Ein kleines organisches Teilchen mit Namen Dolly Walthers erlebte alle diese Gefühle am eigenen Leibe – na ja, mit Ausnahme der Freude. Bei ihr kam aber noch eine Menge anderer Gefühle hinzu – Abneigung und Langeweile. Langeweile überwog, außer in den Augenblicken, in denen ihr armes kleines Herz von Furcht beherrscht wurde. Das Innere von Wans Schiff glich einer Kammer in einer vollautomatischen Fabrik, in der man nur ganz wenig Raum ausgespart hatte, damit Menschen hineinkriechen und die nötigen Reparaturen ausführen konnten. Sogar die flackernde goldene Spirale, die einen Teil des Hitschi-Antriebssystems darstellte, war nur teilweise sichtbar. Wan hatte Schränke darumgebaut, in denen man Nahrungsmittel aufbewahren konnte. Dollys persönliche Habe – die hauptsächlich aus ihren Puppen und einem Vorrat an Tampons für sechs Monate bestand – war in einem winzigen Schränkchen in der Toilette verstaut. Alles andere gehörte Wan. Es gab nicht viel zu tun und auch keinen Platz, um es zu tun. Lesen war die einzige Möglichkeit, sich die Zeit zu vertreiben. Die einzig lesbaren Datenfächer, die Wan besaß, waren Kindergeschichten. Sie waren, wie er sagte, für ihn aufgezeichnet worden, als er noch klein war. Sie langweilten Dolly auch zu Tode. Trotzdem waren sie noch besser als gar nichts. Sogar Kochen und Saubermachen waren noch besser als das untätige Herumsitzen. Aber auch dafür waren die Möglichkeiten begrenzt. Einige Kochgerüche trieben Wan dazu, im Landefahrzeug Zuflucht zu suchen – meistens aber tobte er und beschimpfte sie. Wäsche zu waschen war leicht. Man steckte die Kleidung lediglich in einen Dampfkochtopf, der heißen Dampf hindurchjagte. Beim Trocknen allerdings erhöhte sich die Luftfeuchtigkeit, was wieder Anlass zu Beschimpfungen und Wutanfällen gab. Er schlug sie zwar nie – wenn man das nicht mitzählte, was er anscheinend für Liebesspiel hielt –, jagte ihr aber schreckliche Angst ein.

Trotzdem fürchtete sie sich vor ihm weniger als vor den Schwarzen Löchern, die sie aufsuchten, eines nach dem anderen. Diese flößten auch Wan Angst ein. Aber Furcht hielt ihn nicht auf. Sie machte es nur noch unmöglicher, mit ihm zu leben.

Als Dolly erkannte, dass die ganze irrsinnige Expedition nur eine hoffnungslose Suche nach Wans vor langer Zeit verschwundenem und sicher schon lange totem Vater war, fühlte sie echte Zärtlichkeit für ihn. Sie wünschte sich, dass er ihr erlauben würde, diese auch auszudrücken. Es geschah aber nur selten, dass er nach dem Liebesakt nicht sofort einschlief oder sie mit verletzenden und unverzeihlich kritisierenden Bemerkungen über Intimes wegschickte. Trotzdem gab es Zeiten, in denen sie sich, zumindest einige Minuten lang, schweigend umarmt hielten. Dann spürte Dolly ein brennendes Verlangen, menschlichen Kontakt mit ihm herzustellen. Es gab Augenblicke, in denen sie ihren Mund an sein Ohr halten und ihm zuflüstern wollte: »Wan? Ich weiß, wie du wegen deines Vaters fühlst. Ich wünschte, ich könnte dir helfen.«

Aber das wagte sie natürlich nie.

Ebenso wenig brachte sie den Mut auf, ihm zu sagen, dass er sie beide ihrer Meinung nach umbringen würde – bis sie an das achte Loch kamen. Da blieb ihr keine andere Wahl. Als sie noch zwei Tage davon entfernt waren – zwei Tage bei Überlichtgeschwindigkeit, beinahe ein Lichtjahr Entfernung –, kamen ihr ernsthafte Zweifel. »Warum sieht es so komisch aus?«, wollte sie wissen. Wan drehte sich nicht einmal um. Er hockte vor dem Bildschirm und gab ihr die Antwort, die sie erwartet hatte:

»Halt’s Maul!« Dann brabbelte er weiter mit seinen Toten Menschen. Sobald er herausgefunden hatte, dass sie weder Spanisch noch Chinesisch sprach, unterhielt er sich ganz offen mit ihnen. Allerdings nicht in einer Sprache, die sie hätte verstehen können.

»Nein, bitte, Liebling!«, bat sie mit flauem Gefühl im Magen. »Das geht schief!« Warum es schief gehen sollte, konnte sie nicht erklären. Das Objekt auf dem Schirm war winzig. Es war auch nicht sehr deutlich und tanzte auf dem Schirm umher. Es fehlten aber die schnellen Energieblitze, bei denen sich herumfliegende Materieteilchen als Niederschlag selbst zerstörten. Dafür sah man etwas anderes: eine Art von verschwommenem, bläulichem Schein, der mit Sicherheit nicht schwarz war.

