9

Nicci schlug die Augen auf und sah nichts als verschwommene Umrisse.

»Zedd ist verärgert über Euch.«

Obwohl sie von einem nebelhaften fernen Ort zu kommen schien, wusste sie, die Stimme gehörte Richard. Sie war überrascht, sie zu hören, ja sie war überrascht, überhaupt etwas zu hören. Von Rechts wegen, fand sie, sollte sie tot sein.

Als ihr Sehvermögen schließlich wieder an Schärfe gewann, drehte Nicci ihren Kopf nach rechts und sah ihn ganz in der Nähe zusammengesunken auf einem Stuhl sitzen, den man bis an das Bett herangeschoben hatte. Den Oberkörper vorgebeugt, die Ellbogen auf den Knien, die Finger säuberlich gefaltet, beobachtete er sie.

»Wieso?«, fragte sie.

Offenkundig erleichtert, sie wach zu sehen, lehnte er sich auf dem einfachen Holzstuhl zurück und zeigte ihr sein verschmitztes Lächeln, das sie so mochte.

»Weil Ihr hinten in dem Raum, wo ihr alle damit beschäftigt wart, das Prüfnetz zu wirken, das Fenster zertrümmert habt.«

Im sanften Schein der Lampe mit dem milchig-weißen Schirm erkannte sie, dass man sie bis zu den Achseln unter eine luxuriös bestickte Bettdecke mit salbeigrünen Fransen gesteckt hatte. Bekleidet war sie mit einem seidig glänzenden Nachthemd, das sie nicht wieder erkannte und dessen Ärmel ihr bis zu den Handgelenken reichten. Außerdem war es blassrosa. Nicht eben ihre Farbe. Sie fragte sich, woher das Nachthemd gekommen sein mochte und, viel entscheidender, wer ihr die Kleider ausgezogen und es ihr übergestreift hatte. Damals im Palast des Volkes - lange war es her war sie in Richard dem ersten Menschen begegnet, der nicht wie selbstverständlich davon ausging, ein Recht auf ihren Körper oder irgendeinen anderen Aspekt ihres Lebens zu haben. Diese offene, ehrliche Haltung hatte sehr dazu beigetragen, jenen gedanklichen Prozess in Gang zu setzen, der letztendlich dazu geführt hatte, dass sie ihrem von den Lehren des Ordens geprägten Leben schließlich abgeschworen hatte. Dank Richard war sie zu der Erkenntnis gelangt, dass ihr Leben allein ihr selbst gehörte, eine Einsicht, die ihr die Würde und den Eigenwert von Anständigkeit vor Augen geführt hatte.

Allerdings hatte sie in diesem Augenblick andere Sorgen, als in ein rosa Nachthemd gehüllt zu sein. Ihr pochender Schädel drückte sich unglaublich schwer in das weiche Kissen.

»Genau genommen«, brachte sie hervor, »hat der Blitz das Fenster zertrümmert. Nicht ich.«

»Irgendwie mag ich nicht recht glauben«, erklang Caras Stimme von einem zweiten Stuhl, der auf zwei Beinen neben der Tür an die Wand gekippt war, »dass diese Unterscheidung ihn sonderlich beeindrucken wird.«

»Vermutlich nicht«, erwiderte Nicci seufzend. »Der Raum liegt im gesicherten Teil der Burg.«

Ein leichtes Runzeln zuckte über Richards Stirn. »Er befindet sich wo?«

Sie kniff die Augen leicht zusammen, um sein Gesicht besser erkennen zu können. »Dieser Teil der Burg ist ein besonderer Ort. Er ist gegen bewusste Einmischungen von außen sowie gegen Abirrungen und unvorhersehbare Ereignisse gesichert.«

Cara verschränkte die Arme. »Würde es Euch etwas ausmachen, das für uns zu übersetzen?«

Sie hatte ihren roten Lederanzug angelegt. Nicci fragte sich, ob das ein Anzeichen erhöhter Gefahr war oder ob sie einfach noch vergrätzt war wegen des Besuchs der Bestie.

»Es handelt sich um ein Eindämmungsfeld«, erklärte Nicci. »Unsere Kenntnisse über die verwirrend komplexe Beschaffenheit des uralten Feuerkettenbanns sind überaus begrenzt. Schon die Untersuchung solch instabiler und, wie in diesem Fall, miteinander verflochtener Bestandteile ist riskant, deshalb haben wir diesen speziellen Ort benutzt, um das Prüfnetz zu wirken. Der Raum befindet sich im ursprünglichen Kern der Burg - einem wichtigen Sanktuarium, das für Arbeiten mit anormalem Material benutzt wird. Verschiedene Arten sowohl entworfener als auch frei entstandener Magie neigen dazu, endogene tangentiale Ausströmungen zu enthalten, die zu lokalen Unstimmigkeiten führen können, daher beschränkt man solche potenziell gefährlichen Bestandteile, wenn man mit ihnen arbeitet, am besten auf ein Eindämmungsfeld.«

»Oh, vielen Dank für die Übersetzung«, erwiderte Cara in schneidendem Tonfall. »Jetzt wird mir alles klar. Es handelt sich also um eine Art Feld-Dings.«

Nicci nickte, so gut ihr das eben möglich war. »Richtig - ein Eindämmungsfeld.« Als sich Caras Gesichtsausdruck darauf noch mehr verfinsterte, fügte sie hinzu: »Dort drinnen Magie zu wirken ist, als versuchte man, eine Wespe in einer Flasche einzusperren.«

»Oh.« Cara stieß einen Seufzer aus, als sie den Gedanken in seiner vereinfachten Form endlich begriff. »Schätze, das erklärt, warum Zedd deswegen so verärgert war.«

»Vielleicht gelingt es ihm ja, es wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen«, schlug Richard vor. »Erstaunlicherweise ist der Raum nicht allzu sehr verwüstet. Was ihn am meisten wurmt, sind die zerborstenen Fenster.«

Nicci hob die Hand zu einer matten Geste. »Das bezweifle ich nicht. Das Glas dort ist einzigartig. Es ist mit Eigenschaften versehen, die sowohl das Austreten magischer Kräfte als auch Angriffe von mit der Gabe Gesegneten verhindern. Im Großen und Ganzen erfüllt es den gleichen Zweck wie die Schilde, nur dass es magische Kräfte und nicht Personen fernhält.«

Richard dachte einen Moment lang nach. »Nun«, meinte er schließlich, »den Angriff der Bestie hat es jedenfalls nicht verhindert.«

Nicci starrte zu den Bücherregalen hinüber, die in die Wand gegenüber dem Bett eingelassen waren. »Das wäre auch schlecht möglich gewesen«, sagte sie. »Denn in diesem Fall kam die Bestie nicht durch die Fenster oder Wände, sondern durch den Schleier; sie hat sich, aus der Unterwelt kommend, direkt im Raum manifestiert; auf diese Weise musste sie weder Schilde, Eindämmungsfelder noch magiebeständiges Glas überwinden.«

Caras Stuhl landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Fußboden. »Außerdem hat sie Euch fast den Arm abgerissen.« Sie drohte Richard mit erhobenem Finger. »Weil Ihr Gebrauch von Eurer Gabe gemacht habt. Ihr habt sie selbst angelockt. Wäre Zedd nicht zur Stelle gewesen, um Euch zu heilen, wärt Ihr höchstwahrscheinlich verblutet.«

»Oh, Cara, jedes Mal, wenn Ihr die Geschichte erzählt, habe ich schlimmer geblutet. Wenn ich sie mir das nächste Mal anhören muss, wurde ich zweifellos in Stücke gerissen und mit magischem Faden wieder zusammengeflickt.«

Sie verschränkte die Arme und ließ den Stuhl wieder nach hinten gegen die Wand kippen. »Das hätte leicht passieren können.«

»Ich war nicht annähernd so schwer verletzt, wie Ihr denkt. Es geht mir ausgezeichnet.« Richard beugte sich ein Stück vor und drückte Niccis Hand. »Wenigstens habt Ihr sie aufgehalten.«

Sie begegnete seinem Blick.

