27

Unter dem Gerassel und Geklirre von Waffen und Rüstungen marschierten die nachfolgenden Soldaten die steile, gepflasterte Straße hinauf. Schmale Häuser von meist drei oder vier Stockwerken standen Seite an Seite, ihre oberen Stockwerke ragten über die unteren, so daß die obersten fast den Himmel verdeckten. Es war ein düsterer Teil der Stadt.

Überall hatten sich Soldaten jubelnd bei Richard bedankt, als er vorüberkam, und hatten ihm gute Gesundheit und ein langes Leben gewünscht. So mancher hatte ihn zu einem Getränk einladen wollen. Einige waren vor ihm hergelaufen und hatten die Preisung gesprochen: »Herrscher Rahl, führe uns. Herrscher Rahl, beschütze uns. In deinem Licht gedeihen wir. In deiner Gnade finden wir Schutz. Deine Weisheit erfüllt uns mit Demut. Wir leben nur, um zu dienen. Unser Leben gehört dir.«

Sie hatten ihn als großen Zauberer bejubelt, weil er sie beschützt und sie von ihrer Krankheit geheilt hatte. Richard war ihr Beifall mehr als unangenehm. Er hatte sie schließlich lediglich angewiesen, allgemein bekannte Heilmittel gegen Darmbeschwerden zu nehmen. Magie hatte er nicht eingesetzt.

Wiederholt hatte er zu erklären versucht, daß es sich nicht um Magie gehandelt habe, daß die Dinge, die sie gegessen und getrunken hatten, sie gesund gemacht hatten. Die Soldaten wollten nichts davon wissen. Sie hatten von ihm Magie erwartet, und in ihren Augen hatten sie sie bekommen. Schließlich hatte er die Erklärungsversuche aufgegeben und war dazu übergegangen, ihnen zum Dank für ihre Lobpreisungen zuzuwinken. Hätten sie einen Kräuterhändler aufgesucht, wären sie zweifellos ebenso gesund, würden sich aber über den Preis beklagen.

Allerdings war es ein gutes Gefühl, zu wissen, daß er Menschen zur Abwechslung einmal geholfen hatte, anstatt ihnen Schaden zuzufügen. Jetzt verstand er, wie Nadine sich fühlen mußte, wenn sie den Menschen mit ihren Kräutern erfolgreich zur Seite stand.

Er war vor dem Verlangen eines Zauberers nach Ausgewogenheit gewarnt worden. Ausgewogenheit gab es in allen Dingen, ganz besonders aber in der Magie. Er vertrug kein Fleisch mehr – ihm wurde schlecht davon –, und er vermutete, daß es an der Gabe lag, die einen Ausgleich für all das Töten suchte, zu dem er gelegentlich gezwungen war. Die Vorstellung, daß den Menschen zu helfen ein Teil der Ausgewogenheit im Leben eines Kriegszauberers war, gefiel ihm dagegen.

Mürrische Menschen, die ihren eigenen Geschäften nachgingen, traten in der engen Straße zur Seite und stapften durch den schmutzigen Schnee, der noch an den geschützten Stellen lag, um sich an den Soldaten vorbeizudrücken. Düster dreinblickende Gruppen junger Männer beobachteten sie argwöhnisch und verschwanden hinter der nächsten Ecke, als Richard und seine Eskorte näher kamen.

Richard griff geistesabwesend nach dem golddurchwirkten Lederbeutel an seinem Gürtel. Er enthielt weißen Zauberersand. Zauberersand bestand aus den kristallisierten Knochen jener Zauberer, die in den Türmen der Verdammnis, die die Alte und die Neue Welt voneinander trennten, ihr Leben gelassen hatten. Es handelte sich um eine Form konzentrierter Magie. Weißer Zauberersand verlieh den damit gezeichneten Bannen Macht – den guten wie auch den bösen. Der richtige Bann, gezeichnet in weißen Zauberersand, konnte den Hüter herbeirufen.

Er berührte den anderen golddurchwirkten Beutel an seinem Gürtel. Eine kleine fest verschnürte Ledertasche darin enthielt schwarzen Zauberersand. Diesen Sand hatte er selbst in einem der Türme gesammelt. Seit Errichtung der Türme hatte niemand mehr schwarzen Zauberersand finden können. Er konnte nur von jemandem aus den Trümmern geholt werden, der Subtraktive Magie besaß.

Schwarzer Zauberersand war das Gegenstück des weißen. Beide Arten hoben sich gegenseitig auf. Bereits ein Korn des schwarzen konnte einen mit dem weißen gezeichneten Bann verunreinigen, sogar einen solchen, der den Hüter herbeirufen sollte. Richard hatte ihn dazu benutzt, Darken Rahls Geisterseele zu besiegen und ihn zurück in die Unterwelt zu schicken.

