65

Ann beugte sich zu ihm vor. »Das ist deine Schuld, weißt du das?«

Zedd, der mit ihr auf dem Fußboden mitten im Zimmer hockte, blickte kurz zu ihr hinüber. »Den kostbaren Spiegel hast du zerbrochen.«

»Das war ein Unfall«, beharrte Ann. »Dafür hast du ihren Reliquienschrein kaputtgemacht.«

»Ich habe lediglich versucht, das Ding sauberzukriegen. Woher sollte ich ahnen, daß es gleich Feuer fängt? Sie hätten es eben nicht überall mit diesen getrockneten Blumen behängen sollen. Dafür hast du den Beerenwein über das beste Kleid der Frau des Häuptlings geschüttet.«

Ann reckte die Nase in den Himmel. »Der Krug war zu voll. Und gefüllt hast du ihn. Obendrein hast du seinen kostbaren Messergriff zerbrochen. Einen Wassenwurzelknoten wie diesen wird er nie wieder finden. Verständlich, daß er ziemlich aufgebracht war.«

Zedd machte ein verächtliches Geräusch. »Was weiß ich denn vom Messerschleifen? Ich bin Zauberer, kein Schmied.«

»Das würde dann auch den Zwischenfall mit dem Pferd des Ältesten erklären.«

»Dafür können sie mir die Schuld nicht in die Schuhe schieben. Ich habe das Gatter nicht aufgelassen. Zumindest bin ich ziemlich sicher, daß ich es nicht aufgelassen habe. Außerdem gibt es bestimmt ein ähnlich schnelles Pferd, das er sich kaufen kann. Leisten kann er es sich. Was ich gerne wissen würde, ist, wie du es geschafft hast, das Haar seiner Ehefrau Nummer drei so grün zu färben?«

Ann verschränkte trotzig die Arme. »Also, das war ein Versehen.

Ich dachte, die Kräuter würden ihr Haar angenehm duftig machen. Es sollte eine Überraschung sein. Der kostbare Kaninchenfellkopfschmuck des Ältesten dagegen – das war kein Versehen. Das war reine Dösigkeit. Du hättest früher danach sehen sollen, statt ihn unbeaufsichtigt über dem Feuer hängen zu lassen. Der Kopfschmuck war ein Kunstwerk, mit all den Tausenden Glasperlen. Ein so hübscher Kopfschmuck wird sich nicht leicht ersetzen lassen.«

Zedd zuckte die Achseln. »Wir haben nicht behauptet, bei der Hausarbeit besonders geschickt zu sein. Davon war nie die Rede.«

»Das stimmt allerdings. Das haben wir nicht. Es ist nicht unsere Schuld, daß sie bei uns nicht auf ihre Kosten kommen. Hätten sie uns gefragt, hätten wir ihnen das vorher sagen können.«

»Ganz bestimmt sogar.«

Ann unterbrach die Stille mit einem Räuspern. »Was, glaubst du, werden sie mit uns machen?«

Die beiden saßen Rücken an Rücken, mit einem derben Strick zusammengebunden, während die Unterredung auf der anderen Seite des Raumes sich hinzog. Sie trugen noch immer die Armbänder, die sie daran hinderten, von ihrer Magie Gebrauch zu machen.

Zedd sah zur anderen Seite des Raumes hinüber, wo man hitzig miteinander diskutierte. Der kahlköpfige Älteste, seine Ehefrau Nummer eins, mehrere einflußreiche Mitglieder der Si-Doak-Gemeinde, die Anspruch auf die Dienste der Sklaven erhoben hatten, sowie der Schamane des Stammes beschwerten sich allesamt beim jeweils anderen über den Ärger, den sie gehabt hatten. Alles verstand Zedd nicht, aber es genügte, um der Beratung folgen zu können.

»Sie haben beschlossen, ihren Verlust abzuschreiben und sich von ihren Haussklaven zu trennen«, flüsterte Zedd Ann zu.

»Und was geschieht jetzt?« erkundigte sich Ann, als das Geschnatter schließlich geendet hatte. »Was haben sie beschlossen? Werden sie uns laufenlassen?«

Alle Augen auf der anderen Seite des Raumes richteten sich auf die Gefangenen. Zedd gab einen warnenden Ton in Anns Richtung von sich.

»Ich glaube, wir hätten unsere Arbeiten vielleicht mit ein wenig mehr Sorgfalt verrichten sollen«, flüsterte Zedd ihr über die Schulter zu. »Offensichtlich stecken wir in ziemlich ernsthaften Schwierigkeiten.«

»Wieso denn, was können sie schon groß machen?« meinte Ann spöttisch. »Uns wieder zu den Nangtong bringen und ihre Decken zurückverlangen?«

Zedd schüttelte den Kopf, als die Si Doak sich erhoben. Die Halsketten des Schamanen klickten leise aneinander. Der Älteste stieß mit seinem Stab auf den Boden.

