17 Nach Westen

Als das Stubenmädchen mit den Hüten kam, lag Elayne ausgestreckt auf einem der Betten, nur mit einem weißen Seidenhemd angetan, und hatte sich ein feuchtes Tuch über die Augen gelegt. Nynaeve tat so, als nähe sie etwas am Saum des hellgrünen Kleides, das Elayne getragen hatte. Sie stach sich beinahe bei jedem zweiten Stich in den Daumen. Sie hätte das anderen gegenüber niemals zugegeben, aber sie hatte kein Geschick für Handarbeiten. Sie trug natürlich ihr Kleid, denn Zofen lümmelten sich nicht so herum wie Ladies, aber ihr Haar hing lose herunter. Offensichtlich hatte sie nicht die Absicht, das Zimmer in nächster Zeit zu verlassen. Sie dankte dem Mädchen im Flüsterton, um ihre Lady nicht aufzuwecken, und drückte ihr einen weiteren Silberpfennig in die Hand. Dazu gab sie ihr die Anweisung, die Lady dürfe auf gar keinen Fall gestört werden.

Sobald die Tür hinter ihr ins Schloß gefallen war, sprang Elayne auf und begann, ihre Bündel unter dem Bett hervorzuziehen. Nynaeve warf das Seidenkleid zur Seite und langte sich auf den Rücken, um ihr Kleid aufzuknöpfen. Im Handumdrehen waren sie fertig, Nynaeve in grüne Wolle gekleidet und Elayne in blaue. Die Bündel trugen sie auf dem Rücken. Nynaeve hatte sich die Tasche mit den Kräutern und dem Geld umgehängt, und Elayne schleppte die in die Decke gehüllten Schatullen. Die breiten, am äußeren Rand nach unten gezogenen Hutkrempen verbargen ihre Gesichter so gut, daß Nynaeve glaubte, sie könnten geradewegs an Galad vorbeilaufen, ohne daß er sie erkannte. Dazu trug sie das Haar offen, und er erinnerte sich bestimmt an ihren Zopf. Frau Jharen allerdings würde möglicherweise zwei fremde Frauen aufhalten, die mit dicken Bündeln ihre Treppe herunterkamen.

Die Hintertreppe führte außen an der Schenke hinab. Die schmalen Steinstufen schmiegten sich an die Mauer. Nynaeve empfand einen Augenblick lang Mitgefühl mit Thom und Juilin, die solch schwere Koffer und Kisten diese Treppe hinaufgeschleppt hatten, aber vor allem achtete sie auf den Hof und den schiefergedeckten Steinbau des Stalls. Ein gelber Hund lag im Schatten unter der Kutsche, vor der bereits stärker werdenden Hitze geschützt, doch alle Stallburschen befanden sich drinnen. Von Zeit zu Zeit konnte sie hinter der geöffneten Stalltür Bewegung wahrnehmen, doch niemand trat heraus. Schließlich war es drinnen ja auch schattig.

Sie liefen rasch über den Hof zu der kleinen Gasse zwischen dem Stall und einer hohen Steinmauer. Ein vollbeladener Mistkarren, fast genauso breit wie die Gasse und von einem Schwarm Fliegen begleitet, rumpelte vorbei. Nynaeve vermutete, daß Elayne vom Glühen Saidars umgeben sei, obwohl sie es nicht wahrnehmen konnte. Was sie betraf, hoffte sie vor allem, der Hund werde nicht zu bellen anfangen und niemand käme aus Küche oder Stall heraus. Wenn Elayne die Macht benützen mußte, konnten sie sich nicht mehr unauffällig davonschleichen, und auch wenn sie nur in Gespräche verwickelt wurden, hinterließ so etwas eine deutliche Spur für Galad.

Das grobgezimmerte Holztor am Ende der Gasse wies nur einen Kippriegel auf, und die enge Straße dahinter war bis auf eine Handvoll Jungen leer. Die Jungen spielten zwischen den einfachen Steinhäusern mit meist strohgedeckten Dächern ein Spiel, bei dem sie sich offensichtlich mit einem ausgestopften Bohnensack schlagen mußten. Der einzige Erwachsene, den sie erblickten, war ein Mann, der auf einem gegenüberliegenden Dach mit Kopf und Schultern aus einer Luke ragte und die Tauben in einem Schlag fütterte. Weder er noch die Jungen beachteten sie weiter, als sie das Tor schlossen und die gewundene Straße entlangschlenderten, als gehörten sie hierher.

Sie waren schon gut fünf Meilen von Sienda aus nach Westen die staubige Straße entlangmarschiert, als Thom und Juilin sie einholten. Thom fuhr etwas, das aussah wie der Wagen einer Kesselflickerfamilie, nur war er einfarbig in einem tristen Grün gestrichen, und die Farbe blätterte überall in großen Flecken ab. Nynaeve war froh, als sie ihre Bündel unter den Kutschbock schieben und neben Thom auf den Sitz klettern konnte. Weniger gefiel ihr, daß Juilin wieder Schmoller ritt. »Ich sagte Euch doch, Ihr solltet nicht wieder zur Schenke zurückkehren«, rief sie ihm zu und schwor innerlich, sie werde ihm den nächstbesten Gegenstand über den Schädel schlagen, falls er wieder zuerst Thom anblickte, bevor er antwortete.

