Als Schwester Georgia die Zeltöffnung zurückschlug, sah Ann sich flüchtig um. Zufrieden, dass niemand auf sie achtete, trat sie gebückt ins Innere.
Eine dicht gedrängte Gruppe von Frauen kauerte bunt durcheinander gewürfelt im schlecht beleuchteten Zelt, einige lagen, andere hockten, die Arme um die Knie geschlungen, auf der Erde, wieder andere lagen sich in den Armen wie verängstigte Kinder. Nur wenige machten sich die Mühe, überhaupt aufzusehen. Ann konnte sich nicht erinnern, jemals ein so eingeschüchtert dreinblickendes Häuflein gesehen zu haben.
Sie machte sich Vorhaltungen; diese Frauen hatten unsägliche Misshandlungen über sich ergehen lassen müssen.
»Verschwinde«, knurrte Schwester Rochelle, die neben der Zeltöffnung hockte, ohne Ann in die Augen zu sehen. »Raus mit dir, Bettlerin.«
»Recht so, mein Kind«, meinte Ann. »Recht so, Schwester Rochelle, dass du Bettlern dein bescheidenes Heim verwehrst.«
Die Hälfte der Frauen blickten auf, als sie Anns Stimme vernahmen; große Augen starrten sie im trüben Schein der Kerze an. Einige der Frauen stießen jene an, die nicht Acht gaben, oder sie versetzten ihnen einen Klaps auf den Arm, zupften sie am Ärmel.
Manche trugen Sachen, die Ann kaum für möglich gehalten hätte. Die Kleider bedeckten sie zwar vom Hals bis zu den Knöcheln, waren dabei aber so durchsichtig, dass die Frauen praktisch nackt waren. Einige waren mit ihren eigenen Kleidern bekleidet, die sich jedoch in einem hoffnungslos erbärmlichen Zustand befanden; wieder andere hatten kaum mehr als Lumpen am Körper.
Ann lächelte. »Fionola, du siehst gut aus, bedenkt man deine schwere Prüfung. Schwester Kerena, Schwester Aubrey, Schwester Cherna, wie es scheint, bekommt ihr ein paar graue Haare. Dieses Schicksal blüht uns allen, aber euch steht es gut.«
Überall blinzelten Frauen fassungslos mit den Augen.
»Sie ist es wirklich«, meinte Schwester Georgia. »Sie lebt tatsächlich. Sie hat nicht gelogen, wie wir alle dachten. Prälatin Annalina Aldurren lebt.«
»Nun ja«, sagte Ann, »Verna ist jetzt Prälatin, aber…«
Ringsum sprangen Frauen hektisch auf. Ann fühlte sich ein wenig an Schafe erinnert, die einen Wolf den Hang herabkommen sehen. Sie machten den Eindruck, als wollten sie hinaus in die Umgebung flüchten.
Die Schwestern des Lichts waren Frauen voller Kraft, voller Standhaftigkeit, Frauen, die zweifellos über Intelligenz verfügten. Es machte Ann Angst, sich auszumalen, was geschehen sein musste, um all diese Frauen in einen derart beklagenswerten Zustand zu versetzen.
Sacht strich sie mit der Hand über einen Kopf dicht neben ihr. »Schwester Lucy, was für eine Freude, dich zu sehen.« Ann lächelte aus aufrichtiger Freude. »Das gilt für euch alle.« Sie spürte, wie ihr eine Träne die Wange hinabkullerte. »Meine lieben, lieben Schwestern, was für ein Segen, euch alle zu sehen. Ich danke dem Schöpfer, dass er mich zu euch geführt hat.«
Und dann fielen sie alle auf die Knie, um sich vor ihr zu verneigen, den Schöpfer in leisen Gebeten zu bitten, er möge sie beschützen, und um ungläubig zu weinen.
»Aber ich bitte euch, nicht das«, sagte Ann, Schwester Lucy die Tränen aus dem Gesicht wischend. »Das nicht. Wir haben wichtige Dinge zu erledigen und keine Zeit, uns richtig auszuweinen. Nicht, dass ich damit sagen wollte, wir hätten nicht alle ein gutes Recht darauf. Später wäre eine ausgezeichnete Zeit dafür, im Augenblick dagegen nicht.«
Die Schwestern küssten den Saum ihres Kleides. Immer mehr rutschten auf den Knien nach vorn, um ihrem Beispiel zu folgen. Sie waren die Verlorenen, die man jetzt wieder gefunden hatte. Ann brach es fast das Herz.
Sie setzte ihr bestes Prälatinnenlächeln auf und verwöhnte sie, berührte jede am Kopf, segnete jede Einzelne von ihnen mit Namen und dankte dem Schöpfer laut für jedes Leben, das er verschont, für jede Seele, die er behütet hatte. Es wurde zu einer unzeremoniellen, aber feierlichen Audienz bei der Prälatin der Schwestern des Lichts.