»Ich wünschte, das täten sie. Sie wollen ihre Kosten vollständig ersetzt bekommen, und dazu einen Teil ihres Schadens. Sie werden uns auf eine Reise schicken.

Soeben haben sie entschieden, daß sie den besten Preis für uns bekommen, wenn sie uns an Kannibalen verkaufen.«

Anns Kopf schwenkte herum. »An Kannibalen?«

»Das jedenfalls waren ihre Worte. Kannibalen.«

»Du hast es geschafft, dir deinen Halsring abzunehmen, Zedd. Kannst du diese gottverdammten Armbänder nicht von unseren Handgelenken herunterkriegen? Ich glaube, jetzt wäre der geeignete Augenblick dafür.«

»Ich fürchte, wir werden sie noch tragen, wenn wir im Kochtopf enden.«

Zedd beobachtete, wie ein erzürnter Ältester und ein aufs äußerste erregter Schamane auf sie zukamen.

»Es war mir eine Freude, Ann. Aber ich fürchte, mit der Freude ist es jetzt vorbei.«


Verna legte Warren einen Arm um die Hüfte und versuchte ihn zu stützen, während er sich stolpernd fortbewegte. Sie ging hinter Clarissa, die wiederum Walsh und Bollesdun folgte. Janet begab sich flugs auf Warrens andere Seite und legte sich seinen Arm über die Schulter.

»Hier? Seid Ihr ganz sicher?« meinte Verna leise zu Walsh. »Nathan wollte, daß wir ihn hier im Hagenwald treffen?«

»Ja«, sagte Walsh über die Schulter nach hinten.

»Mir hat er denselben Namen genannt«, setzte Clarissa hinzu.

Verna seufzte verärgert. Typisch Nathan, daß er sie zwang, den Hagenwald zu betreten. Der Ort war ihr alles andere als geheuer, selbst wenn Richard ihn von den Mriswiths gesäubert haben sollte. Verna hatte Nathan immer schon im Verdacht gehabt, auf gefährliche Weise verrückt zu sein, und daß er sie hier treffen wollte, schien dies nur zu bestätigen.

Moosfäden hingen herab wie durchsichtige Fetzen eines Leichentuchs. Wurzeln ließen die Gesellschaft stolpern, während sie sich durch die Dunkelheit tastete. Mit der warmen, feuchten Luft wehten üble Gerüche heran. Verna war noch nie so tief in den Hagenwald vorgedrungen – und das aus gutem Grund.

»Wie geht es dir, Warren?« erkundigte sie sich leise.

»Großartig«, murmelte er mit matter Stimme.

»Es wird nicht mehr lange dauern, Warren. Nicht mehr lange. Noch ein kleines Stück, dann ist es vorbei. Nathan wird dir helfen.«

»Nathan«, murmelte er kaum hörbar. »Muß ihn warnen.«

Sie stießen auf einen wuchtigen Felsklotz, der sichtlich von Menschenhand geschaffen war – er war rechteckig. Fast vollständig war er unter ineinander verflochtenen Ranken und knorrigen Wurzeln verborgen. Weitere Steine, die im Mondschein weißen Knochen ähnelten, ragten aus der dichten Vegetation. Sie sahen die schartigen Überreste einer Mauer, dazu Säulen, die wie das Gerippe eines Ungeheuers wirkten.

Durch das Unterholz drang Licht. Dem Flackern nach zu urteilen, stammte es von einem Lagerfeuer. Walsh und Bollesdun bogen für die anderen das Geäst zur Seite. Das Feuer war in einem Kreis aus Steinen auf dem steinernen Fußboden einer alten Ruine angelegt worden. Dahinter konnte Verna die runde Ummauerung eines großen Brunnens oder eines brunnenähnlichen Bauwerks erkennen. Sie hatte nicht gewußt, daß ein solcher Ort im Hagenwald versteckt lag, doch so selten, wie jemand den Hagenwald betrat, konnte das kaum überraschen.

Nathan, der sich gekleidet hatte wie ein reicher Adliger, erhob sich, um sie zu begrüßen. Er war groß und wirkte furchterregend, insbesondere ohne den Rada'Han an seinem Hals. Als er alle erkennen konnte, setzte er sein selbstzufriedenes Grinsen auf. Walsh und Bollesdun lachten munter und bekamen einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken.

Clarissa schlang Nathan die Arme um den Leib. Er ächzte, als sie ihn mit all ihrer Kraft und Leidenschaft drückte. Sie reichte ihm das Buch. Er bedachte sie mit einem vielsagenden Lächeln, das nur ihr alleine galt. Clarissas Augen strahlten. Verna verdrehte ungeduldig die Augen.