»Quatsch!«, sagte er. Er schwitzte. Da er aber auch Angst hatte, befahl er: »Sag dem Dreckstück, was es wissen will. Auf Englisch!«

»Mrs. Walthers?« Die Stimme klang zögernd und schwach. Wenn überhaupt, dann war es die Stimme eines Toten. »Ich habe gerade Wan erklärt, dass man das eine isolierte Singularität nennt. Das bedeutet, dass es sich nicht dreht und daher auch nicht richtig schwarz ist. Wan? Hast du es mit den Hitschi-Karten verglichen?«

Ruppig antwortete er: »Natürlich! So was Blödes, wollte ich gerade machen!« Aber seine Hände zitterten, als er die Schalttafel berührte. Es erschien ein zweites Bild. Auf der einen Seite sah man das bläuliche verschwommene Objekt, kaum erkennbar. Auf der anderen Hälfte des Bildschirms war dasselbe Objekt, umgeben von einem Haufen heller, kurzer roter Linien und flackernden grünen Kreisen.

Der Tote Mensch warnte mit düsterer Genugtuung: »Es ist ein gefährliches Objekt, Wan. Die Hitschi haben es als solches gekennzeichnet.«

»Idiot! Alle Schwarzen Löcher sind gefährlich!« Wan schaltete den Lautsprecher aus und drehte sich wütend und herablassend zu Dolly um. »Du hast auch Schiss!«, warf er ihr vor und stapfte zu den gestohlenen und Furcht einflößenden Apparaten im Landefahrzeug.

Es tröstete Dolly keineswegs zu sehen, dass Wan auch zitterte. Ohne jede Hoffnung starrte sie auf den Bildschirm und wartete auf den Kontakt mit den Gehirnströmen, den Wan mithilfe seines TPSE herzustellen versuchte. Es dauerte lange, weil der TPSE nicht über interstellare Entfernungen funktionierte. Sie nickte ein. Als sie aufwachte und durch die Luke ins Landefahrzeug hinunterspähte, sah sie Wan regungslos vor dem glitzernden Drahtnetz und dem strahlend hellen Korkenzieher hocken. Dann schlief sie wieder ein.

Sie schlief auch noch, als ihre Träume jäh durch den hasserfüllten, ängstlichen und besessenen Stich aus Wans Gehirn durch den TPSE unterbrochen wurden.

Sie war noch nicht ganz wach, als er in die Hauptkabine stürzte und über ihr stand. »Eine Person!«, stammelte er. Seine Augen funkelten wild, Schweiß rann über seine Stirn. »Jetzt muss ich nach innen vordringen!«


Unterdessen träumte ich von einem tiefen Gravitationsloch und einem Schatz, der dort verborgen war. Während Wan, vor Angst schwitzend, seine gestohlenen Geräte betätigte, schwitzte ich vor Schmerzen. Während Dolly verständnislos mit großen Augen das große unheimliche Ding auf dem Bildschirm anstarrte, starrte ich auf dasselbe Objekt. Sie hatte es nie zuvor gesehen. Ich schon. Ich hatte über meinem Bett ein Bild davon, das ich zu einer Zeit aufgenommen hatte, als ich noch mehr Schmerzen litt und noch verstörter war als jetzt. Ich versuchte, mich aufzusetzen. Aber Essies starke Hand drückte mich behutsam wieder zurück. »Du bist immer noch an Lebenserhaltungssysteme angeschlossen, Robin«, schimpfte sie. »Du darfst dich nicht so viel bewegen!« Ich war in der kleinen Krankenstation, die wir an das Haus am Tappan-See angebaut hatten, als es uns zu mühsam erschien, jedes Mal in eine andere Klinik zu gehen, wenn einer von uns repariert werden musste. »Wie bin ich hierher gekommen?«, brachte ich mühsam hervor.

»Mit dem Flugzeug, wie sonst?« Sie beugte sich über mich, um auf dem Bildschirm über meinem Kopf irgendetwas zu studieren. Dann nickte sie.

»Man hat mich also operiert«, schloss ich. »Dieser Saukerl, Albert, hat mich aus dem Verkehr gezogen. Du hast mich dann nach Hause geflogen, während ich noch nicht ganz da war.«

»Sehr gescheit! Ja. Es ist alles vorbei. Der Doktor sagt, du bist gesund wie ein Bauernschwein und bald wieder auf Beinen«, fuhr sie fort. »Nur mit Bauchschmerzen noch eine Weile, wegen der zwei Komma drei Meter neuen Eingeweiden. Iss jetzt! Dann schlaf noch weiter!«