Sie hielt es nicht für den geeigneten Zeitpunkt, darauf zu beharren, sie sei nicht mehr Prälatin und habe das Amt zur sicheren Verwahrung Verna übertragen. In diesem Augenblick der Freude war das einfach nicht wichtig.
Ann ließ die Wiedervereinigung nur wenige Minuten dauern, bevor sie ihr abrupt ein Ende machte.
»Hört mir jetzt bitte zu, und zwar alle. Still. Später werden wir noch mehr als genug Zeit haben, uns alle zusammen über unser Wiedersehen zu freuen. Zuerst jedoch muss ich euch sagen, weshalb ich hergekommen bin.
Etwas Fürchterliches ist geschehen, doch wisst ihr besser als alle anderen, dass es für alle Dinge einen Ausgleich geben muss. Dieser Ausgleich besteht darin, dass dieses entsetzliche Ereignis euch nach dem Willen des Schöpfers die Flucht ermöglichen wird.«
»Die Prälatin behauptet, die Chimären seien auf freiem Fuß«, warf Schwester Georgia ein. Ein Stöhnen ging durchs Zelt. »Sie ist fest davon überzeugt.«
Aus der Bemerkung ging offenkundig hervor, dass Schwester Georgia keinesfalls davon überzeugt war, es ihrer Meinung nach völlig ausgeschlossen war und man schon ein Narr sein musste, um so etwas zu glauben.
»Jetzt hört mir zu, und zwar alle.« Ann senkte die Brauen zu einem Blick, den jede der Schwestern im Innern des Zeltes so gut kannte, dass er ihnen den Schweiß auf die Stirn trieb. »Ihr erinnert euch alle noch an Richard?« Nicken überall. »Nun, es ist eine lange Geschichte. Jedenfalls löste Jagang eine Pestepidemie aus, der Tausende von Menschen zum Opfer fielen. Unzählige Menschen starben eines grauenhaften Todes. Eine unermesslich große Zahl von Kindern ging elendiglich zugrunde, eine unermesslich große Zahl von Kindern blieb als Waisen zurück.
Schwester Amelia…«
»Sie hat sich dem Hüter verschworen!«, stießen mehrere Schwestern im Hintergrund hervor.
»Ich weiß«, erwiderte Ann. »Sie war es, die in die Unterwelt ging. Sie brachte Jagang die Pest von dort mit. Sie hat so viele unschuldige Menschen ermordet…
Richard konnte die Pest mit Hilfe seiner Kraft stoppen.«
Ringsum sah man erstaunte Blicke, unterlegt von Getuschel. Ann nahm an, dass sie ihnen womöglich viel zu viel auf einmal zumutete, andererseits mussten ihre Erklärungen ausführlich genug sein, damit sie verstanden, was auf dem Spiel stand.
»Richard erkrankte an der Pest, und die Mutter Konfessor rettete ihm mit Hilfe von Magie das Leben. Nathan konnte fliehen.« Abermals ging ein Aufstöhnen durchs Zelt. Ann brachte sie zum Schweigen, damit sie nicht in Wehklagen verfielen. »Um Richard das Leben zu retten, verriet Nathan der Mutter Konfessor die Namen der in den Grußformeln genannten Chimären. Es war eine entsetzliche Entscheidung, die er zu treffen hatte, aber glaubt mir, er hat es ausschließlich getan, um Richard zu retten. Die Mutter Konfessor sprach die Namen der drei Chimären laut aus und vollendete damit den Bann, der Richard das Leben rettete.
Die Chimären sind unter uns. Sie hat sie in diese Welt gerufen. Ich weiß dies aus eigener Anschauung. Ich habe sie gesehen, und ich habe gesehen, wie sie töten.«
Diesmal widersprach niemand. Selbst Schwester Georgia schien überzeugt. Ann fühlte sich in ihrem Beschluss bestätigt, ihnen das alles zu erzählen.
»Wie ihr alle wisst, kann die Freiheit der Chimären noch nie dagewesene Umwälzungen mit sich bringen; diese haben bereits eingesetzt. Die Magie versiegt, unser aller Magie wird so weit reduziert, dass sie nutzlos wird. Unterdessen wird jedoch auch Jagangs Magie nutzlos werden. Solange dieser Zustand währt, können wir euch alle von hier fortschaffen.«
»Aber welche Rolle spielen dabei die Chimären?«, fragte jemand.
Ann atmete nachsichtig durch. »Solange die Chimären unter uns weilen, versiegt die Magie. Das bedeutet, Jagangs Magie als Traumwandler ist ebenso im Schwinden begriffen wie unsere Gabe. Euer Verstand ist vom Traumwandler befreit.«
Schwester Georgia starrte einen Augenblick lang ungläubig vor sich hin. »Aber was ist, wenn die Chimären in die Unterwelt zurückkehren? Das kann jederzeit völlig unerwartet geschehen. Dann wäre Jagang wieder in unseren Köpfen. Man merkt nicht, wenn er da ist, Prälatin. Das ist unmöglich.
