Forschungszentrum des Humphries Trust

Die in den Tarnanzug gehüllte Pancho schlich langsam und lautlos durch den Gang von Martin Humphries' unterirdischem Palast. Sie war mit Amanda hierher gekommen, nur dass Mandy davon nichts gewusst hatte.

Schon seit Wochen hatte Pancho förmlich danach gelechzt, in Humphries' Anwesen herumzuschnüffeln. Der Mann war so stinkreich, mächtig und selbstsicher, dass er nach Panchos Auffassung ein paar Dutzend Leichen im Keller haben musste. Vielleicht fand sie etwas, das Dan helfen würde. Vielleicht fand sie auch etwas, das ihr nützen würde. Oder vielleicht war der Einbruch in Humphries' Haus auch nur ein Gag, sagte sie sich, eine willkommene Abwechslung von der langweiligen Paukerei, der sie und Mandy sich unterzogen. Außerdem würde es ihr Genugtuung verschaffen, wenn dieses selbstgefällige Grinsen einmal aus dem Gesicht des Stechers verschwand.

Also hatte sie sich gleich am nächsten Morgen, nachdem Walton ihn ihr gezeigt hatte, den Tarnanzug aus seinem Spind geborgt. Pancho war in der Nacht zuvor mit der quälenden Frage ins Bett gegangen, ob sie Ike wegen der Benutzung des Anzugs um Erlaubnis bitten solle oder nicht. Am Morgen war sie dann in der festen Überzeugung aufgewacht, dass es für sie beide am besten wäre, wenn Ike nichts davon wusste. Also hatte sie sich eine Einkaufstasche umgehängt und war in die Katakomben gegangen anstatt mit Mandy zur Arbeit. Von dort war sie in den staubigen, kaum benutzten Korridor abgebogen, wo Walton den Anzug verstaut hatte. Sie erinnerte sich an die Melodie des elektronischen Sicherheitscodes des Spinds und gab sie auf Anhieb richtig ein. Die Sicherheitsleute können nicht ständig jeden Bildschirm im Auge behalten, sagte sie sich. Und selbst wenn mich einer sieht, tue ich nichts, was den Alarm auslösen würde.

Pancho ging dann wieder in ihre Unterkunft zurück. Amanda arbeitete fleißig im Simulations-Labor, so dass Pancho das Apartment für sich allein hatte. Sie schlüpfte sofort in den Tarnanzug.

Nachdem sie ihn übergezogen hatte — und im Ganzkörper-Spiegel des Schlafzimmers sah, dass sie wirklich unsichtbar war —, ging sie aus, um den Anzug zu testen. Es klappte wunderbar. Pancho spazierte gemächlich und vorsichtig durch Selenes Korridore und schlängelte sich zwischen den Fußgängern hindurch. Hin und wieder schaute jemand in ihre Richtung, als ob die betreffende Person aus dem Augenwinkel etwas gesehen hätte. Ein Lichtreflex von den Oberlichtern, sagte Pancho sich, ein unvermeidliches Funkeln der vielen Nanokameras und Projektoren. Niemand sah sie aber wirklich; sie driftete wie ein Phantom durch die Menge.

Sie verbrachte den Tag damit, wie ein Geist durch Selene zu wandern und sich mit den vielfältigen Möglichkeiten des Anzugs vertraut zu machen. Der Anzug selbst passte ihr gut, aber die angeschweißten Stiefel hatten Ikes Größe und waren zu groß für sie. Pancho hatte Abhilfe geschaffen, indem sie die Stiefel mit Socken ausstopfte. Sehr bequem war das zwar nicht, aber sie vermochte wenigstens ordentlich zu gehen.

Als Nervenkitzel klaute sie einen Sojaburger von der Theke der Selbstbedienungs-Cafeteria oben in der Grand Plaza, wo aber niemand zugange war außer einem hirnlosen Roboter. Doch dann wurde sie sich bewusst, dass es Aufsehen erregen würde, wenn jemand einen Burger in der Luft schweben sah. Also entsorgte sie ihn im Recycler am Ende der Theke, bevor sie sich verdächtig machte.

