Richards Worte trafen sie wie ein Schlag ins Gesicht. Wütend rief ein Offizier: »Wozu sollen wir dann überhaupt kämpfen?« Mit ausholender Geste wies er auf seine Kameraden.
»Seit Jahren schon kämpfen wir in diesem Krieg. Viele unserer Kameraden weilen nicht mehr unter uns, weil sie ihr Leben für den Erhalt unserer Sache, für das Überleben unserer Angehörigen geopfert haben. Wenn wir ohnehin keine Chance haben, wenn wir sowieso am Ende verlieren werden, wozu haben wir uns dann überhaupt die Mühe gemacht zu kämpfen? Ja, warum sollten wir uns die Mühe machen, diesen Kampf fortzusetzen?«
Ein bitteres Lächeln ging über Richards Gesicht. »Genau das ist die Absicht.«
»Was für eine Absicht?«, knurrte der Soldat.
»Wenn die Menschen keine Chance sehen, zu triumphieren und einen Sieg zu erringen, wenn sie sich stattdessen nur Tod und Vernichtung gegenübersehen, dann wird ihnen mit der Zeit jeglicher Kampfeswillen abhandenkommen. Sind sie einmal zu der Einsicht gelangt, dass sie keine Chance haben, ihre Glaubensüberzeugungen weiter zu verbreiten, und droht ihnen bei dem fortgesetzten Versuch, dies zu tun, nichts als der Tod, wird sich nach und nach der Wunsch in ihnen regen, von diesem Krieg endgültig Abstand zu nehmen.«
Sofern das überhaupt möglich war, wurde der Mann noch aufgebrachter, wie eine ganze Reihe anderer Offiziere auch. »Mit anderen Worten, Ihr wollt uns weismachen, wir sollen diesen Krieg einfach vergessen? Dass wir gegen den Willen der Imperialen Ordnung nicht gewinnen können und es aus diesem Grund auch nichts gibt, wofür es sich zu kämpfen lohnt?«
Richard verschränkte die Hände hinter seinem Rücken, reckte entschlossen sein Kinn empor und wartete ab, bis er sich der Aufmerksamkeit aller gewiss sein konnte.
»Mitnichten. Was ich meine, ist, dass ihr den Menschen aus der Alten Welt dieses Gefühl geben sollt.«
Verwirrt runzelten die Männer die Stirn und begannen, untereinander fragend zu tuscheln. Sie verstummten jedoch schnell, als Richard fortfuhr.
»Jagang ist im Begriff, seine Armee hierher, auf D’Haranischen Boden zu führen. Er will, dass wir uns ihm im Kampf stellen. Warum wohl? Weil er glaubt, uns besiegen zu können - und ich glaube, in diesem Punkt hat er recht. Und zwar nicht etwa, weil es euch Soldaten an Tapferkeit mangelt, an guter Ausbildung, Stärke oder Kampfgeschick, sondern schlicht und einfach, weil ich um die Unerschöpflichkeit seiner Mittel weiß. Ich habe eine Zeit lang unten in der Alten Welt gelebt, ich weiß, wie ungeheuer groß dieses Gebiet ist. Und weil ich die Alte Welt bereist habe, habe ich eine gewisse Vorstellung davon, wie viele Menschen dort leben, über welch ungeheure Mengen an Vieh, Getreide und andere Güter sie verfügen. Diese Menschen verfügen über Mittel, wie ihr sie euch nicht einmal ansatzweise vorzustellen vermögt.
Jagang hat eine gewaltige Streitmacht aus barbarischen Kriegern zusammengezogen, die ihren Glaubensüberzeugungen sklavisch ergeben sind. Sie beabsichtigen, alles und jeden zu vernichten, der sich ihnen in den Weg stellt. Es gelüstet sie geradezu danach, Helden der Eroberung zu sein und ihren Glauben zu verbreiten. Man hat Jagang alles zur Verfügung gestellt, was er nach seiner Erfahrung dafür benötigt, und es dann verdoppelt - und um ganz sicherzugehen, hat er es selbst anschließend ein weiteres Mal verdoppelt. Jagang ist keineswegs ein Anhänger der verschrobenen moralischen Denkweise, man dürfe sich bei der Führung eines Krieges nicht aufwändigerer Mittel bedienen als der Gegner - was einer Art künstlich erzeugter Fairness im Kampf um Leben und Tod gleichkäme. An einer gleichberechtigten Auseinandersetzung ist ihm nicht gelegen - warum auch? Sein ausschließliches Ziel ist unsere Unterwerfung; das ist seine Aufgabe.«
Richard beugte den Oberkörper vor und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe. »Denkt nach! Seid ihr der Vorstellung einer traditionellen Entscheidungsschlacht so sehr verhaftet, dass ihr deren Zweck völlig aus dem Blick verloren habt? Stellt ihr die Tradition des ›so wurde es schon immer gemacht‹ etwa über den bezweckten Sinn? Der alleinige Zweck einer solchen Schlacht besteht darin, sich gegen einen Feind zu behaupten und den Streitfall ein für alle Mal zu entscheiden. Der Begriff der Entscheidungsschlacht hat letztendlich zu dem Glauben geführt, eine Entscheidung sei nur durch sie herbeizuführen, denn schließlich wurde es schon immer so gemacht.
Hört auf, ohne Sinn und Verstand an dieser Vorstellung festzuhalten. Hört auf, euch von Althergebrachtem blenden zu lassen. Hört auf, euch aus purer Gewohnheit selbst ins Grab zu stürzen. Denkt nach denkt wirklich darüber nach -, wie wir unsere Aufgabe erfüllen können.«
»Wollt Ihr etwa andeuten, Ihr wisst eine bessere Methode, gegen diese Leute zu kämpfen?«, fragte ein junger Offizier. Wie die meisten Männer machte er einen ehrlich verwirrten Eindruck. Richard atmete tief durch und bemühte sich, seine Aufgebrachtheit in den Griff zu bekommen. Dann senkte er die Stimme und blickte, während er fortfuhr, mitten unter die nüchternen Gesichter.
»Allerdings. Anstatt das Erwartete zu tun und uns in eine Entscheidungsschlacht zu stürzen, verfolge ich kein anderes Ziel als die Vernichtung dieser Männer. Schließlich ist dies der ursprüngliche Zweck einer großen Entscheidungsschlacht. Ist dieses Ziel nicht durch eine solche Schlacht zu erreichen, dann müssen wir eben eine andere Möglichkeit finden.
Anders als die, die für die Glaubensüberzeugungen der Imperialen Ordnung kämpfen, verspürt keiner von uns das Bedürfnis, sich mit einem ruhmreichen Sieg auf dem Feld der Ehre zu brüsten. Ruhm ist auf diese Weise nicht zu erlangen. Es gibt nur Sieg oder Niederlage. Eine Niederlage bedeutet ein neues Zeitalter der Finsternis; ein Sieg dagegen bietet die Möglichkeit auf ein Leben in Freiheit. Die Zivilisation steht auf des Messers Schneide. So einfach liegen die Dinge.
