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»Tarl«, flüsterte Ayari.

»Ja?«

»Wir müssen dieses Dorf verlassen«, sagte er.

Vier Monate waren vergangen, seit wir von der Höhe der gewaltigen Wasserfälle die zahlreichen Schiffe und Kanus Bila Hurumas weit hinter uns entdeckt hatten. Wir wußten gar nicht, ob sie uns noch immer verfolgten oder nicht. Auch hatten sich keine neuen Hinweise auf Shaba gezeigt, der den Fluß vor uns befuhr. Vor einem Monat waren wir dem Lianennetz entkommen und anschließend unseren Verfolgern, wobei uns die Dunkelheit zu Hilfe kam. Nachts war für diese Menschen der Fluß nicht der richtige Ort. Mit knappen Worten ist es leider nicht möglich, die Pracht und Länge des Flusses zu schildern und seine vielen hundert geographischen Besonderheiten, die Vielfalt des pflanzlichen und tierischen Lebens, die hier anzutreffen ist. Der Fluß selbst scheint eine ganz eigene Welt zu sein, gar nicht zu reden von den Wundern, die sich in den angrenzenden Territorien finden. Der Strom war wie eine Straße in das Staunen, ein leuchtender, gefährlicher, verzauberter Weg, der in den Kern reicher, bisher unbekannter Länder führte. In seiner Rauheit, Weite, Ruhe und Erregung war der Strom wie ein Schloß, das wir öffnen wollten, das Schloß zu einer neuen, frischen Welt, grün, geheimnisvoll, grenzenlos. Da ich kein Geograph war, vermochte ich die Reichtümer und Möglichkeiten, die mich umgaben, nicht recht zu beurteilen. Ich hatte an einigen Klippen Spuren von Kupfer und Gold ausgemacht. Im Fluß und in den Wäldern wimmelte es von Leben. Allein die Vorräte an Holz, Heilpflanzen und Fasermaterialien waren unvorstellbar. Der Fluß erschloß eine neue Welt, wunderschön, unerforscht, gefährlich. Es war sicher unmöglich, seine Bedeutung richtig einzuschätzen.

»Was ist los?« fragte ich.

»Ich habe mich bei Dunkelheit im Dorf umgesehen«, flüsterte Ayari.

»Ja und?«

»Dabei habe ich die Abfallgrube gefunden«, sagte er.

»Innerhalb der Mauern?« fragte ich.

»Ja.«

»Das ist seltsam«, stellte ich fest. Normalerweise brachte ein Dorf seine Abfälle außerhalb des Dorfbereichs unter.

»Ich hielt das auch für seltsam«, sagte Ayari, »bis ich mir die Freiheit herausnahm, die Abfälle zu untersuchen.«

»Ja?«

»Es befinden sich menschliche Knochen darunter.«

»Das ist zweifellos der Grund, warum sich die Grube innerhalb der Mauern befindet«, sagte ich.

»Ich nehme es auch an«, stimmte mir Ayari zu. »So können ahnungslose Fremde nicht gewarnt werden, ehe sie das Dorf betreten.«

»Die Leute schienen ganz nett zu sein«, sagte ich. Ich mußte jedoch zugeben, daß sie nicht gerade die attraktivsten Menschen waren, die ich je gesehen hatte. Ihre Zähne waren spitz zugefeilt.

»Ich traue niemandem, ehe ich weiß, was er ißt«, sagte Ayari.

»Wo sind die Männer des Dorfes?« fragte ich.

»Sie schlafen nicht«, sagte Ayari. »Sie haben sich in einer der Hütten versammelt.«

»Ich wecke Janice und Alice«, sagte ich. »Sag du Kisu und Tende Bescheid.«

»Ja«, flüsterte er.

Wenige Ahn später schlichen wir uns mitsamt unserer Habe aus dem Dorf. Als wir die Dorfbewohner zornig losschreien hörten und am Ufer Fackeln ausmachten, waren wir bereits auf dem Fluß in Sicherheit.

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