»Verna!« rief Nathan, als er sie erblickte. »Freut mich, daß Ihr es einrichten konntet.«

»Wie schön, Euch zu sehen, Lord Rahl

»Ihr solltet Eure Stirn nicht so runzeln, Verna. Davon bekommt man Falten.« Sein Blick wanderte über die anderen hinweg. »Janet, wie ich sehe, habt Ihr Euch uns ebenfalls angeschlossen.« Er kniff die Augen leicht zusammen. »Und Amelia auch.« Damit sah er zu den anderen beiden hinüber, die etwas abseits standen. »Und wen haben wir hier?«

Clarissa winkte Manda herbei. Die Frau hielt ihr Gewand unterm Hals von innen fest zusammengerafft. Schüchtern trat sie vor.

»Nathan, das ist Manda, eine Freundin von mir. Aus Renwold.«

Manda setzte ein Knie auf den Boden und verbeugte sich tief. »Lord Rahl. Mein Leben gehört Euch.«

»Renwold.« Nathan runzelte ein weiteres Mal kurz die Stirn, als er kurz zu Clarissa hinüberschaute. »Ja, schön. Freut mich, daß Ihr Jagang entkommen konntet, Manda.«

»Das habe ich alles Clarissa zu verdanken«, erklärte Manda, während sie wieder aufstand. »Sie ist die tapferste Frau, die mir je begegnet ist.«

Clarissa schmiegte sich kichernd an Nathan. »Unsinn. Ich bin froh, daß die Guten Seelen Euch diesen Weg entlang geführt haben, sonst hätte ich nie erfahren, daß Ihr dort wart.«

Nathan richtete seine Aufmerksamkeit wieder in Vernas Richtung. »Wen haben wir denn hier? Den jungen Warren, nehme ich an?«

Verna gab sich alle Mühe, die Fassung zu wahren. »Nathan –«

»Lord Rahl.« Unter seiner finsteren Miene blitzte kurz ein Schmunzeln auf. »Aber wir sind schließlich alte Freunde, Verna. Für Euch und alle meine alten Freunde bin ich nach wie vor Nathan.«

Verna biß sich in die Wange und neigte kurz den Kopf.

»Nathan«, setzte sie erneut an, »Ihr habt ganz recht, das hier ist Warren. Könnt Ihr ihm helfen? Er empfängt soeben seine ersten Prophezeiungen, er steht gerade erst am Anfang. Vor einer Weile habe ich ihm den Halsring abgenommen, und es gibt keine Möglichkeit mehr, ihn vor der Gabe zu schützen. Die Kopfschmerzen haben bei ihm eingesetzt. Es geht ihm sehr schlecht, Nathan. Ich begleite Euch, wohin Ihr wollt, wenn Ihr ihm helft.«

»Ihm helfen?«

»Bitte, Nathan. Ich flehe euch an.«

»Da ist doch nichts dabei, Verna. Ich wäre entzückt, dem Jungen helfen zu können.« Nathan machte eine Handbewegung. »Bringt ihn hierher, ans Feuer.«

Warren murmelte etwas und versuchte sich vorzustellen, er war jedoch fast bewußtlos. Verna und Janet halfen ihm, sich auf die Stelle zu setzen, auf die Nathan gedeutet hatte, und brachten ihn in eine aufrechte Stellung.

Nathan schob seine Hosenbeine bis zu den Knien hoch und ließ sich im Schneidersitz auf dem Steinfußboden des nicht mehr vorhandenen Gebäudes nieder. Das Buch legte er neben sich. Er runzelte die Stirn mit den für einen Rahl typischen Falten und musterte Warrens Gesicht. Verna und Janet scheuchte er mit einer Handbewegung fort. Mit einem Netz hielt er Warren aufrecht. Zoll für Zoll rückte er weiter vor, bis ihre Knie sich berührten.

»Warren«, rief Nathan ihn mit der ihm eigenen tiefen, befehlsgewohnten Stimme. Warren schlug die Augen auf. »Nimm deine Hände hoch.«

Die Finger ausgestreckt, reckten Warren und Nathan ihre Hände in die Höhe. Dann preßten sie die Fingerspitzen aneinander. Sie fixierten sich mit den Augen.

»Laß dein Han zu mir herüberfließen«, drängte Nathan ihn sanft. »Offne das siebente Tor. Schließe die anderen. Weißt du, wovon ich spreche?«

»Ja.«

»Guter Junge. Dann also los. Es wird einfacher sein, wenn du mich dabei unterstützt.«

Ein warmes, gelbliches Leuchten hüllte die beiden ein. Die Nachtluft summte von der Kraft dieses Lichts. Es war weder Flamme noch Wärme. Verna hatte keine Ahnung, was Nathan da tat. Sie war bloß ein wenig überrascht, daß er es überhaupt machte.

Im Palast der Propheten hatte Nathan stets so etwas wie ein Rätsel dargestellt. Schon als junges Mädchen war er ihr immer wie ein alter Mann vorgekommen. Alle, selbst die wohlwollendsten Schwestern, hatten ihn stets zumindest für ein bißchen gestört gehalten.

