Es begann hell zu werden.
Wir schoben das Schlammfloß vor uns her.
Ab und zu kamen Askaris an uns vorbei, von denen einige verwundet waren. Ein Kanu passierte uns in hundert Metern Entfernung, darin saßen blutende Askaris, die kaum noch die Paddel zu führen vermochten.
Vor gut einer Ahn waren wir an der Stelle vorbeigekommen, an der das Gefängnisfloß geankert hatte, von dem wir geflohen waren.
»Es hat einen Überfall gegeben«, sagte Kisu.
»Es war für die Eingeborenen eine günstige Nacht«, sagte Ayari.
Geduldig schoben wir das Schlammfloß weiter. Vor uns lag die Dämmerung, ein schimmernder grauer Rand. Wie auf der Erde steigt auf Gor die Sonne im Osten auf.
Mühsam schleppte sich ein verwundeter Askari durch das beinahe hüfthohe Wasser. »Geht nicht weiter!« sagte er. »Im Osten wird gekämpft.«
»Dank sei dir für deinen Rat, mein Freund!« rief Ayari. »Fertigmachen zum Umkehren!« wandte er sich an uns. Langsam drehten wir das schwere Floß mit dem hohen Schlammhaufen. Als der Askari etwa fünfundsiebzig Meter entfernt war, drehte er sich einmal um und wanderte weiter. Er merkte bestimmt nicht, daß wir ihm nicht folgten. Wenn es ihm auffiel, so war er nicht in der Verfassung, uns zu verfolgen.
Unter einer dünnen Schlammschicht lagen zwei Schilde und zwei Stoßspeere auf dem Floß, Waffen, die Kisu und ich den beiden Askaris abgenommen hatten, die auf Tendes Plattform gewacht hatten. Ganz offen lagen unsere Schaufeln oben auf der Last.
Immer weiter östlich kamen wir mit unserem Floß.
Ayari blickte zum Himmel empor. »Es muß etwa die achte Ahn sein«, sagte er.
»Wie weit noch bis zum Ngao?« fragte ich Kisu.
»Tage«, antwortete er.
»Es ist hoffnungslos«, meinte Ayari. »Wir sollten ans Ufer fahren.«
»Das erwartet man doch von uns«, sagte ich. »Und dann sind wir in doppelter Gefahr – durch die feindlichen Eingeborenen und durch die Askaris, die unsere Position mit Hilfe der Trommeln verraten.«
»Hört doch!« rief Kisu plötzlich.
»Ich höre es«, sagte ich.
»Was denn?« wollte Ayari wissen.
»Kriegsgeschrei, da vorn rechts. Dort wird gekämpft.« Ich erstieg die Plattform. Kisu folgte mir.
»Was seht ihr?« fragte Ayari.
»Eine bewegte Schlacht«, sagte ich, »ausgetragen im Wasser und mit Kanus – etwa hundert Askaris und vierzig bis fünfzig Eingeborene.«
»Es mag viele solche Scharmützel geben«, sagte Ayari. »Wir sollten einen großen Bogen darum machen.«
»Und ob!« rief ich.
Kisu und ich sprangen ins Wasser zurück und schoben das Floß weiter.
Bis zur Mittagsstunde stießen wir auf zwei ähnliche Kampfstätten. Um die neunte Ahn hatte es heftig geregnet, doch wir hatten unseren Weg zum Westufer des Ngao-Sees weiterverfolgt, der irgendwo vor uns liegen mußte.
»Runter!« rief Ayari.
Wir duckten uns ins Wasser, die Köpfe kaum noch über die Oberfläche erhoben, das Floß als Deckung benutzend. Auf der anderen Seite der Baumstämme glitten zwei Kanus mit Askaris vorbei, die in die Sumpflager des Westens zurückkehrten. Die Soldaten hatten lediglich ein Schlammfloß bemerkt, das sich am Arbeitsgebiet losgerissen hatte und fortgetrieben worden war.
