»Da sind sie! Jetzt haben wir sie!« rief das dunkelhaarige Mädchen mit den hübschen schlanken Beinen.
Ich hastete durch das Unterholz und zerrte das gefesselte Mädchen, das sich kaum auf den Beinen halten konnte, hinter mir her.
Die Talunas, gut vierzig Mädchen, hasteten schreiend hinter uns her und schwenkten ihre Waffen.
Als ich das schrille Überraschungsgeschrei hörte, gefolgt von zornigen und dann angstvollen Ausrufen, drehte ich mich um.
Ich band das blonde Mädchen an einer Palme fest und schlenderte zu den Netzen zurück.
Einige Talunas hatten sich in dem Gewebe verfangen und wurden von den kleinen Männern in Schach gehalten, die die Speere auf sie richteten. Etwa zwanzig kämpften einen sinnlosen Kampf gegen ein langes Lianengeflecht, das sie völlig einhüllte. Bei ihren Bemühungen behinderten sie sich gegenseitig.
Das erste Mädchen, das ich aus dem Netz zog, war das dunkelhaarige Mädchen – und in schneller Folge kamen die anderen, so daß wir schließlich eine Reihe säuberlich gefesselter Gefangener vor uns liegen hatten.
»Laß uns frei!« forderte das dunkelhaarige Mädchen und wand sich in den Fesseln.
»Da hätten wir also die mächtigen Talunas«, sagte ich.
Einige kleine Männer schwenkten ihre Speere und tanzten singend auf und ab.
»In der Palisade der Talunas«, sagte ich, »habe ich eine Gefängnishütte bemerkt. Darin bewegten sich schwere Ketten. Vermutlich befindet sich ein männlicher Gefangener dort. Ich würde ihn erst losbinden, wenn genau bekannt ist, wer er ist. Vielleicht ist er ein Brigant. An eurer Stelle würde ich die Palisadensiedlung anschließend nach weiteren Wertsachen absuchen und dann niederbrennen.«
»Das tun wir!« sagte der Anführer der kleinen Menschen grinsend.
»Jetzt muß ich mich aber darum kümmern, meine Reisebegleiter zu befreien«, sagte ich.
»Ja, wir müssen uns beeilen«, sagte der Anführer. »Es wird nämlich am Fluß einen großen Kampf geben.«
»Einen Kampf?« fragte ich.
»Ja«, sagte er, »eine große Streitmacht kommt den Fluß herauf. Die Flußvölker schließen sich zusammen, um sie aufzuhalten.« Er blickte zu mir auf. »Es wird eine große Schlacht geben – wie nie zuvor am Fluß.«
Ich nickte. Ich hatte mir schon gedacht, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis sich die Anwohner des Flusses zusammentaten, um Bila Hurumas Vormarsch zu beenden. Anscheinend war es jetzt bald soweit.
»Wie viele Männer bekomme ich mit?« fragte ich.
»Zwei oder drei würden ausreichen«, sagte der Anführer der kleinen Menschen, »aber weil wir dich so sehr mögen, werde ich dich mit neun Kämpfern begleiten.«
»Das mag großzügig gedacht sein«, erwiderte ich, »aber wie wollen wir das Lager des Mamba-Volkes mit so wenigen Männern stürmen?«
»Wir werden uns Verbündete suchen«, entgegnete er. »Sie sind bereits ganz in der Nähe.«
»Wie viele werden das wohl sein?« fragte ich.
»So viele, daß ich sie nicht zählen kann«, antwortete er.
»Kannst du mir nicht einen Anhalt geben?« wollte ich wissen. Ich wußte, daß diese Menschen, die keine geschriebenen Traditionen, keine komplexe Anhäufung detaillierter Auflistungen und abstrakter Erfindungen kannten, sich natürlich nicht in mathematischen Begriffen ausdrücken konnten.
»Es werden so viele sein wie die Blätter an den Bäumen, wie die Sandstücke am Ufer«, antwortete er.
»Viele?« fragte ich.
»Ja.«
»Erlaubst du dir einen Scherz mit mir?« fragte ich.
»Nein«, gab er zurück. »Jetzt ist die Zeit der Wanderer.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte ich.
»Komm mit.«