42

Das Geräusch leiser Schritte jenseits der Zellentür weckte Oba aus seinem Nickerchen. Er schlug die Augen auf. ohne sich jedoch zu rühren oder einen Mucks von sich zu geben. Seine Zellengenossen linsten durch das Guckloch in der Tür nach draußen.

Als der Klang der fernen Schritte allmählich näher zu kommen schien, traten sie bis auf einen alle zurück. Der eine harrte an der Tür aus und stand Schmiere. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, packte die Gitterstäbe und preßte sein Gesicht ganz nah daran, um einen besseren Blick in den Gang zu haben. Oba vernahm das weit entfernte metallische Scheppern und hallende Knarren von Zellentüren, die entriegelt und aufgezogen wurden. Eine Weile verharrte der Mann, den Blick nach draußen gerichtet, vollkommen regungslos an der Tür, dann trat er plötzlich zurück.

»Sie sind in unsere Richtung eingebogen – sie kommen hierher«, flüsterte er als Warnung für die anderen.

Die Männer an der gegenüberliegenden Wand drängten sich enger zusammen, begannen untereinander zu tuscheln.

»Was ist, wenn statt dessen eine Mord-Sith aufkreuzt?«, zischte einer von ihnen.

»Das kann uns doch völlig egal sein«, meinte ein anderer. »Ich kenne mich ein bißchen aus mit diesen Weibern. Ihre Magie dient dazu, die mit der Gabe Gesegneten einzufangen. Das schützt sie vor der Magie anderer, aber nicht vor Muskelkraft.«

»Ihre Waffe funktioniert bei uns bestimmt auch«, hielt der Erste dagegen.

»Aber doch nicht, wenn wir sie überwältigen und sie ihr abnehmen«, erfolgte die getuschelte Antwort mit Nachdruck. »Wir sind zu fünft. Wir sind stärker und außerdem in der Überzahl.«

»Aber wenn ...«

»Was, glaubst du wohl, werden sie mit uns machen?«, ereiferte sich ein anderer mit leiser Stimme. »Wenn wir diese Gelegenheit nicht beim Schopf packen, können wir uns hier drinnen praktisch begraben lassen. Ich wüßte nicht welche Chance wir sonst noch hätten. Ich sage, wir tun’s und machen uns aus dem Staub.«

Einer nach dem anderen erklärten sich die Männer nickend einverstanden. Offenbar zufrieden, richteten sie sich auf und begaben sich in die verschiedenen Zellenecken, um sich den Anschein zu geben, als wollten sie nichts miteinander zu schaffen haben. Oba wußte, daß sie etwas im Schilde führten.

Einer von ihnen warf rasch noch einen Blick durch die Öffnung und trat dann sofort wieder von der Tür zurück. Ein anderer ging hinüber zu Oba und tippte ihn mit dem Fuß an.

»Sie sind zurück. Wach auf, hörst du?«

Oba stöhnte und stellte sich schlafend.

Der Mann stieß ihn noch einmal an. »Wir sollten dir doch Bescheid geben, wenn sie wieder da sind. Wach endlich auf.« Er schreckte zurück, als Oba sich rührte und gähnend und räkelnd so tat, als wache er gerade erst auf. Alle Männer – bis auf den einen, der bereits mehr als genug in Obas Augen gesehen hatte – sahen zu ihm herüber, bevor sie sich für einen Platz entschieden, an dem sie Aufstellung nehmen wollten. Beim Warten nahm jeder eine überaus lässige Haltung ein und tat überhaupt alles, um möglichst gleichgültig und desinteressiert zu wirken.