»Fürs Erste«, sagte sie. »Mehr nicht.«

»Fürs Erste ist fürs Erste genug.« Ein Lächeln stiller Zufriedenheit ging über seine Lippen. »Das habt Ihr sehr gut gemacht, Nicci.«

Es war seinen grauen Augen anzusehen, dass er es zutiefst aufrichtig meinte. Irgendwie schien die Welt stets ein besserer Ort, wenn Richard zufrieden war, dass jemand etwas Schwieriges vollbracht hatte. Wenn andere etwas leisteten, schien er dies stets zu schätzen, und ihr Triumph war für ihn Anlass zu großer Freude. Ihr wurde immer ganz leicht ums Herz, wenn er sich über etwas freute, was sie getan hatte.

Ihr Blick schweifte von seinem Gesicht ab, und sie bemerkte die kleine Statuette, die auf dem Tisch unmittelbar hinter ihm stand. Im Schein der Lampe wurde das fließende Haar und das Gewand noch betont, die Richard einst mit so viel Bedacht der seiner Vorstellung von Kahlans Seele entsprechenden Figur mitgegeben hatte. Erhaben stand die aus Walnussholz geschnitzte Statuette da, wie in stummer Auflehnung gegen eine unsichtbare Macht, die danach trachtete, ebendiese Seele zu unterjochen.

»Ich liege ja in deinem Zimmer«, stellte Nicci, halb zu sich selbst, fest.

Ein fragender Ausdruck huschte über seine Stirn. »Woran habt Ihr das erkannt?«

Nicci löste den Blick von der Statuette und schaute durch das kleine Rundbogenfester in der mächtigen steinernen Mauer links von ihr. Am unteren Rand des nachtschwarzen, Sternenübersäten Himmels war jetzt, da die Morgendämmerung hereinbrach, ein erster zarter Hauch von Farbe zu erkennen.

»Gut geraten«, log sie.

»Es war das naheste«, erklärte Richard. »Zedd und Nathan wollten Euch unbedingt in ein bequemes Bett verfrachten, damit sie abschätzen konnten, was sie tun mussten, um Euch zu helfen.«

Das anhaltende eiskalte Gefühl, das noch immer durch ihre Adern strömte, verriet ihr, dass sie ein wenig mehr getan hatten, als bloß eine Einschätzung vorzunehmen.

»Rikka und ich haben Euch ausgezogen und in ein Nachthemd gesteckt, das Zedd irgendwo aufgetrieben hat«, antwortete Cara auf die unausgesprochene Frage, die sie offenbar in Niccis Augen erblickt hatte.

»Danke.« Nicci hob die Hand zu einer vagen Geste. »Wie lange war ich bewusstlos? Was ist überhaupt passiert?«

»Nun«, sagte Richard, »nachdem Ihr vorgestern Abend wieder in diese Bannform zurückgesprungen wart und den Blitz auf den Plan gerufen hattet, der der Bestie Einhalt gebieten sollte, hätte Euch das Prüfnetz um ein Haar endgültig in seinen Bann gezogen. Nachdem ich Euch dann dort herausgeholt hatte, fand Zedd, dass Ihr vor allem Ruhe brauchtet, also hat er irgendetwas mit Euch angestellt, damit Ihr schlafen konntet, da Ihr Euch wegen der erlittenen Schmerzen in einem leichten Delirium befandet. Er meinte, er hätte Euch geholfen wegzudämmern, damit Ihr nicht darunter leiden musstet. Anschließend erklärte er uns, Ihr würdet den ganzen gestrigen Tag und die darauf folgende Nacht durchschlafen und dann heute gegen Morgen aufwachen. Schätze, damit lag er richtig.«

Cara erhob sich, stellte sich hinter Richard und sah Nicci an. »Keiner hat damit gerechnet, dass Lord Rahl es schaffen würde, Euch ein zweites Mal dort rauszuholen. Alle waren der Meinung, Eure Seele sei bereits zu weit in die Unterwelt hinab gestiegen, um Euch wieder zurückzuholen - aber er hat es geschafft. Er hat Euch zurückgeholt.«

Nicci blickte von Caras selbstgefälligem Lächeln in Richards graue Augen. Nichts in ihnen spiegelte wider, wie schwer die Aufgabe gewesen sein musste. Sie hatte Mühe, sich vorzustellen, wie er das geschafft haben mochte.

»Das hast du gut gemacht, Richard«, sagte sie und brachte ihn damit zum Lächeln.

Ein sachtes Klopfen an der Tür bewog ihn und Cara, sich umzudrehen. Leise schob Zedd die Tür auf und steckte den Kopf herein. Als er sah, dass Nicci wach war, legte er seine Vorsicht ab und trat leichtfüßig ein.

»Aha«, machte er, »wiederauferstanden von den Toten, wie es scheint.«

Ein Lächeln huschte über Niccis Gesicht. »Ein scheußlicher Abstecher. Ich kann von einem Besuch an diesem Ort nur abraten. Tut mir leid wegen der Fenster, aber das lag entweder ...«

»Besser die Fenster als das, was Richard hätte zustoßen können.«

Es aus seinem Mund zu hören heiterte Nicci sichtlich auf. »Das war auch mein Gedanke.«

»Irgendwann werdet Ihr mir erklären müssen, was genau Ihr getan und vor allem, wie Ihr es angestellt habt. Mir war gar nicht bewusst, dass es eine Form magischer Kraft gibt, die imstande ist, diese Fenster zu durchdringen.«

»Die gibt es auch nicht. Ich habe lediglich ... einen Zusammenfluss natürlicher Kräfte durch die Fenster hereingebeten.«

Zedd betrachtete sie mit einem eigentümlichen Blick. »Was die Fenster angeht«, sagte er schließlich in milderem Ton, »vielleicht könnten wir uns bei der Reparatur Euer Talent im Umgang mit beiden Seiten der Gabe zunutze machen?«

»Ich würde mich freuen, wenn ich helfen kann.«

Cara trat einen Schritt vor. »Sobald Tom und Friedrich von ihrem Erkundungsgang durch das Umland zurück sind, werden sie uns bei den Holzarbeiten an den Fenstern sicher helfen können. Vor allem Friedrich kennt sich gut aus mit dem Bearbeiten von Holz.«

