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Diese Waffe war nur zu einem einzigen Zweck erschaffen worden, um zu töten. Dies war todbringende Magie, die Magie des Lord Rahl.

Und diesmal gab es keine Schwester des Lichts, die sich ihr in den Weg geworfen hätte.

Die Magie des Lord Rahl: Sie existierte, und gleichzeitig auch wieder nicht.

Im letzten Augenblick vor dem unvermeidlichen Zusammenprall wußte Jennsen plötzlich, was sie zu tun hatte, Sie warf sich über Kaiser Jagang. Bevor der Feuerball sie erfaßte, deckte sie ihn im Winkel zwischen Fußboden und Wand mit ihrem Körper ab und beschützte ihn wie ein kleines Kind.

Selbst bei fest geschlossenen Lidern konnte sie das gleißend helle Licht wahrnehmen. Ringsherum hörte sie nichts als das schreckliche Geheul der sie umtosenden Flammen.

Und doch spürte Jennsen nichts.

Sie hörte, wie der Feuerball über sie hinwegbrauste und unter gewaltigem Getöse durch den Gang raste – und riskierte einen Blick. Die glühende Feuerkugel schoß am Ende des Flures mit explosionsartigem Krachen durch eine Mauer, zerfiel zu einem flüssigen Flammenregen und ließ einen Hagel aus glimmenden Holzsplittern auf die tief unten gelegene Rasenfläche niedergehen.

Ohne die Wand war es im Flur erheblich heller. Jennsen stützte sich auf.

»Kaiser Jagang – lebt Ihr noch?«, erkundigte sie sich zaghaft.

»Das habe ich Euch zu verdanken ...« Er klang verdutzt. »Was habt Ihr nur getan? Wie ist es möglich, daß Ihr nicht...«

»Still«, zischte sie mit Nachdruck. »Bleibt unten, sonst sieht er Euch womöglich noch.«

Sie durfte keine Zeit verlieren, diesem Geschehen mußte endlich ein Ende gemacht werden. Jennsen sprang auf und lief, ihr Messer in der Hand, los, den Gang hinunter. Jetzt endlich konnte sie den Mann im trüben Licht am Ende des Korridors erkennen. Er war stehen geblieben, hatte sich umgedreht und starrte sie verwundert an. Noch während sie auf ihn zuraste, wurde ihr klar, daß dies unmöglich ihr Halbbruder sein konnte. Dieser Mann war alt, kaum mehr als ein Knochengerippe in einem dunklen kastanienbraunen und schwarzen Gewand mit silbernem Besatz an den Ärmelaufschlägen. Sein welliges, weißes Haar stand ihm in wilder Unordnung vom Kopf ab, was seiner Ausstrahlung von Autorität jedoch absolut keinen Abbruch tat.

Dennoch machte er ein schockiertes Gesicht, als er sie auf ihn zurennen sah, so als könnte er kaum glauben, als wäre es ihm völlig unbegreiflich, daß sie sein Zauberfeuer unversehrt überstanden hatte. Sie war für ihn eine Lücke in der Welt. Deutlich konnte sie sehen, wie diese Erkenntnis allmählich in seinen haselbraunen Augen aufleuchtete.

Trotz seines freundlichen Äußeren hatte dieser Mann unzählige Menschen getötet. Dieser Mann handelte auf Anordnung des Lord Rahl, er war ein Zauberer, ein Ungeheuer in Menschengestalt. Sie mußte ihm Einhalt gebieten.

Jennsen hob ihr Messer. Beim Vorwärtsstürmen hörte sie sich einen wütenden Schrei ausstoßen, ganz ähnlich den Schlachtrufen, die sie bei den Soldaten gehört hatte. Jetzt begriff sie, welche Bewandtnis es mit diesen Schreien hatte. Sie wollte sein Blut.

»Nicht ...«, rief ihr der alte Mann entgegen. »Du weißt doch überhaupt nicht, was du tust. Für so was haben wir jetzt wirklich keine Zeit! Bleib stehen! Ich kann meine Zeit nicht vertrödeln! Laß mich doch ...«

Kurz bevor sie ihn erreichte, streckte er ihr eine Hand entgegen, wenn auch niedriger als vorher; diesmal schossen keine Flammen daraus hervor.