Da gab es zum einen jene im Palast, die nicht daran glaubten, daß Nathan, von seiner Begabung für die Prophezeiungen abgesehen, auch nur die geringste Spur der Gabe besaß. Andere mutmaßten, waren sich aber nie ganz sicher, er sei zu wesentlich mehr fähig, als er zu erkennen gab. Wieder andere fürchteten sich vor ihm und hatten Angst, die Räumlichkeiten zu betreten, auf die seine Bewegungsfreiheit beschränkt war, und das, obwohl er einen Halsring trug. Verna hatte Nathan stets für ein wandelndes Problem gehalten.

Jetzt sah sie dabei zu, wie dieser unangenehme alte Lüstling von einem Zauberer sich alle Mühe gab, das Leben jenes Mannes zu retten, den Verna liebte. Manchmal erstrahlte das Leuchten im einen Mann stärker als im anderen, bevor es wieder erlosch, um kurz darauf abermals aufzuglühen, als hätte es etwas vergessen und wollte dies nun holen.

Walsh und Bollesdun lungerten in der Nähe der Mauer hinter Nathan herum, der Rest der Gruppe jedoch verfolgte wie gebannt das Geschehen. Verna wußte ebensowenig wie Manda, was Nathan in Wirklichkeit dort tat.

Was ihr am meisten zusetzte, war der Umstand, daß die beiden Männer, deren Knie sich berührten und die ihre Finger aneinander preßten, ein paar Zoll über dem Erdboden schwebten. Sie war froh, als sie endlich wieder landeten.

Nathan klatschte einmal in die Hände. »Na bitte!« verkündete er. »Das sollte genügen.«

Für Verna war nicht ersichtlich, wieso das genügt haben sollte, um die Gabe bei Warren zurechtzurücken.

Warren allerdings strahlte über das ganze Gesicht. »Nathan, das war – wundervoll. Die Kopfschmerzen sind vollständig verschwunden. Ich fühle mich so klar im Kopf – so lebendig.«

Nathan nahm das tiefschwarze Buch vom Boden und stand auf. »Ich hatte auch meinen Spaß dabei, mein Junge. Fast dreihundert Jahre hat diese Gänseschar von Schwestern gebraucht, um mich so weit zu bringen wie ich dich gerade. Sie waren allerdings alle auch ein wenig auf der falschen Fährte.« Er sah kurz zu Verna. »Verzeiht, Prälatin. Das sollte keine Kränkung sein.«

»Das habe ich auch nicht so aufgefaßt.« Verna eilte an Warrens Seite. »Danke, Nathan. Ich habe mir solche Sorgen um ihn gemacht. Ihr habt ja keine Ahnung, welch ein Stein mir vom Herzen fällt.«

Der freudige Ausdruck auf Warrens Gesicht löste sich auf. »Jetzt, nachdem Ihr das für mich getan habt, Nathan, erkenne ich immer deutlicher, daß … wir Jagang Einblick in eine Prophezeiung gewährt haben, die –«

Nathan stieß einen Schrei aus. Clarissa stieß einen Schrei aus. Verna erstarrte. Sie spürte, wie ihr ein scharfer Gegenstand in den Rücken gebohrt wurde.

Amelia hatte Nathan einen Dacra in den Oberschenkel gestochen. Warren erstarrte, als Janet erst ihm, dann den beiden Soldaten mit erhobenem Finger drohte.

»Keinen Mucks, Nathan«, sagte Amelia, »oder ich lasse mein Han fließen, und Ihr seid auf der Stelle tot.«

»Warren hat recht«, meinte Janet. »Er hat Seiner Exzellenz in der Tat sehr nützliches Wissen geliefert.«

»Amelia! Janet!« schrie Verna. »Was tut ihr da?«

Amelia lächelte Verna boshaft an. »Was immer Seine Exzellenz befiehlt, natürlich.«

»Aber ihr habt den Eid geschworen.«

»Nur dem Wortlaut nach, nicht in unserem Herzen.«

»Ihr könnt Euch doch von ihm befreien! Ihr seid nicht gezwungen, Jagang zu dienen!«

»Vielleicht, hättest du uns beim ersten Mal die Wahrheit gesagt. Aber nach dem ersten mißlungenen Versuch, die Bande über Richards Tod hinaus aufrechtzuerhalten, hat Seine Exzellenz uns bestraft. Das Risiko gehen wir nicht noch einmal ein.«

»Tut das nicht«, flehte Verna. »Wir sind doch Freundinnen. Ich bin gekommen, um euch zu retten. Bitte, tut es nicht. Schwört den Eid, und ihr seid frei!«

»Oh, Schätzchen, ich fürchte, das kann sie nicht.« Das war nicht allein Amelias Stimme, da klang noch eine andere mit. Die Stimme, die Verna in ihrem Kopf vernommen hatte: die von Jagang. Plötzlich fing sie an zu zittern, nur weil sie seinen Tonfall und seine Art zu sprechen aus Amelias Stimme heraushörte.