Zedd nickte und quittierte den Vorschlag mit einem kurzen Lächeln, dann wandte er sich herum zu seinem Enkelsohn. »Wo hast du gesteckt? Ich habe dich heute Morgen gesucht und konnte dich nirgends finden. Ich suche schon den ganzen Tag nach dir.«

Richards Blick wanderte kurz hinüber zu der Statuette. »Ich habe gestern Abend lange gelesen und dann, als es hell wurde, einen Spaziergang gemacht. Ich wollte darüber nachdenken, wie ich weiter vorgehen soll.«

Die Antwort entlockte Zedd einen Seufzer. »Nun, wie ich dir bereits sagte, nachdem du die erste Bannform, die Nicci fixierte, aufgehoben hattest: Es gibt ein paar Dinge, die du gesagt hast, über die wir uns unterhalten müssen.«

Es war nicht zu übersehen, dass dies keine Frage beiläufiger Neugier war, sondern eine unmissverständliche Aufforderung. Als er Nicci Anstalten machen sah, sich aufzurichten, stand Richard auf und half, ihr Kissen in den Rücken zu stopfen. Mittlerweile waren die Schmerzen kaum mehr als eine verblassende Erinnerung. Offensichtlich hatte Zedd weit mehr getan, als ihr nur zu ein wenig Schlaf zu verhelfen. Allmählich klärten sich ihre Gedanken, und sie spürte, dass sie hungrig war.

»Dann sprich«, forderte Richard ihn auf und setzte sich wieder hin.

»Du musst mir genau erklären, woher du wissen konntest, wie sich ein Prüfnetz abschalten lässt - insbesondere ein so komplexes wie die Matrix einer Feuerkettenreaktion.«

Richard wirkte mehr als ausgelaugt. »Aber das habe ich dir doch schon erklärt, ich kenne mich in der Sprache der Embleme aus.«

Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, begann Zedd auf und ab zu gehen. Die Besorgnis stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

»Richtig, darum ging es. Du sprachst davon, du wüsstest eine Menge über ›bildhafte Darstellungen mit todbringender Wirkung‹. Ich muss wissen, was du damit gemeint hast.«

Richard holte tief Luft, ließ sie langsam wieder heraus und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Da er bei Zedd aufgewachsen war, wusste er natürlich nur zu gut, dass man Zedds Fragen am besten einfach beantwortete, wenn er etwas wissen wollte. Er drehte seine Handgelenke herum und legte sie auf seine Knie. Auf den Ledergepolsterten Silberarmreifen, die er trug, waren seltsame Symbole zu erkennen. In der Mitte eines jeden Reifens befand sich an der Innenseite der Handgelenke eine kleine Huldigung. Das allein war besorgniserregend genug, denn Nicci hatte ihn sie benutzen sehen, als er die Sliph gerufen hatte, damit sie reisen konnten. Sie vermochte sich nicht einmal ansatzweise vorzustellen, welche Bedeutung die anderen Symbole hatten.

»Diese Zeichnungen hier, die um die Reifen herumlaufen - die Embleme, Muster und Sinnbilder - sind bildhafte Darstellungen bestimmter Dinge. Wie ich bereits sagte, handelt es sich um eine Art Jargon, eine Sprache.«

Mit einer fahrigen Handbewegung deutete Zedd auf die Zeichen auf den Armbändern. »Und du kannst so etwas wie eine Bedeutung aus ihnen herauszulesen? Wie schon bei der Bannform?«

»Ja. Die meisten von ihnen beziehen sich auf Methoden des Schwertkampfs - dadurch habe ich sie überhaupt erst entziffern können und sie verstehen gelernt.«

Wie auf der Suche nach Bestärkung wanderten Richards Finger geistesabwesend zum Heft seines Schwertes, das jedoch schon lange nicht mehr an seiner Hüfte hing. Er fing sich wieder und fuhr fort:

»Viele dieser Muster gleichen denen draußen vor der Enklave der Zauberer. Du weißt schon - auf den Messingtafeln auf dem Gebälk über den buntscheckigen roten Steinsäulen, auf den runden Metallscheiben an dem gesamten Fries entlang, und auf den Steinmetzarbeiten am Gesims.«

Er blickte über die Schulter seinen Großvater an. »Die meisten dieser Embleme beziehen sich offenkundig auf den Schwertkampf.«

Nicci kniff erstaunt die Augen zusammen, als sie ihm zuhörte. Von den Symbolen auf den Armbändern hatte Richard ihr nie erzählt. Kraft seines Amtes als Oberster Zauberer war Zedd der Hüter des Schwertes der Wahrheit gewesen, dessen Pflicht es war, bei Bedarf einen neuen Sucher zu ernennen, seiner Reaktion zufolge schien aber nicht einmal er davon gewusst zu haben. Was sie jedoch nicht übermäßig verwunderte, immerhin war das Schwert vor vielen Jahrtausenden von Zauberern geschaffen worden, die über ungeheure Kräfte verfügten.

»Das hier.« Zedd wies mit einem knochendürren Finger auf ein Emblem auf Richards Armreif. »Das Gleiche befindet sich auf der Tür zur Enklave des Obersten Zauberers.«

Richard drehte sein anderes Handgelenk herum und tippte auf ein Sonnenaufgangssymbol auf der Oberseite des Silberreifs. »Ebenso wie dieses hier.«

Zedd zog Richards Arm näher zu sich heran und untersuchte die Armbänder im Schein der Lampe. »Stimmt ... beide befinden sich auf der Tür.« Er sah Richard mit zusammengekniffenen Augen an und runzelte die Stirn. »Und du glaubst allen Ernstes, sie enthalten eine Bedeutung, und du hast gelernt, sie zu entziffern?«

»Ja, natürlich.«

Zedd, die drahtigen Brauen tief über die Augen gezogen, war sich offenbar immer noch unschlüssig. »Und was bedeuten sie nun deiner Meinung nach?«

Richard tippte mit dem Finger auf ein Symbol auf seinem Armband sowie auf ein ganz ähnliches auf den Nieten seiner Stiefel, ehe er auf genau das gleiche Muster in dem Goldstreifen am Saum seines schwarzen Umhangs deutete. Erst als er darauf hinwies, bemerkte Nicci, dass es dort zwischen den übrigen Verzierungen verborgen war, die nichts weiter als ein kunstvoller Zierstreifen zu sein schienen. Das Muster erinnerte an zwei angedeutete Dreiecke, umgeben von einer wellenförmigen, verschlungenen Doppellinie, die diese an einer Stelle durchzog.

