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Es gibt in Schendi zahlreiche vorzügliche Sklavenhäuser, insbesondere die des Ushanga, Mkufu, Utajiri, Dhähabu, Fedha, Marashi, Hariri, Kovu und Ngoma. Das Haus des Uchafu zählte allerdings nicht dazu.

Man kann es riskieren, dort ein Topfmädchen und andere unbedeutende Dienstboten zu erstehen. Folglich war es wohl angemessen, daß die blonde Barbarin, ahnungslos und unausgebildet, wie sie war, des Goreanischen kaum mächtig, dorthin verfrachtet wurde. Man konnte kaum damit rechnen, daß sie viel Aufmerksamkeit erwecken würde.

»Kann ich dem Herrn irgendwie behilflich sein?« fragte Uchafu und humpelte herbei auf einen knorrigen Stock gestützt.

»Vielleicht später«, sagte ich. »Ich schaue mich nur mal um.«

»Tu das nach Belieben, Herr!« sagte Uchafu. »Du wirst bald feststellen, daß wir hier die besten Sklaven von ganz Schendi anzubieten haben.« Ihm fehlten mehrere Zähne, außerdem war er auf einem Auge blind. Seine Robe war verdreckt und mit Blut und Speiseresten befleckt. In seinem Gurt steckte ein ungeschütztes langes Messer.

Uchafus Markt lag abseits des Kaufmanns-Piers, nahe der Hafeneinfahrt. Ein Fischkanal genannter Wasserlauf führt hier vorbei; im Süden schließt sich ein großer Markt an, auf dem Flußfische für den Verzehr in Schendi verkauft werden. Die Waren werden mittels kleinerer Flußboote aus den Fischerdörfern des Nyoka herbeigebracht und über den Kanal zum Markt geschafft. In der näheren Umgebung befinden sich außerdem etliche kleinere Läden.

»Kauf mich!« sagte ein Mädchen, an dem ich vorbeikam. Es hatte braune Haut und hübsche Beine.

Meiner Schätzung nach befanden sich hier nur etwa zweihundertundfünfzig Mädchen im Angebot. Uchafu hatte kein volles Lager. Seine Geschäfte erledigte er meistens selbst, wurde aber von vier jüngeren Männern unterstützt, von denen einer sein Bruder war. Obwohl er kein volles Lager hatte, drängte er seine Mädchen zusammen und ließ etliche der palmwedelgedeckten niedrigen Unterkünfte leer, besonders die an der Außenwand.

Die meisten Mädchen waren dunkelhäutig, wie man es in dieser Gegend erwarten mußte; ich sah aber zehn bis fünfzehn weiße Mädchen und zwei, die offensichtlich orientalischer Herkunft oder sonstwie Mischlinge waren.

»Herr!« sagte ein rothaariges Mädchen und hob schüchtern die Hand. Sie wagte es nicht, mich zu berühren.

Ich blickte sie an, und sie wich furchtsam zurück.

Ein Stück weiter ging ich neben einem blonden Mädchen in die Hocke, das dicke Fußgelenke hatte. Sie trug noch den Kragen ihres früheren Besitzers, auf den Uchafu mit grobem Werkzeug sein Zeichen hatte meißeln lassen. Ich mußte lächeln. In diesem Sklavenmarkt wurden sogar Kragen aus zweiter Hand verwendet. Die Kurii waren sehr geschickt. In einem solchen Handelshaus würde niemand ein wertvolles Mädchen vermuten.

»Gefällt sie dir?« fragte Uchafu, der mich eingeholt hatte. Er ließ mich nicht aus den Augen.

»Hast du noch mehr von dieser Sorte?« fragte ich. »Ich meine blonde Sklavinnen.«

»Ja«, entgegnete er, musterte mich jedoch mit einem Blick, der nicht mehr ganz so unbefangen war.

Ich schaute in die Runde. »Du hast hier viele leere Gehege«, stellte ich fest. »Warum bringst du die Mädchen so gedrängt unter? Wäre es nicht besser, sie getrennt vorzustellen? Dann kommen sie doch bestimmt auch besser zur Wirkung.«

»So kann man sie aber besser füttern und säubern«, antwortete er. »Außerdem erwarte ich noch in diesem Monat neue Ware und brauche den Platz dann.«

»Du scheinst gar keine männlichen Sklaven zu haben«, bemerkte ich.