Vielleicht sind die Chimären bereits wieder in die Welt der Toten zurückgeflohen. Möglicherweise ist es ihnen nicht gelungen, eine Seele zu bekommen. Möglicherweise sind sie in den Schutz des Unaussprechlichen geflohen. Der Traumwandler könnte sich bereits wieder in meinem Kopf befinden und mich beobachten, während wir hier miteinander sprechen.«
Ann packte die Frau bei den Armen. »Nein, könnte er nicht. Meine Magie ist versiegt, deine ist ebenfalls erloschen, wir alle haben unsere Gabe verloren. Ich werde es spüren, wenn sie zurückkehrt – jede von uns wird es spüren. Im Augenblick ist sie verschwunden – genau wie der Traumwandler.«
»Aber ohne Erlaubnis dürfen wir unsere Gabe nicht benutzen«, meinte eine Schwester rechts von ihr. »Außerdem würden wir gar nicht merken, wenn unsere Gabe zurückkehrt, um festzustellen, ob die Chimären aus dieser Welt geflohen sind.«
»Ich werde es sofort merken«, wiederholte Ann. »Jagang wird mich nicht daran hindern, mein Han zu berühren, wenn ich kann.«
Schwester Kerena trat vor. »Aber wenn die Chimären zurückgehen, wird seine Exzellenz zurückkehren und uns…«
»Nein. Hört zu. Es gibt eine Möglichkeit, den Traumwandler daran zu hindern, jemals wieder in euren Verstand einzudringen.«
»Das ist unmöglich.« Schwester Chernas Augen wanderten nervös umher, als verberge Jagang sich in den Schatten und beobachtete sie. »Ihr müsst fort von hier, Prälatin. Man wird Euch ganz sicher fassen. Womöglich hat Euch jemand gesehen. Dieser Jemand könnte Jagang Bescheid geben, während wir hier miteinander sprechen.«
»Geht bitte fort«, meinte auch Schwester Fionola. »Wir sind verloren. Vergesst uns und geht fort. Euer Hiersein kann kein gutes Ende nehmen.«
Ann riss ein weiteres Mal der Geduldsfaden. »So hört mir doch zu! Es ist sehr wohl möglich, sich dagegen zu schützen, dass der Traumwandler in euren Verstand eindringt. Wir können uns alle aus seinem bösen Griff befreien.«
Schwester Georgia kamen erneut Zweifel. »Aber ich wüsste nicht, wie…«
»Was meint ihr, wie es kommt, dass er nicht in meinen Verstand eindringt? Glaubt ihr vielleicht, er will mich nicht? Würde er mich nicht überwältigen, wenn er dazu in der Lage wäre?«
Sie verfielen in nachdenkliches Schweigen.
»Nun, ich denke schon.« Schwester Aubrey runzelte die Stirn. »Und woran liegt es nun, dass er von Euch nicht ebenfalls Besitz ergreift?«
»Ich stehe unter einem Schutz, das versuche ich euch doch die ganze Zeit zu erklären. Richard ist ein Kriegszauberer. Ihr wisst alle, was das bedeutet: Er verfügt über beide Seiten der Gabe.«
Die Schwestern blinzelten erstaunt und begannen untereinander zu tuscheln.
»Darüber hinaus«, fuhr Ann fort, die dicht gedrängten Frauen im überfüllten Zelt zum Schweigen bringend, »ist er ein Rahl.«
»Was spielt das für eine Rolle?«, wollte Schwester Fionola wissen.
»Die Traumwandler stammen aus der Zeit des Großen Krieges. Ein Zauberer aus jener Zeit, ein Kriegszauberer mit Namen Rahl, einer von Richards Vorfahren, beschwor die Bande herauf, um sein Volk vor ihnen zu schützen. Mit der Gabe gesegnete Abkömmlinge des Hauses Rahl werden mit den Banden zu ihrem Volk geboren, die es vor den Traumwandlern beschützen.
Alle Menschen in Richards Land sind ihm als ihrem Lord Rahl über diese Bande verbunden. Aus diesem Grund und weil deren Magie auf ihn übergegangen ist, sind sie alle vor dem Traumwandler geschützt. Sie verhindern, dass Jagang in ihren Verstand eindringt. Kein Traumwandler kann in den Verstand eines Menschen eindringen, der dem Lord Rahl über die Bande verbunden ist.«
»Aber wir gehören doch gar nicht zu seinem Volk«, wandten einige der Frauen ein.