»Dieses hier stellt eine Art Rhythmus dar, wie man ihn im Kampf gegen eine Überzahl benutzt. Sie drückt ein Gespür für den Rhythmus des Tanzes aus, für Bewegung ohne feste Form.«

Fragend hob Zedd ein Braue. »Bewegung ohne feste Form?«

»Ja, du weißt schon, Bewegungen, die nicht starr einem vorgegebenen Muster folgen, nicht unverrückbar vorgeschrieben sind und doch ganz bewusst mit einer bestimmten Absicht sowie einem klaren Ziel ausgeführt werden. Dieses Emblem beschreibt einen wesentlichen Bestandteil des Tanzes.«

»Des Tanzes?«

Richard nickte. »Des Tanzes mit dem Tod.«

Einen Moment lang arbeiteten Zedds Kiefer stumm, dann fand er seine Stimme wieder. »Des Tanzes. Mit dem Tod.« Einen ganzen Schwall von Fragen auf den Lippen, verhaspelte er sich mehrmals stockend, ehe er schließlich abbrach und zu einer einfacheren Formulierung Zuflucht nahm. »Und wie hängt das alles mit den Symbolen in der Enklave des Obersten Zauberers zusammen?«

Richard fuhr mit dem Daumen über die Zeichen auf seinem linken Armreif. »Meine Überlegung war, dass diese Symbole für einen Kriegszauberer eine Bedeutung haben müssten - was mir in gewissem Maß geholfen hat, sie zu entziffern. Es gibt in vielen Berufen Symbole, die eine bestimmte Bedeutung enthalten. Schneider malen eine Schere auf ihre Fensterscheibe, ein Waffenschmied bringt eine Messersilhouette über seiner Tür an, ein Wirtshaus trägt ein Schild mit einem Krug darauf, ein Grobschmied eines mit einem Amboss, während sich ein Hufschmied vielleicht ein paar Hufeisen an die Wand nagelt. Einige dieser Zeichen, zum Beispiel ein Totenschädel mit gekreuzten Knochen darunter, verweisen auf eine tödliche Gefahr. Ganz ähnlich haben auch Kriegszauberer Zeichen über der Enklave des Obersten Zauberers angebracht.

Viel wichtiger aber ist, dass jedes Gewerbe über einen eigenen Jargon verfügt, einen spezialisierten Wortschatz, der für diesen Berufszweig charakteristisch ist. Nicht anders verhält es sich mit einem Kriegszauberer. Der Jargon seines Handwerks hat mit Tod zu tun. Diese Symbole hier sowie die vor der Enklave des Obersten Zauberers sind zum Teil das Symbol seines Gewerbes: der Herbeiführung des Todes.«

Zedd räusperte sich, blickte nach unten und deutete auf ein anderes Symbol auf Richards Armband. »Und das hier. Es befindet sich auf der Tür zu meiner Enklave. Weißt du, was es bedeutet? Könntest du mit deinen eigenen Worten wiedergeben, welchen Sinn es verkörpert?«

Richard verdrehte leicht sein Handgelenk, während er das Sonnenaufgangssymbol betrachtete. »Es ist eine Ermahnung, den Blick nicht auf einen einzigen Gegenstand zu beschränken. Der Sonnenaufgang steht für die Warnung, alles gleichzeitig mit dem Blick zu erfassen, nichts unter Ausschluss alles anderen wahrzunehmen. Er soll daran erinnern, dass man dem Feind niemals Gelegenheit geben darf, die eigene Aufmerksamkeit so zu vereinnahmen, dass er die Wahrnehmung steuern und auf ein einziges Ziel lenken kann. Denn dann nimmt man nur wahr, was er möchte. Man gibt ihm sozusagen Gelegenheit, einen zu blenden, damit er sich ungesehen auf einen stürzen kann, was einen höchstwahrscheinlich das Leben kosten würde.

Vielmehr muss die eigene Wahrnehmung, wie dieser Sonnenaufgang, für alles offen sein und darf niemals zur Ruhe kommen, nicht einmal beim Vorgang des Schneidens. Der Tanz mit dem Tod bedeutet, den Feind zu verstehen und mit ihm, also mit seiner Denkweise innerhalb seines Wissensspektrums, eins zu werden, sodass man sein Schwert kennt, als wäre es das eigene seine exakte Position, Geschwindigkeit und seine nächste Bewegung -, und zwar ehe diese erfolgt und ohne erst abwarten zu müssen, dass man sie sieht. Öffnet man auf diese Weise seinen Blick und alle Sinne, wird man die Denkweise und Bewegungen seines Feindes schließlich erkennen wie in einer instinktiven Reaktion.«

Zedd kratzte sich an der Schläfe. »Du willst mir tatsächlich weismachen, all diese Symbole, diese für Kriegszauberer charakteristischen Zeichen, sind nichts weiter als Anleitungen für die Handhabung eines Schwertes?«

Richard schüttelte den Kopf. »Der Begriff ›Schwert‹ steht für alle Formen der Auseinandersetzung, nicht nur für den Kampf Mann gegen Mann oder mit einer Waffe. Er ist unter anderem ebenso anwendbar auf Strategie und Führerschaft.

Mit dem Tod zu tanzen bedeutet, dass man sich dem unveräußerlichen Wert des Lebens verschrieben hat, und zwar mit Verstand, Herz und Seele, um so wahrhaft darauf vorbereitet zu sein, alles Erforderliche für seinen Erhalt zu tun. Mit dem Tod zu tanzen bedeutet, dass man zur Verkörperung des Todes wird, der als Schnitter über die Lebenden kommt, um das Leben zu bewahren.«

Zedd schien wie vom Donner gerührt.

Seine Reaktion schien Richard ein wenig zu überraschen. »All das deckt sich weitgehend mit dem, was du mir beigebracht hast, Zedd.«

Das Licht der Lampe warf scharfe Schatten über Zedds kantiges Gesicht. »Das mag in gewisser Hinsicht ja alles stimmen, Richard, aber gleichzeitig bedeutet es noch sehr viel mehr.«

Richard nickte und rieb mit dem Daumen über die matt glänzende silberne Oberfläche seines Armbands. Er schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Ich weiß, du hättest dir gewünscht, derjenige zu sein, der mir all die Dinge beibringt, die im Zusammenhang mit deiner Enklave stehen - wie du auch derjenige sein wolltest, der mir alles über die Huldigung beibringt. Als Oberster Zauberer stand dir das auch zu. Vielleicht hätte ich warten sollen.«

Voller Überzeugung ballte er die Faust. »Aber es standen Menschenleben auf dem Spiel, es gab Dinge, die ich tun musste. Also musste ich es eben ohne dich lernen.«

»Verdammt, Richard, wie hätte ich dir das denn alles beibringen sollen?«, meinte er resigniert. »Die Bedeutung dieser Symbole war seit Jahrtausenden in Vergessenheit geraten. Kein Zauberer seit ... nun ja, kein Zauberer, den ich kenne, hat sie jemals entziffern können, deshalb fällt es mir schwer, mir vorzustellen, wie ausgerechnet du es geschafft haben willst.«

Richard hob verlegen eine Schulter. »Nachdem ich einmal angefangen hatte zu begreifen, wurde alles ziemlich schnell offensichtlich.«

Zedd warf seinem Enkelsohn einen Blick zu. »Ich bin an diesem Ort aufgewachsen, Richard, ich habe einen Großteil meines Lebens hier verbracht. Ich war schon Oberster Zauberer, als es hier tatsächlich noch Zauberer zu unterrichten gab.« Er schüttelte den Kopf. »Und all die Jahre befanden sich diese Symbole an der Enklave des Obersten Zauberers, ohne dass ich gewusst hätte, was sie bedeuten. Dir mag es ja einfach und offensichtlich scheinen, aber das ist es nicht. Soweit ich weiß, bildest du dir nur ein, die Symbole zu verstehen, und legst dir ihre Bedeutung zurecht, wie du sie gerne hättest.«

»Ich bilde mir ihre Bedeutung nicht ein. Sie haben mir unzählige Male das Leben gerettet. Durch das Verständnis dieser Symbole habe ich eine Menge über den Schwertkampf gelernt.«

Zedd verzichtete darauf zu widersprechen, und wies stattdessen auf das Amulett, das Richard um den Hals trug. In seiner Mitte, umgeben von einem komplizierten Geflecht aus goldenen und silbernen Linien, befand sich ein tränenförmiger Rubin von der Größe von Niccis Daumennagel. »Das hast du in meiner Enklave gefunden. Hast du auch eine Ahnung, was es bedeutet?«

»Es war ein Teil dieses Anzugs, ein Teil des Anzugs, den ein Kriegszauberer trägt. Aber im Gegensatz zu all den anderen Dingen wurde es, wie du sagtest, in der Obhut der Enklave des Obersten Zauberers belassen.«

»Und was bedeutet es nun?«

Ehrfurchtsvoll strich Richard mit den Fingern über das Amulett.

