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Ich sonnte mich darin. Ich überlegte, ob ich Eier mit Schinken bestellen sollte, aber das war ein bisschen mehr, als selbst meine Euphorie mir gestatten wollte, also begnügte ich mich mit Orangensaft (zu meiner Überraschung echt), einem Brioche und mehreren Tassen schwarzen Kaffees. Alles, was mir noch fehlte, war ein hübsches Mädchen als Nachbarin. Ich sah zwei attraktive Frauen, die vom chinesischen Kreuzer zu kommen schienen und nicht abgeneigt waren, mit den Augen ein paar Funkbotschaften auszutauschen, aber ich beschloss, sie mir für künftige Zeiten als Möglichkeiten aufzuheben, bezahlte meine Rechnung (das war schmerzhaft genug) und ging zum Unterricht.

Auf dem Weg nach unten holte ich die Forehands ein. Der Mann, der Sess zu heißen schien, ließ das Abwärts-Kabel los und wartete, um mir höflich guten Morgen zu wünschen.

»Wir haben Sie beim Frühstück nicht gesehen«, sagte seine Frau, also erzählte ich, wo ich gewesen war. Die jüngere Tochter mit Namen Lois machte einen etwas neidischen Eindruck. Ihre Mutter sah das und tätschelte ihren Arm. »Keine Sorge, Kleines. Bevor wir zur Venus zurückfliegen, essen wir auch dort.« Zu mir sagte sie: »Wir müssen im Augenblick jeden Pfennig umdrehen, aber wenn wir erfolgreich sind, haben wir große Pläne.«

»Die hat jeder«, sagte ich, doch in meinem Gehirn regte sich etwas. »Wollen Sie wirklich auf die Venus zurück?«

»Gewiss«, sagten sie alle auf die eine oder andere Weise und schienen sich über die Frage zu wundern. Was wiederum mich wunderte. Ich hatte nicht geahnt, dass Tunnelratten sich diesen stinkenden Schmelztopf als Heimat vorstellen konnten. Sess Forehand musste meinen Ausdruck richtig gedeutet haben. Sie waren allesamt reserviert, aber viel entging ihnen nicht. Er grinste und sagte: »Das ist schließlich unser Zuhause. Gateway auch, auf seine Art.«

Das war wirklich erstaunlich.

»Wir sind übrigens mit dem Mann verwandt, der Gateway als Erster gefunden hat, mit Sylvester Macken. Haben Sie von ihm gehört?«

»Wie denn nicht?«

»Er war eine Art Vetter. Ich nehme an, Sie kennen die ganze Geschichte?« Ich wollte gerade ja sagen, aber er war offenkundig stolz auf seinen Vetter, und ich konnte es ihm nicht verdenken; so hörte ich eine etwas veränderte Version der vertrauten Legende: »Er befand sich in einem der Südpol-Tunnels und fand ein Schiff. Weiß der Himmel, wie er es an die Oberfläche gebracht hat, aber er schaffte es. Er stieg ein, drückte offenbar die Startwarze, und es flog zu dem Ziel, auf das es programmiert war – hierher.«

»Zahlt die Gesellschaft dafür keine Tantiemen?«, fragte ich. »Ich meine, wenn sie für Entdeckungen zahlt, welche Entdeckung könnte mehr wert sein als diese?«

»Jedenfalls nicht an uns«, antwortete Louise Forehand ein wenig düster; Geld war bei den Forehands ein großes Thema. »Sylvester hat sich natürlich nicht auf den Weg gemacht, um Gateway zu finden. Wie Sie aus unserem Unterricht wissen, sind die Schiffe automatisch auf Rückflug programmiert. Wohin man auch fliegt, man drückt einfach die Startwarze und kommt direkt hierher zurück. Nur half das Sylvester nichts, weil er schon hier war. Es war der Rückflug einer Rundreise mit einem Zwischenaufenthalt von zigtausend Jahren.«

»Er war schlau und stark«, fuhr Sess fort. »Das muss man sein, wenn man forschen will. Er geriet nicht in Panik. Aber bis jemand hierher kam, um nachzusehen, war es Schluss mit der Lebenserhaltung. Er hätte noch etwas länger leben können. Er hätte Flüssigsauerstoff und H2O aus den Landekapsel-Tanks als Luft und Wasser verwenden können. Ich frage mich oft, warum er es nicht getan hat.«

»Weil er so und so verhungert wäre«, warf Louise ein, bestrebt, ihren Verwandten zu verteidigen.