Ein kleines Stück den Gang hinunter unterhielten sich zwei Personen, deren Worte Oba nicht genau verstand; er konnte ihre Stimmen jedoch deutlich genug hören, um zu erkennen, daß ihre kurze Unterhaltung offizieller Natur war. Schließlich verstummten die Schritte unmittelbar vor der Tür. Ein Schlüssel wurde im Schloß gedreht, das Scheppern des zurückschnappenden Riegels hallte durch den Korridor. Die Männer warfen rasch noch einen letzten Blick zur Tür. Draußen hörte man einen Mann ächzen, der offenbar unter großer Anstrengung an etwas zog. Die Tür gab kreischend nach und ließ zusätzliches Licht herein.

Zu Obas Überraschung zeichneten sich die Umrisse einer Frau im Türeingang ab.

Der hochgewachsene Gardist in ihrer Begleitung entzündete seine Lampe draußen im Korridor mit einer Kerze aus einer der Wandhalterungen. Während die Frau unmittelbar hinter der Tür stehen blieb und die Männer beiläufig taxierte, brachte er die Lampe in die Zelle und hängte sie seitlich an der Wand auf. Die Lampe warf grelles Licht auf die Gesichter der Männer und machte die unerbittliche Undurchdringlichkeit der Zellenmauern aus grob behauenem Stein in ihrer ganzen Deutlichkeit sichtbar.

In diesem Moment erkannte Oba, was für ein wahrhaft niederträchtiger und abstoßender Haufen diese Männer waren. Sie musterten die Frau glänzenden Auges mit verschlagen lüsternen Blicken.

Im trüben Schein der Lampe sah Oba, daß sie das seltsamste Kleidungsstück trug, das er je gesehen hatte – einen hautengen, roten Lederanzug. Hoch gewachsen und wohl geformt, trug sie ihr langes, blondes Haar zu einem Zopf geflochten. An einem dünnen Kettchen am Gelenk ihrer auf der Hüfte ruhenden Hand baumelte ein Gegenstand. Obwohl nicht größer als die Männer, schien sie sie allein schon aufgrund ihres imponierenden Auftretens zu überragen, einer strengen Rachegöttin gleich, die herabgestiegen war, um über die Lebenden in ihrer letzten Stunde zu richten.

Aus ihrem finsteren Blick sprach ein Mißfallen, das selbst dem seiner Mutter in nichts nachstand.

Aber noch viel überraschter war Oba, als sie dem Gardisten, der die Tür entriegelt hatte, mit einer beiläufigen Handbewegung zu verstehen gab, er möge sich entfernen. Oba mochte dies überraschen, den Gardisten aber ließ es völlig kalt. Nach einem letzten Blick auf die Männer zog er die schwere Tür hinter sich zu und sperrte ab. Oba konnte das Geräusch seiner Stiefel auf dem Steinfußboden hören, als er sich durch den Gang wieder entfernte.

Die Frau maß die sie umstehenden Männer mit kühl forschenden Augen, jeden einzelnen von ihnen taxierend und ihn als unbedeutend abtuend, bis ihr Blick schließlich auf Oba fiel. Sie musterte ihn sorgfältig mit ihren harten, durchdringenden Augen.

»Gütige Seelen ...«, flüsterte sie leise, als sie den Ausdruck in seinen Augen sah.

Augen.

Oba feixte. Er wußte, in diesem Moment hatte sie erkannt, daß er bezüglich seines Vaters die Wahrheit gesprochen hatte. Sie hatte seinen Augen angesehen, daß er ein Sohn Darken Rahls war.

Augen.

Die plötzliche Erkenntnis rastete in seinen Gedanken ein, ganz so wie ein Messer, das man in seine Scheide schiebt.

Und dann stürzten sich die Männer mit animalischem Gebrüll auf sie. Oba hatte erwartet, daß sie erschrocken aufschreien oder um Hilfe rufen oder doch wenigstens zurückweichen würde. Statt dessen behauptete sie ihre Stellung und wehrte ihren Angriff mit geradezu aufreizender Lässigkeit ab.