»Ich bin nicht zurückgegangen«, sagte er, ohne sich darüber im klaren zu sein, daß er sich soeben eine dicke Beule erspart hatte. »Ich habe dem Stallmeister erklärt, meine Lady wolle ganz frische Beeren vom Land haben und Thom und ich sollten sie holen. Das ist doch der übliche Unsinn, den die Adli... « Er brach ab und räusperte sich, als Elayne ihm einen kühlen und ausdruckslosen Blick von Thoms anderer Seite her zuwarf. Manchmal vergaß er, daß sie ja auch dem Hochadel angehörte.

»Wir mußten doch irgendeinen Grund nennen, warum wir die Schenke und den Stall verließen«, sagte Thom und ließ die Peitsche knallen, um die Pferde anzutreiben. »Ich glaubte zu hören, daß Ihr beiden sagtet, Ihr wolltet Euch oben in Eurem Zimmer etwas hinlegen, oder zumindest Lady Morelin erleide öfters Ohnmachtsanfälle, aber die Stallburschen hätten sich trotzdem gewundert, wieso wir bei dieser Hitze im Ort umherspazieren, anstatt uns faul und bequem in den schön kühlen Heustadel zu legen, vielleicht noch mit einem Krug Bier dazu. So werden wir hoffentlich kein Gerede auslösen.«

Elayne warf Thom einen kritischen Blick zu, vermutlich wegen der Ohnmachtsanfälle, den er nicht zu bemerken vorgab. Vielleicht bemerkte er ihn auch tatsächlich nicht. Männer waren oftmals blind, wenn es ihnen gerade paßte. Nynaeve schnaubte vernehmlich; das konnte er nicht überhören. Daraufhin ließ er die Peitsche noch etwas lauter knallen, um die Führpferde anzutreiben. Das war doch alles nur eine Ausrede, damit sie wechselweise reiten konnten. Das war auch typisch an den Männern: Sie gebrauchten Ausreden, um genau das tun zu können, was sie wollten. Wenigstens zog Elayne diesmal kritisch die Augenbrauen hoch und himmelte ihn nicht wieder an.

»Es gibt noch etwas, das ich gestern abend in Erfahrung bringen konnte«, fuhr Thom nach einer kurzen Pause fort. »Pedron Niall versucht, die Länder gegen Rand zu vereinigen.«

»Nicht, daß ich Euch nicht glaubte, Thom«, sagte Nynaeve, »aber wie konntet Ihr das erfahren? Ich kann nicht glauben, daß irgendein Weißmantel Euch das so einfach anvertraute.«

»Zu viele Leute sagten genau das gleiche, Nynaeve. In Tear halte sich ein falscher Drache auf. Ein falscher Drache wohlbemerkt, aber kein Wort von der Eroberung des Steins von Tear und von Callandor. Dieser Bursche sei gefährlich, und die Länder sollten sich zusammenschließen, genauso wie im Aielkrieg. Und wer könnte sie wohl besser gegen diesen falschen Drachen führen als Pedron Niall? Wenn so viele das gleiche sagen, dann stammt dieser Gedanke von weiter oben, und in Amadicia äußert noch nicht einmal Ailron eine Idee, ohne vorher Niall um Erlaubnis zu bitten.«

Der alte Gaukler schien immer alles zusammenzuwerfen — Gerüchte, was die Leute sich hinter vorgehaltener Hand zuflüsterten —, und in mehr als der Hälfte aller Fälle zog er daraus die richtigen Schlüsse. Nein, eigentlich war er ja kein Gaukler; das mußte sie im Kopf behalten. Was er auch behaupten mochte, er war jedenfalls Hofbarde gewesen und hatte möglicherweise die üblichen Hofintrigen immer vor Augen gehabt und hautnah erlebt. Vielleicht hatte er selbst manchmal seine Finger im Spiel gehabt, wenn er schon Morgases Liebhaber gewesen war. Sie beobachtete ihn von der Seite her: das ledrige Gesicht mit den buschigen, weißen Augenbrauen und dem langen Schnurrbart, der genauso schneeweiß war wie das Haar auf seinem Kopf. Über den Geschmack mancher Frauen konnte sie sich nur wundern.

»So etwas hätten wir ja schon lange erwarten müssen.«

Sie hatte es nicht erwartet. Aber sie hätte es erwarten sollen.