Was immer er tat, bewirkte, daß die Trümmer unter ihren Füßen plötzlich in Bewegung gerieten, so als hätte er dem gesamten Flur einen mächtigen Stoß versetzt. Bevor sie sich mit einem Sprung in Sicherheit bringen konnte, blieb sie mit einem Fuß in den Trümmern hängen und landete krachend auf dem Boden. Sie schlug hart mit dem Gesicht auf und hätte um ein Haar das Bewußtsein verloren. Ihr Gesicht tat so entsetzlich weh, daß ihr schwindelig wurde.

Jennsen horchte auf die Stimme, die ihr einredete, aufzustehen und weiterzulaufen, doch erst nach einer Weile war sie wieder so weit, daß sie sich hochstemmen konnte. Ihr Bein steckte in einem Gewirr aus Trümmerteilen fest. Schließlich gelang es ihr, ein Brett zur Seite zu stemmen, so daß ein Spalt entstand, durch den sie ihren Fuß herausziehen konnte. Glücklicherweise hatte ihr Stiefel verhindert, daß das gesplitterte Holz ihr Bein aufschlitzen konnte.

Jennsen merkte, daß sie mit leeren Händen dahockte. Sie hatte ihr Messer verloren! Wie von Sinnen begann sie auf Händen und Knien krabbelnd den Trümmerhaufen aus Holzteilen, Putzbrocken und verheddertem Vorhangstoff zu durchwühlen, um ihr Messer wiederzufinden. Sie schob ihren Arm unter einen umgestürzten Tisch ganz in der Nähe, tastete blindlings umher.

Schließlich stieß sie mit den Fingerspitzen gegen etwas Glattes. Sie tastete sich daran entlang, bis sie den kunstvoll ziselierten Buchstaben »R« fühlte. Ächzend vor Anstrengung stemmte sie ein Bein des umgestürzten Tisches mit der Schulter in die Höhe, bis sich das ganze Chaos knirschend ein kleines Stückchen zu bewegen begann. Dann endlich konnte sie weit genug darunterlangen, um ihr Messer hervorzuziehen.

Als Jennsen wieder auf die Beine kam, hatte sich der Mann längst aus dem Staub gemacht; sie eilte ihm trotzdem hinterher. Sie lief den Gang hinunter, den er ihrer Meinung nach genommen haben mußte, warf einen Blick in die einzelnen Zimmer, durchsuchte fensterlose Nischen, immer tiefer in das düstere Innere des Palasts vordringend.

Aus weiter Ferne hörte sie hektisches Gebrüll von Soldatenstimmen, man solle ihnen folgen. Sie versuchte Sebastians Stimme unter ihnen auszumachen, konnte ihn aber nicht heraushören. Und sie vernahm die unverkennbaren Geräusche des Entfesselns von Magie; es klang wie das Knistern von Blitzen, nur eben in geschlossenen Räumen. Manchmal erzitterte der gesamte Palast darunter; gelegentlich waren auch die Schreie sterbender Soldaten zu hören.

Plötzlich hörte Jennsen das Geräusch laufender Soldaten, deren Stiefeltritte durch die Flure dröhnten. Gleich darauf vernahm sie Sebastians Stimme, »Dort entlang! Das ist sie!«

Jennsen rannte zu einer Kreuzung und bog in einen Flur ein, der in die Richtung führte, aus der sie Sebastians Stimme gehört hatte.