Oba sah, wie der stabähnliche rote Gegenstand, den er zuvor in der Nähe ihres Handgelenks hatte baumeln sehen, in ihre Hand schnellte. Als der erste Mann sie erreichte, rammte sie ihm den Stab in die Brust und schleuderte ihn mit einer Drehung ihres Handgelenks zurück. Er landete, einem vom Heuboden geworfenen Strohballen gleich, mit dumpfem Geräusch auf dem Boden.

Die anderen fielen nahezu gleichzeitig in einem wüsten Durcheinander aus wild um sich prügelnden Armen und Fäusten von allen Seiten über sie her. Im selben Augenblick, als die Falle aus muskelbepackten Armen zuschnappte, entzog sie sich ihr mühelos mit einem Ausfallschritt zur Seite. Als die Männer sich daraufhin schwankend herumdrehten, um blitzschnell erneut anzugreifen, spielte sie ihre ganze kaltblütige Eleganz aus und entledigte sich der Männer in Windeseile, überlegen und mit beispielloser Härte. Ohne sich umzudrehen, stieß sie ihren Ellbogen in das Gesicht des am nächsten stehenden Mannes, als dieser sie von hinten festzuhalten versuchte. Oba vernahm das Brechen von Knochen, als sein Körper, eine lange Blutspur auf der Wand hinterlassend, nach hinten geschleudert wurde.

Der dritte Mann, seitlich neben ihr wurde durch eine Berührung ihres merkwürdigen roten Stabes in seinem Vorwärtsdrang gebremst. Er brach, sich den Hals haltend, mit einem erstickten, gurgelnden Wimmern zusammen. Seine Art, sich mit blutigem Schaum vorm Mund am Boden zu krümmen, erinnerte Oba stark an den Todeskampf der Schlange aus dein Sumpf. Einem weiteren Angriff ausweichend, setzte die Frau mit einer Körperdrehung über den am Boden liegenden Mann hinweg und zertrümmerte ihm dabei mit einem wuchtigen Tritt ihres Stiefelabsatzes das Gesicht, um ihm den Rest zu geben.

Noch in der Drehung versetzte sie dem vierten Mann drei schnelle Nackenschläge. Er verdrehte die Augen, dann begann er langsam in einer spiralförmigen Bewegung zu Boden zu sinken. Sie trat ihm die Beine unter dem Körper weg, so daß er mit dem Gesicht nach vorne fiel. Mit einem widerlich schmatzenden Geräusch schlug seine Stirn auf den Steinfußboden.

Es war faszinierend zu beobachten, wie sparsam sie ihren Körper einsetzte, wie fließend sie auswich, um unmittelbar darauf zu einem blitzschnellen und unerbittlichen Gegenangriff überzugehen.

Der letzte Kerl legte sein gesamtes Gewicht in seine Attacke, als er sich auf sie stürzte. Sie fuhr herum und schlug ihm dabei so hart mit dein Handrücken ins Gesicht, daß sein Körper herumgewirbelt und er von den Beinen gerissen wurde. Mit einem derben Rückenstoß ihres seltsamen roten Stabes zwang sie ihn auf die Knie.

Es war Krummzahn. Sein schrilles Kreischen war lauter als jedes Geräusch, das Oba jemals einem Menschen hatte entlocken können. Oba fand, daß sie beim Bereiten von Schmerzen ein erstaunliches Geschick an den Tag legte. Sie bog ihm den Kopf in den Nacken, so daß sie ihn so mühelos beherrschte wie ein kleines Kind.

Dann hob sie den Blick, sah Oba ganz bewußt in die Augen und preßte Krummzahn den Stab gegen die Schädelbasis. Der Gefangene drosch mit den Armen wie von Sinnen um sich, sein Körper wand sich in wilden Zuckungen, als wäre er vom Blitz getroffen. Schließlich erschlaffte er; aus seinen Ohren sickerte Blut. Nachdem sie ihn erledigt hatte, ließ sie ihn nach vorne auf den Steinfußboden kippen. An seiner vollkommen widerstandslosen Art zu fallen erkannte Oba jenseits allen Zweifels, daß er bereits tot war und von dem harten Aufprall auf dem unnachgiebigen Stein nichts mehr spürte.

