VIII


Das Geborgene Land, Königreich Gauragar, Porista 6241. Sonnenzyklus, Frühsommer.


»Denkst du, dass die Elben uns wegen der Sache in Älandur Vorhaltungen machen werden, Gelehrter?« Ingrimmsch wurde, je näher sie Porista kamen, immer unruhiger. Die Stadt - und der zukünftige Verwaltungssitz von Gauragar - zeichnete sich am Horizont ab und versprach den Zwergen ein Wiedersehen mit alten Freunden und vermutlich neuen Feinden. Der Zwerg hatte seine Fingerabdrücke auf dem heiligen Stein der Elben ebenso wenig vergessen wie Tungdil.

»Wir lassen es erst gar nicht so weit kommen«, meinte dieser und kraulte Spitzohr, sein Pony. »Das Gute an dieser Versammlung ist, dass wir Liütasil selbst sagen können, was du angerichtet hast.« Er schaute zu Goda, die sie inzwischen eingeweiht hatten, was das kleine Missgeschick ihres Meisters anbelangte. Die junge Zwergin hielt sich aus dem Zwiegespräch heraus, verfolgte es aber mit stillem Vergnügen.

»Gut«, ergab sich Ingrimmsch in sein nahendes Schicksal. Es gelang ihm nicht, sich auszumalen, welche Auswirkung die Berührung des Steines haben könnte. »Er ist nicht gesprungen oder gerissen«, ging er die schlimmsten Möglichkeiten durch. »Er hat einfach einen Fleck bekommen. Das kann man bestimmt wegpolieren.« Er pochte gegen sein Kettenhemd. »Da würde es gehen. Ein wenig schmirgeln, etwas Öl, ein bisschen reiben, und schon glänzt so ein Hemd wie frisch geknüpft. Notfalls schicke einen unserer Steinmetze zu ihnen, der den Elben einmal zeigt, wie man einen beständigen Stein meißelt, an dem nicht jede gewaschene Hand einen Abdruck hinterlässt.«

»Deine Worte sprudeln hervor wie flüssiges Gold aus dem Schmelztiegel. Kann es sein, dass du dir vor Sorge gerade selbst Mut machst?«, grinste Tungdil.

»Ich? Ich und Sorge? Vor wem und was denn?«

»Vor Liütasil?«

»Pah! Ich habe keine Angst vor den Elben.« Der Krieger schmollte und trieb sein Pony an. Je früher er dem Elbenfürsten gegenüberstand und ihm alles beichtete - mit dem Beistand seines Freundes natürlich -, desto eher hatte er die Strafe hinter sich.

»Es klingt aber danach«, sagte Goda leise zu ihrem Pony.

Ingrimmsch blickte über seine Schulter nach hinten. »Goda, absteigen. Du läufst.«

»Was?« Sie klang empört.

»Nicht fragen, Schülerin. Und nimm das Gepäck auf deinen Rücken.« Rasch drehte er den Kopf nach vorn, damit sie sein Grinsen nicht sah. Wieder bereitete es ihm große Freude, sie zu gängeln.

Gehorsam, wenn auch widerwillig rutschte Goda aus dem Sattel, warf sich die Taschen über und stapfte neben dem Pony her. »Welchen Sinn hat das? Ich wollte eine Kampfausbildung von dir und nicht mein Leben als Trägerin verbringen.«

»Du... eine Kriegerin benötigt starke Schenkel für einen festen Stand«, antwortete er rasch. »Stell dir einfach vor, du marschierst und musst mit dem Angriff einer Schweineschnauze rechnen. Kennst du eigentlich den Witz, bei dem der Ork den Zwerg nach dem Weg fragt?«

Goda schnaubte. Tungdil lachte, weil er in dem Geräusch eindeutig eine Verwünschung vernommen hatte. Allerdings klang seine Heiterkeit nicht wirklich gelöst.

In Gedanken war er bei der verletzten Balyndis, die sie in Lot-Ionans Stollen hatten zurücklassen müssen. Zu seinem eigenen Befremden war er mit einem Zwiespalt in seinem Herzen aufgebrochen.

Auf der einen Seite sorgte er sich sehr um seine Gattin, auf der anderen Seite freute er sich, sie erneut hinter sich zu lassen. Er konnte sich seine Unzufriedenheit nicht erklären. Dabei hatte es in der ersten Nacht ganz nach einem Auftakt für ein glückliches gemeinsames Leben ausgesehen.

Doch da war es wieder erschienen, das Gefühl der Unzufriedenheit. Je länger er mit diesem Gedanken spielte und sich ein langes Leben mit Balyndis vorstellte, desto beängstigender empfand er es. Unverständlicherweise. Er mochte Balyndis noch immer.

Tungdil korrigierte seinen Sitz im Sattel und betrachtete die Stadtmauern Poristas, an denen der verschollene Furgas eine Meisterleistung abgeliefert hatte. Vermutlich war es genau das: Er mochte sie noch, ohne eine tiefere Zuneigung zu hegen. Wie Bruder und Schwester. Wie Kampfgefährten.

