cara um.

»Ja, ganz recht, Drefan. Du hast immer recht. Du bist klüger als ich. Du hattest die ganze Zeit recht. Ich kann dich nicht länger hinters Licht führen. Gib mir, was ich will. Gib mir, was ich brauche. Bitte Drefan, ich flehe dich an. Ich brauche dich.«

Der Ausdruck auf seinem Gesicht war beängstigend. Der schiere Wahnsinn. Hätte sie im Gestein versinken können, sie hätte es getan.

Drefan ließ das Messer langsam aus dem Gürtel gleiten, während er sich mit der Zunge die Lippen benetzte. Er kam auf sie zu.

Sie hätte sich nicht träumen lassen, wie wirkungsvoll ihre Worte gewesen waren. Von plötzlicher Panik ergriffen, ruckelte Kahlan an dem Stöpsel. Drefans Gesicht, seine ganze Körperhaltung, veränderte sich. Er verwandelte sich in ein wutschäumendes Ungeheuer, das im Begriff stand, über sie herzufallen. Auf bestialische Weise kniff er die Augen zusammen vor primitivem Ekel und vor Haß auf sie.

Kahlan unterdrückte das plötzliche Entsetzen, das ihr in die Kehle stieg. Gütige Seelen, was hatte sie bloß angerichtet? Sie scharrte mit den Füßen über den Boden und drückte sich rücklings zurück. Doch sie kauerte bereits an der Wand.

Wie sollte sie das Pulver nur in sein Gesicht schleudern?

Gütige Seelen, was mache ich bloß?

Kahlan zerrte mit aller Kraft an dem Stöpsel. Er löste sich mit einem leisen Ploppen. Drefan hockte sich neben ihr auf ein Knie.

»Sag mir, wie sehr du willst, daß ich dich befriedige.«

»Ja! Ich will dich. Jetzt. Gib mir die Freuden, die nur du mir geben kannst.«

Er hob das Messer und beugte sich über sie.

Kahlan warf sich ihm entgegen, verdrehte den Körper, wälzte sich so schwungvoll wie möglich herum und schleuderte ihm das ganze Horn mit Pulver ins Gesicht. Dann blieb sie mit dem Gesicht auf den Steinen liegen.

In dieser Haltung konnte sie nichts erkennen. Sie wußte nicht, ob sie ihn verfehlt hatte, ob das ölhaltige Pulver verschüttet worden war, ob sie das Horn in die richtige Richtung gedreht hatte, ob er nahe genug gewesen war. Sie hielt den Atem an und machte sich innerlich auf den Stoß des Messers gefaßt, stellte sich vor, wie er kam, wußte, daß er kommen würde. Fast spürte sie, wie die scharfe Klinge in sie drang. Sie kämpfte gegen das panikartige Gefühl an, nicht zu wissen, wo genau er sie treffen würde.

Drefan taumelte zurück. Sie reckte den Kopf herum und sah, wie er sich krümmte, nach Luft schnappte und schließlich auf den Rücken stürzte.

Kahlan warf sich herum und begann, auf Cara zuzurutschen. Sie wollte einen Bogen um Drefan machen, hatte aber nicht viel Platz zum Manövrieren. Seine blind tastende Hand erwischte sie am Knöchel. Sie trat nach ihm aus.

Seine Finger schlossen sich noch fester um ihren Knöchel. Mit seinem kraftvollen Arm zog er sie heran. Nach Luft japsend, schlug er mit seiner anderen Hand wild um sich, um seine Umgebung zu ertasten. Er war blind.

Kahlan sah gelbes Pulver auf seiner Wange und an seinem Hals. Sie hatte es ihm nicht, wie erhofft, in die Augen schleudern können. Sie hatte nicht unmittelbar seinen Mund oder seine Nase getroffen. Bloß seitlich ins Gesicht. Das meiste hatte ihn verfehlt. Sie hatte keine Ahnung, wie lange es ihn behindern würde, lange vermutlich aber nicht.

Gütige Seelen, macht, daß es reicht.

Das Horn lag hinter ihm. Sie kam nicht dran.

