Das Geborgene Land, Königreich Gauragar, 6241. Sonnenzyklus, Frühling.
»Platz! Platz für den Kaiser der Schauspieler!«, schrie der bunt gekleidete Ausrufer und schlug einhändig auf die Trommel, die vor seinem Bauch hing. Dann setzte er die Fanfare an seine Lippen und schmetterte eine Melodie, die entfernt an die Königshymne von Gauragar erinnerte. Lärmend schritt er durch die Menge, die neugierig Platz machte und sich davon überzeugen wollte, wie ein solch hochwohlgeborner Mann aussah. Hinter dem Ausrufer stolzierter ein Mann in teuer anmutenden Gewändern, einem sehr auffälligen blauen Hut mit drei Federn und einem silberbeschlagenen Gehstock. Das Kinnbärtchen passte hervorragend zu den aristokratischen Zügen, und die langen dunkelbraunen Haare fielen bis auf den Kragen des Mantels. Majestätisch winkte er nach allen Seiten; zur Betonung der Geste hatte er ein kleines weißes Tuch am Ring seines Mittelfingers befestigt. Es flatterte und wehte wie eine Miniaturstandarte.
»Die Götter mögen euch alle herzen und küssen, ihr allerliebsten Bewohner von Sturmtal!«, rief er nach rechts und links und lächelte einer jungen Frau verwegen zu. »Und ganz besonders dich, schönes Kind. Wenn sie nicht wollen, rufe mich, und ich übernehme ihre Aufgabe nur zu gern.« Das Gesicht des Mädchens färbte sich rot, und es erklangen einige Lacher von Umstehenden.
In der Mitte des Marktplatzes angekommen, sprang er auf den Rand des runden Brunnens. »Kommt, verehrte Spectatores! Kommt und verfolgt in meinem fahrenden Curiosum die wunderlichsten Abenteuer, die das Geborgene Land jemals gesehen hat, als wäret ihr just dabei«, lockte er die Menge. Dabei lief er rund um die Einfassung des Brunnens, sodass die polierten Schnallen an seinen Schuhen klimperten. »Der Kampf gegen die Orks, gegen die Eoil und die Avatare, die Grauenhaftigkeit der Unauslöschlichen, die über Dsön Balsur herrschten, all das werdet ihr mit eigenen Augen sehen. Helden, Schurken, Tod und Liebe. Ich, der Unglaubliche Rodario, den man zu manchen Zeiten Rodario den Unglaublichen und Liebhaber der seligen Maga Andökai nannte, berichte von den größten Wagnissen. Ich weiß euch zu sagen, weshalb man Andökai noch aus einem anderen Grunde ›die Stürmische‹ nannte.« Ein paar Männer lachten über die Anzüglichkeit. »Und ich habe Seite an Seite mit Tungdil Goldhand gegen die Eoil gefochten«, er fuchtelte mit seinem Gehstock, »bis die Nebelgestalt tot vor uns lag!« Er reckte sich und breitete die Arme aus. »Denn ich, verehrte Spectatores, habe die Geschehnisse selbst erlebt! Kann es einen wahrhaftigeren, ehrlicheren Erzähler geben als mich?« Aus seinen Händen schössen grüne und blaue Flammen, und die Menschen stießen erschrockene Rufe aus. »Das war nur ein Vorgeschmack!«, versprach er, bückte sich und schaute einen Jungen an. »Du wirst deine Hände vor die Augen halten müssen, kleiner Mann, damit sie dir während der Vorstellung nicht aus dem Schädel fallen«, raunte er beschwörend.
Der Junge wurde bleich und drückte sich an seine Mutter, die ihm lachend durch das Haar fuhr. Rodario feuerte eine weitere Ladung Flammen in den sich verdüsternden Himmel, der ihm und den Bewohnern ein Frühlingsunwetter versprach. Für die Stimmung im Zelt wären ein wenig Blitz und Donner sicherlich gut. »Gebt Acht: Die ersten zwanzig Spectatores erhalten einen Becher Wein kostenlos und ein Gläschen mit einem Hauch des Nebels der Eoil darin! Schaut ihn euch gut an und schaudert! Doch wagt es nicht, den Korken zu entfernen, denn sonst...« Er ließ die Drohung unausgesprochen und beschränkte sich auf eine warnende, geheimnistuerische Miene.
Seine braunen Augen schweiften über die Menge, die gebannt an seinen Lippen hing. Er hatte es wie immer geschafft, sie mit seinen Worten, seinem Charme und seinen Offerten in den Bann zu schlagen. Wie an jedem Ort suchte er ein vertrautes Gesicht in der Masse; und wie immer seit fünf Zyklen konnte er es nicht entdecken. Schließlich fiel ihm eine bildhübsche Frau auf, die in der zweiten Reihe stand und ihn anschaute. Das wiederum sorgte bei ihm für Hochstimmung und rang die aufkeimende Enttäuschung nieder.