»Mutter wird Rand unterstützen«, sagte Elayne. »Das weiß ich gewiß. Sie kennt die Prophezeiungen. Und sie hat genausoviel Einfluß wie Pedron Niall.«

Thoms leichtes Kopfschütteln galt wohl zumindest dem Letzteren. Morgase regierte ein reiches Land, doch die Weißmäntel gab es in jedem Land, und sie kamen ja auch aus aller Herren Länder. Nynaeve wurde klar, daß sie künftig Thom mehr Aufmerksamkeit schenken mußte. Vielleicht wußte er wirklich so viel, wie er vorgab. »Denkt Ihr also jetzt, wir hätten uns doch von Galad nach Caemlyn begleiten lassen sollen?«

Elayne beugte sich vor, um ihr an Thom vorbei einen entschlossenen Blick zuzuwerfen. »Ganz gewiß nicht. Zum einen gibt es keine Garantie dafür, daß er sich tatsächlich gerade so entscheiden würde. Und zum anderen...« Sie richtete sich auf und wurde dadurch von dem Mann verdeckt. Nun schien sie mit sich selbst zu sprechen, sich etwas ins Gedächtnis zurückzurufen: »Falls sich zum anderen meine Mutter wirklich nun gegen die Burg stellt, will ich mit ihr für den Augenblick nur brieflich verkehren. Sie ist dazu fähig, uns beide zu unserem Besten, wie sie meint, im Palast festzuhalten. Sie ist wohl nicht in der Lage, die Macht zu lenken, aber ich will mich auch nicht gegen sie stellen, solange ich keine volle Aes Sedai bin. Wenn überhaupt.«

»Eine starke Frau«, sagte Thom im Plauderton. »Morgase würde Euch sehr schnell Manieren beibringen, Nynaeve.« Sie gab ihm ein weiteres lautes Schnauben zur Antwort. Dieses ganze lose Haar, das ihr über die Schultern hing, konnte man einfach nicht richtig packen. Doch der alte Narr grinste sie nur an.

Die Sonne stand hoch am Himmel, als sie die Menagerie erreichten, die immer noch am gleichen Platz lagerte, wo sie sie verlassen hatten — auf der Lichtung an der Straße. In der stehenden Luft und der Gluthitze wirkten selbst die Eichen ein wenig welk. Außer den Pferden und den großen, grauen Keilerpferden befanden sich alle Tiere wieder in den Käfigen, und auch die Menschen waren nirgends zu entdecken. Zweifellos hatten sie sich vor der Hitze in ihren Wohnwagen verkrochen, die dem ihren recht ähnlich sahen. Nynaeve und die anderen waren bereits herabgeklettert, als schließlich Valan Luca erschien, noch immer in dieses lächerliche rotseidene Cape gehüllt.

Diesmal gab es keine blumige Ansprache und keine Verbeugungen mit gespreiztem Cape. Er riß die Augen auf, als er Thom und Juilin erkannte, und zog sie wieder zusammen beim Anblick des schachtelähnlichen Wohnwagens hinter ihnen. Dann bückte er sich und spähte unter ihre Hutkrempen. Sein Lächeln war diesmal nicht angenehm anzusehen. »So, sind wir mittlerweile etwas heruntergekommen, Lady Morelin? Oder vielleicht waren wir auch niemals oben? Habt eine Kutsche und die Kleider gestohlen, was? Na ja, es wäre eine Schande, wenn solch eine hübsche Stirn ein Brandzeichen erhielte. Das ist hier üblich, falls Ihr das nicht wußtet, wenn nicht sogar Schlimmeres. Da Ihr, wie es scheint, entdeckt worden seid, und warum solltet Ihr auch sonst davonlaufen, würde ich Euch empfehlen, so schnell Ihr könnt, weiterzufahren. Falls Ihr euren verdammten Pfennig zurückhaben wollt, liegt er irgendwo dort oben an der Straße. Ich habe ihn hinter Euch hergeworfen, und dort kann er meinetwegen bis Tarmon Gai'don liegenbleiben.«

»Ihr wolltet einen Gönner haben«, sagte Nynaeve, als er sich abwandte. »Wir können Eure Gönnerinnen werden.«

»Ihr?« höhnte er. Aber er blieb immerhin stehen. »Auch wenn ein paar Münzen, die Ihr aus der Börse irgendeines Lords gestohlen habt, helfen würden, werde ich doch kein gestohlenes... «

»Wir bezahlen Eure gesamten Kosten, Meister Luca«, unterbrach ihn Elayne in diesem kühlarroganten Tonfall, den sie oft an sich hatte, »und außerdem noch hundert Goldmark, wenn wir mit Euch nach Ghealdan reisen können und Ihr einverstanden seid, vor der Grenze nicht mehr anzuhalten.« Luca blickte sie unverwandt an und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.

Nynaeve stöhnte leise. Hundert Mark, und noch dazu in Gold! Hundert Silbermark würden seine Ausgaben leicht decken, bis Ghealdan und noch weiter, gleich, was diese sogenannten Keilerpferde fraßen.

