Jamie erwachte aus dem Traum. Eine ganze Weile lag er wie tot auf seiner Liege und starrte zur Kunststoffwölbung der Kuppel hinauf, die sich gerade mit dem Licht des neuen morgens aufzuhellen begann. Zuerst glaubte er, wieder im Rover zu sein, aber dann erinnerte er sich, daß sie vor einer Woche von der Exkursion zum Pavonis Mons zurückgekehrt waren.
Er war im Schlaf von einem seltsamen, beunruhigenden Traum heimgesucht worden. Der Traum hatte ihm nicht direkt angst gemacht, aber er war verwirrend gewesen.
Jamie setzte sich auf. Stell dir vor, du hast geträumt, du wärst wieder in der Schule. Kopfschüttelnd rief er sich ins Gedächtnis, daß ihm das mit Sicherheit erspart bleiben würde. Er war auf dem Mars. Und dies war der Tag, an dem sie zum Canyon aufbrechen würden.
Das erste rosafarbene Licht der Dämmerung erfüllte die Kuppel, als Jamie sich abschrubbte, rasierte und sich dann ein Frühstück aus warmem Haferschrot, dampfendem Kaffee und der unvermeidlichen Vitaminkapsel einverleibte. Er war allein in der Messe, bis die anderen eintrudelten, um den Tag zu beginnen.
Auf dem Weg zu den Spinden, in denen die Raumanzüge hingen, sagte er ein paar Leuten kurz guten Morgen. Die Kuppel wirkte jetzt anders auf ihn. Sie war nicht mehr derselbe Ort wie zum Zeitpunkt ihrer Landung. Es lag nicht nur daran, daß ein Dutzend Männer und Frauen hier dreiunddreißig Tage lang gelebt und gearbeitet hatten. Vor fast fünf Wochen war ihm die Kuppel seltsam und furchteinflößend erschienen, wie ein neuer, noch nicht erprobter Mutterleib aus Kunststoff und kaltem Metall. Jetzt war sie ein Zuhause, sicher und warm, und der Kaffeeduft wehte bis zu den Spinden herüber. Fast fünf Wochen Arbeiten und Planen, Diskutieren und Scherzen, Essen und Schlafen hatten der Kuppel eine ausgeprägte menschliche Aura verliehen. Der Boden war von den Stiefelsohlen ihrer Bewohner abgeschabt. Jamie spürte die Emotionen, von denen die Luft durchtränkt war. Das ist nicht die sterile Kuppel voller Ausrüstungsgegenstände, die sie einmal gewesen ist. Nicht mehr. Dieser Ort ist jetzt von unserem Geist erfüllt, dachte er.
Und heute lassen wir das alles hinter uns, um zum Canyon zu fahren. Kein Wunder, daß ich einen Angsttraum hatte.
Er kam an dem kleinen Treibhausbereich vorbei, wo Monique Bonnet unter den strahlend hellen Lampen neben den Beeten kniete und wie eine liebevolle Mutter die Pflanzen pflegte.
Obwohl nun die Morgensonne durch die gekrümmte Kuppelwand hereinfiel, ließen sie die UV-Lampen auch tagsüber brennen. Der transparente Kunststoff der Kuppel hielt fast alle Infrarotanteile des Sonnenlichts sowie die gesamte Ultraviolettstrahlung draußen.
»Na, wie geht’s dem Gemüse?« fragte Jamie. Monique blickte von den großen Tabletts auf und wischte sich einen roten Fleck von der Wange. »Sehr gut. Sehen Sie?« Sie zeigte auf die kleinen grünen Schößlinge, die aus dem rosafarbenen Sandboden ragten. »Bevor wir zur Erde zurückkehren, werde ich euch noch einen salade verte machen können.«
»Geben Sie ihnen immer noch Perrier?«
»Natürlich. Was sonst?«
Jamie lächelte, und Monique lächelte zurück. Sie hatte die Betreuung des kleinen Gartens übernommen; sie gab den Pflanzen Marswasser und ließ ihnen mütterliche Fürsorge angedeihen. Ilona und Joanna hatten diese Aufgabe weitgehend ihr überlassen, obwohl es im Missionsplan anders festgelegt war. Der Mars scheint ihr zu bekommen, dachte Jamie. Moniques Figur sieht straffer aus als zum Zeitpunkt der Landung.