Prälatin Annalina hatte ihm gesagt, er müsse den schwarzen Sand wie seinen Augapfel hüten – ein Löffel davon sei Königreiche wert. Somit besaß er wohl den Gegenwert mehrerer Königreiche. Er ließ den kleinen Lederbeutel mit dem schwarzen Sand weder aus den Augen, noch gab er ihn jemals aus der Hand.

Kinder, die zum Schutz gegen den kalten Frühlingstag in mehrere Schichten zerlumpter Kleidungsstücke gehüllt waren, spielten in der engen Straße ›Fang den Fuchs‹. Sie rannten von Tür zu Tür und kreischten vor Vergnügen über die Aussicht, den Fuchs zu finden, und noch lauter, als sie sahen, daß die eindrucksvolle Prozession ihre eigene Straße heraufgezogen kam.

Selbst der Anblick fröhlicher Kinder konnte Richards Gesicht kein Lächeln entlocken.

»Da ist es, Lord Rahl«, sagte General Kerson.

Der General deutete mit dem Daumen auf eine Tür zur Rechten, die man ein paar Fuß weit in die Schindelfassade des Hauses nach hinten versetzt hatte. Die verblichene rote Farbe blätterte vom unteren Rand ab, wo die Witterung ihr am meisten zugesetzt hatte. Auf einem kleinen Schild war zu lesen: »Latherton Gästehaus«.

Der große, untersetzte Kerl drinnen auf dem Stuhl vor dem wackeligen Tisch, auf dem trockene Kekse und eine Flasche standen, hob nicht einmal den Kopf. Sein Haar war zerzaust, seine Kleidung unordentlich. Er wirkte betrunken. Hinter ihm gab es eine Treppe und daneben einen schmalen Flur, der nach hinten in das Dunkel führte.

»Hier ist zu«, brummte er leise.

»Bist du Silas Latherton?« fragte Richard, während sein Blick über das Durcheinander aus schmutzigen Kleidungsstücken und Bettlaken schweifte, die darauf warteten, gewaschen zu werden. Ein halbes Dutzend leerer Wasserkannen stand an der Wand neben einem Stapel Putzlumpen.

Der Mann sah unter einer verwirrt in Falten gelegten Stirn auf. »Ja. Wer seid Ihr? Ihr kommt mir bekannt vor.«

»Ich bin Richard Rahl. Vielleicht erkennst du die Ähnlichkeit mit meinem Bruder Drefan.«

»Drefan.« Der Mann riß die Augen auf. »Lord Rahl.« Sein Stuhl scharrte geräuschvoll über den Dielenboden, als er ihn zurückschob und sich erhob, um sich zu verbeugen. »Verzeiht mir. Ich habe Euch nicht erkannt. Ich habe Euch noch nie gesehen. Ich wußte gar nicht, daß der Heiler Euer Bruder ist. Ich bitte Lord Rahl um Vergebung…«

Jetzt erst bemerkte Silas die dunkelhaarige Mord-Sith an Richards einer Seite, den muskulösen General auf der anderen, Richards zwei hünenhafte Leibwächter, die hinter ihm in die Höhe ragten, und die geschlossenen Reihen der Soldaten, die von der Straße hereindrängten. Er fuhr sich mit den Fingern durch das fettige schwarze Haar und nahm eine aufrechte Haltung ein.

»Zeig mir das Zimmer, wo … wo die Frau ermordet wurde«, sagte Richard.

Silas Latherton verbeugte sich zweimal, bevor er die Stufen hinaufeilte und sich dabei das Hemd in die Hose stopfte. Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte er sich, daß Richard ihm folgte, und er nahm stets zwei Stufen auf einmal. Die Treppe protestierte ächzend und stöhnend unter seinem Gewicht.

Schließlich blieb er auf dem oberen Flur vor einer Tür stehen. Da die Wände rot gestrichen waren, lieferten die Kerzen zu beiden Enden des Flures nur wenig Helligkeit. Es stank.

»Hier herein, Lord Rahl«, sagte Silas.

Als er sich anschickte, die Tür zu öffnen, packte ihn Raina und stieß ihn beiseite. Mit einem finsteren Blick, der eine Gewitterwolke nachdenklich gemacht hätte, wies sie ihn an seinen Platz.

Sie öffnete die Tür und trat, den Strafer in der Hand, vor Richard ins Zimmer. Richard wartete einen Augenblick, während Raina das Zimmer nach Gefahren absuchte. Das war einfacher, als zu widersprechen. Silas hielt den Blick starr zu Boden gerichtet, während Richard und General Kerson in das kleine Zimmer hineingingen. Ulic und Egan bezogen neben der Tür Posten und verschränkten die massigen Arme vor der Brust.

Viel zu sehen gab es nicht: ein Bett, daneben eine kleine Kieferntruhe und einen Waschtisch. Ein dunkler Fleck verfärbte die ungehobelten Bodendielen aus Fichtenholz. Der Blutfleck reichte bis unters Bett und bedeckte nahezu den gesamten Fußboden.

Die Größe überraschte ihn nicht. Der General hatte ihm erzählt, was man der Frau angetan hatte.