In einem solchen Überlebenskampf, in einem um das nackte Überleben geführten Kampf gegen Männer, die von dem Wunsch getrieben sind, uns umzubringen, weil wir ihrer Meinung nach kein Existenzrecht haben, gibt es kein klar definiertes Schlachtfeld. Eine solche Auseinandersetzung ist kein Kampf um ein bisschen Land, kein Krieg um ein Stück Wiese, sondern sie hat ihre Grundlage in der geistigen Haltung der Menschen, in den Ideen, die ihren Handlungen zugrunde liegen. Mit einem Sieg auf einem Schlachtfeld wäre unseren Angehörigen keineswegs besser gedient; ihnen ist nur damit gedient, wenn wir aus diesem Wettstreit der Ideen als Sieger hervorgehen.«
Schließlich meldete sich General Meiffert per Handzeichen zu Wort.
»Wenn wir uns ihnen nicht im Kampf stellen, Lord Rahl, wie sollen wir Eurer Ansicht nach dieses Ziel erreichen gegen einen Feind, dessen zahlenmäßige Überlegenheit ihn, wie Ihr soeben geschildert habt, praktisch unbesiegbar macht? Denn auch wenn es ihre Glaubensüberzeugungen sind, die sie zu ihrem Tun verleiten, so sind es doch ihre Schwerter, mit denen wir fertig werden müssen.«
Nicht wenige Männer nickten, froh, dass ihr General die Frage gestellt hatte, die ihnen allen im Kopf herumging. Zugleich war es die Frage, auf die Richard gewartet hatte. Indem er ihr Weltbild durcheinandergeworfen hatte, hatte er ihnen die Hoffnung auf einen Sieg in einer traditionellen Feldschlacht genommen, nun musste er ihnen zeigen, wie sie diesen Krieg gewinnen konnten.
Als das Trommeln des Regens auf der Zeltplane über ihren Köpfen immer lauter wurde, ließ Richard, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, den Blick forschend über die ihm erwartungsvoll entgegenstarrenden Gesichter schweifen. »Ihr müsst der Donner und Blitz der Freiheit sein. Ihr müsst die Rache sein, die über dieses Volk der barbarischen Ideen kommt, das nicht nur zugelassen hat, dass das Böse Einzug in ihre Herzen fand, sondern es auch noch gebilligt und befürwortet hat.
Wir müssen diesen Krieg auf unsere Weise kämpfen, müssen diesen Krieg als das führen, was er tatsächlich ist - nicht ein Krieg von Armeen auf dem Schlachtfeld, die als Stellvertreter für Ideen auftreten, sondern ein Krieg um die Zukunft der Menschheit. In diesem Sinne ist es ein Krieg, in den die Alte Welt mit absoluter Entschlossenheit zieht, dem sich ein jeder auf ihrer Seite mit Leib und Seele verschrieben hat. Sie treten voller Leidenschaft für ihre Sache ein. Sie glauben an das, was sie tun. Sie meinen, das Recht auf ihrer Seite zu haben, halten ihr Tun für moralisch, glauben, den Willen des Schöpfers zu erfüllen, und dass es demnach ihr gutes Recht sei, nach Belieben jeden umzubringen, um so die Lebensweise der gesamten Menschheit zu bestimmen.
Sie alle bringen ihren Besitz, ihre Arbeit, ihren Reichtum und ihr Leben in diesen Kampf ein. Es ist das ganze Volk, nicht bloß die Armee, das uns unterjochen und zwingen will, uns ihren Glaubensüberzeugungen zu beugen. Diese Menschen wollen, dass wir, wie sie, zu Sklaven ihres Glaubens werden. Sie ermutigen ihre Armee, unschuldige Menschen hier in der Neuen Welt zu überfallen, um uns ihre Glaubensüberzeugungen aufzuzwingen. Sie wollen, dass wir, als Anhänger desselben Glaubens wie sie, unser Leben diesem Glauben opfern und ihrem Willen entsprechend gestalten. Sie wollen bestimmen, was unsere Kinder glauben sollen - wenn nötig, mit Gewalt.
All diese Menschen, die von den Methoden des Ordens überzeugt sind, die ihren Beitrag leisten, die Ermutigung und Unterstützung geben, die dafür beten, dass ihre Soldaten uns vernichtend schlagen, sind Teil ihrer kriegerischen Bemühungen. Jeder einzelne von ihnen leistet seinen Beitrag zu ihrer Sache. In dieser Hinsicht sind sie nicht weniger der Feind als die Soldaten, die in ihrem Auftrag ihre Schwerter erheben. Sie sind es, die einen niemals abreißenden Strom junger Männer unter Waffen stellen und ihnen alles Übrige mitgeben, was sie brauchen, um gegen uns vorzugehen, von Lebensmitteln bis hin zu Trost und moralischer Unterstützung.«
Richard wies nach Süden. »Im Grunde sind diese Menschen, die den Krieg erst möglich machen, vielleicht der größere Feind, denn jeder von ihnen ist eine schweigende Unterstützung, jemand, der uns aus der Ferne Unheil wünscht, der sich entschieden hat zu hassen und der festen Überzeugung ist, es werde für ihn keine Folgen haben, wenn er uns seinen Willen aufzwingt.
Als Lohn für ihre Unterstützung fließt die Kriegsbeute zu ihnen zurück; Sklaven werden zurückgeschickt, um für sie zu arbeiten, Blut und Tränen werden vergossen, um ihrer Forderung nach dem rechten Glauben Nachdruck zu verleihen.
Diese Menschen haben eine bewusste Entscheidung getroffen: für ihren Glauben, für die Überzeugung, ein Recht auf unser Leben zu haben und alles tun zu dürfen, was nötig ist, um uns zu unterwerfen. Diese von ihnen getroffenen Entscheidungen dürfen nicht folgenlos bleiben, erst recht nicht, wenn sie mit ihrem Entschluss das Leben anderer ruinieren, die ihnen kein Leid zugefügt haben.«
Richard breitete die Hände aus. »Wie aber ist das zu erreichen?«
Er ballte seine Hände zu Fäusten. »Indem wir den Krieg in die Heime derer tragen, die ihn fördern und befürworten. Es kann nicht sein, dass immer nur das Leben unserer Freunde, unserer Familien und Angehörigen in den blutigen, von den Menschen aus der Alten Welt befeuerten Hexenkessel geworfen wird - jetzt muss es auch das ihre sein.
Sie betrachten diesen Krieg als einen Kampf um die Zukunft der Menschheit - ich bin entschlossen, alles zu tun, dass er genau das wird. Ich will, dass sie voll und ganz begreifen, welche Folgen es hat, wenn sie ausziehen, um uns - aus welchem Grund auch immer zu ermorden und zu unterjochen.
Vom heutigen Tag an werden wir einen echten Krieg führen, einen totalen Krieg, einen Krieg ohne Gnade und Erbarmen. Wir werden uns nicht länger irgendwelche unsinnigen Regeln auferlegen, was ›fair‹ ist und was nicht. Unser einziges Ziel wird sein zu gewinnen. Für uns, für unsere Angehörigen und unsere Freiheit ist das die einzige Möglichkeit zu überleben. Moralisch ist allein unser Sieg. Ich will, dass die Unterstützer der Imperialen Ordnung den Preis für ihre Aggression bezahlen - und zwar mit ihrem Besitz, ihrer Zukunft und mit ihrem nackten Leben.