»Habt Ihr soviel gestohlen?« fragte Luca vorsichtig. »Wer ist hinter Euch her? Ich riskiere nichts mit den Weißmänteln oder dem königlichen Heer. Die würden uns alle ins Gefängnis werfen und wahrscheinlich die Tiere töten.«

»Mein Bruder«, erwiderte Elayne, bevor Nynaeve zornig bestreiten konnte, daß sie etwas gestohlen hätten. »Wie es scheint, hat man eine Heirat vorbereitet, während ich abwesend war, und man hat meinen Bruder geschickt, um mich zu holen. Ich habe nicht die Absicht, nach Cairhien zurückzukehren und einen Mann zu heiraten, der einen Kopf kleiner ist, dreimal soviel wiegt und dreimal so alt ist wie ich.« Ihre Wangen röteten sich leicht. Sie bemühte sich vergeblich, Erbitterung vorzutäuschen. Ihr Räuspern klang da schon besser. »Mein Vater träumt davon, den Sonnenthron für sich zu beanspruchen, falls er genug Unterstützung gewinnen kann. In meinen Träumen dagegen gibt es einen rothaarigen Mann aus Andor, den ich heiraten werde, was mein Vater auch sagen mag. Und das, Meister Luca, ist alles, was Ihr über mich wissen müßt — eigentlich auch schon zuviel.«

»Vielleicht seid Ihr wirklich, wer zu sein Ihr behauptet«, sagte Luca bedächtig, »und vielleicht auch nicht. Zeigt mir einiges von diesem Geld, das Ihr mir angeblich geben wollt. Für Versprechungen bekommt man nur einen kleinen Becher Wein.«

Wütend kramte Nynaeve in ihrer Tasche nach dem prallsten Geldbeutel und hielt ihn dem Mann vor die Nase. Doch als er danach greifen wollte, steckte sie ihn sofort wieder weg. »Ihr bekommt, was Ihr braucht, sobald Ihr es braucht. Und die hundert Mark, wenn wir Ghealdan erreicht haben.« Hundert Goldmark! Sie würden einen Bankier aufsuchen müssen und ihm einen dieser Kreditbriefe Elaynes übergeben, falls die so weitermachte.

Luca knurrte enttäuscht. »Ob Ihr das nun gestohlen habt oder nicht, jedenfalls lauft Ihr trotzdem vor jemandem davon. Ich riskiere doch meine Vorstellungen nicht Euretwegen, ob es nun das Heer ist oder irgendein Lord aus Cairhien, der auf der Suche nach Euch hierherkommt. Der Lord könnte womöglich der Schlimmere sein, wenn er glaubt, ich hätte seine Schwester entführt. Ihr müßt unauffällig bleiben und Euch uns anpassen.« Dieses hinterhältige Lächeln stand wieder auf seinem Gesicht. Er vergaß diesen Silberpfennig bestimmt nicht. »Jeder, der mit mir reist, arbeitet auch bei mir, und das muß auch für Euch gelten, wenn Ihr nicht auffallen wollt. Falls die anderen erfahren, daß Ihr lediglich gegen Bezahlung mitkommt, wird es Gerede geben, und das wollt Ihr ja wohl nicht. Ihr müßt also zumindest Käfige reinigen, denn die Pferdepfleger beklagen sich immer darüber, daß sie das zusätzlich erledigen müssen. Ich gehe dafür sogar los und hole Euren Pfennig wieder, damit ich ihn Euch als Bezahlung geben kann. Laßt niemanden sagen, Valan Luca sei nicht großzügig.«

Nynaeve hatte schon vor, ihm überdeutlich klarzumachen, daß sie nicht bezahlen und dann auch noch arbeiten würden, als ihr Thom eine Hand auf den Arm legte. Wortlos bückte er sich, hob Kieselsteine vom Boden auf und begann, mit ihnen zu jonglieren. Sechs Steine flogen im Kreis durch die Luft.

»Ich habe bereits Jongleure«, sagte Luca. Aus den sechs Steinen wurden acht, dann zehn, dann ein Dutzend. »Ihr seid nicht schlecht.« Aus dem einen Kreis wurden zwei ineinander verschlungene. Luca rieb sich überlegend das Kinn. »Vielleicht kann ich Euch gebrauchen.«

»Ich kann auch Feuer schlucken«, sagte Thom und ließ die Steine fallen, »mit Messern arbeiten«, wobei er die leeren Hände spreizte und dann scheinbar aus Lucas Ohr einen Kieselstein hervorzog, »und noch ein paar andere Sachen machen.«

Luca unterdrückte sein erfreutes Grinsen. »Damit wäre für Euch gesorgt, aber wie steht es mit dem Rest?« Er schien sich über sich selbst zu ärgern, weil er einen Moment lang etwas wie Begeisterung oder auch nur Zustimmung gezeigt hatte.

»Was ist das?« fragte Elayne und deutete nach vorn.

