Durchbruch

Plötzlich verbreitete sich Panik unter den Ordensrittern. Ohne dass Mandred erkennen konnte, warum, wichen sie vom Achterkastell auf das Hauptdeck zurück. Selbst der hünenhafte Ritter, der ihm eben noch so arg zugesetzt hatte, griff nicht mehr an, sondern deckte den Rückzug seiner Gefährten.

»Mandriden! Vorwärts!«, brüllte Mandred und trat gegen den Schild des Hünen. Auf der blutverschmierten, steilen Treppe geriet dieser ins Taumeln. Dann stürzte er und riss etliche Krieger mit sich. Mandred sprang hinterher und landete auf dem Schild seines Gegners. Der Durchbruch war geschafft!

Der Jarl setzte den Dorn seiner Axt auf die Kehle des Ordenskriegers. Er konnte das Entsetzen in den Augen des Mannes sehen.

Rings herum war der Kampf fast zum Erliegen gekommen. Kaum einer leistete noch Widerstand. Die meisten duckten sich hinter ihre Schilde.

»Ich bitte nicht um deine Gnade«, stieß der Hüne röchelnd hervor.

»Und ich gewähre keine Gnade!« Mandreds Axt fuhr herab. Doch er schlug mit der Breitseite zu, um den Mann nur zu betäuben. Der Ritter hatte gut gekämpft. Ihn abzustechen wäre ohne Ehre gewesen.

Noch einmal versuchten die zurückweichenden Ritter sich zu einem Schildwall zu formieren. Entschlossen stürmte Mandred vor. Es durfte ihnen nicht gelingen, wieder eine Kampflinie zu bilden. Er schlug Schilde zur Seite, drängte Krieger mit quer stehender Axt zurück, nur um möglichst schnell voranzukommen und einen Keil in die entstehende Front zu treiben. Liodred und die Mandriden würden sich um den Rest kümmern.

Dann war er bei den Leibwachen des Zauberpriesters angekommen. Allein ihr Anblick fachte seinen Zorn neu an. Wie ein wütender Bär warf er sich ihnen entgegen, duckte sich unter ihren Schwertern hinweg und schmetterte einem von ihnen die Axt in die Rippen. Vor Wut spürte Mandred kaum, wie die Klinge seinen Nackenschutz durchdrang. Doch die Kettenringe hatten die Wucht des Treffers abgefangen, sodass er nicht mehr als einen flachen Schnitt davontrug. Er stieß einem Angreifer den Dorn der Axt in die Leiste, befreite die Waffe und parierte einen Rückhandschlag, der auf seine Kehle zielte. Unbarmherzig sang der Elfenstahl sein Lied vom Tod. Die Leibwächter des Priesters kämpften bis zum letzten Mann.

Als Mandred schließlich erschöpft die Axt sinken ließ, stellte er überrascht fest, dass die übrigen Ritter inzwischen die Waffen gestreckt hatten.

Schwer atmend sah der Jarl sich um. Endlich entdeckte er den einen Feind! Der Zauberpriester lag mitten zwischen den Toten. Mandred trat zu ihm. Er war überrascht zu sehen, wie jung der blau gewandete Priester war. Ein Pfeil hatte sein Leben beendet.

Liodred kam an Mandreds Seite. »Sie geben auf!«, erklärte er müde. »Auch auf den unteren Decks wird nicht mehr gekämpft.«

Mandred hörte zwar, was der König sagte, doch er hatte nur Augen für den Priester. Mit einem Ruck zog er ihm den Pfeil aus dem Leib. Er hatte diese silberweißen Federn schon einmal gesehen. Und als er mit dem Daumen das Blut von der Spitze wischte und das glitzernde Eisen sah, da wusste er, wem dieser Pfeil gehörte. Mandred schaute sich um und erblickte am Heck der Elfengaleere Nuramon und Nomja. Sie winkten ihm zu.

Der Jarl schüttelte den Kopf und grinste dann Liodred an. »Dieser verdammte Elf hat mir schon wieder den Arsch gerettet. Und seine bescheuerte Familie glaubt, der taugt nichts.«

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