Also, wenn das kein Ding war.
Oba konnte kaum glauben, daß er seinen Geldbeutel verloren hatte; dabei war er doch immer so vorsichtig. Er blies verärgert die Wangen auf. Wenn es nicht das eine war, dann war es etwas anderes. Entweder war es ein durchtriebener, kleiner Taschendieb oder ein diebisches Weibsstück, und stets waren sie hinter seinem Geld her. War das eigentlich alles, was diese kleinkarierten Leute interessierte? Geld? Nach dem ganzen Ärger, nach all dem habgierigen, hinterhältigen Pack, das es auf sein schwer verdientes Vermögen abgesehen hatte, hatte Oba gelernt, daß ein Mann von seinem Rang gar nicht vorsichtig genug sein konnte. Er wollte es einfach nicht glauben, daß er es diesmal sich selber zuzuschreiben hatte.
Er spähte zwischen den Bäumen hindurch und beobachtete die rührende Szene. Sein Bruder Richard und seine teure Gattin wandten sich soeben dem Mann zu, der die Geldbörse – Obas bis zum Rand mit seinem Geld gefüllte Börse – gefunden hatte.
»Ich glaube, er wurde von dem Mann gestohlen, der auch für den Tod meiner Frau verantwortlich ist«, hörte Oba den Mann sich ereifern.
Oba klappte der Unterkiefer herunter. Es war der Ehemann dieser Sumpfhexe – dieser hassenswerten, eigensüchtigen Hexenmeisterin, die sich geweigert hatte, ihm seine Fragen zu beantworten. Er war nicht so dumm, einen wunderlichen Zufall dahinter zu vermuten, nein, so dumm war er nicht.
»Rührt ihn nicht an!«, riefen Richard Rahl und die Mutter Konfessor wie aus einem Mund.
»Lauft!«, schrie die zweite Frau.
Oba sah sie wie aufgescheuchte Rehe die Flucht ergreifen. Er merkte, daß die Stimme etwas im Schilde führte. Daß sie Dinge, die Menschen gehörten, dafür benutzte, bis zu ihnen durchzudringen, war ihm bekannt. Oba sah nach rechts und links, hinüber zu den leuchtenden gelben Augen, die mit ihm zusammen das Geschehen verfolgten, und feixte.
Die Luft erzitterte, so als wäre genau dort, wo der Geldbeutel auf den Boden gefallen war ein Blitz eingeschlagen. Winselnd wichen die Hunde ein Stück zurück. Oba stopfte sich die Finger in die Ohren und beobachtete aus halb zusammengekniffenen Augen, wie die violette Schockwelle sich kreisförmig ausbreitete – genau wie die Ringe auf einem Teich, nachdem er ein totes Tier hineingeworfen hatte.
Schneller als gedanklich faßbar wurden die vier vor ihm zu Boden geschleudert, als der violette Ring aus Licht sich mit rasender Geschwindigkeit ausbreitete, so schnell, daß er ihm nicht mit dem Blick zu folgen vermochte. Obas Haare wurden ihm aus dem Gesicht geweht, als der wogende Ring über ihn hinwegfegte und eine Fläche aus stillem, wattigem, gespenstisch violettem Rauch hinter sich zurückließ.
Obas Verdacht hatte sich als richtig erwiesen, Die Stimme plante etwas ganz Großes. Entzückt überlegte er, was das wohl sein mochte.
Stille hatte sich über die Szene gesenkt, trotzdem setzte Oba seine Beobachtung noch eine Weile fort, um ganz sicher zu sein, daß die vier nicht wieder aufstanden. Erst als er sicher war, daß er nichts zu befürchten hatte, richtete er sich in seinem versteckten Beobachtungsposten auf, wo die Stimme ihm zu warten aufgetragen hatte.
Jetzt drängte ihn die Stimme, weiterzumachen. Die Hunde blieben ein gutes Stück weiter hinten zurück und sahen zu, wie Oba mit schnellen Schritten über den rauchbedeckten Boden huschte. So seltsamen Rauch hatte er noch nie gesehen – das Eigenartigste an ihm, trotz seiner matt leuchtenden, bläulichvioletten Farbe, war, daß er beim Hindurchlaufen nicht aufgewirbelt wurde. Obas Beine gingen durch den regungslosen Rauch hindurch, ohne ihn in Bewegung zu versetzen, so als gehörte er einer ganz anderen Welt an, während Oba sich an derselben Stelle in dieser Welt bewegte.