Die beiden hohen Masten, über die sich Nynaeve schon gewundert hatte, als sie errichtet wurden, waren jetzt mit Seilen festgezurrt worden, jede trug obenauf eine kleine Plattform und zwischen ihnen war ein etwa dreißig Schritt langes Seil straff gespannt. Von jeder Plattform hing eine Strickleiter herunter.

»Das ist Sedrins Gestell«, antwortete Luca und schüttelte den Kopf. »Sedrin der Seilgänger, der in zehn Schritt Höhe auf einem dünnen Seil wahre Kunststücke vollbringt. Der Narr.«

»Ich kann auch darauf laufen«, sagte Elayne daraufhin zu ihm. Thom faßte nach ihrem Arm, als sie den Hut abnahm und losging, doch nach einem Lächeln und einem leichten Kopfschütteln ihrerseits ließ er sie gehen.

Luca versperrte ihr allerdings den Weg. »Hört mal, Morelin oder wie Ihr sonst heißen mögt, Eure Stirn mag vielleicht zu hübsch sein, um ein Brandzeichen zu tragen, aber Euer Hals ist ganz gewiß zu hübsch, um ihn Euch zu brechen. Sedrin wußte, was er tat, und wir haben ihn vor kaum einer Stunde begraben. Deshalb befinden sich alle in ihren Wagen. Sicher, er hat letzten Abend zuviel getrunken, nachdem man uns aus Sienda verjagt hatte, aber ich habe ihn schon auf dem Seil laufen sehen, obwohl er mit Schnaps gefüllt war wie ein Faß. Ich sage Euch etwas. Ihr müßt die Käfige nicht reinigen. Ihr zieht zu mir in meinen Wagen und ich sage allen, Ihr wärt meine Geliebte. Nur einer Erklärung wegen natürlich.« Sein verschmitztes Lächeln sagte deutlich, daß er auf mehr als nur eine Erklärung hoffte.

Elaynes Lächeln dagegen hätte ihn eigentlich vor Kälte erstarren lassen sollen. »Ich danke Euch vielmals für Euer Angebot, Meister Luca, aber wenn Ihr nun freundlicherweise zur Seite treten würdet...« Uns blieb keine Wahl.

Juilin zerknüllte den zylindrischen Hut mit beiden Händen und dann rammte er ihn sich wieder auf den Kopf, als sie gerade begann, eine der Strickleitern zu erklimmen. Sie hatte ein wenig Probleme mit ihrem Rock. Nynaeve wußte, was das Mädchen vorhatte. Den Männern sollte es an sich auch klar sein, wenigstens Thom, aber er wirkte immer noch sprungbereit, als wolle er hinüberlaufen und sie auffangen, falls sie stürzte. Luca trat ebenfalls näher heran, als gehe ihm der gleiche Gedanke durch den Kopf.

Einen Augenblick lang stand Elayne auf der Plattform und strich sich den Rock glatt. Jetzt, da sie oben stand, wirkte die Plattform viel kleiner und viel höher. Dann raffte sie graziös ihren Rock ein wenig höher, als schreite sie durch Schlamm, und trat hinaus auf das dünne Seil. Sie hätte genausogut über eine Straße gehen können. Nynaeve wußte, daß dieser Vergleich sogar auf gewisse Weise zutraf. Sie konnte das Glühen Saidars nicht erkennen, wußte aber wohl, daß Elayne zwischen den beiden Plattformen eine Brücke, zweifellos aus dem Element Luft, gewebt hatte, die ebenso hart war wie Stein.

Plötzlich streckte Elayne die Hände hinunter und schlug zweimal hintereinander ein Rad. Das rabenschwarze Haar wirbelte und die seidenbestrumpften Beine blitzen im Sonnenschein auf. Einen winzigen Augenblick lang, als sie sich gerade aufrichtete, schien ihr Rock über eine unsichtbare Fläche zu streifen doch dann hatte sie ihn schon wieder hochgerafft. Zwei weitere Schritte brachten sie zu der anderen Plattform. »Hat Meister Sedrin so etwas fertiggebracht, Meister Luca?«

»Er hat Überschläge gemacht« rief er zurück. Viel leiser fügte er hinzu: »Aber er hatte keine solchen Beine. Eine Lady! Ha!«

»Ich bin nicht die einzige, die das kann«, rief Elayne. »Juilin und« — Nynaeve schüttelte wild den Kopf. Mit Hilfe der Macht oder nicht — ihr Magen würde oben auf dem Seil genauso rebellieren wie bei einem Sturm auf See — »und ich haben das schon oft gemacht. Kommt rauf, Juilin. Zeigt es ihm.«

Der Diebfänger blickte drein, als würde er lieber mit bloßen Händen die Käfige reinigen. Die Löwenkäfige mitsamt den Löwen drinnen. Er schloß die Augen, formte mit den Lippen ein lautloses Gebet und kletterte die Strickleiter empor wie ein Mann, der das Schafott besteigt. Oben angekommen, blickte er von Elayne zu dem Seil und wieder zurück, ganz konzentriert und doch voller Angst. Mit einemmal trat er hinaus, ging schnell weiter, die Arme nach beiden Seiten ausgestreckt, den Blick auf Elayne gerichtet und mit einem weiteren Gebet auf den Lippen. Sie kletterte ein Stück hinunter, um ihm auf der Plattform Platz zu machen, und dann mußte sie ihm helfen, die Sprossen mit den Füßen zu finden. So geleitete sie ihn herunter.