Die Zeit ist gekommen, mit nichts als kaltem, finsterem Zorn in unseren Herzen Jagd auf diese Menschen zu machen.«
Er reckte eine Faust in den Himmel. »Zerschmettert ihre Gebeine zu Blut und Staub!«
Einen Moment lang herrschte Stille, als alle wie ein Mann Luft holten, um Augenblicke darauf in donnernden Jubel auszubrechen, so als hätten sie alle insgeheim gewusst, dass nicht die geringste Chance auf einen Sieg bestand, sie alle letztendlich zu Tod und Untergang verdammt wären, und plötzlich hätte ihnen jemand aufgezeigt, dass es doch noch Hoffnung gab. Endlich hatten sie wieder eine reale Chance, ihre Heime und ihre Angehörigen zu retten, und damit ihre Zukunft.
Einen Augenblick lang unterließ es Richard, den tosenden Jubel zu unterbrechen, doch dann bat er mit erhobener Hand um Ruhe und fuhr fort.
»Die Armee der Imperialen Ordnung hat die volle Unterstützung der Menschen in ihrer Heimat. Jeder Soldat des Ordens kann sich der Unterstützung seiner Familie, Freunde und Nachbarn gewiss sein. Nichtsdestoweniger sind die Ordensmänner auf Nachrichten aus der Heimat angewiesen. Ich möchte, dass die Soldaten der Imperialen Ordnung nichts als einen Aufschrei des Entsetzens vernehmen; sie sollen wissen, dass ihre Heime geplündert, ihre Städte und Ortschaften dem Erdboden gleichgemacht, ihre Geschäfte und Ernten vernichtet werden und ihre Angehörigen vor dem Nichts stehen.
Der Orden predigt, das Leben in dieser Welt sei nichts als Drangsal. Macht, dass es dazu wird. Streift die dünne Schicht der Zivilisation ab, die ihnen so zuwider ist.«
Richard sah zu Verna und den Frauen in ihrer Begleitung, allesamt Schwestern des Lichts. »Nichts ist ihnen so verhasst wie Magie; macht, dass sie grauenhafte Angst davor bekommen. Sie glauben, wer Magie besitzt, muss vernichtet werden; macht, dass sie sich wünschen, nie wieder unseren Zorn zu erregen. Ihr Ziel ist die Eroberung; macht, dass sie keinen anderen Wunsch mehr haben als bedingungslose Kapitulation.«
Ein Blitz zerriss den düsteren nachmittäglichen Himmel, und der windgepeitschte Regen begann, auf die Zeltplane über ihren Köpfen zu prasseln. Als der letzte krachende Donnerschlag verklungen war, richtete Richard seine Aufmerksamkeit wieder auf die Männer und fuhr fort.
»Für die Erreichung unseres Ziels bedarf es eines präzise abgestimmten Plans, der jede Facette der Gefahr umfasst. Zu diesem Zweck muss sich ein Teil unserer Streitmacht dem wichtigen Ziel der Verfolgung und Vernichtung ihrer Nachschubkolonnen widmen. Diese Kolonnen sind für das Überleben der Imperialen Ordnung von entscheidender Bedeutung. Durch sie erhalten sie nicht nur die nötigen Verstärkungen, sondern mit diesen Kolonnen gelangt auch ein steter Strom von Vorräten zu ihren Truppen, den diese dringend zum Überleben brauchen. Sicher, die Truppen der Imperialen Ordnung plündern auf ihrem Vormarsch, doch für ihre Versorgung reicht das bei Weitem nicht aus. Ihre ungeheure Größe macht sie auch angreifbar. Also müssen wir ihnen diesen Nachschub vorenthalten, den sie benötigen, um hier in solch gewaltigen Massen zu überleben, müssen wir diese lebensnotwendige Nabelschnur kappen. Tot ist tot, auch wenn die Soldaten der Imperialen Ordnung am Hunger sterben. Jeder Ordenssoldat, der verhungert, ist einer weniger, um den wir uns sorgen müssen. Das allein zählt für uns. Das wird auch die von Süden her nachrückenden Rekruten verwundbarer machen, da sie sich weder bereits mit erfahrenen Kämpfern vereint haben noch in großer Zahl auftreten. Sie sind schlecht ausgebildet und wenig mehr als jugendliche Schläger, die ausgezogen sind, um zu vergewaltigen und zu rauben. Metzelt sie nieder, ehe sie in den Norden gelangen und eine Chance haben, es zu tun. Das Anwerben frischer Rekruten wird umso schwieriger, je mehr von ihnen bereits im eigenen Land getötet werden, ehe sie überhaupt Gelegenheit erhalten, hilflose Fremde abzuschlachten. Noch besser ist es, wenn es sich um noch kleine Einheiten handelt, die gerade erst in ihren heimatlichen Dörfern zusammengezogen werden. Tragt den Krieg zu ihnen, tötet sie, ehe sie Gelegenheit haben, ihn zu uns zu tragen. Haben diese jungen Männer erst begriffen, dass sie durch ihre freiwillige Meldung zum Kriegsdienst niemals zu Helden werden, ihnen niemals Kriegsbeute oder junge weibliche Gefangene in die Hände fallen werden, haben sie erst begriffen, dass sie nicht einmal weit kommen werden, ehe sich ihnen Soldaten entgegenstellen, die nicht auf die erwartete Weise kämpfen und sich nicht gegen eine unfassbare Übermacht in eine aussichtslose Entscheidungsschlacht stürzen, wird ihre Begeisterung, in den Kampf zu ziehen, rasch abkühlen. Wenn nicht, dann sterben eben auch sie, und zwar noch ehe sie überhaupt Gelegenheit haben, sich der Armee im Norden anzuschließen. Der Anblick der Leichen dieser künftigen Helden, die auf der Schwelle ihres eigenen Hauses verfaulen, wird uns helfen, den Kampfgeist der Menschen in der Alten Welt zu brechen.«
Ehe er fortfuhr, ließ Richard seinen Blick forschend über die aufmerksamen Gesichter schweifen. »An diesem Ort, mit dem heutigen Tag, ist die Idee einer letzten, entscheidenden Schlacht endgültig gestorben. Ab heute werden wir uns in nichts auflösen. Nach dem heutigen Tag wird es keine Armee des D’Haranischen Reiches mehr geben, welche die Imperiale Ordnung in eine Entscheidungsschlacht verwickeln und vernichten kann. Schließlich wollen sie das nur, um unser Volk seines Schutzes zu berauben, damit es nackt und verwundbar zurückbleibt. Das werden wir nicht zulassen. Ab heute werden wir diesen Krieg auf eine ungekannte Weise führen - auf unsere Weise, die auf kalter Überlegung fußt und die den sicheren Sieg verspricht.
Ich will, dass jeder in der Alten Welt euch fürchtet, als wärt ihr Racheengel. Beginnend mit dem heutigen Tag, werdet ihr das Phantom der D’Haranischen Legionen sein.
