Admiral Wanamakers Büro

Das kleine, spartanische Büro war leer außer Wanamaker und Wilhelmina Tashkajian, seiner Nachrichtenoffizierin. Sie war klein, rundlich, dunkelhaarig und den Gerüchten zufolge, die im Büro kursierten, eine recht gute Amateur-Bauchtänzerin. Alles, was Wanamaker mit Sicherheit wusste, war, dass sie einen scharfen Verstand hatte — einen Verstand von der Art, der Informationen schneller zu analysieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen vermochte als irgendjemand sonst vom seinem Personal. Mehr musste er auch gar nicht über sie wissen.

Sie saßen sich am Konferenztisch gegenüber, der die Verlängerung vom Schreibtisch des Admirals bildete. Wie alle von Wanamakers Offizieren trug Tashkajian einen schlichten grauen Overall; an der Klappe der Brusttasche war ein Schild mit einem intelligenten Chip befestigt, auf dem Namen und Rang ausgewiesen waren. Wanamaker trug die gleiche Uniform.

Er schaute vom Bericht auf, der auf dem in die Tischplatte integrierten Display erschien. »Sie testen Nanomaschinen?«

Sie nickte mit einem düsteren Ausdruck in den dunklen Augen. »Humphries hat den Wissenschaftler rekrutiert, den Pancho von Ceres mit hierher gebracht hat. Er hat ihn uns vor der Nase weggeschnappt.«

Wanamaker schnitt eine Grimasse. »Sie hätte ihn auf Astros Lohnliste lassen sollen.«

»Zu spät, Sir.«

»Und sie sind bereits in der Testphase?«

Noch ein Nicken. »Nach den uns vorliegenden Informationen haben sie die Laborphase sehr schnell durchlaufen und dann diesen Dr. Levinson und eine Techniker-Crew in den Gürtel entsandt. Schlussfolgerung: Sie testen Nanomaschinen auf einem Asteroiden.«

»Weiß Pancho das schon?«

»Sie erhält automatisch eine Kopie meiner Berichte.«

»Schon eine Antwort von ihr?«

»Noch nicht, Sir. Ich habe diesen Bericht erst heute Morgen herausgegeben. Es reagiert schließlich nicht jeder so schnell wie Sie — Sir«, fügte sie dann mit einem sparsamen Lächeln hinzu.

Er gestattete es sich, das Lächeln verhalten zu erwidern.

»Die eigentliche Frage«, sagte sie, »ist, ob HSS Nano-Maschinen entwickelt, um Erze aus den Asteroiden zu gewinnen oder die Nanos als Waffen einzusetzen.«

»Waffen?« Wanamakers graue Augenbrauen hoben sich.

»Wenn sie imstande sind, Gestein zu fressen, dann können sie auch Raumschiffe, Gebäude und sogar Menschen fressen.«

Er sank auf dem harten Metallstuhl zusammen. »Waffen«, murmelte er. »Mein Gott.«

»Es ist eine Möglichkeit, nicht wahr?«, fragte sie.

»Vermutlich.«

Tashkajian wartete einen Moment und sagte dann: »Ich habe mich mit Ihrem Auftrag für ein Ablenkungsmanöver befasst, Sir.«

»Ist das ein Themenwechsel?«

»Nicht ganz, Sir.«

»Machen Sie weiter«, sagte Wanamaker mit leicht verwirrtem Blick.

»Angenommen, wir greifen die HSS-Basis auf Vesta an«, sagte sie.

»Der größte Teil davon ist unterirdisch«, sagte Wanamaker. »Sie haben sich tief eingegraben und sind gut bewaffnet.«

»Ja, Sir, ich verstehe. Aber sie haben trotzdem bestimmte Anlagen auf der Oberfläche des Asteroiden. Funkantennen. Startrampen. Luftschleusen ins Innere. Sogar ihre Defensiv-Laserwaffen. Sie sind alle an der Oberfläche.«

»Und?«

»Also bestreuen wir die Oberfläche mit Nanomaschinen, die Metalle fressen.«

Wanamakers Augen flackerten. Bei seinem versteinerten Gesicht vermochte sie nicht zu sagen, ob er nun beeindruckt oder angewidert war.

»Die Nanomaschinen würden metallene Strukturen zerstören und sogar den Asteroiden selbst zerfressen. Das würde zwar nicht das Ende der Basis bedeuten, aber es würde den Betrieb sicher stören. Es wäre die Ablenkung, auf die Sie angespielt haben.«

Er schwieg für eine Weile. »Und wie sollen wir ein Schiff nah genug an Vesta heranführen, um diesen Coup zu landen?«, fragte er schließlich. »Sie würden das Schiff atomisieren, ehe es nah genug herankommt, um ihnen irgendwie gefährlich zu werden.«

»Ich glaube, auch dafür habe ich eine Lösung gefunden, Sir.«

Er sah, dass sie todernst war. Sie hätte das nicht zur Sprache gebracht, wenn sie nicht schon einen fertigen Plan hätte, wurde er sich bewusst.

»Fahren Sie fort«, sagte er.

»Wir schicken das Schiff hin, wenn gerade ein Sonnensturm losbricht.«

Wanamaker blinzelte. »Glauben Sie etwa …« Seine Stimme erstarb.

»Ich habe die Zahlen überprüft, Sir.« Mit wachsender Zuversicht fuhr sie fort: »Ein Sonnensturm der Stärke Vier emittiert eine riesige Wolke ionisierter Partikel. Sie stört die Kommunikation auf allen Frequenzen, einschließlich des Radars! Ein Schiff könnte sich in der Wolke verbergen und somit nahe genug an Vesta herankommen, um die Nanomaschinen auszusetzen.«

»Protuberanzen stören aber keine Laserstrahlen«, wandte er sofort ein.

»Ja, Sir, ich weiß. Aber Laserscans werden in der Regel nicht dafür verwendet, Raumfahrzeuge aufzuspüren — es sei denn, das Radar hat ein Ziel aufgefasst. Laserscans werden nur zur Identifikation eines unbekannten Radarechos verwendet.«

»Der Flug in einer Strahlenwolke ist aber ein verdammt großes Risiko.«

»Nicht, wenn das Schiff gut abgeschirmt ist, Sir.«

Er verstummte und dachte noch einmal darüber nach.

»Der Strahlensturm würde das ganze HSS-Personal von Vestas Oberfläche vertreiben. Weil sie dann alle tief im Untergrund wären, würden unsere Nanomaschinen die Oberflächen-Anlagen zerstören, ohne Menschenleben zu fordern.«

Wanamakers Versuch, grimmig zu schauen, misslang. Vielmehr musste er sich ein Lächeln verkneifen. »Ein humaner Angriff gegen den Feind.«

»Ein Ablenkungsmanöver, das die Basis auf Vesta zumindest vorübergehend außer Gefecht setzen und die Dominanz von HSS über den Gürtel schwächen würde, Sir.«

»Falls der Sonnensturm stark genug ist, um Ihnen die benötigte Wolke zu bescheren«, gab er zu bedenken.

»Deshalb bin ich überhaupt erst auf diese Idee gekommen«, sagte sie sichtlich aufgeregt. »Wir sind mitten in einer Periode verstärkter Sonnenaktivitäten. Viele Sonnenflecken und viele Protuberanzen.«

Er nickte knapp. »Ich möchte die Zahlen sehen.«

»Ja, Sir!«

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