Thom grinste sie stolz an, als sie zurück war und ihren Hut aus Nynaeves Händen entgegennahm. Juilin sah aus, als habe man ihn in heißem Wasser getränkt und dann ausgewrungen.

»Das war gut«, sagte Luca und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Nicht so gut wie Sedrin, das müßt Ihr wissen, aber gut. Mir gefällt es besonders, wie leicht Ihr es erscheinen laßt, während — Juilin? — Juilin so tut, als ob er sich zu Tode ängstige. Das wird sehr schön rüberkommen.« Juilin grinste den Mann gequält an. Sein Lächeln hatte etwas von einem spitzen Messer an sich. Luca wirbelte tatsächlich sein rotes Cape elegant durch die Luft, als er sich zu Nynaeve umwandte. Er wirkte äußerst zufrieden. »Und Ihr, meine liebe Nana? Welches überraschende Talent besitzt Ihr? Seid Ihr vielleicht eine Akrobatin? Oder schluckt Ihr Schwerter?«

»Ich teile das Geld aus«, sagte sie zu ihm und klopfte auf ihre Tasche. »Es sei denn, Ihr möchtet mir Euren Wagen anbieten?« Sie warf ihm ein Lächeln zu, das seines ersterben ließ. Außerdem trat er zwei Schritte zurück.

Der ganze Lärm hatte die Leute aus den Wagen gelockt, und alle versammelten sich nun um Luca, der die neuen Artisten der Truppe vorstellte. Bei Nynaeve drückte er sich sehr vage aus und nannte das, was sie angeblich vorführte, lediglich ›überraschend‹. Sie würde sich mit ihm ernsthaft unterhalten müssen.

Die ›Pferdepfleger‹, wie Luca die Männer nannte, die kein Talent als Artisten aufwiesen, waren im allgemeinen eine schmuddelige und mürrische Gruppe, vielleicht, weil sie schlechter bezahlt wurden. Es waren allerdings auch nicht sehr viele, verglichen mit der Anzahl der Wagen. Tatsächlich stellte sich heraus, daß alle bei der Arbeit Hand anlegten, auch, was das Fahren der Wagen betraf. Man konnte sowieso in einer fahrenden Menagerie wie dieser nicht viel Geld verdienen. Die übrigen waren ein buntgemischtes Völkchen.

Petra, der starke Mann der Truppe, war der größte Mensch, den Nynaeve je gesehen hatte. Nicht so hochgewachsen, dafür aber breit. Aus seiner Lederweste ragten Arme in der Größe von Baumstämmen. Er war mit Clarine verheiratet, der molligen Frau mit den braunen Wangen, die die Hunde dressierte. Neben ihm wirkte sie schmächtig. Latelle, die mit den Bären arbeitete, war eine dunkeläugige Frau mit kurzem Haar und strengem Gesicht. Um ihre Lippen spielte anscheinend dauernd ein verächtliches Lächeln. Aludra, die schlanke Frau, die angeblich der Gilde der Feuerwerker angehörte, war möglicherweise sogar echt. Sie trug ihr Haar nicht zu Taraboner Zöpfen geflochten, was nicht überraschte, wenn man die vorherrschenden Gefühle in Amadicia diesem Land gegenüber bedachte, aber ihr Akzent stimmte, und wer wußte schon, was mit der Gilde der Feuerwerker tatsächlich geschehen war? Ihr Gildehaus in Tanchico war auf jeden Fall geschlossen worden. Die Akrobaten andererseits behaupteten, alles Brüder zu sein und Chavana zu heißen. Doch obwohl sie alle untersetzte, kräftige Männer waren, unterschieden sie sich doch gewaltig. Das ging von dem grünäugigen Taeric, dessen hohe Backenknochen und Hakennase deutlich die Abstammung aus Saldaea verkündeten, bis zu Barit, der dunkelhäutiger als Juilin war und typische Tätowierungen der Meerleute auf den Handrücken hatte, wenn er auch keine Ohrringe trug.