»Die Askaris kehren zurück«, sagte Ayari. »Die Eingeborenen sind zurückgeschlagen worden.«
Kisu hob den Kopfschmuck eines Askari aus dem Wasser und warf ihn zur Seite. »Aber nicht ohne Opfer«, sagte er.
»Wir sind in Sicherheit«, äußerte Ayari.
»Haltet Ausschau nach Tharlarion!« ordnete Kisu an. Er griff unter Wasser und pflückte sich einen dicken schimmernden Blutegel vom Bein. Das Geschöpf war etwa zwei Zoll lang.
»Töte das Ding!« sagte Ayari.
Kisu ließ den Egel ins Wasser fallen. »Ich möchte nicht, daß mein aus dem Tier gedrücktes Blut ins Wasser kommt«, sagte er.
Ayari nickte erschaudernd. Das Blut mochte den Bint anlocken, einen zahnbewehrten, fleischfressenden Sumpfaal, oder die blaue Raub-Grunt, eine kleine Süßwasser-Abart des größeren und mir vertrauten Thassa-Grunt. Der blaue Grunt ist ganz besonders gefährlich während der Tagesstunden vor seiner Paarungsperiode, wenn er sich zu ganzen Schwärmen zusammenfindet. Diese Paarungszeiten fallen mit den Phasen des goreanischen Hauptmondes zusammen, der sich bei Vollmond auf dem Wasser spiegelt und auf irgendeine Weise den Paarungstrieb anregt. Während der Tagesstunden vor dem Vollmond zerreißen die unruhigen Grunt alles Eßbare, das ihnen in den Weg kommt. Während der eigentlichen Paarung jedoch kann man sich ungestört unter den Tieren bewegen. Die Gefahr durch Bint und blauen Grunt, die im Moment keine gefährliche Phase hatten, war nicht so unmittelbar auf diese Tiere zu beziehen, sondern auf die Tatsache, daß sie, angelockt durch vergossenes Blut, ihrerseits die Tharlarion auf den Plan rufen mochten.
Der schmale Speer, etwa sieben Fuß lang, bohrte sich dicht neben meiner Hand in den Schlamm.
»Eingeborene!« rief Ayari.
Wir hörten Geschrei.
Kisu grub im Schlamm herum, suchte mit fliegenden Fingern nach einem der Schilde und Speere.
Ein Mann sprang auf den Schlammhaufen, der das Floß krönte. Ich verschwand unter Wasser.
Vorsichtig schob ich mich durch das Sumpfgras, das unter Wasser wuchs. Ein Speer versuchte mich zu treffen. Es gelang mir, unter das Kanu zu gelangen. Ruckartig stand ich auf, schreiend, die Männer darin ins Wasser kippend. Plötzlich dröhnte das Kriegsgeschrei Ko-ro-bas über den Sumpf. Ein Mann sank mit aufgeschnittener Kehle leblos nieder. Ein anderer versuchte mich mit dem Speer zu treffen, während die übrigen erstaunt zurückwichen. Ich nahm dem Angreifer die Waffe ab, drehte sie um und spießte ihn damit auf dem Sumpfgrund fest. Dann musterte ich die anderen vier Männer, die mich erschrocken anschauten. Zum Angreifen schienen sie keine Lust mehr zu haben. Ich schob den Leichnam des Mannes mit dem Fuß von der Speerspitze und hob die Waffe wieder.
Ich trat zur Seite. Die Männer vor mir rührten sich nicht.
Kisu stand wie ein schwarzhäutiger Gott auf dem Floß, den Schild am Arm, einen blutbeschmierten Stoßspeer in der rechten Hand. Links von ihm lagen zwei Gestalten leblos im Wasser.
