Der Rückweg durch den Abflußtunnel gestaltete sich quälend langsam. Wenigstens blieb ihnen auf dem blinden Marsch, auf dem sie sich am kalten, glitschigen Mauerwerk entlang tasteten, während ihnen das Wasser an den Knöcheln zerrte und sie ständig Angst haben mußten, im Dunkeln in die tosenden Fluten zu stürzen, die grauenhafte Vorstellung erspart, Marlin könnte plötzlich auftauchen, sie an den Beinen packen und in die Tiefe ziehen. Als Kahlan hörte, wie sich das Rauschen des Wassers veränderte und das Echo in den Gang hineinhallte, hielt sie sich an Nadines Hand fest und suchte tastend mit dem Fuß nach dem Trittstein, der über den Kanal führte.
Sie waren schon ein Stück weit durch das dunkle Labyrinth der Tunnel und Gänge zurückgegangen, da fanden die Soldaten sie und leuchteten ihnen mit Fackeln den Weg. Kahlan folgte dem flackernden Schein in einem Zustand dumpfer Benommenheit, während sie immer tiefer in das schwarze Nichts vordrangen. Es kostete sie einige Mühe weiterzugehen. Nichts hätte Kahlan lieber getan, als sich hinzulegen – sogar hier auf den kalten, nassen Steinen.
In den Gängen vor der Grube drängten sich Hunderte wildentschlossener Soldaten. Sämtliche Bogenschützen hatten ihre Pfeile eingelegt. Speere wurden einsatzbereit gehalten, ebenso Schwerter und Äxte. Andere Waffen steckten nach dem Kampf mit Marlin noch immer im Gestein. Sie bezweifelte, daß man sie mit etwas anderem als Magie je herausbekommen würde. Die Toten und Verwundeten waren fortgeschafft worden, aber die Stellen, wo sie gelegen hatten, waren deutlich sichtbar mit Blut markiert.
Aus der Grube drangen keine Schreie mehr.
Kahlan erkannte Kommandant Harris wieder, der zuvor im Saal der Bittsteller gewesen war. »Ist jemand nach unten geklettert, um ihr zu helfen, Kommandant?«
»Nein, Mutter Konfessor.«
Er besaß nicht mal den Anstand, deswegen einen hilflosen Eindruck zu erwecken. D'Haraner fürchteten sich vor Magie und empfanden es nicht als Kränkung ihres Stolzes, das auch zuzugeben. Lord Rahl war die Magie gegen die Magie, und sie waren der Stahl gegen den Stahl. So einfach war das.
Kahlan brachte es nicht über sich, die Männer dafür zu tadeln, daß sie Cara im Stich gelassen hatten. Sie hatten ihre Tapferkeit im Kampf mit Marlin bewiesen. Es war etwas anderes, in die Grube hinunterzusteigen, als gegen etwas zu kämpfen, das aus ihr heraufgeklettert war.
Was ihren Teil des Bundes anbetraf, der Stahl gegen den Stahl, so waren d'Haranische Soldaten bereit, bis in den Tod zu kämpfen. Daher erwarteten sie, daß Lord Rahl seinen Teil erfüllte, und der bestand darin, sich mit der Magie auseinanderzusetzen.
Kahlan sah die Angespanntheit in den wartenden Augen. »Der Zauberer ist tot. Es ist vorbei.«
Überall rechts und links im Gang war ein erleichtertes Aufatmen zu hören, der besorgte Ausdruck auf dem Gesicht des Kommandanten verriet ihr allerdings, daß sie ziemlich mitgenommen aussah.
»Ich denke, wir sollten Hilfe für Euch holen, Mutter Konfessor.«
»Später.« Kahlan begab sich zur Leiter. Nadine folgte ihr. »Seit wann ist sie still, Kommandant?«
»Seit vielleicht einer Stunde.«
»Ungefähr zu der Zeit ist Marlin gestorben. Begleitet uns und nehmt noch ein paar Männer mit, damit wir Cara heraufholen können.«
Cara befand sich auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes, in der Nähe der Wand, wo Kahlan sie zuletzt gesehen hatte. Kahlan kniete auf der einen Seite nieder, Nadine auf der anderen, während die Soldaten die Fackeln so hielten, daß sie etwas sehen konnten.