Sie mochte Anfang zwanzig sein, war hoch gewachsen und von anziehendem Äußeren. Alles an ihr stimmte und saß dort, wo es sich für ein Weib gehörte, auch wenn es für ihn etwas mehr Oberweite im DekoUetee hätte sein können. Sie trug die langen blonden Haare offen, das Gesicht war schmal und ausdrucksstark, die grünen Augen schauten aufmerksam. Er hätte sie als Edeldame eingeschätzt - wenn da nicht der Wäschekorb in ihren Händen und die abgetragenen Kleider an ihrem Leib gewesen wären.
Eine seltsame Sehnsucht stand in ihrem Antlitz; weniger schien sie ihn als Mann zu begehren, sondern viel mehr nach dem zu trachten, was er tat. Rodario wusste, was diese Sehnsucht bedeutete. Er hatte mit dem gleichen Gesichtsausdruck vor vielen Zyklen vor dem Eingang eines Theaters gestanden und sich nichts Sehnlicheres gewünscht, als auf der Bühne zu stehen. So war es gekommen.
Er nahm es als Wink der Götter. Seinem Gefühl folgend, sprang er vom Brunnenrand und landete genau vor ihr. Dann verbeugte er sich tief und zauberte dank seiner enormen Fingerfertigkeit und sorgfältiger Vorbereitung eine schwarzgrüne Papierblume wie aus dem Nichts in seine Hand.
»Zeigt diese heute Abend am Einlass, und Ihr werdet nichts zahlen müssen«, sagte er lächelnd, hob eine Augenbraue und warf ihr den berüchtigten Verführerblick zu, dem noch keine widerstanden hatte. »Verratet mir Euren Namen, Schönheit von Sturmtal.«
Sie nahm die Blume zögernd entgegen. Doch da schob sich ein junger Mann vor sie, riss ihr die Gabe aus der Hand und warf sie auf die Erde. »Behalte deine Schmeicheleien für dich, Aufschneider«, warnte er Rodario unmissverständlich, und mit dem Schuh zertrat er das Papier.
»Es ist nicht nett, dass Ihr Euch in meine Unterhaltung mischt, mein Herr«, sagte Rodario liebenswürdig. »Das war keine Unterhaltung, du Geck! Du hast meiner Gemahlin schöne Augen gemacht«, gab er zornig zurück und hob die geballte Faust vor die Nase des Schauspielers. »Mach das noch einmal, und ich verpasse dir ein Veilchen. Aber keines aus Papier.«
»Nein?« Rodario beugte sich flugs nach vorn und tat so, als zöge er dem Mann etwas aus dem Ohr. Zwischen seinen Fingern erschien - sehr zum Vergnügen der Spectatores - eine weitere Papierblume. »Dabei hättet Ihr noch eines besessen.« Er reichte die Blume der Frau. »Hier, Gnädigste. Mit den besten Empfehlungen Eures Gatten. Er ist gesegnet, denn nicht jedem wachsen die Blümelein aus dem Kopf. Sein Ohrenschmalz ist furchtbar... ich wollte sagen fruchtbar, wie mir scheint.« Wütend schnappte der Mann danach, bevor seine Gattin sie nehmen konnte, und schleuderte auch sie in den Dreck. »Das genügt!«, rief er aufgebracht. »Dafür wirst du bezahlen.«
Rodario täuschte sogleich vor, ihm etwas aus dem geöffneten Mund zu nehmen, und hielt eine Münze in die Höhe. »Aber wozu? Ihr seid doch dermaßen reich, dass Euch das Geld schon aus dem Schlund steigt.« Nun lachten die Leute laut über die Darbietung, es wurde gerufen und gejohlt. Natürlich stand der Mann im Mittelpunkt des Spotts. Das durfte er sich um seiner Ehre willen nicht länger bieten lassen. »Ich stecke sie dir in deinen gepuderten Arsch!«, schrie er und griff an.
Rodario wich dem ungestümen Schlag aus, schob den Gehstock rasch zwischen die Beine des Mannes, sodass er gegen den Brunnenrand stürzte und durch seinen eigenen Schwung im Wasser landete. Die Kinder lachten und klatschten, und auch für die erwachsenen Zuschauer gab es nun kein Halten mehr.