Ich schwenkte die Hand. »Fort mit euch!« rief ich. »Fort!«
Ich nehme nicht an, daß sie meine Worte verstanden – sie begriffen aber, was ich wollte. Die vier Männer wichen zurück und ergriffen die Flucht.
Ich richtete das Kanu wieder auf. Kisu verließ das Floß und fischte zwei verschlossene Kalebassen mit Wein, die im Sumpfwasser schwammen. Im Kanu selbst war ein langer zylindrischer Korb angebunden, der Streifen gesalzenen und getrockneten Fischfleisches enthielt.
Ayari watete zum Kanu. »Ob sie fort sind?« fragte er.
»Ja«, antwortete ich.
»Vielleicht kommen noch andere«, sagte er. Er fischte Paddel aus dem Wasser.
»Ich glaube, es ist ein wenig spät für die Eingeborenen«, sagte ich. »Vielleicht kehren sie in einigen Tagen zurück, um die Arbeiter am Kanal anzugreifen. Im Moment brauchen wir uns um sie wohl keine Sorgen zu machen.«
»Bila Huruma wird ihre Dörfer niederbrennen«, sagte Kisu.
»Er muß sich vorsehen«, erwiderte ich. »Er darf es nicht riskieren, die ihm freundschaftlich verbundenen Ufergemeinden zu brüskieren, weder die im Sumpf noch die am Ngao-See.«
»Er wird tun, was er für richtig hält, um sein Ziel zu erreichen«, sagte Kisu.
»Da hast du sicher recht«, räumte ich ein. Und ich zweifelte tatsächlich nicht daran, daß Bila Huruma einen nüchternen, wohlüberlegten Kurs steuern würde, wenn nötig sanft, aber auch hart und rücksichtslos, sollte er sonst nicht ans Ziel kommen können. Mit ihm, dem geborenen Ubar, war nicht leicht umzugehen, man würde ihn auch kaum von einem einmal eingeschlagenen Weg abbringen können.
Ayari legte die Paddel, die er gefunden hatte, ins Kanu. Es waren sechs. Nun besaßen wir insgesamt acht Paddel, denn zwei weitere waren für alle Fälle im Kanu festgebunden.
Ich schob das Kanu neben das Floß. Aus dem Schlammhaufen, der das Floß zierte, ragten drei hohe Grashalme. Kisu bohrte die Hände tief in den Schlamm. Er griff darunter und packte das blonde Haar einer Sklavin, die Schnüre aus durchstoßenen Muscheln um den Hals trug. Er zerrte sie am Haar aus dem Schlamm. Der Grashalm, durch den sie geatmet hatte, fiel ihr aus dem Mund. Sie hatte angstvoll die Augen aufgerissen. Kisu drückte sie mehrmals unter Wasser, um den Schmutz von ihr abzuwaschen. Dann gab er sie an mich weiter.
»Herr«, sagte die blonde Barbarin.
»Sei still, Sklavin!« erwiderte ich.
»Ja, Herr!«
Ich trug sie zum Kanu und hob sie hinein.
Kisu befreite anschließend die zweite blonde Sklavin, die früher einmal Janice Prentiss geheißen hatte, aus dem Schlamm und säuberte sie ebenfalls. Ich brachte sie im Bug des Kanus unter.
»Ungeheuer!« schrie Tende prustend und keuchend, als sie aus dem Wasser gezogen wurde. »Laß mich sofort frei!«
»Ich denke, du sprichst nicht mit gewöhnlichen Menschen«, sagte Kisu. Ayari grinste und übersetzte mir den Dialog. Hätte ich das Ushindi besser beherrscht, wäre ich auf einen Dolmetscher vermutlich nicht angewiesen gewesen, denn es ist mit dem Ukungu-Dialekt eng verwandt. Mein Ushindi aber war schlecht. In den nächsten Tagen sollte ich es lernen, zwischen Ushindi und Ukungu zu unterscheiden. Wortschatz und Grammatik sind sich ziemlich ähnlich, nur legt die Aussprache unterschiedliche Akzente. Ich zweifle nicht, daß die schwarzhäutige Äquatorbevölkerung Gors sich von einer der großen linguistischen Familien der Erde herleitet, vielleicht von der Bantu-Gruppe – Abkommen von Individuen, die womöglich vor vielen hundert Jahren auf den Eroberungsreisen von den Priesterkönigen hierhergebracht wurden. Das eigentliche Goreanisch enthält zahlreiche Hinweise darauf, daß es sich im wesentlichen aus den indoeuropäischen Sprachen ableitet.