»Und nun, mein treuer und ergebener Generalbevollmächtigter, gebt mir das Buch. Schwester Amelia und ich haben noch Verwendung dafür.«

Nathan hielt es ihr hin, ohne hinzusehen. Mit ihrer freien Hand, die nicht den Dacra in seinem Bein umklammert hielt, riß Amelia das Buch wieder an sich.

»Was ist«, erkundigte sich Nathan, »werdet Ihr uns nun töten oder nicht?«

»Oh, ja, ich habe die Absicht, Euch zu töten«, erklärte Amelia mit Jagangs Stimme. »Außerdem habe ich nicht gerne Untergebene, die mich nicht in ihren Verstand hineinlassen.

Ich dachte, bevor ihr sterbt, lasse ich euch zusehen, wie wirkliche Sklaven Befehlen gehorchen. Ich dachte, vielleicht möchtet ihr mir dabei zusehen, wie ich der kleinen süßen Clarissa die Kehle aufschlitze.«


Atme.

Kahlan stieß die Sliph aus ihren Lungen und sog in panikartiger Gier die fremdartige Luft in sich auf. Nacht brach von allen Seiten über sie herein. Sie nahm sich erst gar nicht die Zeit, sich vor ihrem plötzlichen Sehvermögen zu ängstigen, dem plötzlich wiedererwachten Gehör Zeit zu lassen, sich wieder in ihrem Verstand einzurichten, sondern packte statt dessen die Steinmauer und stemmte sich hoch.

Ein Bild des Schreckens bot sich ihren Augen – passend zu den Worten, die sie bereits gehört hatte. Dank ihres durch die Sliph geschärften Sehvermögens erfaßte sie die gesamte Szene mit einem Blick.

Kahlan erkannte Nathan im Augenblick, als sie ihn sah. Er sah aus wie ein Rahl, außerdem hatte Richard ihr von ihm erzählt – er sei groß, älter, mit langem weißem Haar bis auf die Schultern. Eine Frau hatte ihm einen Dacra ins Bein gestochen und hielt ihn dort fest. Ihren Namen hatte Kahlan bereits gehört: Amelia – dieselbe, die die Pest über das Land gebracht hatte. Kahlan erblickte Verna und dahinter eine weitere Frau. Ein junger Mann stand wie erstarrt da. Kahlan sah eine wunderhübsche junge Frau, die eine andere Frau festhielt, indem sie ihr eine Hand in die zu Löckchen aufgedrehten Haare krallte – das konnte nur Clarissa sein. Mit der anderen Hand hatte die Frau Clarissa ein Messer an die Kehle gesetzt.

Beim Auftauchen aus der Sliph hatte Kahlan den letzten Teil der eben stattgefundenen Unterhaltung mitbekommen und wußte sehr wohl, wessen Stimme es war, die da aus dem Mund der Frau sprach, die Nathan den Dacra ins Bein bohrte. Diese Stimme, so erinnerte sie sich, hatte sie aus dem Mund des Zauberers Marlin gehört, der erschienen war, um Richard hinterrücks zu ermorden. Sie gehörte Jagang.

Das Bild des Amuletts, das Richard trug, erschien ungefragt vor ihrem inneren Auge. Es bedeutet nur eins, und alles: Hast du dich erst entschlossen zu kämpfen, schneide. Alles andere ist zweitrangig. Schneide.

Von ihrem Vater, der Soldat gewesen war, hatte sie etwas Ähnliches gelernt: Töten oder getötet werden. Weiche niemals. Warte niemals. Greife an.

Richard blickte dem Tod ins Gesicht – würde bald seinen letzten Atemzug tun. Sie hatte keine Zeit zu verlieren, keine Zeit abzuwägen. Sie hatte sich entschieden. Schneide.

In einer einzigen fließenden Bewegung schoß sie aus der Sliph hervor, sprang aus dem Brunnen, riß einem der dort stehenden Soldaten das Kurzschwert aus der Scheide, duckte sich, warf sich nach vorn und kam wieder auf die Beine, als das Schwert sich bereits peitschenschnell senkte.

In der Spanne eines Herzschlags, noch bevor jemand mit der Wimper zucken konnte, war Kahlan zur Stelle. Sie mußte Amelia aufhalten, bevor die ihre Magie in den Dacra strömen ließ, sonst würde Nathan sterben. Blitzschnell senkte sich die Klinge und trennte Schwester Amelias Arm in der Ellenbeuge ab.

Und dann bewegte sich alles wie in einem quälend langsamen Tanz. Kahlan sah den Ausdruck in jedem einzelnen Gesicht. Die Frau, die Kahlan soeben verletzt hatte, Schwester Amelia, zuckte mit einem Aufschrei zurück. Schon kreiste Kahlans Schwert, damit sie den Griff wechseln konnte, während sie ihrem Opfer nach unten folgte. Verna, den Dacra in der Hand, drehte sich blitzschnell zu der überraschten Frau hinter ihr um. Der junge Mann warf sich auf die Frau mit dem Messer. Nathan hob die Hände und wollte nach Clarissa greifen. Sein Schrei zerriß die Nacht.

