Kapitel 2 Stechpalme
Der Chronist kam die Treppe herab und betrat den Schankraum des Wirtshauses zum WEGSTEIN, seine flache Ledermappe über der Schulter. Im Durchgang verharrend, betrachtete er den rothaarigen Wirt, der sich aufmerksam über etwas auf dem Tresen beugte.
Der Chronist räusperte sich, als er den Raum betrat. »Es tut mir leid, dass ich so lange geschlafen habe«, sagte er. »Das ist sonst gar nicht …« Er verstummte, als er sah, was auf dem Tresen stand. »Backt Ihr Kuchen?«
Kote, der gerade vorsichtig mit den Fingerspitzen den Teigrand formte, hob den Blick. »Ja. Wieso?«
Der Chronist öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sein Blick huschte zu dem Schwert hinauf, das grau und still an der Wand hinter dem Tresen hing, und dann zu dem rothaarigen Mann zurück, der behutsam den Teig am Rand einer Backschale betastete. »Was ist es denn für ein Kuchen?«
»Apfelkuchen.« Kote richtete sich auf und schnitt sorgfältig drei Schlitze in die Teigdecke. »Wisst Ihr, wie schwierig es ist, einen wirklich guten Kuchen zu backen?«
»Äh, nein«, gestand der Chronist und sah sich nervös um. »Wo ist denn Euer Gehilfe?«
»Selbst Gott wäre da aufs Geratewohl angewiesen«, sagte der Wirt. »So schwierig ist es. Kuchen backen, meine ich. Man möchte es nicht glauben, aber es gibt da unendlich viel, was man falsch machen kann. Brot backen ist einfach. Suppe kochen auch. Pudding sowieso. Aber Kuchen backen – das ist verzwickt. Und das ist etwas, das einem erst klar wird, wenn man es selbst mal ausprobiert hat.«
Kote wischte sich die Hände an der Schürze ab. »Wenn man Äpfel auspresst, um Apfelwein zu machen – kennt Ihr diese Fruchtmasse, die dabei übrig bleibt?«
»Den Trester?«
»Trester«, sagte Kote voller Erleichterung. »So heißt das. Was macht man damit, nachdem man den Saft rausgepresst hat?«
»Aus Traubentrester kann man einen leichten Wein keltern«, sagte der Chronist. »Und wenn man größere Mengen davon hat, kann man auch Öl daraus gewinnen. Apfeltrester aber ist ziemlich nutzlos. Den kann man als Dünger oder Mulch verwenden, er taugt aber für beides nicht besonders gut. Meistens verfüttern ihn die Leute an ihr Vieh.«
Kote nickte nachdenklich. »Es kam mir auch so vor, dass sie den Trester nicht einfach nur wegwerfen. Hier in der Gegend wird alles irgendwie noch weiterverwertet. Trester.« Er sprach es aus, als kostete er das Wort. »Darüber hab ich mir jetzt seit zwei Jahren immer mal wieder den Kopf zerbrochen.«
Der Chronist guckte verdutzt. »Das hätte Euch doch jeder hier im Ort sagen können.«
Der Wirt runzelte die Stirn. »Wenn es etwas ist, das jeder weiß, kann ich es mir nicht leisten, danach zu fragen«, sagte er.
Man hörte eine Tür zufallen und dann ein fröhliches Pfeifen. Bast kam aus der Küche, einen Haufen dorniger Stechpalmenzweige auf den Armen, die in ein weißes Tuch gewickelt waren.