Gerade mal fünf Herzschläge lang hatte es gedauert, einen für jeden getöteten Mann, dann war alles vorbei. Im Schein der Lampe sah man überall glänzendes Blut. Die fünf Männer lagen in den unmöglichsten Verrenkungen über die gesamte Zelle verstreut, die Frau in rotem Leder dagegen war nicht mal außer Puste.

Sie trat naher. »Tut mir leid, daß ich dich enttäuschen muß, aber so leicht kommst du mir nicht davon.«

Oba feixte. Ganz offensichtlich begehrte sie ihn.

Er streckte eine Hand vor und legte sie ihr auf die linke Brust.

Mit wutverzerrtem Gesicht ließ sie ihren seltsamen roten Stab peitschenschnell am Halsansatz auf seiner Schulter niedergehen.

Oba streckte seine andere Hand vor und begrabschte ihre andere Brust. Beide genüßlich knetend, blickte er sie feixend an.

»Wie ist es möglich, daß du nichts ...« Sie verstummte, während ein Ausdruck tiefer innerer Erkenntnis über ihr Gesicht huschte.

Oba mochte ihre Brüste; es waren die prachtvollsten, die er je in seinen Händen gehabt hatte. Nun, sie war schließlich auch eine sehr ungewöhnliche Frau. Er hatte das sichere Gefühl, daß er von ihr sehr viel Neues lernen würde.

Ihre Faust kam mit tödlicher Schnelligkeit aus dem Nichts. Oba fing sie mit der Hand ab, umschloß ihre geballte Faust fest mit den Fingern und drückte zu, sie dabei so verdrehend, daß ihr Rücken nach hinten gebogen wurde und sie mit den Schultern gegen seinen Körper fiel. Sie versuchte ihm den freien Ellbogen in den Leib zu rammen, aber darauf war er vorbereitet. Er bekam ihren Unterarm zu fassen und bog ihn ihr unter Ausnutzung ihres Schwungs auf den Rücken, bis er ihn mit den Fingern seiner anderen Hand, die bereits ihren ersten Arm festhielt, packen konnte.

Damit hatte er eine Hand frei, um die Vorzüge ihres weiblichen Körpers zu erkunden. Er schob seine freie Hand um ihre Hüfte und ließ sie über das Leder gleiten. Natürlich wußte die Frau, wie man sich mit Hebelkraft aus dem Griff eines Gegners wand, nur waren ihre Kräfte der Aufgabe nicht annähernd gewachsen. Oba ließ seine Hand an der Vorderseite ihrer hautengen Lederhose hinabgleiten und befühlte ihren festen Körper.

Das widerspenstige Weib trat ihm mit der Ferse gegen das Schienbein. Oba schrie auf, sprang einen Schritt zurück und konnte es gerade noch vermeiden, sie loszulassen. Dann aber drehte sie sich, tauchte unter seinem Arm hindurch und wand sich aus seiner Umklammerung. Im nu hatte sie sich befreit.

Statt fortzulaufen benutzte sie ihren Schwung, um ihm einen Schlag seitlich gegen den Hals zu versetzen. Obwohl Oba ihn im allerletzten Augenblick noch ein Stück ablenken konnte, war der Schlag überaus schmerzhaft; schlimmer, er machte ihn wütend. Er war es leid, den Sanftmütigen zu spielen, deshalb packte er ihren Arm, verbog ihn, bis sie schrie, dann fegte er ihr die Beine unter dem Körper weg und warf sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie. Als sie krachend auf dem Boden landeten, riß er sie brutal herum, so daß er auf ihr zu liegen kam und ihr den Atem aus den Lungen preßte. Sie kam nicht einmal mehr dazu, Luft zu holen, als er ihr bereits einen derben Hieb in die Magengrube versetzte. Er konnte ihren Augen ablesen, wie sehr es schmerzte.