Ann hob eine Hand. »Das spielt keine Rolle. Ihr braucht Richard lediglich die Treue zu schwören – und zwar ernsthaft, von Herzen kommend –, dann seid ihr vor dem Traumwandler sicher.«
Ihr ausgestreckter Finger zog vor ihren Augen vorbei. »Ich habe Richard schon sehr lange die Treue geschworen. Er führt uns an in unserem Kampf gegen dieses Ungeheuer Jagang, der der Magie in dieser Welt ein Ende machen will. Mein Glaube an Richard, meine Bande zu ihm sowie die Tatsache, dass ich ihm von ganzem Herzen verschworen bin, beschützt mich vor einem Eindringen Jagangs in meinen Verstand.«
»Aber wenn es stimmt, was Ihr über die Chimären erzählt, dass sie sich hier in dieser Welt befinden«, meinte eine Schwester in weinerlichem Tonfall aus dem Hintergrund, »dann wird die Magie der Bande ebenfalls versiegen, und wir wären nicht mehr durch sie geschützt.«
Ann seufzte. Sie ermahnte sich, nachsichtig zu bedenken, dass diese Frauen seit langem in den brutalen Händen des Feindes waren.
»Aber beides hebt sich doch gegenseitig auf, begreift Ihr denn nicht?«
Ann bewegte ihre nach oben gedrehten Handflächen wie Waagschalen auf und ab. »Solange die Chimären unter uns weilen, funktioniert Jagangs Magie nicht, und er kann nicht in euren Verstand eindringen.« Sie bewegte ihre Handflächen in die entgegengesetzte Richtung. »Sind die Chimären vertrieben und seid ihr Richard verschworen, dann verhindern diese Bande, dass Jagang in euren Verstand eindringt. Entweder das eine beschützt euch oder das andere.
Versteht ihr jetzt? Ihr braucht nichts weiter zu tun, als einen Eid auf Richard zu leisten, der die Führung im Kampf gegen Jagang übernommen hat und der für unsere Sache kämpft – die Sache des Lichts –, dann müsst ihr nie wieder fürchten, der Traumwandler könnte sich Zugang zu euch verschaffen.
Wir können fliehen, Schwestern, heute Abend noch. Sofort. Versteht ihr jetzt endlich? Ihr seid frei.«
Alle starrten sie sprachlos an. Schließlich ergriff Schwester Rochelle das Wort. »Aber wir sind nicht vollzählig.«
Ann sah sich um. »Wo sind die Übrigen? Wir werden sie zusammensuchen und dann von hier verschwinden. Wo sind sie?«
Abermals suchten die Frauen Zuflucht in verängstigtem Schweigen. Ann forderte Schwester Rochelle mit einem Fingerschnippen auf zu antworten. Schließlich redete die Frau weiter.
»In den Zelten.«
Alle Frauen im Zelt schlugen die Augen nieder. Die goldenen Ringe in ihren Unterlippen funkelten im Schein der Kerze.
»Was soll das heißen, in den Zelten?«
Schwester Rochelle räusperte sich, bemüht, die mit Macht hervorschießenden Tränen zu unterdrücken.
»Wenn eine von uns sein Missfallen erregt, er böse auf uns ist, er uns bestrafen möchte oder ihm einfach nur nach Grausamkeit zumute ist, dann schickt Jagang uns in die Zelte. Die Soldaten missbrauchen uns. Sie reichen uns herum.«
Schwester Cherna ließ sich weinend zu Boden fallen. »Wir müssen diesen Männern als Huren dienen.«
Ann nahm ihre ganze Entschlossenheit zusammen. »Hört mir zu, ihr alle. Damit ist sofort Schluss. Von diesem Augenblick an seid ihr frei. Ihr seid wieder Schwestern des Lichts. Habt ihr mich verstanden? Ihr seid nicht länger seine Sklavinnen!«
»Aber was wird aus den anderen?«, wollte Schwester Rochelle wissen.
»Könnt ihr sie herbringen?«
Schwester Georgia reckte sich zu voller Größe empor. »Ihr wartet hier, Prälatin. Die Schwestern Rochelle, Aubrey und Kerena werden mich begleiten. Wir werden sehen, was wir tun können.« Sie bedachte die drei mit einem Blick. »Nicht wahr? Wir wissen, was wir zu tun haben.«
Die drei nickten. Schwester Kerena schob Ann eine Hand unter den Arm.
»Ihr wartet hier. Das werdet Ihr doch? Ihr wartet hier, bis wir zurück sind.«
»Ja, in Ordnung«, sagte Ann. »Aber ihr müsst euch beeilen. Wir müssen von hier fliehen, bevor die Nacht zu weit fortgeschritten ist, sonst erregen wir Verdacht, wenn wir durch das Lager ziehen, während alle anderen schlafen. Wir dürfen nicht warten bis…«
»Wartet Ihr nur«, meinte Schwester Rochelle mit ruhiger Stimme. »Wir werden uns um alles kümmern. Es wird sich alles fügen.«
Die Schwestern nickten; Ann stemmte die Fäuste in die Hüften.