Am Nachmittag kehrte Pancho kurz in ihr Quartier zurück, legte den Anzug ab und ging ›offiziell‹ Essen. Sie stand kurz vorm Verhungern. Die Unsichtbarkeit macht hungrig, sagte sie sich. Als Amanda von ihrem Tagewerk zurückkehrte und sich zum Abendessen mit Martin Humphries umzog, steckte Pancho wieder im Tarnanzug. Sie stellte sich in die Ecke des Schlafzimmers und beobachtete, wie Amanda sich aufdonnerte und die Wohnung verließ.

Ein Mäntelchen der Unsichtbarkeit, sagte Pancho sich, während sie ein paar Schritte vor Amanda auf der Rolltreppe zur untersten Ebene von Selene fuhr. Wie hießen doch gleich noch diese bunten Kostüme, die die Stierkämpfer trugen? Ein Anzug der Lichter, erinnerte sie sich. Nun, ich trage einen Anzug der Dunkelheit. Einen Mantel der Unsichtbarkeit.

Sie musste von den anderen Leuten Abstand halten. Wenn jemand in sie hineinlief, würde er wissen, dass sie da war — unsichtbar oder nicht. Pancho war froh, dass in Selene keine Haustiere erlaubt waren. Ein Hund hätte sie wahrscheinlich schnell erschnüffelt.

Die Rolltreppen wurden mit jeder Etage immer leerer. Als sie zur untersten Ebene hinunterfuhr, waren sie und Amanda allein auf den beweglichen Stufen. Unten angekommen wartete sie auf Amanda und heftete sich dann an ihre Fersen. Mandy hatte sich zu einem kleinen privaten Dinner mit Humphries verabredet. Die beiden ganz allein — aber das glaubten sie auch nur. Pancho lächelte. Falls der Stecher etwas versucht, das Mandy nicht gefällt, kastriere ich ihn. Ich werde ihr Schutzengel sein. Dann fragte sie sich, wie weit Mandy wohl mit Humphries zu gehen bereit wäre — und wie sehr sie ihn anzuspitzen vermochte, ohne sich selbst in größere Schwierigkeiten zu bringen. Sie zuckte die Achseln — Mandy ist erwachsen und weiß, was sie tut, sagte sie sich. Oder sie müsste es eigentlich wissen.

Mandy sah aus wie eine Märchenprinzessin. Sie trug ein babyblaues Bolerojäckchen mit einem knielangen Kleid. Relativ keusch, sagte Pancho sich, obwohl an Mandy im Grunde gar nichts keusch wirkte. Jedenfalls nicht in den Augen eines Mannes wie Humphries. Pancho erinnerte sich nicht, das Kleid schon einmal gesehen zu haben; Mandy musste es in einem von Selenes Geschäften gekauft haben. Hier kostete alles ein Vermögen, außer den Dingen, die auf dem Mond selbst hergestellt wurden. Ob Humphries ihr Klamotten kauft?, fragte sich Pancho. Schmuck hatte er Mandy zumindest nicht geschenkt, dessen war sie sich sicher. Mandy hätte ihn ihr sonst gezeigt.

Amanda ging zielstrebig den Gang entlang und betrat die Höhle, die den botanischen Garten und das Haus des Humphries Trust beherbergte. Humphries stand schon an der Eingangstür und begrüßte sie mit einem strahlenden Lächeln. Pancho zwängte sich hinter ihr durch den Eingang und hätte dabei fast Humphries' Hand gestreift, als der die Tür schloss. Pancho war jedenfalls im Haus, und er wusste es nicht.

Während Humphries Amanda zur Bar geleitete, stand Pancho stocksteif im Foyer. Ein Mann wie Humphries würde wohl die modernste Alarmanlage installiert haben, sagte sie sich. Auch wenn das Haus sich in Selene befand, würde Humphries keine Kompromisse bei der Sicherheit machen. Wahrscheinlich würde er der Dienerschaft abends freigeben, wenn er eine Verabredung hatte, aber die Alarmanlage würde er bestimmt nicht abschalten. Bewegungsmelder bereiteten ihr das meiste Kopfzerbrechen. Im Wohntrakt würde Humphries sicher keine installiert haben. Bei den Büros sah die Sache aber schon ganz anders aus. Vorm geistigen Auge sah sie das lange, geräumige Wohnzimmer, den Korridor, der zum Esszimmer führte und dahinter die Bibliothek/Bar. Das war die Richtung, die Humphries und Amanda eingeschlagen hatten.