»... und da lachte der Zwerg und ging weiter«, hörte er Ingrimmsch den Schluss des Witzes erzählen. Goda fiel es schwer, nicht zu grinsen. Ihre Mundwinkel weigerten sich, starr zu verharren, und drängten mit Macht nach oben. Schon bildeten sich kleine Grübchen in ihren Wangen, die Vorboten eines lauten Gelächters, auch wenn sie sich fest vorgenommen hatte, ernst zu bleiben. Gute Laune und Wut passten nicht zusammen. Doch der Witz war einfach zu lustig.

So belohnte sie Boindils Bemühungen mit schallender Heiterkeit, in die Ingrimmsch und sogar Tungdil einstimmten. Es ging gar nicht anders.

Sie ritten in die Stadt ein und wurden, nachdem sie sich zu erkennen gegeben hatten, auf der Stelle zu dem riesigen Versammlungszelt geleitet. Darum herum waren mehrere kleine Zelte aufgebaut worden, die als abgeschiedenere Beratungsorte für zwei Parteien dienten.

»Wir gehen zuerst zu Gandogar und erzählen ihm, was geschehen ist, danach zu Liütasil«, schlug Tungdil seinem Freund vor und erntete ein Kopfnicken.

Godas Gesicht glänzte vom Schweiß, sie leerte ihre Trinkflasche in einem Zug und schaute sich nach einem Brunnen um, um sie zu füllen.

»Nicht nötig, Schülerin. Du wirst bald etwas bekommen«, meinte Ingrimmsch und grinste sie an. »Was machen deine Beine, Schülerin?«

Sie hob zuerst das linke, dann das rechte. »Sie sind beide noch da«, schnaufte sie und wischte sich das Wasser von der Stirn. Eine dunkelblonde Strähne klebte auf der feuchten Wange. »Und sie hätten nicht übel Lust, in einen Hintern zu treten, Meister.« Sie grinste. »Einen Orkhintern natürlich.«

Vielleicht lag es an Poristas Licht, vielleicht an der Umgebung oder an den funkelnden Augen der Zwergin, dass Ingrimmsch sie und ihren Anblick plötzlich leicht ertrug. Von einem Lidschlag auf den anderen hatte sich etwas an ihr verändert. Er wurde unsicher. »Schauen wir, was es gibt«, stotterte er und wandte den Blick rasch ab. Er ahnte, dass etwas geschehen war, was nicht sein durfte. Nicht bei ihr. Sie steuerten auf das Zelt zu, über dem die Standarte des Stammes der Vierten wehte, und wurden von den Wächtern umgehend gemeldet. Goda blieb vor dem Eingang und musste warten, bekam aber auf Tungdils Anweisung zu trinken gebracht.

Gandogar empfing sie, reichte ihnen beiden die Hand. »Die Ereignisse überrollen uns«, sagte er und musterte freudig den veränderten Tungdil, dem er die alte Tatkraft ansah. »Eben noch habe ich mit den Clanoberhäuptern über einen Feldzug ins Jenseitige Land reden wollen, da muss ich mitsamt der Versammlung nach Porista reisen, um die nächste, schlimmere Sache zu besprechen.« Sein Gesicht zeigte nach Tungdils Einschätzung deutlich mehr Falten als früher, die vielen Sorgen hinterließen Spuren in der Haut. »Wie war es bei den Elben?« Seine Augen blieben an den kurzen Haaren des Kriegers haften. »Ist das eine neue Mode?«

»Ein Kampf. Tungdil kann es dir besser erklären.« Boindil zog es vor, lieber nicht zu viel zu sagen, weil er fürchtete, seinem Großkönig die Wahrheit gestehen zu müssen.

Tungdil neigte sein Haupt. »Um ehrlich zu sein, war es langweilig, Großkönig. Wir haben Liütasil nicht gesehen, wir wurden gefüttert, und man zeigte uns ausschließlich Orte, die belanglos waren.« Er senkte die Stimme. »Ich bin der Meinung, dass sie etwas vor uns verbergen wollen. Wir haben neue Heiligtümer in ihren Hainen gesehen und durch einen Zufall von Bauten gehört, die sie vor uns geheim hielten. Wir dagegen gewähren ihren Abordnungen Zugang zu all unseren Räumen. Das ist ungerecht. Mit deiner Erlaubnis werde ich diesen Umstand bei Fürst Liütasil ansprechen. Er ist doch hier, oder?«

»Nein.« Gandogar bot ihnen Wasser an, sie nahmen die Becher aus poliertem Gold entgegen. »Er hat seine Gesandten geschickt. Vilanoil und Tiwalün. Es hieß, er werde nachkommen, weil er wichtige Angelegenheiten zu besprechen habe.«

Boindil runzelte die Stirn. »Das sagte man uns auch. Das müssen ja mächtig wichtige Dinge sein, die er so lange mit irgendjemandem bespricht.« Er warf einen Blick zu Tungdil. Nun wurde es in Porista um einiges ungemütlicher für ihn. Ausgerechnet ihren Fremdenführern aus Älandur, die am ehesten über das Vergehen Bescheid wussten, würden sie in Kürze wieder begegnen.

