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Als Caras sanftes Rütteln an ihrer Schulter sie wieder weckte, glaubte sie eben erst eingeschlafen zu sein.

Blinzelnd blickte sie zu der vertrauten, über ihr stehenden Gestalt hoch. Sie hätte viel dafür gegeben, weiterschlafen zu können, in Ruhe gelassen zu werden, um sich wieder dem süßen Schlaf hinzugeben.

Statt dessen fragte sie: »Meine Wache?«

Cara nickte. »Wenn Ihr wollt, kann ich sie übernehmen.«

Kahlan richtete sich auf, warf einen Blick über die Schulter und sah, daß Richard noch immer tief und fest schlief. »Nein«, antwortete sie leise. »Seht zu, daß Ihr ein wenig Schlaf bekommt. Ihr braucht dringend etwas Ruhe.«

Kahlan gähnte und streckte sich, dann faßte sie Cara beim Ellbogen und zog sie ein kleines Stück fort, bis sie außer Hörweite waren. »Ich glaube, Ihr habt Recht. Wir sind mehr als genug, um Wache zu stehen und trotzdem ausreichend Schlaf zu bekommen. Lassen wir Richard bis zum Morgen durchschlafen.«

Cara willigte mit einem Lächeln ein, ehe sie sich zu ihrem Bettzeug hinüberbegab. Einer Mord-Sith war jedes Komplott recht, solange es Richards Sicherheit diente.

Während Kahlan sich das Haar aus dem Gesicht strich und es über ihre Schulter warf, ließ sie ihren Blick auf der Suche nach irgend etwas Ungewöhnlichem über die trostlose Wüste schweifen. Rings um das Lager war es totenstill; am Horizont verdunkelte die schroffe Zackensilhouette des Gebirges den weiten, mit funkelnden Sternen übersäten Himmel.

Sie ließ ihren Blick sorgfältig über ihre Gefährten schweifen und vergewisserte sich, daß sie niemanden vergessen hatte. Cara hatte es sich offenbar bereits behaglich gemacht. Tom schlief unweit der Pferde, jenseits von ihnen hatte Friedrich sich schlafen gelegt. Jennsen lag zusammengerollt neben Betty, schien aber, nach ihren unruhigen Bewegungen, wenn sie sich von der Seite auf den Rücken wälzte, nicht zu schlafen. Die Ziegenjungen hatten sich ein kleines Stück entfernt und lagen nun, alle Viere von sich gestreckt, mit dem Kopf fest an ihre Mutter geschmiegt.

Beim Wachwechsel war Kahlan stets besonders aufmerksam. Sie begab sich zu einer nicht weit von Richard entfernten Felsformation, stemmte sich rücklings hoch und ließ sich auf einer erhöhten Stelle nieder, um die vollkommen leblose Umgebung besser im Blick zu haben. Selbst jetzt, mitten in der Nacht, verströmte das rauhe Felsgestein noch die unerbittliche Hitze des vergangenen Tages. Wenn doch wenigstens ein leichter Windhauch aufgekommen wäre.

Nicht lange, nachdem sie sich auf ihrem Posten eingerichtet hatte, sah sie Jennsen sich von ihrer Decke erheben und, darauf bedacht, keinen der anderen zu wecken, leise durch das Lager schleichen.

»Was dagegen, wenn ich mich zu dir setze?«, fragte sie, als sie schließlich bei ihr angelangt war.

»Aber nein.«

Jennsen stemmte sich mit dem Rücken zum Felsen hoch und setzte sich dicht neben Kahlan, zog die Knie an, schlang ihre Arme darum und zog sie dicht an ihren Körper. Eine Weile starrte sie wortlos hinaus in die Nacht.

Schweigend saßen sie nebeneinander und beobachteten die menschenleere Ödnis. Ab und zu warf Kahlan einen Blick auf Richard, der sich unruhig im Schlaf wälzte, bis schließlich auch Jennsen mit wachsender Besorgnis zu ihm hinübersah. Zu Kahlan gebeugt, sagte sie leise: »Irgendwas scheint mit ihm nicht zu stimmen.«

»Er hat einen Alptraum.«

Wie schon so oft, sah Kahlan ihn im Schlaf die Hände zu Fäusten ballen, während er lautlos gegen einen Schrecken ankämpfte, den nur er allein kannte.

»Wenn man ihn so sieht könnte man es mit der Angst bekommen«, sagte Jennsen. »Er scheint wie verwandelt. Wenn er wach ist, macht er immer einen so ... vernünftigen Eindruck.«

»Mit Vernunft ist einem Albtraum nicht beizukommen«, erwiderte Kahlan in stiller Sorge.

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