Im Bodenkampf war Oba eindeutig im Vorteil, und diesen Vorteil gedachte er auszuspielen. Er ging daran, ihr die Kleider vom Leib zu reißen. Alles andere als gewillt, ihm die Arbeit zu erleichtern, wehrte sie sich nach Leibeskräften, allerdings war ihre Art, sich zu wehren, in Obas Erfahrung beispiellos. Sie kämpfte nicht etwa, um zu fliehen, wie andere Frauen dies taten, nein, sie kämpfte, um ihn zu verletzen.

In diesem Moment wurde Oba endgültig klar, wie sehr sie ihn begehrte.

Er war entschlossen, ihr die Befriedigung zu verschaffen, nach der sie sich so verzweifelt sehnte, ihr zu geben, was ihr noch kein anderer Mann hatte geben können.

Seine kräftigen Finger zerrten am Oberteil ihres Lederanzugs, doch das war mit Hilfe eines breiten Gürtels fest um ihre Taille geschnallt.

Die Rückseite des Anzugs war mit einem Geflecht aus eng sitzenden, gekreuzten Riemen und Schnallen besetzt, das sich als viel zu stabil erwies, um es zu zerreißen. Statt dessen gelang es Oba, den Anzug an der Seite unter den Armen aufzureißen. Der Anblick ihrer nackten Haut ließ ihn vor Erregung alles ringsumher vergessen. Er wehrte ihre Hände, ihre Füße, ja sogar ihren Kopf ab, als sie ihn damit zu stoßen versuchte.

Trotz ihrer schier übermenschlichen Anstrengungen gelang es ihm unter heftigem Ziehen und Reißen, das Hinterteil ihres Anzugs ein Stück weit über die Wölbung ihrer Hüfte zu zerren, was ihr Veranlassung gab, sich nur noch heftiger zu sträuben und alles in ihrer Macht stehende zu versuchen, um ihm auf irgendeine Weise wehzutun. Offenbar verzehrte sie sich so sehr nach ihm, daß sie fast die Kontrolle über sich verlor.

Während er sein ganzes Augenmerk dem Herunterziehen ihrer Hose widmete, schlug sie ihm die Zähne in den Oberarm. Der Schock des überraschenden Schmerzes ließ ihn kurz innehalten. Doch statt seinen Arm zurückzuziehen, rammte er ihn ihr gegen die Zähne, so daß ihr Kopf auf den Stein geschlagen wurde. Der zweite Aufprall auf dem harten Steinboden ließ ihren Kampfeswillen beträchtlich erlahmen, und es gelang ihm, seinen Arm zu befreien.

Oba wollte sie nicht bewußtlos, er wollte sie bei klarem Verstand. Er blickte ihr in die Augen, als er sich auf sie wälzte und ihr sein Knie zwischen die Oberschenkel zwängte, an ihrer Art, die Zähne zusammenzubeißen und seinem Blick mit den Augen zu folgen, sah er zu seiner großen Freude, daß sie sich seiner durchaus bewußt war.

Er ließ seine Zunge seitlich über den Hals bis hinter ihr Ohr wandern, wo die feinen zarten Härchen ganz sacht auf seiner Zunge kribbelten, dann tat er so. als wollte er sie beißen. Ihr Hals schmeckte köstlich. Er wußte, daß sie es genoß, seine Lippen und Zähne auf ihrer Haut zu spüren, trotzdem mußte sie sich weiter wehren, um den Schein zu wahren, damit er sie am Ende nicht für eine Schlampe hielt. Es war alles Teil ihres Spiels. Ihre Art, sich zu wehren, verriet ihm unmißverständlich, wie sehr es sie nach ihm gelüstete. Während er ihren Nacken liebkoste, nestelte er mit seiner Hand an ihrer Hose, um die Gürtelschnalle zu lösen.