Niemand wird wissen, wo ihr seid, niemand wird wissen, wann oder wo ihr als Nächstes zuschlagen werdet. Trotzdem möchte ich, dass jeder in der Alten Welt jenseits allen Zweifels weiß, dass ihr sie verfolgen werdet, dass ihr zuschlagen werdet, als wäre die Unterwelt selbst im Begriff, sich aufzutun und sie zu verschlingen. Ich will, dass sie die Phantomlegionen der D’Haranischen Armee fürchten wie den Tod.
Sie sehnen den Tod herbei, um in die ewige Herrlichkeit des Lebens nach dem Tod eingehen zu können ... erfüllt ihnen diesen Wunsch.«
Einer der Männer weiter hinten räusperte sich und ergriff das Wort.
»Lord Rahl, dort unten werden aber auch unschuldige Menschen umkommen.«
»Natürlich solltet ihr es, wann immer möglich, vermeiden, unschuldigen Menschen Schaden zuzufügen, gleichwohl ist das nicht unser vorrangiges Ziel. Unser Ziel ist es, den Krieg zu beenden, und um das zu erreichen, müssen wir diesen Leuten die Fähigkeit zur Kriegsführung nehmen. Das ist unsere Pflicht als Soldaten. Tatsächlich kenne ich Menschen in der Alten Welt, die sich bereits gegen die Imperiale Ordnung erhoben haben und uns in diesem Kampf zur Seite stehen. Ein einfacher Hufschmied namens Victor und seine Männer in Altur’Rang zum Beispiel haben das Fanal der Freiheit in der Alten Welt entzündet und kämpfen bereits auf unserer Seite. Wo immer ihr auf diese Menschen stoßt, die sich nach Freiheit sehnen, solltet ihr sie bestärken und euch ihrer Unterstützung versichern. Sie sind bereit, ihre Städte und Orte in Flammen aufgehen zu sehen, sofern diese Feuersbrünste nur das Ungeziefer vernichten, das sich so munter über ihr Leben hermacht. Aber was immer ihr auch tut, ihr dürft niemals vergessen, dass es euer Ziel ist, die Imperiale Ordnung daran zu hindern, uns zu töten, und zu diesem Zweck müssen wir ihren Kampfeswillen brechen. Um dies zu erreichen, müssen wir den Krieg zu ihnen tragen. So sehr mich der Verlust unschuldiger Menschenleben betrübt, dieser Verlust ist eine unmittelbare Folge des unsittlichen Tuns der Imperialen Ordnung. Wir sind nicht verpflichtet, unser Leben aufzuopfern, um zu verhindern, dass Unschuldigen auf ihrer Seite Leid geschieht. In dieser Auseinandersetzung, die wir nicht verschuldet haben, können wir keine Verantwortung für ihr Leben übernehmen.
Gleichwohl haben wir jedes Recht, unser Existenzrecht zu verteidigen. Lasst euch nichts anderes einreden, von niemandem. Die Gefahr muss beseitigt werden; alles andere wäre nichts weiter als lautes Pfeifen auf dem Weg ins eigene Grab.«
Ernst und schweigend standen die Männer unter der sich wölbenden Zeltplane, die sie vor dem kräftigen Regenguss schützte. Niemand hatte irgendwelche Einwände vorzubringen; lange Zeit hatten sie auf verlorenem Posten gekämpft, hatten sie Tausende sterben sehen. Sie begriffen, dass es keine andere Möglichkeit gab. Richard machte Hauptmann Zimmer ein Zeichen, einem jungen Mann mit energischem Kinn und kräftigem Nacken, der ruhig mit vor der enormen Brust verschränkten Armen dagestanden und in völlige Konzentration versunken Richards Worten gelauscht hatte. Er war zum Anführer der Spezialeinheiten ernannt worden, nachdem Kahlan Hauptmann Meiffert zum Oberbefehlshaber der D’Haranischen Streitkräfte befördert hatte; sie war es auch, die Richard von der hervorragenden Arbeit berichtet hatte, die Hauptmann Zimmer und seine Männern leisteten, dass sie erfahren waren und unter Druck sachlich blieben, unermüdlich und furchtlos waren und beim Töten von kalter Effektivität. Was die meisten Soldaten erbleichen ließ, entlockte ihnen nur ein müdes Lächeln.
»Hauptmann Zimmer, im Zuge unserer neuen abgestimmten Vorgehensweise habe ich einen Sonderauftrag für Euch.«
Ein strahlendes Lächeln ging über das Gesicht des Mannes, als er seine Arme sinken ließ und seine Haltung straffte. »Lord Rahl?«
»Unsere vorrangige Aufgabe muss es sein, jeden auszuschalten, der die Lehren der Imperialen Ordnung predigt. Diese Personen sind der Quell des Hasses, der Ursprung jener verdorbenen Glaubensüberzeugungen, die das Leben vergiften.
Die Glaubensgemeinschaft der Ordnung hat es sich zum Ziel gesetzt, die gesamte Menschheit zu erobern, mit der Absicht, alle Menschen ihren rigorosen Lehren zu unterwerfen. Sie treten für die Ermordung aller ein, die sich ihren Glaubensüberzeugungen widersetzen. Das Gedankengut dieser Männer ist der Funke, an dem sich das allgemeine Morden entzündet. Ohne diese Lehren wären sie nicht hier und würden Menschen töten.
Der Orden ist wie eine Natter, die nur dank ihrer Glaubensüberzeugungen, ihrer Vorstellungen, ihrer Lehren existiert. Ihr Einfluss reicht vom Herzen der Alten Welt bis hierher. Deshalb wird es von diesem Augenblick an Eure Aufgabe sein, diese Schlange zu enthaupten. Tötet jeden Mann, der die Glaubensüberzeugungen des Ordens predigt. Wenn irgendwo irgendjemand eine Predigt hält, wünsche ich seine Leiche schon am nächsten Morgen an einem sehr öffentlichen Ort zu sehen, und vor allem soll jedem klar sein, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist. Jeder soll sich darüber im Klaren sein, dass die Verbreitung der Glaubensüberzeugungen des Ordens der Bitte um einen raschen Tod gleichkommt.
Wie Ihr dabei vorgeht, ist unerheblich, aber töten müssen wir sie. Wenn sie tot sind, können sie ihr Gift nicht mehr verbreiten und in anderen die Begeisterung wecken, uns umzubringen. Das ist Eure Aufgabe. Tötet sie. Je weniger Zeit Ihr für das Töten eines Mannes aufwendet, desto schneller könnt Ihr Euch dem nächsten zuwenden. Aber bedenkt bitte, dass die Hohen Priester der Glaubensgemeinschaft der Ordnung mit der Gabe gesegnet sind. Aber auch wenn Ihr Vorsicht walten lassen müsst und Euch stets bewusst sein muss, dass diese Männer Zauberer sind, solltet Ihr bedenken, dass selbst diese Zauberer ein Herz besitzen, welches das Blut durch ihre Adern pumpt. Ein Pfeil wird sie ebenso gewiss töten wie jeden anderen.
