Draußen auf dem gepflastertem Gartenweg zwischen dem gelben Backsteinhaus und dem Gemüsegarten auf der Terrasse stand Rand und blickte in die Schlucht hinein. Er sah nicht viel außer den Nachmittagsschatten, die langsam die Sohle der Schlucht heraufkrochen. Wenn er nur darauf vertrauen könnte, daß ihn Moiraine nicht wie einen Hund an der Leine der Weißen Burg übergeben werde. Er hegte keine Zweifel daran, daß sie das fertigbringen könnte, ohne auch nur einmal die Macht einzusetzen, wenn er ihr im Kleinsten nachgab. Diese Frau konnte einen Stier durch ein Mauseloch führen, ohne daß er es überhaupt bemerkte. Er könnte sie benutzen. Licht, ich bin schon genauso schlimm wie sie. Die Aiel benutzen. Moiraine benutzen. Wenn ich ihr nur vertrauen könnte!
Er ging weiter in Richtung Schluchtausgang. Wann immer er konnte, wählte er einen Pfad, der abwärts führte. Sie waren alle eng und mit kleinen Steinen gepflastert. An steileren Stücken hatte man Stufen in den Felsen gehauen. Aus mehreren Schmieden erklang Hämmern und warf ein schwaches Echo. Nicht alle Gebäude waren Wohnhäuser. Durch eine geöffnete Tür sah er mehrere Frauen an Webstühlen. In einem anderen Haus arbeitete eine Silberschmiedin mit ihren kleinen Hämmern und Meißeln. Im nächsten saß ein Mann vor einer Töpferscheibe, arbeitete mit beiden Händen am Ton, während hinter ihm der Brennofen glühte. Männer und Jungen, außer den ganz Kleinen natürlich, trugen die Cadin'sor, Wams und Hosen in Grau- und Brauntönen, aber es gab subtile Unterschiede zwischen den Kriegern und den Handwerkern: ein kleineres Messer am Gürtel oder auch gar keines, oder vielleicht eine Schufa ohne den angehängten schwarzen Schleier. Aber als er einen Schmied beobachtete, wie der einen Speer in der Hand hielt, den er gerade mit einer einen Fuß langen Spitze versehen hatte, hegte er keinen Zweifel daran, daß der Mann die Waffe genauso verwenden wie herstellen konnte.
Die Pfade waren nicht gerade voll von Menschen, aber es waren doch eine Menge zu sehen. Kinder rannten lachend und spielend herum. Selbst die kleineren Mädchen taten eher so, als hielten sie einen Speer, als daß sie mit Puppen spielten. Gai'schain trugen hohe Tonkrüge mit Wasser auf dem Kopf oder jäteten Unkraut im Garten, oftmals angeleitet von einem Kind, das nicht älter als zehn oder zwölf war. Männer und Frauen erledigten ihr Tagwerk nicht viel anders, als es in Emondsfeld üblich war, ob sie nun vor der Tür fegten oder eine Mauer reparierten. Die Kinder beachteten ihn kaum, trotz seines roten Wamses und der Stiefel mit den dicken Sohlen, und bei den Gai'schain, die immer vollkommen in ihren Aufgaben aufgingen, war es sowieso schwer zu sagen, ob sie ihn bemerkten oder nicht. Doch die Handwerker und Krieger, Männer oder Frauen, alle Erwachsenen also, blickten ihm nachdenklich nach. Es war etwas wie nervöse Erwartung zu spüren.
Sehr kleine Jungen rannten barfuß in Kleidung herum, die der der Gai'schain ähnelte, doch in den gleichen Farbtönen gehalten war wie die Cadin'sor und nicht in Weiß. Auch die jüngsten Mädchen liefen barfuß umher und trugen kurze Kleidchen, die ihnen oft nicht einmal bis an die Knie reichten. Etwas an den Mädchen fiel ihm auf: Bis zum Alter von vielleicht zwölf Jahren trugen sie ihr Haar zu zwei Zöpfen geflochten, einen auf jeder Seite, die mit bunten Bändern geschmückt waren. Genauso hatte Egwene ihr Haar getragen. Das mußte doch wohl Zufall sein. Wahrscheinlich hatte sie damit aufgehört, weil ihr eine der Aielfrauen erzählte, daß die Kinder hier ihre Haare auf diese Art zu Zöpfen flochten. Dumm, überhaupt an so etwas zu denken. Jetzt hatte er es schließlich mit einer anderen Frau zu tun, die ihm Kopfzerbrechen machte: Aviendha.
Auf dem Boden der Schlucht feilschten bereits die Händler fleißig mit den Aiel, die sich um ihre Planwagen drängten. Zumindest die Fahrer nahmen an der Feilscherei teil und Keille, die diesmal einen blauen Spitzenschal auf ihre Elfenbeinkämme gehängt hatte. Sie handelte besonders hartnäckig und mit lauter Stimme. Kadere saß auf einem umgedrehten Faß im Schatten seines weißen Wohnwagens, hatte ein beigefarbenes Wams an, wischte sich das Gesicht ab und machte keine Anstalten, irgend etwas zu verkaufen. Er sah Rand und wollte schon aufstehen, ließ sich aber wieder zurücksinken. Isendre war nirgends zu sehen, wohl aber — zu Rands Überraschung — Natael. Sein Flickenumhang lockte eine Schar von Kindern an, die ihm hinterherrannten, und auch einige Erwachsene. Offensichtlich hatte ihn die Aussicht auf ein noch größeres und neues Publikum von den Shaido weggelockt. Oder vielleicht wollte ihn Keille auch nicht aus den Augen verlieren. So sehr sie auch mit Feilschen beschäftigt war, fand sie doch immer wieder Zeit, ihm finster hinterherzublicken.
Rand mied die Wagen. Er fragte einige Aiel und erfuhr schließlich, wohin die Jindo gegangen waren, nämlich jeder und jede zu dem Dach seiner oder ihrer Kriegergemeinschaft hier in der Kaltfelsenfestung. Das Dach der Töchter lag auf halber Höhe der immer noch im strahlenden Sonnenschein liegenden Ostwand der Schlucht. Es war ein aus grauem Stein erbautes rechteckiges Gebäude mit Dachgarten, das zweifellos innen wieder sehr viel größer war als von außen. Nicht, daß er die Innenseite zu sehen bekam. Ein Pärchen von Töchtern des Speers hockte mit Speer und Schild bewaffnet neben der Tür und weigerte sich, ihn einzulassen, amüsiert und gleichzeitig schockiert darüber, daß ein Mann hier Einlaß begehrte. Aber eine von ihnen erklärte sich bereit, seine Anfrage drinnen weiterzugeben.
Ein paar Minuten später kamen die Töchter aus den Jindo- und Neun-Täler-Septimen heraus, die im Stein von Tear gewesen waren. Und alle anderen Töchter der NeunTäler-Septime, die sich in der Kaltfelsenfestung aufhielten, kamen ebenfalls heraus, so daß der Pfad zu beiden Seiten dicht besetzt war und einige auf das Dach zu den Gemüsebeeten klettern mußten, um zuzusehen, was sich da Unterhaltsames abspielen werde. Gai'schain, sowohl männlich wie auch weiblich, folgten ihnen und servierten starken, dunklen Tee in kleinen Tassen. Die Regel, daß keine Männer das Dach der Töchter betreten durften, galt offensichtlich nicht für die Gai'schain.