»Der Rubin soll einen Blutstropfen darstellen. Die in diesen Talisman eingravierten Symbole sind die symbolische Darstellung der Methoden des Ersten Edikts.«

Zedd presste seine Finger an die Stirn, so als hätte ihn ein weiteres verwirrendes Vexierrätsel aus dem Konzept gebracht. »Des Ersten Edikts?«

Richards Blick schien sich in dem Amulett zu verlieren. »Es hat nur eine einzige Bedeutung: schneide. Hast du dich einmal entschlossen zu kämpfen: schneide. Alles andere ist zweitrangig. Schneide: das ist deine Pflicht, dein Ziel, dein Begehr. Es gibt keine wichtigere Regel, keine Verpflichtung, die diese außer Kraft setzen könnte: schneide.«

Richard trug diese Worte mit einer Sanftheit vor, einer wissenden, tödlichen Ernsthaftigkeit, die Nicci bis ins Mark erschauern ließ. Den Blick fest auf die kunstvollen Gravuren geheftet, hob er das Amulett ein wenig von seiner Brust.

»Die hier eingravierten Linien sind ein Abbild des Tanzes und haben als solche eine ganz besondere Bedeutung.« Während er sprach, zeichnete er mit dem Finger die wirbelnden Muster nach, so als folgte er einer Textzeile in einer uralten Sprache. »Schneide aus der Leere, nicht aus Verwirrung. Schneide den Feind so rasch und so unvermittelt wie nur irgend möglich. Schneide mit Gewissheit. Schneide entschlossen und beherzt. Schneide in seine Stärke. Fließe durch die Lücken seiner Deckung. Schneide ihn. Vernichte ihn vollkommen. Gestatte ihm keinen Atemzug. Zermalme ihn. Schneide ohne Erbarmen bis auf den Grund seiner Seele.«

Richard hob kurz den Kopf und sah seinen Großvater an. »Es ist das Gegengewicht zum Leben, der Tod. Es ist der Tanz mit dem Tod, oder genauer, die Wirkungsweise des Tanzes mit dem Tod - sein auf die äußere Form reduziertes Wesen, seine als Anleitung wiedergegebene Form. Es ist das Gesetz, nach dem ein Kriegszauberer lebt - oder aber er stirbt.«

Ein unentzifferbarer Blick hatte sich Zedds haselbrauner Augen bemächtigt. »Diese Zeichen, diese Embleme sehen einen Kriegszauberer letztendlich also nur als Schwertkämpfer?«

»Dasselbe, alles andere außer Kraft setzende Prinzip, von dem ich bereits gesprochen habe, lässt sich ebenso auf dieses wie auf die anderen Symbole anwenden. Das Erste Edikt soll nicht nur zum Ausdruck bringen, wie ein Kriegszauberer mit einer Waffe, sondern, viel wichtiger, wie er mit seinem Verstand kämpft. Befindet er sich im Einklang mit dem Ersten Edikt, wird jede Waffe zu einer Verlängerung seines Geistes, zu einem Mittel seiner Absicht. In gewisser Weise ist es dasselbe, was du mir damals darüber erzählt hast, was es heißt, der Sucher zu sein. Was zählt, ist nicht so sehr die Waffe, sondern der Mann, der sie führt.

Der Mann, der dieses Amulett zuletzt trug, war einst Oberster Zauberer, sein Name lautete Baraccus. Zufällig war er, wie ich, als Kriegszauberer geboren worden. Auch er suchte den Tempel der Winde auf, doch bei seiner Rückkehr betrat er die Enklave des obersten Zauberers, ließ dies hier dort zurück, kam wieder heraus und beging Selbstmord, indem er sich von den Mauern der Burg der Zauberer stürzte.«

Richards Blick wanderte zu fernen Visionen und Erinnerungen.

»Eine Zeit lang hatte ich Verständnis für seine Tat und brannte darauf, ihm nachzueifern.« Zu Niccis Erleichterung kehrte schon Augenblicke später sein unbekümmertes Lächeln zurück und vertrieb den gespenstischen Ausdruck in seinen Augen. »Aber dann kam ich wieder zur Besinnung.«

Der Raum hallte wider von der Stille, so als wäre der Tod Höchstselbst lautlos durch den Raum gegangen und hätte einen Moment lang innegehalten, um seinen Weg dann fortzusetzen. Zu guter Letzt lächelte sogar Zedd. Er fasste Richard an der Schulter und rüttelte seinen Enkelsohn einmal liebevoll. »Freut mich zu wissen, dass ich mit deiner Ernennung zum Sucher die richtige Entscheidung getroffen habe, Junge.«

Nicci hätte es gern gesehen, wenn sich auch noch das zum Sucher gehörende Schwert in seinem Besitz befunden hätte, doch das hatte er bei einem Versuch, Kahlan wieder zu finden, geopfert, um an Informationen zu gelangen.

»Also«, kam Zedd schließlich zum Thema zurück, »weil du dich mit diesen Symbolen auskennst, glaubst du auch die Symbole in der Bannform der Feuerkette zu verstehen?«

»Immerhin habe ich sie aufheben können, oder etwa nicht?«

Zedd verschränkte die Hände wieder hinter seinem Rücken. »Da ist etwas dran. Doch das bedeutet nicht zwangsläufig, dass du Formen innerhalb des Banns als Symbole lesen konntest, und schon gar nicht, dass die Bannform von den Chimären manipuliert wurde.«

»Nicht von den Chimären selbst«, erklärte Richard geduldig,

»sondern durch die Verunreinigung, die nach dem Aufenthalt der Chimären in dieser Welt zurückgeblieben war. Diese Verfälschung hat den Feuerkettenbann ausgelöst. Das ist der entscheidende Punkt.«

Zedd wandte sich ab, das Gesicht verborgen in den Schatten. »Aber trotzdem, Richard, angenommen, du würdest tatsächlich etwas von den Emblemen verstehen, die mit den Kriegszauberern zu tun haben, wie kannst du dir so sicher sein, dass du eine klare Vorstellung von dieser, dieser ...«, mit fahriger Geste wies er in die ungefähre Ecke des Raumes, wo sich alles zugetragen hatte, »... anderen Geschichte mit dem Feuerkettenbann und den Chimären hast?«

»Ich weiß es eben«, beharrte Richard mit ruhiger Stimme. »Ich habe das Mal gesehen, das auf das Wesen der Verfälschung hindeutet. Sie wurde von den Chimären hervorgerufen.«

Er klang erschöpft. Nicci fragte sich, wie lange er jetzt schon auf den Beinen war. Aus dem kraftlosen Klang seiner Stimme und der leichten Unsicherheit in seinen Bewegungen schloss sie, dass er schon mehrere Tage nicht geschlafen hatte. Aber so abgespannt er auch sein mochte, er klang in seiner Überzeugung absolut unbeirrbar. Sie wusste, dass es die Sorge um Kahlan war, die ihn nicht ruhen ließ.

