»Ich bringe sie um«, schnarrte Kahlan heiser, während sie ins Leere starrte. »Mit meinen bloßen Händen. Ich würge ihr das Leben aus dem Leib!«
Cara drehte sich zum Schlafzimmer um. »Darum werde ich mich kümmern. Es wäre besser, wenn Ihr mich das erledigen ließet.«
Kahlan hielt Cara am Arm fest. »Doch nicht sie. Ich spreche von dieser Shota.« Sie deutete fahrig mit der Hand auf die Schlafzimmertür. »Sie hat von alledem keine Ahnung. Sie weiß nichts über Shota.«
»Dann kennt Ihr diese Hexe also?«
Kahlan schnaubte wütend. »Oh, ja. Ich kenne sie. Sie hat von Anfang an zu verhindern versucht, daß Richard und ich zusammenkommen.«
»Warum sollte sie das tun?«
Kahlan kehrte der Schlafzimmertür den Rücken zu. »Ich weiß es nicht. Jedesmal gibt sie einen anderen Grund an. Aber manchmal fürchte ich, sie tut es, weil sie Richard für sich selber will.«
Cara runzelte die Stirn. »Wie will Shota Richard für sich gewinnen, wenn er diese kleine Dirne heiraten soll?«
Kahlan machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das weiß ich nicht. Shota hat immer irgendwelche Hintergedanken. Sie hat uns bei jeder Gelegenheit Steine in den Weg geworfen.« Entschlossen ballte sie die Hände. »Aber diesmal wird ihre Rechnung nicht aufgehen. Und wenn es das letzte ist, was ich tue, ich werde ihren zudringlichen Spielchen ein Ende machen. Und dann heiraten Richard und ich.« Sie senkte die Stimme und sprach flüsternd einen Schwur. »Und wenn ich Shota mit meiner Kraft berühren und in die Unterwelt verbannen muß, ich werde ihrer Einmischung ein Ende setzen.«
Cara verschränkte die Arme und dachte über das Problem nach. »Was wollt Ihr mit Nadine machen?« Ihr Blick ging zur Schlafzimmertür. »Vielleicht wäre es noch immer das beste … sie sich vom Hals zu schaffen.«
Kahlan legte Daumen und Zeigefinger nachdenklich an ihren Nasenrücken. »Das ist nicht Nadines Werk. Sie ist nur eine Schachfigur in Shotas Ränkespielen.«
»Ein Fußsoldat kann manchmal für mehr Ärger sorgen als der General selbst, vorausgesetzt, er…«
Cara ließ den Satz unbeendet und löste die Arme voneinander. Dann neigte sie den Kopf zur Seite, als lausche sie auf einen Wind, der durch die Korridore weht.
»Da kommt Lord Rahl.«
Die Fähigkeit der Mord-Sith, Richard über die Bande zu spüren, die sie mit ihm verband, war unglaublich, wenn nicht gar beängstigend. Die Tür ging auf. Berdine und Raina, die beide Lederkleidung im selben, hautengen Stil wie Cara trugen, wenn auch in Braun statt Rot, betraten entschlossenen Schritts den Raum.
Beide waren ein Stück kleiner als Cara, aber beileibe nicht weniger attraktiv. Wo Cara allzu langbeinig und muskulös wirkte, ohne ein einziges überflüssiges Gramm Fett, hatte Berdine eine eher üppige Figur. Ihr welliges braunes Haar war zu dem typischen langen Zopf der Mord-Sith geflochten, genau wie Rainas feines, dunkles Haar. Alle drei legten dieselbe rücksichtslose Selbstsicherheit an den Tag.
Raina musterte Caras roten Lederanzug stechend, gab jedoch keinerlei Bemerkung von sich. Beide, sowohl sie als auch Berdine, hatten eine grimmige, unnahbare Miene aufgesetzt. Die Mord-Sith schwenkten herum und stellten sich einander gegenüber neben die Tür.
»Wir künden an«, sprach Berdine in offiziösem Tonfall, »Lord Rahl, Sucher der Wahrheit und Besitzer des Schwertes der Wahrheit, Bringer des Todes, Herrscher D'Haras, Regent der Midlands, Befehlshaber des Volkes der Gar, Held aller freien Völker und Tod alles Bösen und« – hier richtete sie ihre blauen Augen durchdringend auf Kahlan – »Verlobter der Mutter Konfessor.« Sie hob den Arm und deutete auf die Tür.
Kahlan hatte nicht die geringste Ahnung, was gespielt wurde. Sie hatte die Mord-Sith bereits eine Reihe unterschiedlichster Temperamente an den Tag legen sehen, von herrisch bis schadenfroh, nur ein solch offiziöses Getue hatte sie bei ihnen noch nie beobachtet.
Richard kam in den Raum stolziert. Sein Raubvogelblick erfaßte Kahlan. Die Welt schien einen Augenblick lang stillzustehen. Es gab nichts weiter als die beiden, vereint über eine unausgesprochene Verbindung.