Am Ende des großzügigen Korridors mit den granitenen Alkoven in den Wänden auf beiden Seiten, in denen kunstvoll gearbeitete Gegenstände unterschiedlichster Art standen, stieß Jennsen eine golden eingefaßte Doppeltür auf und stand in einem Raum von gewaltigen Ausmaßen. Das Geräusch der von den Wänden zurückprallenden Türflügel hallte durch den Raum, dessen schiere Größe und Pracht Jennsen jäh innehalten ließ. Die Innenseite der gewaltigen Kuppel hoch über ihrem Kopf war mit kostbaren Malereien geschmückt. Unterhalb dieser majestätisch anmutenden Figuren ließ ein Kranz aus runden Fenstern großzügig Licht herein. Zur Seite hin befand sich ein halbkreisförmiges Podium, auf dem – hinter einem eindrucksvollen, mit Schnitzereien verzierten Schreibtisch – eine Reihe von Stühlen stand. Jenseits eines von Bögen überkronten Säulenganges verbargen sich Treppen, die zu der geschwungenen, von wellenförmigen Geländern aus poliertem Mahagoni eingefaßten Galerie hinaufführten.

An der beeindruckenden Architektur erkannte Jennsen, daß dies der Raum sein mußte, von dem aus die Mutter Konfessor über die Midlands herrschte. Die Sitzreihen oben auf den Balkonen dienten zweifellos dazu, Besuchern oder Würdenträgern einen Blick auf die Amtshandlungen zu ermöglichen.

Drüben, auf der anderen Seite des Saales, sah Jennsen hinter den Säulenbögen eine Gestalt wandeln. Im selben Augenblick stürzte Sebastian durch eine andere, nicht weit rechts von ihr gelegene Tür, begleitet von einer Kompanie Soldaten, die sich hinter ihm durch den Türrahmen drängte.

Er wies mit dem Schwert auf sie. »Dort ist sie!« Er war völlig außer Atem; seine blauen Augen funkelten wütend.

Als Jennsen in die Richtung spähte, in die er zeigte, konnte sie die hoch gewachsene Frau auf der anderen Seite des Saales endlich erkennen. Sie war mit einem einfachen, grob gewebten Leinengewand bekleidet, das am Halsausschnitt nur ein paar rote und gelbe Zierstiche als Schmuck aufwies, und trug ihr schwarzgraues, exakt bis zu ihrem energischen Kinn reichendes Haar streng in der Mitte gescheitelt.

»Die Mutter Konfessor«, entfuhr es Sebastian leise, offenbar wie gelähmt von ihrem Anblick.

Jennsen sah ihn stirnrunzelnd an. »Die Mutter Konfessor ...?« Jennsen vermochte sich nicht recht vorzustellen, daß Lord Rahl eine Frau ehelichte, die seine Urgroßmutter hätte sein können. »Was siehst du dort, Sebastian?«

Er warf ihr einen selbstgefälligen Blick zu. »Die Mutter Konfessor natürlich.«

»Wie sieht sie aus, wie ist sie gekleidet?«

»Sie trägt ihr typisches weißes Kleid.« Der hitzige Ausdruck war auf sein Gesicht zurückgekehrt. »Das ist doch wohl kaum zu übersehen.«

Jennsen packte Sebastian beim Arm und riß ihn herum. »Nein!«, fuhr sie ihn halblaut an. »Das ist sie nicht, Sebastian.«

»Hast du den Verstand verloren?« Er funkelte sie wütend an. »Glaubst du vielleicht, ich wüßte nicht, wie die Mutter Konfessor aussieht?«

»Ich hab sie schon einmal gesehen«, meinte der Soldat neben ihm. »Sie ist es, kein Zweifel.«

»Nein, sie ist es nicht«, beharrte Jennsen mit leiser Stimme. »Es muß ein Zauber sein. Das dort drüben ist eine alte Frau, Sebastian. Die ganze Geschichte hier läuft in die völlig falsche Richtung. Wir müssen sofort den Palast...«

Der Soldat an Sebastians Seite stöhnte auf; sein Schwert fiel scheppernd auf den Marmorboden, als er sich an die Brust faßte. Dann kippte er um wie ein gefällter Baum und schlug krachend auf den Boden. Ein weiterer Soldat brach zusammen, dann noch einer und noch einer. Einer nach dem anderen sanken sie mit schepperndem Geräusch zu Boden. Jennsen stellte sich vor Sebastian und schlang die Arme schützend um ihn.