Kote nickte entschlossen und rieb sich die Hände. »Wunderbar. Also wie –« Er kniff die Augen zusammen. »Ist das etwa eins von meinen guten Laken?«
Bast blickte auf das Bündel hinab. »Na ja, Reshi«, sagte er. »Kommt drauf an. Hast du auch schlechte Laken?«
Die Augen des Wirts blitzten kurz wütend, doch dann seufzte er. »Ist ja auch egal.« Er zog einen langen Zweig aus dem Bündel hervor. »Und was machen wir damit?«
Bast zuckte die Achseln. »Ich tappe da selber auch im Dunkeln,
»Wir können hier aber nicht mit Stechpalmenkronen auf dem Kopf herumlaufen«, sagte Kote. »Was sollen denn die Leute denken?«
»Mir doch egal, was diese Bauerndeppen denken«, murmelte Bast und begann, einige der langen, biegsamen Zweige miteinander zu verflechten. »Wenn so ein Hauttänzer in deinen Körper schlüpft, wirst du zu seiner Marionette. Die können einen dazu bringen, dass man sich selbst die Zunge abbeißt.« Er hob sich einen halb fertigen Kranz über den Kopf und probierte, ob er passte. Dabei rümpfte er die Nase. »Piekst.«
»In den Geschichten, die ich gehört habe«, sagte Kote, »konnte man sie mit Stechpalmenzweigen auch in einem Körper gefangen halten.«
»Könnten wir nicht einfach nur etwas Eisen an uns tragen?«, fragte der Chronist. Die beiden Männern hinterm Tresen guckten ihn neugierig an, als hätten sie fast vergessen, dass er auch noch da war. »Es ist ja schließlich ein Faeling-Wesen.«
»Sagt nicht ›Faeling‹«, sagte Bast. »Ihr hört Euch ja an wie ein kleines Kind. Es ist ein Fae-Wesen. Ein Faen, wenn’s sein muss.«
Der Chronist zögerte kurz, ehe er fortfuhr. »Wenn dieses Wesen in den Körper von jemandem schlüpft, der Eisen an sich trägt – würde ihm das nicht wehtun? Würde es nicht sofort wieder herausschlüpfen?«
»Die können einen dazu bringen, dass man sich selbst die Zunge abbeißt«, sagte Bast noch einmal, wie zu einem ganz besonders dummen Kind. »Wenn sie erst mal in einem stecken, reißen sie einem mit der eigenen Hand ein Auge aus. Das geht so einfach, wie man eine Blume pflückt. Wie kommt Ihr darauf, sie könnten sich nicht die Zeit nehmen, einen Armreif oder Ring zu entfernen?« Er schüttelte den Kopf und sah dann auf seine Finger hinab, die geschickt einen weiteren hellgrünen Stechpalmenzweig in den Kranz einflochten. »Und außerdem kommt es überhaupt nicht in Frage, dass ich Eisen trage.«
»Wenn sie aus Körpern einfach so auch wieder herausschlüpfen können«, sagte der Chronist, »wieso hat dann der gestern Abend den
Einen Moment lang herrschte Schweigen, bis Bast bemerkte, dass die beiden anderen Männer ihn ansahen. »Da fragt Ihr mich?« Er lachte ungläubig. »Keine Ahnung. Anpauen. Die letzten Hauttänzer wurden vor Hunderten von Jahren zur Strecke gebracht. Lange vor meiner Zeit. Ich kenne das nur aus Geschichten.«
»Woher wissen wir dann, dass er nicht übergesprungen ist?«, fragte der Chronist zögernd, als wagte er kaum, das anzusprechen. »Woher wissen wir, dass er nicht immer noch hier ist?« Er saß mit einem Mal ganz starr da. »Woher wissen wir, dass er jetzt nicht in einem von uns steckt?«
»Er scheint gestorben zu sein, als der Körper des Söldners starb«, sagte Kote. »Sonst hätten wir ihn entweichen sehen.« Er sah zu Bast hinüber. »Das sieht doch angeblich aus wie ein dunkler Schatten oder ein Rauchwölkchen, wenn sie aus einem Körper entweichen, nicht wahr?«
Bast nickte. »Und außerdem: Wenn er übergesprungen wäre, hätte er in dem neuen Körper wieder damit angefangen, Leute umzubringen. So machen sie es normalerweise. Sie springen immer weiter über, bis keiner mehr am Leben ist.«
Der Wirt schenkte dem Chronisten ein beruhigendes Lächeln. »Seht Ihr? Vielleicht war es ja gar kein Hauttänzer. Vielleicht war es nur etwas Ähnliches.«
Der Chronist blickte dennoch verunsichert. »Aber wie können wir da sicher sein? Er könnte jetzt in jedem hier im Ort stecken …«
»Zum Beispiel in mir«, sagte Bast ganz unbekümmert. »Vielleicht warte ich nur darauf, dass Ihr einen Moment lang nicht aufpasst, und dann beiße ich Euch in die Brust, direkt über dem Herzen, und sauge Euch das Blut aus. Wie man den Saft aus einer Pflaume saugt.«
Der Chronist kniff den Mund zusammen. »Das ist nicht witzig.«
Bast hob den Blick und warf dem Chronisten ein verwegenes, zähnebleckendes Lächeln zu. Doch etwas stimmte nicht mit diesem Gesichtsausdruck. Er hielt ein wenig zu lange an. Und das Lächeln war ein bisschen zu breit. Und der Blick war dabei nicht direkt auf den Chronisten gerichtet, sondern knapp an ihm vorbei.