Ich ließ mich zurücksinken, während Essie mit dem Küchenchefprogramm verhandelte, und betrachtete die Holographie. Sie hing dort, um mich immer daran zu erinnern, dass, ganz egal wie unangenehm die Flickarbeiten waren, die mich am Leben erhielten, es Zeiten gegeben hatte, die noch viel schlimmer waren. Darüber hinaus erinnerte sie mich aber auch noch an etwas anderes – an die Frau, die ich verloren hatte. Ich will nicht behaupten, dass ich seit Jahren nicht an sie gedacht habe. Das wäre gelogen. Ich dachte oft an sie – aber als entfernte Erinnerung. Jetzt aber dachte ich an sie als Person. »Zeit jetzt für eine nahrhafte Fischbrühe«, sagte Essie einschmeichelnd. Bei Gott! Sie hatte nicht übertrieben. Es war wirklich Fischbrühe. Sie roch zum Kotzen. Aber laut Essie enthielt sie alles, was ich brauchte und in meinem gegenwärtigen Zustand vertrug.

Unterdessen fischte Wan mit den komplizierten und raffinierten Apparaten der Hitschi im Schwarzen Loch. Und unterdessen kam mir der Gedanke, dass dieses ekelhafte Zeug, das ich aß, noch mehr als Arznei enthielt. Und unterdessen führte der raffinierte Apparat noch eine andere Aufgabe durch, von der Wan keine Ahnung hatte. Und unterdessen zwang ich mich, so lange wach zu bleiben, um Essie zu fragen, wie lange ich geschlafen hatte und wie lange ich noch schlafen müsste. Sie antwortete nur: »Ziemlich lange, sowohl – als auch, mein lieber Robin.« Dann schlief ich weiter.


Diese andere Aufgabe war Benachrichtigung. Von allen ihren Artefakten hatten die Hitschi am meisten vor dem Unterbrecher der Ordnung benachbarter Systeme Angst. Bei falscher Handhabung könnte er ihre eigene Ordnung entscheidend und gefährlich stören, befürchteten sie. Deshalb war in jedem eine Alarmanlage eingebaut.

Wenn man Angst hat, dass sich in der Dunkelheit jemand anschleichen könnte, stellt man Fallen auf – einen Fallstrick mit klappernden Blechdosen, eine Falle, bei der dem Eindringling etwas auf den Kopf fällt oder ähnliches. Nirgendwo herrscht größere Dunkelheit als zwischen den Sternen. Daher stellten die Hitschi ihr Frühwarnsystem auf. Die Warnanlagen der Hitschi waren sehr zahlreich, anpassungsfähig und überaus laut. Als Wan seinen Korkenzieher ausfuhr, wurde das sofort weitergegeben. Sofort war in dem Augenblick, als der Kommunikationsoffizier dem Kapitän die Meldung überbrachte: »Der Fremde hat’s getan!« Kapitän stieß einen Fluch aus, dessen Übersetzung einem menschlichen Wesen nicht viel sagen würde, weil es sich auf den Akt der Kopulation bezog zu einer Zeit, in der das Weibchen nicht verliebt war. Der Kapitän wollte auch nicht die technische Seite dieser Handlung erläutern. Er gebrauchte ihn, weil er so unheimlich obszön war und er sich durch nichts anderes Luft machen konnte. Als er aber sah, dass Twice an ihrer Fernbedienungskonsole nervös wurde, tat es ihm sofort Leid.

Der Kapitän hatte die größten Sorgen, weil er der Kapitän war; aber Twice hatte am meisten Arbeit. Sie bediente drei Fernsteuerungen gleichzeitig: das Befehlsschiff, das sie aufnehmen sollte, den Lastenschlepper, der das Segelschiff verstecken sollte, und ein Fernlenkflugzeug im Planetensystem der Erde, das den Auftrag hatte, alle Sendungen aufzunehmen und alle Artefakte im Weltraum zu lokalisieren. Dabei erlaubte ihr Zustand keine dieser Arbeiten. Die Zeit der Liebe war für sie gekommen. Steroide strömten durch ihre drahtigen Adern, das biologische Programm lief, und ihr Körper war bereit. Nicht nur ihr Körper. Twices Persönlichkeit reifte ebenfalls und wurde weicher. Die Anstrengung, ihre ferngesteuerten Flugkörper richtig zu lenken, war reine Qual mit diesem Körper und Nervensystem, die sich ganz auf sexuelle Paarung eingestellt hatten. Kapitän beugte sich zu ihr. »Alles in Ordnung?«, fragte er. Sie gab keine Antwort. Das war Antwort genug.

Er seufzte und wandte sich dem nächsten Problem zu. »Nun, Shoe?«

Der Kommunikationsoffizier schaute beinahe so verzweifelt wie Twice drein. »Ein paar begriffliche Übereinstimmungen konnten gefunden werden, Kapitän«, meldete er. »Aber das Übersetzungsprogramm ist noch längst nicht fertig.«

Der Kapitän zuckte mit seinen Backenmuskeln. Gab es noch irgendeine unerwartete, unlogische Sache, die schief gehen konnte, die noch nicht schief gegangen war? Diese Nachrichtenübermittlungen – es war nicht nur gefährlich, dass es sie überhaupt gab; aber sie erfolgten auch in mehreren Sprachen! Mehreren! Nicht nur zwei, wie es dem Plan der Hitschi entsprochen hätte. Nicht nur in der Sprache »Tun« und der Sprache »Fühlen«, welche die Hitschi selbst benutzten, sondern in buchstäblich einer Unzahl von wechselseitig unverständlichen Sprachen. Es hätte die Qual, dieses endlose Geschnatter mitanhören zu müssen, gelindert, wenn er den Inhalt verstanden hätte.