Die vier lagen der Länge nach auf der Erde, genau dort, wo sie hingeschlagen waren. Auf sichere Distanz bedacht, schob Oba vorsichtig den Oberkörper vor und sah, daß sie noch atmeten, wenn auch langsam. Ihre Augen waren nicht geschlossen. Er fragte sich, ob sie ihn wohl sehen konnten, auch wenn keiner der vier auf das Schwenken seiner Arme reagierte.
Oba beugte sich über Richard Rahl und betrachtete sein regungsloses Gesicht. Dann wedelte er mit der Hand unmittelbar vor seinen blicklos starrenden Augen hin und her. Keine Reaktion.
Im Sternenlicht war es nur schwer zu erkennen, trotzdem war Oba sicher, in seinen Augen eine Spur der faszinierenden Familienähnlichkeit ausmachen zu können. Es hatte etwas Unheimliches, einen Mann vor sich zu sehen, dessen Äußeres eine gewisse Ähnlichkeit mit einem selbst aufwies. Oba kam allerdings eher nach seiner Mutter. Das war wieder einmal typisch für sie, dieser Wunsch, daß er eher ihr als seinem Vater ähneln sollte. Die Frau war absolut ichbezogen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit hatte sie versucht, ihm seine Stellung vorzuenthalten, sogar was sein Aussehen anbetraf. Dieses eigensüchtige Miststück.
Aber jetzt war es Richard, der Oba um seine rechtmäßige Stellung betrog, jene Stellung, in der sein Vater ihn gern gesehen hätte. Schließlich hatten Oba und Darken Rahl gewisse Qualitäten gemein, von denen Oba überzeugt war, daß sein Bruder sie nicht besaß.
Ein prüfender Blick ergab, daß auch der alte Ehemann der Sumpfhexe noch atmete. Oba nahm die unweit des Mannes liegende Geldbörse wieder an sich und schüttelte sie unmittelbar vor den blicklos starrenden Augen des Mannes, aber auch er zeigte keinerlei Reaktion. Jetzt, da die Stimme mit ihm fertig war, band Oba sich die Börse wieder um seinen Knöchel.
Oba war nicht gerade begeistert, daß sich die Stimme für diese Tricks seines Geldes bediente, aber nach allem, was die Stimme für ihn getan hatte – sie hatte ihn unbesiegbar gemacht und wer weiß, was noch –, konnte er ihr eine gelegentliche Gefälligkeit vermutlich schlecht verwehren. Es durfte nur nicht zur Gewohnheit werden.
Die Frau, die sie begleitete, hatte einen einzelnen, langen Zopf, der neben ihr auf dem grasigen Boden lag, und trug einen dieser merkwürdigen, mit einem Kettchen befestigten Stäbe an ihrem Handgelenk. Ihm dämmerte, daß sie eine Mord-Sith sein mußte. Er knetete ihre Brüste. Sie reagierte nicht. Grinsend nahm er sich die Zeit und wiederholte es. Wo sie gerade so willig war, überlegte er, was er sonst noch alles mit ihr anstellen könnte. Die Vorstellung hatte etwas erstaunlich Erregendes.
In diesem Moment wurde ihm bewußt, daß noch eine weitere Person zur Verfügung stand, die sogar noch besser wäre als eine Mord-Sith. Er schielte zu ihr hinüber. Die Frau seines Bruders, die Frau, die von allen Mutter Konfessor genannt wurde, lag ganz in der Nähe, er brauchte nur zuzugreifen. Was wäre gerechter, als sie sich zu nehmen?
Oba krabbelte zu ihr hinüber; als er sah, wie wunderschön sie war, erlosch sein Grinsen und wich einer ehrfürchtigen Scheu. Sie lag auf dem Rücken, einen Arm zur Seite geworfen, die Finger leicht geöffnet, so als wollte sie jemandem den Weg nach Süden weisen. Ihr anderer Arm lag ganz locker auf ihrem Bauch. Auch ihre Augen starrten ins Leere.