Tende unterdrückte einen zornigen Ausruf.
Kisu warf sie in ihrer zerlumpten und beschmutzten Kleidung auf das Floß. Er band ihr die Hände vor dem Körper zusammen, als wäre sie bereits eine Sklavin, und befestigte eine lange Schnur daran. Anschließend warf er sie ins Wasser, so daß sie schließlich einige Fuß hinter dem Boot stand.
»Die beiden Sklavinnen sollen mit rudern«, sagte Kisu.
»Wir müssen uns beeilen«, sagte Ayari und setzte sich vorn ins Boot.
Die beiden Mädchen knieten hinter ihm. Ich nahm hinter der zweiten Sklavin Platz, die früher einmal Janice Prentiss geheißen hatte. Hinter mir hockte Kisu. Wir hatten unsere Waffen ins Boot gelegt, die Schilde und Stoßspeere der Askaris und weitere Speere und einen dritten Schild von den Eingeborenen.
Tende schrie auf, und wir drehten uns um. Wir sahen, wie einer der toten Eingeborenen, von einem Tharlarion gepackt, unter Wasser gezogen wurde. Das Tier war vermutlich von dem Blutgeruch im Sumpf angelockt worden.
Kisu und ich – die Mädchen folgten schnell unserem Beispiel – tauchten die Paddel ins Wasser und setzten das Boot in Bewegung; wieder ging es nach Osten.
Tende, deren Leine Kisu am Heck festgemacht hatte, stolperte hinter uns her. Ich blickte mich um und entdeckte zwei weitere Tharlarion ganz in der Nähe. Vierzig Meter entfernt geriet das Wasser in Bewegung. Wenn der Tharlarion große Beute schlägt, etwa einen Tabuk oder Tarsk oder auch einen Menschen, zerrt er sein Opfer unter Wasser, wo es ertrinkt. Dann zerreißt er es Bissen für Bissen.
»Bitte!« flehte Tende. »Laß mich ins Kanu!«
Aber Kisu reagierte nicht. Er schaute sie nicht einmal an.
»Ich kann in dieser Robe nicht im Wasser gehen!« rief sie weinend. »Bitte, Kisu!«
Er schaute sie nicht an. Wir paddelten weiter.
»Es ist nur eine Frage der Zeit«, sagte ich auf Goreanisch zu Kisu, »bis die Tharlarion alles aufgefressen haben. Dann könnten einige der Spur im Wasser folgen – der Spur von Schweiß und Angst.«
»Natürlich«, sagte Kisu und drehte sich nicht um.
Ich schaute zu Tende zurück, die angstvoll den Blick nach hinten richtete.
Wir paddelten nicht sonderlich schnell. Das Mädchen mußte mithalten können. Und die Tharlarion durften die Spur nicht verlieren.
»Kisu!« rief das Mädchen. »Laß mich ins Kanu!«
»Ich höre nur die Stimme der stolzen freien Frau Tende, der Tochter meines verhaßten Feindes Aibu!« sagte Kisu.
Sie begann zu weinen. Sie versuchte näher an das Kanu heranzukommen, was Kisu jedoch verhinderte, indem er mit kräftigem Paddelschlag die alte Entfernung wiederherstellte.
So paddelten wir eine Viertel-Ahn lang weiter.
»Schau doch!« sagte Ayari und deutete nach hinten.