So viele Sorgen und Probleme! Da war der Anblick von Twice, die von Stunde zu Stunde schwächer und hektischer wurde. Da war der grauenvolle Schock, dass irgendein Nicht-Hitschi-Geschöpf den Mechanismus zum Eindringen in ein Schwarzes Loch in Gang setzte. Des Kapitäns größte Sorge war aber, ob er auch imstande sein würde, alle sich daraus ergebenden Aufgaben zu lösen. Aber zuerst stand ihm noch eine andere Arbeit bevor. Sie orteten das Segelschiff und steuerten es an. Kein Problem. Sie schickten eine Nachricht an die Besatzung, warteten aber in weiser Voraussicht nicht auf Antwort. Das Befehlsschiff tauchte auch pünktlich nach seinem tausendjährigen, energiesparenden Schlaf auf. Sie wechselten auf das größere und stärkere Schiff. Auch das geschah fast problemlos. Lediglich Twice raste keuchend und wimmernd von einem Schiff aufs andere. Trotzdem nahm sie ihre Funktion an der Fernsteuerung des neuen Schiffs etwas zu spät auf. Aber das war nicht schlimm. Auch die schwerfällige Lastblase erschien zur rechten Zeit am rechten Ort.

Das alles hatte fast zwölf Stunden gedauert. Für Twice waren das Stunden pausenlosen Schuftens. Der Kapitän hatte weniger zu tun. Das gab ihm reichlich Zeit, sie im Auge zu behalten. Er beobachtete, wie sich ihre kupferfarbene Haut aus ungestilltem Liebesbedürfnis lila färbte und sie vor Erschöpfung immer dunkler wurde. Das machte ihm Sorge. Sie waren auf diese Anforderungen überhaupt nicht vorbereitet gewesen! Wenn sie mit der Möglichkeit eines Notfalls gerechnet hätten, wäre es leicht gewesen, einen zweiten Fernsteuerungsspezialisten mitzunehmen, der Twice hätte ablösen können. Wäre es ihnen auch nur im Traum notwendig erschienen, hätten sie gleich ein Befehlsschiff nehmen und sich die ganze Aufregung des Überwechselns sparen können. Wenn sie gedacht hätten … wenn sie vermutet hätten … wenn sie auch nur den geringsten Hinweis gehabt hätten …

Hatten sie aber nicht gehabt. Wie sollten sie auch? Selbst nach menschlicher Zeitrechnung waren nur ein paar Dekaden vergangen, seit sie das letzte Mal aus ihrem Versteck im Kern einen Blick riskiert hatten – nur ein Wimpernschlag nach astronomischer Zeit. Wie hätte sich jemand vorstellen können, dass inzwischen so viel passieren konnte?

Der Kapitän durchwühlte die Nahrungspäckchen, bis er das schmackhafteste und am leichtesten verdauliche gefunden hatte. Damit fütterte er liebevoll Twice an ihrem Schaltpult. Sie hatte wenig Appetit. Ihre Bewegungen wurden von Stunde zu Stunde langsamer, unsicherer und mühsamer. Aber sie machte mit ihrer Arbeit weiter. Endlich waren die Segel des Photonenschiffs eingeholt. Der gewaltige Rachen des Frachters ging auf, und die mottengroße Kapsel mit den Passagieren des Segelschiffs glitt langsam in die Blase hinein. Erst jetzt konnte der Kapitän etwas freier atmen. Für Twice war dies das härteste Stück Arbeit gewesen. Jetzt würde auch sie eine Chance haben, sich auszuruhen – ja, vielleicht sogar eine Chance, mit ihm das zu tun, wofür ihr Körper und ihre Seele längst mehr als bereit waren.

Da die Segelschiffleute seine Nachricht sofort beantwortet hatten – für sie sofort –, traf ihre Antwort ein, ehe sich die riesige, leuchtende Kugel über ihnen geschlossen hatte. Der Kommunikationsoffizier Shoe drückte ein paar Knöpfe, und ihre Antwort erschien auf dem Bildschirm:

WIR AKZEPTIEREN, DASS WIR UNSERE FAHRT NICHT FORTSETZEN DÜRFEN.

WIR ERBITTEN, DASS SIE UNS AN EINEN ORT GELEITEN, WO WIR

SICHER SIND.

WIR FRAGEN: KEHREN DIE ASSASSINEN ZURÜCK?