Cara wand sich in Zuckungen. Sie hatte die Augen geschlossen und schrie nicht mehr, aber sie schüttelte sich heftig und schlug mit Armen und Beinen auf den Steinfußboden.
Sie drohte an ihrem eigenen Erbrochenen zu ersticken.
Kahlan packte Cara an der Schulter ihres roten Lederanzugs und zog sie mit einem Ruck zur Seite. »Öffnet ihr den Mund!«
Nadine beugte sich von hinten über sie und drückte mit dem Daumen hinten gegen Caras Kiefer und zwang ihn so nach unten. Mit der anderen Hand drückte sie von oben auf ihr Kinn, damit ihr Mund offenblieb. Kahlan wischte Cara mehrere Male mit zwei Fingern durch den Mund, bis sie ihre Luftröhre freigelegt hatte.
»Atmen!« brüllte Kahlan. »Atmen, Cara, atmen!«
Nadine klopfte der am Boden liegenden Frau auf den Rücken und entlockte ihr ein gurgelndes, feuchtes, würgendes Husten, das schließlich Ähnlichkeit mit einem eindeutigen, wenn auch japsenden Luftholen bekam.
Cara konnte zwar atmen, ihre Zuckungen fanden jedoch kein Ende. Kahlan fühlte sich hilflos.
»Ich gehe besser meine Sachen holen«, sagte Nadine.
»Was ist mit ihr?«
»Ich weiß es wirklich nicht. Ein Krampfanfall. Ich bin kein Fachmann, dennoch glaube ich, wir sollten etwas dagegen unternehmen. Vielleicht kann ich ihr helfen. Möglicherweise habe ich in meinem Beutel das Richtige für sie.«
»Ihr beide geht mit und zeigt ihr den Weg. Laßt eine Fackel hier.«
Nadine und die beiden Soldaten kletterten hastig die Leiter hoch, nachdem einer der beiden eine Fackel in eine Wandhalterung gesteckt hatte.
»Mutter Konfessor«, meinte Kommandant Harris, »es ist noch nicht lange her, da ist ein Raug'Moss im Saal der Bittsteller aufgetaucht.«
»Ein was?«
»Ein Raug'Moss. Aus D'Hara.«
»Ich weiß nicht viel über D'Hara. Was sind das für Leute?«
»Sie gehören einer geheimen Sekte an. Ich weiß selbst nicht viel über sie. Die Raug'Moss bleiben unter sich. Man sieht sie nur selten –«
»Kommt zur Sache. Was will er hier?«
»Dieser hier ist der Hohepriester persönlich. Die Raug'Moss sind Heiler. Er behauptet, er habe gespürt, daß ein neuer Lord Rahl Herrscher von D'Hara geworden ist, und sei gekommen, um seinem neuen Herrn seine Dienste anzubieten.«
»Ein Heiler? Steht nicht einfach so herum – geht und holt ihn. Vielleicht kann er helfen. Beeilt Euch.«
Kommandant Harris schlug sich mit der Faust aufs Herz, dann kletterte er rasch die Leiter hoch.
Kahlan zog Caras Kopf in ihren Schoß und versuchte, ihre Zuckungen zu beruhigen. Sie hatte keine Ahnung, was sie sonst tun sollte. Damit, wie man Menschen Schmerzen zufügte, kannte sie sich aus, wie man sie heilte, wußte sie kaum. Sie war es leid, Menschen Schmerzen zuzufügen. Sie hätte gern mehr darüber erfahren, wie man Menschen heilte. So wie Nadine.
»Haltet durch, Cara«, sagte sie leise, während sie die zitternde Frau hin und her wiegte. »Gleich kommt Hilfe. Haltet durch.«
Kahlans Blick wurde vom oberen Mauerabschnitt gegenüber angezogen. Die in Stein gemeißelten Worte starrten sie an. Wie alle Konfessoren kannte sie beinahe sämtliche Sprachen in den Midlands, Hoch-D'Haran jedoch nicht. Hoch-D'Haran war eine tote Sprache, nur wenige Menschen beherrschten diesen alten Dialekt.
