Kapitel 14

Als er und Amanda zu ihrer Unterkunft zurückkamen, kochte Fuchs bereits vor Wut. Er ging schnurstracks zum Schrank neben der Miniküche und durchwühlte ihn.

»Lars, was hast du denn vor?«

»Mörder!«, knurrte Fuchs und kramte in den Werkzeugen und Ausrüstungsgegenständen, die auf den Schrankregalen aufbewahrt wurden. »Das ist es, was er uns beschert hat. Auftragskiller!«

»Aber was willst du nun tun?«

Er brachte ein Akku-Schraubendreher zum Vorschein und wog ihn in der Hand. »Es ist zwar nicht viel, aber es wird reichen müssen. Er ist jedenfalls schwer genug, um einen brauchbaren Knüppel abzugeben.«

Amanda streckte die Hand nach ihm aus, aber er schob sie weg.

»Wo willst du hin?«, fragte sie atemlos vor Angst.

»Diesen Buchanan suchen.«

»Allein? Ohne Hilfe?«

»An wen soll ich mich denn wenden? Wie viel Zeit haben wir noch, bevor dieser Buchanan in einem von Humphries’ Schiffen von Ceres verschwindet?«

»Du darfst ihn nicht verfolgen!«, sagte Amanda flehentlich. »Überlass das dem Gesetz!«

»Das Gesetz?«, brüllte er, während er zur Tür stürmte. »Welches Gesetz? Wir haben doch noch nicht einmal einen Stadtrat. Es gibt hier kein Gesetz!«

»Lars, wenn er wirklich ein Auftragsmörder ist, wird er dich auch töten!«

Er hielt an der Tür inne und steckte den Schraubendreher in den Hosenbund. »Ich bin doch kein Volltrottel, Amanda. Ich werde nicht zulassen, dass er mich tötet oder sonst jemanden.«

»Aber wie willst du …?«

Er packte die Tür, schob sie auf, stapfte in den Tunnel hinaus und ließ sie dort stehen. Staubwolken markierten seinen Weg.


* * *

Im Pub war es rappelvoll, als Fuchs dort erschien. Er musste sich einen Weg zur Bar bahnen.

Der Barkeeper erkannte ihn, wirkte aber nicht übermäßig erfreut. »Hallo, Lars. Willst du wieder eine Versammlung anberaumen?«

»Kennst du jemanden namens Buchanan?«, fragte Fuchs ohne eine Begrüßung.

Der Barkeeper nickte.

»Weißt du auch, wo ich ihn finde?«

Die Blickrichtung des Manns verschob sich etwas, und dann richtete er den Blick wieder auf Fuchs. »Was willst du denn von ihm?«

»Ich muss unbedingt mit ihm reden«, sagte Fuchs, wobei er möglichst gleichmütig und ruhig zu klingen versuchte.

»Er ist ein schlimmer Finger, Lars.«

»Ich bin nicht hier, um eine Schlägerei anzufangen«, sagte Fuchs. Das meinte er sogar ehrlich.

»Nun gut, Buchanan steht dort am Ende der Bar.«

»Danke dir.«

Fuchs ließ sich einen von diesen reifüberzogenen Alukrügen mit Bier geben und bahnte sich damit einen Weg durch die Menge, bis er in Buchanans Nähe angelangt war. Der Mann war in Begleitung von zwei Freunden hier und schäkerte mit einem Trio junger Damen in Miniröcken. Ihre Drinks standen vor ihnen auf der Bar. Buchanan war groß, hatte breite, hängende Schultern und einen flachen Bauch, was seinen noch jungen Jahren geschuldet war. Das blonde Haar war kurz geschoren bis auf eine längere Strähne am Hinterkopf, die dem Zopf eines Matadors nachempfunden war. Sein schmales, glattes Gesicht wirkte entspannt.

»Sie sind also Mr. Buchanan?«, fragte Fuchs und stellte den Aluminiumkrug auf die Bar.

Buchanan drehte sich zu Fuchs um und taxierte ihn. Er sah eine stämmige, ältere Felsenratte in einem formlosen grauen Velourspullover und einer verknitterten Hose, mit dem Körperbau eines Wiesels und einem düsteren Ausdruck im breiten, grobschlächtigen Gesicht. Der Typ hatte eine Art Werkzeug im Gürtel stecken.

»Ich bin Buchanan«, sagte er. »Und wer zum Fuck bist du?«

»Ich bin ein Freund des kürzlich verstorbenen Niles Ripley«, erwiderte Fuchs.

Er sagte es ruhig und leise, aber er hätte die Worte genauso gut durch ein elektrisches Megafon brüllen können. Jeder im Pub hielt inne. Unterhaltungen, Gelächter, selbst Bewegungen schienen zu erstarren.

Buchanan stützte sich auf dem rechten Ellbogen auf die Bar und wandte sich Fuchs zu. »Ripley wird hier jedenfalls nicht mehr ins Horn stoßen«, sagte er grinsend. Einer der Männer hinter ihm kicherte etwas nervös.

»Man hat dein Namensschild in seiner Hand gefunden«, sagte Fuchs.

»Ach, da war es also. Ich fragte mich schon, wo ich es wohl verloren hatte.«

»Du hast ihn getötet.«

Buchanan griff langsam hinter sich und zog einen Handlaser aus dem Beutel, den er sich um die Hüfte gebunden hatte. Er legte ihn neben dem Drink vorsichtig auf die Bar. Das Stromkabel schlängelte sich zum Gürtel; die Mündung wies auf Fuchs.

»Selbst wenn ich ihn getötet hätte, was willst du deswegen unternehmen?«

Fuchs atmete durch. Der heiße Zorn, den er noch vor ein paar Minuten verspürt hatte, war nun in eine Eiseskälte umgeschlagen. Er war ruhig, die Ruhe in Person und doch kein Iota weniger wütend als zuvor.

»Ich schlage vor, wir beide fliegen nach Selene und lassen den Mord von den dortigen Behörden untersuchen.«

Buchanan klappte die Kinnlade herunter. Er starrte Fuchs, der wie ein sturer kleiner Bulle vor ihm stand, mit offenem Mund an. Dann hob er den Kopf und stieß eine brüllende Lache aus. Seine beiden Freunde lachten auch.

Sonst lachte aber niemand.

Fuchs schlug Buchanan hart in sein lachendes Gesicht. Schockiert fasste Buchanan sich an die blutende Lippe und griff nach dem Laser, der auf der Bar lag. Fuchs war jedoch darauf vorbereitet. Er presste Buchanans Hand mit einem schraubstockartigen Griff auf die Bar und zog mit der rechten Hand den Schraubendreher aus dem Gürtel.

Der Laser wurde ausgelöst. Fuchs’ Aluminiumkrug drehte sich um die eigene Achse, und Bier lief aus einem kleinen Loch aus, während Fuchs den Schraubendreher einschaltete und ihn Buchanan in die Brust stieß. Blut spritzte, und Buchanan schaute fassungslos — dann sackte er auf den Boden und hauchte mit einem kurzen Gurgeln sein Leben aus.

Fuchs hob den Handlaser auf; der Mann war mit Buchanans Blut besudelt und hielt noch immer den surrenden Schraubendreher in der rechten Hand. Bei Buchanans Fall war das Stromkabel aus dem Griff gerissen worden.

Er warf einen Blick auf die Leiche und schaute dann auf Buchanans zwei Freunde. Sie standen mit großen Augen und offenem Mund da. Unwillkürlich wichen sie beide vor Fuchs zurück.

Ohne ein Wort drehte Fuchs sich um und ging aus dem totenstillen Pub.

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