Te veyan?«, sagte er mit einer seltsamen Stimme, sein Blick nun glasig und verwirrt. »Te-tanten ventelanet?«
Dann stürzte Bast mit erstaunlicher Schnelligkeit hinter dem Tresen hervor auf den Chronisten zu. Der sprang auf und wich panisch zurück. Er stieß zwei Tische und ein halbes Dutzend Stühle um, bis er schließlich über die eigenen Füße stolperte, zu Boden fiel und auf allen Vieren verzweifelt weiter auf die Tür zu kroch.
Und während er kroch, sah sich der Chronist kurz hektisch um, sein Gesicht entsetzt und blass, nur um festzustellen, dass sich Bast lediglich drei Schritte weit fortbewegt hatte. Der dunkelhaarige junge Mann stand neben dem Tresen und krümmte und schüttelte sich vor Lachen. Eine Hand hielt er sich halb vors Gesicht, und mit der anderen zeigte er auf den Chronisten. Er lachte so lauthals, dass er kaum noch Luft bekam. Das ging so weit, dass er sich am Tresen festhalten musste.
Der Chronist war fuchsteufelswild. »So ein Arsch!«, schrie er, während er unter Schmerzen wieder auf die Beine kam. »So ein Arsch!«
Bast lachte immer noch so heftig, dass er kaum Luft bekam, und dabei hob er die Hände und machte halbherzige, krallende Bewegungen, wie ein Kind, das einen Bären nachahmt.
»Bast«, tadelte der Wirt. »Reiß dich mal zusammen.« Doch während Kotes Stimme streng klang, leuchteten seine Augen vor Gelächter. Seine Lippen zuckten, mühten sich krampfhaft, die Mundwinkel unten zu halten.
Ein Bild geknickter Würde, beschäftigte sich der Chronist damit, Tische und Stühle wieder an ihren Platz zu stellen, wobei er sie etwas härter auf den Boden knallen, ließ als nötig gewesen wäre. Als er schließlich an seinen ursprünglichen Tisch zurückgekehrt war, ließ er sich dort steif nieder. Bast war mittlerweile wieder hinter den Tresen zurückgekehrt, atmete tief und konzentrierte sich betont auf die Stechpalmenzweige in seinen Händen.
Kote lachte kurz leise in sich hinein, zog dann einen weiteren Zweig aus dem Bündel und fügte ihn dem langen Strang hinzu, den er flocht. Er hob den Blick und sah zu dem Chronisten hinüber. »Bevor ich’s vergesse: Heute werden einige Leute hierherkommen, um Eure Dienste als Schreiber in Anspruch zu nehmen.«
Der Chronist wirkte überrascht. »Tatsächlich?«
Kote nickte und seufzte gereizt. »Ja. Es hat sich schon rumgesprochen. Es lässt sich also nichts mehr daran ändern. Zum Glück werden heute alle, die zwei gesunde Hände haben, bis zur Mittagszeit auf den Feldern beschäftigt sein. Bis dahin müssen wir uns also –«
Der Wirt brach versehentlich den Stechpalmenzweig entzwei und jagte sich einen Stachel tief in den Daumen. Er zuckte nicht zusammen und fluchte auch nicht, sondern blickte nur finster auf seine Hand, aus der ein leuchtend roter Blutstropfen quoll.
