49

Clarissa saß zusammengekauert in einem Sessel und nähte den Saum eines neuen Kleides um, das Nathan ihr gekauft hatte. Er hatte die Arbeit von einer Näherin machen lassen wollen, sie aber hatte darauf bestanden, es selbst zu erledigen, hauptsächlich, um sich zu beschäftigen. Lächelnd hatte er daraufhin gemeint, wenn es ihr Freude bereite, habe er nichts dagegen. Sie wußte gar nicht, was sie mit all den Kleidern anfangen sollte, die er ihr ständig schenkte. Daher hatte sie ihn gebeten, damit aufzuhören, doch davon wollte er nichts wissen.

Nathan kam von der Tür zurück. Soeben hatte er mit einem Soldaten namens Bollesdun eine lange Diskussion über die Bewegungen der Expeditionstruppen Jagangs geführt. Diese Soldaten hatten auch, wie Clarissa erfahren hatte, ihr Zuhause in Renwold überfallen. Sie versuchte, die Gespräche, die Nathan mit seinen gelegentlich erscheinenden Soldatenfreunden führte, zu überhören.

Denn an den Alptraum von Renwold dachte sie nicht gerade gern zurück. Nathan erklärte ihr, er wolle dem Morden ein Ende setzen, damit es nicht zu weiteren Renwolds komme. Er nannte es sinnloses Blutvergießen.

Clarissa berührte Nathan am Bein. »Kann ich dir irgendwie helfen?«

Er sah sie eine ganze Weile mit seinen blauen Augen an. »Nein, vorerst nicht. Ich muß einen Brief schreiben. In Kürze erwarte ich Besuch. Komm nicht ins Schlafzimmer, wenn sie da sind. Bleib hier. Ich möchte nicht, daß sie dich sehen. Du hast keine Magie, also werden sie dich nicht bemerken.«

Clarissa entging der besorgte Unterton in seiner Stimme nicht.

»Glaubst du, es wird Schwierigkeiten geben? Sie werden dir doch nichts antun, oder?«

Ein verschmitztes Lächeln trat auf sein Gesicht. »Das wäre dann ihr letzter Fehler. Ich habe so viele Fallen aufgestellt, daß nicht einmal der Hüter selbst es wagen würde, mich hier zu überfallen.« Er zwinkerte ihr zu, um sie zu beruhigen. »Schau durchs Schlüsselloch, wenn du möchtest. Es könnte hilfreich sein, wenn du dir die Gesichter dieser Leute einprägst. Sie sind gefährlich.«

Mit vor lauter Aufregung flauem Magen begann Clarissa, den Saum des Kleides mit kleinen Ranken und Blättern zu besticken, weil sie zum einen fand, daß sie hübsch aussehen würden, und um sich zum anderen die Zeit zu vertreiben, während Nathan seinen Brief schrieb. Nachdem er fertig war, verschränkte er die Hände hinter dem Rücken und ging auf und ab.

Als es endlich klopfte, blickte er kurz hinüber ins Schlafzimmer, wo sich die Tür zum Flur befand. Er wandte sich zu ihr um und legte einen Finger vor die Lippen. Clarissa nickte. Er schloß die Tür zum Salon und ging zur anderen. Sie legte ihre Handarbeit zur Seite und kniete an der Tür, um durch das Schlüsselloch zu spähen.

Sie hatte einen guten Blick auf die Tür zum Flur, als Nathan diese öffnete. Draußen standen zwei attraktive Frauen ungefähr in Clarissas Alter. Hinter ihnen warteten zwei junge Männer. Der finstere Ausdruck im Gesicht der Frauen hätte Steine sprengen mögen.

Zu Clarissas Überraschung trugen beide Frauen, genau wie sie, einen kleinen Goldring in der Unterlippe.