Nicci, die zweimal von ihm aus der Bannform befreit worden war, war nicht geneigt, seine Theorie so ohne weiteres abzutun. Vor allem aber hatte sie erkannt, dass Richards Wissen über Magie in großen Teilen von der üblichen Lehre abwich. Anfangs hatte sie noch geglaubt, seine Wahrnehmung der Magie, die zum Teil über künstlerische Vorstellungen funktionierte, sei eine Folge des Umstandes, dass er ohne Unterweisung in Magie aufgewachsen war, ja ohne überhaupt jemals mit ihr in Berührung gekommen zu sein, mittlerweile jedoch war sie zu der Erkenntnis gelangt, dass dieses außerordentliche Wissen, gepaart mit seinem einzigartigen Urteilsvermögen, es ihm erlaubte, das Wesen der Magie auf eine Weise zu begreifen, die sich grundlegend von der althergebrachten Lehre unterschied. Mittlerweile war sie überzeugt, dass Richard Magie womöglich auf eine Weise verstand, wie sie seit grauer Vorzeit niemand mehr verstanden hatte.

Zedd wandte sich wieder um, eine Seite des Gesichts beschienen vom warmen Schein des Lampenlichts, die andere vom fahlen kalten Licht der Morgendämmerung. »Nehmen wir einmal an, Richard, du hast recht, was die Bedeutung der Symbole auf diesen Armbändern und den ihnen ganz ähnlichen auf der Enklave des Obersten Zauberers betrifft. Aber das Verständnis dieser Dinge bedeutet nicht, dass du die Linien in einem Prüfnetz verstehen kannst. Dabei handelt es sich um einen vollkommen anderen, einzigartigen Kontext. Ich zweifele nicht an deinen Fähigkeiten, Junge, wirklich nicht, aber der Umgang mit Bannformen ist eine ungeheuer komplizierte Angelegenheit. Du kannst nicht einfach irgendwelche vorschnellen Schlüsse ziehen ...«

»Hast du in den letzten paar Jahren eigentlich jemals einen Drachen gesehen?«

Richards abrupter Themenwechsel - nicht etwa zu irgendeinem xbeliebigen Thema, sondern zu einem, das man bestenfalls als bizarr bezeichnen konnte - ließ jeden im Raum verblüfft verstummen.

»Einen Drachen?«, fragte Zedd vorsichtig nach, wie jemand, der sich Zoll um Zoll auf einen erst kürzlich zugefrorenen See hinauswagt.

»Ganz recht, einen Drachen. Erinnerst du dich, jemals einen Drachen gesehen zu haben, seit wir unser Heim in Westland verlassen haben und in die Midlands gekommen sind?«

Zedd strich sich ein paar widerspenstige Büschel seines weißen Haars aus dem Gesicht. Er sah kurz zu Cara und Nicci hinüber, ehe er antwortete. »Nun, nein, ich kann eigentlich nicht behaupten, mich zu erinnern, irgendwelche Drachen gesehen zu haben, aber was hat das mit...«

»Wo also sind sie? Warum hast du keine gesehen? Wohin könnten sie verschwunden sein?«

Zedd schien mit seinem Wissen am Ende. Er breitete die Hände aus.

»Richard, Drachen sind nun mal überaus seltene Geschöpfe.«

Richard lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte ein Bein quer über sein Knie. »Rote Drachen sind selten, richtig. Kahlan erzählte mir jedoch, dass die anderen Arten vergleichsweise häufig vorkommen und einige der kleineren Arten gerne für die Jagd und ähnliche Zwecke gehalten werden.«

Zedds Miene bekam einen misstrauischen Zug. »Worauf willst du hinaus?«

Begleitet von einer dramatischen Armbewegung wiederholte Richard seine Frage. »Wo sind die Drachen hin? Wieso haben wir nie welche zu Gesicht bekommen? Darauf will ich hinaus.«

Zedd verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich passe. Was willst du damit sagen?«

»Nun, zum einen erinnerst du dich nicht daran - das will ich damit sagen. Offenbar hat der Feuerkettenbann also weit mehr beeinflusst als nur deine Erinnerung an Kahlan.«

»Woran erinnere ich mich nicht?«, sprudelte Zedd hervor. »Worauf willst du hinaus?«

Statt seinem Großvater zu antworten, warf Richard einen Blick über die Schulter. »Habt Ihr vielleicht mal einen Drachen gesehen?«, fragte er Cara.

»Nicht dass ich wüsste.« Ihr Blick blieb starr auf ihn geheftet.

»Wollt Ihr damit etwa andeuten, ich hätte einen sehen sollen?«

»Darken Rahl hielt sich einen. Da er damals der Lord Rahl war, dürftet Ihr in der Nähe gewesen sein, demnach hättet Ihr ihn doch wahrscheinlich gesehen.«

Zedd und Cara wechselten einen sorgenvollen Blick.

Unterdessen richtete Richard seinen Raubtierblick auf Nicci. »Und Ihr?«

Nicci räusperte sich. »Ich hielt sie immer für mythische Geschöpfe. In der Alten Welt gibt es sie nicht, und falls es sie dort jemals gegeben haben sollte, sind sie schon seit einer Ewigkeit ausgestorben. Seit dem Großen Krieg wurden sie in keiner der Chroniken mehr erwähnt.«

»Und wie verhält es sich, seit Ihr in die Neue Welt gekommen seid?«

Nicci war unschlüssig, ob sie von ihrer Erinnerung berichten wollte, aber mit seiner Art, geduldig und schweigend ihrer Antwort zu harren, gab er ihr unmissverständlich zu verstehen, dass er nicht gewillt war, das Thema einfach fallen zu lassen. So unverständlich der Vergleich auch war, den er bemühte, um Nebensächliches ging es ihm dabei gewiss nicht. Unter seinem stummen, forschenden Blick fühlte Nicci sich nicht nur genötigt, ihm zu antworten, sondern er erfüllte sie mit einem wachsenden Gefühl der Vorahnung. Entschlossen schlug sie die Bettdecken zurück und schwang ihre Füße über die Bettkante. Sie mochte nicht länger dort liegen - schon gar nicht, wenn sie über diese Zeit sprach. Also packte sie das seitliche Geländer und sah Richard in die Augen.