Der Kapitän zuckte vor Mitleid. Er wandte sich an Shoe: »Übermittle ihnen: ›Wir bringen Sie vorläufig in Ihr Heimatsystem zurück. Wenn möglich, bringen wir Sie später wieder hierher zurück.‹«

Shoes Gesichtsausdruck war angespannt, offensichtlich waren seine Gefühle sehr gemischt. »Was ist mit der Anfrage wegen der Assassinen?«

Der Kapitän spürte, wie sich sein Abdomen kurz zusammenzog. »Sag ihnen noch nichts«, wies er ihn an.

Die Hitschi hinterließen den menschlichen Wesen nur kleine Aufklärungsschiffe. Sie waren so vorsichtig, keines ihrer Spezialraumschiffe dort zurückzulassen, wo man sie leicht hätte aufspüren können. Zum Beispiel den Blasen-Transporter. Er war nur eine hohle Metallkugel mit Überlichtgeschwindigkeitsantrieb und Navigationsinstrumenten.


Die Hitschi benutzten ihn offensichtlich, um sperrige Güter von einem Ort zu einem anderen zu transportieren. Die menschliche Rasse hätte ihn auch sehr gut gebrauchen können. Jeder Blasen-Transporter hatte das Frachtvolumen von tausend S.-Ya.-Transportschiffen. Zehn davon hätten das Bevölkerungsproblem der Erde in einem Jahrzehnt lösen können.

Es war aber nicht so sehr die Furcht vor den anderen, die den Kapitän vor allem quälte, nicht einmal seine Sorge um Twice. Die Hitschi hatten mit der menschlichen Rasse überraschend viele Charaktereigenschaften gemeinsam: Neugier, Liebe zwischen Männchen und Weibchen, Familiengefühl, Kinderliebe und das Vergnügen, Symbole zu manipulieren. Das Ausmaß der einzelnen Eigenschaften war allerdings nicht bei beiden gleich groß. Die Hitschi besaßen ein Charakteristikum in weitaus stärkerer Ausprägung als die meisten Menschen:

Gewissen.

Die Hitschi waren physisch kaum in der Lage, sich einer Verpflichtung zu entziehen oder einen Fehler nicht wieder gutzumachen. Die Segelschiffleute stellten für die Hitschi einen Sonderfall dar. Die Hitschi schuldeten ihnen etwas. Von ihnen hatten die Hitschi die schrecklichste Tatsache erfahren, mit der sie je konfrontiert worden waren.

Die Hitschi und die Segelschiffleute hatten sich gut gekannt. Nicht erst seit kurzem und auch nicht sehr lange. Die Beziehung hatte für die Segelschiffleute schlimm angefangen. Für die Hitschi war sie noch schlimmer ausgegangen.

In den langsamen und glucksend vorgetragenen Eddas besangen die Segelschiffleute, wie die kegelförmigen Landefahrzeuge der Hitschi plötzlich aufgetaucht und grauenvoll hart und grauenvoll schnell in dem schönen Schlamm ihrer Heimat gelandet waren. Die Hitschi-Schiffe waren in den umherschwebenden Arcologien der Leute herumgerast, was zu großen Aushöhlungen und einem beträchtlichen Temperaturanstieg geführt hatte. Viele waren gestorben. Der Schaden war schon groß, ehe die Hitschi erkannten, dass sie es mit fühlenden, ja sogar zivilisierten Wesen zu tun hatten, die nur äußerst langsam waren.

Die Hitschi waren über das, was sie angerichtet hatten, sehr bestürzt. Sie versuchten Schadenersatz zu leisten. Dazu war aber als erster Schritt Kommunikation nötig, was sich als sehr schwierig herausstellte. Diese Aufgabe dauerte sehr lange – lange jedenfalls für die Hitschi. Den Schlammbewohnern erschien die Zeit unverständlich kurz, bis sich ein hartes, heißes, okataedrisches Prisma vorsichtig in die Mitte einer Arcologie schob. Fast gleichzeitig begann es, sich mit ihnen in einer erkennbaren, wenn auch lachhaft ungrammatikalischen Form ihrer Sprache zu unterhalten.

Danach ging alles blitzschnell – jedenfalls für die Schlammbewohner. Für die Hitschi erschien das Beobachten des täglichen Lebens dort, als ob sie das Wachsen von Flechten verfolgten. Der Kapitän war selbst auf ihrem großen Gasriesen-Planeten gewesen – damals noch nicht Kapitän, sondern eher, was man Kabinensteward genannt hätte. Jung, überschäumend, abenteuerlustig, mit dem beträchtlichen, wenn auch vorsichtigen Hitschi-Optimismus für eine grenzenlose Zukunft ausgestattet. Der Gasriese war nicht der einzige herrlich aufregende Ort, den der junge Hitschi besucht hatte. Er kam auch auf die Erde und begegnete dem Australopithekus. Er half Gaswolken und Quasare auf einer Karte einzuzeichnen. Er brachte Mannschaften zu Außenposten und Baustellen. Die Jahre vergingen. Jahrzehnte vergingen. Die langsame Arbeit an der Übersetzung der Sprache der Schlammbewohner kroch zentimeterweise voran. Es wäre auch ein bisschen schneller gegangen, wenn die Hitschi dieses Vorhaben als sehr wichtig angesehen hätten. Das taten sie aber nicht. Allerdings wäre es so und so nicht viel schneller gegangen, weil die Schlammbewohner das nicht geschafft hätten.