»Sieh an, sieh an«, meinte eine der Frauen verächtlich, »wenn das nicht der Prophet höchstpersönlich ist. Wir haben uns schon gedacht, daß du es bist, Nathan, der sich in Dinge einmischt, die ihn nichts angehen.«

Grinsend verbeugte sich Nathan übertrieben von der Hüfte an aufwärts. »Schwester Jodelle. Schwester Willamina. Wie schön, Euch wiederzusehen. Und mein Name ist Lord Rahl. Das gilt auch für Euch, Schwester Jodelle.«

»Lord Rahl«, äffte Schwester Jodelle ihn mit gelangweilter Stimme nach. »Ist uns bereits zu Ohren gekommen.«

Nathan begrüßte die beiden Männer, die draußen hinter den beiden Frauen im Flur standen, mit einem lässigen Wink. »Vincent, Pierce, wie schön, euch zwei Nachwuchszauberer wiederzusehen. Seid ihr gekommen, um euch einen Rat zu holen? Oder euch eine Lektion erteilen zu lassen?«

»Ein bißchen übermütig geworden, was, alter Mann?« erwiderte einer der beiden jungen Männer.

Nathans Amüsiertheit verflog. Er schnippte mit dem Finger. Der junge Mann stieß einen Schrei aus und brach zusammen.

»Ich habe es dir schon einmal erklärt, Pierce, man redet mich mit Lord Rahl an.« Nathans Stimme klang mörderischer, als Clarissa sie je gehört hatte. »Fordert mich nicht noch einmal heraus.«

Schwester Willamina bedachte Pierce mit einem finsteren Blick und erteilte ihm mit leiser Stimme einen deftigen Tadel, während er sich mühsam wieder auf die Beine erhob.

Nathan breitete einladend seine Arme aus. »Möchten die Damen nicht eintreten? Bringt Eure Knaben doch mit.«

Clarissa fand eigentlich nicht, daß sie, wie Nathan sie nannte, Knaben ähnelten. Sie mochten wenigstens Ende zwanzig sein. Die vier traten vorsichtig ein und blieben, die Hände vor dem Körper verschränkt, in einer Gruppe stehen, während Nathan die Tür wieder schloß.

»Ziemlich riskant, Na … Lord Rahl, uns vier so nah heranzulassen«, meinte Schwester Jodelle. »Für so unvorsichtig hätte ich Euch nicht gehalten, jetzt, da Ihr eine leicht gestörte Schwester überredet habt, sich Eurer zu erbarmen und Euch den Rada'Han abzunehmen.«

Nathan schlug sich auf den Schenkel und lachte heulend. Von den anderen vier verzog keiner auch nur eine Miene.

»Riskant?« wiederholte er, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. »Wieso denn das? Was habe ich von Euresgleichen denn zu befürchten? Außerdem, müßt Ihr wissen, habe ich mir den Rada'Han selbst abgenommen. Gerechterweise muß ich Euch erzählen, daß ich, während Ihr törichterweise beschlossen hattet, in mir den verrückten Alten zu sehen, Dingen nachgegangen bin, von denen Ihr nicht einmal eine Ahnung habt. Während Ihr Schwestern allesamt –«

»Kommt zur Sache«, knurrte Schwester Jodelle.

Nathan hob den Zeigefinger. »Die Sache ist folgende, meine Lieben. Ich habe zwar weder etwas gegen Euch noch gegen Euren Führer, aber ich kann Netze spinnen, die Ihr nicht begreifen würdet und gegen die Ihr Euch erst recht nicht schützen könntet, solltet Ihr mir ans Leder wollen. Ich bin zum Beispiel sicher, Ihr könnt die einfachen Schilde, die ich da und dort errichtet habe, spüren, nur gibt es hinter den Dingen, die Ihr spürt, weitere. Solltet Ihr –«

Schwester Jodelle verlor die Geduld und schnitt ihm abermals das Wort ab. »Wir sind nicht hergekommen, um uns das Geschwätz eines alten Tattergreises anzuhören. Haltet Ihr uns für dämlich? Die armselige Magie, die Ihr um diesen Ort gewoben habt, haben wir längst entdeckt, und ich versichere Euch, es ist kein einziger Bann dabei, den jede von uns nicht mit Leichtigkeit in seine Einzelteile zerlegen könnte, während sie sich dabei noch einen Teller Suppe schmecken läßt!«

Vincent schob die Schwestern zur Seite. »Ich habe diesem ausgedörrten alten Esel jetzt lange genug zugehört. Eingebildet war er ja schon immer. Langsam wird es Zeit, daß er begreift, mit wem er es zu tun hat!«

Als Vincent seine Hände hob, machte Nathan keinerlei Anstalten, sich zu verteidigen. Clarissa riß erschrocken die Augen auf, während der junge Mann die Finger krümmte und sein Gesicht sich haßerfüllt verzog. Sie schlug entsetzt die Hand vor den Mund, als aus Vincents Händen Licht in Richtung Nathan zuckte.