»Sind sie da?« fragte Kisu.
»Ja«, antwortete Ayari. »Vier Tharlarion.«
Tende blickte zurück.
Zuerst vermochte ich sie nicht auszumachen – dann verriet mir die leichte Bewegung des Wassers ihre Position. Die Körper waren bis auf Augen und Nüstern und einigen Erhebungen am Rücken unter Wasser.
Die Entfernung betrug etwa achtzig Meter. Die Ungeheuer hatten keine Eile, sondern bewegten sich mit der fließend-geschmeidigen Lässigkeit ihrer Rasse, die so überaus gefährlich wirkt.
Wir hielten das Kanu an.
»Nein!« schrie Tende. »Nein, bitte laß mich ins Boot!«
»Noch immer höre ich die Stimme der stolzen freien Frau«, sagte Kisu.
»Nein! Nein!«
»Wessen Stimme höre ich denn dann?« erkundigte sich Kisu.
»Die Stimme einer hilflosen Sklavin«, rief Tende, »die ihren Herrn anfleht, ihr Leben zu verschonen!«
»Du spielst mir etwas vor!«
»Nein, nein!« rief sie. »Ich bin eine echte Sklavin!«
»Bittest du mich darum, dein Herr zu sein?«
»Ja, ja, Herr!« rief sie.
»Vielleicht überlege ich’s mir«, sagte Kisu.
»Bitte, Herr!« rief sie.
Mit kaum wahrzunehmender Schwanzbewegung rückten die vier Tharlarion näher – auf diese Entfernung sahen sie aus wie harmlose schwimmende Baumstämme. Gleich mußte der plötzliche Vorstoß kommen, das Zuschnappen der riesigen Kiefer, der Kampf um die Beute.
Plötzlich griff Kisu zu und zog das Mädchen an den gefesselten Händen aus dem Wasser. Er legte sie quer über die Bordwände.
Gleichzeitig spürten die vier Tharlarion die plötzliche Bewegung ihrer Beute, peitschten das Wasser mit ihren Schwänzen und rasten auf sie zu. Zwei nahmen sich das Heck des Kanus zum Ziel. Ein anderer stieß einen explosiven Schrei aus, halb Grunzen, halb Gebell, das über den Sumpf hallte. Das vierte Ungeheuer riß das gut einen Meter hohe Maul auf und attackierte die Seite des Kanus. Ich schlug es mit dem Paddel zurück.
Unser Kanu begann sich zu neigen, als ein weiterer Tharlarion auf das Heck zu steigen versuchte. Kisu stieß mit einem Paddel danach, aber das Wesen zerbiß das Holz. Die Mädchen, die sich an die Sitzbänke klammerten, schrien auf. Ayari rückte zum Bug des Kanus vor, um ein Gegengewicht zu bilden. Mit einem zersplitterten Kanugriff stieß Kisu nach dem Tharlarion, der vom Heck glitt. Das Kanu prallte mit lautem Knall ins Wasser und wäre beinahe gekentert. Ein anderer Tharlarion stieß mit der Nasenspitze gegen das Kanu. Ich hörte Holz knacken, aber die Bordwand hielt. Der Angreifer drehte sich um und wollte seinen Schwanz zum Einsatz bringen. Ein weiterer Tharlarion glitt unter das Kanu.
»Wir müssen das Kanu in Bewegung bringen!« rief Kisu. »Sie dürfen nicht darunter!«
Ich schlug mit dem Paddel auf das Wasser und drückte dann kräftig zu, als der Tharlarion unter dem schmalen Boot auftauchen wollte. Das Kanu glitt vom Rücken des Angreifers und richtete sich wieder auf. Ayari ergriff ein Paddel und schob das Boot an, wobei ich ihm half.
Die Tharlarion nahmen sofort bellend und mit schnappenden Schnauzen die Verfolgung auf. Kisu wehrte einen der häßlichen Burschen mit seinem defekten Paddel ab.
