»Dann ist er also eines natürlichen Todes gestorben«, sagte Jamie.
Wosnesenski zuckte die Achseln. »Aber wäre er auch gestorben, wenn er auf der Erde geblieben wäre? Oder wenn er den Raumspaziergang nicht unternommen hätte?«
Jamie zuckte ebenfalls die Achseln. »Wir werden es niemals erfahren.«
Sie waren in der engen Luftschleuse und schälten sich langsam und mühselig aus ihren Raumanzügen, müde von der Arbeit des Tages, deprimiert von den Nachrichten aus dem Orbit.
»Ich verstehe trotzdem nicht, weshalb Li uns den Befehl geben mußte, zur Basis zurückzukehren«, grummelte Jamie. »Ist ihm nicht klar, was wir hier gefunden haben?«
»Was haben wir denn gefunden?« Wosnesenski lächelte nachsichtig. »Eine optische Täuschung?«
»Tja… vielleicht«, gab Jamie zu.
»Wenn wir wieder in der Basis sind, können wir das Team in der Umlaufbahn bitten, das Bildmaterial auf den Videobändern per Computer zu verbessern. Falls auch nur eine geringe Chance besteht, daß die Gesteinsformationen von Menschen…
äh, von Marsianern gemacht sind, werden wir sicher hierher zurückkommen.«
»Es ist nicht nur das, Mikhail. Dieser Canyon ist ein offenes Buch der Geschichte des Planeten. Wir sollten hier sein und uns damit befassen, was die Felsen uns zu erzählen haben. Joanna und die Biowissenschaftlerinnen müßten dort unten sein, wo den ganzen Tag über die Nebelschleier hängen. Dort haben wir die größten Chancen, Leben zu finden.«
Wosnesenski hatte sich bereits bis auf seinen von Wasserschläuchen durchzogenen Unteranzug ausgezogen. Jamie, der immer noch die harte Hose des Anzugs trug, lehnte sich ans Luftschleusenschott, um einen Stiefel auszuziehen.
Der Russe schaute auf den roten Staub an Jamies Stiefeln und schnüffelte laut. »Es riecht anders als auf dem Mond.«
»Was?«
»Nach einem Mondspaziergang riecht es in der Unterkunft, als hätte jemand einen Revolver darin abgefeuert. Der Mondstaub, der am Anzug und an den Stiefeln haftet, hat einen verbrannten Geruch. Dieses Zeug« – er betastete den dünnen Film aus rostigem Pulver am Ärmel seines leeren Anzugs – »dieser Marsstaub riecht anders.«
Jamie rümpfte die Nase. »Jetzt, wo Sie’s sagen – in der Kuppel hat es genauso gerochen, nicht?«
Wosnesenski nickte und zog am Arm seines Anzugs; er schwang mit dem leisen Zischen seiner glatten Teflon-Schultergelenke nach oben.
»Riechen Sie mal.«
Jamie schnupperte an dem metallenen Arm. Stechend. Herb.
Dann zog er einen seiner Handschuhe aus dem Bord, in das er sie gestopft hatte. Irgendwo in den Tiefen seiner Erinnerung formte sich das Bild eines herannahenden Gewitters, seltsames, unheimliches Nachmittagslicht, die Sommerluft schwer und still. Lichtblitze vor aufziehenden schwarzen Wolken.
»Ja. Merkwürdiger Geruch. Fast wie… könnte es Ozon sein?«
Wosnesenski rieb sich die Augen. »Ja, ich glaube, Sie haben recht. Ozon.«
»Der Boden ist voller Peroxide«, sagte Jamie.
»Und bei der hohen Temperatur hier drin zerfallen sie und lösen sich aus dem Staub.«
Jamies Augen brannten jetzt ebenfalls. Die Luftschleuse des Rovers war viel kleiner als der Reinigungsbereich in der Kuppel. »Vielleicht sollten wir zusehen, daß wir aus der Luftschleuse rauskommen.«
»Erst wenn wir die Anzüge saubergemacht haben.«
Jamie war endlich mit seinen Stiefeln fertig und wand sich aus der Hose des Anzugs. Sie saugten die Anzüge gründlich ab, aber der stechende Geruch blieb in der Luftschleuse hängen. Dann folgte Jamie dem Russen durch die Luke ins Hauptabteil des vorderen Rover-Segments.