Prustend tauchte der Mann aus den Fluten auf. Rodario hielt ihm helfend das Ende seines Stockes hin. »Kommt heraus und vergesst unseren kleinen Zwist«, bot er an. »Ich gebe Euch eine Runde aus, was haltet Ihr davon?«
Der Verunglimpfte wischte sich das Wasser aus den Augen und sah keinesfalls gelassener aus. Mit einem lauten Schrei warf er sich auf den Schauspieler, der sich erneut als wendiger Widersacher erwies. Der Mann landete im Staub, der sich augenblicklich mit der nassen Kleidung verband. Seine Finger krallten sich in den Dreck. »Ich schlage dich tot, du aufgeplusterter...«
Rodario bückte sich und hantierte hinter seinem Ohr. »Das Wasser lässt die Samen sprießen. Schaut, da habt Ihr noch was.« Dann hielt er die dritte Blume in der Hand, die er der Frau unter dem noch lauter werdenden Gelächter der Menge zuwarf. »Nun ist es genug, mein guter Mann.« Er richtete sich auf. »Ich möchte nicht, dass Ihr durch Eure eigene Unbeherrschtheit verletzt werdet.«
Wutschnaubend stand der Mann auf, fuhr sich durch das dreckige Gesicht und stapfte davon; seine nassen Schuhe schmatzten und verloren Wasser. Im Vorbeigehen packte er seine Gemahlin am Handgelenk und zerrte sie hinter sich her.
Der unglückliche Abschiedsblick, den sie Rodario zuwarf, war von allen stummen Hilfeschreien, die er jemals gehört hatte, der lauteste. Die Lücke schloss sich hinter ihnen, sie waren für den Schauspieler verschwunden. »Wohlan, da seht ihr, was geschieht, wenn man sich mit einem Helden anlegt!«, rief er strahlend und verneigte sich wieder. »Kommt heute Abend in die Vorstellung und lasst euch von mir und meinem Ensemble entführen. Bis dahin, gehabt euch wohl.« Er wirbelte den Hut wie ein Adliger und zeigte mit einer gekonnten Schulterdrehung, dass die Vorstellung beendet war.
Die Bewohner applaudierten nochmals und gingen wieder ihren Marktgeschäften nach.
Rodario blinzelte seinem Ausrufer zu. »Gut geschmettert, Giso. Dreh noch ein paar Runden durch die Gassen und lärme gehörig. Es soll jeder wissen, wer sich in Sturmtal befindet.«
Der Mann grinste. »Das wird sich nach dieser kleinen Darbietung schneller verbreiten als ein Furz im Wind.« »Kein sehr schöner Vergleich, jedoch ein passender«, meinte Rodario und begab sich an einen Stand, an dem Wein ausgeschenkt wurde. Er ließ sich einen Becher füllen, kostete davon und nickte. »Vorzügliches Stöffchen und eines Kaisers würdig! Bringt mir ein Fass davon zur Straße, die nach Süden aus dieser kleinen, herrlichen Stadt führt. Dort haben wir unsere Zelte aufgeschlagen«, sagte er und übergab dem Händler einen kleinen Stapel mit Bruron-Münzen. »Das genügt als Bezahlung?«
»Sehr wohl, Herr«, verneigte sich der Mann und zählte das Geld nach. Bei Schauspielern wusste man nie, was einen erwartete. Er machte sich sogar die Mühe, eine dünne Schicht mit dem Messer abzuschaben, um zu prüfen, ob man ihm nicht versilbertes Blei andrehte. Erst danach strich er die Münzen ein.
Rodario grinste, lehnte sich auf die Theke, die aus einem über zwei Weinfässer gelegten Brett bestand. »Ihr traut mir nicht?«
»Nein«, gab der Händler freundlich zurück. »Ihr wolltet meinen Wein auch zuerst kosten, bevor Ihr ihn im Fass bestellt habt, oder?« Er goss den Becher voll. »Da! Den Schluck und die nächste Kanne schenke ich Euch als Dreingabe.«
»Zu gütig, mein Bester«, lachte der Schauspieler und schaute sich nochmals um, heimlich hoffend, dass er die unbekannte Frau noch einmal sehen würde. »Falls Ihr meine kleine Einlage verfolgt habt, könntet Ihr mir sagen, wer wohl mein unglücklicher Gegenspieler gewesen ist?«, erkundigte er sich und winkte einen Burschen herbei, der mit einem Bauchladen voller kleiner Leckereien umherlief und sie verkaufte: frisch gebackene, dünne Schwarzbrotfladen mit Rahm, Schinken und einer Schicht geschmolzenen Käse. Er musste unbedingt etwas essen, sonst würde sich der Wein verheerend auswirken. Lallend wollte er nicht vor den Spectatores stehen, und schon gar nicht angetrunken von der Bühne fallen, wie das manchem Mimen schon ergangen war. Gegen eine Viertelmünze wechselte eine der duftenden Backwaren den Besitzer.