An der anderen Seite des Foyers war eine einzelne geschlossene Tür. Pancho vermutete, dass sie zu dem Flügel mit den Büros und Laboratorien führte, in denen die Ökologen arbeiteten. Ob er dort Bewegungsmelder installiert hatte? Wahrscheinlich nicht, sagte sie sich — aber sie hatte eben keine völlige Gewissheit.

Es musste auch einen zentralen Kontrollraum für das Sicherheitssystem geben. Mit größter Wahrscheinlichkeit in Humphries' Schlafzimmer oder im Büro. Sein Schlafzimmer? Pancho grinste bei dieser Vorstellung. Wenn es im ganzen Haus einen Raum gab, in dem keine Bewegungsmelder montiert waren, dann war es doch wohl das Schlafzimmer!

Trotz des dicken Teppichs schlich Pancho sich langsam und auf Zehenspitzen in den ersten Stock hoch. Das Schlafgemach des Hausherrn war leicht zu finden — es wurde durch die mit kunstvollen Schnitzereien verzierte Doppelflügel-Tür am Ende des Korridors ausgewiesen. Sie öffnete vorsichtig die Tür, ohne dass Sirenen blökten oder Alarmglocken schrillten. Gibt es vielleicht einen stillen Alarm? fragte sie sich. Wenn er den Bediensteten aber für den Abend freigegeben hat, wird er selbst nachschauen müssen, und mit ihm werde ich schon fertig.

Der Raum war luxuriös eingerichtet, und Humphries' Bett hatte fast die Größe eines Tennisplatzes. Auf dem Bett hätte sich eine ganze Abteilung von Cheerleadern zu tummeln vermocht. Wahrscheinlich haben sie das auch schon, sagte Pancho sich.

Durch eine halb offene Tür sah sie einen Desktop-Computer mit einem Bildschirmschoner, der das Gemälde eines alten Meisters mit dem Motiv einer nackten Frau zeigte. Als Pancho sich vorsichtig der Tür näherte und sie sachte öffnete, wich der Bildschirminhalt der Darstellung einer anderen nackten Frau. Sie grunzte. Humphries war offenbar ein Kunstliebhaber.

Pancho setzte sich an den Schreibtisch. Zögernd tippte sie auf die ENTER-Taste. Das Gemälde verschwand, und eine honigsüße Frauenstimme sagte: »Guten Abend, Mr. Humphries. Es ist zwanzig Uhr zwölf, und ich bin bereit, wenn Sie es sind.«

Pancho zog die Stirn kraus und drehte die Lautstärke ganz herunter. Der Bildschirm zeigte eine Menüauswahl. Teufel, er hat ja gar keinen Programmschutz. Sie stellte sich vor, wie Humphries sich an den Computer setzte und hektisch loslegte, ohne die Geduld aufzubringen, Passwörter einzugeben und Sicherheitsfunktionen zu deaktivieren. Wer hätte schließlich auch die Dreistigkeit besessen, in sein Haus und noch dazu ins Schlafzimmer einzubrechen?

Pancho grinste und schnüffelte in Martin Humphries' Computerdateien herum.

Wie sich dann herausstellte, waren die meisten Dateien doch geschützt und ihrem Zugriff entzogen. Dann hat er seine Programme also doch passwortgeschützt, sagte sie sich. Viele Dateien erforderten bestimmte Schlüsselwörter. Eine Datei hatte zum Beispiel den Namen BED. Neugierig öffnete Pancho sie. Der Monitor wurde dunkel, und die Worte INITIALISIERE HOLO-TANK wurden eingeblendet. Einen Lidschlag später meldete der Monitor STARTE HOLOTANK. Dann wurde der Bildschirm grau, und am unteren Rand erschien eine Bildlaufleiste mit Video-Befehlen.

Verwirrt sah Pancho die Spiegelung einer bunten Schliere auf dem Bildschirm. Sie drehte sich auf dem Bürostuhl um und sah, dass sich der Gegenstand, den sie für ein zylindrisches gläsernes Kunstobjekt gehalten hatte, in ein Hologramm verwandelt hatte. Es zeigte eine dreidimensionale Darstellung des nackten Humphries, der im Bett mit einer Frau zugange war.