Nachdem er mehrere Schmuckstücke betrachtet hatte, brachte ihm Adelin, die blonde Jindo-Frau mit der dünnen Narbe auf der Wange, ein breites Elfenbeinarmband, das reichlich mit Schnitzereien in Form von Rosen verziert war. Er dachte sich, es passe gut zu Aviendha, denn derjenige, der es geschnitzt hatte, hatte mit Sorgfalt zwischen den Blüten auch Dornen dargestellt.
Adelin war sogar für eine Aielfrau groß. Ihr fehlte höchstens eine Handbreit, um ihm in die Augen sehen zu können. Er sagte ihr natürlich nicht genau, warum er ein Schmuckstück brauchte, nur, daß es ein Geschenk sei als Belohnung für ihre Belehrungen, und nicht, weil er die Frau beruhigen wollte, damit er es in ihrer Nähe überhaupt aushalten konnte. Als sie seine Erklärung hörte, sah sie sich nach den anderen Töchtern des Speers um. Sie alle hatten ihr Grinsen abgelegt und beherrschten ihre Mienen eisern. »Ich werde hierfür nichts von Euch verlangen, Rand al'Thor«, sagte sie und drückte ihm das Armband in die Hand.
»Tue ich etwas Falsches?« fragte er. Wie würde eine Aiel das sehen? »Ich will Aviendha nicht irgendwie entehren.« »Es wird sie nicht entehren.« Sie winkte eine Gai'schain-Frau heran, die Keramiktassen und einen Krug auf einem silbernen Tablett trug. Sie goß zwei Tassen ein und gab ihm eine davon. »Vergeßt die Ehre nicht«, sagte sie und trank aus seiner Tasse.
Aviendha hatte so etwas nie erwähnt. Unsicher nippte er an dem bitteren Tee und wiederholte: »Vergeßt die Ehre nicht.« Es schien am sichersten, das zu wiederholen. Zu seiner Überraschung küßte sie ihn leicht auf beide Wangen.
Eine ältere Tochter des Speers, grauhaarig, doch mit einem immer noch harten Gesicht, erschien vor ihm. »Vergeßt die Ehre nicht«, sagte sie und nippte am Tee.
Er mußte das Ritual mit jeder anwesenden Tochter wiederholen. Schließlich berührte er nur noch mit den Lippen den Rand der Tasse. Die Zeremonien der Aiel mochten ja kurz sein, und sie kamen schnell zur Sache, aber wenn man sie mit mehr als siebzig Frauen wiederholen mußte, hatte man irgendwann doch genug davon. Als er endlich entkam, kletterten die Schatten bereits an der Ostwand der Schlucht empor.
Er fand Aviendha schließlich in der Nähe von Lians Haus, wo sie lebhaft einen blaugestreiften Teppich ausklopfte, der auf einer Leine hing. Neben ihr waren weitere in den verschiedensten Farben aufgestapelt. Sie wischte sich schweißnasse Haarsträhnen von der Stirn und sah ihn ausdruckslos an, als er ihr das Armband überreichte und ihr sagte, es sei ein Geschenk als Dank für ihren Unterricht.
»Ich habe Freundinnen, die den Speer nicht trugen, schon Armreifen und Halsketten geschenkt, Rand al'Thor, aber ich habe noch nie eines getragen.« Ihre Stimme klang vollkommen ausdruckslos. »Solche Dinger klappern, machen Lärm und können einen verraten, wenn man leise sein sollte. Sie bleiben irgendwo hängen, wenn man sich schnell bewegen muß.« »Aber nun könnt Ihr es tragen, da Ihr ja eine Weise Frau werdet.« »Ja.« Sie drehte das Elfenbeinarmband ein paarmal herum, als sei sie nicht sicher, was sie damit anfangen solle, doch plötzlich steckte sie die Hand hindurch und hielt den Arm hoch, um ihn zu betrachten. Sie hätte genausogut eine Handschelle betrachten können.
»Wenn es Euch nicht gefällt... Aviendha, Adelin sagte, es werde Eure Ehre nicht beschneiden. Sie schien es sogar gut zu finden.« Er erwähnte diese Teezeremonie, und sie schloß krampfhaft die Augen und schauderte. »Was ist los?« »Sie glauben, daß Ihr euch bemüht, meine Zuneigung zu gewinnen.« Er konnte kaum glauben, wie ausdruckslos ihre Stimme klingen konnte. In ihren Augen stand keinerlei Gefühl. »Sie haben Euch deshalb anerkannt, als trüge ich noch den Speer.« »Licht! Na ja, es ist recht leicht, das geradezubiegen. Ich...« Er brach ab, als ihre Augen plötzlich zornig blitzten.
»Nein! Ihr habt ihre Zustimmung akzeptiert, und nun wollt Ihr sie zurückweisen? Das würde mich entehren! Glaubt Ihr etwa, Ihr wärt der erste Mann, der mein Interesse erregen will? Jetzt sollen sie eben glauben, was sie wollen. Es bedeutet nichts.« Sie verzog das Gesicht und ergriff mit beiden Händen den Teppichklopfer. »Geht weg!« Nach einem Blick auf das Armband fügte sie hinzu: »Ihr wißt wirklich nichts, oder? Ihr wißt gar nichts. Das ist nicht Euer Fehler.« Sie schien etwas zu wiederholen, was man ihr eingeredet hatte, oder vielleicht versuchte sie auch, es sich selbst einzureden: »Es tut mir leid, wenn ich Euch das Essen verdorben habe, Rand al'Thor. Bitte geht jetzt. Amys sagt, ich müsse all diese Teppiche und Läufer ausklopfen, gleich, wie lange ich brauche. Wenn Ihr weiter hier steht und mit mir redet, brauche ich bis morgen früh.« Sie wandte ihm den Rücken zu und hieb wild auf den gestreiften Teppich ein, so daß ihr Elfenbeinarmband hüpfte.
Er wußte nicht, ob sein Geschenk oder ein Befehl von Amys ihre Entschuldigung hervorgebracht hatte — er vermutete, eher das Letztere —, doch es klang tatsächlich, als habe sie es ehrlich gemeint. Sie war sicher nicht gerade erfreut, das merkte er ihrem harten Stöhnen an, unter dem sie mit voller Kraft den Teppich bearbeitete, aber ihr Blick hatte nicht einmal Haß gezeigt. Erregt, abgestoßen, vielleicht auch wütend, aber es war kein Haß dabei gewesen. Das war besser als nichts. Vielleicht würde sie schließlich noch richtig höflich werden.