Sieht sie wirklich besser aus, oder bin ich bloß geil, fragte sich Jamie. Sein Verlangen kam ihm nicht besonders stark vor.
Tony muß unsere Nahrung mit Triebdämpfern versetzen, obwohl er das Gegenteil behauptet. Ist wahrscheinlich auch gut so, versuchte er sich einzureden.
Als er die großen Tabletts voller rötlichem Erdreich und grünen Schößlingen betrachtete, erkannte Jamie: Wir könnten für unbegrenzte Zeit auf dem Mars leben, wenn es sein müßte.
Wenn wir genug Saatgut mitgebracht hätten, wären wir imstande gewesen, mit Hilfe von Marswasser sowie aus der Luft gewonnenem Sauerstoff und Stickstoff eine richtige Obst- und Gemüseplantage anzulegen. Wir könnten genug Nahrung züchten, um in dieser Kuppel zu überleben und eine richtige Basis aus ihr zu machen. Ein dauerhaftes Zuhause.
Die nächste Mission. Da müssen wir es tun. Wir müssen genug Saatgut mitnehmen, um eine autarke Obst- und Gemüseplantage aufzubauen. Und die hiesigen Ressourcen nutzen.
Wir wissen jetzt, daß es geht.
Die Einstellungen der Forscher hatten sich in den fünf Wochen auf dem Mars verändert. Jamie war zwar nach wie vor der Außenseiter, der Einzelgänger, aber nun lag es daran, daß er der stillschweigend anerkannte Führer der Gruppe war. Er war nicht mehr der Ersatzmann, den man wie aus einem nachträglichen Einfall heraus in letzter Minute ins Team aufgenommen hatte. Die anderen elf widmeten ihre Arbeit jetzt größtenteils dem Ziel, die bevorstehende Exkursion zum Tithonium Chasma zu einem Erfolg zu machen.
Patel war immer noch mürrisch und wütend darüber, daß seine Exkursion zum Pavonis Mons abgekürzt worden war. Er beschäftigte sich damit, die Proben zu analysieren, die sie bei ihrem kurzen Streifzug gesammelt hatten. Die Datierung, die sich aus den Uran-Blei-Proben ergab, stimmte nicht mit jener überein, die von den Kalium-Argon-Messungen stammte. Patel und Naguib verbrachten ihre gesamte Freizeit mit dem Versuch herauszufinden, warum nicht. Wosnesenski, der wegen der umfangreichen Änderungen im Plan anfangs mürrisch und mißmutig gewesen war, hatte sich allmählich für die Idee erwärmt. Während der letzten beiden Wochen hatte er beinahe eine gewisse Jovialität entwickelt. Jamie erkannte, daß unter all dem Pflichtbewußtsein ein Mensch steckte, der gern seinen Spaß hatte.
Toshima arbeitete eng mit Jamie zusammen. Sie holten so viele Informationen, wie sie nur konnten, aus den Daten über die Grabenregion, die die geologischmeteorologischen Baken anhäuften. Connors, Mironow und Abell steuerten abwechselnd die RPVs durch den Canyon und kartierten ihn mit einer Auflösung bis hinunter zu ein paar Zentimetern.
Joanna und Ilona verbrachten ihre Zeit damit, die biologischen Experimente vorzubereiten, die sie in dem Canyon ausführen wollten, auf der Talsohle unter diesen Nebelschleiern, wo es Wärme gab und die Aussicht bestand, Leben zu finden.
Die beiden würden mit Jamie und Connors im Rover fahren; Monique würde hier in der Basis bleiben. Jamie machte sich Gedanken darüber, wie es mit Joanna und Ilona im Rover sein würde. Da hockte man ziemlich dicht aufeinander. Sie gingen jetzt durchaus freundschaftlich miteinander um, aber welche Probleme mochten sich ergeben, wenn sie beide zehn Tage lang zusammen im Rover eingesperrt waren?
Jamie hatte Ilona auf ihre ablehnende Schroffheit gegenüber den Russen angesprochen. Sie hatte mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem hochmütigen kleinen Lächeln reagiert.