Ich weiß es, denn vor noch nicht allzu langer Zeit wäre mir ein überraschend auf mein Lager abgeschossener Pfeil beinahe selbst zum Verhängnis geworden.« Richard wies auf die beiden hinter ihm stehenden Frauen. »Ich hatte das Glück, dass Cara und Nicci hier zugegen waren und mir das Leben gerettet haben. Was ich sagen will, ist, diese Männer sind trotz ihrer magischen Kräfte verwundbar. Es steht durchaus in eurer Macht, sie auszuschalten. Wie oft habe ich euch Männer sagen hören, ihr wärt der Stahl gegen den Stahl, damit ich die Magie gegen die Magie sein kann? Dieser Maxime liegt die fundamentale Wahrheit zugrunde, dass die mit der Gabe Gesegneten ebenso sterblich und denselben Risiken ausgesetzt sind wie alle Menschen.
Ich weiß, Ihr und Eure Männer werdet Mittel und Wege finden, diese Leute auszuschalten. Ich will, dass jeder, der den Hass der Glaubensüberzeugungen des Ordens predigt, die Erfahrung macht, dass dies den sicheren Tod zur Folge hat. Es darf kein Zweifel an der unabwendbaren Tatsache bestehen, dass sie ihrem Schicksal nicht nur deshalb entgehen werden, weil sie mit der Gabe gesegnet sind. Ihr und Eure Männer werdet die Botschafter dieser Wahrheit sein. Denn letztendlich geht es hierbei um Wirklichkeit und Illusion, um eine Auseinandersetzung darüber, welche dieser Auffassungen der Menschheit dienlich ist. Sie predigen die falsche Vorstellung vom Glauben an Dinge, die nicht wirklich sind, von Phantasiegebilden und den Königreichen in anderen Welten, von Strafen und Belohnungen lange nach dem Tod. Und sie töten, um Menschen gewaltsam diesem Glauben zu unterwerfen.
Dagegen steht die Wirklichkeit unseres Versprechens, dass es Folgen haben wird, uns Schaden zuzufügen, eines Versprechens, das unbedingt eingelöst werden muss. Dieses Versprechen muss sich als glaubwürdig erweisen, denn versagen wir in diesem Kampf, wird die Menschheit in ein langes, dunkles Zeitalter abgleiten.«
Richard ließ den Blick über die schweigenden Männer schweifen und sprach mit ruhiger Stimme und in einem Tonfall, der für jeden verständlich war. »Ich zähle auf die Erfahrung und das Urteil von euch allen, damit wir erreichen, was wir erreichen müssen. Sobald ihr etwas seht, was ihnen eurer Meinung nach von Nutzen ist, zerstört es. Versucht jemand, sich euch in den Weg zu stellen, tötet ihn. Ich will, dass ihre Ernten, Heime und Städte niedergebrannt werden. Vom heutigen Tag an will ich die gesamte Alte Welt in Flammen sehen. Ich möchte, dass kein Stein auf dem anderen bleibt. Die Alte Welt soll einen solchen Ruin erleiden, dass ihr die Fähigkeit abhanden kommt, in mörderischer Absicht über andere herzufallen. Ihr Kampfeswillen muss gebrochen, ihre Lebensgeister vernichtet werden.
Ich bin zuversichtlich, ihr Männer werdet Mittel und Wege finden, dies alles zu vollbringen. Lasst euch durch das, was ich euch heute sage, nicht einschränken. Überlegt, was für sie von besonderem Wert sein und uns ein lohnendes Ziel bieten könnte. Überlegt, wie sich eure neuen Befehle am besten in die Tat umsetzen lassen.«
Er beobachtete die Augen der Männer, die soeben aufgefordert wurden, etwas zu tun, was sie niemals für ihre Bestimmung gehalten hätten. »Es wird keine Entscheidungsschlacht mit der Imperialen Ordnung geben. Wir denken nicht daran, ihnen so entgegenzutreten, wie sie dies wünschen. Stattdessen werden wir sie bis ins Grab hinein verfolgen.«
Die versammelten Offiziere schlugen sich wie ein Mann die Faust aufs Herz.
Richard wandte sich erneut an Hauptmann Zimmer. »Jetzt kennt Ihr meinen Befehl, soweit es Euren Sonderauftrag betrifft. Seid skrupellos. Jedes andere Vorgehen wäre gegenüber diesen Männern untauglich. Macht kurzen Prozess mit ihnen und zeigt kein Erbarmen.«
Hauptmann Zimmer richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Ich danke Euch, Lord Rahl, dass Ihr mir erlaubt, die Welt von diesen Hasspredigern zu befreien.«
»Da wäre noch etwas, um das ich Euch und Eure Männer bitten möchte.«
»Lord Rahl?«
»Bringt mir ihre Ohren.«
Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er mit einem Faustschlag auf sein Herz salutierte. »Es wird für sie weder ein Entkommen noch Erbarmen geben, Lord Rahl. Ich werde Euch den Beweis bringen.«
In Gedanken bereits bei ihren neuen Aufgaben, begannen die Offiziere Vorschläge, sowohl die Ziele selbst als auch Methoden zu ihrer Zerstörung betreffend, vorzubringen. Dabei belebte eine Begeisterung ihre Mienen, so als hätten sie sich bereits mit dem Gedanken abgefunden gehabt, dass sie keine andere Wahl mehr hatten, als sich von einem unerbittlichen Gegner zermürben zu lassen, dass ihre unter dieser Last erschlafften Gesichter von Falten zerfurcht waren. Jetzt konnte Richard frischen Lebenswillen in ihnen erkennen, die Begeisterung darüber, dass es eine Lösung gab und ein Ende absehbar war.
Die unterschiedlichsten Vorschläge wurden vorgebracht: Felder könnten versalzen, Wasservorräte mit verwesenden, von Krankheiten befallenen Kadavern und Leichen vergiftet, Dämme zerstört, Obstgärten niedergerissen, Viehherden abgeschlachtet und Mühlen abgefackelt werden. Von einigen dieser Vorschläge riet Nicci ab, indem sie darlegte, weshalb sie nicht funktionieren oder einen zu großen Aufwand erfordern würden, und schlug stattdessen Alternativen vor. Andere Ideen entwickelte sie weiter, um ihre Wirkung noch verheerender zu machen.
Richard hörte so manches, was ihn ebenso mit Abscheu erfüllte wie das Wissen, dass er der Architekt eines solchen Chaos war, doch dann dachte er an seine Vision von Kahlan, die Shota ihm eingegeben hatte, an seine Vision dieses Schreckens sowie anderer, die für unzählige Menschen längst Wirklichkeit waren, und verspürte ein Gefühl der Zufriedenheit darüber, dass sie endlich auf eine Weise zurückschlagen würden, die diesem Grauen ein Ende zu bereiten versprach. Schließlich hatte sich die Imperiale Ordnung das alles selbst zuzuschreiben.