Rodario betrachtete seinen Kauf und dachte dabei an einen sehr guten Freund, der die Brotfladen geliebt hatte. »Sicher weiß ich, wer das ist.« Der Weinhändler füllte eine Kanne aus einem Fass nach und verhinderte, dass Rodarios Gedanken in Melancholie abglitten. »Nolik, der Sohn von Leslang, dem reichsten Mann von Sturmtal. Er und sein Vater besitzen einen Steinbruch, aus dem der beste Marmor Gauragars gewonnen wird. König Bruron ist ein persönlicher Freund.«
»Und dennoch keine Manieren, der Mann.« Rodario biss ab. »Da lässt er seine Frau als Waschweib schuften?« Der Händler schaute sich kurz um, ehe er weitersprach. »Nolik ist ein schlechter Mensch. Ich weiß nicht, wie er an das Herz von Tassia geraten ist. Mit rechten Dingen wird es nicht zugegangen sein.«
»Oh, verstehe einer die Frauen. Vielleicht sind seine inneren Werte aus Gold, im Gegensatz zu seinem Verhalten?« Rodario verdrehte die Augen. »Diese Fladen sind aus-ge-zeich-net«, lobte er mit vollem Mund und jonglierte den Bissen von rechts nach links, »aber zu heiß!« Er löschte mit Wein und seufzte glücklich. Der Mann lachte so laut auf, dass die Umstehenden zu ihnen schauten. »Nolik und innere Werte? Nein, sicherlich nicht.« Leiser fügte er hinzu: »Tassias Familie hatte Schulden bei seinem Vater. Muss ich mehr andeuten?«
»Nein.« Rodario kaute seinen letzten Happen, nahm Kanne und Becher und schlenderte weiter. »Denkt an meinen Wein!« Er hob seine beiden Beutestücke. »Ihr bekommt sie heute Abend wieder, wenn Ihr ihn mir liefert«, beruhigte er den Mann.
Rodario liebte es, inmitten von Geschäftigkeit umherzuschlendern, denn sie bedeutete Leben. Vom Tod hatte er genug, Heldentaten hin oder her. Er war Schauspieler, begnadeter Mime und exzellenter Frauenbeglücker, wie es sonst keinen im Geborgenen Land gab. Und für beide Aufgaben benötigte er Menschen, die für seine von den Göttern überantworteten Gaben empfänglich waren.
Dass er sein Theaterhaus in Porista aufgegeben hatte, hatte einen anderen Grund: das gesuchte Gesicht in der Menge. Das Gesicht von Furgas.
Der Freund, mit dem er so lange Zeit gemeinsam durch die Lande gezogen war, war über den Tod seiner Gefährtin Narmora verzweifelt und seit dem Sieg über die Eoil und dem Gespräch mit Tungdil unauffindbar geblieben.
Das war vor fünf Zyklen gewesen.
Seitdem reiste Rodario durch die Königreiche des Geborgenen Landes und tat in jeder Stadt, in jedem Dorf und in jeder Siedlung, die er passierte, das Gleiche: Er fragte die Menschen nach Furgas und zeigte ihnen dessen Bildnis, das er hatte anfertigen lassen. Ohne Erfolg.
Doch er gab einfach nicht auf. Auch nicht in Sturmtal, wo er nichts als Kopfschütteln erntete, als er das gemalte Antlitz seines Freundes in Gasthäusern, auf dem Markt und bei den Torwärtern herumzeigte. Rodario machte sich ernsthafte Gedanken um seinen verschollenen Freund. Dazu kam die Sorge um die vielen Apparate, die Furgas ersonnen hatte und die er während der Vorstellungen am Körper trug: Bärlappsamenschleudern, mit denen er Feuerbälle schuf, kleine Taschen aus schwarzem Leder, in dem die Papierblumen bis zu ihrem Einsatz warteten, und viele andere Behältnisse, in denen Pülverchen steckten. Es waren die ausgetüftelten Erfin düngen, die ihn vor den Augen der Zuschauer zum Magus machten und die einmaligen Spektakel erlaubten. Er fürchtete sich vor dem Tag, an dem seine Utensilien endgültig kaputt gingen. Bislang hatte er kleinere Defekte irgendwie Flickschustern können, aber das würde sicherlich irgendwann ein Ende nehmen. So kehrte Rodario mit dem üblichen, aber durchaus überwindbaren Gefühl der Niedergeschlagenheit zu dem Lagerplatz seiner Truppe zurück und spielte sich auf der Bühne den Kummer von der Seele. Und die Menschen liebten ihn und hielten ihn für einen stets heiteren Schauspieler, weil sie nicht hinter die Fassade des Mannes zu schauen vermochten.
Die Vorstellung endete in einem Triumph und einem kolossalen Gewitter, das einmal mehr bewies, weshalb Sturmtal seinen Namen trug, und nebenbei die Haltetaue des Zuschauerzeltes auf eine harte Probe stellte. Die Stoffwände wogten hin und her und vermittelten denen, die im Innern saßen, ein Gefühl, als befänden sie sich in einem in Unruhe geratenen Gedärm. Kaum verklang der Applaus, rannten die Menschen nach Hause, zurück in die Stadt und in den Schutz ihrer sicheren Häuser. Der Verkauf von Eoilhauch in Flakons war auch schon besser gewesen.