Tungdil blieb ruhig und sah zu, wie das klare Wasser gegen die sattgelben Wände schwappte. »Merkwürdiges trägt sich in Älandur zu.«

»Was willst du damit sagen?«, fragte Gandogar beunruhigt.

»Ich will damit sagen, dass sich Merkwürdiges in Älandur zuträgt.« Seine alte, längst nicht besiegte Schroffheit brach hervor, und er riss sich zusammen. »Ich hoffe, dass es sich bald klärt und sich Erfreuliches dahinter verbirgt.« Er leerte seinen Trunk, verneigte sich und stellte den Becher zurück. »Wann beginnt die Versammlung, Großkönig?«

»Wir wollten schon lange wieder tagen. Ein Hornsignal wird uns rufen.«

Tungdil schaute Gandogar an. »Ich habe Schlechtes zu verkünden: Mein Diamant ist gestohlen worden. Ein neues Monstrum tauchte in Lot-Ionans Stollen auf und griff uns an. Balyndis wurde dabei verletzt.« Rasch fasste er die Vorgänge zusammen. »Die Spuren haben sich verloren, das Monstrum nutzte einen Weg durch felsiges Gebiet, wo es keine Abdrücke hinterließ. Da erreichte uns dein Befehl, unverzüglich nach Porista zu kommen.« »Auch du hast einen Stein eingebüßt? Dann erging es dir wie den Ersten. Ein verzauberter Ork und eine Hand voll bartloser Untergründiger haben die Königin beraubt.« Gandogar atmete schnaufend aus und ballte die Fäuste. »Und die schlechten Nachrichten gehen weiter. Die Dritten, das nimmt Xamtys an, haben einige der Brunnen des Roten Gebirges vergiftet. Unzählige Zwerginnen, Zwerge und Kinder starben, ehe man das Gift bemerkte. Die Gelehrten haben festgestellt, dass es seine tödliche Wirkung erst entfaltet, wenn man genügend davon getrunken hat. Es bringt nichts, wenn das Wasser abgekocht wird. Sie müssen Wasser aus entlegenen Brunnen über weite Strecken heranschaffen. Keiner im Roten Gebirge traut mehr dem anderen.« »Das Misstrauen wird um sich greifen, wenn die Zwergenreiche von den vergifteten Zisternen erfahren«, schätzte Tungdil. Er schwieg betroffen. Seine Hoffnung, dass die Dritten sich friedlich einfügen würden, starb. Es gab sie immer noch, die abgrundtiefen, felsenfesten Zwergenhasser, deren heimtückische Rache die übrigen Stämme härter und furchtbarer traf als jemals zuvor. Umgekehrt würden diejenigen Dritten, die sich offen zu ihrer Herkunft und Läuterung bekannten, sicherlich bald angefeindet werden. Daraus konnte Schlimmes erwachsen.

»Vielleicht ist es besser, die Dritten, die in den übrigen Zwergenreichen offen leben, wieder in einem Stamm zusammenzufassen«, sagte er nachdenklich. »Abseits der Zwergenreiche.«

Das Hornsignal erklang und rief die Mächtigsten des Geborgenen Landes zurück an die große Tafel. Ihre Unterhaltung wurde fürs Erste unterbrochen.

»Mit dir als König?«, griff Gandogar den Einfall rasch auf, während er nach seinem Helm langte und ihn unter den Arm klemmte. »Ich hatte bereits einen ähnlichen Gedanken. Wir sollten es mit allen Clans und den Freien besprechen, sobald wir die Angelegenheit mit den Diamanten geregelt haben. Vielleicht gibt es auch in einer der Städte der Freien Platz für die Dritten.«

»Was für ein...« Tungdil biss sich auf die Lippen, um das Wort Unsinn zurückzuhalten, und legte eine Hand auf den Axtkopf der Feuerklinge. »Wäre es gut, sie wieder zu Ausgestoßenen zu machen? Ich bin mir zudem nicht sicher, ob die Freien so viele Dritte in einer Stadt haben möchten. Wäre ich dort König, fürchtete ich eine gewaltsame Übernahme. Wer wollte sie aufhalten?«

»Ach, das ist alles ganz furchtbar. Man könnte meinen, Vraccas habe uns fünf Zyklen des Friedens gewährt, um uns nun durch den Hochofen zu senden«, brummte Boindil missgelaunt. »Die Diamanten werden geraubt, Schweinchen und andere Monstren streifen durch unsere Heimat, unsere Brunnen werden vergiftet, und die Elben brauen ihr eigenes Süppchen.«

»Sagtest du vorhin verzauberter Ork«, hakte Tungdil ein und schritt neben Gandogar her. Gemeinsam machten sie sich auf den kurzen Weg ins Zelt.