»Zeit ist von entscheidender Bedeutung«, erklärte Richard den versammelten Offizieren und Schwestern. »Mit jedem Tag, der verstreicht, erobert der Orden weitere Städte, unterjocht, foltert, vergewaltigt und ermordet er mehr Menschen.«
»Da gebe ich Euch recht«, sagte General Meiffert. »Ein Fußmarsch nach Süden kommt nicht in Frage.«
»So ist es«, bestätigte Richard. »Ich möchte, dass ihr schnell reitet und hart zuschlagt. Die Imperiale Ordnung verfügt über eine gewaltige Streitmacht, und wohin sie sich in der Neuen Welt auch wendet, fallen die Ortschaften ihrer Zerstörungswut anheim. Andererseits macht ihre Größe sie schwerfällig; ein Marsch quer über Land kostet sie enorme Zeit. Jagang hat ihre Langsamkeit zur Taktik gemacht, denn jede Stadt entlang seiner Marschroute durchleidet eine quälende Phase des Wartens, während der sich ihre Bewohner in den schillerndsten Farben ausmalen können, welches Schicksal ihnen bevorsteht, wodurch sie sich immer mehr in ihre Angst hineinsteigern, bis diese schließlich unerträglich wird. Tatsächlich sind wir insoweit im Vorteil, dass wir, wenn wir Kavallerie einsetzen und die Einheiten klein und beweglich halten, blitzschnell Ort für Ort zuschlagen können. Auf keinen Fall dürfen wir uns in diese ungeheure Vergeudung an Mensch und Material hineinziehen lassen. Wir müssen schlicht so viel wie irgend möglich zerstören und anschließend gleich zum nächsten Ziel weiterziehen. Wir müssen jeden in der Alten Welt diese Angst spüren lassen, ihn spüren lassen, dass er vor unserer Vergeltung nirgendwo sicher ist.«
Ein bärtiger Offizier wies zum Feldlager hinüber. »Aber wir verfügen nicht über genügend Pferde, um die gesamte Armee in eine berittene Truppe umzuwandeln.«
»Dann müsst ihr eben rasch Pferde für alle Männer auftreiben«, warf Cara ein. »Beschafft sie euch, wo immer ihr könnt.«
Der Offizier kratzte sich den Bart, während er es sich durch den Kopf gehen ließ. Dann lächelte er Cara an. »Seid unbesorgt, es wird sich schon ein Weg finden.«
Ein anderer meldete sich zu Wort. »Ich kenne eine Reihe von Orten in D’Hara, wo Pferde gezüchtet werden. Ich denke, es sollte kein Problem sein, die erforderliche Anzahl in vergleichsweise kurzer Zeit zusammenzubekommen.« Auf Richards anerkennendes Nicken schlug er sich sofort die Faust aufs Herz. »Ich werde mich augenblicklich darum kümmern«, sagte er, ehe er sich aufmachte und draußen im Regen verschwand.
Kaum war der Offizier an ihnen vorübergeeilt, wandte sich Richard an General Meiffert: »Die Armee muss in kleinere Einheiten aufgespalten werden. Auf keinen Fall darf sie als große Streitmacht zusammenbleiben.«
Der General, den Blick in die Ferne gerichtet, dachte nach. »Wir werden sie in eine Reihe von Kommandoeinheiten aufteilen, die wir sofort Richtung Süden in Marsch setzen. Sie werden sich nicht nur selbst versorgen, sondern überhaupt in jeder Hinsicht sich selbst behelfen müssen. Vor allem müssen sie unabhängig von einer ihre Einsätze in allen Einzelheiten planenden oder sie sonst mit irgendetwas versorgenden Befehlsstruktur operieren.«
»Irgendeine Form des Nachrichtenaustauschs werden wir einrichten müssen«, gab einer der älteren Offiziere zu bedenken, »aber Ihr habt recht, ich denke, es wird gar nicht möglich sein, alle aufeinander abzustimmen. Den einzelnen Abteilungen muss man klare Anweisungen geben, sie anschließend aber ihre Arbeit machen lassen. Schließlich bietet die Alte Welt mehr als genug Angriffsziele.«
»Am besten, sie halten überhaupt keine Verbindung untereinander«, entschied Nicci. Als eine Reihe von Offizieren sie daraufhin verwundert anstarrte, führte sie dies näher aus. »Jeder Bote, der abgefangen wird, würde gefoltert werden; für diese Aufgabe besitzt der Orden Experten, und wer immer diesen Leuten in die Hände fällt, wird preisgeben, was er weiß. Wenn alle Einheiten untereinander Verbindung halten, können alle verraten werden. Aber wenn ein abgefangener Bote den Standort der anderen Einheiten gar nicht kennt, kann er dieses Wissen auch nicht preisgeben.«
»Klingt vernünftig«, gab Richard ihr recht.
»Lord Rahl«, gab General Meiffert zu bedenken, »wenn wir unsere gesamte Armee ohne den Widerstand einer gegnerischen Streitmacht auf die Alte Welt loslassen, wird das beispiellose Zerstörungen zur Folge haben. Mit diesem Ziel entsandt, noch dazu als reine Kavallerie, werden unsere Männer die Alte Welt... nun, in einem bis dato ungekannten Maß in Trümmer legen.«
Offenbar beabsichtigte er, Richard eine letzte Möglichkeit einzuräumen, es sich noch anders zu überlegen, deutlich zu machen, dass er nicht bereit war, sein Gespür für ihr eigentliches Ziel auf ihre Kosten aus den Augen zu verlieren. Doch Richard scheute die dahinter verborgene Frage keineswegs, vielmehr holte er tief Luft und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken.
»Wisst Ihr, Benjamin, ich kann mich noch gut an eine Zeit erinnern, da mir bei der bloßen Erwähnung D’Haranischer Soldaten ganz bange ums Herz wurde.«
Mit einem Nicken bekundeten die in der Nähe stehenden Männer ihr Bedauern über den Verlust dieser Schneidigkeit.
»Indem er uns in eine Entscheidungsschlacht hineinzieht, die wir unmöglich gewinnen können«, erklärte Richard ihnen, »ist es Jagang gelungen, die D’Haranischen Soldaten schwach und verwundbar erscheinen zu lassen. Man fürchtet uns nicht mehr. Und weil sie uns nun als schwach betrachten, glauben sie, nach Belieben mit uns umspringen zu können.
In meinen Augen ist diese unsere letzte Chance, den Krieg noch zu gewinnen. Wenn wir sie ungenutzt verstreichen lassen, sind wir verloren.
Ich will unter keinen Umständen, dass diese Chance vertan wird. Niemand darf verschont werden. Ein Bote nach dem anderen soll Jagang davon in Kenntnis setzen, dass die gesamte Alte Welt in Flammen steht. Sie sollen denken, die Unterwelt selbst habe sich aufgetan, um sie zu verschlingen.
Ich will, dass die Menschen schon bei dem Gedanken, dass Vergeltung übende D’Haranische Soldaten Jagd auf sie machen, gelähmt vor Angst zu zittern beginnen. Ich will, dass jeder, Mann, Frau oder Kind, in der Alten Welt die gespenstischen Legionen aus dem Norden fürchten lernt. Jeder in der Alten Welt soll die Imperiale Ordnung dafür hassen, dass sie solches Leid über sie gebracht hat, bis sich dort ein Aufschrei zur Beendigung des Krieges erhebt. Das ist alles, was ich zu sagen habe, meine Herren. Ich denke, wir haben keine Zeit zu verlieren, also packen wir es an.«
Erfüllt von frischer Entschlossenheit, defilierten die Männer in einer Reihe an Richard vorbei, salutierten und bedankten sich bei ihm mit dem Versprechen, die ihnen zugedachte Aufgabe zu erledigen. Richard sah ihnen nach, wie sie mit eiligen Schritten in den Regen hinaus und zu ihren Untergebenen hasteten.