Im nächsten Augenblick sah ich, wie dem nächsten Ungeheuer eine Handvoll Trockenfisch ins Maul flog. Ayari hatte das Paddel aus der Hand gelegt und in den zylindrischen Korb mit Vorräten gegriffen. Einem anderen Tharlarion schleuderte er eine weitere salzige Ladung entgegen, die in dem zuschnappenden Maul verschwand. Auf ähnliche Weise versorgte er die anderen Tharlarion.
»Gib mir ein neues Paddel!« sagte ich zum ersten Mädchen im Kanu. Sie hockte zitternd und mit gesenktem Kopf unten im Boot.
»Mach schon, Sklavin!« forderte ich.
»Ja, Herr«, flüsterte sie. Sie reichte das Paddel der blonden Barbarin, die es mir weitergab – sie stand sichtlich unter Schockeinwirkung. Sie warf mir einen erschrockenen Blick zu und wandte sich dann ab. Sie wußte sicher, daß sie wieder mir gehörte. Ich nahm ihr das Paddel ab und reichte es Kisu weiter, der gelassen danach griff. Kisu und ich brachten das Kanu wieder auf Ostkurs. Tende lag mit gefesselten Händen zitternd zwischen Kisu und mir unten im Kanu. Ayari schleuderte weitere Fischbrocken ins Wasser, an Stellen, die die Tharlarion nur schwimmend erreichen konnten. Die nachfolgenden Bissen warf er immer weiter fort, im Bogen hinter das Kanu. Dann verstreute er mehrere Fischbrocken gleichzeitig, in weite Spur hinter dem Tharlarion. Kisu und ich paddelten energisch weiter und brachten das Kanu von der Stelle fort. Die Tharlarion ließen sich ablenken und blieben fressend zurück.
Nach einer Viertel-Ahn legte Kisu das Paddel aus der Hand. Er nahm Tende die Fesseln ab.
»Es ist doch recht«, sagte er, »eine natürliche Sklavin zu versklaven, meinst du nicht auch?«
»Ja, Herr«, sagte sie.
Sanft zog er ihr die Sachen aus.
»Du bist hübsch anzuschauen«, sagte er.
»Ich freue mich, wenn der Herr sich freut«, sagte sie.
»Wirklich schade, daß du nur eine Sklavin bist«, meinte er.
Ich streifte der blonden Sklavin die Schnur mit weißen Muscheln über den Kopf und teilte die Schnur. Ein Stück band ich ihr um den Hals und das linke Fußgelenk. Die beiden verbleibenden Stücke gab ich mitsamt den Muscheln Kisu. Er schmückte sein Mädchen damit in entsprechender Weise.
»Du hast mich als Sklavin geschmückt, Herr«, sagte Tende.
»Das gehört sich auch so«, sagte er und schleuderte ihre Kleidung aus dem Boot. Nur ein Seidenstreifen, der aus ihrem Unterzeug gerissen worden war, blieb zurück. Kisu verstaute den Stoff sorgfältig zusammengefaltet in seinem Gürtel.
»Deine Sklavin liegt nackt vor dir, Herr«, sagte Tende.
»Ich habe dich immer begehrt, Tende«, erwiderte er.
Sie hob ihm die Arme entgegen.
»Seit ich ein kleines Mädchen war«, gab sie zurück, »wollte ich deine Sklavin sein. Aber ich hatte nicht geglaubt, daß du jemals so stark sein würdest, mich zu deiner Sklavin zu machen.«
»In Ukungu«, sagte er, »war das nicht möglich.« Er legte ihr die Hände um die Arme und blickte sie an. »Hier jedoch ist es möglich.«
»Hier ist es Wirklichkeit«, sagte sie. Dann zuckte sie zusammen, denn sein Drängen war zu heftig geworden, und sein Griff verstärkte sich.