Mit zusammengekniffenen Augen sagte er: »Wow, da drin war’s ja wie im Zentrum von Houston.«
»Das Ozon wird ziemlich rasch zerfallen«, meinte Wosnesenski. »Zu molekularem Sauerstoff. Der ist harmlos.«
Jamie ließ den Blick über die Borde mit den ordentlich übereinandergestapelten Geräten zu beiden Seiten schweifen und murmelte: »Einen GC/MS haben wir hier drin, stimmt’s? Die sind nicht beide hinten in der Ausrüstungssektion.«
Wosnesenski zeigte auf das unterste Bord. »Das ist das Quadrupolgerät. Das magnetische ist im Ausrüstungsmodul .«
»Das genügt vollkommen.« Jamie kniete sich hin und zog den Apparat aus dem Regal. Der Gaschromatograph und Massenspektrometer analysierte die chemische Zusammensetzung von Stoffen praktisch Atom für Atom. Er war ordentlich in eine graue Plastikhülle verpackt und erstaunlich leicht. Dem Hersteller-Logo zufolge war es ein japanisches Gerät.
»Ich möchte die Ozonwerte in der Luftschleuse überwachen.
Mal sehen, wie sich das Zeug zersetzt und was das Erdreich vielleicht sonst noch so ausgast.«
»Gut«, sagte Wosnesenski.
»Ich baue ihn in der Luftschleuse auf und schließe ihn an den kleinen Monitor im Cockpit an. Sie machen das Abendessen.
Ich komme um vor Hunger.«
Die dunklen Brauen des Russen zogen sich leicht zusammen.
»Sie geben mir Befehle? Ich bin der Kommandant.«
Jamie war bereits dabei, die Luftschleusenluke zu öffnen.
Das Spektrometer in seinem Arm lag auf seiner Hüfte. Er warf einen Blick zu dem Kosmonauten zurück.
» Ich gebe die Befehle, Yankee. Sie bauen das GC/MS auf, während ich das Essen zubereite.«
»In Ordnung, Boss«, sagte Jamie lachend.
Joanna schaute auf den Bildschirm, als Wosnesenski und dann Jamie Waterman ihre abendlichen Berichte ablieferten. Sie saß auf einem spinnenbeinigen Hocker am Arbeitstisch im Biologielabor. Die sperrigen Geräte umgaben sie wie ein Kokon. Im Laborbereich fühlte sie sich beinahe zu Hause; dank der Mikroskope, Isolierboxen und Regale mit Gläsern fühlte sie sich hier wohler und geschützter als in der kahlen kleinen Kabine, die ihr als Schlafraum diente.
Sie hatte ihren Laborcomputer ans Kommunikationssystem der Basis angeschlossen, so daß sie sich den Bericht des Exkursionsteams nicht mit allen anderen zusammen anschauen mußte. Jamies Gesicht wirkte ernst, aber glücklich. Er lächelte nicht gerade, aber als er beschrieb, was er an diesem Tag beobachtet hatte, war eine Erregung in seinen Augen, die sie noch nie gesehen hatte.
»Hier hätten wir landen sollen«, sagte er und schaute vom Bildschirm herab, als wüßte er, daß sich ihre Blicke treffen würden. »Hier gibt es Feuchtigkeit, und ich würde wetten, daß die Temperaturen unten auf der Talsohle erheblich höher sind als hier oben auf der Ebene.«
Er fuhr fort und beschrieb mit funkelnden Augen die Gesteinsformationen, die für ihn solche Ähnlichkeit mit den Adobe-Felsenbehausungen im südwestlichen Amerika hatten.