Als er in das braun gekachelte Vorzimmer von Lians Haus trat, unterhielten sich die Weisen Frauen gerade lebhaft. Alle vier hatten die Schals lose über die Arme gehängt. Bei seinem Eintreten erstarb das Gespräch. »Ich lasse Euch zu Eurem Schlafzimmer bringen«, sagte Amys. »Die anderen haben ihre bereits bezogen.« »Danke schön.« Er blickte zur Tür zurück und runzelte leicht die Stirn. »Amys, habt Ihr Aviendha gesagt, sie solle sich bei mir wegen des Essens entschuldigen?« »Nein. Hat sie das?« Ihre blauen Augen blickten einen Moment lang nachdenklich drein. Er glaubte zu sehen, daß Bair ein Lächeln gerade noch unterdrückte. »Ich hätte ihr einen solchen Auftrag nie gegeben, Rand al'Thor. Eine erzwungene Entschuldigung ist nichts wert.« »Dem Mädchen wurde nur aufgetragen, die Teppiche auszuklopfen, bis ihre Wut einigermaßen verraucht ist«, sagte Bair. »Alles andere stammt von ihr selbst.« »Und nicht in der Hoffnung, ihrer Arbeit entfliehen zu können«, fügte Seana hinzu. »Sie muß lernen, ihr Temperament im Zaum zu halten. Eine Weise Frau muß ihre Gefühle beherrschen und sich nicht von ihren Gefühlen beherrschen lassen.« Sie blickte mit leichtem Lächeln zu Melaine hinüber. Die Frau mit dem Sonnenhaar preßte die Lippen zusammen und schnaubte.
Sie versuchten, ihn davon zu überzeugen, daß Aviendha von nun an eine wundervolle Begleiterin sein werde. Hielten sie ihn wirklich für so blind? »Ihr müßt wissen, daß mir alles klar ist. In bezug auf sie. Daß Ihr sie als Spionin zu mir geschickt habt.« »Ihr wißt nicht soviel, wie Ihr glaubt«, sagte Amys wie ein Aes Sedai, die verborgene Bedeutungen andeutete, aber nicht aussprach.
Melaine rückte ihren Schal zurecht und musterte ihn nachdenklich von Kopf bis Fuß. Er wußte ein wenig über die Aes Sedai. Wäre sie eine Aes Sedai, würde sie der Grünen Ajah angehören. »Ich gebe zu«, sagte sie, »daß wir zuerst glaubten, Ihr würdet in ihr nur ein hübsches Gesicht sehen, und Ihr seht gut genug aus, daß sie Eure Gesellschaft der unseren vorziehen würde. Wir haben ihre spitze Zunge nicht bedacht. Und auch andere Dinge.« »Warum seid Ihr dann so erpicht darauf, daß sie bei mir bleiben soll?« Er sagte das hitziger als eigentlich beabsichtigt. »Ihr glaubt doch wohl nicht, daß ich ihr jetzt noch irgend etwas anvertrauen werde, von dem ich nicht will, daß Ihr es erfahrt?« »Warum gestattet Ihr dem Mädchen, bei Euch zu bleiben?« fragte Amys gelassen. »Wenn Ihr Euch weigert, sie als Begleiterin zu akzeptieren, wie könnten wir sie Euch dann aufzwingen?« »Wenigstens weiß ich auf diese Art, wer die Spionin ist.« Aviendha immer im Auge zu haben war ja wohl besser, als ständig zu rätseln, welche Aiel ihn beobachteten. Ohne sie würde er vor Mißtrauen wahrscheinlich schon bei jeder Bemerkung Rhuarcs vermuten, er wolle ihn aushorchen. Natürlich konnte er auch so nicht sicher sein. Rhuarc war schließlich mit einer dieser Frauen verheiratet. Mit einemmal war er froh, daß er sich Rhuarc nicht noch mehr anvertraut hatte. Und traurig, überhaupt einen solchen Gedanken nötig zu haben. Wieso hatte er auch geglaubt, die Aiel seien einfacher als die tairenischen Hochlords? »Ich bin es zufrieden, wenn sie dort bleibt, wo sie ist.« »Dann sind wir ja alle zufrieden«, sagte Bair.
Er musterte die Frau mit dem ledernen Gesicht forschend. Es hatte etwas in ihrer Stimme gelegen, als wisse sie mehr als er. »Sie wird nicht herausfinden, was Ihr wissen wollt.« »Was wir wissen wollen?« fuhr ihn Melaine an. Ihr langes Haar flog, als sie den Kopf schüttelte. »Die Prophezeiung sagt, ›ein Rest eines Rests wird gerettet werden‹. Was wir wissen wollen, Rand al'Thor, Car'a'carn, ist, wie wir so viele Menschen wie möglich aus unserem Volk retten können. Gleich, woher Ihr abstammt, gleich, was Euer Gesicht aussagt: Ihr fühlt nichts für uns! Ich werde Euch beibringen, daß Euer Blut von unserem Blut ist, und wenn ich... « »Ich denke«, unterbrach Amys sie verbindlich, »daß er jetzt gern in sein Schlafzimmer möchte. Er sieht müde aus.« Sie klatschte hart in die Hände und eine schlanke Gai'schain-Frau erschien. »Bringt diesen Mann zu dem Zimmer, das für ihn vorbereitet wurde. Bringt ihm auch, was er sonst braucht.« Die Weisen Frauen ließen ihn einfach stehen und gingen zur Tür, wobei Bair und Seana Melaine strafend anblickten, wie die Mitglieder der Versammlung der Frauen, wenn sie jemanden streng zur Ordnung riefen. Melaine ignorierte sie. Als die Tür sich hinter ihnen schloß, knurrte sie so etwas wie: »... diesem närrischen Mädchen Verstand einbleuen.« Welchem Mädchen? Aviendha? Sie tat doch bereits, was sie von ihr wollten. Vielleicht Egwene? Er wußte, daß sie bei den Weisen Frauen irgend etwas lernen sollte. Und was würde Melaine unternehmen, um ihm beizubringen, daß ›sein Blut von ihrem Blut sei‹? Wie konnte sie ihn dazu bringen, daß er sich selbst als Aiel betrachtete? Ihm vielleicht eine Falle stellen? Narr! Sie würde ja nicht von Anfang an zugeben, daß sie ihm eine Falle stellte. Wie konnte sie es denn anstellen? Er war müde. Zu müde, um jetzt noch Fragen zu beantworten, nach zwölfeinhalb heißen, trockenen Tagen im Sattel. Er dachte lieber gar nicht erst daran, wie es wäre, hätte er diese Tage über im gleichen Tempo nebenher laufen müssen. Aviendha mußte stählerne Beine haben. Er wollte lieber ins Bett.
Die Gai'schain war hübsch, trotz einer dünnen Narbe, die sich von einer Stelle über einem hellblauen Auge bis in ihr Haar zog, das so hell war, als sei es aus Silber. Eine weitere Tochter des Speers, wenn auch nicht im Augenblick. »Wenn Ihr mir bitte folgen würdet?« murmelte sie mit gesenktem Blick.
Das Schlafzimmer sah auch nicht so aus wie gewohnt. Es überraschte ihn nicht, daß sein ›Bett‹ nur aus einem dicken Strohsack bestand, der auf mehreren Schichten bunter Läufer lag. Die Gai'schain, die übrigens Chion hieß, wirkte schockiert, als er sie um Wasser zum Waschen bat, aber er hatte genug davon, immer nur im eigenen Schweiß zu baden. Er hätte wetten können, daß Moiraine und Egwene nicht in einem von Dampf erfüllten Zelt hocken mußten, um sich zu säubern. Aber Chion brachte das gewünschte Wasser — heiß und in einer großen, braunen Kanne, wie man sie hier benützte, um den Garten zu gießen. Dazu brachte sie noch eine große, weiße Schüssel zum Waschen. Er scheuchte sie hinaus, als sie ihm anbot, ihn zu waschen. Seltsame Leute allesamt!