Oba streckte behutsam eine Hand aus und strich ihr mit dem Finger über die Wange; sie war zart wie das seidenweiche Blütenblatt einer Rose. Er strich ihr eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht, um ihre Züge besser betrachten zu können. Ihre Lippen waren leicht geöffnet.
Oba beugte sich über sie, brachte seine Lippen ganz dicht über ihren Mund und schob seine Hand an ihrem Körper hinauf. Seine Hand glitt über die Wölbung ihrer Brust. Er streichelte sie sacht mit seiner großen Hand, nur um ihr zu zeigen, daß er auch zärtlich sein konnte. Dann wechselte er die Seite und knetete ihre andere Brust, aber noch immer weigerte sie sich ihm zu zeigen, wie sehr sie seine zarten, unwiderstehlichen Berührungen erregten.
Oba blies in ihren leicht geöffneten Mund. Sie zeigte keinerlei Reaktion. Vermutlich trieb sie ihr Spiel mit ihm, foppte ihn. Dieses arrogante Weibsstück.
Diesmal würde sie nirgendwohin gehen; weglaufen konnte sie nicht. Offenbar hatte ihm die Stimme eine Gabe mitgegeben. Oba warf den Kopf in den Nacken und lachte den Himmel an. Unter den wachsamen Blicken der Hunde weit hinter ihm im dunklen Schatten heulte Oba vor lauter Verzückung die Sterne an.
Grinsend beugte sich Oba wieder über die Gemahlin des Lord Rahl und sah ihr fest in die Augen. Wahrscheinlich war sie ihres Gemahls, dieses Lord Rahl, längst überdrüssig und bereit für ein kleines, verwegenes Techtelmechtel. Je länger Oba darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, daß diese Frau eigentlich ihm gehörte. Sie gehörte dem Lord Rahl. Eigentlich müßte Oba sie von Rechts wegen zu seiner Gemahlin machen, wenn er der neue Lord Rahl wurde.
Und das würde er werden; die Stimme hatte ihm versprochen, daß dies durchaus im Bereich seiner Möglichkeiten lag.
Oba betrachtete ihre feinen Gesichtszüge, die Rundungen ihres Körpers. Er begehrte diese Frau. Viel zu beschäftigt, der Stimme Gefälligkeiten zu erweisen, war er schon seit geraumer Zeit nicht mehr dazu gekommen, sich eine Frau zu nehmen. Die Stimme hatte ihn unablässig in halsbrecherischem Tempo vorangetrieben. Er ließ seine Hand sacht über den Körper der Mutter Konfessor hinwegwandern, während er sich in Gedanken die ungeheure Befriedigung ausmalte, die ihn erwartete.
Nur gefiel ihm nicht so recht, daß die anderen ihm dabei zuschauten. Sie wollten einfach nicht die Augen schließen, um ihm und der Dame ein wenig Privatheit zu gönnen. Arrogante Wichtigtuer, alle miteinander. Oba grinste. Vielleicht wäre es sogar ziemlich erregend, wenn er ihren Gemahl ihrem neuen Herrn und Meister zuschauen ließe? Das Grinsen erlosch. Was ging es diesen Richard überhaupt an, wenn es sie nach einem neuen Mann – einem besseren Mann – gelüstete?
Oba beugte sich über seinen Bruder und schloß dessen Lider. Das Gleiche wiederholte er bei dem alten Mann. Dann hielt er inne und beschloß, die zweite Frau zusehen zu lassen. Sicherlich war ein solch erregendes Erlebnis nur eine kleine Aufmerksamkeit, aber attraktiven Frauen gegenüber war Oba sich für solche Aufmerksamkeiten nie zu schade.