»Als ich dich in die Alte Welt mitnahm, sind wir noch vor Verlassen der Neuen Welt auf einige riesige Knochengerippe gestoßen. Ich bin damals nicht einmal ausgestiegen, um sie mir anzusehen, aber ich erinnere mich, dich beobachtet zu haben, wie du durch diese Rippenknochen spaziert bist - Rippenknochen, die dich um mehr als das Doppelte deiner Körpergröße überragten. Ich hatte so etwas noch nie zuvor gesehen. Du sagtest damals, es seien deiner Meinung nach die Überreste eines Drachen.

Ich fand eher, die Knochen müssten uralt gewesen sein, was du jedoch bestrittest, da noch immer Fleischfetzen an ihnen hingen. Du machtest mich darauf aufmerksam, die unzähligen Fliegen, die überall herumsummten, seien der Beweis, dass dies die Überreste eines verwesenden Kadavers waren, nicht aber ein uraltes Gerippe.«

Jetzt erinnerte sich auch Richard. Er nickte.

Zedd räusperte sich. »Und, hast du jemals einen Drachen zu Gesicht bekommen, Richard? Einen lebenden, meine ich.«

»Ja. Scarlet.«

»Wie bitte?«

»So hieß das Drachenweibchen: Scarlet.«

Zedd blinzelte fassungslos. »Du hast also tatsächlich ein Drachenweibchen gesehen ... Und es hatte sogar einen Namen?«

Richard erhob sich und trat ans Fenster, legte seine Hände auf die steinerne Brüstung, stützte sich mit seinem ganzen Gewicht darauf und blickte hinaus.

Nach einer Weile meinte er: »Ja. Sein Name war Scarlet. Es hatte mir auch vorher schon geholfen. Es war ein edles Tier.«

Er wandte sich vom Fenster herum. »Aber darum geht es gar nicht. Worum es geht, ist, dass du diesen Drachen ebenfalls kanntest.«

Zedd hob erstaunt die Brauen. »Ich soll dieses Drachenweibchen gekannt haben?«

»Nicht so gut wie Kahlan oder ich, aber gekannt hast du es. Ganz offenkundig hat die Feuerkettenreaktion deine Erinnerung an es verzerrt. Der Feuerkettenbann hatte den Zweck, Kahlan aus der Erinnerung aller Menschen zu tilgen, nur vergessen diese Menschen auch andere Dinge, Dinge, die mit ihr in Zusammenhang standen. Meines Wissens könnte es sogar sein, dass du über die Bedeutung der Embleme draußen vor der Enklave des Obersten Zauberers früher sogar besser Bescheid wusstest als ich. Wenn, dann ist dir die Erinnerung daran verloren gegangen. Wie viele andere Dinge mögen ebenfalls verloren gegangen sein? Meine Kenntnisse über die unterschiedlichen Anwendungsgebiete von Magie sind ziemlich begrenzt, aber als wir neulich nachts gegen die Bestie kämpften, schien es mir, als hättet ihr alle früher erheblich einfallsreichere Banne und Kräfte benutzt, statt der doch eher simplen Zauberereien, mit denen ihr die Gefahr abzuwehren versuchtet - wenn man einmal von Niccis Zauberei ganz am Schluss absieht.

Genau das war die größte Befürchtung der Männer, die den Feuerkettenbann ersannen, weshalb sie unbedingt verhindern wollten, dass er jemals ausgelöst würde. Deswegen trauten sie sich nicht einmal, ihn auszuprobieren. Sie befürchteten, einmal in Gang gesetzt, würde eine solche Reaktion sich ungehindert verbreiten und Verbindungen zerstören, die bestenfalls entfernt mit dem ursprünglichen Zielobjekt des Banns zu tun haben - in diesem Falle Kahlan. Eure Erinnerung an Kahlan ist verloren gegangen, ebenso eure Erinnerung an Scarlet. Ja, offenbar wurde selbst eure Erinnerung gelöscht, jemals Drachen gesehen zu haben.«

Nicci erhob sich. »Richard, kein Mensch bestreitet, dass der Feuerkettenbann furchtbar gefährlich ist. Wir alle wissen das. Wir alle wissen, dass unser Erinnerungsvermögen durch das Auslösen einer Feuerkettenreaktion in Mitleidenschaft gezogen wurde. Machst du dir überhaupt eine Vorstellung, wie verstörend es ist, sich verstandesmäßig bewusst zu sein, dass wir alle Dinge getan und gewusst haben, Menschen gekannt haben, an die wir uns nicht mehr erinnern können? Begreifst du nicht, wie gespenstisch es ist, in der ständigen Angst zu leben, welche Erinnerungen womöglich verloren sind oder noch verloren gehen könnten? Dass sich der eigene Verstand in Auflösung befindet? Worauf willst du eigentlich hinaus?«

»Auf genau das - was außerdem noch alles verloren gegangen sein könnte. Ich denke, dieser Zerfallsprozess zieht sich durch das Erinnerungsvermögen aller - der Verstand der Menschen befindet sich in Auflösung, wie Ihr es ausdrückt. Ich glaube nicht, dass die Feuerkette ein singuläres Ereignis war, mit dem Ziel, Kahlan in Vergessenheit geraten zu lassen. Meiner Meinung nach handelte es sich bei diesem Bann um einen fortlaufenden, dynamischen Prozess. Ich denke, der allgemeine Gedächtnisverlust wird weiter um sich greifen.«

Zedd, Cara und Nicci, sie alle wichen Richards unerschütterlichem Blick aus. Nicci fragte sich, wie sie erwarten konnten, ihm zu helfen, wenn keiner von ihnen imstande war, bewusst von seinem Verstand Gebrauch zu machen, geschweige denn den bescheidenen, noch verbliebenen Rest von einem Tag zum nächsten hinüberzuretten. Wie konnte Richard auch nur einem von ihnen trauen?

»Ich fürchte, es wird noch weit verwickelter und schlimmer werden, als es bereits ist«, erklärte Richard. Alle Aufgeregtheit war aus seiner Stimme gewichen. »Drachen, wie viele andere Lebewesen in den Midlands auch, brauchen Magie und bedienen sich ihrer, um leben zu können. Was also wäre, wenn die durch die Chimären verursachte Beeinträchtigung die Magie vernichtet hätte, die sie zum Überleben brauchen? Was, wenn niemand in den letzten Jahren mehr Drachen gesehen hat, weil sie längst ausgestorben und wegen des Feuerkettenbanns in Vergessenheit geraten sind? Welche anderen Geschöpfe der Magie könnten noch von der Bildfläche verschwunden sein?«

Richard tippte sich mit dem Daumen gegen die Brust. »Wir alle sind Geschöpfe der Magie. Wir besitzen die Gabe. Wie lange wird es wohl dauern, bis die von den Chimären hinterlassene Verunreinigung auch uns zu zerstören beginnt?«

»Aber könnte es nicht sein ...« Zedds Stimme verebbte, als ihm kein Argument einfiel, das er vorbringen konnte.

