Das war es, danach hatte Nuramon gesucht! Mit Vergnügen hatte er die Erzählungen Yulivees gelesen, doch erst bei den Fragen der Hüter des Wissens war er auf etwas gestoßen, das ihm einen direkten Weg wies. Yulivee hatte durch das Orakel Dareen jenen Ort sehen dürfen, den sie gesucht hatte. Genau dies mochte auch ihm und seinen Gefährten geschehen, wenn sie den Weg zu Dareen fänden! Sollte das Orakel sie empfangen, dann stünden sie auf Ihrer Suche nach Noroelle kurz vor dem Ziel!
Nuramon stieß einen kleinen Freudenschrei aus. Da hörte er Schritte und dann ein Knarren auf der Leiter, die an der Nische vorbeiführte, in welche er sich mit dem Buch zurückgezogen hatte.
Es war Meister Reilif, der sich näherte. Der Hüter des Wissens stieg von der Leiter zu Nuramon in die Nische. Sein Gesicht wurde halb von einer Kapuze verdeckt, und aus den Ärmeln seines schwarzen Umhangs ragten nur die Fingerspitzen hervor. Der schmalen Gestalt nach mochte er ein Elf sein. Mit kleinen Schritten trat er näher heran.
»Verzeih mir meinen Ausbruch von Freude, Meister Reilif«, sagte Nuramon. »Ich wollte die Ruhe der Bibliothek nicht stören.«
»Es kann für diese Tat nur eine Strafe geben«, entgegnete der Hüter des Wissens mit einer Stimme, die keinerlei Regung verriet. Er setzte sich Nuramon gegenüber, schob die Kapuze ein wenig zurück und offenbarte so seine grauen Augen, die Nuramon zu durchdringen schienen. »Du musst mir erzählen, was dich so bewegt.«
»Das werde ich gern tun. Und vielleicht kannst du mir helfen.« Bereitwillig erzählte Nuramon dem Hüter des Wissens all das, was er von Yulivee gelesen hatte. Er schloss seinen Bericht mit den Worten: »Gefreut habe ich mich aber, weil ich gefunden habe, was ich suchte.«
»Und das wäre?«, fragte Reilif geduldig.
»Ich habe erfahren, dass Yulivee das Orakel Dareen aufgesucht hat. Und nun möchte ich dieses Orakel finden. Denn ich habe viele Fragen … Fragen, auf die ich hier wohl keine Antworten erhalte.«
»Dann hast du erkannt, dass diese Hallen das tote Wissen beherbergen, das erst dadurch wiederbelebt wird, indem es jemand in sich aufnimmt. Hier hast du von Dareen erfahren. Nun musst du deinen Weg zu ihr suchen.«
»Yulivee hat nicht gesagt, wo sich das Orakel befindet.«
»Aber ich kann es dir sagen. Ich bin ein Hüter des Wissens. Und ich habe viele Bücher in dieser Halle gelesen. Auch Yulivees.«
Nuramon fragte sich, wieso Reilif ihm so geduldig gelauscht hatte, wenn ihm die Geschichte von Yulivee doch vertraut war.
»Wir waren alle damals neugierig und wollten wissen, wo sich das Orakel verbarg. Doch Yulivee wollte es uns nicht sagen. Sie machte einige Andeutungen, die uns zu der Vermutung führten, dass es in Angnos sein müsse. Doch wir konnten es nicht mit Bestimmtheit sagen. Jene, die wir aussandten, um es zu finden, kehrten unverrichteter Dinge zurück.«
»Angnos!«, sagte Nuramon leise. Er und seine Gefährten waren bereits in jenem Königreich gewesen, die Suche nach Guillaume hatte sie dorthin geführt. Es war ein raues Land und voller Abenteuer. »Ich danke dir, Meister Reilif.«
Der Hüter des Wissens erhob sich. »Du wirst das Orakel finden. Ich bin mir sicher. Merke dir folgende Worte, Yulivee hat sie einst gesprochen: _Du kamst zu uns. Deine Stimme kam. Du zeigtest uns die Sterne. Sie funkelten. Wir konnten sehen_. Das hat sie gesagt, als wir sie fragten, ob sie uns nicht doch noch irgendetwas über Dareen verraten wolle. Enträtsele ihre Worte, wenn du es vermagst.« Mit diesen Worten verließ Reilif die Nische und kletterte zu seinem Regal hinauf. Nuramon fragte sich, wie alt der Hüter des Wissens sein mochte. Aus seinen Worten konnte Nuramon schließen, dass er Yulivee begegnet war; in den Büchern aber stand, dass die Elfe vor 1832 Jahren in diese Bibliothek gekommen sei.