Ein kurzes Heulen zerriß die angespannte Stille. Das Licht des jungen Mannes zersplitterte. Man hörte einen dumpfen Schlag, den Clarissa durch den Fußboden spürte, und im Nachbarzimmer flammte ein Licht auf.

Heulen und Licht ließen nach – und Vincent war verschwunden. Auf dem Fußboden sah Clarissa dort, wo er gestanden hatte, ein kleines Häufchen weißer Asche.

Nathan ging zur Wand und holte einen Besen, der dort gleich hinter einem Vorhang lehnte. Er öffnete die Tür und fegte die Asche hinaus auf den Flur.

»Danke für deinen Besuch, Vincent. Schade, daß du schon gehen mußt. Erlaube, daß ich dich hinausbegleite.«

Mit elegantem Schwung fegte Nathan, eine kleine Wolke aufwirbelnd, den letzten Ascherest auf den Flur. Er schloß die Tür und wandte sich wieder den dreien zu, die ihn mit offenem Mund anstarrten.

»Also, wie ich gerade sagte, begeht Ihr den letzten Fehler Eures Lebens, wenn Ihr mich oder meine Fähigkeiten unterschätzt. Mit Eurem armseligen Verstand könnte ich Euch mit der Nase darauf stoßen, und Ihr würdet es trotzdem nicht begreifen.« Nathan runzelte seine Stirn auf eine Art, die selbst Clarissa Angst einjagte. »Und jetzt erweist mir den gebührenden Respekt und verbeugt Euch vor Lord Rahl.«

Die drei verneigten sich widerstrebend und beugten ein Knie auf den Boden.

»Was wollt Ihr also?« fragte Schwester Jodelle, nachdem sie sich wieder erhoben hatte. Ihre Stimme hatte einiges an Schärfe verloren.

»Ihr könnt Jagang ausrichten, ich sei daran interessiert, Frieden zu schließen.«

»Frieden?« Schwester Jodelle strich sich umständlich ein paar dunkle Strähnen aus dem Gesicht. »In welcher Position seid Ihr, ein solches Angebot zu machen?«

Nathan reckte sein Kinn. »Ich bin Lord Rahl. Bald werde ich Herrscher D'Haras sein und damit die Befehlsgewalt über die Neue Welt in Händen halten. Soweit ich weiß, ist Jagang in einen Krieg mit der Neuen Welt verstrickt.«

Schwester Jodelle kniff die Augen zusammen. »Was wollt Ihr damit sagen, Ihr würdet bald der Herrscher D'Haras sein?«

»Berichtet Jagang einfach, sein gewagter Plan steht kurz vor der Vollendung. Er wird den derzeitigen Lord Rahl in Kürze ausgeschaltet haben. Allerdings hat Jagang einen Fehler begangen. Er hat nicht mit mir gerechnet.«

»Aber … aber…« stammelte Schwester Jodelle, »Ihr seid nicht Lord Rahl.«

Nathan beugte sich verstohlen grinsend zu ihnen. »Wenn Jagang den Erfolg hat, den ich als Prophet vorhersehe, werde ich bald Lord Rahl sein. Ich bin ein Rahl, ich wurde mit der Gabe geboren. Alle D'Haraner werden mir über die Bande verpflichtet sein. Wie Ihr wißt, werden diese Bande den Traumwandler daran hindern, seine Fähigkeiten im Kampf gegen die Neue Welt einzusetzen.