Vom Standpunkt eines Altertumsforschers oder Touristen aus betrachtet war diese Entwicklung sehr interessant, weil es die Schlammbewohner schon seit sehr, sehr langer Zeit gab. Ihre kalte Biochemie war etwa dreihundertmal langsamer als die eines Hitschi oder eines Menschen. Die schriftliche Überlieferung der Hitschi ging fünf oder sechs Jahrtausende zurück – mehr oder weniger wie die der Menschheit auf der gleichen Stufe der technologischen Entwicklung. Die schriftliche Überlieferung der Schlammbewohner ging dreihundertmal so weit zurück. Das waren beinahe zwei Millionen Jahre fortlaufender, datierter historischer Unterlagen. Die frühesten Sagen, Legenden und Eddas reichten noch zehnmal weiter in fernste Vergangenheit. Ihre Übersetzung war nicht schwieriger als die der späteren Werke, weil die Schlammbewohner selbst in der Entwicklung ihrer Sprache nicht schneller fortschritten, aber die Geballten Gehirne, die diese Frühwerke übersetzten, hielten sie nicht für interessant. Sie schoben die Übersetzung auf … bis sie entdeckten, dass zwei davon über Besuche aus dem All berichteten.

Robin erzählt nicht viel über die Segelschiffleute, hauptsächlich deshalb, weil er damals nicht viel über sie wusste. Das ist ein Jammer. Sie sind hochinteressant. Ihre Sprache besteht aus einsilbigen Wörtern – ein Konsonant und ein Vokal. Sie haben ungefähr fünfzig verschiedene Konsonanten und vierzehn Vokale und Diphthonge, mit denen sie spielen können – für dreisilbige Einheiten, wie Namen, stehen ihnen 3,43 mal 108 Kombinationen zur Auswahl. Das war für Namen besonders wichtig, da sie mehr Männchen als je zuvor Namen geben mussten. Die Weibchen bekamen keine Namen.


Wenn ein Männchen ein Weibchen schwängerte, zeugte er ein männliches Kind. Er tat das aber nur selten, da ihn dies sehr viel Energie kostete. Unbefruchtete Weibchen produzierten mehr oder weniger routinemäßig wieder Weibchen. Ein Männchen auszutragen, kostete sie dagegen das Leben. Das wussten sie aber nicht – eigentlich auch sonst nicht viel. In den Eddas der Segelschiffleute gibt es keine Liebesgeschichten.

Wenn ich an all die Jahre denke, welche die menschliche Rasse unter der kränkenden Einsicht, unterlegen zu sein, gelitten hat – weil die Hitschi so viel mehr als wir erreicht hatten, und so viel früher –, macht mich das sehr traurig. Ich bedauere vor allem, dass wir nichts von den beiden Eddas gewusst haben. Ich meine nicht nur deren Inhalt – der hätte uns nur noch mehr Sorgen bereitet, als wir schon hatten –, sondern ihre Wirkung auf die innere Haltung der Hitschi.

Das erste Lied stammte aus den frühesten Anfängen der Zivilisation der Schlammbewohner und war sehr rätselhaft. Es handelte von einem Besuch der Götter. Sie leuchteten bei ihrer Ankunft so hell, dass selbst die rudimentären Sehorgane der Schlammbewohner sie wahrnehmen konnten – sie strahlten mit solchen Energiewirbeln, dass sie die seifigen Gase zum Sieden und Brodeln brachten. Viele starben. Das war alles, was sie taten. Dann gingen sie weg und kamen niemals wieder. Das Lied selbst war nicht sehr bedeutend. Es waren keinerlei Details enthalten, die den Hitschi glaubwürdig vorkamen. Das meiste handelte von einem Urschlammhelden, der es wagte, den Besuchern zu trotzen, und der als Belohnung einen ganzen klitschigen Sektor des Planeten erhielt.

Das zweite Lied war präziser. Es datierte Millionen Jahre später – beinahe innerhalb unserer historischen Zeitrechnung. Es berichtete ebenfalls von Besuchern von außerhalb der dichten heimatlichen Welt, aber diesmal waren es nicht nur Touristen. Sie waren auch keine Eroberer. Sie waren Flüchtlinge. Sie tauchten hinunter zur schwammigen Oberfläche, doch waren sie offensichtlich schlecht für das Überleben in einer Umwelt ausgerüstet, die kalt war und deren Dichte sie vergiftete.