Das Zimmer hatte keine Fenster und wurde durch silberne Lampen beleuchtet, die an den Wänden hingen. Allerdings war ihm klar, daß es draußen noch nicht ganz dunkel sein konnte, als er mit Waschen fertig war. Es war ihm gleich. Auf dem Strohsack lagen nur zwei Decken, und keine davon war besonders dick. Zweifellos ein Zeichen dafür, wie abgehärtet die Aiel waren. Da er sich aber an die kalten Nächte in den Zelten erinnerte, zog er sich wieder die Unterwäsche an, bevor er die Lampen ausblies und im Dunkeln unter die Decken kroch.
Er war wohl müde, konnte jedoch nicht gleich einschlafen. So wälzte er sich herum und grübelte. Was hatte Melaine vor? Warum war es den Weisen Frauen gleich, daß er von Aviendhas Rolle als ihrer Spionin wußte? Aviendha. Eine hübsche Frau, wenn sie auch bockte wie ein Maultier, das sich alle Hufe gleichzeitig verletzt hat. Sein Atmen wurde gleichmäßiger und die Gedanken verschwammen. Ein Monat. Zu lang. Keine andere Wahl. Ehre. Isendres Lächeln. Kadere, der alles beobachtete. Falle. Eine Falle stellen. Wessen Falle? Welche Falle? Fallen. Wenn er nur Moiraine vertrauen könnte. Perrin. Zu Hause. Perrin schwamm jetzt wahrscheinlich gerade im...
Mit geschlossenen Augen schwamm Rand durch kühles Wasser. Angenehm kühl. Ihm war, als habe er eigentlich noch nie so deutlich gespürt, wie gut es tat, naß zu sein. Er hob den Kopf, öffnete die Augen und blickte sich um. Am einen Ende des Teichs wuchsen die Weiden und am anderen die große Eiche, die ihre dicken, schattenspendenden Äste über das Wasser streckte. Der Wasserwald. Es war schön, zu Hause zu sein. Er hatte das Gefühl, fort gewesen zu sein, es war aber nicht ganz klar, wo. Es war auch nicht wichtig. Oben in Wachhügel. Ja. Er war noch nie weiter weg gewesen. Kühl und naß. Und allein.
Plötzlich flogen zwei Körper durch die Luft und klatschten mit angezogenen Knien ins Wasser. Der überraschende Guß nahm ihm die Sicht. Er schüttelte das Wasser ab und sah Elayne und Min, die ihn von beiden Seiten her anlächelten. Nur ihre Köpfe waren über der blaßgrünen Wasseroberfläche zu sehen. Zwei kräftige Armzüge würden ihn zu jeder der beiden hinbringen. Und von der anderen weg. Er konnte doch nicht beide lieben. Lieben? Warum kam ihm das in den Sinn?
»Du kannst dich nicht entscheiden, welche du liebst.« Er wirbelte herum, und das Wasser spritzte hoch auf. Aviendha stand am Ufer, in die Cadin'sor gekleidet und nicht in Rock und Bluse. Aber sie funkelte ihn nicht zornig an, sondern blickte lediglich ruhig herüber. »Kommt ins Wasser«, sagte er. »Ich bringe Euch das Schwimmen bei.« Melodiöses Gelächter ließ seinen Kopf zum gegenüberliegenden Ufer herumschnellen. Die Frau, die völlig nackt dort stand, war wohl die schönste, die er je gesehen hatte.
Ihre großen, dunklen Augen ließen seinen Kopf schwimmen. Er glaubte, sie zu kennen.
»Sollte ich dir gestatten, mir untreu zu sein, selbst wenn es nur im Traum ist?« sagte sie. Ohne hinzusehen, war ihm bewußt, daß Elayne, Min und Aviendha nicht mehr da waren. Das wurde immer eigenartiger.
Sie stand einen langen Moment über nachdenklich da und war sich offensichtlich ihrer Nacktheit gar nicht bewußt. Dann erhob sie sich langsam auf die Zehenspitzen, streckte die Arme aus und sprang kopfüber in den Teich. Als ihr Kopf wieder aus dem Wasser auftauchte, war ihr glänzend schwarzes Haar überhaupt nicht naß. Das kam ihm einen Augenblick lang überraschend vor. Dann hatte sie ihn erreicht — war sie eigentlich geschwommen oder einfach plötzlich da? — und umschlang ihn mit Armen und Beinen. Das Wasser war kühl, doch ihre Haut brannte heiß.
»Du kannst mir nicht entkommen«, murmelte sie. Diese dunklen Augen zeigten Tiefen, wie sie der Teich nicht zu bieten hatte. »Ich werde dafür sorgen, daß du dies genießt und niemals vergißt, ob du nun schläfst oder wachst.« Schlafend oder... ? Alles verschob sich und verschwamm vor seinen Augen. Sie umschlang ihn noch fester, und alles wurde wieder klar. So, wie es vorher gewesen war. Schilf stand an einem Ende des Teichs und an der anderen Seite wuchsen Lederblattbäume und Kiefern fast bis hinunter zum Wasser.
»Ich kenne dich«, sagte er bedächtig. Er glaubte das jedenfalls, denn warum sonst sollte er sie das tun lassen? »Aber ich... Das ist alles nicht richtig.« Er versuchte, sich loszureißen, doch sie packte nur noch entschiedener zu.
»Ich sollte dir ein Brandzeichen verpassen.« Ihre Stimme klang wild entschlossen. »Erst diese milchherzige Ilyena, und nun... Wie viele Frauen hast du eigentlich im Kopf?« Plötzlich gruben sich ihre kleinen, weißen Zähne in seinem Nacken. Aufbrüllend stieß er sie weg und klatschte mit der Hand auf seinen Nacken. Sie hatte sehr scharfe Zähne, und er blutete.
»Amüsiert Ihr euch auf diese Weise, während ich mich frage, wo Ihr abgeblieben seid?« sagte die Stimme eines Mannes verächtlich. »Warum sollte ich mich noch an etwas halten, wenn Ihr auf diese Weise unseren Plan gefährdet?« Mit einemmal befand sich die Frau am Ufer, ganz in Weiß gekleidet, einen breiten Gürtel aus gewebtem Silber um die schmale Taille und silberne Sterne und Halbmonde ins Haar gesteckt. Hinter ihr erhob sich das Land zu einem kleinen Hügel, auf dem ein Eschenhain stand. Er erinnerte sich nicht daran, vorher dort Eschen entdeckt zu haben. Sie stand einem — einem verschwommenen Schatten gegenüber, aus dem sich langsam ein dickes, graues, männergroßes Etwas formte. Das war doch alles... irgendwie falsch, es stimmte nicht.
»Risiko«, höhnte sie. »Ihr habt genausoviel Angst vor jedem Risiko wie Moghedien, nicht wahr? Ihr würdet lieber wie eine Spinne herumkrabbeln, um nicht entdeckt zu werden. Wenn ich Euch nicht aus Eurer Höhle gezerrt hätte, würdet Ihr euch immer noch verstecken und darauf warten, ein paar Krümel aufzuschnappen.« »Wenn Ihr eure... Leidenschaft nicht zügelt«, sagte die verschwommene Gestalt mit der Stimme eines Mannes, »warum sollte ich dann überhaupt mit Euch zusammenarbeiten? Wenn ich schon Risiken eingehen muß, dann möchte ich mehr davon haben, als lediglich die Fäden an einer Puppe zu ziehen.« »Was meint Ihr damit?« fragte sie drohend.