Bebend vor Vorfreude und absolut gewiß, ihr den ersehnten Schauder verschaffen zu können, beugte sich Oba vor, um der Mutter Konfessor die Kleider vom Körper zu reißen. Seine Finger hatten sie noch nicht berührt, als ein gewaltiger violetter Lichtblitz ihn zurückschleuderte. Verwirrt richtete Oba sich wieder auf und preßte sich die Hände auf die Ohren, denn die Stimme war im Begriff, seinen Verstand mit unfaßbaren Qualen zu zermalmen. Die Schmerzen ließen erst nach, als Oba sich im Krebsgang von der Mutter Konfessor entfernte. Nach dem kurzen Anfall sackte er vor Erschöpfung keuchend in sich zusammen. Es betrübte ihn zutiefst, daß die Stimme ihn so hart bestrafte, er fand es deprimierend, daß die Stimme so grausam sein konnte, ihm eine so simple Freude zu verwehren, noch dazu, nachdem er so viel Gutes getan hatte.
Schließlich schlug die Stimme einen anderen Ton an, becircte ihn und erzählte ihm ganz leise von der wichtigen Aufgabe, die sie für ihn bereit hielt – von wichtigen Arbeiten, die auszuführen allein Oba die nötige Qualifikation besaß. Er lauschte trübsinnig.
Oba war wichtig, sonst würde ihm die Stimme nicht vertrauen. Wer außer Oba wäre im Stande, die Dinge zu vollbringen, die die Stimme von ihm verlangte? Auf wen sonst konnte die Stimme zählen, die Dinge wieder ins rechte Lot zu rücken?
Die Stimme machte ihm in der Stille dieser friedlichen Nacht unmißverständlich klar, was sie von ihm erwartete. Wenn er tat, wie ihm befohlen, würde der entsprechende Lohn nicht ausbleiben. Grinsend vernahm Oba die Versprechungen. Zuerst mußte er die Gefälligkeit erweisen, dann gehörte die Mutter Konfessor ihm. Das war nicht übermäßig schwierig. Und wenn sie erst einmal ihm gehörte, konnte er – mit dem Segen der Stimme – mit ihr machen, was immer ihm beliebte, ohne daß sich jemand einmischte. Bilder kamen ihm in den Sinn, dazu die Gerüche, die Stimmung, ihre lustvollen Schreie – die Aussicht auf diese Wonnen hätte ihn beinahe um den Verstand gebracht. Für eine Begegnung, wie diese es zu werden versprach, war Oba bereit, einen gewissen Aufschub in Kauf zu nehmen.
Er sah hinüber zu der Mord-Sith. Bis dahin konnte er sich ein wenig mit ihr die Zeit vertreiben. Ein Mann wie er, ein Mann der Tat, von überragendem Geist, der große Verantwortung zu tragen hatte, brauchte gelegentlich etwas Entspannung. Für einen Mann von Obas Bedeutung waren solche Zerstreuungen ein notwendiges Ventil.
Er beugte sich über die Mord-Sith und blickte grinsend in ihre offenen Augen. Ihr würde die Ehre zuteil werden, ihn als Erste zu bekommen. Die Mutter Konfessor würde eben warten müssen, bis sie an der Reihe war. Er streckte die Hand aus, um ihr die Kleider vom Leib zu streifen.
Plötzlich loderte ein kolossaler Schmerz in Obas Schädel auf, daß ihm erneut Hören und Sehen verging. Er preßte seine Hände auf die Ohren, bis er abklang – und nachdem er eingewilligt hatte.
Die Stimme hatte Recht; natürlich hatte sie Recht, wie er jetzt sofort einsah. Oba würde die ihm zustehende Stellung erst nach Richard Rahls Tod einnehmen können. Das klang vernünftig. Es wäre zweifellos das Beste, jeden Fehler zu vermeiden. Genau genommen wäre es nicht einmal rechtens, wenn er diesen Frauen Lust verschaffte, bevor er getan hatte, was getan werden mußte. Wo war er nur mit seinen Gedanken? Sie hatten ihn überhaupt noch nicht verdient, erst einmal mußten sie ihn als den bedeutenden Mann kennenlernen, der er in Kürze werden würde, und dann mußten sie um seine Gunst betteln. Erst dann hätten sie ihn überhaupt verdient.
Er mußte sich beeilen; die Stimme hatte gesagt, daß sie bald aufwachen und Lord Rahl in Kürze einen Weg finden würde, den Schlafbann zu brechen.
Oba zog sein Messer und krabbelte auf allen vieren hinüber zu seinem Bruder. Lord Rahl starrte noch immer blicklos und stumm in den Sternenhimmel.