Nachdenklich strich Nuramon über den ledernen Einband des Buches und stellte es schließlich zurück an seinen Platz. Er warf Reilif einen letzten Blick zu, aber der Meister stand bereits wieder vor seinem Regal und war in ein Buch vertieft. Nuramon stieg die Leiter hinab, dankte dem Gnom und nahm sein Schwert entgegen. Ein letztes Mal betrachtete er die schmale Halle; sie gefiel ihm von all den Räumen in der Bibliothek am besten. Vielleicht würde er eines Tages hierher zurückkehren. Noroelle würde es hier gewiss gefallen.
Nuramon machte sich auf den Weg zu Farodin. Er fand ihn in dessen Studierstube. Der kleine Ele war dabei, etwas auf Dailisch vorzulesen. Mandred saß in der Ecke auf einigen Kissen und lauschte der Erzählung. Es ging um die Aegilischen Inseln und die Elfen, die dort zur See fuhren. Nuramon lehnte sich an die Wand und hörte dem Jungen zu. »_Ein Ende der Belagerung war nicht in Sicht. Es wollte ihnen nicht gelingen, die unsichtbare Mauer zu brechen. Erst als die zwölf Zauberer die Insel auf zwölf Schiffen umstellten, da bekamen die Bewohner Zeolas es mit der Angst zu tun. Denn sie wussten, dass zwölf mächtige Zauberer die Macht ihrer magischen Mauer brechen konnten, selbst wenn die Scherben des Spiegels nicht zusammengetragen wurden. Da erhoben die Zauberer die Hände, sprachen ihre Sprüche, und mit einem mächtigen Donnern zersprang die feindliche Mauer. So musste Zeolas fallen_.« Ele machte eine Pause. »Das ist alles, was hier steht.«
»Vielen Dank, Ele«, sagte Farodin. »Die anderen Aufzeichnungen werden wir später lesen.« Dann wandte er sich an Nuramon. »Wir haben eine Menge gefunden. Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass wir nicht alle Sandkörner benötigen, um Emerelles Zauber zu brechen.«
»Das Schicksal meint es gut mit uns«, setzte Mandred nach, ohne Anstalten zu machen, sich von seinem offenbar bequemen Platz in der Ecke zu erheben.
Nuramon wartete, bis der Junge das Zimmer verlassen hatte. Dann löste er sich von der Wand und trat Farodin entgegen. »Auch ich habe gute Nachrichten, die uns weiterführen könnten.«
Mandred erhob sich. »Erzähl!«, sagte er.
Nuramon berichtete, worauf er in Yulivees Buch gestoßen war. Während er Meister Reilifs Worte wiederholte, merkte er, dass Farodin ihm nur halbherzig lauschte. Vielmehr tauschte er mit Mandred, der unruhig auf und ab ging, eindeutige Blicke. Selbst das Orakel mochte die beiden nicht begeistern.
Nachdem Nuramon geendet hatte, kehrte Schweigen ein. Schließlich sagte Farodin: »Mandred und ich haben viel herausgefunden. Wir hegen die Hoffnung, dass wir nicht alle Sandkörner benötigen, um Emerelles Zauber zu brechen. Sobald wir genügend Sandkörner zusammengetragen haben, werden sie uns an den Ort führen, an dem Noroelles Tor liegt. Auch habe ich Schriften entdeckt, die mir dabei helfen werden, meinen Suchzauber zu vervollkommnen. Warum sollten wir uns mit Yulivee aufhalten? Sie und Valemas liegen hinter uns. Wir sind schon viel weiter gekommen. Und du sagst uns, wir sollen umkehren und einen anderen Weg versuchen.«
Farodins Einschätzung verwunderte Nuramon nicht wirklich. Als er die gelangweilten Gesichter seiner Gefährten gesehen hatte, war ihm klar gewesen, was kommen mochte. Farodin war ans Befehlen gewöhnt und duldete kaum Widerworte. »Mit anderen Worten, euch gefällt der Weg nicht, den ich uns erschlossen habe.«
»Ich sehe keinen Weg.«
»Bis hierher war mein Pfad euch gut genug.«
»Was heißt hier ›dein Pfad‹? Bisher bin ich keinen Schritt gegangen, von dem ich nicht überzeugt war. Und so wird es auch bleiben.«
»Mein Weg könnte eine Abkürzung sein. Ich sage es dir geradeheraus: Deine Sandkörner sind nicht des Rätsels Lösung. Wir müssen andere Wege beschreiten, um Noroelle zu retten. Hast du die Wüste vergessen? Dies ist eine Welt des Sandes.