Sie versteckten sich hier. Sie blieben – ihrer eigenen Rechnung nach sehr lange – über hundert Jahre. Lange genug, dass die Schlammbewohner sie entdeckten und mit ihnen eine Art Verständigung erreichen konnten. Sie waren von fremden Assassinen angegriffen worden, die wie Feuer aufflammten und Waffen trugen, die zermalmten und verbrannten. Ihr Heimatplanet war leer gebrannt, jedes Fahrzeug, das sie im Raum besaßen, war verfolgt und zerstört worden.

Nachdem mehrere Generationen der Flüchtlinge es geschafft hatten, zu überleben und sich sogar zu vermehren, ging alles zu Ende. Die flammenden Assassinen spürten sie auf und legten mit ihren Feuern eine große, seichte Fläche des schlammigen Methanmeeres trocken, um sie zu vernichten.

Als die Hitschi dieses Lied hörten, hätten sie es vielleicht für eine Sage gehalten, wenn da nicht ein Begriff gewesen wäre. Dieser Begriff war nicht leicht zu übersetzen. Schließlich hatte er die lückenhafte Verständigung mit den Flüchtlingen und zweitausend Jahre zu überstehen gehabt. Aber er hatte überlebt.

Diese Tatsache bewog die Hitschi, alles, was sie taten, liegen zu lassen, damit sie sich nur auf eine einzige Aufgabe konzentrieren konnten: den Echtheitsnachweis der Jüngeren Edda. Sie suchten nach der Heimat der Flüchtlinge und fanden sie auch – einen Planeten, der von einer explodierenden Sonne kahl gebrannt war. Sie suchten und fanden dort Artefakte früherer raumfahrender Zivilisationen. Nicht viele und nicht in gutem Zustand. Etwa vierzig verschiedene Stücke und Teile halb geschmolzener Maschinen, die sich isotopisch auf zwei verschiedene Epochen datieren ließen. Eine davon entsprach der Zeit der Flüchtlinge, die auf den Schlammplaneten geflohen waren. Die andere war viele Millionen Jahre älter.

Sie schlossen daraus, dass die Geschichten wahr waren. Es hatte solch ein Volk von Assassinen gegeben, das jede raumfahrende Zivilisation, die es entdeckte, über zwanzig Millionen Jahre lang erbarmungslos ausgelöscht hatte.

Die Hitschi kamen ferner zu dem Schluss, dass sie sich noch irgendwo herumtrieben. Der Begriff, der so schwierig zu übersetzen war, beschrieb nämlich die Ausdehnung der Himmel und die Umkehrung dieses Prozesses durch die Flammenträger, bei der alle Sterne und Sonnensysteme wieder zusammenstürzen würden. Und zu einem ganz bestimmten Zweck.

Es war kaum anzunehmen, dass diese Titanen, wer immer sie auch sein mochten, nicht in der Nähe blieben, um die Resultate des Prozesses zu sehen, den sie in Gang gesetzt hatten.

Da zerbröckelte der helle Hitschi-Traum, und die Schlammbewohner sangen eine neue Edda: Das Lied über die Hitschi, die sie besucht, Angst bekommen hatten und weggelaufen waren.


Da stellten die Hitschi ihre warnenden Fallen auf, versteckten die meisten Zeugnisse ihrer Existenz und zogen sich in ihren Unterschlupf im Kern der Galaxis zurück.

In gewissem Sinn waren die Schlammbewohner nur eine der Alarmanlagen. LaDzhaRi wusste das. Alle wussten es. Deshalb hatte er auch dem Gebot seiner Vorväter gehorcht und die erste Berührung eines anderen Gehirns mit dem seinen gemeldet. Er erwartete eine Antwort, obwohl es selbst nach LaDzhaRis Zeitrechnung schon Jahre her war, dass von den Hitschi ein Lebenszeichen gekommen war, und das war höchstens der schnelle Schlag einer routinemäßigen TPSE-Überprüfung gewesen. Er hatte auch damit gerechnet, dass ihm die Antwort nicht zusagen würde. Das ganze heldenhafte Ringen um den Bau und Start eines interstellaren Schiffes, die Jahrhunderte, die bereits in diese jahrtausendlange Reise investiert worden waren – alles umsonst! Sicher, ein Flug von tausend Jahren bedeutete für LaDzhaRi nicht mehr als eine ganz gewöhnliche Walfangfahrt für einen Kapitän aus Nantucket. Aber auch ein Walfischer wäre nicht gern mitten im Pazifik aufgegriffen und leer nach Hause geschickt worden. Die ganze Mannschaft war außer sich. Die Erregung auf dem Segelschiff war so groß, dass einige Besatzungsmitglieder unfreiwillig auf eine schnellere Lebensweise umstiegen. Die glitschige Flüssigkeit wurde so durcheinander gewirbelt, dass sich Blasen bildeten. Eines der Weibchen starb. Eines der Männchen, TsuTsuNga, war so außer Rand und Band, dass es die überlebenden Weibchen betätschelte. »Bitte, lass den Unsinn!«, flehte LaDzhaRi. Wenn ein Männchen ein Weibchen schwängerte – und das hatte TsuTsuNga offensichtlich vor –, musste es dazu so viel Energie aufbringen, dass es für ihn lebensgefährlich sein konnte. Den Weibchen drohte keine Gefahr – ihre Leben waren ganz einfach nach dem Austragen eines Männchens verwirkt. Natürlich hatten sie davon keine Ahnung. Von anderen Dingen hatten sie eigentlich auch keinen Schimmer. Aber TsuTsuNga erklärte bündig: »Wenn ich nicht durch eine Reise zu einem anderen Stern unsterblich werden kann, will ich wenigstens einen Sohn zeugen.«