Das Lächeln auf ihren Lippen wurde immer breiter und funkelte in ihren Augen. Ein Lächeln von grenzenloser Liebe. Es gab nur sie und Richard. Nur seine Augen.
Aber alles übrige an ihm…
Sie spürte, wie ihr die Kinnlade herunterfiel. Kahlan preßte sich verblüfft die Hand aufs Herz. So lange sie ihn kannte, hatte er stets seine einfache Waldkleidung getragen. Jetzt hingegen…
Seine schwarzen Stiefel waren alles, was sie wiedererkannte. Die Stiefelschäfte waren mit Lederriemen umwickelt, die von silbernen Knöpfen gehalten wurden, in die man geometrische Embleme getrieben hatte. Darunter verbargen sich neue, schwarze Hosen aus Wolle. Über einem schwarzen Hemd trug er ein schwarzes, an den Seiten offenes Wams, das mit Symbolen verziert war, die auf einem breiten Goldstreifen längs der umsäumten Ränder ein Schlangenmuster bildeten. Ein breiter, mehrschichtiger Ledergürtel, an dem mehrere weitere dieser silbernen Embleme sowie ein golddurchwirkter Beutel hingen, schnürte die prächtige Jacke an der Hüfte zusammen. Eingehakt am Gürtel hing außerdem ein kleiner Geldbeutel aus Leder. Der sehr alte Waffengurt aus fein gearbeitetem Leder, an dem die mit Gold und Silber durchwirkte Scheide für das Schwert der Wahrheit befestigt war, lief über seine rechte Schulter. An jedem Handgelenk befand sich ein breiter, mit Leder abgepolsterter Silberreif aus ineinander verschlungenen Ringen, der weitere dieser seltsamen Symbole aufwies. Auf seinen breiten Schultern lag ein Cape, das aus gewebten Gold zu bestehen schien.
Er wirkte zugleich edel und bedrohlich. Königlich und tödlich. Er sah aus wie der Befehlshaber von Königen und wie ein Sinnbild jenes Namens, den man ihm in den Prophezeiungen gegeben hatte: der Bringer des Todes.
Kahlan hätte nie für möglich gehalten, daß er noch besser aussehen konnte als sonst. Noch eindrucksvoller. Sie hatte sich getäuscht.
Während ihr Mund noch daran arbeitete, irgend etwas hervorzubringen, trat er quer durch den Raum auf sie zu. Er beugte sich vor und küßte sie auf die Schläfe.
»Sehr gut«, verkündete Cara. »Das hat sie gebraucht, sie hatte Kopfschmerzen.« Sie sah Kahlan an und zwinkerte. »Ist jetzt alles wieder gut?«
Kahlan, die immer noch fast keine Luft bekam und die Cara kaum hörte, berührte ihn mit den Fingern, so als wollte sie prüfen, ob er echt war oder eine Täuschung.
»Gefällt es dir?« fragte er.
»Ob es mir gefällt? Bei den Guten Seelen…«, hauchte sie.
Er lachte stillvergnügt in sich hinein. »Ich nehme einfach mal an, das heißt ja.«
Kahlan wünschte, die anderen würden sämtlich verschwinden. »Aber was ist das, Richard? Wo hast du das alles her?«
Sie konnte ihre Hand nicht von seiner Brust lösen. Sie fühlte zu gerne, wie er atmete. Sie konnte auch spüren, wie sein Herz schlug. Und auch ihr eigenes Herz fühlte sie klopfen.
»Na ja«, meinte er, »ich wußte, du wolltest, daß ich mir ein paar neue Kleider besorge –«
Sie löste ihren Blick von seinem Körper und sah ihm in die grauen Augen. »Was? Das habe ich niemals gesagt.«
Er mußte lachen. »Deine wundervollen grünen Augen haben es für dich gesagt. Dein Blick war äußerst vielsagend, als du meine alte Waldkleidung gemustert hast.«
Sie ging einen Schritt zurück und zeigte auf die neuen Kleider. »Wo hast du das alles her?«
Er nahm ihre Hand und hob ihr Kinn mit den Fingern seiner anderen Hand, so daß sie ihm in die Augen blickte. »Du bist wunderschön. In deinem blauen Hochzeitskleid wirst du prachtvoll aussehen. Nun ja, da wollte ich bei unserer Hochzeit neben der Mutter Konfessor nicht schäbig wirken. Deshalb habe ich das alles ganz schnell anfertigen lassen, damit unsere Hochzeit nicht verzögert wird.«
»Er hat es sich von der Schneiderin machen lassen. Es sollte eine Überraschung sein«, erklärte Cara. »Ich habe ihr Euer Geheimnis nicht verraten, Lord Rahl. Sie hat nichts unversucht gelassen, um es aus mir herauszukitzeln, dennoch habe ich ihr nichts verraten.«
»Danke, Cara.« Richard lachte. »Ich wette, das war nicht einfach.«
