WASHINGTON: Edith schaute aus dem Fenster ihres Hotelzimmers und hielt den Telefonhörer fest ans Ohr gepreßt.
»Sie sind gefeuert, Edie«, sagte Howard Francis’ zornige, schnarrende Stimme.
Das erste, was ihr durch den Kopf ging, war: Da geht mein Spesenkonto dahin.
»Aber warum ich?« fragte Edith. »Ich habe versucht, Sie anzurufen…«
»Sie hatten die verdammte Story anderthalb Stunden vor allen anderen, und sie sind einfach drauf sitzengeblieben!«
kreischte Francis’ Stimme. »Wir hätten vor allen anderen Networks damit rauskommen können, sogar vor CNN, wenn Sie Ihren Job ordentlich gemacht hätten!«
»Ich habe mich bemüht, jemanden an den Apparat zu kriegen. Ich habe versucht, zum Chef vom Dienst durchzukommen, aber irgend so ein beschissenes kleines Flittchen wollte mir seine Nummer nicht geben.«
»Das war seine Stellvertreterin, Herrgott noch mal! Sie hätten’s ihr erzählen sollen!«
»Die hätte mich eiskalt abserviert.«
»Na und? Das Network hätte die größte Story aller Zeiten zuerst gebracht!«
Scheiß auf das Network, dachte Edith. Laut sagte sie: »Ich habe versucht, ihr zu erklären, wie wichtig es war. Sie wollte es mir einfach nicht glauben. Ich wette, selbst wenn ich ihr erzählt hätte, worum es ging, hätte sie mich bloß für eine arme Irre gehalten.«
»Mein Gott, Edie, ich sitze selber ganz schön in der Patsche.
Ich kann froh sein, wenn sie mich nicht auch noch feuern!«
»Ja, das wäre wirklich sehr schade«, sagte Edith. Ihre Stimme war schrill vor Wut. Ich hoffe, sie feuern euch Arschlöcher allesamt, fügte sie im stillen hinzu, während sie auflegte.
Als Alberto Brumado sie später an diesem Morgen auf dem Weg zum NASA-Hauptquartier abholte, erzählte Edith ihm ihre schlechten Neuigkeiten.
»Nun ja«, sagte er und ließ den Blick durch das auf dezente Weise prunkvolle Hotelfoyer schweifen, »ich denke, du könntest zu mir ziehen.«
Edith spürte, wie ihre Augenbrauen in die Höhe gingen.
Brumado setzte sein jungenhaftes Lächeln auf. »In der obersten Etage des Hauses gibt es eine Gästesuite. Da kannst du ganz für dich sein. Mehr wollte ich damit nicht sagen.«
Edith erwiderte sein Lächeln. »Ich weiß es zu schätzen, Alberto. Ich muß natürlich irgendwo unterkommen – bis ich wieder einen Job finde.«
»Vielleicht kann ich dir auch dabei helfen. Ich habe viele Bekannte unter den Presseleuten.«
Edith fragte sich erstaunt, wie clever Brumado wirklich war; sie hatte sehr wohl verstanden, daß die Presseleute, von denen er sprach, für ihn nur Bekannte waren und keine Freunde.