»Ich meine es ernst, Ilona«, hatte er gesagt. »Du mußt aufhören, Mikhail zu piesacken. Und Alex. Das muß aufhören.«
»Ist das ein Befehl, Captain?« Sie sah Jamie mit glühenden Augen an.
»Ich wünschte, ich könnte es dir befehlen«, erwiderte er. »Ich wünschte, ich hätte die Macht, dein Verhalten zu ändern.«
»Die hast du aber nicht. Niemand hat sie.« Ilona atmete leicht ein. Es war beinahe ein Seufzer. »Nicht mal ich selbst.«
Und dann war da Tony. Etwas an dem englischen Arzt beunruhigte Jamie. Im Lauf der Wochen war Tony – wie sollte man es beschreiben? – mürrisch geworden. Verschlossen. Vielleicht bilde ich mir das nur ein, dachte Jamie. Tony sah aus wie eh und je: gepflegt, attraktiv und elegant, sogar in den Projektoveralls. Aber er benimmt sich nicht mehr so wie zur Zeit der Landung. Er ist stiller, er redet nicht mehr so viel, und wenn er es tut, dann hat er nicht mehr so viel Pep wie früher. Irgend etwas stimmt nicht. Tony ist distanziert. Kalt. Beinahe feindselig.
Hat Ilona wieder auf ihm herumgehackt, weil er die Kuppel nie verläßt? Dann schüttelte er den Kopf. Vielleicht liegt es an mir. Vielleicht bilde ich es mir nur ein. Ich bin so mit den Vorbereitungen für diese Exkursion beschäftigt, daß ich nicht mehr viel Zeit für Tony übrig gehabt habe. Kann auch sein, daß es ihm nicht gutgeht.
»Brauchen Sie Hilfe?«
Jamie blickte auf und sah Wosnesenski vor sich stehen, ein entspanntes Lächeln auf dem Gesicht. Mikhail rasierte sich jeden Morgen, aber sein dunkler Bart verschwand niemals ganz.
»Danke. Ich glaube, ich komme schon klar.«
Jamie war in seiner Kabine bereits in den von Schläuchen durchzogenen Unteranzug geschlüpft. Jetzt zwängte er die Beine in die untere Hälfte seines Raumanzugs.
»Warum gehen Sie hinaus?« Wosnesenski begann, seinen Overall abzulegen. Das ursprüngliche Korallenrot war mittlerweile ziemlich ausgeblichen.
»Ich war seit über einer Woche nicht mehr draußen«, sagte Jamie. »Diese ganze Exkursionsplanung hat einen Apparatschik aus mir gemacht.«
»Das ist nun mal der Preis für die Führungsposition.« Wosnesenski grinste. Es sollte offensichtlich ein Scherz sein. Er stand im Slip da und griff in seinen Spind, um den Thermo-Unteranzug herauszuholen.
»Tja«, grunzte Jamie, während er sich die Stiefel anzog, »dieser Führer hier wird seine freie Stunde heute morgen damit verbringen, einen Spaziergang um die Kuppel zu machen und die Landschaft zu bewundern. Und nachzudenken.«
Der alte mürrische Ausdruck trat wieder in Wosnesenskis Augen. »Sie wissen, daß Sie nicht allein hinausgehen dürfen.«
»Es ist doch nur ein Spaziergang um die Kuppel, Mikhail.«
»Es ist nicht erlaubt.«
»Ich brauche ein bißchen Zeit für mich selbst.«
»Hier führe immer noch ich das Kommando«, sagte der Russe und knöpfte seinen Thermo-Unteranzug vorn zu. Er sah aus wie ein Hydrant, der in zu lange gekochte Spaghetti gewickelt war.
Jamie, der immer noch auf der Bank saß, lächelte zu ihm hinauf. »Ja, ich weiß, daß Sie die Leitung haben, Mikhail. Und Sie haben recht, in den Missionsvorschriften steht, daß niemand allein draußen sein darf. Wären Sie wohl so freundlich, mich zu begleiten?«
Der Russe grinste breit. »Ich? Der Kommandant der Gruppe?