Die Gestalt flimmerte. Rand wußte irgendwie, daß sie zögerte und nicht wußte, ob sie zuviel gesagt habe. Und dann war sie plötzlich verschwunden. Die Frau sah ihn an. Immer noch steckte er bis zum Hals im Wasser. Ihr Mund verzog sich verärgert, und sie verschwand.
Er erwachte und fuhr zunächst hoch, doch dann lag er still und blickte in die Dunkelheit. War es ein gewöhnlicher Traum gewesen oder etwas anderes? Er zog eine Hand unter den Decken hervor und fühlte nach seinem Nacken, fühlte die Abdrücke der Zähne und das dünne Blutrinnsal. Welche Art von Traum es auch gewesen sein mochte, jedenfalls war sie dagewesen. Lanfear. Sie hatte er nicht geträumt. Und dann dieser andere: ein Mann. Ein kaltes Lächeln überzog sein Gesicht. Überall Fallen. Fallen für unaufmerksame Füße. Muß jeden Schritt jetzt gut überlegen. So viele Fallen. Jeder legte welche.
Er lachte leise und drehte sich um, damit er wieder schlafen konnte. Doch dann erstarrte er und hielt die Luft an. Er war nicht allein im Zimmer. Lanfear. Verzweifelt griff er nach der Wahren Quelle. Einen Augenblick lang fürchtete er, die Angst selbst könne verhindern, daß er die Macht benütze. Dann schwebte er in der kalten Ruhe des Nichts, und ein tobender Strom der Macht erfüllte ihn. Er sprang auf und schlug zu. Die Lampen flammten auf.
Aviendha saß mit übergeschlagenen Beinen auf dem Fußboden. Ihr Mund stand offen und die grünen Augen quollen beinahe heraus, teils wegen der Lampen, teils wegen der unsichtbaren Fesseln, die sie vollständig bewegungsunfähig machten. Nicht einmal den Kopf konnte sie bewegen. Er hatte erwartet, daß jemand dort stehe, und deshalb ragte das Gewebe ein ganzes Stück über sie hinauf. Sofort löste er die Stränge aus Luft wieder.
Sie rappelte sich hoch und verlor in ihrer Hast beinahe den Schal. »Ich... ich glaube, ich werde mich nie daran gewöhnen... « Sie deutete auf die Lampen. »Daß ein Mann... « »Ihr habt doch schon früher gesehen, wie ich die Macht gebrauchte.« Ärger schwappte über die Oberfläche des Nichts, das ihn umgab. Sich im Dunklen in sein Zimmer zu schleichen. Ihn halb zu Tode erschrecken. Sie hatte Glück gehabt, daß er sie nicht verletzte oder gar unglücklich tötete. »Ihr solltet Euch daran gewöhnen. Ich bin Er, Der Mit Der Morgendämmerung Kommt, ob Euch das nun paßt oder nicht.« »Das ist kein Teil... « »Warum seid Ihr hier?« fragte er kalt.
»Die Weisen Frauen wechseln sich dabei ab, draußen über Euch zu wachen. Sie wollten, daß ich diese Aufgabe von... « Sie sprach nicht weiter, dafür lief aber ihr Gesicht rot an.
»Von wo aus?« Sie sah ihn nur stumm an, aber ihre Gesichtsfarbe wurde immer dunkler. »Aviendha, von w...?« Traumgänger. Warum war ihm das nicht früher eingefallen? »Von innerhalb meiner Träume«, sagte er mit rauher Stimme. »Wie lange schon spionieren sie sogar in meinem Kopf herum?« Sie atmete langgezogen und schwer aus. »Ich sollte das vor Euch geheimhalten. Wenn Bair etwas merkt — Seana sagte, heute nacht sei es zu gefährlich. Ich verstehe das nicht: Ich kann in keinen Traum eindringen, wenn sie mir nicht helfen. Ich weiß nur, daß heute nacht irgend etwas sehr gefährlich ist. Deshalb wechseln sie sich an der Tür dieses Dachs ab. Sie machen sich große Sorgen.« »Ihr habt meine Frage noch nicht beantwortet.« »Ich weiß nicht, warum ich hier bin«, stotterte sie. »Wenn Ihr Schutz braucht... « Sie blickte auf ihr kurzes Messer am Gürtel herunter und berührte den Griff. Der elfenbeinerne Armreif irritierte sie offensichtlich. Sie verschränkte die Arme, und so befand es sich unter ihrer Achsel und außer Sicht. »Ich kann Euch mit einem so kleinen Messer nicht gut beschützen, und Bair sagt, wenn ich noch einmal nach einem Speer greife, ohne angegriffen zu werden, wird sie mir die Haut abziehen und als Wasserschlauch verwenden. Ich weiß auch nicht, weshalb ich überhaupt meinen Schlaf opfern sollte, um Euch zu beschützen. Euretwegen habe ich bis vor beinahe einer Stunde draußen die Teppiche ausgeklopft. Bei Mondschein!« »Das war nicht die Frage. Wie lange...« Er brach plötzlich mitten im Satz ab. Es lag etwas in der Luft, etwas — Falsches. Etwas Böses. Es konnte Einbildung sein, ein Überrest seines Traums. Es konnte sein.
Aviendha schnappte nach Luft, als das Flammenschwert in seiner Hand erschien. Die leicht gekrümmte Klinge war mit dem Bild eines Reihers versehen. Lanfear hatte ihn beschuldigt, er benütze nur den zehnten Teil dessen, wozu er fähig sei, und das meiste davon hatte er auch nur durch Raten und Ausprobieren herausgefunden. Er wußte keineswegs auch nur ein Zehntel dessen, wozu er fähig war. Aber mit dem Schwert konnte er umgehen.
»Bleibt hinter mir.« Er war sich noch bewußt, daß sie ihr Messer aus der Scheide zog, während er bereits auf Strümpfen und dank der Teppiche lautlos aus dem Zimmer schlich. Seltsamerweise war es nicht kühler als zu der Zeit, da er ins Bett gegangen war. Vielleicht hielten diese Steinwände die Wärme fest, denn als er weiter nach draußen ging, wurde es merklich kühler.
Selbst die Gai'schain lagen jetzt wohl auf ihren Strohsäcken und schliefen. In den Fluren und Zimmern war es still und leer. Nur vereinzelt brannten noch Lampen und verbreiteten eine trübe Beleuchtung. Hier ließ man immer einige Lampen brennen, denn selbst zur Mittagszeit wäre es sonst pechschwarz gewesen. Das Gefühl war noch nicht zu ausgeprägt, wollte aber nicht vergehen. Etwas Böses.
Er blieb plötzlich stehen, und zwar unter dem breiten Torbogen, der in den Vorraum führte. An jedem Ende des Raums warf eine silberne Lampe einen blassen Lichtschein in den Raum. In der Mitte des Raums stand ein hochgewachsener Mann über eine Frau gebeugt, die er in den Armen hielt und die von seinem ausgebreiteten schwarzen Umhang fast verdeckt wurde. Ihr Kopf hing nach hinten und ihre weiße Kapuze war heruntergeglitten. Er hatte seinen Mund an ihrem Hals. Chions Augen waren fast geschlossen und sie lächelte verzückt. Verlegenheit glitt über die Oberfläche des Nichts. Doch dann hob der Mann den Kopf.