Kahlan mußte ebenfalls lachen. »Aber es ist wunderschön. Das alles hat Fräulein Wellington für dich angefertigt?«
»Nun, nicht alles. Ich erklärte ihr, was ich wollte, und dann ging sie zusammen mit den anderen Näherinnen an die Arbeit. Ich glaube, sie haben ihre Sache sehr gut gemacht.«
»Ich werde ihr meine Bewunderung aussprechen. Und sie vielleicht sogar in den Arm nehmen.« Kahlan prüfte das Cape zwischen Daumen und Zeigefinger. »Es ist wirklich wundervoll. So etwas Prächtiges habe ich noch nie gesehen. Ich kann kaum glauben, daß sie das angefertigt hat.«
»Na ja, hat sie auch nicht«, gestand Richard ein. »Dies und einige andere Dinge stammen aus der Burg der Zauberer.«
»Aus der Burg! Was hattest du dort oben zu suchen?«
»Ich war bei meinem ersten Besuch dort auf die Zimmer gestoßen, in denen früher die Zauberer gelebt haben. Also ging ich zurück, um mir einige ihrer Besitztümer näher anzusehen.«
»Wann war das?«
»Vor ein paar Tagen. Während du damit beschäftigt warst, dich mit einigen offiziellen Vertretern unserer neuen Verbündeten zu treffen.«
Kahlans Stirn zog sich zusammen, als sie seine Kleider bewunderte. »Die Zauberer haben früher so etwas getragen? Ich dachte, Zauberer tragen stets schlichte Gewänder?«
»Die meisten von ihnen, ja. Einer jedoch trug solche Kleidung.«
»Und welche Art Zauberer?«
»Ein Kriegszauberer.«
»Ein Kriegszauberer«, staunte sie leise. Obwohl Richard im allgemeinen nicht wußte, wie er seine Gabe benutzen sollte, so war er dennoch der erste Kriegszauberer seit dreitausend Jahren.
Kahlan wollte anfangen, ihn mit Fragen zu überhäufen, dann fiel ihr ein, daß zur Zeit wichtigere Probleme anstanden. Ihre Miene wurde düster. »Richard« – sie brachte es nicht fertig, ihm nicht in die Augen sehen – »hier ist jemand, der dich sprechen will…«
Sie hörte, wie die Schlafzimmertür knarrte.
»Richard?« Nadine stand in der Tür und verdrehte erwartungsvoll ihr Taschentuch zwischen den Fingern. »Ich habe Richards Stimme gehört.«
»Nadine?«
Nadines Augen wurden so groß wie Sanderianische Goldkronen. »Richard.«
Richard setzte ein höfliches Lächeln auf. »Nadine.« Jedenfalls lächelte sein Mund.
In seinen Augen dagegen war nicht die Spur eines Lächelns zu sehen. Es war der streitlustigste Blick, den Kahlan je auf seinem Gesicht gesehen hatte. Kahlan hatte Richard wütend gesehen, sie hatte ihn im tödlichen Zorn der Magie des Schwertes der Wahrheit erlebt, und sie hatte ihn mit dem tödlich ruhigen Gesichtsausdruck gesehen, wenn er die Klinge weiß erglühen ließ. Im Ungestüm aus Pflicht und Entschlossenheit konnte Richard durchaus gefährlich wirken.
Aber kein Ausdruck, den sie auf seinem Gesicht erblickt hatte, war Kahlan so furchterregend vorgekommen wie der, den er jetzt trug.
Es war weder die tödliche Wut, die von seinen Augen Besitz ergriffen hatte, noch seine todbringende Pflichtversessenheit. Dies war etwas Schlimmeres. Es war beängstigend, wie tief das Desinteresse reichte, das in diesem leeren Lächeln, in seinen Augen, zum Ausdruck kam.
Etwas Schlimmeres hätte Kahlan sich nur vorstellen können, wenn ein solcher Blick ihr gegolten hätte. Wäre dieser so gänzlich leidenschaftslose Blick auf sie gerichtet gewesen, er hätte ihr das Herz gebrochen.
Offenbar kannte Nadine Richard nicht so gut wie Kahlan. Sie sah nur das Lächeln auf seinen Lippen.
»Oh, Richard!«
Die Frau eilte quer durchs Zimmer und warf ihm die Arme um den Hals. Sie schien gewillt, auch ihre Beine um Richard zu schlingen. Kahlan hielt Cara sofort mit dem Arm zurück, bevor die Mord-Sith auch nur einen Schritt machen konnte.
Kahlan mußte sich zwingen, standhaft zu bleiben und ihre Zunge im Zaum zu halten. Was immer Richard und sie einander bedeuteten, sie wußte, hier geschah etwas, auf das sie keinen Einfluß hatte. Dies war Richards Vergangenheit, und so gut sie ihn auch kannte, ein Teil dieser Vergangenheit – jedenfalls seiner romantischen Vergangenheit – war für sie weitgehend Neuland. Bis zu diesem Augenblick schien dies keine Rolle gespielt zu haben.