Das Wasser im Waschbecken schien wenigstens zur Hälfte aus Blut zu bestehen. Der Lappen, der über der Seite hing, war durch und durch rot. Der Mörder hatte sich das Blut abgewaschen, bevor er gegangen war. Entweder war er reinlich, oder er hatte nicht blutüberströmt an Silas vorbei das Haus verlassen wollen.

Richard öffnete die Kieferntruhe. Sie enthielt ordentlich gestapelte Kleider und sonst nichts. Er ließ den Deckel wieder fallen.

Mit der Hand stützte er sich an den Türpfosten. »Eine Frau wird so verstümmelt, man schneidet ihr die Brüste ab und sticht hundertmal auf sie ein, und niemand hat auch nur das Geringste gehört?«

Er bemerkte, wie die Erschöpfung seiner Stimme eine gewisse Schärfe verlieh. Seine schlechte Laune war vermutlich auch nicht gerade hilfreich.

Silas schluckte. »Sie wurde geknebelt, Lord Rahl. Ihre Hände waren ebenfalls gefesselt.«

Richard setzte eine finstere Miene auf. »Sie muß mit den Füßen um sich getreten haben. Hat niemand gehört, wie sie um sich getreten hat? Wenn ich in Stücke geschnitten würde, wenn ich geknebelt wäre und man mir die Hände gefesselt hätte, hätte ich wenigstens den Waschtisch umgetreten. Sie muß mit den Füßen um sich getreten und versucht haben, jemand auf sich aufmerksam zu machen.«

»Wenn, dann hab' ich nichts davon gehört. Von den anderen Frauen hat auch keine was gehört. Wenigstens haben sie nichts davon erwähnt, und ich glaube, sie hätten mich geholt, wenn sie etwas mitbekommen hätten. Wenn es Ärger gibt, sind sie immer sofort bei mir. Immer. Sie wissen, daß ich nicht gerade zimperlich bin, wenn es darum geht, sie zu beschützen.«

Richard rieb sich die Augen. Die Prophezeiung ließ ihm keine Ruhe. Er hatte Kopfschmerzen.

»Schaff die anderen Frauen her. Ich will mit ihnen sprechen.«

»Sie haben mich verlassen, als –« Er machte eine unbestimmte Handbewegung. »Bis auf Bridget.«

Er lief zum Ende des Flures und klopfte an die letzte Tür. Eine Frau mit zerzaustem rotem Haar streckte den Kopf zur Tür heraus, nachdem er leise auf sie eingeredet hatte. Dann zog sie sich wieder ins Zimmer zurück und kam einen Augenblick später wieder hervor, wobei sie einen cremefarbenen Morgenmantel um ihren Körper raffte. Sie schlang einen flüchtigen Knoten in den seidenen Gürtel und folgte Silas durch den Flur zu Richard.

Hier, mitten im Bauch des stinkenden Bordells, wurde Richard mit jedem Augenblick wütender über sich. Er hatte zwar versucht, sachlich zu bleiben, trotzdem hatte er sich bereits darüber gefreut, einen Bruder zu haben. Er begann, Drefan zu mögen. Drefan war ein Heiler. Was hätte edelmütiger sein können?

Silas und die Frau verbeugten sich. Sie sahen beide aus, wie Richard sich fühlte: dreckig, müde und bestürzt.

»Hast du irgendwas gehört?« Bridget schüttelte den Kopf. Ihre Augen wirkten gequält. »Kanntest du die Frau, die gestorben ist?«

»Rose«, sagte Bridget. »Ich bin ihr nur ein einziges Mal begegnet, für ein paar Minuten. Sie ist gestern erst zu uns gekommen.«

»Hat einer von euch eine Idee, wer sie ermordet hat?«

Silas' und Bridgets Blicke trafen sich.

»Wir wissen, wer es getan hat, Lord Rahl«, behauptete Silas, in dessen Stimme ein leidenschaftlicher Unterton mitschwang. »Der dicke Harry.«

»Der dicke Harry? Wer ist das? Wo können wir ihn finden?«

Zum erstenmal verzog Wut das Gesicht von Silas Latherton. »Ich hätte ihn nicht mehr reinlassen dürfen. Die Frauen mögen ihn nicht.«

»Von uns Mädchen wollte ihn keine mehr bedienen«, sagte Bridget. »Er säuft, und wenn er säuft, wird er fies. Wir haben es nicht nötig, uns so was bieten zu lassen, nicht solange die Armee…« Sie ließ den Satz unbeendet, als ihr Blick auf den General fiel. Sie schlug einen anderen Ton an und fuhr fort: »Im Augenblick haben wir genug Kunden. Wir müssen uns nicht mit schäbigen Säufern wie dem dicken Harry abgeben.«

»Die Frauen sagten alle, sie wollten Harry nicht mehr nehmen«, fügte Silas hinzu. »Als er gestern abend kam, wußte ich, daß alle ihn ablehnen würden. Harry war richtig hartnäckig und wirkte halbwegs nüchtern, also fragte ich Rose, ob sie ihn nehmen würde, schließlich war sie neu und…«

»Und wußte nicht, daß sie in Gefahr war«, beendete Richard den Satz.