»Gib’s zu, das hast du immer schon gewollt«, flüsterte er heiser, nahezu rasend vor Verlangen nach ihr.

»Ja«, hauchte sie atemlos. »Ja, du verstehst das.«

Das war neu. Noch nie zuvor war er mit einer Frau zusammen gewesen, die ein so unverklemmtes Verhältnis zu ihren Bedürfnissen hatte, daß sie sie offen zugegeben hätte – außer vielleicht durch übertriebenes Gestöhne und Geschrei. Oba merkte, daß sie völlig außer sich vor Lust sein mußte, wenn sie alle Masken fallen ließ und sich zu ihren wahren Gefühlen bekannte. Das Verlangen nach ihr trieb ihn fast in den Wahnsinn.

»Bitte«, keuchte sie an seiner Schulter, die er auf ihr Kinn preßte, um ihren Kopf am Boden zu halten, »laß dir doch helfen.«

Das war nun allerdings wirklich neu. »Mir helfen?«

»Aber ja«, flüsterte sie ihm vertraulich ins Ohr, mit Nachdruck in der Stimme. »Laß mich dir helfen, deine Hosen aufzuknöpfen, damit du mich ganz ungehindert dort berühren kannst, wo ich es am dringendsten brauche.«

Oba war nur zu bereit, ihren schamlosen Begierden nachzukommen. Wenn er ihr die werte Aufgabe, ihm die Hosen aufzuknöpfen, überließe, hätte er die Hände ganz für sie frei. Sie war ein prachtvolles Geschöpf – genau die richtige Frau für einen Mann wie ihn, den Beinahe-Prinzen. Offenbar machte das Wissen, daß er ein Angehöriger des Herrscherhauses war. die Frauen wahnsinnig vor hemmungslosem Verlangen.

Ihre schamlose Gier, als sie mit ihren lüsternen Fingern an den Knöpfen seiner Hose nestelte, ließ Oba grinsen. Er verlagerte sein Gewicht, um ihr ein wenig mehr Raum für ihr Tun zu lassen, während er ganz ohne Hast ihre weiblichen Geheimnisse erforschte.

»Bitte«, hauchte sie ihm abermals ins Ohr, als sie seine Hose endlich aufgeknöpft hatte, »darf ich dich dort unten anfassen? Bitte.«

Sie war so wild nach ihm, daß sie jeden Anstand abgelegt hatte. Er mußte sich allerdings eingestehen, daß ihn das nicht im Mindesten abschreckte. Sie sacht in den Hals beißend, bat er sie grunzend, sich nicht abhalten zu lassen.

Oba hob seine Hüfte ein Stück an, damit sie das Objekt ihrer lüsternen Begierde mit der Hand erreichen konnte. Wohlig stöhnend registrierte er, wie sich ihr geschmeidiger Körper streckte, als sie unter ihn langte. Er fühlte, wie sie seine intimsten Körperteile mit ihrer zarten Hand berührte.

Sich ganz seiner ungehemmten Leidenschaft für sie hingebend, biß Oba sie abermals in ihren prachtvollen Hals. Vor Lust stöhnend ergriff sie mit ungeduldiger Hand sein bestes Stück, drehte aber plötzlich ihre Hand mit solch unvermittelter Heftigkeit, daß Oba hochfuhr. Der blitzartig durch seinen Unterleib schießende Schmerz war so enorm, daß es ihm den Atem verschlug. Wahrend der Schock ihn vorübergehend bewegungsunfähig machte, langte sie noch einmal hin und packte ihn mit noch unerbittlicherem Griff. Seine Augen traten aus den Höhlen, als sein Körper sich in einer gewaltigen Zuckung zusammenzog und in gekrümmter Haltung bewegungslos über ihr verharrte, wahrend der Krampf seine gesamte Muskulatur im Zustand unnachgiebiger Starre verhärtete.

