Dossier: Oscar Jiminez

Nachdem er die Schule der Neuen Moralität im Alter von siebzehn Jahren beendet hatte, wurde Oscar ins ferne Bangladesh entsandt, um dort den zweijährigen Sozialdienst abzuleisten. Dieser Dienst war obligatorisch; die Neue Moralität verlangte diesen zweijährigen Arbeitsdienst als teilweisen Ausgleich für die Investitionen, die man in die Ausbildung und Erziehung eines jugendlichen investierte.

Oscar arbeitete hart in dem, was von Bangladesh noch übrig war. Der ständig steigende Meeresspiegel und die verheerenden Stürme im Gefolge des allsommerlichen Monsuns verwüsteten die tiefer gelegenen Landstriche. Tausende wurden von den Fluten des Ganges mitgerissen. Oscar sah, dass viele der Armen und Elenden den Fluss sogar um Gnade anflehten. Vergeblich. Der angeschwollene Strom ertränkte die Heiden ohne Erbarmen. Oscar sah jedoch, dass auch genauso viele Gläubige umkamen.

Das Glück war ihm wieder hold, als er den Zweijahresdienst beendet hatte. Der Leiter der Neuen Moralität in Dacca, ein Amerikaner aus Kansas, drängte Oscar, einen Job im Weltraum in Betracht zu ziehen, fernab der Erde.

Oscar wusste, dass es unklug war, sich mit Autoritäten zu streiten, aber er war doch so überrascht von diesem Ansinnen, dass er herausplatzte: »Aber ich bin doch gar kein Astronaut.«

Der Administrator setzte ein gütiges Lächeln auf. »Es gibt dort oben alle möglichen Stellen, die besetzt werden müssen. Du bist für viele von ihnen voll qualifiziert.«

»Wirklich?« Soweit Oscar wusste, bestanden seine Qualifikationen nämlich nur im Zuarbeiten, Erstellen einfacher Rechnungen und dem Befolgen von Anweisungen.

»Ja«, sagte der Administrator mit einem Nicken. »Und natürlich ist auch Gottes Werk zu vollbringen, da draußen inmitten all der gottlosen Humanisten und ungehobelten Grenzer.«

Wer vermochte sich schon zu weigern, Gottes Werk zu vollbringen? Also ging Oscar Jiminez nach Ceres und wurde von der Helvetia GmbH als Lagerarbeiter eingestellt.

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