Clarissa streckte die Hände nach Nathan aus. Die junge Frau, die sie an den Haaren festhielt, schien sie mit ihrem fiesen Grinsen zu verhöhnen, während sie ihr mit ruppigem Schnitt die Kehle aufschlitzte.

Kahlan sah die Gischt aus Blut nur einen winzigen Augenblick, dann explodierte die Nacht zu Blitzen, die sowohl von Nathan als auch von Warren stammten.

Beide Hände jetzt dicht nebeneinander, rammte Kahlan das Schwert Schwester Amelia mitten durchs Herz und nagelte sie im Erdboden fest, bevor der zweite Soldat sein Schwert noch aus der Scheide befreit hatte.

Vernas Dacra beförderte die Frau hinter ihr blitzschnell im selben Augenblick ins Jenseits, als die junge Frau mit dem Messer zwei Blitze trafen, die sie zu einer schaurigen Gischt aus Rot zerplatzen ließen, noch während Clarissas lebloser Körper zu Boden sank.

Die Gewalttätigkeiten waren vorbei, bevor der Verstand sie recht erfassen konnte.

Benommen torkelte Nathan auf Clarissas leblosen Körper zu. Kahlan schoß an ihm vorbei und kniete neben Clarissa. Der Anblick, der sich ihr bot, ließ sie aufstöhnen.

Kahlan sprang auf und hielt Nathan mit beiden Händen zurück. »Zu spät, Nathan. Sie weilt jetzt bei den Seelen. Seht nicht hin. Seht bitte nicht hin. Ich habe in ihren Augen die Liebe bemerkt, die sie für Euch empfunden hat. Bitte seht sie nicht in diesem Zustand an. Behaltet sie so in Erinnerung, wie sie war.«

Nathan nickte. »Sie hatte ein gutes Herz. Sie hat so viele Menschen gerettet. Sie hatte ein gutes Herz.« Nathan hob die Arme. Er drehte die Handflächen zu Clarissas Leiche. Ein intensives Licht schoß aus ihnen hervor und überflutete die Tote mit einem gleißenden Feuer, das so strahlend hell war, daß man den Leichnam in seiner Mitte nicht mehr erkennen konnte.

»Aus dem Licht dieses Feuers ins Licht. Eine sichere Reise in die Welt der Seelen«, sprach Nathan leise. Als die Flamme verschwunden war, blieb nur noch Asche zurück.

Der Zauberer sackte in sich zusammen. »Die anderen können sich die Geier holen.«

Verna schob ihren Dacra in den Ärmel zurück. Einer der Soldaten zerrte sein Schwert aus Amelias Leiche, während der andere sein nicht benutztes Schwert in die Scheide zurückschob.

Der junge Mann schien unter Schock zu stehen. »Es tut mir so leid, Nathan. Ich habe Jagang die Bedeutung der Prophezeiung verraten, die ihm geholfen hat. Ich wollte nicht, aber er hat mich dazu gezwungen. Es tut mir so leid.«

Nathans traurige, himmelblaue Augen richteten sich auf den jungen Mann. »Verstehe, Warren. Du hast es nicht in böser Absicht getan. Der Traumwandler war in deinen Verstand eingedrungen, und du hattest keine Wahl. Jetzt bist du ihn los.«

Er zog den Dacra aus seinem Bein und wandte sich Verna zu.

»Ihr habt Verräter zu mir geführt, Verna. Und Meuchelmörder. Aber ich weiß, es lag nicht in Eurer Absicht. Manchmal ist die Prophezeiung stärker als unser Versuch, sie zu überlisten, und erwischt uns in einem unbedachten Augenblick. Manchmal halten wir uns für klüger, als wir sind, und glauben, das Schicksal aufhalten zu können, wenn wir es nur stark genug wollen.«

Verna zog ihren Umhang über ihren Schultern zurecht. »Ich war in dem Glauben, sie vor Jagang zu retten. Ich hatte keine Ahnung, daß sie den Eid auf Euch schwören würden, ohne sich Euch von ganzem Herzen zu verpflichten.«

»Verstehe«, sagte Nathan leise.

»Ich weiß nicht, was Euch durch den Kopf geht, Nathan. Lord Rahl, allerdings.« Verna warf einen Blick auf die Stelle, wo Clarissas Leiche gelegen hatte und wo jetzt nur noch weiße Asche zu sehen war. »Wie ich sehe, hat sich bei Euch nichts verändert. Wieder einmal habt Ihr dafür gesorgt, daß eine Eurer kleinen Huren getötet wurde.«

Die Wucht von Nathans Faust hob Verna glatt von den Füßen. Ihr Kieferknochen zersplitterte mit lautem Krachen. Blutfäden segelten hinaus in die Nacht. Warren schrie auf, als Verna flach auf dem Rücken landete. Sie rührte sich nicht mehr.