Er riß an ihrem Bein. Sie machte sich sein Gezerre zunutze und trat mit voller Wucht, so fest sie konnte, nach seinem Gesicht. Sie erwischte ihn am Ohr und riß es ihm halb vom Kopf. Brüllend ließ er ihren Knöchel los.

Verzweifelt versuchte Kahlan seinen tastenden Fingern zu entkommen. Es gelang ihr, aus seiner Reichweite zu fliehen. Sie stieß gegen Cara, setzte sich auf und schob sich auf die Frau zu.

»Haltet durch, Cara. Bitte, haltet durch. Ich bin da. Ich werde sie von Euch runterholen. Ich schwöre, ich hole sie von Euch runter.«

»Mama, bitte«, winselte Cara. »Es tut so weh … So weh. Es tut so weh.«

Kahlan zog die Füße unter ihren Körper, um sich weit genug aufrichten zu können. Sie verdrehte den Hals, blickte über die Schulter und versuchte zu erkennen, was sie gerade tat. Sie bekam die Kette zu fassen. Dabei verbrannte sie sich die Finger und zuckte zurück. Sie zwang sich, die Kette ein zweites Mal anzufassen. Zitternd, sich windend, zerrend, riß sie an dem eisernen Knoten.

Mit ihren verbrannten Fingern spürte sie, wie ein Glied verrutschte und die Kette sich allmählich löste. Sie riskierte einen schnellen Blick. Drefan rang immer noch um Atem, hatte aber seine Beine ausgestreckt. Die Arme hatte er seitlich an den Körper gelegt. Was hatte er nur vor?

Kahlan spürte, wie ein Kettenglied nachgab. Sie ruckelte die Kette hin und her, um den Knoten zu lockern, um ihm mehr Raum zu geben, damit er sich lösen konnte. Sie zog daran, weigerte sich loszulassen, obwohl das heiße Metall ihr die Finger verschmorte.

Drefans Atem ging wieder gleichmäßiger. Er lag vollkommen still da. Was tat er nur?

Kahlan stieß einen Freudenschrei aus, als die Kette rasselnd am Topf herunterglitt. Den Rücken Cara zugewandt, hakte Kahlan ihre Finger unter den Rand des brühend heißen Topfes, zerrte ihn hin und her und schleuderte ihn von Cara herunter.

Blutverschmierte Ratten purzelten übereinander, fielen zappelnd zu Boden und rannten sofort davon.

Kahlan weinte fast vor Freude. »Ich habe es geschafft, Cara. Ich habe sie runtergeholt.«

Cara wälzte den Kopf von einer Seite auf die andere. Ihre Augen waren verdreht. Sie stieß ein unverständliches Gemurmel hervor. Als Kahlan über ihre Schulter schaute und Cara ansah, mußte sie den Blick abwenden, sonst hätte sie sich übergeben.

Sie rutschte hoch zu Caras Händen. Unter Aufbietung aller Kräfte zerrte sie an einem der Knoten, doch die hatten sich durch Caras Gezerre unfaßbar fest zusammengezogen. Kahlan konnte sie kein Stück bewegen. Sie konnte sie nicht lösen. Sie mußte sie auseinanderschneiden.

Drefans Messer lag neben ihm auf dem Fußboden. Er lag da, vollkommen reglos. Sie mußte sich beeilen. Sie mußte das Messer holen und Caras Fesseln durchtrennen. Und auch ihre eigenen. Bevor er wieder zu sich kam.

Kahlan stemmte die Fersen in den Boden und schob sich auf das Messer zu. Sie drehte sich um und tastete mit den Fingern danach.

Drefan richtete sich auf und packte sie. Er hielt sie an der Hüfte fest und hob sie in die Höhe, als hätte sie kein Gewicht. Dabei fuchtelte er ihr mit dem Messer vor dem Gesicht herum.

»Widerliches Zeug, gemahlener Hundspfeffer. Zum Glück weiß ich, wie ich meine Aura benutzen muß, um damit fertig zu werden. Und nun, meine Hure von einer Gemahlin, wird es Zeit, daß du für deine Perversionen bezahlst.«

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