Richard war dabei, Hoch-D'Haran zu lernen. Er und Berdine arbeiteten zusammen an der Übersetzung des Tagebuchs, das sie in der Burg der Zauberer gefunden hatten – Kolos Tagebuch, wie sie es genannt hatten –, das während des Großen Krieges vor dreitausend Jahren geschrieben worden war. Richard konnte die Prophezeiung an der Wand bestimmt verstehen.
Ihr wäre es lieber gewesen, wenn er es nicht könnte. Sie wollte nicht wissen, was sie besagte. Prophezeiungen bedeuteten doch nur Ärger.
Sie wollte nicht glauben, daß Jagang eine unbekannte, um sich greifende Epidemie der Qualen auf sie losgelassen hatte, aber sie fand auch keinen vernünftigen Grund, weshalb sie an seinem Wort zweifeln sollte. Die Soldaten trauten sich nicht einmal, herunterzukommen und festzustellen, weshalb Cara zu schreien aufgehört hatte. Sie hätte an ihrem eigenen Erbrochenen ersticken können. Etwas so Simples, und nicht etwa Magie, hätte ihr Tod sein können, weil alle sich fürchteten oder weil es niemanden scherte, ob sie starb.
»Haltet durch, Cara. Mir ist das nicht gleichgültig.« Sie strich der Mord-Sith das Haar aus der feuchtkalt verklebten Stirn. »Mir nicht. Wir wollen, daß Ihr überlebt.«
Kahlan drückte die zitternde Frau an sich, so als versuche sie, ihre Worte, ihre Besorgnis in die Frau hineinzupressen. Ihr fiel auf, daß Cara sich gar nicht so sehr von ihr unterschied. Auch die Mord-Sith war dafür abgerichtet worden, Menschen Schmerzen zuzufügen.
Alles in allem war Kahlan ihr ziemlich ähnlich. Sie benutzte ihre Kraft, um den Verstand eines Menschen zu zerstören. Sie wußte, daß sie es tat, um andere zu retten, trotzdem tat sie ihnen weh. Mord-Sith fügten Menschen ebenfalls Schmerzen zu, allerdings ging es ihnen darum, ihrem Herrn zu helfen, sein Leben zu erhalten – und das wiederum sollte die Existenz des d'Haranischen Volkes sichern.
Gütige Seelen, war sie nicht ebenfalls nur eine dieser Mord-Sith, die sie aus dem Wahnsinn zurückzuholen versuchte?
Kahlan spürte wie der Strafer, der um ihren Hals hing, gegen ihre Brust drückte, während sie Cara in den Armen hielt. War sie in mehr als einer Hinsicht eine Schwester des Strafers?
Wäre Nadine gleich zu Beginn getötet worden, hätte sie das gekümmert? Nadine half den Menschen. Sie verdiente ihren Lebensunterhalt nicht damit, daß sie ihnen Leid zufügte. Kein Wunder, daß Richard sich zu ihr hingezogen gefühlt hatte.
Sie wischte sich über die Wange, als die Tränen heftiger zu fließen begannen.
Ihre Schultern zuckten. Alles tat ihr weh. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als von Richard in die Arme genommen zu werden. Sicher würde er wütend sein, aber im Augenblick brauchte sie ihn so dringend. Es tat ihr an der Schulter weh, die zitternde Frau im Schoß zu halten, dennoch ließ sie nicht los.
»Haltet durch, Cara. Ihr seid nicht allein. Ich bin bei Euch. Ich lasse Euch nicht alleine. Das verspreche ich Euch.«
»Geht es ihr schon besser?« erkundigte sich Nadine, als sie hastig die Leiter heruntergeklettert kam.