Warren, an Vernas Seite kniend, schaute aus verzweifelten Augen hoch. »Nathan! Gütiger Schöpfer, warum habt Ihr das getan! Ihr habt ihr den Kiefer gebrochen. Warum versucht Ihr, sie umzubringen?«

Nathan spannte und entspannte seine Faust. »Hätte ich versucht sie umzubringen, wäre sie jetzt tot. Wenn du willst, daß sie überlebt, schlage ich vor, du heilst sie. Wie ich gehört habe, bist du fürs Heilen recht begabt, und nach allem, was ich heute abend für dich getan habe, solltest du eigentlich in der Lage sein, das ohne viel Aufhebens zu erledigen. Und wenn du schon dabei bist, bringe ihr gleich ein wenig Verstand bei.«

Warren beugte sich über Verna und preßte seine Hände auf das Gesicht der bewußtlosen Frau. Kahlan schwieg. Sie hatte Nathans liebevollen Blick gesehen, als er Clarissa angeschaut hatte. Aber eben hatte sie auch den Zorn gesehen.

Nathan bückte sich und nahm das tiefschwarze Buch wieder an sich, das neben Schwester Amelias Leiche auf der Erde lag. Er richtete sich auf und richtete seinen Rahl-Blick auf Kahlan. Er reichte ihr das Buch.

»Ihr könnt niemand anderes sein als Kahlan. Ich habe Euch schon erwartet. Eine Prophezeiung, müßt Ihr wissen. Ich bin froh, daß ich nicht zu spät gekommen bin. Euch bleibt nicht viel Zeit. Gebt dies Lord Rahl. Hoffentlich weiß er, wie man es vernichtet.«

»Im Tempel der Winde wußte er es noch, er meinte jedoch, er habe sein Wissen aufgeben müssen, um ihn wieder verlassen zu können. Er hat sich allerdings eine Notiz auf die Handfläche geschrieben. Sie lautete: ›Eine Prise weißen Zauberersand auf die dritte Seite. Ein Korn schwarzen dazu‹. Und dann standen da noch drei Worte, deren Bedeutung ich aber nicht kenne.«

Nathan legte ihr seine große Hand auf die Schulter. »Die Worte stehen für die drei Grußformeln: Reechani, Sentrosi, Vasi. Ich habe nicht die Zeit, um Euch über die drei Grußformeln ins Bild zu setzen, aber Ihr müßt wissen, daß sie nach Verabreichung des weißen und vor dem schwarzen Sand gesprochen werden müssen. Das allein ist wichtig.«

»Reechani, Sentrosi, Vasi«, wiederholte Kahlan und versuchte sie sich einzuprägen. In Gedanken wiederholte sie die Worte wieder und wieder.

»Richard ist doch im Besitz von weißem und schwarzem Zauberersand, oder?«

Kahlan nickte. »Ja. Er hat mir davon erzählt. Er besitzt beide Sorten.«

Nathan schüttelte den Kopf, als hinge er irgendeinem ganz eigenen Gedanken nach. »Beide Sorten«, murmelte er. Nathan drückte ihr die Schulter. »Aus den Prophezeiungen weiß ich einiges von dem, was er durchgemacht hat. Steht zu ihm. Liebe ist ein viel zu kostbares Geschenk, um es zu verlieren.«

Kahlan lächelte. »Ich verstehe. Mögen die Guten Seelen sie auch Eurem Herzen bringen, Nathan. Ich kann Euch nicht genug dafür danken, daß Ihr Richard geholfen habt – und mir auch.« Ihre Stimme brach. »Ich wußte nicht, was ich tun würde. Ich wußte nur, daß ich herkommen mußte.«

Nathan nahm sie in die Arme. »Ihr habt das Richtige getan. Vielleicht haben die Guten Seelen Euch geleitet. Geht jetzt zu ihm zurück, sonst verlieren wir unseren Lord Rahl noch.«

Kahlan nickte. »Das Morden ist vorüber.«

»Das Morden fängt gerade erst an.«

Nathan drehte sich um und reckte beide Fäuste in den Himmel. Ein gewaltiger Lichtblitz entzündete sich an seinen Händen und schoß in den Nachthimmel. Kahlan verfolgte, wie er Richtung Nordosten raste, so hell, daß die Sterne in seinem Gleißen verblaßten.

Verna setzte sich mit Warrens Hilfe auf. Er wischte ihr das Blut vom frisch geheilten Unterkiefer.

»Was habt Ihr getan?« fragte Kahlan Nathan.