Aus Angst, das Falsche zu sagen, schwieg Kahlan. Ihr Schicksal lag in Richards Hand und in den Händen einer schönen Frau, die in diesem Augenblick an seinem Hals hing – aber schlimmer noch, ihr Schicksal schien wieder einmal in Shotas Händen zu liegen.
Nadine begann, Richards Hals mit Küssen zu überhäufen, er hingegen versuchte seinen Kopf von ihr fortzudrehen. Er faßte sie an den Hüften und schob sie zurück.
»Nadine, was tust du hier?«
»Nach dir suchen, du Dummer«, sagte sie ganz außer Atem. »Seit deinem Verschwinden letzten Herbst sind alle ganz durcheinander – und besorgt. Mein Vater hat dich vermißt – ich habe dich vermißt. Keiner von uns wußte, was dir zugestoßen war. Zedd ist auch verschwunden. Die Grenze war gefallen, und dann plötzlich wart ihr alle verschwunden – du, Zedd und dein Bruder. Ich weiß, du warst völlig aus dem Gleichgewicht, als dein Vater umgebracht wurde, aber wir hätten nicht gedacht, daß du einfach fortläufst.« In ihrer atemlosen Aufgeregtheit reihte sie ohne Pause ein Wort ans andere.
»Na ja, das ist eine lange Geschichte, und ich bin nicht sicher, ob sie dich interessieren würde.«
Wie Richard gesagt hatte, schien sie kein Wort mitzubekommen und redete munter weiter drauflos.
»Anfangs mußte ich mich um so viel kümmern. Ich mußte Lindy Hamilton überreden, daß sie die Winterknollen für Vater besorgt. Er war ganz außer sich, weil du nicht da warst, um ihm einige dieser besonderen Pflanzen zu bringen, die er braucht und die offenbar nur du finden kannst. Ich tat, was ich konnte, aber ich kenne mich in den Wäldern nicht so gut aus wie du. Er hofft, daß Lindy einspringen kann, bis ich dich nach Hause bringe. Dann mußte ich mir überlegen, was ich mitnehmen und wie ich mich zurechtfinden sollte. Ich habe so lange gesucht. Hierher kam ich, weil ich einen gewissen Lord Rahl sprechen wollte, in der Hoffnung, er könnte mir helfen, dich zu finden. Ich hätte mir nie im Leben träumen lassen, daß ich dich finde, noch bevor ich ihn gesprochen habe.«
»Ich bin Lord Rahl.«
Auch das schien sie nicht mitzubekommen. Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. »Was soll dieser Aufzug, Richard? Wen willst du damit darstellen? Zieh dich um. Wir gehen nach Hause. Jetzt, wo ich dich gefunden habe, ist alles wieder in Ordnung. Bald werden wir wieder zu Hause sein, und alles wird wieder wie früher. Wir werden heiraten und –«
»Was?«
Sie blinzelte verwundert. »Heiraten. Wir werden heiraten und ein Haus haben und was sonst noch dazugehört. Du kannst uns ein besseres bauen – dein altes wird nicht groß genug sein. Wir werden Kinder haben. Jede Menge Kinder. Söhne. Jede Menge Söhne. Groß und stark wie mein Richard.« Sie strahlte. »Ich liebe dich, mein Richard. Endlich werden wir heiraten.«
Sein Lächeln, so leer es gewesen war, war vollends erloschen, und an seine Stelle trat ein ernster, finsterer Blick. »Wie kommst du nur auf eine solche Idee?«
Nadine lachte und strich ihm spielerisch mit dem Finger über die Brust. Endlich sah sie sich um. Niemand sonst lächelte auch nur. Das Lachen verging ihr, und sie versuchte, sich in Richards Blick zu flüchten.
»Aber Richard, du und ich. Natürlich werden wir heiraten. Endlich. So wie es immer hatte sein sollen.«
Cara beugte sich zu Kahlan und flüsterte ihr leise etwas ins Ohr. »Ihr hättet mir erlauben sollen, sie zu töten.«
Richards zornig funkelnder Blick verscheuchte das gemeine Feixen der Mord-Sith und bewirkte, daß ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Er wandte sich wieder Nadine zu.