»Nein. Sie ist immer noch bewußtlos und zittert genau wie vorher.«
Nadine kniete nieder und ließ ihren Beutel neben Kahlan zu Boden fallen. Die Gegenstände darin stießen mit gedämpftem Klingeln aneinander.
»Ich habe den Männern gesagt, sie sollen oben warten. Wir sollten sie erst dann woandershin schaffen, wenn wir sie aus diesem Zustand befreien können, und dabei wären sie nur im Weg.«
Nadine ging daran, verschiedene Gegenstände aus ihrem Beutel hervorzuholen. Kleine gefaltete Briefchen, Lederbeutel mit eingeritzten Markierungen und zugestöpselte Behälter aus Horn, in die ebenfalls Symbole geritzt worden waren.
»Blaues Wanzenkraut«, murmelte sie vor sich hin, während sie die rätselhaften Markierungen mit zusammengekniffenen Augen musterte. »Nein, ich glaube nicht, daß das etwas nützt, außerdem müßte sie mehrere Tassen davon trinken.« Sie holte mehrere weitere Lederbeutel hervor, bevor sie beim nächsten innehielt. »Gerebelte Winterwicke. Das könnte helfen, jedoch müßten wird sie irgendwie dazu bringen, daß sie es raucht.« Sie stöhnte gereizt. »Das wird nicht gehen.« Sie betrachtete nachdenklich ein Horn. »Beifuß«, murmelte sie und stellte es zur Seite. »Mutterkraut?« Sie legte das Horn in den feuchten Schoß ihres Kleides. »Ja, Zehrkraut könnte auch ganz nützlich sein«, befand sie, ein anderes musternd. Sie tat das Horn zu denen in ihrem Schoß.
Kahlan nahm eines der Hörner, die Nadine ausgemustert hatte, und zog den Korken heraus. Ein beißender Anisgeruch ließ sie zurückschrecken. Sie stopfte den Korken wieder hinein und legte es zurück.
Darauf nahm sie ein zweites zur Hand. In die Patina des Horns hatte man zwei tiefe Kreise geritzt. Durch die beiden Kreise ging ein waagerechter Strich. Kahlan ruckelte den hölzernen Stöpsel vorsichtig hin und her und versuchte, ihn herauszuziehen.
Nadine schlug Kahlan das Horn aus der Hand. »Nicht!«
Kahlan sah überrascht auf. »Entschuldigung. Ich hatte nicht die Absicht, in Euren Sachen herumzuschnüffeln. Ich wollte –«
»Nein, darum geht es nicht.« Sie nahm das Horn mit den zwei von einer Linie durchstoßenen Kreisen und hielt es in die Höhe. »Das ist pulverisierter Hundspfeffer. Wenn Ihr beim Öffnen nicht aufpaßt, könntet Ihr davon etwas auf die Hände, oder schlimmer noch, in die Augen bekommen. Es handelt sich um einen starken Wirkstoff, der einen Menschen für eine Weile handlungsunfähig macht. Wärt Ihr beim Offnen unachtsam gewesen, hättet Ihr geblendet und nach Luft japsend auf dem Boden gelegen, überzeugt, daß Euer Ende nahe sei.
Ich habe mit dem Gedanken gespielt, Cara damit zu behandeln und ihre Zuckungen zu stoppen, indem ich sie lähme, entschied dann jedoch, es besser nicht auszuprobieren. Hundspfeffer macht teils dadurch bewegungsunfähig, daß er die Atmung beeinflußt. Man hat das Gefühl, als würden einem die Augen aus dem Kopf gebrannt, als würde man geblendet. Man denkt, die Nase stehe in Flammen, man ist überzeugt, das Herz werde einem zerspringen, und man bekommt keine Luft. Wenn man es abzuwaschen versucht, wird es nur noch schlimmer, weil das Pulver ölhaltig ist und sich nur verteilt.