Mit gerunzelter Stirn hielt sich der Wirt den Daumen an den Mund. Alle Heiterkeit war aus seinem Gesicht gewichen, und seine Augen blickten nun dunkel und streng. Er warf den halb fertig geflochtenen Stechpalmenstrang mit einer so betont beiläufigen Geste beiseite, dass es fast schon beängstigend war.
Er sah wieder zu dem Chronisten hinüber, seine Stimme vollkommen ruhig. »Ich wollte damit sagen, dass wir die Zeit bis zu dieser Unterbrechung nutzen sollten. Doch vorher wollt Ihr ja sicherlich noch frühstücken.«
»Wenn es keine allzu großen Umstände macht«, erwiderte der Chronist.
»Nicht im Geringsten«, sagte Kote, drehte sich um und verschwand in der Küche.
Bast sah ihm mit besorgtem Blick hinterher. »Du solltest den Apfelmost vom Ofen nehmen und zum Abkühlen rausstellen!«, rief er ihm nach. »Die letzte Charge war eher Marmelade als Most. Und ich hab ein paar Kräuter gesammelt, während ich unterwegs war. Die liegen auf der Regentonne. Schau sie dir mal an, ob irgendwas davon fürs Abendessen zu gebrauchen ist.«
Bast legte letzte Hand an seinen Kranz und betrachtete ihn von allen Seiten. Er hielt ihn sich vors Gesicht, als wollte er daran riechen. Doch stattdessen atmete er tief ein, schloss die Augen und hauchte so zart über die Stechpalmenblätter, dass sie sich kaum regten.
Die Augen wieder öffnend, lächelte Bast entschuldigend und ging zu dem Chronisten hinüber. »Hier«, sagte er und hielt dem sitzenden Mann den Stechpalmenkranz hin.
Der Chronist machte keine Anstalten, ihn entgegenzunehmen.
Basts Lächeln schwand nicht. »Ihr habt das nicht bemerkt, denn Ihr wart ja viel zu sehr damit beschäftigt, Euch zu Boden zu werfen«, sagte er mit leiser, ruhiger Stimme, »aber er hat tatsächlich gelacht, als Ihr Reißaus genommen habt. Drei schöne Lacher aus tiefster Kehle. Er hat so ein wunderbares Lachen. Es ist wie eine Frucht. Es ist wie Musik. Ich hatte es seit Monaten nicht mehr gehört.«
Bast hielt ihm den Stechpalmenkranz erneut hin und lächelte dabei scheu. »Und deshalb ist das für Euch. Ich habe alles, was ich an Grammarie besitze, darauf einwirken lassen, und daher wird es länger frisch und grün bleiben, als man glauben würde. Ich habe die Zweige auf die richtige Weise gesammelt und mit meinen eigenen Händen geflochten.« Er hielt den Kranz ein bisschen weiter ausgestreckt, wie ein nervöser kleiner Junge einen Blumenstrauß. »Hier. Es ist ein Geschenk. Es sind keinerlei Verpflichtungen damit verbunden.«
Zögernd streckte der Chronist eine Hand aus und nahm den Kranz entgegen. Er betrachtete ihn und drehte ihn in den Händen hin und her. Rote Beeren ruhten wie Edelsteine zwischen den dunkelgrünen Blättern, und der Kranz war auf geschickte Weise so geflochten, dass alle Dornen nach außen wiesen. Der Chronist setzte sich den Kranz vorsichtig auf den Kopf, und er saß wie angegossen.