»Wenn ihr zu lange fortbleibt, werden wir ohne euch aufbrechen müssen. Habt ihr verstanden? Wir dürfen auf keinen Fall…«
Schwester Rochelle legte Ann eine Hand auf die Schulter. »Wir werden rechtzeitig zurück sein. Wartet nur.«
Ann seufzte. »Möge der Schöpfer mit euch sein.«
Ann kauerte inmitten der Schwestern, die sich wieder in die Abgeschiedenheit ihrer eigenen Gedankenwelt zurückzuziehen schienen. Ihre anfänglich so überschwängliche Freude über ihr Erscheinen war abgeklungen. Sie wirkten wieder abweisend und teilnahmslos.
Ohne zuzuhören starrten sie vor sich hin, während Ann versuchte, ihnen einige der erfreulicheren Episoden ihrer Abenteuer zu erzählen. Amüsiert in sich hineinlachend hoffte sie, mit der Wiedergabe beschwerlicher Augenblicke ihr Interesse zu wecken oder wenigstens eine von ihnen zum Schmunzeln zu bringen. Vergeblich.
Keine der Schwestern stellte eine Frage oder erweckte auch nur den Eindruck, als höre sie ihr zu. Sie vermieden es sogar, ihr in die Augen zu sehen. In der Falle sitzenden Tieren gleich, kannten sie kein anderes Verlangen, als diesem Grauen zu entkommen.
Ann wurde mit jeder Minute unbehaglicher zumute. Hier, inmitten dieser Frauen sitzend, die sie so gut kannte, spürte sie mit jeder Minute deutlicher, wie sich ihr bei der Vorstellung, sie könnte sie vielleicht doch nicht ganz so gut kennen, wie sie geglaubt hatte, die Nackenhaare zu sträuben begannen.
Manchmal waren in der Falle sitzende Tiere zu verunsichert, das offene Gatter zu finden.
Als die Zeltöffnung zurückgeschlagen wurde, rückten sie schnell von ihr ab. Ann erhob sich.
Vier hünenhafte Männer traten geduckt ins Innere des Zeltes, verborgen unter einer Schicht aus Lederplatten, Gürteln, Riemen, über die Schultern gelegten Fellen und an den Gürteln baumelnden Waffen, und gefolgt von den Schwestern Georgia, Rochelle, Aubrey und Kerena. Die strähnigen, fettigen Mähnen der Männer peitschten von einer Seite auf die andere, als sie sich nach allen Seiten umsahen. Ihrem Auftreten nach schienen sie Ann Männer mit mehr Machtbefugnis zu sein als einfache Soldaten.
Schwester Rochelle zeigte in ihre Richtung. »Das ist sie. Die Prälatin der Schwestern des Lichts.«
»Rochelle«, knurrte Ann, »was hat das zu bedeuten? Was denkst du dir…«
Der Mann, der offenbar das Kommando führte, fasste sie am Kiefer und drehte, sie einer genauen Prüfung unterziehend, ihren Kopf erst nach links und dann nach rechts. »Ganz sicher?« Sein finsterer Blick wanderte zu Schwester Rochelle. »In meinen Augen sieht sie aus wie all die anderen Bettlerinnen auch.«
Schwester Georgia deutete ebenfalls auf Ann. »Wenn ich es Euch doch sage, sie ist es.« Die Augen des Mannes wandten sich Schwester Georgia zu, als diese fortfuhr: »Sie hat sich bloß so zurechtgemacht, um sich hier einschmuggeln zu können.«
Der Mann winkte die anderen Soldaten nach vorn. Sie brachten Handschellen und Ketten. Ann versuchte sich gegen sie zu sträuben, sich loszuwinden, doch die Soldaten hielten sie gleichgültig fest, packten ihre Handgelenke und zogen sie nach vorn, damit ein anderer Soldat ihr die Handschellen anlegen konnte.
Zwei von ihnen drückten sie gewaltsam auf den Boden, während ein anderer einen Amboss absetzte. Sie fixierten die Ösen der Handschellen auf dem Amboss, schlugen Nieten hindurch und hämmerten deren Köpfe flach, wodurch die Handschellen dauerhaft verriegelt wurden. Sie schlossen sie zu fest, sodass sie ihr ins Fleisch einschnitten. Ann war klug genug, keinen Widerstand zu leisten, wenn dieser sinnlos war; daher zwang sie sich, vollkommen ruhig zu werden. Ohne ihr Han war sie gegen diese kräftigen Männer so machtlos wie ein kleines Kind. Der größte Teil der Schwestern hatte sich so weit entfernt wie möglich verkrochen. Keine von ihnen sah hin.
Die Männer schlossen die offenen Glieder am Ende der Kette mit ein paar Hammerschlägen. Ann entfuhr ein Stöhnen, als sie derb, mit dem Gesicht nach vorn, in den Staub gestoßen wurde. An ihren Knöcheln befestigte man ebenfalls Fesseln. Weitere Ketten wurden angebracht. Dann hoben große Hände sie hoch. Eine Kette um ihre Hüfte verband die anderen miteinander.