Alles verschmolz zu einem einzigen anhaltenden, glühend heißen, peinigenden Schmerz. Es wollte überhaupt kein Ende nehmen. Sein Mund formte sich zu einem Schrei, doch es kam kein Laut heraus. Eine Ewigkeit schien es zu dauern, bis sein Sehvermögen langsam und verschwommen zurückkehrte, und parallel dazu ein unerklärliches Durcheinander von Geräuschen, das seine klingenden Ohren füllte.

Plötzlich fing der Raum an, sich wie wild zu drehen. Erst als er über den Steinfußboden rollte, begriff Oba, daß er einen Tritt in die Seite abbekommen hatte, hart genug, um ihm den letzten Rest seines Atems zu rauben. Das Ganze war ihm völlig rätselhaft. Er prallte gegen die Wand und blieb entkräftet liegen. Erst nach mehreren anstrengenden Versuchen gelang es ihm, wieder Luft zu holen. Der stechende Schmerz in seiner Flanke fühlte sich an, als hätte ihn ein Pferd getreten, trotzdem war er ein Nichts, verglichen mit dem sengenden Inferno in seinen Lenden.

Dann sah Oba den Gardisten; er war es gewesen, der ihn in die Seite getreten hatte, nicht sie. Sie lag noch immer ausgestreckt auf dem Boden, ihr entzückendes Fleisch in aufreizender Weise entblößt.

Der Gardist hielt ein Schwert in der Hand. Er kniete neben der Frau nieder und untersuchte sie mit einigen flüchtigen Blicken.

»Herrin Nyda! Herrin Nyda, seid Ihr wohlauf?«

Sie stöhnte und erhob sich zögernd, unsicher bis auf ihre Hände und Knie, während der Soldat, kauernd und die Füße leicht gespreizt, Oba keinen Moment aus den Augen ließ. Er sah aus, als hätte er Angst, ihr aufzuhelfen oder sie auch nur anzusehen, vor Oba dagegen schien er sich nicht zu fürchten. Oba ließ sich nach hinten gegen die Wand sinken und versuchte seine fünf Sinne zusammenzunehmen, während er die beiden beobachtete.

Sie unternahm keinen Versuch, ihre Hüfte oder ihre entblößten Brüste zu bedecken. Oba wußte, daß sie noch immer zu allem bereit war, aber natürlich durfte sie ihre Gefühle in Anwesenheit des Gardisten nicht offen zeigen. Sie mußte vor Verlangen nach ihm völlig den Verstand verloren haben, daß sie ihn durch ihr Verhalten derart aufgestachelt hatte.

Oba stützte sich ein wenig hoch und kam allmählich wieder zu Atem, während das Gefühl in seine kribbelnden Glieder zurückkehrte. Er schaute zu, wie sich die Frau – Herrin Nyda, hatte der Gardist sie genannt – unsicher erhob.

Oba blieb regungslos liegen und lauschte auf die flüsternde Stimme, während er zusah, wie ihr der Schweiß in Strömen über den Körper rann. Sie war göttlich. Von Frauen wie dieser konnte er noch sehr viel lernen, ihn erwarteten schier unermeßliche Freuden.

Noch immer nicht wieder ganz bei Kräften, stand Oba auf, lehnte sich gegen die Wand und schaute zu, wie sie sich aufreizend langsam mit dem Handrücken das Blut vom Mund abwischte. Mit der anderen Hand zupfte sie ungeschickt an ihrem Lederanzug herum und versuchte ihre Blöße zu bedecken. Ihre stürmische Begegnung mit den sinnlichen Begierden hatte sie sichtlich benommen gemacht, weswegen sie außer Stande war, mit ihren zitternden Händen kontrollierte Bewegungen auszuführen. Sie hatte Mühe, das Gleichgewicht zu wahren, und taumelte ein paar Schritte zur Seite; offenbar konnte sie sich nur mit großer Anstrengung auf den Beinen halten. Oba war überrascht, daß sie sich bei ihrem kurzen, aber heftigen Liebesspiel nichts gebrochen hatte. Nun, auch dafür war später noch Zeit.