»Das nehme ich auch an. Jedenfalls fand man seine Leiche mit den Aufzeichnungen in der Hand. Er hatte sich die Kehle durchgeschnitten.«

Sie waren nette Leute, aber das hatte ich alles schon gehört, und sie hielten mich vom Unterricht ab.

Natürlich war der Unterricht an diesem Punkt gar nicht so aufregend. Wir waren bei Hängemattenmontieren (Grundlehrgang) und Toilettenspülen (Fortgeschrittene). Sie fragen sich vielleicht, warum man nicht mehr Zeit dafür aufwandte, uns beizubringen, wie man die Schiffe zu fliegen hatte. Ganz einfach. Die Geräte flogen sich selbst, wie die Forehands und alle anderen Leute mir immer wieder erklärt hatten. Selbst die Landefahrzeuge waren nicht schwer zu bedienen, auch wenn hier eine Hand an der Steuerung erforderlich war. Sobald man sich im Landefahrzeug befand, brauchte man nur eine dreidimensionale holographieartige Darstellung der unmittelbaren räumlichen Umgebung mit dem Ziel zu vergleichen, das man erreichen wollte, und einen Lichtpunkt in diesem Volumen zu der Stelle zu lenken, wo man hinwollte. Die Landekapsel verfügte sich dorthin. Sie berechnete ihre Bahn und korrigierte Abweichungen selbst. Es bedurfte einer gewissen Muskelkoordination, um den Lichtpunkt dahin zu befördern, wo man ihn haben wollte, aber das System verzieh vieles.



STARTMÖGLICHKEITEN 30-107. FÜNF. Drei Freiplätze, englisch sprechend. Terry Yakamora (Tel. 83-657) oder Jay Parduk (83004). 30-108. DREI. Gepanzert. Ein Freiplatz, englisch oder französisch. BONUSFLUG. Dorlean Sugrue. (P-Phon 88-108). 30-109. EINS. Prüfflug. Gute Aussichten. Wenden Sie sich an Startoffizier. 30-110. EINS. Gepanzert. BONUSFLUG. Wenden Sie sich an Startoffizier. 30-111. DREI. Meldungen von jedermann. Wenden Sie sich an Startoffizier. 30-112. DREI. Wahrscheinlich Kurzflug. Meldungen von jedermann. Minimalgarantie. Wenden Sie sich an Startoffizier. 30-113. EINS.Vier Freiplätze über Gateway II. Beförderung in zuverlässigen Fünfern. Tikki Trumbull (Tel. 87-869).

Zwischen den Spül- und Spannübungen unterhielten wir uns darüber, was wir tun würden, wenn wir den Lehrgang abgeschlossen haben würden. Die Startpläne wurden auf dem Laufenden gehalten und auf den PV-Monitor in unserem Klassenzimmer übertragen. Bei manchen standen Namen, und den einen oder anderen erkannte ich. Tikki Trumbull war eines der Mädchen, mit denen ich getanzt hatte, und ein- oder zweimal war ich in der Kantine an ihrem Tisch gesessen. Sie war Beipilotin, und da sie nach einer Besatzung suchte, überlegte ich mir, ob ich mitmachen sollte. Aber die Schlauköpfe erklärten mir, Beiflüge wären Zeitverschwendung.

Ich sollte noch erklären, was ein Beipilot ist. Das ist derjenige, welcher frische Besatzungen nach Gateway II bringt. Es gibt ungefähr ein Dutzend Fünfer-Schiffe, die das regelmäßig machen. Sie bringen vier Leute hin (wozu Tikki also Leute suchte), und der Pilot kommt alleine zurück, oder mit heimkehrenden Prospektoren – falls vorhanden – und dem, was sie gefunden haben. Meistens wartet jemand.

Das Team, das Gateway II gefunden hat, bestand aus den Leuten, von denen wir träumten. Sie hatten es geschafft. Und wie! Gateway II war ein zweites Gateway, nicht mehr und nicht weniger, nur kreiste es um einen anderen Stern als den unseren. Auf Gateway II gab es an Schätzen nicht mehr als auf unserem eigenen Gateway; die Hitschi hatten alles, bis auf die Schiffe selbst, ausgeräumt. Und dort gab es nicht annähernd so viele Schiffe, nur ungefähr hundertundfünfzig, verglichen mit fast eintausend auf unserem alten Original-Sonnen-Gateway. Aber hundertfünfzig Schiffe zu finden, lohnt sich allein schon. Gar nicht zu reden davon, dass sie manche Ziele zu akzeptieren scheinen, die unsere Gateway-Schiffe nicht ansteuern wollen.