Ihm ist ein Fehler unterlaufen.« Nathan verpaßte Pierce einen Klaps auf den Kopf. »Er bedient sich Möchtegernpropheten wie dieser hirnlosen Kaulquappe hier.«

Pierce lief rot an. »Ich bin kein Möchtegernprophet!«

Nathan sah ihn verächtlich an. »Ach, nein? Wieso hast du Jagang dann nicht davor gewarnt, daß er sich, so er sich einer Prophezeiung bedient, um Richard auszuschalten, nur in eine noch mißlichere Lage bringt? Denn nun bleibt mir gar keine andere Wahl, als Lord Rahl, der Herrscher D'Haras sowie aller Mächte von Rang in der Neuen Welt zu werden. Hast du ihn vor diesem Ausgang gewarnt? Richard mag vielleicht entschlossen sein, aber er hat so gut wie keine Ahnung von Magie, ich dagegen weiß eine Menge darüber. Eine gewaltige Menge.«

Nathan baute sich vor Pierce auf. »Frag Vincent. Ein wahrer Prophet hätte die Gefahr erkannt, die hinter meinen einfachen Schilden lauert und nur darauf wartet, von einem Angreifer ausgelöst zu werden. Hast du sie erkannt?«

Schwester Willamina streckte einen Arm vor und hielt Pierce zurück. Gerade rechtzeitig, wie Clarissa fand, denn Nathan machte ganz den Eindruck, als wollte er jeden Augenblick ein weiteres Häuflein weißer Asche produzieren.

»Was verlangt Ihr also, Lord Rahl?« fragte sie.

»Jagang hat die Wahl. Entweder er hört sich meine Bedingungen an, oder er gerät in große Schwierigkeiten. In sehr viel größere Schwierigkeiten als durch Richard Rahl.«

»Bedingungen?« Schwester Jodelle zog das Wort argwöhnisch in die Länge.

»Der derzeitige Lord Rahl ist jung und voller Idealismus und würde sich Jagang niemals ergeben. Ich dagegen bin älter und weiser. Ich weiß, wie töricht ein Krieg wäre, der unzählige Menschen das Leben kosten würde. Und wozu? Nur für das Recht, dem Herrscher einen neuen Namen zu geben?

Richard ist ein junger Narr, der nicht ahnt, wie er seine Kraft benutzen soll. Ich bin kein junger Narr, und wie Ihr gesehen habt, weiß ich sehr wohl, wie ich meine Kraft einsetzen kann. Ich bin bereit, die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, Jagang nach Belieben über die Neue Welt herrschen zu lassen.«

»Und im Gegenzug?«

Nathan machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich will nichts weiter als einen Teil der Beute für mich – als Gegenleistung für meine Hilfe. Ich werde die Herrschaft D'Haras übernehmen. Unter seiner Oberherrschaft natürlich. Ich werde sein Stellvertreter sein und die Geschäfte D'Haras führen. Außer Jagang steht niemand im Rang über mir. Das erscheint mir ganz gerecht.«

Der junge Pierce war immer noch weiß wie ein Laken und versuchte, sich hinter den beiden Frauen unsichtbar zu machen. Die beiden Schwestern dagegen wirkten plötzlich sehr viel weniger unglücklich. Sie hatten ein schmales, interessiertes Lächeln aufgesetzt.

»Woher weiß Jagang, daß er Euch trauen kann?«

»Trauen? Hält er mich für genauso dumm wie den jungen Lord Rahl, der zur Zeit die Neue Welt regiert? Ich habe gesehen, was mit Renwold geschehen ist. Wenn ich D'Hara nicht so regiere, wie Jagang es wünscht, und ihm einen gewaltigen Tribut bewillige, könnte er am Ende einmarschieren und uns vernichten. Kriege sind teuer. Diesen Reichtum hätte ich lieber für mich selbst.«

Schwester Jodelle lächelte höflich. »Und bis dahin? Woher wissen wir, daß es Euch wirklich ernst damit ist?«

»Ihr wollt eine Sicherheit?« Nathan rieb sich das Kinn und starrte an die Decke. »Nördlich von hier steht eine d'Haranische Armee von nahezu einhunderttausend Mann. Ohne meine Hilfe würdet Ihr sie niemals finden, bevor sie Jagangs Expeditionsstreitkräfte überfällt. Sobald Jagang den derzeitigen Lord Rahl beseitigt hat, werden die Bande dieser Armee auf mich übergehen. Sie wird mir treu ergeben sein. Gleich anschließend werde ich diese Armee seinen Truppen überstellen und ihm dadurch zusätzliche Männer unter Waffen in die Hände spielen. D'Haraner haben eine lange Tradition des Beutekrieges. Sie werden sofort an Jagangs Seite kämpfen.«

»Eine ganze Armee ausliefern«, meinte Schwester Jodelle nachdenklich.