»Der Bericht ist vage«, milderte der Großkönig ab. »Aber es war Magie im Spiel.«

»Was denn? Die Schweineschnauzen beherrschen nun auch noch Magie? Sind Tion und Samusin vollständig wahnsinnig geworden, so etwas auf uns zu hetzen? Das können keine Orks aus dem Geborgenen Land sein«, murmelte Ingrimmsch. »Verfluchte Kraft! Ich mochte die Magie noch nie leiden.« Goda schloss sich ihnen mit etwas Abstand an. Ihr Kopf glühte von der Anstrengung des Marsches, und Ingrimmsch sorgte sich insgeheim, es mit seiner Anweisung übertrieben zu haben. Er zeigte es jedoch nicht. »Du wartest wieder vor dem Zelt«, sagte er stattdessen und setzte ein genuscheltes »Ruh dich aus« hinterher. Tungdil betrat das Zelt und sah, wie die Herrscherinnen und Herrscher des Geborgenen Landes ihre Plätze einnahmen. Er kannte die meisten von ihnen; die Menschengesichter waren in den letzten fünf Zyklen im Vergleich zu denen der Zwerge und Elben schwerer gealtert. Der Stachel der Vergänglichkeit saß tief im Fleisch. Neugierig betrachtete er Ortger, den jungen Herrscher von Urgon. Er unterhielt sich leise mit seiner Tischnachbarin, Königin Isika, nickte mehrmals, dann richtete er sich wieder auf und deutete eine Verbeugung an.

Vilanoil und Tiwalün würdigten die Zwerge dagegen keines Blickes. Aus der offensichtlichen Unfreundlichkeit schlössen sowohl Ingrimmsch als auch Tungdil, dass die schwarzen Abdrücke entdeckt worden waren. König Bruron stand auf und schlug mit dem Ring gegen seinen Pokal, das metallisch-melodische Geräusch unterbrach das leise Gemurmel der Mächtigen, und die Aufmerksamkeit galt ungeteilt ihm allein. »Beraten wir weiter, Königinnen und Könige.« Er deutete auf Tungdil. »Wie Ihr seht, haben wir einen vertrauten Gast und Freund unter uns. Ein Held des Geborgenen Landes, der in den schweren Stunden unter uns weilt und sicherlich mit uns nach Auswegen suchen wird: Tungdil Goldhand.«

Gandogar neigte sich zu Tungdil. »Sein goldener Becher ist aus einer schlechten Legierung. Der Ton war furchtbar und verrät die Minderwertigkeit. Entweder hat ihn der Goldschmied betrogen, oder er spart absichtlich und will den Schein wahren.«

»Und natürlich freuen wir uns über Boindil Zweiklinge, dessen Verdienste um das Wohl unserer Heimat kaum geringer sind«, fuhr Bruron lächelnd fort. »Wir benötigen Helden wie sie, um das Kommende zu meistern.« Die Herrscherinnen und Herrscher neigten ihre Häupter leicht um ihre Wertschätzung zu zeigen; nur den Elben schienen die Hälse steif geworden zu sein, was niemand außer den Zwergen bemerkte.

Der König ließ die Blicke schweifen. »Wie beinahe immer, wenn wir zusammenkommen, muss ich mit einer unerfreulichen Nachricht beginnen: Die Statue von Magus Lot-Ionan dem Geduldigen ist aus dem Trümmerfeld geraubt worden. Trotz umfassender Nachforschungen meiner besten Leute bleibt sie verschwunden.« Tungdil schluckte. Er erinnerte sich genau, die Statue, die nichts anderes war als sein Ziehvater selbst, in Andokais Palast gesehen zu haben. Nudin, oder besser Nöd'onn, hatte ihn während eines Kampfes vor vielen Zyklen unwiederbringlich erstarren lassen. Insgeheim hatte der Zwerg gehofft, den versteinerten Lot-Ionan in den Stollen schaffen zu können, damit er wenigstens an einem Ort stand, wo er als lebender Mensch zu Hause gewesen war.

»Was könnte man mit seiner Statue anfangen?« Mallen schaute zu Tungdil.

»Woher soll ich das wissen?«, antwortete er gereizt. Es gab niemanden mehr von seinen Famuli. Ihnen hätte er es zumindest zugetraut, dass sie sich die Statue ihres alten Mentors besorgten, um sie an einem geheimen Ort aufzustellen und ihn nach seinem Tod zu verehren. Aber das könnte bei den Verdiensten des Magus ebenso in aller Offenheit stattfinden.

Tungdil fühlte sich von den Räubern betrogen. Sie hatten ihm das Abbild des Menschen genommen, der wie ein Vater zu ihm gewesen war. Das machte den Raub zu einer persönlichen Angelegenheit.