Der Flug nach Gateway II scheint an die vierhundert Lichtjahre zu umfassen und erfordert in beiden Richtungen je hundertneun Tage. Der Hauptstern von II ist ein heller, blauer vom Typ B. Man nimmt an, dass es sich um Alcyone in den Plejaden handelt, aber es gibt gewisse Zweifel. Nun, eigentlich ist das nicht der tatsächliche Stern von Gateway II. Es umkreist nicht den großen, sondern ein erloschenes kleines Ding, einen roten Zwergstern. Es heißt, der Zwergstern sei vermutlich ein ferner Doppelstern zum blauen B-Stern, aber es heißt auch, das könne wegen des Altersunterschieds der beiden Sterne nicht sein. Wenn man sie noch ein paar Jahre streiten lässt, wissen sie es vermutlich. Man fragt sich, weshalb die Hitschi ihr Weltraum-Drehkreuz in einer Umlaufbahn um einen derart unbedeutenden Stern etabliert haben sollten, aber was die Hitschi angeht, fragt man sich ja so allerlei.

Dies alles betrifft jedoch nicht die Geldtaschen der Leute, die Gateway II zufällig entdeckten. Sie bekommen einen Anteil von allem, was sämtliche späteren Prospektoren finden! Ich weiß nicht, was sie bisher verdient haben, aber es muss sich pro Person auf zig Millionen belaufen. Vielleicht auf hunderte. Und deshalb zahlt es sich nicht aus, mit einem Beipiloten zu fliegen; man hat in Wirklichkeit keine besseren Aussichten, einen Treffer zu landen, und man muss teilen, was man erhält.

Wir gingen also die Liste bevorstehender Starts durch und besprachen sie im Licht unserer fünftägigen Erfahrung, die nicht groß war. Wir suchten Rat bei Gelle-Klara Moynlin. Sie war schließlich schon zweimal unterwegs gewesen. Sie studierte die Liste von Flügen und Namen und spitzte die Lippen.

»Terry Yakamora ist ein anständiger Kerl«, sagte sie. »Parduk kenne ich nicht, aber es könnte sich lohnen, da mitzumachen. Bei Dorlean würde ich lieber passen. Der Bonus beträgt eine Million Dollar, aber was sie euch nicht sagen, ist, dass sie mit einer zweifelhaften Steuerkonsole fliegen. Die Fachleute der Gesellschaft haben einen Computer eingebaut, der sich angeblich über den Hitschi-Zielwähler hinwegsetzt, aber darauf würde ich mich nicht verlassen. Und einen Einer würde ich natürlich unter keinen Umständen empfehlen.«

»Was würden Sie nehmen, wenn Sie die Wahl hätten, Klara?«, fragte Lois Forehand.

Sie zog die Brauen zusammen und rieb sich die schwarze linke Braue mit den Fingerspitzen.

»Vielleicht Terry. Na, irgendeinen Flug. Aber ich gehe für eine Weile nicht hinaus.«

Ich hätte sie gern gefragt, warum nicht, aber sie wandte sich vom Bildschirm ab und sagte: »Also, Leute, machen wir weiter. Nicht vergessen, zum Pinkeln hoch, hinunter, zumachen, zehn Sekunden warten, und los.«


Ich feierte den Abschluss der Woche Schiffssteuerung, indem ich Dane Metschnikow anbot, ihm einen Drink zu spendieren. Das war nicht meine erste Idee gewesen. Die hatte vielmehr darin bestanden, Sheri ein Getränk zu offerieren und es im Bett zu trinken, aber sie war irgendwo unterwegs. Ich betätigte die Knöpfe am Piezophon und erreichte Metschnikow.

Er schien über mein Angebot erstaunt zu sein.

»Danke«, sagte er und überlegte. »Passen Sie auf. Helfen Sie mir, ein paar Sachen zu schleppen, dann lade ich Sie ein.«

Ich ging hinunter zu ihm, nur eine Etage tiefer; sein Zimmer war nicht viel besser als das meine und leer, bis auf zwei volle Reisetaschen. Er sah mich beinahe freundlich an.

»Jetzt sind Sie Prospektor«, knurrte er.

»Noch nicht. Ich habe noch zwei Kurse.«

»Jedenfalls sehen Sie mich das letzte Mal. Ich fliege morgen mit Terry Yakamora.«

Ich war erstaunt.