Hurensohn, sagte Pancho sich. Er macht Videos von seinem Sexleben. Sie schaute sich das für eine Weile an. Weil sie es aber nicht in ungewöhnlichen oder aufregenden Stellungen trieben, schaltete Pancho auf Schnellvorlauf.

Es war lustig, Humphries und seine Frauen im Zeitraffer zu beobachten. Er ist wirklich ein Stecher, sagte Pancho sich, während eine Parade schöner nackter Frauen an ihr vorbeizog, denen er es hektisch rammelnd besorgte. Sie erkannte die Rothaarige wieder, die sie beim ersten Besuch im Haus gesehen hatte. Ob sie wohl wissen, dass sie aufgenommen wurden, fragte sie sich.

Nachdem Pancho sich ein halbes Dutzend von Humphries' Home-Videos angeschaut hatte, wurde es ihr langweilig. Sie beendete das Programm und kehrte zur Menüauswahl auf dem Bildschirm zurück. Allerdings betrachtete sie das Programm VR — PERSONAL nun mit anderen Augen. Sie schaute kurz in eine Datei und schloss sie angeekelt mit einem Mausklick.

Der widerwärtige Hurensohn benutzt seine Betthäschen als Modelle für seine Virtual Reality-Phantasien, wurde sie sich bewusst. Anscheinend vermag er sie im wirklichen Leben nicht zu dem zu überreden, was er in seinen feuchten VR-Träumen alles mit ihnen anstellt.

Als Pancho einen Blick auf die Digitaluhr in der Ecke des Bildschirms warf, stellte sie erschrocken fest, dass inzwischen fast zwei Stunden vergangen waren. Aber es hatte sich doch gelohnt. Der Humphries Trust zahlte nun die Miete für Susan Lanes kryonischen Speicher. Damit war eine große Last von Panchos Schultern genommen, und für den milliardenschweren Trust war es nur ein winziger Nadelstich.

Die meisten Dateien waren ein Buch mit sieben Siegeln für Pancho. Es gab ein paar, die technische Fachausdrücke und mathematische Gleichungen enthielten und recht viele, die Aktienmanipulationen und Geschäftsvorfälle enthielten. Sie waren aber mit einem solchen Fachchinesisch und juristischer Terminologie gespickt, dass es zu ihrer Dechiffrierung einer ganzen Anwaltskanzlei bedurft hätte. Allerdings enthielten sie nun eine neue Subroutine, mit deren Hilfe Pancho von einem fernen Rechner auf die Dateien zuzugreifen vermochte. Codewort Hackensack. Hacken und Einsacken — genau das, was Pancho vorhatte.

Du musst aber vorsichtig sein, sagte sie sich. Wenn du zu gierig wirst, merkt er, dass er Besuch von einem Hacker hat. Ein Mann wie Humphries kloppt dich so schnell in die Tonne, dass dir Hören und Sehen vergeht. Oder er schickt jemanden vorbei, der dir die Möbel gerade rückt.

Zufrieden mit ihrer Arbeit schaltete Pancho den Computer aus und verließ Humphries' Büro. Dabei achtete sie darauf, dass die Tür einen Spaltweit offen blieb, so wie sie sie vorgefunden hatte. Während sie die Treppe hinunterging, fragte sie sich, ob Mandy und Humphries nach dieser langen Zeit immer noch beim Essen saßen.

Das war der Fall. Pancho lugte in den Raum und sah die Reste eines raffinierten Eis-Desserts in den Schälchen schmelzen. Halb leere Champagnerflöten funkelten im gedämpften Licht des Kronleuchters über dem Tisch.

»…das ist wunderschön, Martin«, sagte Mandy gerade, »und ich freue mich über Ihre Aufmerksamkeit, aber ich kann das nicht annehmen. Das geht wirklich nicht.«

Pancho schlich sich noch näher an und spähte in den Raum. Humphries hielt eine offene Schmuckschatulle in der Hand. Sie enthielt ein atemberaubendes Saphir-Halsband.

»Ich habe es extra für Sie anfertigen lassen«, sagte er in fast flehentlichem Ton.