»Es ist mir ebenso ein Rätsel«, sagte Bruron. »Dennoch werde ich meine Soldaten weiterhin suchen lassen.« Er richtete die Augen auf Ortger. »Ihr habt Neuigkeiten für uns, hattet Ihr mir angedeutet, König Ortger?« »Ja«, sagte er. »Eine größere Stadt in der Nähe von Borwöl ist vernichtet worden. Vollständig vernichtet. Niemand von den Einwohnern hat überlebt. Die Spuren wiesen auf Orks oder ähnliche Ungeheuer Tions hin.« Er schaute in die besorgten Gesichter. »Es gibt keinen Zweifel mehr: Die Scheusale sind in das Geborgene Land zurückgekehrt, auf welchem Weg auch immer.«

Gandogar hob den Arm. »Auch ich muss Schreckliches verkünden.« Er berichtete von dem Raub des Diamanten, dem Gifttod der Zwerge und übergab Tungdil das Wort, der den Verlust eines weiteren Steines und das Erscheinen eines neuen Geschöpfes von Tion ansprach. Bruron und alle anderen saßen wie vom Donner gerührt. »Untergründige? Zwerge aus dem Jenseitigen Land haben sich mit zaubernden Orks zusammengetan, um die Steine zu stehlen? Ist es das, was ich soeben hörte?«, fragte er fassungslos.

»Sie gehören alle zusammen«, sagte Isika voller Überzeugung. »Die Orks, die Untergründigen und diese magischen Mischwesen.« Sie blickte Gandogar an. »Ihr werdet Euch die Frage gefallen lassen müssen, Großkönig, wie es diesen Wesen gelingt, durch die Pforten und über die Pässe zu gelangen, gerade so wie es ihnen passt?« Die Stimme der Frau hätte Glas zerteilen können. Sie verbarg keineswegs, dass sie den Verteidigungskünsten der Zwergenstämme nicht mehr traute.

»Gegen Magie sind wir machtlos«, gestand Gandogar. »Ihr vergesst, dass dieser Ork der Erzählung zufolge in der Lage war, seine Gestalt zu wandeln. Wenn es mehr davon gibt, sind sicherlich viele unerkannt ins Geborgene Land marschiert.«

»Das würde die Spuren in Toboribor erklären«, meldete sich Mallen zu Wort. »Mein Suchtrupp, der nach der Vernichtung des Dorfes loszog, fand in den Höhlen des einstigen Orkreiches Hinweise darauf, dass wieder Leben in den Gängen herrscht.«

»Alles fügt sich. Dann waren es verzauberte Orks, welche die Statue Lot-Ionans stahlen«, vermutete Isika. »Sie haben uns den letzten Magus genommen, damit uns keine Möglichkeit bleibt, ihrer Magie etwas entgegenzusetzen.« Sie lehnte sich zurück. »Wir benötigen wieder einen Magus im Geborgenen Land.« Ihr Gesicht wandte sich zu Tiwalün. »Ist vielleicht einer aus Euerem Volk in der Lage, Zauber zu weben?« Der Elb kniff die Lippen zusammen. »Selbst wenn es so wäre, es gibt keine magischen Felder mehr, aus denen man Kräfte schöpfen könnte.« Er wechselte einen raschen Blick mit Vilanoil. »Ich wollte es eigentlich nicht sagen. Noch nicht. Aber in Anbetracht unserer Lage dürfen wir euch nicht länger schonen.« Er holte tief Luft. »Fürst Liütasil ist tot. Er starb bei dem Versuch, unseren Diamanten zu verteidigen.«

»Ihr Götter, steht uns bei«, flüsterte Königin Umilante entsetzt. »Wenn selbst die Elben nicht gegen die Bestien bestehen können, wer soll es dann?«

Es war vollkommen still im Zelt.

Niemand bewegte sich, keiner gab einen Laut von sich, und so vernahmen sie die knarrenden Geräusche, welche das Zelt und die Haltetaue von sich gaben. Der Wind strich um die Stoffbahnen, schob und drückte sie sanft, brachte sie dazu, sich zu bewegen und wanken.

»Wir!«, rief Tungdil entschlossen und anklagend zugleich. Er war es leid, dass die Mächtigen sich benahmen wie ängstliche Tiere, die sich von einem Räuber in die Enge trieben ließen. »Die Kinder des Schmieds! Und ihr alle. Wir haben Nöd'onn gemeinsam besiegt, wir haben die Avatare zusammen vernichtet.« Er legte die Feuerklinge auf den Tisch vor seinen Großkönig. »Diese Waffe vermochte der Kreatur Schmerzen zuzufügen, und sie wird mich vor allen magischen Angriffen beschützen.«