»Die sind in Schendi im Augenblick sehr selten«, sagte er. »Bila Huruma, Ubar des Ushindi-Sees, setzt sie für die Arbeit an seinem großen Kanal ein.«

»Man hat mir erzählt, er will den Ushindi-See mit dem Ngao-See verbinden«, sagte ich.

»Ein verrücktes Projekt«, sagte Uchafu. »Aber was kann man von Barbaren aus dem Landesinnern anderes erwarten?«

»Ein solcher Kanal würde den Ua zum Meer hin öffnen«, sagte ich.

»Wenn alles klappt«, meinte Uchafu. »Aber der Kanal wird nie fertiggestellt. Tausende von Männern haben bereits ihr Leben gelassen. Sie sterben an der Hitze, sie werden von feindlich gesonnenen Eingeborenenstämmen getötet oder von Insekten vernichtet. Tharlarion verschlingen sie. Ein verrücktes, hoffnungsloses Unterfangen, sehr teuer – an Geld wie an sinnlos verschwendeten Menschenleben.«

»Es muß schwer sein, so viele männliche Sklaven zusammenzuholen«, sagte ich.

»Die meisten Arbeiter am Kanal sind keine Sklaven«, antwortete Uchafu. »Bei vielen handelt es sich um Verbrecher oder säumige Schuldner, ganz einfache Männer, zum Dienst gezwungen, die Opfer von Arbeitsauflagen, die den Dörfern aufgezwungen wurden. In diesem Jahr hat Bila Huruma seine Forderungen sogar gegenüber Schendi erhoben. Die Stadt mußte ihm eine bestimmte Anzahl Männer stellen.«

»Man hat sich natürlich geweigert«, sagte ich.

»Wir haben unsere Abwehr gestärkt«, sagte Uchafu, »insbesondere die Palisadenmauern, die Schendi gegen das Landesinnere hin sichern – andererseits dürfen wir uns keinen Selbsttäuschungen hingeben. Jene Mauern wurden errichtet, um Tiere und Räuberbanden abzuhalten – nicht eine Armee aus vielen tausend Männern. Wir sind keine bewehrte Stadt, keine Festung, keine Landmacht. Wir haben nicht einmal eine Marine. Wir sind nichts anderes als ein Handelshafen.«

»Trotzdem habt ihr euch Bila Hurumas Forderungen natürlich widersetzt«, sagte ich.

»Wenn er wollte, könnte er in Schendi einfallen und es niederbrennen.«

»Barbaren aus dem Landesinnern?« fragte ich.

»Bila Huruma gebietet über eine Armee, die gut organisiert, gut ausgebildet und sehr tüchtig ist«, sagte Uchafu. »Er leitet ein Ubarat mit vielen Distrikten und Gouverneuren, mit Gerichtshöfen, Spionen und Boten aller Art.«

»Ich wußte gar nicht, daß es hier im Süden ein Reich von solcher Macht und Ausprägung gibt«, sagte ich.

»Es ist ein großes Ubarat«, erwiderte Uchafu. »Allerdings weiß man nicht viel darüber, weil es eben im Landesinnern liegt.«

Ich schwieg.

»Schendi«, fuhr er fort, »ist wie eine Blume zu Füßen eines Kailiauk.«

»Man hat ihm also Männer geschickt?« fragte ich.

»Ja«, sagte Uchafu.

»Das tut mir leid«, bemerkte ich.

Uchafu zuckte die Achseln. »Belaste dich nicht mit unseren Sorgen!« sagte er. »Du bist nicht aus Schendi.« Er drehte sich um. »Hast du die Rothaarige gesehen?«

»Ja«, sagte ich und sah mich um. »Da drüben aber ist eine Blonde«, bemerkte ich und deutete auf das Mädchen, das eine Augenbinde trug. Sie kniete wie die anderen Mädchen im Schlamm. Sie war so gefesselt, daß sie die Kapuze, die ihr die Sicht versperrte, nicht anfassen konnte.

»Ich will dir die beiden hier zeigen«, sagte Uchafu und führte mich von dem blonden Mädchen fort.