Alle bis auf Latelle begrüßten die Neuankömmlinge warm. Weitere Artisten bedeuteten eine größere Attraktivität der Vorführungen und letzten Endes mehr Geld. Die beiden Jongleure, Bari und Kin — wie sich herausstellte, waren sie wirklich Brüder —, verwickelten Thom gleich in eine Fachsimpelei, sobald sie herausfanden, daß er nicht das gleiche vollführte wie sie. Mehr Publikum anzulocken war eine Sache, Konkurrenzkampf eine ganz andere. Doch es war vor allem die hellhaarige Frau, die sich um die Keilerpferde kümmerte, die Nynaeves sofortiges Interesse erweckte. Cerandin stand steif abseits und sagte kaum etwas. Luca behauptete, sie sei mit den Tieren aus Schara gekommen. Aber ihre weiche, schleppende Aussprache ließ Nynaeve die Ohren spitzen.

Es kostete ein wenig Zeit, ihren Wagen bei den anderen einzureihen. Thom und Juilin schienen mehr als nur froh zu sein, daß sie die Hilfe der Pferdepfleger bei ihrem Gespann in Anspruch nehmen konnten, auch wenn diese nur mürrisch gegeben wurde, während Nynaeve und Elayne gleich Einladungen erhielten. Petra und Clarine baten sie zum Tee, sobald sie sich eingerichtet hätten. Die Chavanas wollten die beiden Frauen zum Abendessen einladen, genau wie Kin und Bari, was aus Latelles verächtlichem Lächeln eine finstere Miene werden ließ. Diese Einladungen lehnten sie freundlich ab; Elayne vielleicht ein wenig freundlicher als Nynaeve. Diese erinnerte sich immer noch nur zu gut an die Kuhaugen, die sie Galad gemacht hatte, und so brachte sie im Moment Männern gegenüber nicht mehr als ein Mindestmaß an Höflichkeit zustande. Luca hatte auch eine Einladung ausgesprochen, doch nur Elayne gegenüber, als Nynaeve nicht zuhörte. Dies brachte ihm eine Ohrfeige ein, und Thom ließ drohend Messer erscheinen, die über seine Hände rollten, bis sich der Mann knurrend trollte und dabei noch seine Wange rieb.

Nynaeve verließ Elayne, die ihre Sachen im Wagen verstaute — sie warf sie nur zornig hinein und knurrte dabei die ganze Zeit über —, und ging in Richtung der Stelle, wo die Keilerpferde angepflockt waren. Die riesenhaften grauen Tiere schienen ja durchaus friedlich, aber wenn sie sich an das Loch in der Wand von ›Des Königs Pikeur‹ erinnerte, kamen ihr doch Zweifel am Wert der Lederschnüre, die ihre massiven Vorderbeine aneinanderfesselten. Cerandin kratzte gerade den großen Bullen mit dem bronzebeschlagenen Stachelstock.

»Wie nennt man sie eigentlich richtig?« Vorsichtig tätschelte Nynaeve die lange Nase oder Schnauze, oder was auch immer, des Bullen. Diese Stoßzähne hatten einen Umfang wie ihr Bein und waren gut drei Schritt lang und trotzdem nur wenig länger als die der Kuh. Die Schnauze schnüffelte an ihrem Rock, und sie trat hastig zurück.

»S'redit«, sagte die Frau mit den bleichen Haaren. »Es sind S'redit, aber Meister Luca hielt einen leichter aussprechbaren Namen für vorteilhafter.« Diese schleppende Aussprache war unverkennbar.

»Gibt es viele S'redit in Seanchan?«

Der Stachelstock hielt einen Moment lang inne und setzte dann das Kratzen fort. »Seanchan? Wo ist das? Diese S'redit stammen aus Schara, genau wie ich. Ich habe noch nie von... «

»Vielleicht habt Ihr Schara gesehen, Cerandin, aber ich bezweifle es. Ihr seid eine Seanchan. Wenn ich mich nicht irre, wart Ihr an der Invasion auf der Toman-Halbinsel beteiligt und wurdet nach Falme dort zurückgelassen.«

»Daran besteht gar kein Zweifel«, sagte Elayne, die in diesem Augenblick neben sie trat. »Wir haben den Akzent der Seanchan in Falme gehört, Cerandin. Wir werden Euch nichts antun.«

Das war mehr, als Nynaeve zu versprechen bereit war. Ihre Erinnerungen an die Seanchan waren alles andere als angenehm. Und doch... Eine Seanchan half dir, als du Hilfe brauchtest. Sie sind nicht alle böse. Nur eben die meisten.

Cerandin atmete tief aus und sackte ein wenig in sich zusammen. Es war, als wiche eine Anspannung endlich aus ihr, die so lange schon vorhanden gewesen war, daß sie sich ihrer gar nicht mehr bewußt war. »Nur wenige Menschen, die ich kennengelernt habe, wissen etwas, das auch nur annähernd der Wahrheit über Die Rückkehr oder Falme entspräche. Ich habe hundert Geschichten gehört, jede wilder als die andere, aber noch nie die Wahrheit. Was für mich durchaus günstig war. Ich wurde tatsächlich zurückgelassen, genau wie viele der S'redit. Diese drei waren alle, die ich zusammentreiben konnte. Ich weiß nicht, was mit den anderen geschehen ist. Der Bulle heißt Mer, die Kuh Sanit und das Kalb Nerin. Es stammt aber nicht von Sanit.«

»Habt Ihr das vorher auch schon getan?« fragte Elayne. »S'redit dressiert?«

»Oder wart Ihr eine Sul'dam?« fügte Nynaeve hinzu, bevor die andere antworten konnte.