Wey betrachtete die eindrucksvolle Axt, und die ermutigende Erinnerung an die Siege über das Böse kehrte zurück. »Er hat Recht. Allerdings kann er nicht an allen Orten gleichzeitig sein. Wie ich schon sagte: Bringen wir die Diamanten in die sicherste Festung und stellen Tungdil Goldhand unsere besten Krieger zur Seite. Auf diese Weise bewahren wir die restlichen Steine und gelangen vielleicht sogar in den Besitz der gestohlenen.« Mallen klatschte zustimmend. »Hören wir damit auf, die Angst vor den Ungeheuern zu schüren und auf ihre nächsten Angriffe zu warten, sondern handeln wir.« Er erhob sich von seinem Platz und ging zu der Karte des Geborgenen Landes. »Ich schlage vor, dass wir die Diamanten nach Immengau bringen.« Er zog den Dolch und legte die Spitze auf einen Punkt unterhalb Poristas. »König Bruron erinnerte sich an die alte Festung Paland, die aus den Zyklen stammt, als seine Vorfahren mit den Trollen und Ogern um das Land Gauragar stritten. Sie ist niemals von den Trollen eingenommen worden, die Mauern waren zu hoch, zu stark. Seit langer Zeit steht sie verlassen und dient als Sammelort für die Kühe und Rinder der Bauern. Geben wir ihr den alten Glanz zurück, den sie verdient hat.«

»Ich habe bereits Arbeiter aus der Hauptstadt nach Paland gesendet, die mit dem Aufräumen begonnen haben«, sagte Bruron und wandte sich an Gandogar. »Seid so freundlich und sendet uns die besten Steinmetzen, die sich die Mauern betrachten und ein Urteil fällen sollen.« »Es wird sogleich geschehen«, willigte der Zwerg ein.

»Und ihr anderen«, sprach Mallen getragen, »schickt die besten Krieger und Bogenschützen nach Paland, um die Zinnen zu besetzen und allem die Stirn zu bieten, was sich die Diamanten nehmen möchte. Derweil begeben sich die hervorragendsten Aufklärer im Geborgenen Land und in den Höhlen Toboribors auf die Suche nach den Scheusalen.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wir haben lange genug wie die Mäuse in Angst vor der Katze gelebt. Von dem heutigen Umlauf an sind wir Wölfe!«

Isika erhob sich. »Ich stelle eine Bedingung: keine Zwergenkrieger in Paland. Außer Tungdil Goldhand und Boindil Zweiklinge.«

Gandogar senkte den Kopf. »Was soll diese Bedingung, Königin?«

»Ihr habt selbst gesagt, dass Ihr mit den Dritten in Euren Reihen zu kämpfen habt. Wenn Ihr sie nicht erkennt, wie sollen wir es tun? Nach allem, was geschehen ist, würden sie sich wohl eher mit den Untergründigen und diesen Orks verbünden als mit uns Seite an Seite zu kämpfen.« Sie wich seinem Blick nicht aus, sondern erwiderte ihn mit aller ihr eigenen Herrschaftlichkeit. »Ich schlage das nicht vor, um Euch und Euer Volk herabzusetzen, Großkönig Gandogar. Es geht mir einzig und allein darum, die innere Sicherheit der Festung zu wahren. Nicht mehr und nicht weniger.«

»Da hat sie Recht«, sprang ihr Tiwalün bei. »Die Kinder des Schmieds sollten zunächst ihre eigenen Angelegenheiten regeln. Sendet ein Heer ins Jenseitige Land, um das Lager der Dritten, die Euch die Todesmaschinen senden, zu finden und zu zerschlagen. Siebt die Verräter aus den eigenen Reihen und schützt die Tore des Geborgenen Landes.« Er verneigte sich vor Gandogar. »Die Zwerge haben zweimal den entscheidenden Beitrag zur Rettung unserer Heimat geleistet. Nun ist die Reihe an uns, den Elben. Wir kommen mit allen Kriegern, die wir haben, nach Paland. Das war Fürst Liütasils Wunsch, bevor er starb.« Isika klatschte als Erste, und alle fielen in den Beifall ein. Das kleine Pflänzchen Hoffnung, das von den Zwergen gesät worden war, erhielt sein Wasser von den Elben. Gandogar willigte ein.

Danach begann das große Planen, bis wann die Diamanten auf geheimen Routen und unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen nach Immengau und in die Festung geschafft werden sollten. Erst spät in der Nacht schienen alle Unsicherheiten beseitigt zu sein.

»Verlieren wir keine weitere Zeit.« König Bruron gab das Zeichen zum Aufbruch. »Gibt es noch eine Sache zu bereden?«

»Was bei aller Sorge um die Steine nicht vergessen werden soll: Ich entbiete Euch meine Anteilnahme am Verlust Eures Fürsten, Tiwalün und Vilanoil«, erhob Mallen die Stimme. »Sein Tod wird wie der aller, die für die Diamanten gestorben sind, nicht umsonst gewesen sein. Aber bevor wir auseinander gehen, um uns in Paland zu treffen, sagt uns: Wer tritt die Nachfolge Liütasils an?«

Vilanoil lächelte. »Meinen Dank an Euch und alle, die mit dem Volk der Elben trauern. In zehn Umläufen kann ich Eure Frage beantworten, Prinz Mallen von Idoslän. Wir beraten derzeit, denn Liütasil hat uns keinen Nachfolger benannt. So werden wir die Reiche der Menschen und Zwerge wissen lassen, wann nach dem Leid die Freude in die Herzen meines Volkes zieht.«

Die Elben verließen das Zelt, und die Mächtigen kehrten in ihre Unterkünfte zurück.

