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»Laßt das Kanu nicht fortschwimmen!« brüllte Kisu durch das Brausen des Wassers.

Nun waren wir schon zwei Wochen lang auf dem Ua unterwegs und hatten einen weiteren Wasserfall erreicht.

Es ist unmöglich, gegen die Strömung anzupaddeln, wenn der steil abfallende Fluß inmitten eines Dschungels aus Felsen verläuft.

Kisu und ich, die blonde Barbarin und Tende wateten neben dem Kanu durch das Wasser und schoben das Fahrzeug vor uns her. Am Ufer, jeder mit einem Seil versehen, das eine zum Bug, das andere zum Heck führend, mühten sich Ayari und Alice. Ayari führte das Bugseil, Alice das Heckseil. So bekamen wir das Boot zwar voran, doch nur unter größten Mühen. Es war ein achtsitziges Kanu der Eingeborenen.

»Rutsch nicht ab, nackte Sklavin!« rief Tende der blonden Barbarin zu.

»Ja, Herrin!« rief die andere und versuchte auf den Beinen zu bleiben.

Wir hatten Tende zum Ersten Mädchen gemacht. Immerhin war sie früher die Herrin der beiden weißen Sklavinnen gewesen.

So würden ihr die beiden automatisch gehorchen. Wenn sie es nicht taten, mußten sie mit Strafen rechnen. Wenn Tende ihrerseits als Erstes Mädchen nicht gut abschnitt, sollte sie von Alice abgelöst werden, darüber hatte ich mich mit Kisu verständigt. Aus Sorge, womöglich einer früheren Sklavin unterstellt zu werden, würde Tende sich besondere Mühe geben.

Tende und Alice hatten es sich angewöhnt, die blonde Barbarin ›nackte Sklavin‹ zu nennen. Sie hatte bei uns keinen anderen Namen. Wir hatten ihr keinen gegeben – und das war ein Zeichen ihres niedrigen Status in unserem Kreis. Sie mußte alle einfachen Arbeiten übernehmen. Oft weinte die blonde Barbarin abends, doch wir kümmerten uns nicht um sie; allenfalls forderten wir sie auf, still zu sein.

»Haltet die Leinen!« rief Kisu.

Ayari und Alice zogen die Taue straff.

»Schiebt!« rief Kisu.

Watend, vom Wasser halb geblendet, schoben wir das Kanu weiter.

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