Warst du am Meer und hast einmal deinen Kopf ins Wasser gesteckt? Hast du gesehen, woraus der Meeresgrund besteht? Ich gehe lieber auf zehn Reisen, um zu dem Orakel zu gelangen, als ziellos durch die Welt zu streifen, um hier und dort ein Sandkorn aufzunehmen.«
»Ich weiß«, sagte Farodin. »Einen Weg bis zum Ende zu verfolgen war noch nie deine Stärke.«
Nuramon verschlug es die Sprache. Er hatte die Anspielung durchaus verstanden, doch was konnte er für das Schicksal seiner Ahnen? Er hatte nicht darum gebeten, ihre Seele zu tragen. Er wusste nur wenig über sie, doch eins war gewiss: Sie alle waren jung gestorben und hatten das Mondlicht nie gesehen. Nie und nimmer hätte er erwartet, dass Farodin alles daransetzen würde, seine Gefühle zu verletzen, statt ihn durch Argumente zu überzeugen. »Denkst du schon immer so von mir und hast es bisher für dich behalten?«
»Ich halte dich für jemanden, der einen sehr langen Weg ins Mondlicht nimmt.«
»Was hat das Mondlicht denn mit unserer Suche zu tun?«, mischte sich Mandred in den aufkeimenden Streit ein.
Farodin hob beschwichtigend die Hände. »Du hast Recht, Menschensohn. Dies ist jetzt nicht unser Thema. Was aber das Orakel angeht, so bin ich nicht bereit, für ein Vielleicht eine Gewissheit aufzugeben. Hast du dich einmal gefragt, ob dieses Orakel nicht vielleicht längst ins Mondlicht gegangen ist? Wie lange ist es her, dass Yulivee dort war?«
Nuramon schwieg.
»Dein Schweigen sagt alles. Du gestehst ein, dass es auf meine Fragen keine Antworten gibt. Ich sage, bleiben wir auf dem Weg, den wir bereits beschritten haben. So werden wir früher oder später unser Ziel erreichen.«
»Mir ist ein vages Früher lieber als ein gewisses Später! Das Orakel gebietet über Wissen, das uns weiterhelfen wird.«
»Einmal vorausgesetzt, du findest das Orakel und es antwortet dir auf deine Fragen: Was kann es uns bieten, was wir in diesen Hallen nicht finden können?«
»Schau dich um, Farodin! So sehr ich diesen Ort schätze, so klar sehe ich, dass hier das Wissen der Vergangenheit behütet wird, das Wissen derer, die es uns nicht mehr mit ihrer eigenen Stimme vermitteln können. Was wir aber brauchen, ist das Wissen der Gegenwart und das der Zukunft. Wir sollten uns ein Beispiel an Yulivee nehmen.«
Farodin verschränkte die Arme vor der Brust. »Könnte es sein, dass du das Interesse an Noroelle verloren hast und stattdessen lieber auf den Spuren Yulivees wandelst?«
Nuramon ballte die Fäuste. »Wie verblendet bist du eigentlich? Du solltest von allen am besten wissen, wie unsinnig dein Vorwurf ist! Obwohl … Wenn ich es mir recht überlege, dann ist diese Verblendung dein Wesen. Du siehst nur, was du sehen willst. Ist dir eigentlich klar, dass ich unser Werben um Noroelle Jahre früher hätte beenden können?«
»_Hätte_ … Das ist ein Wort, das Versager stets im Munde führen«, entgegnete Farodin kühl.
»Meinst du nicht, du hast in deiner Liebe zu Noroelle versagt? Du erwecktest den Anschein des vollkommenen Minnesängers. Nie hast du begriffen, worauf Noroelle wirklich wartete. Sie wollte, dass du in eigenen Worten von deiner Liebe sprichst und nicht mittels Liedern, die für andere geschrieben wurden. Von mir erwartete sie, dass ich sie außer mit Worten auch mit Händen berührte. Was glaubst du, warum ich so lange gebraucht habe?«
Farodins Mundwinkel zuckten.
»Ich habe dich beobachtet, Farodin. Und ich habe mich gefragt, was mit dir nicht stimmt. Was hältst du in deinem Innersten verborgen? Was ist es, das du selbst der Frau, die du zu lieben glaubst, nicht offenbaren magst? Versteckt sich am Ende hinter all den geliehenen Worten ein leeres Herz? Was ist das für eine Liebe, die man nicht beim Namen nennen kann?«
Farodins Hand legte sich auf sein Schwert. »Du stehst an einer Schwelle, die wir beide nicht überschreiten wollen.«
»Farodin, wir haben unsere Schwellen längst überschritten.