»Wie kommst du auf diese Idee?«
Nadine musterte erneut seine Kleidung. »Du siehst albern aus in diesen Kleidern, Richard. Ich frage mich, ob du auch nur einen Funken Verstand besitzt. Was hat das zu bedeuten, wieso spielst du den König? Und woher hast du dieses Schwert? Ich weiß, Richard, du würdest niemals stehlen, aber du hast längst nicht genug Geld für eine solche Waffe. Wenn du es bei einer Wette oder so gewonnen hast, könntest du es verkaufen, damit wir –«
Richard packte sie an den Schultern und schüttelte sie. »Nadine, wir waren nicht einmal verlobt, nicht im entferntesten. Wie kommst du auf eine so verrückte Idee? Was tust du hier?«
Endlich ging ihr angesichts seines Blicks der Schwung verloren. »Richard, ich habe eine weite Reise hinter mir. Zuvor war ich noch nie außerhalb von Kernland. Die Fahrt war beschwerlich. Bedeutet dir das denn gar nichts? Zählt das alles nichts? Ich wäre niemals aufgebrochen, wenn ich dich nicht hätte holen wollen. Ich liebe dich, Richard.«
Ulic, einer der beiden hünenhaften Leibwächter von Richard, mußte sich bücken, als er durch die Tür trat. »Lord Rahl, wenn Ihr einen Moment Zeit hättet, General Kerson hat ein Problem und muß Euch dringend sprechen.«
Richard bedachte den hoch aufgeschossenen Ulic mit einem wutentbrannten Blick. »Augenblick noch.«
Ulic, der es nicht gewohnt war, daß Richard ihn so bedrohlich ansah oder auf diese Weise mit ihm sprach, verbeugte sich. »Ich werde es ihm ausrichten, Lord Rahl.«
Verwirrt verfolgte Nadine, wie sich der Muskelberg beim Hinausgehen wieder unter der Tür hindurchduckte. »Lord Rahl? Richard, wovon im Namen der Guten Seelen hat der Mann gesprochen? In welche Schwierigkeiten hast du dich jetzt wieder hineingeritten? Du warst immer so vernünftig. Was hast du getan? Warum versuchst du diese Menschen hinters Licht zu führen? Wessen Rolle spielst du hier?«
Er schien sich ein wenig beruhigt zu haben, und in seiner Stimme schwang ein abgespannter Unterton mit. »Nadine, das ist eine lange Geschichte, und ich bin nicht in der Stimmung, sie ausgerechnet jetzt noch einmal zu erzählen. Ich fürchte, ich bin nicht mehr derselbe … es ist lange her, daß ich von zu Hause fortgegangen bin. Seitdem ist viel passiert. Tut mir leid, daß du eine so weite Reise vergeblich gemacht hast, aber was einmal zwischen uns war –«
Kahlan hatte einen hilflos-verlegenen Blick in ihre Richtung erwartet, doch der blieb aus.
Nadine trat einen Schritt zurück. Sie betrachtete die Gesichter, die sie umgaben: Kahlan, Cara, Berdine, Raina und die massige, stumme Gestalt von Egan hinten an der Tür.
Sie warf die Hände in die Höhe. »Was ist nur mit euch allen los? Was denkt ihr eigentlich, wer dieser Mann ist? Das ist Richard Cypher, mein Richard! Er ist Waldführer – ein Niemand! Er ist nur ein einfacher Junge aus Kernland, der so tut, als sei er jemand Wichtiges. Das ist er aber nicht! Habt ihr Narren keine Augen im Kopf? Das ist mein Richard, und wir sind einander versprochen.«
Schließlich brach Cara das Schweigen. »Wir wissen alle recht gut, wer dieser Mann ist. Ihr offenbar nicht. Er ist Lord Rahl, der Herrscher D'Haras und der Regent der früheren Midlands. Auf jeden Fall ist er der Herrscher all jener Länder, die sich ihm bis jetzt ergeben haben. Jeder in diesem Raum, wenn nicht in dieser Stadt, würde sein Leben geben, um ihn zu beschützen. Wir alle schulden ihm mehr als unsere Treue, wir schulden ihm unser Leben.«
»Wir können alle nur der sein, der wir sind«, erklärte Richard an Nadine gewandt, »nicht mehr und nicht weniger. Das hat mir eine kluge Frau einmal erklärt.«
Nadine machte flüsternd ihrer Fassungslosigkeit Luft, doch Kahlan konnte nicht verstehen, was sie sagte.
Richard legte Kahlan den Arm um die Hüfte. Sie sah in dieser zärtlichen Berührung ein Zeichen des Trostes und der Liebe und empfand auf einmal eine tiefgreifende Trauer für diese Frau, die hier vor wildfremden Menschen stand und ihr Herz ausschüttete.
»Nadine«, sagte Richard ruhig, »das ist Kahlan, die kluge Frau, die ich meine. Die Frau, die ich liebe. Kahlan, nicht Nadine. Kahlan und ich werden bald heiraten. Wir werden in Kürze aufbrechen, um von den Schlammenschen getraut zu werden. Nichts auf der Welt wird daran etwas ändern.«
Nadine schien Angst zu haben, den Blick von Richard zu lösen, so als befürchtete sie, alles könne Wirklichkeit werden, sobald sie es tat.
»Von den Schlammenschen? Was bei allen Guten Seelen sind Schlammenschen? Klingt ja grauenhaft. Richard, du…« Sie schien ihren ganzen Mut zusammenzunehmen. Sie preßte die Lippen aufeinander und zog plötzlich ein finsteres Gesicht. Sie drohte ihm mit dem Zeigefinger.
»Richard Cypher, ich habe keine Ahnung, was für ein dummes Spiel du spielst, aber das lasse ich mir nicht bieten! Hör mir gut zu, du Riesendummkopf, du gehst jetzt und packst deine Sachen! Wir gehen nach Hause!«
»Ich bin zu Hause, Nadine.«
Schließlich fiel Nadine keine Erwiderung mehr ein.