»Seht Ihr, meine lieben Schwestern, Jagang bedient sich einer Prophezeiung, um diesen Krieg zu gewinnen. Genau das war sein Fehler. Er vertraut Zauberern, die keine richtigen Propheten sind. Ich könnte ihm die fachkundigen Dienste eines wahren Propheten anbieten. Seine Alternative wäre, einen wahren Propheten zum Feind zu haben. Die Hilfe von Möchtegernpropheten hat ihn doch erst in diese … mißliche Lage gebracht, seht Ihr das nicht ein?

Für einen kleinen, unbedeutenden Teil der Beute kann ich ihn daraus befreien. Ihr werdet sicherlich verstehen, daß ich nach all den Jahren unter der Obhut von Euch edlen Schwestern meine wenigen mir verbleibenden Jahre damit verbringen möchte, die Freuden des Lebens zu genießen.

Mit meiner Hilfe wird es seitens der Neuen Welt nicht mehr Widerstand geben als in Renwold. Sollte Jagang beschließen, unvernünftig zu sein, nun, wer weiß, mit einem echten Propheten auf seiten der Neuen Welt könnte sie am Ende gar gewinnen.«

Schwester Jodelle musterte Nathans Augen. »Hm, jetzt verstehe ich, worauf Ihr hinauswollt.«

Nathan reichte ihr seinen Brief. »Hier. Gebt dies Jagang. Darin werden mein Vorschlag und meine Bedingungen erklärt, als Gegenleistung für die Übergabe der Neuen Welt an mich. Wie gesagt, ich bin sicher, er wird mich viel vernünftiger finden als den derzeitigen Lord Rahl. Ich weiß, daß man mit Krieg nichts gewinnen kann. Ein Herrscher oder ein anderer, der Unterschied ist gering. Warum sollten Hunderttausende von Menschen ihr Leben für den Namen lassen, den man diesem Herrscher gibt?«

Die beiden Schwestern ließen den Blick durch den luxuriösen Raum wandern und lächelten Nathan verschwörerisch an.

»Welch ein gerissener alter Mann Ihr seid«, sagte Schwester Jodelle. »Und wir dachten die ganze Zeit, Ihr wärt nur ein alter Narr, der sein Leben in seinen Gemächern fristet. Nun, Lord Rahl, wir werden Euren Vorschlag an Kaiser Jagang weiterleiten. Ich denke, er wird ihn mit äußerstem Interesse aufnehmen. Wäre der derzeitige Lord Rahl ebenso vernünftig gewesen, steckte er gegenwärtig nicht in diesen verhängnisvollen Schwierigkeiten.«

»In so vielen Jahren findet ein Mann viel Zeit zum Nachdenken.«

An der Tür drehte sich Schwester Jodelle noch einmal um. »Ich kann nicht für den Kaiser sprechen, Lord Rahl, aber ich denke, diese Neuigkeiten werden ihn aufs äußerste erfreuen. Ich glaube, wir dürfen das Ende dieses Krieges ins Auge fassen und den Sieg, der damit enden wird, daß Jagang der Name ist, den man dem Herrscher aller Menschen geben wird.«

»Ich will lediglich, daß das Morden ein Ende hat. Davon profitieren alle, Schwester. Oh, und sagt Jagang, die Sache mit Vincent tut mir leid, aber der Junge hat ihm ohnehin keine guten Dienste erwiesen.«

Schwester Jodelle zuckte die Achseln. »Ganz recht, Lord Rahl. Das hat er wirklich nicht.«

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