»Lord Rahl«, sagte General Meiffert und trat näher, »ich möchte nur, dass Ihr wisst, Ihr werdet uns selbst dann in die bevorstehende Schlacht führen, wenn Ihr nicht persönlich bei uns seid. Es mag vielleicht nicht die von allen erwartete große Feldschlacht sein, gleichwohl habt Ihr den Männern etwas gegeben, was sie ohne Euch nicht besitzen würden. Wenn Euer Plan funktioniert, wird es Eure Führerschaft gewesen sein, die in diesem Krieg die Wende gebracht hat.«
Richard betrachtete den Regen, der in einem Perlenschnurvorhang aus Wasser vom Rand der Zeltplane herabtropfte. Allmählich verwandelte sich der Boden unter den Stiefeln der in alle Himmelsrichtungen davoneilenden Soldaten in Morast, ein Anblick, der Richard sofort wieder die Vision in Erinnerung rief, als er selbst, ein Messer an der Kehle, im Schlamm gekniet hatte, die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Im Geiste konnte er Kahlan mit schriller Stimme seinen Namen rufen hören. Er musste schlucken, um das ungebetene Entsetzen zu unterdrücken, das in seinem Innern hochkam. Das Geräusch von Kahlans Schreien schmerzte ihn bis auf den Grund seiner Seele.
Verna kam herbei und trat neben den General. »Er hat recht, Richard. Mir behagt die Vorstellung auch nicht, außer den Soldaten noch andere Personen in diese Auseinandersetzung hineinzuziehen, trotzdem hast du in allem recht, was du sagst. Sie sind es, die für dieses Grauen verantwortlich sind. Es geht um das Überleben der zivilisierten Welt, und in diesem Sinne haben sie sich selbst zum Teil des Kampfes gemacht. Es gibt keinen anderen Weg. Die Schwestern werden tun, worum du sie gebeten hast, darauf hast du mein Wort als Prälatin.«
Richard hatte schon befürchtet, sie würde sich seinem Plan verweigern, umso dankbarer war er ihr jetzt, dass sie es nicht getan hatte, und schloss sie wortlos in seine Arme.
Er war stets der Überzeugung gewesen, wer auf seiner Seite kämpfte, müsse nicht nur wissen, wofür sie kämpften, sondern würde den Kampf auch unabhängig von seiner Person und nur für sich selbst führen. Jetzt war er sicher, dass die Soldaten wahrhaft begriffen hatten, was auf dem Spiel stand, und sie nicht nur aus Pflichterfüllung, sondern auch für sich selbst kämpfen würden. Verna hielt Richard auf Armeslänge von sich und sah ihm in die Augen. »Was ist?«
Richard schüttelte den Kopf. »Ich bin nur all die grauenhaften Dinge leid, die den Menschen widerfahren. Ich will nur noch, dass dieser Albtraum endet.«
Verna ließ ihn ein verhaltenes Lächeln sehen. »Du hast uns den Weg aufgezeigt, wie das geschehen kann, Richard.«
»Welche Rolle gedenkt Ihr dabei zu übernehmen, Lord Rahl?«, erkundigte sich der General, als Richard sich von Verna löste. »Das heißt, sofern Ihr mir die Frage gestattet.«
Seufzend richtete Richard seine Gedanken wieder auf die anstehenden Dinge, bis seine Vision ganz langsam wieder verblasste.
»Ich fürchte, es gibt ein ernsthaftes Problem mit der Magie. Die Armee der Imperialen Ordnung ist nur eine der Gefahren, mit denen wir fertig werden müssen.«
General Meiffert runzelte fragend die Stirn. »Welcher Art ist das Problem?«
Richard fühlte sich außerstande, die ganze Geschichte noch einmal zu erklären, also machte er es kurz und brachte es gleich auf den Punkt. »Die Frau, die Euch zum General ernannte, ist verschollen. Sie befindet sich in der Gewalt einer Gruppe von Schwestern der Finsternis.«
Der General schien völlig konsterniert. »Mich zum General ernannt?« Die Augen zusammengekniffen, versuchte er, die Nebel seiner Erinnerung zu durchdringen. »Ich kann mich gar nicht erinnern ...«
»Das alles hängt mit dem Problem zusammen, das sich um die Magie entwickelt hat.«
Der General und Verna wechselten einen Blick.
»Sie war Lord Rahls Gemahlin«, erklärte Cara. »Und sie war es auch, die Euch, Benjamin, zum General ernannte.« Sein Gesichtsausdruck wechselte zu blankem Erstaunen. Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und fügte achselzuckend hinzu: »Das ist eine lange Geschichte für eine andere Gelegenheit. Niemand außer Lord Rahl erinnert sich an sie. Das alles hängt mit einem Bann namens Feuerkette zusammen.«
»Feuerkette?« Vernas Misstrauen wuchs. »Und welche Schwestern überhaupt?«
»Schwester Ulicia und seine anderen Ausbilderinnen«, sagte Nicci.
»Sie sind auf einen uralten Bann gestoßen, den sie dann in Kraft gesetzt haben.«
Verna musterte sie mit kühlem Blick. »Schätze, Ihr wisst nur zu gut, was für einen Ärger diese Frauen bedeuten, schließlich wart Ihr ja selbst eine von ihnen.«
»Das ist richtig«, erwiderte Nicci matt, »und Ihr habt Richard entführt und ihn zum Palast der Propheten verschleppt. Hättet Ihr es nicht getan, hätte er die Große Barriere nicht zerstört, und die Imperiale Ordnung stünde jetzt in der Alten Welt, nicht in der Neuen. Und wo Ihr schon beim Verteilen von Schuldzuweisungen seid, hättet Ihr Richard gar nicht erst gefangen genommen und durch die Barriere wieder zurück in die Alte Welt gebracht, wären die Schwestern der Finsternis ihm nicht einmal begegnet.«
Verna presste die Lippen aufeinander. Richard kannte diesen Gesichtsausdruck und ahnte, was jetzt kommen würde.
»Also gut«, sagte er mit gesenkter Stimme, ehe die beiden eine Chance hatten, richtig loszulegen. »Wir alle haben damals getan, was wir tun mussten und was wir für das Beste hielten. Auch ich habe meinen Anteil an Fehlern gemacht. Aber wir können nur die Zukunft gestalten, nicht die Vergangenheit.«
Verna verzog den Mund zu einer Miene, die besagte, dass sie nichts lieber täte, als den Streit fortzusetzen, war dann aber klug genug, sich noch anders zu besinnen. »Du hast ja recht.«
»Selbstverständlich hat er das«, ereiferte sich Cara. »Er ist der Lord Rahl.«
Gegen ihren Willen musste Verna schmunzeln. »Ja, ich schätze, das ist er wirklich, Cara. Er ist gekommen, um die Prophezeiungen zu erfüllen, auch wenn es niemals seine Absicht war.«
»Nein«, widersprach Richard, »ich bin gekommen, um zu helfen, uns selbst zu retten. Diese Geschichte ist noch lange nicht vorbei, außerdem haben die Prophezeiungen in dem Fall, auf den Ihr anspielt, eine ganz andere Bedeutung.«
Im Nu war Vernas Argwohn erneut geweckt. »Und zwar welche?«
»Mir fehlt die Zeit, um näher darauf einzugehen. Ich muss unbedingt zurück und feststellen, ob Zedd und die anderen schon etwas in Erfahrung gebracht haben.«
»Ihr meint, wie Eure Gemahlin wieder zu finden wäre, Lord Rahl?«
»So ist es, General. Aber die Situation verschlimmert sich zusehends; andere Dinge geschehen. Es gibt nämlich ein grundlegendes Problem mit der Magie.«
»Und das wäre?«, hakte Verna nach.