»Sind Sie nicht erst vor zehn Tagen zurückgekommen?«

»Wenn man sich hier herumtreibt, kann man kein Geld verdienen. Ich habe nur auf die richtige Besatzung gewartet. Wollen Sie zu meiner Abschiedsparty kommen? Bei Terry. Um zwanzig.«

»Klingt gut«, sagte ich. »Kann ich Sheri mitbringen?«

»Na klar, sie kommt ohnehin, glaube ich. Den Drink spendiere ich dort, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Wenn Sie mir helfen, bringen wir das Zeug da ins Lager.«

Er hatte überraschend viele Besitztümer angesammelt. Ich fragte mich, wie er sie alle in einem Raum hatte unterbringen können, der so winzig war wie der meine: drei Stofftaschen, vollgestopft mit Holoscheiben und Betrachter, Bücherbändern und sogar ein paar richtigen Büchern. Ich ergriff die Taschen. Auf der Erde hätten sie mehr gewogen, als ich hätte tragen können, fünfzig bis sechzig Kilogramm, aber auf Gateway war das Hochheben natürlich kein Problem; schwierig war nur, sie durch die Korridore zu schleppen und die Schächte hinunterzubugsieren. Ich übernahm die Masse, aber die Probleme hatte Metschnikow, weil das, was er trug, von unterschiedlicher Form und Zerbrechlichkeit war. Wir kamen in einen Teil des Asteroiden, den ich zuvor noch nie gesehen hatte; dort zählte eine ältere Pakistani-Frau die Stücke, gab Metschnikow eine Quittung und zog die Taschen durch einen rankendurchwucherten Korridor davon.

»Puh«, knurrte er. »Na, vielen Dank.«

»Gern geschehen.« Wir gingen zu einem der Fallschächte zurück, und er fragte, offenbar weil er sich verpflichtet fühlte, ein wenig Konversation zu machen: »Wie war denn der Lehrgang?«

»Sie meinen, abgesehen von der Tatsache, dass ich eben damit fertig geworden bin und noch immer keine Ahnung habe, wie man die gottverdammten Dinger fliegt?«

»Natürlich haben Sie keine«, erwiderte er gereizt. »Das lernen Sie beim Lehrgang nicht. Da bekommen Sie lediglich eine allgemeine Vorstellung. Lernen können Sie nur in der Praxis. Das einzig Schwierige ist das Landefahrzeug. Sie haben Ihre Bänder ja bekommen?«

»O ja.« Es waren sechs Kassetten. Jeder von uns hatte eine Garnitur erhalten, als wir den ersten einwöchigen Lehrgang abgeschlossen hatten. Sie enthielten alles, was besprochen worden war, und dazu eine Menge über verschiedene Steueranlagen, die von der Gesellschaft an eine Hitschi-Konsole angeschlossen werden konnten oder auch nicht, und dergleichen mehr.

»Spielen Sie sie ab«, sagte er. »Wenn Sie klug sind, nehmen Sie sie beim Flug mit. Da haben Sie Zeit genug, sie abzuhören. Die Schiffe steuern sich ohnehin fast die ganze Zeit allein.«

»Hoffentlich«, sagte ich zweifelnd. »Bis später.« Er winkte und packte das Abwärtskabel, ohne sich noch einmal umzusehen. Offenbar war ich damit einverstanden, das Glas, das er mir schuldig war, bei der Party zu trinken. Wo es ihn nichts kosten würde.

Ich überlegte wieder, ob ich Sheri suchen sollte, und entschied mich dagegen. Ich war in einem Teil von Gateway, den ich nicht kannte, und meine Karte hatte ich natürlich im Zimmer gelassen. Ich wanderte ziellos umher, vorbei an Sternpunkten, wo manche Tunnels staubig und muffig rochen und es nicht viele Leute gab, dann durch einen bewohnten Sektor, in dem das osteuropäische Element vorzuherrschen schien. Die Sprachen kannte ich nicht, aber an dem allgegenwärtigen Efeu hingen Mitteilungen und Wandschilder mit Buchstaben, die kyrillisch oder noch fremdartiger aussahen. Ich kam zu einem Fallschacht, überlegte kurz und griff nach dem Aufwärts-Kabel. Die Gefahr, sich in Gateway zu verirren, ist am geringsten, wenn man sich ständig aufwärts bewegt, bis man die Spindel erreicht, wo ›aufwärts‹ aufhört.

Aber diesmal kam ich am Central Park vorbei und ließ plötzlich das Kabel los, um mich eine Weile unter einen Baum zu setzen.