Rodario zog sich in seinen kleinen, mit mystisch anmutenden Zeichen bemalten Wohnwagen zurück, in dem er sich auf seine Auftritte vorbereitete und nach der Vorstellung die Einnahmen zählte. Auf dem Ankleidetisch des fahrenden Mimen stapelten sich die Münzlinge. Kleinvieh machte auch Mist, mit dem er sein Leben düngte. Er steckte noch immer in der Robe, die er damals in Porista als angeblicher Magus Rodario der Unglaubliche getragen hatte. Was damals Feinde ablenken sollte, war nun zu einem Requisit verkommen. Immerhin hatte er sich schon abgeschminkt und die Apparate an seinem Körper abgelegt.
Er schenkte sich von dem Wein ein, trank und schaute in den Spiegel; seine Züge wirkten im Licht der Lampen deutlich älter. »Jedes Fältchen ein Zyklus der Sorge.« Er prostete Furgas' Bildnis zu. »Lass es dir wohl ergehen, alter Freund, bis ich dich gefunden habe. Wer würde es mit deiner Meisterhaftigkeit aufnehmen können?« Er stürzte den Wein hinunter und achtete erst gar nicht auf das laute Pochen an seiner Tür.
»Ich schlafe«, rief er missmutig, als es nicht aufhören wollte.
»Sehr gut. Dann bringe ich dir einen Albtraum, Schmeichler«, hörte er eine Männerstimme. Die Tür flog aus den Angeln, krachte auf den Dielenboden und wirbelte Schmutz auf. Auf der Schwelle stand Nolik, hinter ihm zeichneten sich die Umrisse von zwei weiteren Männern ab. Sie hielten alle Knüppel in den Händen. »Und schon bin ich wach, mein etwas zu starker Freund. Was drängt Ihr so? Ich hätte Euch die Tür gewiss geöffnet.« Rodario sprang auf, langte nach seinem Schwert. »Das ist eine echte Waffe, Nolik«, warnte er und warf das Haar zurück. »Zwingt mich nicht dazu, sie von Eurem Blute trinken zu lassen.«
»Selbst jetzt redet er geschwollen daher, wo der Vorhang doch schon gefallen ist.« Nolik lachte und trat in den Wohnwagen, seine beiden Begleiter folgten ihm auf den Fersen. Er öffnete den erstbesten Schrank zu seiner Linken, warf die Kleider darin auf den Boden. »Wo ist sie?«, fragte er.
»Die Einnahme von heute?« Rodario hob das Schwert. »Ich dachte, Ihr seid unendlich reich? Benötigt man Euren Marmor nicht mehr?«
Der zweite Schrank wurde aufgerissen, jetzt regneten Tiegel, Fläschchen und Beutel hernieder. Sie barsten oder platzten auf, und die Substanzen mischten sich. »Du weißt, wen ich meine«, brüllte Nolik und tat einen Schritt nach vorn. Seine Stiefel zermahlten wertvolle Ingredienzien für den Hauch der Eoil.
Rodario zielte auf die Brust des Mannes. »Ihr, guter Mann, werdet mir für den Schaden aufkommen, den Ihr in Eurer Frechheit anrichtet. Und bei den Ausgeburten Tions, sagt mir endlich, was Ihr und Eure hochgeistigminderbemittelten Freunde bei mir wollt.«
»Tassia.«
»Eure Gattin?«, lachte er auf. »Ah, ich verstehe. Sie ist Euch davongelaufen, und nun denkt Ihr, ich gewährte ihr Unterschlupf.«
Nolik war stehen geblieben. »Sicher. Sie hatte schon immer Flausen im Kopf, und du, Schmeichler, hast das alte Fieber in ihr wieder geweckt. Heute Nacht war das Bett leer.«
Rodario grinste und schaute an ihm vorbei zu den zwei Männern. »Dann kehrt dorthin zurück und kuschelt mit diesen beiden Prachtgeschöpfen. Wäre ich Eure Gemahlin, ich wäre schon längst durchgebrannt. Nun geht!« Niemand folgte seiner Aufforderung. Nolik langte nach dem Verschluss einer Truhe, aber der Mime schlug ihm mit der flachen Seite des Schwertes auf die Finger. Schnell sprang der Mann zurück.
»Fasst noch einmal etwas in diesem Wagen an, und Ihr werdet fürderhin die andere Hand benutzen müssen, um Euch die Arschballen abzuwischen«, zischte Rodario und gab sich Mühe, sehr, sehr gefährlich auszusehen. »Schlagt ihn zu Mus«, befahl Nolik fluchend und hielt sich die geröteten Finger. »Erst danach nehmen wir seine Bude auseinander.«
Zögernd drückten die beiden Männer sich an ihrem Anführer vorbei. Es waren kräftige Kerle, vermutlich Arbeiter aus dem Steinbruch, die Brocken von der Schwere eines Wagens mit Leichtigkeit stemmten. Ein Treffer mit den Holzlatten, und er würde tot niedersinken.
Da kam die erste Attacke.