Schwarze Augen beobachteten Rand, viel zu groß in diesem blassen, hageren Gesicht. Ein Schmollmund mit betont roten Lippen öffnete sich zu einem verzerrten Lächeln und entblößte scharfe Zähne. Chion fiel schlaff zu Boden, als sich der Umhang entfaltete und zu großen Fledermausflügeln wurde. Der Draghkar trat über sie hinweg. Weiße, weiße Hände griffen nach Rand. An den langen, schmalen Fingern waren scharfe Klauen zu sehen. Doch die Gefahr lag nicht in den Klauen und Zähnen. Es war der Kuß des Draghkars, der tötete und noch schlimmeres anrichtete.
Sein sanfter, hypnotisch anmutender Gesang schmiegte sich um das Nichts. Diese dunklen, ledrigen Schwingen breiteten sich noch weiter aus, um ihn zu umschließen, als er vortrat. Einen Augenblick lang blitzte Überraschung in den riesigen, schwarzen Augen auf, doch dann spaltete das aus der Macht erschaffene Schwert den Schädel des Draghkar bis hinunter zur Nasenwurzel.
Eine stählerne Klinge hätte sich verfangen, doch die aus Feuer gewebte Klinge glitt leicht heraus, als die Kreatur zu Boden stürzte. Einen Moment lang untersuchte Rand aus der Sicherheit des Nichts heraus das Ding zu seinen Füßen. Dieses Lied. Wäre er nicht durch die Leere von allem Gefühl abgeschirmt gewesen, hätte er das nicht alles gefühllos und aus der Ferne erlebt, dann hätte dieser Gesang seinen Geist verwirrt. Der Draghkar hatte das auch offensichtlich angenommen, als er sich ihm so bereitwillig genähert hatte.
Aviendha rannte an ihm vorbei und sank neben Chion auf ein Knie nieder. Sie fühlte nach dem Hals der Gai'schain.
»Tot«, sagte sie dann und schloß die Augenlider der Frau mit ihren Daumen. »Vielleicht besser für sie. Die Draghkar essen die Seele, bevor sie das Leben verschlingen. Ein Draghkar! Hier!« Aus ihrer gebückten Haltung funkelte sie ihn an. »Trollocs am Imre- Außenposten, und nun ein Draghkar hier! Ihr bringt schlimme Zeiten über das Dreifache... « Mit einem Schrei warf sie sich flach auf Chion, als er mit seinem Schwert tief nach unten zielte.
Ein Feuerbalken schoß aus seiner Klinge über sie hinweg und traf die Brust des Draghkar, der gerade durch die Eingangstür trat. Das Schattenwesen flammte auf und taumelte schreiend nach hinten über den Gartenweg. Von seinen wild schlagenden Schwingen spritzte Feuer.
»Weckt alle auf«, sagte Rand gelassen. Hatte sich Chion gewehrt? Wie weit hatte ihr Ehrbegriff sie zurückgehalten? Es spielte keine entscheidende Rolle. Draghkar starben schneller als Myrddraal, aber auf ihre eigene Art waren sie noch gefährlicher. »Wenn Ihr wißt, wie man den Alarm auslöst, dann tut es.« »Der Gong neben der Tür... « »Ich mache schon. Sie müssen aufwachen. Vielleicht sind mehr als zwei da.« Sie nickte bestätigend und rannte zurück, wobei sie schrie: »Auf die Speere! Erwacht und auf mit den Speeren!« Rand trat vorsichtig nach draußen, das Schwert kampfbereit in der Hand, und die Macht erfüllte ihn, ließ ihn vor Ekstase zittern. Und machte ihn krank. Er wollte lachen, wollte sich übergeben. Die Nacht war eisig kalt, doch er war sich dessen kaum bewußt.
Der brennende Draghkar lag der Länge nach im Terrassengarten und stank nach versengtem Fleisch. Er glühte nur noch wenig, aber es erhellte die Szenerie über den Mondschein hinaus. Ein bißchen weiter unten am Pfad lag Seana. Ihr langes, graumeliertes Haar war wie ein Fächer ausgebreitet und ihre leeren, toten Augen starrten in den Himmel. Ihr Messer lag neben ihr, aber gegen einen Draghkar hatte sie keine Chance gehabt.
In dem Moment, als Rand den ledergepolsterten Schlegel in die Hand nahm, der neben dem viereckigen Bronzegong hing, brach am Eingang der Schlucht die Hölle los. Menschen schrien, Trollocs heulten, Stahl klirrte auf Stahl, weitere Schreie. Er schlug mit voller Kraft den Gong und volltönend hallte es im Tal wieder. Beinahe augenblicklich antwortete ein weiterer Gong, dann noch mehr, und aus Dutzenden von Mündern erklang der Schrei: »Auf mit den Speeren!« Verwirrte Rufe erklangen auch aus der Gegend der Wohnwagen unten. Lichtvierecke erschienen, Türen an den beiden schachtelförmigen Führungswagen wurden aufgerissen. Die Wagen schimmerten weiß im Mondschein. Irgend jemand schrie dort zornig. Eine Frauenstimme, aber er wußte nicht, wer es war.
In der Luft über ihm rauschten Schwingen. Rand fletschte die Zähne und hob sein Flammenschwert. In ihm brannte die Eine Macht, und Feuer tobte aus der Spitze seiner Klinge. Der herabstoßende Draghkar explodierte zu einem Regen brennender Fetzen, die nach unten in die Dunkelheit fielen.
»Hier«, sagte Rhuarc. Die Augen des Clanhäuptlings blickten hart über seinen schwarzen Schleier hinweg. Er war angekleidet und trug Schild und Speer. Mat stand hinter ihm, ohne Wams und mit bloßem Kopf, das Hemd halb heraushängend. Er blinzelte unsicher und packte seinen Speer mit dem schwarzen Schaft mit beiden Händen.
Rand nahm die Schufa aus Rhuarcs Händen entgegen, ließ sie dann aber fallen. Eine Gestalt glitt auf Fledermausflügeln vor dem Mond vorbei, stieß danach auf die gegenüberliegende Seite der Schlucht hinunter und verschwand in den Schatten. »Sie suchen nach mir. Laßt sie mein Gesicht sehen.« Die Macht durchtobte ihn. Das Schwert in seiner Hand schien wie eine kleine Sonne, die ihn beleuchtete. »Sie können mich nicht finden, wenn sie nicht sehen, wo ich bin.« Er lachte, da Rhuarc den Witz dabei nicht erkennen konnte, und rannte auf den Schlachtenlärm zu.