Ein gleißend heller Lichtblitz zuckte mit explosionsartigem Krachen durch den Saal. Der knisternde Lichtbogen schlängelte sich durch die Luft, fand trotzdem unfehlbar sein Ziel und mähte in Sekundenschnelle die noch verbliebene Schar der zu den Seiten fliehenden Soldaten nieder. Als Jennsen einen Blick über ihre Schulter warf, sah sie eine Schwester, die quer durch den Saal auf sie zugelaufen kam. Die Schwester streckte ihre Hände vor, um sich mit irgendeiner Art Magie zu schützen, wie Jennsen vermutete, obwohl sie nichts dergleichen erkennen konnte. Als sie ihren Arm ein zweites Mal nach vorne stieß, konnte Jennsen nicht nur sehen, sondern sogar hören, wie um ihre Fingerspitzen ein leuchtendes Feuer entstand.

Nachdem die Soldaten niedergestreckt und, bis auf Sebastian, ausnahmslos tot waren, richtete die alte Hexenmeisterin ihr ganzes Augenmerk auf die sie attackierende Schwester. Die alte Frau wehrte den Angriff mit ihren welken Händen ab, indem sie das surrende Feuer auf die Schwester zurückschleuderte.

»Ihr wißt doch, Schwester, Ihr braucht nur den Treueschwur zu leisten«, meinte die alte Frau mit schnarrender Stimme, »und schon seid Ihr vom Traumwandler befreit.«

Jennsen verstand kein Wort, die Schwester dagegen wußte offenbar nur zu gut, was gemeint war. »Das funktioniert doch nie im Leben! Diese Qualen riskiere ich nicht! Der Schöpfer möge mir vergeben, aber es wäre für uns alle leichter, wenn ich Euch töten würde.«

»Wenn das Euer Entschluß ist«, schnarrte die alte Frau, »dann soll es so sein.«

Die jüngere Frau machte Anstalten, abermals ihre Magie von sich zu schleudern, brach aber statt dessen mit einem plötzlichen Aufschrei zusammen.

Das Messer in der Hand, rannte Jennsen auf das mörderische alte Weib zu. Sebastian folgte ihr, war jedoch erst wenige Schritte weit gekommen, als die Frau herumfuhr und ihm, genau in dem Moment, als Jennsen in ihre Blickrichtung trat, ein schimmerndes Licht entgegenschleuderte. Das allein verhinderte, daß der glitzernde Lichtstrahl ihn mit voller Wucht traf. Das Licht streifte seine Hüfte und zerstob zu einem Funkenregen; mit einem Aufschrei brach Sebastian zusammen.

»Nicht! Sebastian!« Jennsen machte Anstalten, zu ihm zu rennen. Sichtlich unter großen Schmerzen, preßte er seine Hände seitlich gegen den Brustkorb. Er war verwundet, lebte aber wenigstens noch.

Jennsen wandte sich wieder herum zu der alten Frau, die regungslos dastand und mit leicht zur Seite geneigtem Kopf lauschte. Ihr Verhalten wirkte leicht verstört und strahlte eine seltsame Art von Unbeholfenheit, beinahe Hilflosigkeit aus.

Die Hexenmeisterin schaute nicht in ihre Richtung, sondern hatte ihr ein Ohr zugewandt. Jetzt, da sie ihr ein wenig näher war, bemerkte Jennsen zum ersten Mal, daß die Frau vollkommen weiße Augen hatte. Jennsen starrte sie an. erst überrascht, schließlich, weil ihr plötzlich ein Licht aufging.

»Adie?«, rief sie tonlos. Sie hatte den Namen nicht laut aussprechen wollen.

Die Frau legte ihren Kopf erschrocken auf die andere Seite und horchte mit ihrem anderen Ohr. »Wer ist da?«, fragte sie herrisch mit ihrer schnarrenden Stimme. »Wer ist da?«

Aus Angst, ihren genauen Standort zu verraten, enthielt sich Jennsen einer Antwort. Stille hatte sich über den riesigen Saal gelegt. Dem verwitterten Gesicht der alten Hexenmeisterin war die Besorgnis deutlich anzusehen, doch als sie ihre Hand hob, nahm ihr Gesicht einen entschlossenen Zug an.