Mallen und die Zwerge verweilten unter den Stoffbahnen, tranken ihre Becher leer und dachten über die Pläne und Ereignisse nach.

Tungdil ging derweil zur Karte, schaute auf die Stellen, an denen sich die vernichtete Stadt und das zerstörte Dorf befunden hatten. »Das ergibt keinen Sinn«, murmelte er. »Sie liegen viel zu weit auseinander, um in dieser kurzen Zeit von der gleichen Gruppe Orks angegriffen worden zu sein. Und es gab keinen Grund, sie anzugreifen und die Ortschaften oder Gehöfte um sie herum in Frieden zu lassen.« Er strich über die Karte. »Orks greifen alles an, was auf ihrem Weg liegt.«

»Vielleicht sind diese Orks anders?«, warf Mallen ein. »Gandogar, hattet Ihr nicht berichtet, dass es nicht einen einzigen Toten unter den Zwergen gab, als die Orks den Stein von den Vierten stahlen? Das ist doch merkwürdig, oder?«

In dem Augenblick, wo der blonde Ido es aussprach, erinnerte sich Tungdil an den Umstand in den Beschreibungen der Überfälle, der ihm seltsam erschienen war. Weder die Untergründigen noch diese merkwürdigen Orks mit den rosafarbenen Augen hatten getötet. Erst die Maschine im Aufzug begann mit dem gnadenlosen Vernichtungswerk unter den Vierten, ehe sie sich in einen Stollen zurückzog und verschwand.

»Keulen«, sagte er leise. »Die Orks haben mit Keulen angegriffen. Und die Untergründigen, die in Xamtys' Rotem Gebirge für die Ablenkung sorgten, hinterließen Verletzte, keine Toten.« Und das, obwohl keiner von ihnen den Überfall überlebt hatte. Zwei waren den Soldaten der Königin entkommen und streiften durch den Bergesleib. Sie hatten sich im wahrsten Sinn des Wortes für den gelungenen Diebstahl geopfert. Er sprach aus, was er dachte. »Gandogar, wir müssen unbedingt einen der Untergründigen lebend in die Finger bekommen, um ihn zu befragen.«

Ingrimmsch sah es ähnlich. »Sie geben ihr Leben, um ihr Eigentum wiederzuerlangen.«

»Eigentum?«, sagten Gandogar und Mallen gleichzeitig.

»Meine Güte, Ingrimmsch!« Tungdil lief zu seinem Freund und packte ihn bei den Schultern. »Aber sicher! Wie konnte ich das übersehen?« Er schlug sich gegen die Stirn. »Und ich werde Gelehrter genannt!«, rief er. »Dich, Boindil, müsste man so heißen.«

»Jetzt bin ich gespannt«, sagte Ingrimmsch stolz und wollte sich durch den schwarzen Bart streichen, griff auf seiner Brust jedoch ins Leere. Er hatte verdrängt, dass ihm ein immenses Stück verloren gegangen war. »Sie suchen den Diamanten, weil er ihrer ist!« Tungdil wandte sich an den Prinzen und den Großkönig. »Erinnert ihr euch, dass wir immer annahmen, dass ein Diamant mit diesem meisterlichen Schliff nur von Zwergen geschaffen worden sein könnte?«

»Bei Vraccas, wir waren mit Blindheit geschlagen«, entfuhr es Gandogar, der sich genau an das Aussehen der Steine entsann. Sein Stamm hatte die Imitate hergestellt und dabei alle Meisterlichkeit anwenden müssen, um die Täuschung möglich zu machen. »Die Eoil hat ihn von den Untergründigen gestohlen.«

»Und weil sie erfahren haben, dass der Stein inzwischen ein machtvolles Artefakt geworden ist, fragen sie nicht lange, sondern trachten danach, ihn heimlich an sich zu bringen. Sie wissen genau, dass wir ihn nicht ohne weiteres zurückgeben könnten«, schloss Tungdil.