Mat riß seinen Speer aus der Brust eines Trollocs mit Keilerschnauze heraus und sah sich in der mondbeschienenen Dämmerung am Ausgang der Schlucht nach weiteren Gegnern um. Verdammter Rand! Keine der Gestalten, die sich da bewegten, waren groß genug für Trollocs. Bringt mich immer wieder in solche Situationen! Verwundete in seiner Nähe stöhnten leise. Eine schattenhafte Gestalt, die er für Moiraine hielt, kniete neben einem am Boden liegenden Aiel nieder. Die Feuerkugeln, mit denen sie um sich warf, waren schon beeindruckend, beinahe so wie dieses Schwert Rands, aus dem Feuerstrahlen hervorbrachen. Das Ding leuchtete immer noch, und der Lichtschein ließ Rand deutlich erkennbar werden. Ich hätte im Bett bleiben sollen, jawohl! Es ist verdammt kalt, und das alles hat mit mir doch überhaupt nichts zu tun! Ständig erschienen noch mehr Aiel. Auch Frauen in Röcken kamen nun, um sich um die Verwundeten zu kümmern. Einige von ihnen trugen Speere. Vielleicht kämpften sie normalerweise nicht, aber als die Kämpfe schließlich die Stadt selbst erreicht hatten, konnten sie nicht einfach dastehen und zuschauen.
Eine Tochter des Speers blieb bei ihm stehen und löste ihren Schleier. Er konnte im Schatten ihr Gesicht nicht erkennen. »Ihr tanzt sehr gut mit Eurem Speer, Spieler. Seltsame Zeiten, wo die Trollocs sogar in die Kaltfelsenfestung eindringen.« Sie blickte hinüber zu der schattenhaften Gestalt, die er für Moiraine hielt. »Ohne die Aes Sedai hätten sie vielleicht eindringen können, bevor der Alarm gegeben wurde.« »Dazu waren es nicht genug«, sagte er, ohne nachdenken zu müssen. »Sie sollten nur die Aufmerksamkeit hierher lenken.« Damit diese Draghkar freie Hand hätten, um Rand zu erwischen?
»Ich glaube, Ihr habt recht«, sagte sie bedächtig. »Seid Ihr ein Schlachtenführer unter den Feuchtländern?« Er wünschte, er hätte den Mund gehalten. »Ich habe mal ein Buch darüber gelesen«, murmelte er verlegen und wandte sich ab. Verdammte Erinnerungen irgendwelcher verdammten Männer. Vielleicht waren die Händler jetzt soweit, daß sie endlich abfahren wollten?
Als er bei den Wohnwagen stehenblieb, waren dann aber weder Keille noch Kadere irgendwo zu sehen. Die Fahrer standen alle in einer dichten Gruppe zusammen und gaben mit hektischen Bewegungen kleine Krüge untereinander weiter, aus denen es nach dem guten Branntwein roch, den sie sonst verkauften. Sie schnatterten aufgeregt dabei, als wären die Trollocs tatsächlich auf Riechweite an sie herangekommen. Isendre stand auf der obersten Stufe von Kaderes Wagen und blickte mit gerunzelter Stirn ins Leere. Selbst so war sie noch wunderschön anzusehen hinter ihrem dünnen Schleier. Er war froh, daß wenigstens noch seine Erinnerungen an Frauen von ihm selbst stammten.
»Die Trollocs sind erledigt«, sagte er zu ihr und stützte sich so deutlich sichtbar auf seinen Speer, daß sie es bemerken mußte. Wenn ich schon Kopf und Kragen riskiere, will ich wenigstens auch gebührend bewundert werden. Er mußte sich auch nicht besonders Mühe geben, um müde zu klingen. »Ein harter Kampf, aber jetzt seid Ihr sicher.« Sie blickte mit ausdruckslosem Gesicht auf ihn herunter. Ihre Augen glitzerten im Mondschein wie dunkle, glänzende Gemmen. Wortlos wandte sie sich um und ging hinein. Sie schlug die Tür hart hinter sich zu.
Mat atmete langgezogen und angewidert aus und stolzierte davon. Was mußte man denn noch tun, um eine Frau zu beeindrucken? Er wollte jetzt nur noch ins Bett. Zurück unter die Decken, und sollte Rand doch selbst mit den Trollocs und den verdammten Draghkar fertigwerden. Dem Mann schien das ja sogar Spaß zu machen! Wenn er ständig so lachte... ?
Rand kam jetzt die Schlucht herunter auf ihn zu. Das Glühen des Schwertes begleitete ihn wie Laternenschein. Aviendha erschien. Sie rannte zu Rand hin, den Rock geschürzt bis über die Knie, und schloß sich ihm dann an. Sie ließ den Rock fallen und strich ihn glatt. Den Schal band sie sich wieder um den Kopf. Er schien sie gar nicht zu sehen, und ihr Gesicht war steinern und ausdruckslos. Sie paßten wirklich zueinander.
»Rand!« rief ein heraneilender Schatten mit Moiraines Stimme. Sie klang beinahe so melodiös wie die Keilles, aber es war eine kühlere Art von Musik. Rand wandte sich ihr zu und wartete. Sie verlangsamte den Schritt, bevor sie noch klar zu erkennen war, und trat so würdevoll in den Lichtschein, als befinde sie sich in einem Palast. »Die Lage wird immer gefährlicher, Rand. Der Angriff auf den Imre-Außenposten konnte noch den Aiel gegolten haben, unwahrscheinlich zwar, aber nicht unmöglich, doch die Draghkar heute nacht waren für Euch bestimmt.« »Ich weiß.« Einfach so. Genauso gelassen wie sie und vielleicht noch kühler.
Moiraine preßte die Lippen zusammen, und ihre Hände lagen ganz bewegungslos auf ihrem Rock. Offensichtlich paßte ihr seine Antwort überhaupt nicht. »Weissagungen sind dann am gefährlichsten, wenn man versucht, sie mit voller Absicht zu erfüllen. Habt Ihr das nicht in Tear schon begriffen? Das Muster verwebt sich um Euch, aber wenn Ihr selbst es zu weben versucht, könnt Ihr es nicht halten. Webt das Muster zu straff, dann entsteht Spannung. Dann kann es zerreißen und in alle Richtungen wegschnellen. Und wer weiß schon, wie lange es dauert, bis es sich wieder um Euch legt oder was in der Zwischenzeit geschieht?« »Genauso eindeutig wie die meisten Eurer Erklärungen«, sagte Rand trocken. »Was wollt Ihr, Moiraine? Es ist spät, und ich bin müde.« »Ich möchte, daß Ihr euch mir anvertraut. Glaubt Ihr wirklich, Ihr hättet bereits alles Notwendige gelernt, und das, obwohl Ihr kaum ein Jahr von Eurem Dorf fort seid?« »Nein. Ich habe keineswegs alles gelernt.« Jetzt klang es amüsiert. Manchmal war sich Mat nicht sicher, ob Rand noch so normal sei, wie er aussah. »Ihr wollt, daß ich mich Euch anvertraue, Moiraine? In Ordnung. Eure Drei Eide lassen nicht zu, daß Ihr lügt. Sagt mir ganz klar, daß Ihr nicht versuchen werdet, mich aufzuhalten oder zu behindern, gleich, was ich Euch sage. Sagt mir, daß Ihr nicht versuchen werdet, mich für die Interessen der Weißen Burg einzuspannen. Sagt es geradeheraus und in einfachen Worten, so daß ich weiß, Ihr sprecht die Wahrheit.« »Ich werde nichts tun, um Euch daran zu hindern, Euer Schicksal zu erfüllen. Dem habe ich mein Leben gewidmet. Aber ich verspreche Euch nicht, daß ich zuschauen werde, wie Ihr euren Kopf auf den Richtblock legt.« »Nicht gut genug, Moiraine. Das reicht nicht. Aber selbst wenn ich mich Euch anvertrauen könnte, würde ich es nicht hier tun. Die Nacht hat Ohren.« Überall gingen Leute in der Dunkelheit umher, wenn auch niemand nahe genug war, um zu lauschen. »Selbst die Träume haben Ohren.« Aviendha zog ihren Schal nach vorn, um ihr Gesicht zu verbergen. Offensichtlich spürte selbst ein Aiel die Kälte.