»Nadine, wer hat dir das alles eingeredet … diese Geschichte mit der Hochzeit?«
Das Feuer war aus ihr heraus. »Eine Mystikerin mit Namen Shota.«
Kahlan versteifte sich, als sie den Namen hörte. Shota war die eigentliche Bedrohung. Egal, was Nadine sagte oder wollte, es war die Hexe, die die Macht besaß, ihnen Ärger zu bereiten.
»Shota!« Richard fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Shota. Das hätte ich mir denken können.«
Und dann tat er etwas, das Kahlan überhaupt nicht erwartet hatte: Er lachte leise in sich hinein. Da stand er, vor ihrer aller Augen, warf den Kopf in den Nacken und lachte los.
Irgendwie schmolzen dadurch Kahlans Befürchtungen wie durch Magie dahin. Wie Richard Shotas Plan einfach mit einem Lachen abtat, verlieh der Bedrohung etwas Belangloses. Plötzlich faßte sie wieder Mut. Er hatte gesagt, daß die Schlammenschen sie trauen würden, und daß Shota etwas dagegen hatte, war nicht mehr wert als ein Lachen. Richard drückte sie liebevoll noch fester an sich. Sie spürte, wie ihre Wangen sich spannten und sie selbst lachen mußte.
Richard machte eine entschuldigende Handbewegung. »Tut mir leid, Nadine, ich lache nicht über dich. Es ist nur so, Shota spielt uns schon seit langem ihre kleinen Streiche. Es ist nicht schön, daß sie dich für ihre Intrigen ausnutzt, doch das ist auch nur wieder einer ihrer jämmerlichen Streiche. Sie ist eine Hexe!«
»Eine Hexe?« flüsterte Nadine entgeistert.
Richard nickte. »In der Vergangenheit ist es ihr ein paar Mal gelungen, uns mit ihren kleinen Dramen hinters Licht zu führen, diesmal allerdings nicht. Was Shota sagt, interessiert mich nicht. Ich bin nicht mehr bereit, ihre Spielchen mitzuspielen.«
Nadine wirkte völlig verwirrt. »Eine Hexe? Magie? Ich wurde von Magie beeinflußt? Aber sie sagte doch, der Himmel habe zu ihr gesprochen.«
»Hat sie das? Also, von mir aus kann der Schöpfer persönlich zu ihr gesprochen haben.«
»Sie meinte, der Wind mache Jagd auf dich. Da habe ich mich um dich gesorgt. Ich wollte dir helfen.«
»Der Wind macht Jagd auf mich? Also, irgend etwas fällt ihr immer ein.«
Nadine wich seinem Blick aus. »Und was wird jetzt aus uns …?«
»Nadine, es gibt kein ›uns‹.« Sein Ton nahm wieder seine alte Schärfe an. »Ausgerechnet du solltest das eigentlich wissen.«
Sie reckte empört ihr Kinn nach vorn. »Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst.«
Er betrachtete sie lange, so als überlege er, ob er ihr noch mehr erklären sollte, was er aber dann nicht tat. »Ganz wie du willst, Nadine.«
Zum ersten Mal empfand Kahlan so etwas wie Verlegenheit. Was immer dieser Wortwechsel zu bedeuten hatte, sie kam sich wie ein Eindringling vor, weil sie dabei zuhörte. Auch Richard wirkte betreten. »Tut mir leid, Nadine, doch ich muß mich um andere Angelegenheiten kümmern. Wenn du für deine Heimkehr Hilfe brauchst, werde ich sehen, was ich tun kann. Was immer du brauchst – Pferde oder Proviant, was auch immer. Erzähle allen in Kernland, daß es mir gut geht, und bestelle allen meine besten Grüße.«
Er wandte sich an den wartenden Ulic. »Ist General Kerson hier?«
»Jawohl, Lord Rahl.«
Richard trat einen Schritt auf die Tür zu. »Dann werde ich ihn wohl am besten mal fragen, was er auf dem Herzen hat.«
General Kerson trat sofort ein, als er seinen Namen hörte. Er hatte unmittelbar vor der Tür gewartet. Ergrauend, doch muskulös und austrainiert und einen Kopf kleiner als Richard, bot er in seiner Uniform aus gewienertem Leder eine beeindruckende Erscheinung. Auf seinen Oberarmen befanden sich die Narben seines Ranges, deren leuchtend weiße Furchen durch die kurzen Ärmel seines Kettenhemdes schimmerten.