»Er ist ein hübscher roter Teufel, nicht wahr?«
Joanna fuhr auf dem Hocker herum. Tony Reed stand hinter ihr. Sein Arm lag lässig auf der transparenten Plastikhaube einer leeren Isolierbox. Er trug einen dünnen schwarzen Rollkragenpullover unter seinem braunen Overall. Ein Mundwinkel war in einem seltsamen, ironischen Lächeln leicht nach oben gezogen. Joanna starrte ihn einen Moment lang wortlos an. Es war fast, als wäre Reeds Gesicht in zwei Hälften gespalten: Die eine Hälfte lächelte, die andere nicht.
»Jamie hat triftige Argumente dafür, daß wir den Canyon erforschen«, sagte sie. »Die Chance, lebende Organismen zu finden, oder auch nur Fossilien ausgestorbener Arten…«
Reed kam näher, zog sich den anderen Hocker heran und setzte sich rittlings darauf. Mit einer Handbewegung zum Bildschirm sagte er: »Unser indianischer Freund scheint zu glauben, er hätte die Ruinen eines alten Dorfes gefunden.
Wirklich absurd.«
Plötzlicher Zorn loderte in Joanna auf. »Woher wissen Sie, daß es absurd ist? Wie können wir überhaupt etwas über diese Welt sagen, bevor wir sie nicht vollständig erforscht haben?«
Reeds Lächeln wurde breiter. »Ich bin kein Spieler, aber ich wäre bereit, eine ganze Menge darauf zu setzen, daß es auf dem Mars keine alten Zivilisationen zu finden gibt.«
»Ja, und vor hundertfünfzig Jahren hätten Sie darauf gewettet, daß Schliemann die Ruinen von Troja niemals finden würde.«
»Meine Güte, sind wir aber hitzig!« erwiderte Reed lachend.
Joanna drehte sich wieder zum Computer um, aber nun füllte Wosnesenskis grob geschnittenes, mürrisches Gesicht den Bildschirm aus. Sie schaltete ihn ab.
»Sie haben natürlich recht«, gab Reed gelassen zu. »Man darf keine voreiligen Schlüsse ziehen – weder in der einen noch in der anderen Richtung.«
Joanna faßte das als Entschuldigung auf.
»Jamie macht gute Arbeit, nicht wahr?« fragte Reed rhetorisch. »Ich bin froh, daß wir ihm den Platz im Team erkämpft haben.«
»Er ist ein hervorragender Mann«, stimmte Joanna zu.
»Viel besser, als Hoffmann gewesen wäre, obwohl ich mich frage, wie DiNardo sich hier gemacht hätte.«
»Was meinen Sie?«
Reed stützte beide Ellbogen auf den Labortisch in seinem Rücken und wirkte so entspannt, als säße er in einem Londoner Pub. »Nun ja, DiNardo hat so eine ungeheure Reputation, wissen Sie. Wenn er gesehen hätte, was Jamie da draußen im Grand Canyon gesehen hat… Es stellt sich doch die Frage, ob er uns nicht aufgrund seines Prestiges dazu gebracht hätte, das Lager dorthin zu verlegen.«
»Das ganze Lager?«
Reed legte den Kopf ein wenig schief, so daß ihm eine jungenhafte Locke sandfarbenen Haares in die Stirn fiel. »Wenn Jamie recht hat und der Canyon die beste Stelle für die Suche nach Leben ist, dann sollten wir dort zumindest ein Nebenlager aufschlagen, finden Sie nicht?«
Joanna nickte bedächtig. »Aber wir können nicht mit der ganzen Kuppel dorthin umziehen.«
»Jetzt, wo sich dieser dumme Japaner umgebracht hat«, entgegnete Reed, »wird uns die Missionsleitung wahrscheinlich alles verbieten, was auch nur einen Millimeter von unserem offiziellen Plan abweicht.«
»Aber der Plan sollte doch flexibel sein! Sie können uns nicht zwingen, nach einer vorher festgelegten Routine vorzugehen, als ob wir Marionetten wären.«
»Glauben Sie nicht? Tja, mir geht trotzdem immer wieder der Gedanke durch den Kopf, daß wir jetzt schon einen Plan für die Errichtung eines Lagers auf dem Grund des Canyons ausarbeiten würden, wenn DiNardo hier wäre.«
»Genau das will Jamie doch, oder?«
»Klar. Aber er hat Probleme mit seinen Politikern in den Staaten, wissen Sie, wegen dieses Navajo-Unsinns, den er bei unserer Landung von sich gegeben hat. Ich bezweifle, daß die da oben auf seine Empfehlungen hören würden.«
Joanna musterte das Gesicht des englischen Arztes. Er grinste nicht mehr. Er machte einen vollkommen ernsten Eindruck.