Unschlüssig, wie sie sich verhalten sollte, umklammerte Jennsen das Messer fester. Wenn dies tatsächlich Adie war, die Frau, von der Althea ihr erzählt hatte, dann wäre sie nach Altheas Worten völlig blind für Jennsen. Nicht jedoch für Sebastian. Jennsen schlich einen Schritt näher heran.

Die Alte Frau folgte dem Geräusch mit dein Kopf. »Kind, bist du eine Schwester Richards? Wieso bist du dann bei der Imperialen Ordnung?«

»Vielleicht, weil ich überleben will!«

»Unsinn.« Sie schüttelte in strenger Mißbilligung den Kopf. »Nein, wenn du auf Seiten der Imperialen Ordnung stehst, hast du dich für den Tod entschieden, nicht für das Leben.«

»Ihr seid es doch, die nichts als Mord und Totschlag im Sinn hat!«

»Das ist eine Lüge. Ihr alle seid zu mir gekommen, bewaffnet und in der Absicht, mich zu töten«, widersprach sie. »Ich bin nicht zu euch gekommen.«

»Aber natürlich! Weil Ihr die Welt mit dem Makel Eurer Magie besudeln wollt!«, rief Sebastian aus dem Hintergrund. »Ihr wollt die ganze Welt mit Euren veralteten Mitteln und Methoden unterdrücken und uns alle zu Sklaven machen!«

»Verstehe«, sagte Adie und nickte. »Dann warst du es also, der dieses Kind in die Irre geführt hat.«

»Er hat mir das Leben gerettet! Ohne Sebastian wäre ich ein Nichts, ich wüßte nicht wohin. Ich wäre tot, genau wie meine Mutter!«

»Kind«, erwiderte Adie mit ihrer leisen, schnarrenden Stimme, »auch das ist eine Lüge. Kehre diesen Menschen den Rücken. Komm mit mir.«

»Das würde Euch gefallen, was?«, schrie Jennsen. »Euer Lord Rahl ist schuld daran, daß meine Mutter in meinen Armen starb. Ich kenne die Wahrheit. Die Wahrheit ist, daß Ihr nichts lieber tätet, als Lord Rahl endlich diese überaus geschätzte Beute zu Füßen zu legen.«

Adie schüttelte traurig den Kopf. »Ich weiß nicht welche Lügen man dir in den Kopf gesetzt hat, Kind, ich jedenfalls habe für so etwas keine Zeit. Entweder du kommst mit mir, oder ich kann dir nicht helfen. Ich kann keinen Augenblick länger warten. Mein Zeitvorrat war knapp bemessen, und ich habe ihn bereits gänzlich aufgebraucht.«

Jennsen nutzte die Gelegenheit, während die Frau sprach, um sich ihr mit kleinen, lautlosen Schritten zu nähern. Sie mußte diese Gelegenheit einfach beim Schopf ergreifen und der Bedrohung endlich ein Ende machen. Und sie war absolut sicher die Frau überwältigen zu können; wenn es nur eine Frage von Muskelkraft und des geschickten Umgangs mit dem Messer war, hatte sie den Vorteil eindeutig auf ihrer Seite. Gegen eine Unbesiegbare – eine Säule der Schöpfung – wäre die Magie einer Hexenmeisterin nutzlos.

»Überwältige sie, Jenn! Du kannst es! Räche deine Mutter!«

Noch hatte Jennsen erst ein Viertel der Strecke von Sebastian zu Adie zurückgelegt. Das Messer fest umklammert, wagte sie sich einen weiteren Schritt vor.

»Wenn so deine Entscheidung lautet«, schnarrte Adie, als sie das leise Scharren ihrer Schritte hörte, »dann soll es eben so sein.«

Als die Hexenmeisterin daraufhin die Hand hob und auf Sebastian richtete, erkannte Jennsen voller Entsetzen, was sie damit meinte, Der Preis für ihre Entscheidung war Sebastians Leben.

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