Schädlich ist es eigentlich nicht, und man erholt sich nach einer kurzen Weile wieder vollständig, nur bis dahin ist man handlungsunfähig und vollkommen hilflos. Ich glaube, es wäre nicht gut, Cara auf diese Weise ruhigzustellen, weil sie ohnehin schon schwer Luft bekommt. Es könnte ihren Zustand verschlimmern, anstatt ihr zu helfen.«
»Wißt Ihr denn überhaupt eine Möglichkeit, wie Ihr ihr helfen könnt?« fragte Kahlan und gab sich Mühe, nicht allzu kritisch zu klingen.
Nadines Hand verharrte am Rand des Beutels. »Na ja, ich … ich denke schon. Die Symptome findet man nicht so häufig, daher bin ich nicht ganz sicher, aber mein Vater hatte sie einmal beiläufig erwähnt.«
Kahlan war alles andere als beruhigt. Nadine fand ein kleines Fläschchen in ihrem Beutel und begutachtete es im Licht der Fackel. Sie zog den Korken heraus, hielt das Fläschchen mit einem Finger zu und stellte es auf den Kopf.
»Haltet ihr den Kopf hoch.«
»Was ist das?« fragte Kahlan, während sie Cara umdrehte. Sie sah zu, wie Nadine das Mittel auf Caras Schläfen verrieb.
»Lavendelöl. Es lindert die Kopfschmerzen.«
»Ich glaube, sie hat mehr als bloß Kopfschmerzen.«
»Ich weiß. Aber vielleicht schwächt es ihre Schmerzen ein wenig ab, bis ich etwas gefunden habe, mit dem ich sie ruhigstellen kann. Ein einzelnes Mittel allein wird ihr kaum helfen. Ich muß wohl versuchen, etwas zusammenzumischen.
Die Schwierigkeit besteht darin, daß wir sie wegen der krampfartigen Zuckungen nicht dazu bringen können, einen Absud oder Tee zu trinken. Herzgespann und Lindenblüten haben beruhigende Wirkung, doch werden wir sie nicht so weit kriegen, daß sie eine ganze Tasse davon in Wasser gelöst trinken kann. Schwarzer Andorn würde das Erbrechen unterbinden, allerdings müßte sie davon fünf Tassen pro Tag trinken. Ich wüßte nicht, wie wir ihr bei diesen Zuckungen auch nur eine einflößen können. Vielleicht bringen wir sie so weit, daß sie ein wenig Mutterkraut einnimmt. Aber eine Hoffnung habe ich noch…«
Nadines langes, nasses Haar hing ihr um den Kopf, während sie in ihrem Beutel kramte. Sie brachte ein weiteres kleines braunes Fläschchen zum Vorschein.
»Ja! Ich habe es tatsächlich mitgenommen!«
»Was ist das?«
»Passionsblumentinktur. Das ist ein starkes Betäubungs- und Schmerzmittel. Ich hörte, wie mein Vater sagte, es beruhige Menschen, die sich in einem Zustand äußerster Erregtheit befinden. Ich vermute, mit Erregtheit meinte er so etwas wie Zuckungen. Da es sich um eine Tinktur handelt, können wir ihr etwas hinten auf die Zunge träufeln. Auf diese Weise wird sie es schlucken.«
Cara schüttelte sich heftig in Kahlans Armen. Die Mutter Konfessor nahm sie noch fester in die Arme, bis sie ein wenig stiller hielt. Kahlan war nicht recht wohl bei dem Gedanken, sich auf Nadines Vermutungen zu verlassen, aber sie wußte keine bessere Lösung. Irgend etwas mußte geschehen.
Nadine war soeben dabei, das Wachssiegel des kleinen braunen Fläschchens Passionsblumentinktur mit dem Daumennagel zu öffnen, als ein Schatten in die Tür oben trat. Nadine erstarrte.
Die reglose Silhouette einer Gestalt füllte den Türrahmen und schien die beiden Frauen ausgiebig zu betrachten. Der Mann drehte sich ohne das geringste Flattern seines Gewandes um und begann, die Leiter hinabzusteigen.
In der Stille war nur das leise Zischen der Fackel zu hören, als Kahlan Cara zerstreut über die Stirn strich und beobachtete, wie der Mann in dem Kapuzengewand die Leiter heruntergeklettert kam.