»So war das nicht«, entgegnete Silas, als wolle er sich rechtfertigen.

»Harry wirkte nicht betrunken. Aber betrunken oder nicht, ich wußte, die anderen Frauen wollten ihn nicht, also fragte ich Rose, ob sie interessiert sei. Sie meinte, sie könne das Geld gebrauchen. Harry war ihr letzter Gast. Ein wenig später wurde sie entdeckt.«

»Wo können wir diesen Harry finden?«

Silas kniff die Augen zusammen. »In der Unterwelt, da wo er hingehört.«

»Du hast ihn umgebracht?«

»Keiner hat gesehen, wer ihm seine fette Kehle aufgeschlitzt hat. Keine Ahnung, wer es war.«

Richards Blick fiel auf das lange Messer, das in Silas' Gürtel steckte. Er konnte es dem Mann nicht verdenken. Hätten sie den dicken Harry gefaßt, würde er für sein Verbrechen genau das bekommen, was inzwischen bereits erledigt war. Allerdings hätte er vorher eine Verhandlung und Gelegenheit zu gestehen bekommen, nur um sicherzustellen, daß er die Tat auch wirklich begangen hatte.

Zu diesem Zweck wurden Konfessoren eingesetzt: um sich zu vergewissern, ob man den Richtigen verurteilt hatte. War ein Krimineller erst einmal von deren Magie berührt worden, gestand er all seine Verbrechen. Richard hätte nicht gewollt, daß Kahlan hörte, was man dieser Rose angetan hatte. Schon gar nicht von der Bestie, die die Untat begangen hatte.

Ihm wurde übel bei der Vorstellung, daß Kahlan einen solchen Mann anfassen mußte, einen Mann, der auf so brutale Weise eine Frau ermordet hatte. Er befürchtete, daß er Harry eigenhändig umgebracht hätte, um zu verhindern, daß Kahlan ihn berühren mußte.

Er war sich darüber im klaren, daß sie Männer berührt hatte, die keinen Deut besser waren. Sie sollte dies nie wieder tun müssen. Er konnte sich vorstellen, wie schmerzlich es für sie sein mußte, sich die Beichte derart unmenschlicher Verbrechen in allen Einzelheiten anzuhören. Er mochte nicht daran denken, welch grauenhafte Erinnerungen sie bis in ihre Träume verfolgten.

Richard zwang sich, den Gedanken abzuschütteln, und musterte Bridget. »Wieso bist du geblieben, als die anderen alle fortgelaufen sind?«

Sie zuckte die Achseln. »Einige von ihnen haben Kinder und hatten Angst um sie. Ich nehme ihnen ihre Angst nicht übel, aber wir waren hier immer sicher. Silas war stets anständig zu mir. Woanders bin ich schon verprügelt worden, hier jedoch nicht. Es war nicht Silas' Fehler, daß ein Wahnsinniger das verbrochen hat. Silas hat unsere Wünsche immer respektiert, wenn wir gesagt haben, daß wir einen Mann nicht mehr empfangen wollten.«

Richard spürte, wie sich ihm der Magen zusammenschnürte. »Aber Drefan war bei dir?«

»Klar. Er war bei allen Mädchen.«

»Bei allen Mädchen«, wiederholte Richard. Er hatte Mühe, seinen Zorn im Zaum zu halten.

»Na, sicher. Er war bei allen von uns. Nur bei Rose nicht. Sie hatte noch keine Gelegenheit, schließlich war sie erst…«

»Und Drefan hatte keine Lieblingsdame?« Richard hatte gehofft, sein Halbbruder hätte sich auf eine Frau beschränkt, die er mochte, eine Frau, die gesund war.

Bridget legte die Stirn in Falten und machte ein fragendes Gesicht. »Wie kann ein Heiler eine Lieblingsdame haben?«

»Na ja, gab es eine, die er vorzog, oder nahm er einfach die, die gerade frei war?«

Die Frau bohrte einen Finger in ihren roten Schopf und kratzte sich am Kopf.

»Ich glaube, Ihr habt ein falsches Bild von Drefan, Lord Rahl. Er hat uns niemals angefaßt … nicht so. Er kam nur her, um seine Arbeit zu verrichten.«

»Um zu heilen?«

»Ja«, sagte Bridget. Silas bestätigte dies mit einem Nicken. »Die Hälfte der Mädchen hatte ständig irgendein Wehwehchen.

Hautausschläge und Entzündungen und so weiter. Die meisten Leute, die Kräuter und Heilmittel verkaufen, wollen mit uns nichts zu tun haben, also müssen wir mit unseren Wehwehchen leben.

