Die rote Welt war nicht nur weiter von der Sonne entfernt als die blaue Welt. Sie lag auch viel näher an den kleinen Mini-Welten, jenen übriggebliebenen Bruchstücken aus der Zeit des Anfangs, von denen es in der Dunkelheit des Nichts immer noch wimmelte. Oftmals stürzten sie brüllend wie Ungeheuer auf die rote Welt herab und zogen ihre Dämonenspuren aus Feuer über den fahlen Himmel.
Wenn die kleine, kalte rote Welt, die von Himmelsdämonen bombardiert wurde und deren Luft und Wasser langsam dahinschwanden, überhaupt jemals Leben getragen hatte, dann mußten ihre Geschöpfe hart gekämpft haben, um den Funken des Lebens in ihrem Innern zu bewahren.
Dennoch schlug der Tod rasch und gnadenlos zu.
Eine der größten jener Teufelswelten trieb so nah an die rote Welt heran, daß sie deren Anziehungskraft zu spüren bekam.
Es war ein riesiger Berg aus Stein, der seine Bahn durch die Dunkelheit des Alls zog, tausendmal größer als der Felsbrocken, der den Meteoritenkrater im Süden des Landes erzeugt hatte, in dem das Volk lebte. Tausend Jahrtausende lang führte er einen eleganten, zeremoniellen Tanz mit der roten Welt auf, näherte sich ihr und entschwand wieder in die unendliche Leere draußen. Wie die rituellen Tänzer des Volkes bewegte er sich zum Rhythmus der Ewigkeit. Jedesmal, wenn er sich der roten Welt näherte, kam er dichter an sie heran, jeder Beinahe-Einschlag ein kurzer Aufschub, eine Ankündigung dessen, was kommen würde.
Schließlich stürzte er auf die rote Welt herab, brüllend wie alle Furien der Hölle, und schlug in die Kruste ein. Unter der titanischen Gewalt seines Aufpralls verflüssigte sich das Gestein bis fast in den Kern der roten Welt. Eine gewaltige Wolke aus brennendem Staub quoll in die Atmosphäre empor und breitete sich rasch von Pol zu Pol aus. Der Stoß ließ das gesamte Gefüge der armen, gemarterten roten Welt erbeben und warf den Boden auf der gegenüberliegenden Seite der Kugel zu einem gigantischen Buckel auf. Die Luft der roten Welt wurde fast vollständig weggeblasen.
Dunkelheit bedeckte das Antlitz der roten Welt. Es gab keinen Tag, nur pechschwarze Nacht. Das Wasser gefror und wurde später von dem roten Staub bedeckt, der aus der jämmerlich dünnen Luft herabrieselte. Die Kruste verhärtete sich wieder, aber das Gestein tief im Innern war nach wie vor glühend heiß, flüssig, brodelnd. Vulkane brachen noch Tausende von Jahrhunderten danach aus.
Als der Himmel sich endlich klärte, bot die rote Welt ein Bild der totalen Verwüstung. Die Meere waren verschwunden. Die Atmosphäre war nur noch ein kümmerlicher Rest dessen, was sie einst gewesen war. Der Boden war kahl und öde. Und falls es überhaupt jemals Leben auf der roten Welt gegeben hatte, so war davon nichts mehr zu sehen.