Er schlug sich zum Salut die Faust vor die Brust. »Lord Rahl, ich muß Euch sprechen.«
»Also gut, bitte.«
Der General zögerte. »Ich meine, unter vier Augen, Lord Rahl.«
Richard war offensichtlich nicht bei Laune, die Zeit mit diesem Mann zu vertrödeln. »Hier gibt es keine Spione. Sprecht.«
»Es geht um die Männer, Lord Rahl. Viele von ihnen sind krank.«
»Krank? Was fehlt ihnen?«
»Nun ja, Lord Rahl, sie … das heißt…«
Richards Stirn legte sich in Falten. »Redet schon.«
»Lord Rahl,« – General Kerson ließ den Blick über die Frauen wandern, dann räusperte er sich – »über die Hälfte meiner Armee ist, nun, dienstuntauglich. Die Männer sind aufgrund von Durchfall völlig entkräftet.«
Richards Stirn entspannte sich. »Oh. Das tut mir leid. Hoffentlich geht es ihnen bald wieder besser. Das ist wirklich eine schlimme Sache.«
»Und in der Armee durchaus nichts Ungewöhnliches. In diesem Ausmaß allerdings schon. Und weil es so weit verbreitet ist, muß etwas unternommen werden.«
»Nun, dann sorgt dafür, daß sie reichlich zu trinken bekommen. Haltet mich auf dem laufenden. Berichtet mir, wie es ihnen geht.«
»Es muß etwas geschehen, Lord Rahl. Sofort. Dieser Zustand ist untragbar.«
»Es ist doch nicht so, als hätten sie Fleckenfieber, General.«
General Kerson verschränkte die Hände hinter dem Rücken und atmete tief durch. »Lord Rahl. Bevor er nach Süden zog, erklärte General Reibisch uns, Ihr wolltet, daß wir Offiziere Euch offen sagen, was wir für wichtig erachten. Er sagte, Ihr hättet ihm mitgeteilt, wenn Euch nicht gefiele, was wir zu sagen hätten, könntet Ihr durchaus zornig werden, würdet uns aber nicht dafür bestrafen, daß wir unsere Ansicht äußern. Er meinte, Ihr wolltet deshalb unsere Meinung hören, weil wir im Umgang mit den Soldaten und im Befehligen einer Armee erfahrener seien als Ihr.«
Richard fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Ihr habt recht, General. Also, was ist an der Sache so ungeheuer wichtig?«
»Ich bin einer der Helden des Aufstandes in der Provinz Shinavont, Lord Rahl. Das liegt in D'Hara. Ich war damals Leutnant. Wir waren fünfhundert, und durch einen Zufall stießen wir auf die siebentausend Mann starke Truppe der Aufständischen, die in einem lichten Waldstück ihr Lager aufgeschlagen hatten. Wir griffen im ersten Licht des Tages an und hatten den Aufstand niedergeschlagen, bevor sich der Abend senkte. Bei Sonnenuntergang gab es keine Aufständischen aus Shinavont mehr.«
»Sehr beeindruckend, General.«
General Kerson zuckte die Achseln. »Genaugenommen nicht. Fast alle ihrer Soldaten hatten die Hosen heruntergelassen. Habt Ihr jemals versucht, mit Darmkrämpfen zu kämpfen?«
Richard gab zu, nein, daß er das nicht hatte. »Alle nannten uns Helden. Aber man muß kein Held sein, um einem Mann den Schädel zu spalten, wenn er vom Durchfall so benommen ist, daß er kaum den Kopf heben kann. Ich war nicht stolz auf das, was wir getan hatten. Es war unsere Pflicht, und wir haben den Aufstand niedergeschlagen und zweifellos jenes größere Blutvergießen verhindert, das gefolgt wäre, wenn ihre Truppen genesen und uns entkommen wären. Keiner kann sagen, was sie getan hätten, wie viele noch den Tod gefunden hätten.
Doch soweit kam es ja nicht. Wir metzelten sie nieder, weil sie unter Ruhr litten und sich nicht auf den Beinen halten konnten.« Er machte eine ausladende Armbewegung, mit der er das umliegende Land zu umfassen schien. »Unsere Armee ist unvollzählig, da General Reibisch nach Süden aufgebrochen ist. Der Rest ist nicht einsatzfähig. Irgend etwas muß geschehen. Falls uns in dieser Situation ein entsprechend starker Feind angreift, bekommen wir Probleme. Wir könnten Aydindril verlieren.
Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr eine Lösung wüßtet, wie sich die Lage verbessern ließe.«
»Warum kommt Ihr damit zu mir? Habt Ihr keine Heiler?«
»Die Heiler, die wir haben, behandeln Wunden, die durch Stahl hervorgerufen werden. Wir sind zu einigen der Kräuterhändler und Heiler hier in Aydindril gegangen, aber die waren nicht annähernd in der Lage, so viele Menschen zu versorgen.« Er zuckte die Achseln. »Ihr seid Lord Rahl. Ich dachte, Ihr wüßtet vielleicht, was zu tun ist.«
»Ihr habt recht. Die Kräuterhändler haben sicher keine Arzneien in diesen Mengen vorrätig.« Richard faßte sich ans Kinn und dachte nach. »Knoblauch hilft, vorausgesetzt, man ißt genug davon. Blaubeeren wären ebenfalls hilfreich. Sorgt dafür, daß die Männer reichlich Knoblauch essen und ergänzt ihn mit Blaubeeren. Die müßten in der Gegend in ausreichender Menge wachsen.«
Der General beugte sich vor und runzelte zweifelnd die Stirn. »Knoblauch und Blaubeeren. Ist das Euer Ernst?«
»Mein Großvater hat mich über Kräuter und ihre Verwendung unterrichtet. Glaubt mir, General, es wird helfen. Dazu müssen die Männer reichlich Tannintee aus der Rinde der Löscheiche trinken. Knoblauch, Blaubeeren und Löscheichentee sollten Abhilfe schaffen.« Richard blickte über die Schulter. »Hab' ich recht, Nadine?«
Sie nickte. »Es wird genügen, aber einfacher wäre es, wenn du ihnen zusätzlich Pulver aus gemahlenem Wiesenknöterich geben würdest.«
»Daran habe ich auch schon gedacht, zu dieser Jahreszeit werden wir jedoch keinen Wiesenknöterich finden, und die Kräuterhändler haben bestimmt nicht annähernd genug davon vorrätig.«
»In pulverisiertem Zustand braucht man nicht so viel davon, außerdem würde es am besten helfen«, meinte Nadine. »Um wieviel Männer geht es, General?«
»Dem letzten Bericht zufolge handelt es sich um etwa fünfzigtausend Mann«, sagte der General. »Und jetzt? Wer weiß.«
Nadine zog verblüfft die Augenbrauen hoch, als sie die Zahl hörte. »So viel Wiesenknöterich habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Die Männer würden alt werden, bevor man ausreichend gesammelt hätte. Dann hat Richard recht: Knoblauch, Blaubeeren und Löscheichentee. Beinwelltee würde auch funktionieren, aber diese Mengen wird niemand auf Lager haben. Löscheichentee ist Eure beste Wahl, aber er ist schwer zu finden. Wenn keine Löscheichen verfügbar sind, wäre Pfeilholz besser als nichts.«
»Nein«, wandte Richard ein. »Oben auf den hochgelegenen Bergrücken im Nordosten habe ich Löscheichen gesehen.«
General Kerson kratzte sich am Stoppelbart. »Was ist Löscheiche?«
»Eine Eichenart. Die Eichenart, die das enthält, was Eure Männer brauchen. Sie hat eine gelbliche Innenrinde, aus der man einen Kräutertee brauen kann.«
»Ein Baum also. Lord Rahl, ich kann zehn unterschiedliche Stahlsorten durch einfaches Anfassen bestimmen, aber ich könnte einen Baum selbst dann nicht vom anderen unterscheiden, wenn ich ein zweites Augenpaar hätte.«
»Ihr habt doch sicher Leute, die sich mit Bäumen auskennen.«
»Richard«, sagte Nadine, »Löscheiche, so heißt sie bei uns in Kernland. Auf dem Weg hierher habe ich Wurzeln und Pflanzen gesammelt, deren Namen ich kenne, die aber von den Leuten, die mir begegnet sind, anders bezeichnet wurden. Wenn diese Soldaten Tee aus der falschen Rinde trinken, können wir bestenfalls darauf hoffen, daß es nichts schadet, aber damit wäre das Problem nicht gelöst. Der Knoblauch und die Blaubeeren sind gut für ihren Darm, vor allem brauchen sie jedoch Ersatz für die verlorene Flüssigkeit. Der Tee hilft ihnen, den Wasserverlust gering zu halten, und richtet sie gesundheitlich wieder auf.«
»Ja, ich weiß.« Er rieb sich die Augen. »General, stellt ein Kommando zusammen, ungefähr fünfhundert Wagen, sowie zusätzliche Packtiere, für den Fall, daß wir mit den Wagen nicht bis ganz vor Ort kommen. Ich weiß, wo die Bäume stehen, ich werde Euch hinaufführen.« Richard lachte still in sich hinein. »Einmal Waldführer, immer Waldführer.«
»Die Männer werden zu schätzen wissen, daß Lord Rahl um ihr Wohlergehen so besorgt ist«, sagte der General. »Jedenfalls weiß ich es zu schätzen, Lord Rahl.«
»Danke, General. Tragt alles Nötige zusammen, ich werde in Kürze bei den Ställen zu Euch stoßen. Ich möchte vor Einbruch der Dunkelheit wenigstens noch bis hinauf in die Berge gelangen. Die Pässe sind nicht der richtige Ort, um dort im Dunkeln herumzuirren. Erst recht nicht, wenn man Wagen dabei hat. Der Mond ist zwar beinahe voll, aber selbst das wird nicht genügen.«
»Wir werden marschbereit sein, bevor Ihr kommt, Lord Rahl.« Ein knapper Faustschlag auf sein Herz, dann war der General verschwunden. Richard warf Nadine ein weiteres leeres Lächeln zu. »Danke für deine Hilfe.«
Und dann lenkte er seine Aufmerksamkeit auf die rotgekleidete Mord-Sith.