Drefan erklärte uns, wie wir uns waschen sollen. Er gab uns Kräuter und Salben, die wir auf die entzündeten Stellen streichen sollten. Er war schon zweimal hier, richtig spät, als wir mit der Arbeit fertig waren, um uns nicht in die Quere zu kommen, während wir unseren Lebensunterhalt verdienen. Er sah auch nach den Kindern. Zu ihnen war Drefan besonders nett. Eines hatte einen schlimmen Husten, und es ging ihm viel besser, nachdem Drefan ihm etwas zum Einnehmen gegeben hatte.

Heute früh war er wieder hier. Erst hat er eins der Mädchen untersucht, dann ging er nach oben zu Roses Zimmer, um nach ihr zu sehen. Dabei hat er sie gefunden. Hals über Kopf ist er aus dem Zimmer gestürzt und hat gebrüllt und« – sie zeigte auf den Boden zu Richards Füßen – »sich erbrochen. Wir sind alle auf den Flur rausgelaufen und haben gesehen, wie er sich dort auf den Knien die Seele aus dem Leib kotzte.«

»Er kam also nicht her, um … um … und er hat nie –«

Bridget prustete los. »Ich hab's ihm angeboten – umsonst, schließlich hatte er mir und all den anderen so wundervoll geholfen. Er erwiderte nur, aus dem Grund sei er nicht hier. Er wolle nur helfen, weil er ein Heiler sei.

Ich hab's ihm angeboten, stellt Euch vor, und ich kann sehr überzeugend sein,« – dabei zwinkerte sie – »aber er hat abgelehnt. Er kann richtig nett lächeln, wirklich. Genau wie Ihr, Lord Rahl.«


»Herein«, kam die Antwort auf Richards Klopfen.

Drefan kniete vor seiner Ansammlung von Kerzen, die auf dem Tisch an der Wand standen. Er hielt den Kopf gesenkt und hatte die Hände zum Gebet gefaltet.

»Hoffentlich störe ich nicht«, sagte Richard.

Drefan sah über die Schulter und erhob sich. Seine Augen erinnerten Richard an Darken Rahl. Er hatte die gleichen blauen Augen, denselben unbestimmbar eigenartigen, verwirrenden Blick. Richard konnte nicht anders, diese Augen beunruhigten ihn. Manchmal hatte er das Gefühl, Darken Rahl selbst starre ihn aus ihnen an.

Menschen, die in der Furcht vor Darken Rahl gelebt hatten, bekamen es wahrscheinlich auch mit der Angst zu tun, wenn sie Richard in die Augen sahen.

»Was tust du?« wollte Richard wissen.

»Ich bete zu den Guten Seelen, damit sie über die Seele eines bestimmten Menschen wachen.«

»Über wessen Seele?«

Drefan seufzte. Er wirkte müde und verdrossen.

»Die Seele einer Frau, die niemand mochte.«

»Eine Frau mit Namen Rose?«

Drefan nickte. »Woher weißt du von ihr?« Er tat seine eigene Frage mit einer Handbewegung ab. »Entschuldige – das war unüberlegt. Du bist Lord Rahl. Vermutlich berichtet man dir solche Dinge.«

»Ja, nun, solche Dinge kommen mir tatsächlich zu Ohren.« Richard entdeckte im Zimmer einen Gegenstand, den er beim letzten Besuch noch nicht gesehen hatte. »Wie ich bemerke, hast du dich entschlossen, die Einrichtung ein wenig freundlicher zu gestalten.«

Drefan sah, wohin Richard blickte, und trat an den Stuhl neben dem Bett. Er kam mit einem kleinen Kissen zurück. Liebevoll strich er mit den Fingern über die darauf gestickte Rose.

»Das gehörte ihr. Niemand wußte, woher sie stammte, also bestand Silas – das ist der Mann, der das Haus leitet –, er bestand darauf, daß ich dies für die Hilfe, die ich den Frauen dort gewähre, annehme. Ihr Geld will ich nicht. Wenn sie Geld übrig hätten, würden sie einen anderen Beruf ausüben.«

Richard war kein Fachmann, aber die Rosenstickerei wirkte, als sei sie mit Sorgfalt gestickt worden. »Glaubst du, sie hat das gemacht?«

Drefan zuckte die Achseln. »Silas wußte es nicht. Vielleicht, ja. Vielleicht hat sie es auch irgendwo gesehen und gekauft, weil eine Rose darauf war, wie ihr Name.«

Er strich behutsam mit dem Daumen über die Rose und starrte darauf.

»Drefan, was tust du an … einem solchen Ort? Hier gibt es genug Menschen, die deiner Künste bedürfen. Die Soldaten, die unten in der Grube verwundet wurden. Du hast reichlich zu tun. Warum gehst du in Hurenhäuser?«

Drefan fuhr mit einem Finger über den Stiel der Rose aus grünem Garn. »Um die Soldaten kümmere ich mich. Ich gehe in meiner freien Zeit zu den Huren, bevor die Menschen auf den Beinen sind und meine Hilfe brauchen.«

»Aber warum suchst du sie überhaupt auf?«

Seine Augen füllten sich mit Tränen, während er auf die Rose des Kissens starrte.