»Die Verunreinigung betrifft auch den Feuerkettenbann selbst. Ihr alle habt gesehen, was er mit Nicci angestellt hat. Sie stand unter dem Bann und weiß nur zu gut, was das bedeutet.« Richard begann, beim Sprechen auf und ab zu laufen. »Niemand vermag vorherzusagen, wie sich die Verunreinigung des Banns auf seine Funktionsweise auswirken wird. Es könnte sogar sein, dass die Verunreinigung die Verbreitung des allgemeinen Gedächtnisverlusts noch beschleunigt. Aber was noch schlimmer ist, alles deutet darauf hin, dass die Verfälschung auf symbiotische Weise mit der Feuerkettenreaktion zusammengewirkt hat.«

Zedd sah auf. »Was willst du damit sagen?«

»Welches rücksichtslose Ziel verfolgen die Chimären? Weshalb wurden sie überhaupt erst erschaffen? Zu einem einzigen Zweck«, beantwortete Richard seine Frage selbst, »dem der Vernichtung aller Magie.«

Richard hielt inne, um den anderen ins Gesicht zu sehen, und fuhr dann fort: »Die von den Chimären zurückgelassene Verunreinigung ist im Begriff, die Magie zu vernichten, folglich dürften die Geschöpfe, die Magie zum Leben benötigen - Drachen, zum Beispiel - am ehesten betroffen sein. Dieser Dominoeffekt wird immer weiter um sich greifen. Und doch ist sich niemand dessen bewusst, da der Feuerkettenbann gleichzeitig das allgemeine Erinnerungsvermögen zerstört. Ich glaube, der Grund dafür könnte in der Verunreinigung des Feuerkettenbanns selbst liegen, die bewirkt, dass die Menschen eben jene Dinge vergessen, die im Begriff sind, verloren zu gehen. Ganz so, wie ein Blutegel sein Opfer betäubt, damit es nicht spürt, wie ihm das Blut ausgesaugt wird, lässt der Feuerkettenbann die Menschen aufgrund der durch die Chimären hinterlassenen Verunreinigung vergessen, was der Vergessenheit anheim fällt. Ein dramatischer Wandel vollzieht sich in der Welt, und niemand bekommt etwas davon mit. Es ist, als wäre jeder im Begriff zu vergessen, dass dies eine Welt ist, die von Magie bestimmt wird und in vieler Hinsicht nur dank ihres Vorhandenseins funktioniert, dass die Magie im Aussterben begriffen ist... und somit auch die Erinnerung aller an sie.«

Richard stützte sich erneut auf die Fensterbank und starrte zum Fenster hinaus. »Ein neuer Tag bricht an, ein Tag, an dem das Aussterben der Magie seinen Fortgang nimmt, und kein Mensch ist sich ihres allmählichen Schwindens auch nur bewusst. Ich bezweifle sogar, dass sich, wenn sie einst ganz verschwunden sein wird, überhaupt jemand an sie erinnern wird, sich daran erinnern wird, was einst existierte.

Es ist, als würde alles, was diese Welt ausmacht, ins Reich der bloßen Legende übergehen.«

Zedd, die Finger auf den Tisch gepresst, starrte mit leerem Blick in die Ferne. Der Schein der Lampe ließ die tiefen Furchen seines Sorgengequälten Gesichts noch deutlicher hervortreten. Sein Gesicht war aschfahl geworden. Nicci fand, dass er in diesem Moment sehr alt aussah.

»Bei den Gütigen Seelen«, sagte Zedd ohne aufzusehen.

»Angenommen, du hättest recht?«

Ein höfliches Klopfen an der Tür ließ alle herumfahren. Cara ging und öffnete die Tür. Ann und Nathan spähten herein.

»Wir haben das Standardprüfnetz durchlaufen lassen«, sagte Nathan, als er hinter Ann ins Zimmer trat und seinen Blick über die ernsten Mienen schweifen ließ.

Zedd hob erwartungsvoll den Kopf. »Und?«

»Es weist keine Fehler auf«, erklärte Ann. »Es ist in jeder Hinsicht vollkommen intakt.«

»Wie ist das möglich?«, wollte Cara wissen. »Wir haben doch alle gesehen, welche Schwierigkeiten es mit dem anderen gab. Es hätte Nicci um ein Haar umgebracht - ganz sicher sogar, wenn Lord Rahl sie nicht da herausgeholt hätte.«

»Genau das wollten wir damit zum Ausdruck bringen«, erklärte Nathan.

Zedd senkte den Blick. »Eigentlich sollte eine Innenperspektive imstande sein, mehr zu offenbaren als das Standardprüfverfahren«, erklärte er, an Cara gewandt. »Das ist kein gutes Zeichen, überhaupt kein gutes Zeichen. Offenbar hat die Verunreinigung sich so tief wie möglich in ihrem Innern festgesetzt, damit ihr Vorhandensein unbemerkt bleibt. Daher war sie während des Standardprüfverfahrens auch nicht zu erkennen.«

»Oder aber«, bemerkte Ann und schob die Hände in den jeweils anderen Ärmel ihres schlichten grauen Kleides, »mit dem Bann ist tatsächlich alles in Ordnung. Schließlich hat keiner von uns jemals zuvor eine Innenperspektive durchgeführt. So etwas ist seit Tausenden von Jahren nicht mehr gemacht worden. Gut möglich, dass uns ein Fehler unterlaufen ist.«

Zedd schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, es wäre so, aber mittlerweile glaube ich, dass dem nicht so ist.«

Der Anflug eines Verdachts ließ Nathan die Stirn in Furchen legen, aber Ann kam ihm zuvor, ehe er eine Chance hatte.

»Selbst wenn die Schwestern, die den Bann entfesselt haben, ein Prüfnetz gewirkt hätten«, erklärte sie, »hätten sie vermutlich niemals eine Innenperspektive durchgeführt. Sie wären also gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie verunreinigt sein könnte.«

Richard massierte seine Stirn mit den Fingerspitzen. »Selbst wenn sie wussten, dass es verunreinigt ist, glaube ich nicht, dass es sie gekümmert hat. Es dürfte sie kaum interessiert haben, welchen Schaden eine solche Verunreinigung in der Welt anrichten würde. Schließlich war es ihr Ziel, die Kästchen in ihren Besitz zu bringen und die Macht der Ordnung zu entfesseln.«

Nathan blickte von einem düsteren Gesicht zum nächsten. »Was ist denn los? Was ist passiert?«

»Ich fürchte, uns ist soeben klar geworden, dass der allgemeine Gedächtnisverlust der Vorbote weit größerer Verluste sein könnte.«

Nicci war nicht recht wohl dabei, nur mit einem rosa Nachthemd bekleidet vor ihnen zu stehen und das Ende der ihnen bekannten Welt zu verkünden. »Wir sind im Begriff zu verlieren, wer und was wir sind. Wir sind im Begriff, nicht nur unsere Welt, sondern uns selbst zu verlieren.«

Richard schien gar nicht mehr auf die Unterhaltung zu achten. Vollkommen unbeweglich stand er da und starrte aus dem Fenster.

»Jemand kommt die Straße zur Burg der Zauberer herauf.«

»Möglicherweise Tom und Friedrich«, meinte Nathan.

Zedd, bereits auf dem Weg zum Fenster, schüttelte den Kopf. »So zeitig können sie gar nicht von ihrem Erkundungsgang durch das umliegende Gebiet zurück sein.«

»Nun, es wäre doch möglich ...«

»Es sind nicht Tom und Friedrich«, entschied Richard, bereits unterwegs zur Tür.

»Es sind zwei Frauen.«

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