Erwarten Sie wirklich, daß ein Mann, der so viel zu tun hat wie ich, alles stehen und liegen läßt, nur um mit Ihnen einen Spaziergang zu machen?«
»Ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn Sie es wirklich täten.«
Wosnesenski lehnte sich mit dem Hintern an den Spind, um das steife Metallunterteil seines Druckanzugs anzuziehen, und flachste: »Der Kommandant der Gruppe ist viel zu wichtig, als daß er auf die Laune eines Untergebenen hin draußen in der Wüste herumspazieren könnte. Viel zu wichtig.«
Jamie stand auf und trat an das Gestell, an dem das Oberteil seines himmelblauen Anzugs hing, leer und mit schlaffen Armen, wie eine Rüstung ohne Kopf und Beine.
»Als Ihr Freund«, sagte Wosnesenski und hob einen Wurstfinger in die Luft, »gehe ich allerdings gern mit Ihnen hinaus.«
Jamie zwängte sich in das Oberteil, streckte den Kopf durch den Halsring und grinste den Russen an. »Als Ihr Freund danke ich Ihnen dafür ganz herzlich.«
»Aber nur für die eine Stunde«, sagte Wosnesenski ernster.
»Wir haben alle einen arbeitsreichen Vormittag vor uns.«
»Stimmt.«
Ein paar Minuten später steckten sie in ihren luftdicht verschlossenen Anzügen. Sie überprüften gegenseitig ihre Tornistergeräte, sagten Mironow Bescheid, der an diesem Morgen an der Überwachungskonsole saß, und betraten die Luftschleuse.
Erst als sie auf den staubigen roten Boden hinaustraten und Jamie wieder einmal zum rosafarbenen Marshimmel hinaufblickte, erinnerte er sich, daß die Farbe seines Anzugs nicht der Farbe des hiesigen Himmels entsprach; der nächste blaue Himmel war über hundertfünfzig Millionen Kilometer von seinem jetzigen Standort entfernt.
Während Wosnesenski ihm mit ein paar Schritten Abstand folgte, ging Jamie langsam um die gekrümmte Flanke der Kuppel herum zu der Seite hinüber, wo er die Landefahrzeuge und den Wirrwarr von Geräten und Meßinstrumenten um sie herum nicht sehen konnte. Das war sein Lieblingspanorama, leere Wüste bis zum beunruhigend nahen Horizont und eine runzlige rote Kette von Felsklippen in der Ferne.
Er zwinkerte einmal und sah New Mexico vor sich, mit struppigen Dornbüschen und stoppeligen Grasflecken zwischen dem Sand und den Steinen. Ein weiteres Zwinkern, und es war wieder der Mars, kahl und kalt.
Warst du einmal lebendig? fragte Jamie die Welt, auf der er stand. Werden wir die Geister deiner Toten in dem Canyon finden? Sind wir die ersten, die den Abgrund zwischen uns überquert haben, oder sind deine Vorväter schon vor einer Ewigkeit zu unserer Welt gelangt? Kehre ich nach Hause zurück?
Der leise pfeifende Wind gab Jamie keine Antwort. Die Geister des Mars, sofern es sie gab, behielten ihre Geheimnisse für sich.
Jamie stieß einen tiefen Seufzer aus. Also gut. Ich muß hinausgehen und euch suchen. Ich muß mit eigenen Augen sehen, was die Wahrheit ist.
Schließlich drehte er sich um und lächelte Wosnesenski in seinem feuerwehrroten Anzug an, obwohl er wußte, daß der Russe sein Gesicht durch das getönte Visier nicht sehen konnte.
»In Ordnung, Mikhail. Gehen wir wieder hinein.«
»Das war alles, was Sie wollten?«
»Sie hatten recht. Wir haben viel zu tun. Wir sollten uns jetzt lieber an die Arbeit machen.«
Jamie spürte, daß der Russe in seinem Anzug die Achseln zu zucken versuchte. Als sie zur Luftschleuse zurückstapften, kramte Jamie in seinem Gedächtnis nach den Einzelheiten des Traums. Etwas mit der Schule, etwas, das ihn beunruhigte. Er schob es auf seine Nervosität und vergaß es.
Tony Reed hatte ebenfalls geträumt.
Die englische Arzt war von seiner Schlafkabine aus direkt in sein Krankenrevier gegangen, war mit nichts weiter als einem Paar Wollsocken und einem ausgefransten königsblauen Frotteebademantel mit dem Aufnäher vom Club seines Vaters auf der linken Brustseite über den harten Kunststoffboden getappt.