»Meine Mutter war eine Hure«, gestand er leise. »Ich bin der Sohn einer Hure. Einige von diesen Frauen haben Kinder. Jedes von ihnen hätte ich sein können.

Meine Mutter nahm genau wie Rose den falschen Mann mit ins Bett. Niemand kannte Rose. Niemand wußte, wer sie war oder woher sie kam. Ich kenne nicht mal den Namen meiner eigenen Mutter – sie wollte ihn den Heilern nicht verraten, bei denen sie mich zurückließ. Nur, daß sie eine Hure war.«

»Tut mir leid, Drefan. Das war eine ziemlich dumme Frage.«

»Nein, es war eine vollkommen logische Frage. Niemand mag diese Frauen, ich meine als Menschen. Sie werden von den Männern, die zu ihnen gehen, verprügelt. Sie stecken sich mit entsetzlichen Krankheiten an. Andere Menschen blicken voller Verachtung auf sie herab.

Kräuterhändler wollen nicht, daß sie ihre Läden betreten – das verleiht ihnen einen gewissen Ruf, und die anständigen Kunden bleiben aus. Viele der Krankheiten, die diese Frauen haben, kann nicht einmal ich heilen. Sie sterben eines traurigen, langsamen Todes. Und das nur für Geld! Einige von ihnen sind Trinkerinnen, und die Männer demütigen sie und bezahlen sie mit Schnaps. Sie sind ständig betrunken und kennen den Unterschied nicht mehr.

Manche von ihnen glauben, sie könnten einen reichen Mann finden und seine Mätresse werden. Sie glauben, sie werden ihn befriedigen und seine Gunst gewinnen. Wie meine Mutter. Statt dessen kriegen sie kleine Bastarde wie mich.«

Richard zuckte innerlich zusammen. Und er war bereit gewesen, Drefan für einen gefühllosen Opportunisten zu halten.

»Nun, wenn du dich dadurch besser fühlst, ich bin auch ein Sohn dieses Bastards.«

Drefan sah auf und lächelte. »Vermutlich. Wenigstens hat deine Mutter dich geliebt. Meine nicht. Sie hat mir nicht mal ihren Namen hinterlassen.«

»Sag so etwas nicht, Drefan. Deine Mutter hat dich geliebt. Sie hat dich an einen Ort gebracht, wo du in Sicherheit warst, oder nicht?«

Er nickte. »Und ließ mich bei Menschen zurück, die sie nicht kannte.«

»Aber sie ließ dich zurück, weil sie mußte, damit du in Sicherheit warst. Kannst du dir vorstellen, wie schmerzlich das für sie gewesen sein muß? Kannst du dir vorstellen, wie es ihr das Herz gebrochen haben muß, dich bei wildfremden Menschen zurückzulassen? Sie muß dich sehr geliebt haben, um das für dich zu tun.«

Drefan lächelte. »Weise Worte, mein Bruder. Bei einer solchen Gesinnung gelingt es dir womöglich eines Tages noch, etwas aus dir zu machen.«

Richard erwiderte das Lächeln. »Manchmal müssen wir verzweifelte Taten begehen, um die zu retten, die wir lieben. Ich habe einen Großvater, der große Bewunderung für Verzweiflungstaten hegt. Ich glaube, dank deiner Mutter beginne ich zu verstehen, weshalb.«

»Einen Großvater?«

»Den Vater meiner Mutter.« Richard strich über den erhabenen Golddraht, der das Wort WAHRHEIT auf dem Heft seines Schwertes bildete. »Einer der größten Männer, die ich je die Ehre hatte zu kennen. Meine Mutter starb, als ich noch klein war, und mein Vater – der Mann, den ich für meinen Vater hielt – war oft geschäftlich als Händler unterwegs. Zedd hat mich praktisch allein aufgezogen. Ich denke, von ihm habe ich mehr als von jedem anderen.«

Zedd besaß die Gabe. Richard hatte die Gabe nicht nur von Darken Rahl geerbt, sondern auch von Zedd – von seiner Mutter Seite ebenso wie von der seines Vaters. Von beiden Abstammungslinien. Für Richard war es ein Trost zu wissen, daß die Gabe eines guten Menschen durch seine Adern floß, und nicht nur die von Darken Rahl.