»Ich kann mit meinem Vater darüber sprechen«, sagte sie.
»Er weiß bestimmt schon über diese Möglichkeit Bescheid –
oder er wird es wissen, sobald die heutigen Daten im Kontrollzentrum eintreffen.«
»Ja, Ihr Vater wäre sicherlich eine Hilfe. Ich dachte aber eher an DiNardo. Wenn wir seine Zustimmung bekommen können, daß wir ein Nebenlager in dem Canyon einrichten sollten, wäre das enorm hilfreich, würde ich meinen.«
Joanna fühlte, wie sie ein Schauer der Erregung überlief. »Ja!
Natürlich! Die könnten es sich nicht leisten, sich Pater DiNardo zu widersetzen.«
»Kaum«, sagte Reed.
»Ich werde mich persönlich mit ihm in Verbindung setzen«, sagte Joanna. »Und meinem Vater vorschlagen, daß er Pater DiNardo ebenfalls um Hilfe bittet.«
»Ja, so müßte es klappen.«
»Ich schicke noch heute abend eine Botschaft. Jetzt gleich.«
»Prima«, sagte Reed. Er streckte sich und stand von dem Hocker auf. Dann beugte er sich näher zu Joanna und flüsterte:
»Wir beide können eine Menge erreichen, wenn wir hinter den Kulissen ein paar Fäden ziehen.«
»O ja. Danke. Ich bin sehr froh über Ihre Hilfe.«
»Keine Ursache, meine Liebe.«
Doch als er lässig vom Biologielabor zu seiner Kabine zurückschlenderte, dachte Reed: Sie ist scharf auf Jamie, soviel steht fest. Jetzt muß ich nur noch dafür sorgen, daß er da drau
ßen im Grand Canyon bleibt und sie hier. Eine Distanz von rund tausend Kilometern zwischen den beiden müßte mir genug Spielraum geben. Früher oder später kriege ich sie. Ich muß nur Geduld haben. Und ich brauche ein bißchen Hilfe, aber die kriege ich ja von ihr selbst. Wie nett!
Er pfiff tonlos vor sich hin, als er an der Messe vorbeiging, wo die meisten anderen zusammenhockten und wie eine Horde Schulkinder die Ereignisse des Tages erörterten. Ohne sie zu beachten, begab sich Reed zu seiner Liege und seinen Träumen.
Jamie und Wosnesenski saßen im Cockpit des Rovers, als sie ihren abendlichen Bericht durchgaben. Sobald sie mit dem offiziellen Teil fertig waren, unterrichtete Pete Connors sie über die Reaktionen auf Konoyes Unfall. Jamie betrachtete die bekümmerten Züge des Astronauten auf dem zentralen Bildschirm in der Kontrolltafel im Cockpit und warf zwischendurch einen Blick auf den zweiten Monitor. Die leuchtenden Kurven des Diagramms darauf zeigten, daß jetzt so gut wie kein Ozon mehr aus dem Marsstaub in der Luftschleuse ausgaste.
»Der Unfall hat alle ziemlich erschüttert«, sagte Connors besorgt. »Doktor Li telefoniert schon seit Stunden mit Kaliningrad. Gott weiß, was die dann tun werden.«
»Aber mit der Ausrüstung war doch alles in Ordnung«, sagte Jamie. »Der Kosmonaut und das restliche Team haben genau das getan, was sie im Training gelernt hatten. Konoye hat einfach einen Schlaganfall bekommen.«
»Oder er ist aus irgendeinem Grund in Panik geraten und hat dann den Schlaganfall bekommen.« Wosnesenskis Ton war schwer und düster.