Reed konnte sich nicht an seinen Traum erinnern, nur daran, daß er in kalten Schweiß gebadet aufgewacht war, dankbar dafür, daß die Visionen, die ihn im Schlaf gequält hatten, in dem Moment, als er die Augen aufgemacht hatte, wie das Bild auf einer Fernsehröhre erloschen waren. Er schloß sorgfältig die Falttür des Krankenreviers und ging daran, sich seinen morgendlichen Muntermacher zuzubereiten.
»Ich mag Kaffee, ich mag Tee«, sang er tonlos und nahezu lautlos vor sich hin. »Aber dich mag ich am meisten.«
Der perfekte Morgentrunk. Genug Amphetamin, um munter und hellwach in den Tag zu starten, aber nicht so viel, daß es schädlich ist. Oder daß man es mir anmerkt. Eine Prise von diesem und eine Prise von jenem. Genau das Richtige, um einen weiteren Tag auf dem Mars zu beginnen. Dem verfluchten Mars. Dem gefährlichen Mars. Dem langweiligen, öden, toten Mars.
Reed hielt den kleinen Plastikbecher ins Licht, vergewisserte sich, daß die Flüssigkeit darin genau bis zu dem vorgesehenen Meßstrich reichte, und schluckte sie dann genüßlich hinunter.
So! Wenn ich mit meinen morgendlichen Waschungen fertig bin, werden meine Hände so ruhig sein, daß ich mich rasieren kann.
Er war der letzte, der an diesem Morgen in die Messe kam.
Nur Monique und Ilona waren noch da.
»Alle Bienchen schon zur Arbeit ausgeflogen, wie ich sehe«, sagte Reed munter, während er zum Kühlschrank ging.
»Ich muß auch los«, sagte Ilona, tupfte sich die Lippen ab und erhob sich vom Tisch.
Sie brachte ihre Schale zum Recyclingschacht hinüber, während Reed seine in die Mikrowelle stellte.
»Werde ich dir fehlen?« fragte er Ilona so leise, daß Monique es nicht hören konnte.
Ilona schaute beinahe überrascht drein. »Wir sehen uns doch jeden Tag, wenn wir unseren medizinischen Bericht übermitteln.«
»Das ist nicht ganz dasselbe, als wenn wir zusammen wären, nicht wahr?«
Sie bedachte ihn mit einem hochmütigen Lächeln. »In dem Sinn sind wir schon seit der Landung nicht mehr zusammen gewesen.«
»Ja. Schade eigentlich.«
»Fehle ich dir?«
»Natürlich.«
»Aber ich dachte, du wärst an Joanna interessiert.«
Reed schaute ihr in die gelbbraunen Augen. »Ach, das war nur ein Zeitvertreib. Ein Spiel.«
»Das du verloren hast.«
»Das Spiel ist noch nicht vorbei«, sagte Reed verstimmt.
Ilona lachte. »Wenn du sie dazu bringen kannst, mit dir ins Bett zu gehen, nachdem sie zehn ganze Tage mit unserem roten Mann zusammengewesen ist…«
»Und was machst du während der nächsten zehn Tage? Und Nächte?« fiel Reed ihr ins Wort.
Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, und sie war nicht viel kleiner als Reed. »Ich habe vor, eine gute Wissenschaftlerin zu sein und mich anständig zu benehmen. Eine Geländeerkundung ist nicht der richtige Platz für Spielchen, Tony.«
»Nein, wohl nicht.«
»Ganz bestimmt nicht.«
Sie verließ die Messe, während die Mikrowelle ihm zupiepste, daß sein Frühstück fertig war, und Monique den Eindruck zu erwecken versuchte, daß sie nicht gelauscht hatte.
Sie verlassen mich alle beide, sagte sich Reed im stillen, als er mit seinem Tablett zum Tisch ging. Ilona und Joanna. Und der Navajo auch. Sie lassen mich alle sitzen.
Monique lächelte ihn mit ihren Grübchen mütterlich an, entschuldigte sich dann und ging. Reed saß allein da, stocherte lustlos in seinem Essen herum und fühlte sich so verlassen und einsam wie damals im Krankenhaus, als man ihm die Mandeln herausgenommen hatte.