»Lebt er noch?«

Richard wich dem Blick aus Drefans blauen Darken-Rahl-Augen aus. »Ich glaube, ja. Ich denke nicht, daß außer mir jemand das noch glaubt, aber ich schon. Manchmal habe ich das Gefühl, wenn ich nicht daran glaube, ist er tatsächlich tot.«

Drefan legte Richard eine Hand auf die Schulter. »Dann bewahre dir deinen Glauben, vielleicht hast du recht. Du hast Glück, daß du eine Familie hast. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich habe keine.«

»Jetzt hast du eine, Drefan. Du hast wenigstens einen Bruder und schon bald eine Schwägerin.«

»Danke, Richard. Das bedeutet mir sehr viel.«

»Und was ist mit dir? Wie ich hörte, ist die Hälfte aller Frauen aus dem Palast hinter dir her. Hast du schon eine ins Auge gefaßt?«

Drefan lächelte kühl. »Mädchen, weiter nichts. Mädchen, die zu wissen meinen, was sie wollen, und die sich von törichten Äußerlichkeiten beeinflussen lassen, die keinerlei Bedeutung haben. Ich sehe, wie sie alle auch dir schöne Augen machen. Manche Menschen fühlen sich von Macht angezogen. Menschen wie meine Mutter.«

»Schöne Augen, mir! Das bildest du dir ein.«

Drefan wurde ernst. »Kahlan ist wunderschön. Du kannst dich glücklich schätzen, eine Frau von einem solchen Wesen und mit einem so edlen Charakter zu haben. Einer solchen Frau begegnet man nur einmal im Leben, und auch nur dann, wenn die Guten Seelen einem wohlgesinnt sind.«

»Ich weiß. Ich bin der glücklichste Mann der Welt.« Richards Blick ging ins Leere. Er dachte an die Prophezeiung und an das, was er in Kolos Tagebuch gelesen hatte. »Ohne sie wäre mein Leben nicht lebenswert.«

Drefan lachte und gab Richard einen Klaps auf den Rücken. »Wärst du nicht mein Bruder, und ein guter noch dazu, ich würde sie dir ausspannen und sie für mich selber haben wollen. Wenn ich es mir recht überlege, nimm dich besser in acht, vielleicht überlege ich mir das sogar noch mal.«

Richard schloß sich seinem Lächeln an. »Ich werde mich in acht nehmen.«

Drefan zeigte warnend mit dem Zeigefinger auf Richard. »Behandle sie bloß gut.«

»Ich wüßte gar nicht, was ich sonst tun sollte.« Richard erfaßte das kleine, schlichte Zimmer mit einer ausladenden Handbewegung und wechselte das Thema. »Wieso bist du noch hier? Wir können dir bessere Gemächer suchen als dieses.«

Drefan ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen. »Das ist das Gemach eines Königs verglichen mit meiner Unterkunft daheim. Wir leben einfach. Hier habe ich fast mehr Prunk, als ich ertragen kann.« Er runzelte die Stirn. »Nicht, welches Haus man hat, zählt. Das ist nicht das Glück. Was zählt, ist die Einstellung und wie man sich um seine Mitmenschen kümmert – was man tun kann, um jenen zu helfen, denen sonst niemand hilft.«

Richard zog die Bänder an seinen Handgelenken zurecht. Darunter schwitzte seine Haut stets. »Da hast du recht, Drefan.«

Es war ihm gar nicht aufgefallen, aber er hatte sich an seine Umgebung gewöhnt. Seit er Kernland verlassen hatte, hatte er viele prunkvolle Orte gesehen. Sein eigenes Zuhause, damals in Kernland, war nicht annähernd so ansehnlich wie dieses einfache Zimmer, dennoch war er dort glücklich gewesen. Er war glücklich gewesen, ein Waldführer zu sein.

Aber wie Drefan sagte, mußte ein Mensch anderen helfen, denen auf keine andere Weise geholfen werden konnte. Er war dazu verdammt, Lord Rahl zu sein. Sein Ausgleich war Kahlan. Jetzt mußte er nur den Tempel der Winde finden, bevor alles verloren war.

Wenigstens hatte er eine Frau, die er mehr liebte, als er je für möglich gehalten hätte. Und jetzt hatte er auch einen Bruder.

»Drefan, weißt du, was Raug'Moss bedeutet?«

»Ich habe gelernt, daß es altes Hoch-D'Haran ist und ›Göttlicher Wind‹ bedeutet.«

»Sprichst du Hoch-D'Haran?«

Drefan strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn. »Nur dieses eine Wort.«

»Wie ich hörte, bist du ihr Hohepriester. Du hast es weit gebracht, wenn du Anführer einer Gemeinschaft von Heilern geworden bist.«

»Ich habe nie ein anderes Leben kennengelernt. Hohepriester zu sein bedeutet allerdings meist, daß die anderen jemanden haben, dem sie die Schuld zuweisen können, wenn irgend etwas schiefläuft. Wenn jemand, dem wir zu helfen versuchen, sich nicht erholt, zeigen die Heiler auf mich und sagen: ›Er ist unser Anführer. Sprecht mit ihm.‹ Hohepriester zu sein bedeutet, daß ich Berichte und Aufzeichnungen lesen muß und bestürzten Anverwandten erkläre, daß wir nur Heiler sind und den Ruf des Hüters nicht ungeschehen machen können. Klingt beeindruckender, als es in Wahrheit ist.«

»Sicherlich übertreibst du. Ich bin stolz, daß du es so weit gebracht hast. Wer sind die Raug'Moss? Woher stammen sie?«

»Der Legende nach wurden die Raug'Moss vor Tausenden Jahren von Zauberern gegründet, deren Gabe das Heilen war. Dann begann die Gabe auszusterben, und Zauberer, besonders jene, die für das Heilen begabt waren, wurden immer seltener.«

Daraufhin erzählte Drefan Richard die Geschichte, wie die Gemeinschaft der Raug'Moss sich mit dem Aussterben der Zauberer zu verändern begonnen hatte. Besorgt, ihre Arbeit könnte mit ihnen aussterben, beschlossen die Zaubererheiler, Lehrlinge aufzunehmen, die nicht die Gabe besaßen. Mit der Zeit gab es immer weniger Zauberer, die die Arbeit beaufsichtigen konnten, bis vor langer Zeit schließlich der letzte Zauberer gestorben war.