Connors war ebenfalls sehr ernst. »Was auch immer passiert ist, die Politiker springen im Dreieck. Es sieht nicht gut aus, wenn jemand getötet wird…«
»Er ist nicht getötet worden«, fauchte Jamie. »Er ist gestorben.«
»Glauben Sie, das interessiert die in Tokio? Oder in Washington?« knurrte Connors.
»Nein, wohl nicht.«
Wosnesenski sagte: »Wir machen uns morgen früh bei Tagesanbruch auf den Rückweg, wie befohlen. In der Zwischenzeit überspiele ich Ihnen alle Videobänder und die anderen Daten, die wir gesammelt haben.«
»Okay. Ich stelle den Computer auf Empfang.«
Er erwähnt die Felsenbauten nicht einmal, erkannte Jamie.
Mit keinem Wort.
»Kann ich mit Doktor Patel sprechen, bitte?« fragte er Connors. »Ist er da?«
»Sicher.«
Kurz darauf machte Connors’ Gesicht dem des Geologen aus Indien Platz. Pateis dunkle Haut schien immer zu glänzen, als wäre sie von einer feinen Schweißschicht bedeckt oder gerade mit Öl eingerieben worden. Die Augen in seinem runden Gesicht waren groß und feucht und verliehen ihm den unschuldigen Ausdruck eines Kindes, das am Rande der Tränen war.
»Es wäre nett von Ihnen, Rava, wenn Sie O’Hara bitten würden, das Filmmaterial, das wir heute aufgenommen haben, mit dem Bildverbesserungsprogramm zu bearbeiten«, sagte Jamie zu seinem Kollegen.
»Möchten Sie, daß ich etwas Bestimmtes untersuche?«
Jamie merkte, daß sein Kollege sich nicht die Mühe gemacht hatte, sich seinen mündlichen Bericht anzuhören. Wahrscheinlich ist er zu sehr damit beschäftigt gewesen, mit den anderen über den Unfall zu schwatzen.
»Sie werden eine Formation in einer Spalte in der Felswand sehen«, sagte er und setzte nach kurzem Zögern hinzu: »Es –
es sieht fast so aus, als wären es Bauten, die dort errichtet worden sind.«
Die feuchten dunklen Augen wurden noch runder.
»Bauten?« quiekte Patel. »Künstliche Bauten?«
Jamie zwang sich zur Ruhe. »Die Wahrscheinlichkeit, daß es Artefakte sind, ist verschwindend gering; das wissen Sie ebensogut wie ich.« Er holte Luft. »Aber sie erinnern mich jedenfalls an die Felsenbehausungen, die ich im Südwesten gesehen habe.«
Patel zwinkerte mehrmals. Dann sagte er: »Ja, natürlich. Ich werde mir die Bänder sehr genau ansehen. Und ich werde Doktor O’Hara bitten, sie mit dem Bildverbesserungsprogramm zu bearbeiten. Wenn Sie wieder hier sind, haben wir die Daten gründlich analysiert, das versichere ich Ihnen.«
»Danke«, sagte Jamie. Tief im Innern verspürte er den irrationalen Argwohn, daß sie die Daten verzerren, die Bilder verhunzen und alles so hindrehen würden, daß die Felsenbauten, die er gesehen hatte, nur noch wie verwitterte alte Steine aussahen.
Endlich kroch er in sein Bett. Wosnesenski schaltete alle Lichter bis auf die matten Anzeigen an der Kontrolltafel vorne im Cockpit aus.
»Schlafen Sie gut, Jamie«, sagte der Russe und streckte sich gähnend auf der Liege an der anderen Wand aus.
»Sie auch, Mikhail.«
Der sanfte Nachtwind des Mars strich über den geparkten Rover, streichelte dessen metallene Haut nur ein paar Zentimeter von Jamies gespitzten Ohren entfernt. Jamie gab sich alle Mühe, das leise Raunen einer Stimme im Wind zu erhaschen, und sei es auch nur das klagende Seufzen eines längst toten marsianischen Geistes. Nichts.
Hier spuken nachts keine Gespenster, sagte sich Jamie schläfrig. Er war irgendwie enttäuscht.