Rodario lenkte den Knüttel ab, der daraufhin gegen die Seitenwand des Bettes donnerte und es zerschlug. Unter den Trümmern wurde ein Frauenkleid sichtbar - und in dem Kleid steckte zur Überraschung des Mimen Tassia! Sie rutschte nach hinten gegen die Wand des Wagens und barg den Kopf in ihren Händen. Der kurze Blick auf ihr Gesicht hatte genügt, um Rodario das Veilchen um ihr rechtes Auge sehen zu lassen.
»Oh, Herr Nolik ist nicht nur dämlich, sondern zudem noch ein feiges Schwein«, bemerkte er zuvorkommend. »Wärt Ihr Kot, so würdet Ihr so sehr stinken, dass die Nase eines jeden Wesens auf der Stelle abfiele.« Er stach unvermittelt zu und verletzte den ersten der Schläger am Oberschenkel. »Aber Ihr, Nolik, seid geringer als Kot.« Rodario plauderte lässig weiter und trieb die Besucher rückwärts; dieses Mal erwischte das Schwert den Oberarm des zweiten Mannes. Die beiden drehten daraufhin um und rannten hinaus ins Gewitter. Nolik blickte über die Schulter, um zu sehen, wo seine Leute abgeblieben waren, dann warf er den Knüppel weg. »Hören wir auf damit«, sagte er mit normaler Stimme, die Wut war wie weggeblasen. »Tassia, steh auf. Es wird Zeit, dass wir dem Mann alles erklären.«
Die Frau erhob sich, nahm ihren Leinenbeutel, in dem sie offenbar das Notwendigste von sich verwahrte, und stellte sich neben ihren Gemahl. »Verzeiht das kleine Schauspiel, Herr Rodario«, sagte sie mit fester Stimme. »Ich bin froh, dass Euch nichts geschehen ist, doch wir benötigen die beiden, die Ihr in die Flucht geschlagen habt, als unwissende Zeugen.«
Rodario verstand nichts mehr, senkte jedoch bereitwillig das Schwert. »Ihr habt also eben ziemlich anschaulich eine kleine Aufführung gegeben?«, erkundigte er sich vorsichtshalber. »Und wie genau nennen wir das Stück?« »Verliere die Frau und wahre das Gesicht«, meinte Nolik und zeigte auf Tassia. »Es war ihr Einfall.« Sie trat nach vorn, den blonden Schopf gesenkt. »Verzeiht uns«, bat sie nochmals. »Nolik und ich lieben uns nicht und haben es auch niemals getan. Sein Vater hat mich als Gegenwert zu den Schulden meiner Familie für ihn als Ehefrau gekauft.«
»Ich finde keinen Gefallen an ihr. An keiner Frau«, erklärte Nolik weiter. »Wir sind beide nicht glücklich damit und mussten der Stadt und meinem Vater etwas vorspielen, bis sich die Gelegenheit bot und wir einen Ausweg fanden, der für uns alle genehm ist.« Er nickte dem Mimen zu. »Ihr und das Curiosum bedeutet die Rettung, Herr Rodario, sofern Ihr bereit seid, uns zu helfen.«
»Ein netter kleiner Plan«, meinte Rodario und bedeutete ihnen, sich zu setzen, während er die Tür schloss und sich auf das kaputte Bett sinken ließ. Noch war er sich nicht ganz sicher, ob er den beiden und ihren Worten trauen durfte. Die Geschichte klang sehr verwegen, beinahe selbst wie ein Theaterstück. »Wie geht es nun weiter?«
Tassia sog die Luft ein. »Ihr willigt ein?«
Rodario ließ sich mit seiner Antwort lange Zeit. Misstrauen, Verlangen und sein eigener Sinn nach Abenteuer rangen miteinander. Wäre Tassia hässlich wie eine weyurnsche Tümpelkröte gewesen, hätte er vermutlich nein gesagt. So aber siegte das Begehren. »Wie könnte ich eine derart begnadete Actrice von dannen ziehen oder im Unglück lassen, geschätzte Tassia?«, gab er lächelnd zurück. »Ihr habt eine Wirkung, die Euch auf der Bühne zu einem seltenen, schillernden Stern machen wird.« Er hielt ihr die Hand hin. »Einverstanden?«
»Aus ganzem Herzen!«, jubelte sie und schlug ein.