Ann konnte nicht einmal mehr eine Hand zum Mund führen.
Einer der Männer kratzte sich den dichten Bart. »Und sie hatte niemanden bei sich?«
Die Schwestern Georgia und Rochelle schüttelten den Kopf.
Das schien ihn zu amüsieren. »Wie hat sie es bloß bis zur Prälatin gebracht, wenn sie so dämlich ist?«
Schwester Georgia machte, ohne ihm in die Augen zu sehen, einen Knicks. »Das wissen wir nicht, Sir. Auf jeden Fall ist sie es.«
Er zuckte mit den Achseln und wollte bereits gehen, hielt dann aber inne und richtete seinen Blick auf die zitternden Frauen auf dem Boden. Mit seinem fleischigen Finger deutete er auf eine der Schwestern in den grotesk durchsichtigen Kleidern.
»Du.«
Schwester Theola zuckte zusammen. Sie schloss die Augen. Ann sah, wie sich ihre Lippen in einem vergeblichen Gebet an den Schöpfer bewegten.
»Komm mit«, befahl der Mann.
Schwester Theola erhob sich, am ganzen Körper zitternd. Die anderen drei Männer bekundeten ihre Anerkennung für die Wahl ihres Anführers mit einem Feixen, während sie sie vor sich her nach draußen stießen.
»Ihr habt versprochen, das nicht zu tun«, beschwerte sich Schwester Georgia, wenn auch demütig.
»Hab ich das?«, fragte der Mann. Er bedachte sie mit einem boshaften Grinsen. »Ich hab’s mir eben anders überlegt.«
»Lasst mich an ihrer Stelle gehen!«, rief Schwester Georgia, als der Mann sich zum Gehen wandte.
Er drehte sich um. »Sieh an, sieh an. Welch edle Gesinnung.« Er packte Schwester Georgia am Handgelenk und zerrte sie mit sich durch die Zeltöffnung nach draußen. »Da du es offenbar kaum erwarten kannst, darfst du sie begleiten.«
Als die Männer mit den beiden Frauen abgezogen waren, senkte sich eine entsetzliche Stille über das Zelt. Keine der Schwestern traute sich, Ann anzusehen, die in Ketten gefesselt dahockte.
»Warum?« Ann hatte das Wort leise gesprochen, und doch hallte es durch das Zelt wie die mächtige Glocke über dem Palast der Propheten. Mehrere Schwestern verzagten, als sie dieses eine Wort vernahmen. Andere fingen an zu weinen.
»Wir sind nicht so dumm, einen Fluchtversuch zu riskieren«, meinte endlich Schwester Rochelle. »Anfangs haben wir es alle versucht. Das haben wir wirklich, Prälatin. Einige von uns sind dabei ums Leben gekommen. Es war ein langer, qualvoller Tod.«
»Seine Exzellenz hat uns gezeigt, wie vergeblich ein Fluchtversuch ist. Jemandem zur Flucht zu verhelfen ist ein schweres Verbrechen. Keine von uns möchte diese Lektion noch einmal erteilt bekommen.«
»Aber ihr hättet frei sein können!«
»Das wissen wir besser«, meinte Schwester Rochelle. »Wir können niemals frei sein. Wir gehören seiner Exzellenz.«
»Anfangs als Opfer«, erwiderte Ann, »aber jetzt aus eigenem Entschluss. Ich habe mein Leben bereitwillig für eure Freiheit aufs Spiel gesetzt. Ihr hattet die Wahl und habt beschlossen, lieber Sklavinnen zu bleiben, als die Freiheit zu gewinnen.
Schlimmer noch, ihr habt mich alle angelogen. Ihr habt im Dienst des Bösen die Unwahrheit gesagt.« Die Frauen verbargen ihre Gesichter, als Ann sie mit einem alles verdorrenden Blick bedachte. »Außerdem weiß jede Einzelne von euch, was ich von Lügnern halte – und wie der Schöpfer über jene denkt, die in der Absicht lügen, sich seinem Willen zu widersetzen.«
»Aber Prälatin…«, greinte Schwester Cherna.
»Sei still! Ich will deine Ausflüchte nicht hören. Ich brauche mir das nicht länger anzuhören, dieses Recht habt ihr verwirkt. Sollte ich je wieder aus diesen Fesseln befreit werden, dann, um denen zu helfen, die dem Licht dienen. Ihr seid keinen Deut besser als die Schwestern der Finsternis. Wenigstens haben sie den Anstand, ihren widerwärtigen Herrn und Meister nicht zu verleugnen.«
Ann verstummte, als ein Mann durch die Öffnung ins Zelt trat.
Er war von durchschnittlicher Größe und stämmig, mit mächtigen Armen und breiter Brust. Seine Fellweste hing offen, sodass man Dutzende juwelenbesetzter Goldketten von seinem Stiernacken herabhängen sah. An jedem Finger trug er einen Ring, der eines Königs würdig war.