Cerandin schüttelte den Kopf. »Ich wurde wie alle Mädchen überprüft, aber ich brachte nichts mit dem A'dam zustande. Ich war froh, für die Arbeit mit den S'redit ausgewählt zu werden. Das sind prachtvolle Tiere. Ihr wißt aber eine Menge, wenn Ihr sogar über die Sul'dam und die Damane Bescheid wißt. Ich bin zuvor noch nie auf jemanden gestoßen, der davon etwas wußte.« Sie zeigte keinerlei Furcht. Oder vielleicht war ihre ganze Furcht einfach ausgebrannt, seit sie sich allein in einem fremden Land zurückgelassen fand. Andererseits konnte sie auch lügen.

Die Seanchan verhielten sich Frauen gegenüber, die mit der Macht arbeiten konnten, genauso schlimm oder noch schlimmer wie die Leute in Amadicia. Sie schickten sie nicht fort oder töteten sie, nein, bei ihnen wurden sie gefangengehalten und benützt. Mit Hilfe einer Vorrichtung, die man einen A'dam nannte und bei dem Nynaeve sicher war, daß es sich um eine Art von Ter'Angreal handelte, wurde eine Frau mit der Fähigkeit, die Eine Macht zu benützen, von einer anderen Frau völlig beherrscht. Diese andere nannte man Sul'dam, und sie zwang die Damane dazu, ihr Talent so einzusetzen, wie es die Seanchan wünschten, sogar als Waffe. Eine Damane war nicht mehr als ein Tier wenn auch ein wohlgepflegtes. Und sie machten jede, absolut jede Frau mit der Fähigkeit, die Macht zu lenken oder auch nur mit den Ansätzen dieser Fähigkeit zur Damane. So hatten die Seanchan auch die Toman-Halbinsel gründlicher abgesucht, als sich die Burg jemals träumen ließ. Bei dem bloßen Gedanken an A'dam und Sul'dam und Damane drehte sich Nynaeve schon der Magen um.

»Wir wissen ein wenig«, sagte sie zu Cerandin, »aber wir wollen mehr erfahren.« Die Seanchan waren fort, von Rand vertrieben, aber das hieß ja nicht, daß sie nicht eines Tages wiederkehren würden. Es war eine ferne Gefahr, die da über ihnen schwebte, wenn man alles andere bedachte, was an Hindernissen in ihrem Weg lag, aber nur, weil man bereits einen Dorn im Fuß hatte, hieß das ja nicht, daß sich der Kratzer am Arm nicht entzünden und eitern würde. »Es wäre gut für Euch, wenn Ihr unsere Fragen immer wahrheitsgemäß beantwortet.« Auf der Reise nach Norden war Zeit genug für Fragen.

»Ich verspreche Euch, das Euch nichts geschehen wird«, fügte Elayne hinzu. »Ich werde Euch beschützen, wenn es notwendig ist.«

Der Blick der Frau mit dem offensichtlich gebleichten Haar wanderte von einer zur anderen, und mit einemmal warf sie sich zu Nynaeves Überraschung vor Elayne auf den Boden. »Ihr seid eine Hochlady dieses Landes, genau wie Ihr Luca gesagt habt. Ich hatte das nicht erkannt. Vergebt mir, Hochlady. Ich unterwerfe mich Euch.« Und damit küßte sie den Boden vor Elaynes Füßen. Elayne fielen fast die Augen aus dem Kopf.

Nynaeve war sich sicher, auch nicht gerade klüger dreinzublicken. »Steht auf«, zischte sie und sah sich verzweifelt um, ob irgend jemand sie beobachtete. Luca natürlich, verdammt sei der Mann, und Latelle, die nach wie vor finster wirkte, aber da konnte man nichts machen. »Steht auf!« Die Frau rührte sich nicht.

»Steht nun auf, Cerandin«, sagte Elayne. »In diesem Land verlangt niemand so etwas von anderen Menschen. Nicht einmal ein Herrscher.« Als Cerandin sich aufrappelte, fügte sie hinzu: »Ich werde Euch beibringen, wie man sich hier richtig verhält, wenn Ihr mir dafür meine Fragen beantwortet.«

Die Frau verbeugte sich mit den Händen auf den Knien und gesenktem Kopf. »Ja, Hochlady. Es wird geschehen, wie Ihr sagt. Ich gehöre Euch.«

Nynaeve seufzte tief. Das würde eine schöne Reise nach Ghealdan werden.

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