»Aber was haben die Orks dann mit den Diamanten zu schaffen? Wieso helfen sie den Untergründigen?« »Das frage ich mich auch«, knurrte Boindil. »Es kann keinen Pakt zwischen diesen Bestien und unserem Volk geben.«

»Die Untergründigen denken da wohl anders als wir«, erinnerte ihn Tungdil. Das Wort Pakt brachte ihn auf einen Einfall. »Diese Stadt und der Ort, die vernichtet wurden, hatten sie eine Gemeinsamkeit?« »Außer, dass sie jeweils in der Nähe der Königreiche von Ungeheuern lagen?« Mallen betrachtete die Karte. »König Ortger erwähnte nichts von einem Bündnis. Ich glaube, die Stadt wollte vor vielen Zyklen, als die Trolle in Borwöl herrschten, einen Trupp aussenden, der mit den Scheusalen reden sollte. Es ging darum, in der Nähe nach Schätzen graben zu dürfen.«

Tungdil betrachtete die Linien, welche das Gebiet Toboribors umfassten. »Dieses Dorf leistete früher sicherlich Abgaben an die Orks, oder?«

»Ich vermute, dass es so war.« Mallen unterdrückte ein Gähnen. »Entschuldigt mich. Ich bin sehr müde und würde mich gern in mein Bett begeben.«

»Eine Frage noch«, bat Tungdil. »Als Ihr dem Monstrum in Güldengarb gegenüber standet, ist Euch da eine Elbenrune auf seiner Rüstung aufgefallen?«

»Also bin ich nicht der Einzige, der gute Augen hat.« Mallen nickte. »Ich wollte es niemandem sagen, bevor ich nicht mit Liütasil darüber gesprochen habe.«

»Beschreibt sie mir.« Mallen tat Tungdil den Gefallen und zeichnete sie auf ein Stück Papier. »Das bedeutet, so glaube ich, Eure«, sagte er nach einer längeren Betrachtung. »Unser Angreifer hatte haben auf dem Unterarmschoner stehen.«

»Eine Botschaft, die erst einen Sinn ergibt, wenn sich alle Monstren gezeigt haben?«, vermutete der Ido. »An die Elben«, präzisierte Tungdil. »Die Monstren tragen eine Botschaft an die Elben mit sich herum. Was immer sie bezwecken, sie wollen, dass es die Elben nach und nach herausfinden.«

»Sie sehen sich als unaufhaltbar an.« Mallen deutete auf den Ausgang. »Ich werde Ortger fragen, ob er etwas gesehen hat. Vielleicht können wir das Rätsel lösen, auch wenn es nicht für uns bestimmt ist.« Er reichte den Zwergen die Hände, wünschte ihnen eine gute Nacht und verließ das Zelt. »Auch für mich wird es Zeit«, sagte Gandogar. »Du, Tungdil, wirst den Stein der Fünften bei seinem Weg aus dem Grauen Gebirge nach Paland bewachen. Ich will nichts mehr riskieren, und die Feuerklinge wird schließlich mit allem fertig, was sich ihr entgegenstellt. Einen besseren Wächter als dich gibt es nicht.« Der Großkönig zog sich zurück.

Die beiden Zwerge und Goda marschierten weg von dem großen Platz und wurden von einem Bediensteten Brurons zu einer Unterkunft gebracht. Ingrimmsch weihte Goda in das Notwendigste ein und befahl ihr, die erste Wache zu übernehmen.

»Meister, ich bin müde...«

»Ja, ich weiß. Du bist gelaufen, mit Gepäck, in der Sonne«, winkte er unerbittlich ab. »Aber eine Kriegerin wie du muss damit rechnen, nach langem Marsch angegriffen zu werden. Deinen Feinden ist es gleichgültig, ob du ausgeruht bist oder nicht. Sie lauern immer.« Er schlüpfte mit einem Seufzen aus seinen Stiefeln und seinem Kettenhemd, öffnete die Ösen an seinem Lederwams und warf sich auf sein Bett. »Das ist deine nächste Lektion.«

»Vielen Dank. Meister.« Sie setzte sich auf den Stuhl neben der Tür, damit sie Fenster und Eingang gleichermaßen im Auge behielt.

Tungdil legte sich unter die Decke und dachte lange über die Unterredung dieses Abends nach. Tausend Dinge gingen ihm durch den Kopf, er suchte nach besseren Erklärungen als den einfachen, die Isika gegeben hatte. Die Untergründigen und ihre Orks besaßen einen Schlüssel zu den Vorkommnissen im Geborgenen Land, die neuen Bestien den zweiten. Damit ließen sich Geheimnisse lüften. Vermutlich brachten sie noch gefährlichere Herauforderungen für das Geborgene Land ans Licht.

»Wieso hat Tiwalün nichts gesagt?«, hörte er Boindil fragen.

»Wegen des Steins?« Tungdil drehte den Kopf zu seinem Freund, der in seinem Bett saß und anscheinend ebenfalls grübelte; dabei schaute er zu Goda. »Wäre es dir lieber gewesen, er hätte es getan?« »Wieso halte ich Wache, wenn keiner schläft?«, beschwerte sich Goda beleidigt.

»Keine Sorge, Goda. Wir sind gleich ruhig«, grinste Tungdil. »Und was dich angeht, Ingrimmsch, der neue Elbenfürst wird dich gewiss zu sich bestellen. Du wirst sehen.« Er drehte sich zur Wand und schloss die Augen. Und da, kurz vor dem Eindösen, fiel ihm eine Gemeinsamkeit zwischen den vernichteten Siedlungen auf. Doch bis zum nächsten Morgen hatte er es wieder vergessen.


Загрузка...