»Na – wer ist jetzt der große Einfaltspinsel?«, fragte er seinen Bruder.
Lord Rahl wußte nichts darauf zu erwidern. Oba setzte Richard das Messer an die Kehle, aber die Stimme riet ihm dringend, davon abzulassen, und füllte seine Gedanken statt dessen ganz mit dem, was er tun mußte. Er durfte jetzt keinen Fehler machen, und er mußte sich beeilen. Für so etwas Gewöhnliches wie Rache war jetzt keine Zeit. Es gab viel bessere Mittel und Wege, diese Dinge zu erledigen – Mittel und Wege, die eine gerechte Strafe waren für all die vielen Jahre, die er Oba seine rechtmäßige Stellung vorenthalten hatte. Ja, genau das brauchte Richard Rahl jetzt, eine gerechte Strafe.
Oba steckte das Messer wieder weg und lief so schnell ihn seine Beine trugen, zurück zu dem nahen Hügel. Als er mit seinem Pferd wiederkam, lagen die vier noch immer in dem bläulichen Nebel und starrten blicklos hinauf zu den Sternen.
Oba tat, was die Stimme ihm befohlen hatte, und nahm die Mutter Konfessor auf seine Arme. Sie war ihm versprochen, und er würde sie nehmen, sobald die Stimme ihrer nicht mehr bedurfte. Oba hatte es nicht eilig. Die Stimme hatte ihm Wonnen versprochen, die sich Oba von allein niemals hätte träumen lassen. Es würde eine überaus einträgliche Beziehung werden. Für das bißchen Arbeit, das dafür vonnöten war, und die kleine Verzögerung würde Oba alles bekommen, was ihm von Rechts wegen zustand, die Herrschaft über D’Hara sowie die Frau, die seine Königin werden würde.
Königin. Der Gedanke brachte ihn ins Grübeln, während er ihren leblosen Körper hinter dem Sattel auf das Pferd hievte. Wenn sie eine Königin war, müßte er zwangsläufig König sein, was vermutlich besser wäre als »Lord« Rahl. König Oba Rahl. Ja, das klang sehr viel angemessener. Er zurrte sie mit raschen Bewegungen fest.
Vor dem Aufsitzen warf Oba rasch noch einen Blick auf seinen Bruder. Er durfte ihn nicht töten, noch nicht. Die Stimme hatte etwas ganz Bestimmtes vor. Und wenn Oba eines immer gewesen war, dann entgegenkommend; er würde tun, was die Stimme von ihm verlangte. Als er seinen Fuß in den Steigbügel setzte, machte sich die Stimme ganz sanft bemerkbar. Er drehte sich um.
Und überlegte ...
Mit vorsichtigen Bewegungen ging er noch einmal zurück zu Richard. Behutsam streckte er die Hand vor und berührte versuchsweise das Schwert. Die Stimme murmelte aufmunternd. Ein König sollte ein angemessenes Schwert besitzen. Oba grinste, für seine Schufterei hatte er eine kleine Belohnung verdient.
Er streifte Richard den Waffengurt über den Kopf und hielt sich die Scheide ganz dicht vors Gesicht, um sein glänzendes neues Schwert in Augenschein zu nehmen. In das drahtumwickelte Heft war auf beiden Seiten ein Wort eingewirkt.
WAHRHEIT.
Na, wenn das keine Überraschung war.
Er zog den Waffengurt über seinen Kopf und rückte die Scheide an seiner Hüfte zurecht, dann gab er seiner neuen Gemahlin einen Klaps aufs Hinterteil und saß auf. Im Sattel sitzend, grinste Oba hinaus in die Nacht, schließlich ließ er sein Pferd im Kreis herumschwenken, bis ihm die Stimme die Richtung wies.
Fort, nur fort, bevor Lord Rahl aufwachte. Fort, nur fort, bevor er gefaßt werden konnte. Rasch, nichts wie fort mit seiner neuen Braut.
Oba bohrte seinem Pferd die Fersen in die Rippen, und schon stürmten sie davon. Die Hunde, getreue Begleiter des neuen Königs, kamen aus dem Wald gesprungen.