Central Park ist nicht wirklich ein Park. Es ist ein großer Tunnel, nicht weit vom Rotationszentrum des Asteroiden entfernt, der ganz der Vegetation gewidmet ist. Dort fand ich Orangenbäume (was den Saft erklärte) und Weinreben, Farnkraut und Moos, aber kein Gras. Ich weiß nicht genau, warum nicht. Wahrscheinlich hängt es damit zusammen, dass man nur Arten anpflanzt, die für das verfügbare Licht empfindlich sind, für das blaue Leuchten des Hitschi-Metalls überall, und vielleicht konnte man kein Gras finden, das dieses Licht für seine Photosynthese wirksam zu nutzen vermochte. Der Hauptgrund für das Bestehen von Central Park war, dass er CO2 schluckte und Sauerstoff abgab; das war in der Zeit wichtig gewesen, bevor man alle Tunnels bepflanzt hatte. Aber er tötete auch Gerüche oder sollte es wenigstens tun, ein bisschen, und er erzeugte eine gewisse Menge Nahrung. Das Ganze war etwa achtzig Meter lang und doppelt so hoch wie ich. Es war breit genug, um Platz für ein paar geschlängelte Wege zu bieten. Das Zeug, in dem die Pflanzen wuchsen, sah der guten alten irdischen Erde sehr ähnlich. In Wirklichkeit war es Humus aus dem Abwasserschlamm von den zweitausend Leuten, die Gateway-Toiletten benutzt hatten, aber das war nicht zu sehen, nicht einmal zu riechen.

Der erste Baum, der groß genug war, damit man sich darunter setzen konnte, taugte nicht für diesen Zweck; es war ein Maulbeerbaum, und man hatte engmaschige Netze darunter aufgespannt, um die Früchte aufzufangen. Ich ging daran vorbei, und ein paar Meter weiter stieß ich auf eine Frau und ein Kind.

Ein Kind! Ich hatte nicht gewusst, dass es auf Gateway überhaupt Kinder gab. Es war ein winziges Dingelchen, vielleicht eineinhalb Jahre alt, und spielte mit einem so großen und bei der niedrigen Schwerkraft so trägen Ball, dass er wie ein Luftballon wirkte.

»Hallo, Bob.«

Das war die zweite Überraschung; die Frau, die mich begrüßte, war Gelle-Klara Moynhin. Ohne zu überlegen, sagte ich: »Ich wusste nicht, dass Sie ein kleines Mädchen haben.«

»Stimmt auch nicht. Das ist Kathy Francis; ihre Mutter borgt sie mir manchmal aus. Kathy, das ist Bob Broadhead.«

»Hallo, Bob«, rief das kleine Ding und betrachtete mich aus drei Metern Entfernung. »Bist du ein Freund von Klara?«

»Das hoffe ich. Sie ist meine Lehrerin. Willst du Fangen spielen?«

Kathy schloss ihre Betrachtung ab und sagte klar verständlich und präzise wie eine Erwachsene: »Ich weiß nicht, wie Fangen geht, aber ich hole dir sechs Maulbeeren. Das ist alles, was du kriegen kannst.«

»Danke.« Ich setzte mich zu Klara, die die Hände um ihre Knie geschlungen hatte und das Kind beobachtete. »Sie ist süß.«

»Na ja, stimmt wohl. Schwer zu beurteilen, wenn es sonst nicht viele Kinder gibt.«

»Sie ist doch kein Prospektor, oder?«

Ich wollte nicht direkt einen Witz machen, aber Klara lachte hell.

»Ihre Eltern sind dauernd hier. Die meiste Zeit jedenfalls. Im Augenblick ist ihre Mutter unterwegs. Manchmal machen sie das, viele von den Ständigen. Man kann nur eine gewisse Zeit damit zubringen, sich auszurechnen, was die Hitschi trieben, bevor man seine eigenen Lösungen der Rätsel ausprobieren will.«

»Klingt gefährlich.«

Sie machte ›Pst‹. Kathy kam zurück, in jeder offenen Hand drei Maulbeeren, um sie nicht zu zerquetschen. Sie hatte eine komische Gangart, bei der Waden- und Schenkelmuskeln kaum gebraucht zu werden schienen; sie schob sich abwechselnd sozusagen auf den Fußballen hoch und schwebte einen Schritt weit. Nachdem ich das beobachtet hatte, probierte ich es selbst aus, und es erwies sich als sehr praktische Gehweise bei nahezu völlig fehlender Schwerkraft, aber meine Reflexe kamen mir immer wieder dazwischen. Man muss wohl auf Gateway geboren sein, um sich ganz natürlich so bewegen zu können.

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