Aus ihren Liebesbissen am Hals tropfte Blut. Ihm fiel auf, daß ihr blondes Haar an der Stelle, wo er sie mit dem Kopf auf den Steinfußboden gehämmert hatte, völlig mit Blut verklebt war. Oba ermahnte sich, seine Körperkräfte behutsamer zu dosieren, um das Liebesspiel nicht, wie bereits mehrfach geschehen, vorzeitig zu beenden. Er mußte behutsam sein; Frauen waren so empfindlich.

Immer noch keuchend um Atem bemüht und immer noch behindert von dem pochenden Schmerz zwischen seinen Beinen, maß er den Gardisten mit forschendem Blick. Der Mann mußte über ein bemerkenswertes Selbstbewußtsein verfügen, daß er es wagte, in Gegenwart eines Rahl so dreist herumzustehen.

Ihre Blicke begegneten sich. Der Mann kam einen Schritt auf ihn zu.

Die Stimme schlug ebenfalls die Augen auf, um ihn zu betrachten.

Der Mann blieb wie angewurzelt stehen.

Oba feixte.

»Herrin Nyda«. sagte der Gardist leise, ohne seinen starren Blick von Oba zu lösen, »ich denke, Ihr solltet diesen Raum auf der Stelle verlassen.«

Sie sah ihn fragend an, während sie versuchte, ihren Lederanzug über ihre wohl geformten Hüften zu ziehen. Sie hatte noch immer Mühe, das Gleichgewicht zu wahren, und das Gezerre an ihrem Anzug war dabei alles andere als hilfreich.

»Wir wollen aber nicht, daß sie geht«, meinte Oba.

Der Gardist starrte ihn nur aus großen Augen an.

»Wir wollen nicht, daß sie geht«, wiederholte Oba im Einklang mit der Stimme. »Wir können uns doch auch beide mit ihr vergnügen.«

»Wir wollen nicht, daß sie geht...«, wiederholte der Gardist.

Nyda hielt in ihren Bemühungen, sich zu bedecken, inne und ließ ihren Blick von dem Gardisten zu Oba wandern.

»Bring sie her zu mir«, kommandierte Oba, ganz überrascht, auf welche Einfälle die Stimme kam, und gleichzeitig von der Idee geradezu entzückt. »Bring sie her zu mir, dann werden wir sie beide nehmen.«

Nyda. immer noch unsicher auf den Beinen, folgte Obas Blick zu dem Gardisten. Als sie dessen Gesicht sah, versuchte sie nach ihrem baumelnden Stab zu greifen, doch der Soldat machte ihr einen Strich durch die Rechnung, indem er ihr Handgelenk festhielt. Seinen anderen Arm legte er ihr um die Hüfte. Sie versuchte sich dagegen zu wehren, aber er war groß und kräftig und sie ohnehin schon stark geschwächt.

Grinsend schaute Oba zu, wie der Soldat die sich sträubende Nyda heranschleifte und dabei, wie zuvor er seine Finger über ihre entblößte Haut wandern ließ.

»Sie fühlt sich wunderbar an, findest du nicht auch?«, fragte Oba, an ihn gewandt.

Lächelnd nickte der Gardist, während er die Frau in den hinteren Teil der Zelle zerrte, wo Oba und die Stimme warteten. Als sie nah genug waren, streckte Oba die Hand nach ihr aus.

Sie krallte ihre Hand in die Uniform des Gardisten, um sich festzuhalten, und plötzlich schraubte sich ihr ganzer Körper mit verblüffender Schnelligkeit in die Luft. Einen winzigen Augenblick lang sah Oba den Absatz ihres Stiefels wie aus dem Nichts einem Blitz gleich auf sein Gesicht zufliegen, dann, bevor er reagieren konnte, versank die Welt, begleitet von einem explosionsartigen Schmerz, in absoluter Dunkelheit.

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