Richard sah ihr forschend in die Augen. »Die Chimären haben die Welt des Lebens verunreinigt. Dadurch wurde die Magie beeinträchtigt, Teile von ihr sind bereits versiegt. Niemand vermag zu sagen, wann weitere Bereiche ausfallen werden oder wie bald das geschehen könnte. Deshalb müssen wir zurück, um zu sehen, was wenn überhaupt - in dieser Angelegenheit unternommen werden kann. Ann und Nathan sind ebenfalls dort; zusammen mit Zedd arbeiten sie daran, Antworten zu finden.«
Ehe Verna Gelegenheit fand, ihn mit einem ganzen Schwall von Fragen zu bestürmen, wandte Richard seine Aufmerksamkeit wieder dem General zu. »Ein Letztes noch. Jetzt, da es keine Armee mehr gibt, die sich ihnen in den Weg stellen könnte, wird Jagang ganz sicher versuchen, den Palast des Volkes zu erobern.«
General Meiffert kratzte sich am Kopf und dachte nach.
»Vermutlich.« Er blickte auf. »Aber der Palast steht hoch oben auf einem gewaltigen Felsplateau, das nur über zwei Wege zu erreichen ist: über die schmale Straße mit der Zugbrücke oder durch die großen Innentore. Sobald diese verschlossen sind, ist ein Angriff auf diesem Weg unmöglich, und die Straße ist für einen bewaffneten Überfall praktisch nicht zu gebrauchen.« Er überlegte kurz.
»Trotzdem«, fuhr der General dann fort, »um ganz sicherzugehen, würde ich dazu raten, einige unserer besten Männer als Verstärkung in den Palast zu schicken. Jetzt, da wir alle Richtung Süden marschieren, wird Generalkommandant Trimack und seine Erste Rotte der Armee der Imperialen Ordnung ganz allein die Spitze bieten müssen. Trotzdem, ein Angriff auf den Palast?« Skeptisch wiegte er den Kopf. »Der Palast gilt als uneinnehmbar.«
»Jagang hat mit der Gabe Gesegnete in seinen Reihen«, erinnerte ihn Cara. »Und vergesst nicht, Lord Rahl, diese Schwestern haben es damals, als alles begann, schon einmal geschafft, in den Palast einzudringen. Oder sollte Euch das bereits entfallen sein?«
Ehe Richard etwas erwidern konnte, packte Verna ihn beim Arm, drehte ihn zu sich um und musterte ihn mit düsterer Miene. »Warum sollten diese Schwestern diesen Bann in Kraft setzen, von dem du gesprochen hast, diesen Feuerkettenbann?«
»Um Kahlan aus dem Gedächtnis der Menschen zu tilgen.«
»Aber warum sollte ihnen daran gelegen sein, so etwas zu tun?«
Richard seufzte. »Schwester Ulicia wollte Kahlan in den Palast einschmuggeln, um auf diese Weise die Kästchen der Ordnung stehlen zu können. Ursprünglich war der Feuerkettenbann zu dem Zweck geschaffen worden, Menschen praktisch unsichtbar zu machen. Und jetzt, nachdem er ausgelöst worden ist, erinnert sich niemand mehr an sie; kein Mensch erinnert sich daran, dass sie einfach in den Palast hineinspaziert ist und die Kästchen aus dem Garten des Lebens gestohlen hat.«
»Die Kästchen gestohlen ...« Vernas Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Verständnislosigkeit und Staunen. »Aber wozu in aller Welt?«
»Schwester Ulicia hat sie ins Spiel gebracht«, sagte Nicci.
»Gütiger Schöpfer«, entfuhr es Verna, während sie sich mit der Hand vor die Stirn schlug. »Ich werde einige Schwestern mit einer abschreckenden Warnung dort zurücklassen.«
»Es wäre vielleicht am besten, wenn Ihr selbst eine von ihnen wärt«, sagte Richard, während er aus dem Fenster blickte und sah, dass der Wind mächtig aufgefrischt war und den Regen jetzt mitunter fast waagerecht durch die Luft peitschte. »Unter keinen Umständen dürfen wir es so weit kommen lassen, dass der Palast fällt. Schwere Verwüstungen unten in der Alten Welt zu verursachen ist für die Schwestern eine vergleichsweise harmlose Zauberei. Verglichen damit, ist die Verteidigung des Palasts gegen Jagangs Horden und seine mit der Gabe Gesegneten womöglich eine erheblich größere Herausforderung.«
»Vielleicht habt Ihr recht«, räumte sie ein und strich sich eine vom Wind verwehte Strähne ihres lockigen Haars aus dem Gesicht.
»In der Zwischenzeit "werde ich sehen, was ich tun kann, um Schwester Ulicia und ihre Schwestern der Finsternis aufzuhalten.«
Richards Blick wanderte zu Nicci und Cara und schließlich hinaus zu all den Männern, die in Ausführung ihrer neuen Mission mit eiligen Schritten durch den Regen liefen. »Ich muss unbedingt zurück.«
General Meiffert schlug sich die Faust aufs Herz. »Wir werden der Stahl gegen den Stahl sein, Lord Rahl, damit Ihr die Magie gegen die Magie sein könnt.«
Verna, Tränen in den Augen, berührte Richard kurz an der Wange.
»Pass gut auf dich auf, Richard. Wir alle brauchen dich.«
Er nickte und bedachte sie mit einem warmen Lächeln, in das er mehr legte, als Worte jemals hätten sagen können.
General Meiffert legte einen Arm um Caras Hüfte. »Darf ich Euch zu den Pferden begleiten?«
Auf überaus weibliche Art sah Cara lächelnd zu ihm hoch. »Ich denke, das wäre mir sehr recht.«
Die Köpfe tief zwischen die Schultern gezogen, hasteten sie hinaus in den strömenden Regen. Nicci schlug die Kapuze ihres Umhangs über, dabei fiel ihr Blick auf Richard, und sie runzelte argwöhnisch die Stirn.
»Wie bist du eigentlich auf diese Idee von den ›Phantomlegionen‹ gekommen?«
Er legte ihr eine Hand ins Kreuz und drängte sie weiter, hinein in den strömenden Regenschauer. »Shota brachte mich darauf, als sie sagte, ich müsse endlich aufhören, irgendwelchen Phantomen hinterherzujagen.«
Sie legte ihm sachte den Arm um die Schultern, während sie zu den Pferden hinüberliefen. »Was du getan hast, war genau richtig, Richard.«
Der kummervolle Blick in seinen Augen war ihr offenbar nicht entgangen.