Rhuarc trat in den Lichtschein. Sein schwarzer Schleier hing lose herunter. »Die Trollocs stellten lediglich ein Ablenkungsmanöver dar, damit Euch die Draghkar angreifen konnten, Rand al'Thor. Zu wenige, als daß es ein ernst gemeinter Angriff sein konnte. Aber die Draghkar —der Blattverderber will Euch ans Leben.« »Die Gefahr wächst«, sagte Moiraine leise.
Der Clanhäuptling blickte sie an, bevor er fortfuhr. »Moiraine Sedai hat recht. Da die Draghkar ihre Aufgabe nicht erfüllten, fürchte ich, daß als nächstes die Seelenlosen gesandt werden; was Ihr als Graue Männer bezeichnet. Ich möchte die ganze Zeit über Speere um Euch sehen. Aus irgendeinem Grund haben die Töchter des Speers ihre Bereitschaft erklärt, über Euch zu wachen.« Aviendha litt ganz offensichtlich unter der Kälte. Sie hatte die Schultern eingezogen und die Arme verschränkt, daß ihre Hände in den Achselhöhlen steckten.
»Wenn sie wünschen«, sagte Rand nur. Es klang ein ganz klein wenig nervös, trotz der eisigen Ruhe. Mat konnte ihn verstehen. Er selbst würde sich nicht mehr freiwillig in die Hände der Töchter begeben, und wenn man ihm alle Seide auf den Schiffen des Meervolks dafür böte.
»Sie werden besser aufpassen als jeder andere«, sagte Rhuarc, »da sie um diese Aufgabe gebeten haben. Ich will es allerdings doch nicht ihnen allein überlassen. Ich werde alle zu Eurer Bewachung einsetzen. Ich denke, beim nächstenmal werden es die Seelenlosen sein, aber das heißt nicht, daß es nicht doch jemand anders sein könnte. Zehntausend Trollocs zum Beispiel, statt nur ein paar hundert.« »Was ist mit den Shaido?« Mat wünschte, er hätte den Mund nicht aufgemacht, als ihn nun alle anblickten. Vielleicht hatten sie ihn zuvor noch gar nicht bemerkt gehabt. Nun, jetzt konnte er auch weitersprechen: »Ich weiß, daß Ihr sie nicht leiden könnt, aber falls Ihr glaubt, ein größerer Angriff sei möglich, wäre es dann nicht besser, sie hier drinnen zu haben als draußen?« Rhuarc knurrte. Bei ihm war das so, als ob ein anderer fluche. »Ich würde fast tausend Shaido nicht einmal hier hereinholen, wenn der Grasbrenner selbst käme. Ich könnte es auch gar nicht. Couladin und die Shaido haben bei Anbruch der Dunkelheit ihre Zelte abgebrochen. Wir sind sie los. Ich habe Läufer ausgeschickt, um sicherzugehen, daß sie das Land der Taardad verlassen, ohne ein paar Ziegen oder Schafe mitgehen zu lassen.« Das Schwert verschwand aus Rands Hand. Das plötzliche Fehlen des Lichts erzeugte auch eine Art von Blindheit. Mat schloß die Augen, um ihnen die Gelegenheit zur Anpassung zu geben, aber als er sie wieder öffnete, schien ihm der Mondschein immer noch trüb und dunkel.
»In welche Richtung sind sie gegangen?« fragte Rand.
»Nach Norden«, antwortete Rhuarc. »Zweifellos hat Couladin vor, Sevanna auf dem Weg nach Alcair Dal abzufangen und sie gegen Euch zu beeinflussen. Es könnte ihm gelingen. Der einzige Grund dafür, daß sie ihren Brautkranz Suladric zu Füßen legte und nicht ihm, war, daß sie einen Clanhäuptling heiraten wollte. Aber ich sagte Euch ja bereits, daß Ihr von ihr Schwierigkeiten zu erwarten habt. Sevanna findet es herrlich, anderen Leuten Schwierigkeiten zu bereiten. Na ja, es ist wohl nicht so wichtig. Wenn Euch die Shaido nicht folgen, habt Ihr nicht viel verloren.« »Ich werde nach Alcair Dal gehen«, sagte Rand entschlossen. »Jetzt. Ich werde mich bei jedem Häuptling entschuldigen, der sich entehrt fühlt, weil er zu spät kommt, aber ich werde Couladin nicht früher dort ankommen lassen, wenn es vermeidbar ist. Er wird sich nicht damit zufriedengeben, Sevanna gegen mich einzunehmen, Rhuarc. Ich kann es mir nicht leisten, ihm einen Monat Zeit zu geben, um seine Pläne in die Tat umzusetzen.« Rhuarc überlegte einen Moment lang und sagte dann: »Vielleicht habt Ihr recht. Ihr bringt Veränderungen mit Euch, Rand al'Thor. Also, bei Sonnenaufgang brechen wir auf. Ich werde zehn der Roten Schilde als Ehrenwache für mich auswählen, und Eure wird aus Töchtern des Speers bestehen.« »Ich will aufbrechen, sobald auch nur der erste Lichtschimmer am Himmel zu sehen ist, Rhuarc. Mit jedem, der einen Speer tragen oder einen Bogen spannen kann.« »Die Sitten... « »Es gibt keine Sitten, die auf mich zutreffen, Rhuarc.« Rands Stimme war so eisig, daß der Wein im Becher gefroren wäre, hätten sie welchen gehabt. »Ich muß neue Sitten begründen.« Er lachte rauh. Aviendha wirkte schockiert, und selbst Rhuarc hatte die Augen aufgerissen. Nur Moiraine war unbeeindruckt und sah Rand berechnend an. »Jemand sollte es den Händlern sagen«, fuhr Rand fort. »Sie werden den Jahrmarkt nicht versäumen wollen, aber wenn sie diese Burschen nicht langsam vom Trinken abhalten, werden sie bald zu betrunken sein, um die Zügel zu halten. Wie steht's mit dir, Mat? Kommst du mit?« Er würde ganz bestimmt die Händler nicht entkommen lassen, denn sie bedeuteten schließlich seine Chance, aus der Wüste herauszukommen. »Ach, ich stehe doch hinter dir, Rand.« Was am schlimmsten war: Er hatte ein wirklich gutes Gefühl bei diesen Worten. Verdammter Ta'veren! Zieht mich ständig weiter. Wie hatte sich Perrin davon befreit? Licht, wie gern wäre ich jetzt bei ihm. »Wirklich.« Er schulterte seinen Speer und trottete los, die Schlucht hinauf. Es war immer noch Zeit, ein wenig zu schlafen. Hinter sich konnte er Rand leise lachen hören.