Nachdem ich die blonde Barbarin auf der Pier zurückgelassen hatte, waren wir losgezogen und hatten uns in der Schendi-Höhle eine Unterkunft gesucht, einer Taverne unweit von Pier zehn. Die Zimmer waren klein, doch ausreichend, die Einrichtung bestand aus einer Matratze auf dem Boden, einer Schiffstruhe an der Wand, einem niedrigen Tisch, einer Tharlarionöllampe, einer Schale und einem Wasserkrug. Am Fuß der Matratze war ein Sklavenring in den Boden eingelassen. Ich machte Sasi daran fest, verließ das Zimmer, verschloß die Tür, verstaute den Schlüssel in meinem Beutel und kehrte unauffällig in die Nähe von Pier acht zurück, wo die Schendi-Palme entladen wurde. Ich mußte nicht lange warten. Nach kurzer Zeit war Uchafu aufgetaucht und mit Ulafi zusammengetroffen. Die Transaktion dauerte nicht lange – dann gehörte das blonde Mädchen ihm. Shoka löste den Schiffskragen von ihrem Hals, woraufhin Uchafu ihr seinen Kragen und die Gesichtsmaske anlegte und sie anschließend hinter sich her zerrte. Ich war den beiden gefolgt. Es ergab sich, daß Uchafu nicht auf direktem Weg in seinen Markt zurückgekehrt war, aber selbst wenn das Mädchen die Straßen Schendis gekannt hätte, wäre es ihr in ihrer Verwirrung wohl nicht möglich gewesen zu bestimmen, wo sie sich befand.

»Hübsch sind diese beiden«, sagte Uchafu und deutete auf zwei Blondinen. »Es handelt sich um Schwestern aus Asperiche. Du kannst sie zusammen oder getrennt kaufen, wie es dir beliebt.«

Die blonde Barbarin trug noch immer die Kapuze, die Uchafu ihr an Pier acht umgelegt hatte, und wußte bestimmt nicht, wo sie sich befand. Wegen der Preise, um die es hier ging, ahnte Uchafu natürlich, daß ihr eine gewisse Bedeutung zukam. Andererseits nahm ich nicht an, daß er wußte, worum es dabei im einzelnen ging. Auch Ulafi war in dieser Beziehung ahnungslos gewesen, davon war ich überzeugt.

»Was hältst du von den beiden?« fragte Uchafu.

Aber ich hatte kehrtgemacht und schritt bereits wieder auf die blonde Barbarin zu. Uchafu eilte mir nach und faßte mich am Ärmel.

»Nein«, sagte er. »Sie nicht!«

»Warum nicht?« fragte ich und spielte den Verwirrten.

»Sie ist bereits verkauft.«

»Wieviel hast du für sie bekommen?« wollte ich wissen.

»Fünfzehn Kupfer-Tarsk«, antwortete er. Dieser Preis war für ein solches Mädchen und seine Art von Geschäft ein wenig hoch angesetzt. Vermutlich wollte er mich damit abschrecken. »Ich gebe dir sechzehn«, sagte ich.

Uchafu zog ein ärgerliches Gesicht. Ich bezwang mich, um nicht zu lächeln. Ich wußte, er hatte das Mädchen noch nicht verkauft, denn sie befand sich noch an seiner Kette. Er wartete auf seinen Käufer. Außerdem wußte ich von Ulafi, daß er zwei Silber-Tarsk für sie bezahlt hatte. Zweifellos sollte er von dem erwarteten Käufer drei oder vier Silber-Tarsk bekommen. Dann aber lächelte er und zuckte die Achseln. »Ach, wie schade!« sagte er. »Ich hätte sechzehn für sie bekommen können und habe sie für fünfzehn verkauft. Schade! Aber ich kann mein Wort nicht einfach in den Wind schlagen, denn ich habe als Kaufmann einen guten Ruf zu verlieren. So gern ich dir das Mädchen für sechzehn Tarsk lassen würde, muß ich sie doch für fünfzehn an einen Käufer geben, der schon mit mir abgeschlossen hat.«

»Ich hatte nicht angenommen, daß Ehrlichkeit im Geschäftsleben ein solches Hindernis sein kann«, bemerkte ich.

»Ach ja!« klagte er.

»Aber vielleicht ist dir dein guter Ruf ja auch einmal von Vorteil«, sagte ich.

»Das hoffe ich doch«, erwiderte er.

»Du bist einer der ehrlichsten Sklavenhändler, die mir je begegnet sind«, sagte ich. »Ich wünsche dir alles Gute.«

»Ich dir auch.«

Ich verließ seinen Markt. Erst da schien ihm aufzugehen, daß ich ja gar kein Mädchen gekauft hatte.

»Ende der Woche haben wir neue Mädchen!« rief er mir nach. »Dann solltest du doch noch einmal vorbeischauen!«

Ich winkte ihm zu.

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