Lichtpunkte der Kerzen spiegelten sich auf seinem kahlrasierten Schädel. Eine dünne Goldkette verband den goldenen Ring in seinem linken Nasenflügel mit einem anderen in seinem linken Ohr. Die langen, geflochtenen Enden seines Schnauzers reichten bis über sein Kinn hinab und entsprachen in ihrer Länge genau dem Zopf mitten unter seiner Unterlippe.
Seine Augen jedoch waren das charakteristische, alptraumhafte Merkmal des Traumwandlers.
Sie hatten überhaupt kein Weiß, waren von einem dunklen Grau, das getrübt wurde von düsteren, dämmrigen Partikeln, und doch hatte Ann nicht den geringsten Zweifel, dass sein Blick genau auf sie gerichtet war.
Sie vermochte sich nicht vorzustellen, dass der Blick des Hüters höchstpersönlich hätte grauenerregender sein können.
»Wie ich sehe, haben wir Besuch.« Seine Stimme passte zu seinen Muskeln.
»Das Schwein kann sprechen«, sagte Ann. »Wie faszinierend.«
Jagang lachte; das Geräusch war alles andere als erfreulich.
»Ach, Schätzchen, was seid Ihr doch draufgängerisch. Georgie hier behauptet, Ihr seid die Prälatin höchstpersönlich. Ist das die Wahrheit, Schätzchen?«
Aus den Augenwinkeln sah sie, dass alle Frauen im Zelt auf den Knien lagen und das Gesicht zu einer tiefen Verbeugung in den Staub gedrückt hatten. Ann konnte nicht behaupten, sie hätte kein Verständnis dafür, dass sie dem verstörenden Blick des Mannes nicht begegnen wollten.
Sie schenkte ihm ein liebenswürdiges Lächeln. »Annalina Aldurren, ehemals Prälatin der Schwestern des Lichts, zu Euren Diensten.«
Der tiefe Einschnitt zwischen seinen vortretenden Brustmuskeln vertiefte sich noch, als er die Hände zur Pose des Gebets aneinander legte und sich mit geheucheltem Respekt vor ihrem Rang vor ihr verbeugte.
»Kaiser Jagang, zu Euren Diensten.«
Ann stöhnte gereizt. »Nun, was darf es sein, Jagang? Folter? Vergewaltigung? Hängen, Köpfen oder Scheiterhaufen?«
Erneut stellte sich das schauerliche Grinsen bei ihm ein. »Sieh mal einer an, Schätzchen, als ob Ihr nicht wüsstet, wie man einen Mann in Versuchung führt.«
Er schnappte sich eine Handvoll Haare und riss Schwester Cherna hoch.
»Die Sache ist die, müsst Ihr wissen, ich besitze genug von diesen gewöhnlichen Schwestern, und ich besitze auch genug von der anderen Sorte, von denen, die sich dem Hüter verschworen haben. Ich muss gestehen, die anderen sind mir lieber.« Er zog eine Braue über seinem abstoßenden Auge hoch. »Sie können noch immer einen Teil ihrer Magie nutzen.«
Schwester Cherna traten vor Schmerz die Tränen in die Augen, als er ihre Kehle packte. »Aber ich besitze nur eine Prälatin.«
Schwester Chernas Füße schwebten deutlich mehrere Zoll über dem Boden. Sie bekam keine Luft, machte aber keinerlei Anstalten, sich zu wehren. Seine fürchterlichen Muskeln arbeiteten und glänzten im Schein der Kerzen.
Die Muskelstränge in seinem Arm spannten sich. Chernas Augen weiteten sich unter seinem immer fester werdenden Griff. Ihr Mund öffnete sich in stummer Angst.
»So«, meinte Jagang, an die anderen gewandt, »sie hat also alles bestätigt, was die Chimären betrifft? Und euch alles über sie erzählt?«
»Ja!«, brachten mehrere augenblicklich vor, sichtlich in der Hoffnung, er werde Schwester Cherna loslassen.
Alles nicht, überlegte Ann. Sollte Zedd jemals mit irgend etwas Erfolg haben, dann, hoffte sie, mit den Chimären.
»Gut.« Jagang ließ die Frau fallen.
Schwester Cherna brach zu einem Häuflein zusammen. Ihre Hände schnellten augenblicklich zum Hals, während sie nach Atem rang. Sie bekam keine Luft mehr, Jagang hatte ihr die Luftröhre zerquetscht. Ihre Finger griffen ins Leere; zu seinen Füßen liegend, begann sie blau anzulaufen.
Mit allerletzter Kraft schleppte sie sich in Anns Schoß. Ann streichelte der armen, verstümmelten Frau in einem Anflug hilflosen Mitgefühls über den Kopf.
Ann beteuerte Schwester Cherna mit leisen Worten ihre Liebe und Vergebung und wandte sich dann in einem stillen Gebet an den Schöpfer und die Gütigen Seelen.