Er sah sie lange an, dann ging ein Lächeln über seine Lippen. »Ich habe Jagang eine böse Überraschung bereitet. Soeben habe ich General Reibisch das Signal zum Angriff gegeben.«

»Zum Angriff? Zum Angriff gegen wen?«

»Gegen Jagangs Expeditionsstreitkräfte. Sie haben Renwold dem Erdboden gleichgemacht. Zudem planen sie weiteres Unheil in der Neuen Welt, sind aber völlig ahnungslos, wer sie beschattet. Es wird eine kurze Schlacht werden. In der Prophezeiung heißt es, die D'Haraner würden leidenschaftlich kämpfen wie nie zuvor und den Feind noch vor Ende der Nacht auf die traditionelle Art der D'Haraner vernichtend schlagen: ohne Gnade.«

Verna kam wieder auf die Beine. Kahlan hatte sie noch nie so sanftmütig gesehen. »Ich möchte Euch um Verzeihung bitten, Nathan.«

»Ich habe kein Interesse –«

Kahlan legte ihm die Hand auf den Arm und flüsterte ihm etwas zu. »Nathan, bitte, Euch selbst zuliebe, hört Euch an, was sie zu sagen hat.«

Nathan schaute Kahlan einen Moment lang in die Augen, dann richtete er seinen wütenden Blick auf Verna. »Ich höre.«

»Ich kenne Euch schon sehr lange, Nathan. Mein ganzes Leben. Und auch habe ich bereits einige Dinge erlebt … die ich vielleicht nicht recht verstanden habe. Ich dachte, Ihr wolltet selbst die Macht ergreifen. Bitte verzeiht, daß ich auf Euch losgegangen bin, obwohl es meine eigene Schuld war, daß meine Freunde sich gegen mich gewandt haben – gegen uns. Manchmal bin ich etwas vorschnell. Jetzt sehe ich, daß ich das, was sich zwischen Euch und Clarissa abgespielt hat, falsch eingeschätzt habe. Sie hat Euch angehimmelt, und ich dachte – bitte, verzeiht mir, Nathan.«

Nathan brummte zur Antwort: »Wie ich Euch kenne, Verna, ist Euch das so schwergefallen wie noch nie etwas zuvor. Ich verzeihe Euch.«

»Danke, Nathan«, seufzte sie.

Er bückte sich und gab Kahlan einen Kuß auf die Wange. »Mögen die Guten Seelen mit Euch sein, Mutter Konfessor. Erzählt Richard, ich hätte ihm seinen Titel zurückgegeben. Vieleicht begegne ich ihm eines Tages doch noch.«

Damit legte er Kahlan die Hände auf die Hüften und hob sie auf den Mauerrand der Sliph.

»Danke, Nathan. Jetzt verstehe ich, wieso Richard Euch mag. Und wieso Clarissa Euch liebte. Ich glaube, sie hat den wahren Nathan erkannt.«

Nathan lächelte, wurde dann aber wieder ernst. »Wenn Ihr zurück seid, müßt Ihr Richards Bruder, wenn Ihr Richard retten wollt, das anbieten, was er wirklich will.«

»Möchtest du reisen?« fragte die Sliph.

Kahlan drehte sich der Magen. »Ja, zurück nach Aydindril.«

»Lebt Richard tatsächlich noch?« fragte Verna.

»Ja«, antwortete Kahlan mit neuerwachter Panik. »Er ist krank, aber sobald ich ihm dieses Buch gebracht habe und es vernichtet ist, wird es ihm wieder bessergehen.«

»Walsh, Bollesdun.« Nathan winkte, während er sich anschickte aufzubrechen. »Meine Kutsche wartet. Brechen wir auf.«

»Aber Nathan«, meinte Warren, »ich möchte noch etwas über Prophezeiungen lernen. Ich möchte bei Euch studieren.«

»Zu einem echten Propheten wird man geboren, nicht gemacht.«

»Wohin geht Ihr?« rief Verna ihm nach. »Ihr könnt nicht fort. Ihr seid ein Prophet. Man kann Euch nicht einfach frei herum … ich meine, wir müssen doch wissen, wo Ihr seid – falls wir Euch brauchen.«

Ohne sich umzudrehen, zeigte Nathan in eine bestimmte Richtung. »Eure Schwestern sind dort entlang, Prälatin. Nach Nordwesten. Geht zu ihnen, und erspart Euch die Mühe, mir zu folgen. Es wird Euch nicht gelingen. Eure Schwestern sind vor dem Traumwandler sicher. Ich habe sie ihre Bande auf mich übertragen lassen, während Richard in der Welt der Toten weilte. Falls Richard überlebt, könnt ihr sie wieder auf ihn übertragen. Lebt wohl, Verna. Warren.«

Kahlan preßte sich eine Faust in den Unterleib. Falls er überlebt? Falls? »Beeil dich«, rief sie der Sliph zu. »So beeil dich doch!«

Ein silbriger Arm hob sie von der Ummauerung und zog sie hinunter in die quecksilbrige Gischt.

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