»Nein! Bitte! Denke nach, mein Freund!«, bat ihn LaDzhaRi. »Wir können zu Hause sein, wenn wir es wollen. Können als Helden zu unseren Arcologien zurückkehren, können unsere Eddas singen, dass die gesamte Welt uns hören wird …« Der Schlamm ihrer Behausungen leitete den Schall so gut wie das Meer, und ihr Lied reichte so weit wie der Ruf der großen Wale.

Robin erklärt nicht sehr gut, wovor die Hitschi Angst hatten. Sie waren zu dem Schluss gekommen, dass das Ziel der eingeleiteten Kontraktion des Universums war, es wieder auf das Uratom zurückzuführen – worauf es zu einem neuen Urknall und dem Anfang eines neuen Universums kommen würde. Sie schlossen weiter, dass in diesem Fall die physikalischen Gesetze, die das Universum regieren, sich in eine andere Richtung entwickeln würden.


Am meisten jagte ihnen die Vorstellung Angst ein, dass es Wesen gab, die sich in einem Universum mit anderen physikalischen Gesetzen wohler fühlen könnten.

TsuTsuNga berührte LaDzhaRi kurz, beinahe verächtlich, zumindest abweisend.

»Wir sind keine Helden!«, erklärte er. »Geh weg und lass mich’s diesem Weibchen besorgen!«

Widerstrebend ließ ihn LaDzhaRi los und hörte, wie die Geräusche schwächer wurden, als er wegging. Es stimmte. Sie waren bestenfalls gescheiterte Helden.

Die Segelschiffleute waren nicht ohne solch menschliche Eigenschaften wie Stolz. Es gefiel ihnen ganz und gar nicht, für die Hitschi … was? Sklaven zu sein? Nicht genau. Denn der einzige Dienst, den sie zu leisten hatten, war, via eines Kommunikators mit versiegeltem Strahl jeden Hinweis auf eine andere raumfahrende Intelligenz zu melden. Das taten sie gern. Mehr um ihrer selbst willen als für die Hitschi. Wenn nicht Sklaven – was dann?

Dafür gab es nur eine Bezeichnung: Haustiere.

Damit war der Glanz der rassischen Seele der Schlammbewohner an einer Stelle getrübt. Sie konnten ihn nie wieder ganz aufpolieren, ganz gleich, welche Heldentaten sie bei interstellaren Abenteuern in ihren riesigen, langsamen Sternenjammern auch vollbrachten. Sie wussten, dass sie Haustiere waren. Sie erlebten das auch nicht zum ersten Mal. Lange ehe die Hitschi gekommen waren, hatten sie als Leibeigene auf fast die gleiche Art Wesen gedient, die weder den Hitschi noch den Menschen noch ihnen selbst in irgendeiner Weise ähnlich waren. Als dann vor einigen Generationen ihre Barden die alten Eddas den Hitschi-Maschinen vorgesungen hatten, mussten auch die Schlammbewohner zur Kenntnis nehmen, dass die Hitschi weggelaufen waren. Es gab Schlimmeres, als ein Haustier zu sein.


Liebe und Furcht herrschten im Universum. Aus Liebe (was man so bei den Schlammbewohnern Liebe nannte) ruinierte TsuTsuNga seine Gesundheit und riskierte sein Leben. Ich lag in meiner Krankenstation und träumte auch von der Liebe. Pro Tag war ich kaum eine Stunde wach. Währenddessen schlossen meine käuflich erworbenen Eingeweide mit dem Rest von mir Frieden. Der Kapitän musste mitansehen, wie Twice durch die Qualen der Liebe immer dünner und dunkler wurde.

Twice hatte sich nicht erholt, nachdem die Frachtblase die Fahrt aufgenommen hatte. Die Ruhepause war zu spät gekommen. Burst, der Schwarze-Loch-Operator, besaß die meisten medizinischen Kenntnisse an Bord.

Aber selbst zu Hause, selbst bei der besten Pflege konnten nur ganz wenige Weibchen unerwiderte Liebe und gleichzeitig schreckliche Anspannung überleben.

Daher war der Kapitän auch nicht überrascht, als Burst mit hängenden Ohren erschien und ihm mit Bedauern mitteilte: »Es tut mir Leid. Sie geht jetzt zu den Geballten Gehirnen ein.«

Liebe ist keine billige Gebrauchsware. Manche von uns werden ihrer teilhaftig und sehen niemals eine Rechnung, aber nur, wenn jemand anderer bezahlt.

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