Schwester Cherna klammerte sich unter quälenden Zuckungen dankbar um Anns Taille. Ann konnte nichts weiter tun als beten, der Schöpfer möge seinem Kind vergeben, während Schwester Cherna in ihrem Schoß röchelnd ihr Leben aushauchte. Schließlich erstarben ihre Bewegungen in der barmherzigen Erlösung des Todes.
Jagang stieß die Tote mit dem Fuß beiseite. Er packte die Kette um Anns Hals und riss sie mühelos mit einer Hand auf die Beine. Die wolkenartigen Partikel in seinen trüben Augen bewegten sich auf eine Weise, dass sich ihr der Magen umdrehte.
»Ich glaube, Ihr könntet mir ganz nützlich sein. Vielleicht reiße ich Euch die Arme aus und schicke sie Richard Rahl, und sei es nur, damit er Alpträume bekommt. Vielleicht kann ich Euch gegen etwas eintauschen, das einen gewissen Wert besitzt. Aber seid ganz unbesorgt, Prälatin, ich werde schon eine Verwendung für Euch finden. Ihr gehört jetzt mir.«
»Meine Existenz in dieser Welt könnt Ihr gerne haben«, meinte Ann mit grimmiger Entschlossenheit, »aber einer Seele könnt Ihr nichts anhaben. Dieses Geschenk des Schöpfers gehört mir und mir allein.«
Er lachte. »Eine hübsche Ansprache.« Er zog ihr Gesicht näher heran. »Die ich aber bereits kenne.« Er zog entzückt die Brauen hoch. »Ich glaube, jede der Frauen in diesem Zelt hat sie mir gehalten. Aber wisst Ihr, was, Prälatin? Heute haben sie Sie Lügen gestraft, seid Ihr nicht auch der Meinung? Sie haben Euch heute alle gemeinsam meiner Obhut anvertraut, obwohl sie hätten fliehen können. Zumindest hätten sie ohne Risiko für sich selbst Euer Leben retten können. Doch sie haben sich entschieden, Sklavinnen zu bleiben, obwohl Ihr ihnen die Freiheit angeboten habt.
Ich würde sagen, Prälatin, auch ihre Seelen gehören mir.«
»Im Tod ist Schwester Cherna zu mir gekommen, nicht zu Euch, Jagang. Sie hat Güte und Liebe gesucht, obwohl sie mich verraten hatte. Das, Kaiser, beweist die wahre Absicht einer Seele.«
»Wir sind ganz offenbar nicht einer Meinung.« Er zuckte mit den Achseln. »Was meint Ihr, töten wir doch die Übrigen, eine nach der anderen, und stellen wir fest, wem sie die Treue halten; am Ende zählen wir dann die Stimmen aus. Aus Gründen der Fairness sollten wir uns allerdings beim Töten abwechseln. Ich habe meine bereits umgebracht. Jetzt seid Ihr an der Reihe.«
Ann hatte für die Bestie nichts weiter als einen wutentbrannten Blick.
Er gab ein tiefes, aus dem Bauch kommendes Lachen von sich. »Nein? Seht Ihr, so sicher seid Ihr gar nicht, die Abstimmung der Seelen Eurer Schwestern zu gewinnen.«
Er wandte sich den Schwestern zu, die noch immer auf den Knien lagen. »Heute ist euer Glückstag, meine Lieben. Wie es scheint, hat die Prälatin eure Seelen aufgegeben.«
Sein finsterer Blick kehrte zu Ann zurück. »Übrigens, wahrscheinlich hofft Ihr, die Chimären könnten vertrieben werden. Diese Hoffnung haben wir gemeinsam. Ich habe Verwendung für Magie, aber wenn es sein muss, kann ich auch ohne sie gewinnen.
Sollten die Chimären vertrieben werden, wird Euch das allerdings nichts nützen. Die Handschellen, müsst Ihr wissen, sind mit einem Bann versehen, den meine anderen Schwestern ersonnen haben. Ihr wisst schon, welche. Die Schwestern der Finsternis. Wie Euch bekannt sein dürfte, verfügen sie über Subtraktive Magie, und die, meine liebe Prälatin, funktioniert noch immer. Ich wollte Euch nur keine falschen Hoffnungen machen.«
»Wie rücksichtsvoll von Euch.«
»Grämt Euch trotzdem nicht. Ich werde mir schon eine schöpferische Verwendung für Euch einfallen lassen.«
Er spannte seinen Arm. Seine nackten Schultern traten unter der Fellweste hervor. Seine Oberarmmuskeln waren mächtiger als die Taillen der meisten Frauen im Zelt.
»Fürs Erste jedoch, denke ich, seid Ihr mir bewusstlos am liebsten.«
Sie versuchte, ihre Kraft zu aktivieren, doch ihre Gabe sprach nicht auf ihre Bemühungen an.
Ann sah die Faust kommen, vermochte sie aber nicht aufzuhalten.