Nolik folgte ihrem Beispiel. »Es geht so weiter: Ich werde meinem Vater sagen, dass Ihr mich besiegt und gezwungen habt, Tassia auszulösen«, schlug er vor. »Die Münzen habe ich bei mir, es wird Euch also nichts kosten. Ich bin wieder frei und werde die Hochzeit auflösen lassen, und sie kann ihrer Wege gehen. Mein Vater wird sich aufregen, aber bald wieder beruhigen.« Er hob den Beutel mit den Münzen. »Der Anblick wird ihn milde stimmen. Auch wenn es sein eigenes Gold ist.«
Rodario schlug sich auf den Schenkel, er amüsierte sich kaiserlich. »Daraus mache ich glatt ein Bühnenspiel.« Er schaute zu Nolik. »Ich wundere mich ganz offen über Euch. Ihr wisst, dass Ihr einen schlechten Ruf in der Stadt habt? Eure Tat spricht indes mehr für als gegen Euch.«
Der Mann verzog den Mund. »Nein, ich bin ein schlechter Mensch, Herr Rodario. Das Veilchen, das ich Tassia verpasst habe, ist echt, ich neige ständig zu Wutanfällen. In diesem Fall habe ich mehr davon, wenn Tassia geht, als wenn sie bliebe.« Er stapfte zur Tür und trat in den Regen hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie schaute ihm nach. »Alles Gute«, rief sie. Nolik hob die Hand, während er seinen Weg nach Sturmtal fortsetzte.
»So, Tassia«, meinte Rodario und blickte sie an. »Willkommen im Ensemble des Curiosum. Ihr wolltet schon immer Schauspielerin werden. Wie kam das?« Er klopfte auf das Bett, und sie setzte sich neben ihn. »Ich kann es Euch nicht sagen. Es ist ein Drängen in mir.« Sie suchte den Blick seiner braunen Augen, ihre Rechte hob sich und legte sich auf seine Wange. Dabei glitt ihre Stola von den Schultern und gewährte Sicht auf nackte Haut. »So wie es mich zu Euch drängte«, flüsterte sie gestehend. »Ich sah Euch auf dem Brunnenrand, vor dem sprudelnden Wasser und mit den düsteren Wolken hinter Euch, und da war es um mich geschehen. Ihr wirktet in Euren Kleidern wie ein Gott, und Euere Spaße klangen heilig für mich.« Ihr hübsches Gesicht näherte sich seinem. »Ihr seid der schlagfertigste, hübscheste und begehrenswerteste Mann, der mir jemals begegnet ist, Herr Rodario.« Sie beugte sich nach vorn und öffnete leicht die Lippen.
Rodario schluckte, schaute auf ihre makellose, braune Haut und wollte sie küssen. Und gern andere Dinge mit ihr tun, auf die er sich bestens verstand. Sein Verlangen sollte noch in dieser Nacht erfüllt werden, das kam ihm sehr gelegen.
Da zog sie den Kopf zurück, rückte von ihm weg und grinste. »Wie war ich?«
»Wieso? Haben wir schon etwas getan?«, gab er verwundert zurück und rutschte hinterher. »Ich meinte meine unvorbereitete Liebesszene, Herr Rodario.« Sie rückte weiter weg und lächelte so unschuldig wie ein kleines Kind, das sich soeben die Taschen voll Süßigkeiten gestopft hatte und einem anderen die Schuld für deren Verschwinden gab. »Ihr habt sie mir wohl abgekauft, wie ich an Eurer Art, auf meine Worte einzugehen, unschwer erkenne.«
Rodario fühlte sich von Tassia auf den Arm genommen, und das nicht in dem Sinn, wie er es sich von ihr erhofft hatte. Er fing sich gleich wieder, und seine Überrumplung schlug sich in lautem Gelächter nieder. »Meinen allergrößten Respekt, liebste Tassia!« Er verneigte sich, nahm ihre Hand und drückte ihr einen weichen Kuss darauf. »Ihr habt das Vorsprechen mit Bravur gemeistert. Fast scheint es, dass ich bei Euch in die Lehre gehen muss. Trefflich, wie Ihr mir Eure Gunst vorgetäuscht habt.« Er stand auf und nahm sie bei der Hand. »Kommt, ich zeige Euch, wo Ihr die Nacht verbringen könnt. Im Wagen von Gesa, einer bezaubernden Matrone, die sich um unsere Pferde kümmert, ist noch ein Bett frei. Über Euren Lohn und dergleichen reden wir morgen.« »Sehr gern«, bedankte sich Tassia. Im Vorbeigehen warf sie einen Blick auf Furgas' Bildnis. »Was ist mit dem Mann?«, wollte sie wissen.
»Ein sehr guter Freund, den ich vermisse. Er gehörte einmal zu meiner Truppe und ist ein Meister seines Fachs«, sagte Rodario und stellte sich dicht neben sie, um ihr möglichst nah zu sein. Eines hatte sie mit ihrer zweiten Einlage des Abends geschafft: Er hatte sein Herz noch ein kleines bisschen mehr an seine neue Schülerin verloren. »Habt Ihr ihn gesehen?«
»Vielleicht. Ich bin mir nicht sicher«, sagte sie zu seiner großen Überraschung und schüttelte den Kopf. Rodario nahm das Bild und hielt es ihr hin. »Schaut ihn genau an.« Aufregung erfasste ihn. Aufregung und verhaltene Freude.