Glaubst du wirklich, ich folge einem Mann, der zur Liebe nicht fähig ist?«
Mandred packte Farodin bei den Schultern und zog ihn zurück. Offenbar war der Menschensohn davon überzeugt, dass jeden Moment Blut fließen würde. »Es ist genug, Nuramon!«, sagte er scharf.
»Mir scheint, wir sind am Ende unserer Gemeinsamkeiten angelangt«, sagte Farodin mit versteinerter Miene.
»Dort sind wir längst angelangt. Wir haben uns nur bisher geweigert, es anzuerkennen.« Nuramon wandte sich an den Menschensohn. »Und du, Mandred. Was ist dein Weg?«
Der Jarl zögerte.
Nuramon musste an die Höhle des Luth denken, wo er mit Mandred Freundschaft geschlossen hatte. Ihn hatte damals viel mit dem Menschensohn verbunden.
»Es tut mir Leid, Nuramon. Ich weiß, wie tief ich in deiner Schuld stehe. Und doch … Ich bin nicht gut darin, meine Gedanken und Gefühle in schöne Worte zu fassen. Aber Farodin hat Recht. Ich glaube, es ist besser, der Spur des Sandes zu folgen. Es mag ein langer Weg sein, aber er führt gewiss zum Ziel. Es tut mir wirklich Leid … Ich…« Mandred versagte die Stimme.
Er war also wieder alleine … »Ich brauche euer Mitleid nicht. Ihr seid es, die mir Leid tun. Geht doch euren jämmerlichen Weg und sucht eure Sandkörner! Ich werde meinen eigenen Weg nehmen.«
»Sei kein Narr, Nuramon!«, sagte Mandred und machte eine beschwichtigende Geste. »Wir sind wie ein Boot. Ich bin der Rumpf, Farodin ist das Steuer, und du bist das Segel, das den Wind einfängt.«
»Hast du es nicht begriffen, Menschensohn? Ich brauche niemanden mehr, der über meinen Weg bestimmt. Das Segel hat euch der Sturm genommen. Nun seht, wie weit ihr mit euren Händen paddeln könnt!« Mit diesen Worten verließ Nuramon die Stube.
34. Tag der Reise: Wir haben im Schutz der Inseln vor Iskendria auf die Lastkähne der Sem-la gewartet. Die Ruderer hatten Zeit, sich zu erholen. Wie verabredet nahmen wir eine Kiste Wüstenglas, ein Marmorbild und zehn Ballen feines Tuch aus Iskendria an Bord. Doch niemand hatte uns angekündigt, dass wir auch Passagiere mitnehmen sollten: einen Elfen aus Albenmark namens Farodin und einen Menschen, offenbar ein Nordländer, mit dem Namen Mandred. Sem-la übernahm die Kosten für die Passage. Offenbar besitzen die beiden kein Gold, sind aber sonst gut ausgerüstet. Allein die zwei Rösser aus Albenmark sind schon ein Vermögen wert.
35. Tag der Reise: Langsame Fahrt Nord-Nordwest. Windstille und brennende Sonne. Die Ruderer ermüden schnell. Der Mensch, den wir an Bord nahmen, ist erstaunlich gebildet. Er weiß viel über die See, und er rudert wie drei Männer, da er viel Kraft in den Armen hat. Für die _Purpurwind_ wäre er ein Gewinn, zumal er Dailisch spricht und so für den Handel mit den Kentauren von Gygnox hilfreich sein könnte. Vielleicht sollten wir dieses Mal wagen, in Gygnox anzulegen. Der Menschensohn spricht die ganze Zeit von alten Sagen, die er in Iskendria gehört hat, und vom Fjordland hoch im Norden. Wenn er wüsste, welche Meere wir schon befahren haben!
36. Tag bis 38. Tag der Reise: Ruhige See. Mannschaft zufrieden. Neugier gegenüber Menschensohn.
39. Tag der Reise: Die Mannschaft ist guter Dinge. Südwind, mildes Wetter. Wir machen gute Fahrt. Die Ruderer können sich schonen, nachdem wir schneller vorwärts gekommen sind als erwartet. Am Nachmittag: Schauspiel vor uns auf See. Wir kreuzten den Kurs eines Menschenschiffes, aegilische Galeere. Da erschien eine gewaltige Seeschlange. Die Menschen taten das, was alle Grünschnäbel tun: Sie nahmen Reißaus! Wie erwartet, folgte die Seeschlange ihnen und zerschmetterte ihr Schiff, als wäre es nichts weiter als ein kleines Fischerboot. Wir nahmen die wenigen Überlebenden an Bord.