»Martin, Sie sind ein lieber Mann, aber ich bin im Moment nicht für eine Beziehung bereit. Gerade Sie müssten das doch verstehen.«

»Ich verstehe es eben nicht«, sagte er. »Wieso nicht?«

»Ich werde in ein paar Monaten zur Mission aufbrechen. Und ich komme vielleicht nicht mehr zurück.«

»Ein Grund mehr, das Glück festzuhalten, so lang wir noch die Gelegenheit dazu haben.«

Amanda wirkte sichtlich betrübt. Sie schüttelte den Kopf und sagte: »Es geht einfach nicht, Martin. Es geht wirklich nicht.«

»Ich könnte Sie von der Mission abziehen«, sagte er im Flüsterton. »Ich könnte dafür sorgen, dass Sie hier bei mir bleiben.«

»Nein. Bitte…«

»Ich könnte es tun«, wiederholte er lauter. »Bei Gott, ich werde es auch tun.«

»Ich will das aber nicht«, sagte Amanda beunruhigt.

»Sie müssen das nicht auf sich nehmen«, insistierte Humphries. »Ich weiß, wie gefährlich das ist. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie Angst haben…«

»Angst?«, rief Mandy. »Ich habe keine Angst. Dass ich mir über die Risiken im Klaren bin, heißt noch lange nicht, dass ich Angst hätte.«

Humphries stieß echauffiert den Atem aus. »Dann benutzen Sie die Mission also als willkommenen Vorwand, um zu mir auf Distanz zu gehen. Ist es das?«

»Nein!«, dementierte Amanda. »Das stimmt überhaupt nicht. Ich will nur…« Ihre Stimme erstarb.

»Was ist es dann?«, fragte Humphries. »Wo liegt denn das Problem? Liegt es vielleicht an mir?«

Sie schaute für eine Weile in bedrücktem Schweigen auf den Tisch. Pancho glaubte gar, Tränen auf Mandys Wange glitzern zu sehen. Der Ausdruck auf Humphries' Gesicht changierte irgendwo zwischen Verwirrung und Verärgerung.

»Martin, bitte«, sagte Amanda schließlich. »Wir kennen uns doch erst seit ein paar Wochen. Sie sind in jeder Hinsicht ein wundervoller Mensch, aber zu einer festen Beziehung bin ich nicht bereit. Noch nicht. Nicht, wo diese Mission bevorsteht. Vielleicht später, wenn ich zurückgekehrt bin — vielleicht dann.«

Humphries holte tief Luft. Pancho hatte den Eindruck, dass er mühsam versuchte, sich zu beherrschen.

»Geduld ist nicht gerade eine meiner Tugenden«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich bin es nicht gewohnt zu warten.«

Nein, sagte Pancho sich. Du bist es gewohnt, die Frauen ins Bett zu zerren und zur Aktion zu kommen, um dich später daran aufzugeilen und als Vorlage für lüsterne VR-Spielchen zu benutzen.

»Verstehen Sie mich doch, Martin«, flüsterte Amanda mit tränenerstickter Stimme. »Bitte.«

Wenn er Mandy gegenüber handgreiflich wird, trete ich ihm so kräftig in die Eier, dass er für eine Woche keinen mehr hochkriegt, sagte Pancho sich. Sie wünschte sich, sie hätte Elly dabei, aber im Tarnanzug wäre es für die Schlange zu eng gewesen. Deshalb hatte sie Elly in ihrer Unterkunft zurückgelassen.

Humphries schloss die Schmuckschatulle mit einem Klicken, das wie ein Schuss hallte.

»In Ordnung«, sagte er gepresst. »Ich werde warten. Ich wünschte, ich hätte mich nie auf diese Fusionsgeschichte eingelassen.«

Amanda rang sich ein trauriges Lächeln ab. »Dann hätten wir uns aber doch nie kennen gelernt, nicht wahr?«

Er quittierte das mit einem hilflosen Achselzucken. Dann stand er auf und führte Amanda zur Haustür.

»Werde ich Sie wiedersehen?«, fragte er sie, während er ihr die Tür aufhielt.

»Es wäre das Beste, wenn wir uns nicht mehr sehen, Martin. Nicht vor meiner Rückkehr.«

Er nickte grimmig. Dann fasste er sie an den Handgelenken und sagte: »Ich liebe Sie, Amanda. Das ist mein Ernst.«

»Ich weiß«, sagte sie und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.

Dann eilte sie den Gartenweg entlang und floh so schnell vor ihm, dass Pancho gerade noch durch die Tür zu schlüpfen vermochte, bevor Humphries sie zuschlug.

Загрузка...