Tassia griff den Federkiel, öffnete das Tintenfass und tauchte die Spitze hinein. Mit ein paar Strichen veränderte sie das Konterfei. Aus dem Schnurbart wurde ein kurzer, schwarzer Vollbart, und die Haare wurden länger. »Er war eindeutig dünner als auf der Zeichnung«, beschied sie und hielt das Abbild hoch. »Das ist er. Er kam am Fluss in der Nähe des Steinbruchs vorbei, an dem ich meine Wäsche wasche. Er wollte von mir wissen, wo genau er sei, und ich habe es ihm erklärt.«
Rodario packte sie aufgewühlt bei den Schultern. »Wann war das? Was hat er noch gesagt?« Im Stillen dankte er Palandiell für die Fügung, auf Tassia gestoßen zu sein. »Es ist sehr wichtig! Wo wollte er hin?« »Er hat nicht viel mit mir gesprochen. Aber ich konnte in seinen Augen sehen, dass er sehr traurig war.« Sie versuchte sich die Begegnung in Erinnerung zu rufen. »Es muss vier Zyklen her sein. Sein Anblick hat mich Mitleid empfinden lassen. Noch niemals habe ich so viel seelischen Schmerz im Gesicht eines Mannes gesehen; das Leid hat tiefe Furchen in seine Haut geschlagen. Deswegen entsinne ich mich so gut an ihn.« Sie sah Rodario an. »Er fuhr ein großes Lastgespann, über der Ladefläche war ein Segeltuch gespannt, und darunter rasselte und schepperte es. Ich hielt ihn für einen Trödler.« Tassia zuckte zusammen, als ein Blitz in unmittelbarer Nähe in die Erde schlug; es war ein Ohren betäubendes, beängstigendes Geräusch, und sie klammerte sich vor Schreck an Rodario. Der legte sogleich schützend die Arme um sie. Tassia verharrte leider nur kurz und ging wieder auf Abstand. »Entschuldigt. Das Gewitter«, meinte sie leise.
»Es ist gut«, nickte er, bedauernd, sie nicht länger halten zu dürfen. »Erzählt weiter, bitte.« »Euer Freund tränkte die Pferde. Ich sagte ihm, wo er sich befindet, und er blickte etwas zufriedener drein. Dann fragte ich ihn, ob er Pfannen dabei habe, aber er lachte und meinte, dass er mir damit nicht dienen könne. Seine Sachen brauche er in Weyurn, in...« Sie dachte nach. »Ich glaube, er nannte es... Mafidina?« »Mifurdania«, berichtigte Rodario sie glücklich. »Dort hatten wir lange Zeit ein Theater.« Endlich, endlich erhielt er einen Hinweis auf den Verbleib des Freundes; damit stand das nächste Ziel des Curiosum fest. Es ging zurück zu den Ursprüngen ihres Erfolgs. »Sagte er, was er dort beabsichtigte?«
»Handeln«, antwortete sie. »Danach reiste er weiter.« Sie unterdrückte ein Gähnen, was Rodario nicht entging. »Wieso habt Ihr Euch getrennt, wenn es ein Freund von Euch ist?«
»Oh, die Schlafgeister haben längst Besitz von Euch ergriffen, Tassia. Ich erkläre Euch demnächst, wie alles kam.« Er nahm ihre Tasche. »Ich trage sie für Euch.«
Ein kräftiger Windstoß brachte den Wagen zum Wackeln. Der Regen prasselte laut gegen die Wände; sie würden beide von oben bis unten durchnässt sein, sobald sie einen Fuß vor die Tür setzten.
Rodario schaute Tassia an. »Gut, dann schlaft eben hier. Teilen wir uns ein kaputtes Bett«, bot er ihr an, und sie willigte lächelnd sein. Bald darauf schlüpften sie unter das Laken und lauschten im Dunkeln auf die Geräusche der Naturgewalten. Nach einer Weile spürte Rodario eine Hand auf seiner Brust.
»Als ich Euch vorhin schlagfertig, hübsch und begehrenswert nannte, war lediglich eine Sache gelogen«, wisperte sie in sein Ohr, und er hörte, dass sie ihr Kleid abstreifte.
»Bedenkt, was Ihr als Nächstes sagt«, lachte er leise und zufrieden. Sein Charme wirkte also doch noch. Sogar in tiefster Finsternis und ohne Worte. Sie küsste ihn auf die Wange. Ihn beschlich das Gefühl, dass Tassia alles andere als unschuldig war.
»Ihr seid nicht der hübscheste Mann, der mir jemals begegnet ist«, meinte sie und schmiegte sich an ihn; er fühlte ihre warme Haut, roch ihre Haare. »Aber die anderen beiden Dinge entsprechen der Wahrheit.« »Dafür dürft Ihr ausdauerndster hinzufügen«, lachte Rodario und küsste sie auf den Mund. Einmal mehr war er von einer Frau auserkoren worden, sie glücklich zu machen. Solche Dienste verrichtete er gern.