Eine Stunde später erschien die Seeschlange erneut. Sie tauchte weniger als zwanzig Schritt steuerbord auf. Die geretteten Menschen gerieten außer sich, viele von ihnen sprangen über Bord. Diese Narren wissen nicht, dass man auf eine Seeschlange zuhalten muss, um sie einzuschüchtern. Die Bestien jagen nur jene, die sich vor ihnen fürchten. So fuhren wir der Schlange entgegen. Mandred war der Einzige unter den Menschen, der keine Furcht zeigte. Er griff eine Harpune und eilte mit ihr zum Bug. Er forderte uns tatsächlich auf, dass wir die Schlange angreifen sollten. Als die Bestie schließlich untertauchte und davonschwamm, war der Menschensohn enttäuscht. Er fluchte ihr hinterher. Wir alle lachten, denn er fluchte auf Dailisch. Er klang fast wie ein Kentaur …
45. Tag der Reise: Kommen in seichtere Gewässer, fahren vorsichtig durch die Sandbänke vor der Menschenstadt Jilgas. Hier lassen wir die Überlebenden des Schlangenangriffs an der Küste zurück. Vor Sonnenuntergang ankern wir vor Gygnox. Vielleicht lässt der Menschensohn sich doch überreden …
51. Tag der Reise: Dank Mandred: Gute Geschäfte mit den Kentauren von Gygnox. Was dem Menschensohn fehlt, ist der Pferdekörper eines Kentauren. Er hat mit ihnen getrunken und derbe Lieder gesungen. Danach handelten sie bereitwillig mit uns. Auffällig: Obwohl sich nahe bei Gygnox ein Tor nach Albenmark befindet, wollen Mandred und Farodin es nicht durchschreiten. Sind sie vielleicht Verbannte?
53. Tag der Reise: Abreise. Ruhige See, Ruderer betrunken. Menschensohn an der Trommel! Der Elf aus Albenmark scheint sich unwohl zu fühlen. Wahrscheinlich sind wir ihm ein wenig zu rau für Elfen. Was die Zeit in der Welt der Menschen aus einem Elfen macht! Am Abend: Farodin wundert sich, dass ich Logbuch führe. Wer mit Iskendria im Bunde steht, der lernt die Schrift eben zu schätzen! Der Elf aus Albenmark bittet darum, einen Kurswechsel vorzunehmen. Er erzählt von etwas, das er vom Meeresgrund holen will. Da es kein großer Umweg ist und ich zudem neugierig bin, gehe ich darauf ein.
55. Tag der Reise: Erreichen gesuchte Stelle nach schwerer Ruderstrecke. Mannschaft müde und unzufrieden. Versteht Kursänderung nicht. Zu Farodin: Das Wasser ist zu tief für ihn. Er hat zwar großen Mut, doch er kann den Grund nicht erreichen. Also biete ich mich an, denn ich besitze einen Zauber des Wassers und der Luft. Doch Farodin sagt, ich könnte das Gesuchte nicht finden. So tauchen wir gemeinsam, und ich gebe ihm von Zeit zu Zeit Luft. Am Meeresgrund etwas Merkwürdiges: Er greift in den Sand und bedeutet mir, mit ihm aufzutauchen. Oben öffnet er die Hand voller Sand. Darin sucht er etwas: ein einzelnes Sandkorn! Zugegeben, es schien etwas Magisches an ihm zu haften …
57. Tag der Reise: Sturm, unerwartet! Müssen kämpfen. Am Ende: Keine Verletzten, nur kleine Reparaturen, keine Ladung verloren. Ein guter Sturm …
67. Tag der Reise: An der Küste vor der Menschenstadt Tilgis, im Osten von Angnos. Es heißt Abschied nehmen. Der Menschensohn und der Elf aus Albenmark wären eine gute Verstärkung für uns gewesen. Ich habe versucht, sie noch einmal zu überreden, aber vergeblich. Welch ein Verlust! Besonders Farodin hätte ich meinem Fürsten gern vorgestellt. Der einzige Trost war das gute Geschäft, das ich mit Farodin gemacht habe. Er tauschte vier Barinsteine gegen 400 angnosische Denare …
78. Tag der Reise: Wir erreichen die Meeresenge von Quilas und fahren durch das Tor. Am Abend: Ankunft in Reilimee. Waren abgeladen. Das Ende der Reise. Achtundsiebzig Tage. Das ist eine gute Zeit.