Für Richard klang das ganz so, als lese er in Kolos Tagebuch. Denn auch in der Burg der Zauberer war es vor langer Zeit anders zugegangen. Damals war sie noch von Zauberern und ihren Familien bevölkert gewesen.

»Jetzt gibt es bei uns niemanden mehr mit der Gabe«, berichtete Drefan. »Die Raug'Moss haben viele Schlüsselbegriffe der Gesundheit und des Heilens gelernt, aber wir verfügen nicht annähernd über die Fähigkeiten der Zauberer von damals. Wir besitzen keine Magie, die uns hilft. Mit dem Wissen, das uns die wahren Heiler aus alter Zeit überliefert haben, tun wir, was wir können, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Es ist ein einfaches Leben, ein hartes Leben, aber es schenkt uns Belohnungen und Annehmlichkeiten, die weltlicher Besitz nicht bietet.«

»Verstehe. Es ist sicher ein nicht zu überbietendes Gefühl, Menschen zu helfen.«

Drefans Gesicht bekam einen neugierigen Ausdruck. »Und was ist mit dir? Mit deinen Fähigkeiten?«

Richard wich Drefans Blick aus. Seine Hand umfaßte das Heft seines Schwertes fester.

»Ich wurde als Kriegszauberer geboren«, sagte er leise. »Ich wurde zum fuer grissa ost drauka ernannt, das ist Hoch-D'Haran für ›Bringer des Todes‹.«

Im Zimmer kehrte Stille ein.

Richard räusperte sich. »Anfangs war ich darüber ziemlich bestürzt, aber seitdem habe ich begriffen, daß ein Kriegszauberer auch nur anderen helfen soll, indem er sie vor jenen beschützt, die Tyrannei verbreiten wollen. Vor Menschen wie unserem Bastardvater – Darken Rahl.«

»Ja«, sagte Drefan in die beklemmende Stille hinein. »Manchmal ist das Töten die beste Verwendung für unsere Fähigkeiten – um auf diese Weise ein Leben zu beenden, das keine Hoffnung kennt, nur Schmerz, oder um ein Leben zu beenden, das anderen nichts anderes bringt als Leid.«

Richard rieb mit dem Daumen über die Symbole auf dem silbernen Band an seinem Handgelenk. »Ja, jetzt verstehe ich, was du meinst. Ich glaube, früher war das bei mir anders. Wir sind beide gezwungen, Dinge zu tun, die uns nicht gefallen, die aber getan werden müssen.«

Drefan lächelte dünn. »Im Gegensatz zu meinen Heilern haben das nicht viele je begriffen. Ich bin froh, daß du zu letzteren gehörst. Manchmal ist das Töten ein Akt größter Nächstenliebe. Ich bin sehr vorsichtig, wem gegenüber ich diese Worte ausspreche. Gut zu wissen, daß mein Bruder sie versteht.«

»Das gilt für mich genauso, Drefan.«

Bevor Richard weitere Fragen stellen konnte, wurden sie von einem Klopfen unterbrochen. Raina streckte den Kopf zur Tür herein. Ihr langer, dunkler Zopf fiel nach vorn über ihre Schulter.

»Was gibt's, Raina?«

Raina verdrehte die Augen und deutete auf jemanden hinter ihr.

»Nadine wünscht Euch zu sprechen. Irgend etwas scheint sie ganz aus der Fassung gebracht zu haben, und sie will nur mit Euch reden.«

Auf Richards Zeichen hin öffnete die Mord-Sith die Tür ein wenig weiter, und Nadine schob sich, blind gegen Rainas tadelnden Blick, herein.

»Richard, du mußt mit mir kommen.« Sie faßte seine Hand mit beiden Händen. »Bitte! Bitte, Richard, kommst du mit? Da ist jemand, der dich dringend sprechen muß.«

Sie schien ehrlich besorgt zu sein und zerrte an seiner Hand. »Bitte, Richard.«

Richard war noch immer auf der Hut. »Was dagegen, wenn ich Drefan mitnehme?«

»Natürlich nicht. Ich wollte dich sowieso darum bitten.«

»Gehen wir also, wenn es wirklich wichtig ist.«

Sie hielt seine Hand fest und zog ihn hinter sich her.

Загрузка...