Bast grinste. »Nun huldigt alle dem König Hofnarr!«, rief er, warf die Hände hoch und lachte.
Ein Lächeln spielte um die Mundwinkel des Chronisten, als er den Kranz wieder abnahm. »Heißt das also«, sagte er leise und ließ die
Bast neigte verdutzt den Kopf zur Seite. »Wie meinen?«
Der Chronist blickte beklommen. »Wovon Ihr … heute Nacht gesprochen habt …«
Bast wirkte überrascht. »Oh nein«, sagte er in ernstem Ton und schüttelte den Kopf. »Nein. Ganz und gar nicht. Ihr gehört mir, bis ins Mark Eurer Knochen hinein. Ihr seid ein Werkzeug meines Willens.« Bast warf schnell einen Blick in Richtung Küche, und seine Miene wurde bitter. »Und Ihr wisst ja, was ich mir wünsche. Bringt ihn dazu, sich daran zu erinnern, dass er mehr ist als nur irgendein Gastwirt, der Kuchen backt.« Die letzten Worte spie er buchstäblich.
Der Chronist rutschte unbehaglich auf seinem Sitz umher und wandte den Blick ab. »Ich weiß immer noch nicht, was ich tun soll.«
»Ihr werdet tun, was Ihr könnt«, sagte Bast leise. »Lockt ihn aus sich heraus. Weckt ihn auf.«
Bast legte dem Chronisten eine Hand auf die Schulter, und seine blauen Augen verengten sich kaum merklich. »Ihr werdet ihn dazu bringen, dass er sich daran erinnert. Ihr schafft das.«
Der Chronist zögerte kurz, sah dann auf den Stechpalmenkranz auf seinem Schoß hinab und nickte. »Ich werde tun, was ich kann.«
»Mehr kann man von niemandem verlangen«, sagte Bast und tätschelte ihm freundschaftlich den Rücken. »Wie geht’s denn übrigens der Schulter?«
Der Schreiber ließ sie kreisen, und die Bewegung wirkte deplatziert, da sein übriger Körper dabei reglos verharrte. »Taub. Kalt. Aber sie tut nicht weh.«
»Das war zu erwarten. Ich würde mir an Eurer Stelle keine Sorgen machen«, sagte Bast und schenkte ihm ein ermutigendes Lächeln. »Für Leute wie Euch ist das Leben zu kurz, um sich wegen derlei Kleinigkeiten zu bekümmern.«
Er trug eben ein paar dieser Krüge zum Tresen, als draußen, auf dem hölzernen Absatz vor dem Eingang, Stiefelschritte erklangen, so laut, als hätte jemand angeklopft. Dann platzte der Schmiedelehrling zur Tür herein. Kaum sechzehn Jahre alt, war er dennoch einer der größten Männer des Orts und hatte breite Schultern und kräftige Arme.
»Hallo, Aaron«, sagte der Wirt. »Machst du bitte die Tür zu? Draußen staubt’s.«
Während der Schmiedelehrling sich wieder zur Tür umwandte, verstauten der Wirt und Bast den Großteil der Stechpalmenzweige unterm Tresen, wobei sie flink und wortlos zusammenarbeiteten. Als sich der Lehrling wieder zu ihnen umwandte, nestelte Bast gedankenverloren an etwas herum, das ebenso gut auch ein beliebiges, halb fertiges Pflanzengebinde hätte sein können, etwas, womit man bei Langeweile seine Hände beschäftigt.
Aaron schien von all dem nichts zu bemerken und eilte zum Tresen. »Mr. Kote«, sagte er aufgeregt«, könnte ich bitte etwas Reiseproviant bekommen?« Er fuchtelte mit einem leeren Leinensack. »Carter hat gesagt, Ihr wüsstet schon, was damit gemeint ist.«
Der Wirt nickte. »Ich habe Brot und Käse, Wurst und Äpfel.« Er wies zu Bast hinüber, der den Sack nahm und damit in der Küche verschwand. »Geht Carter heute auf Reisen?«
»Wir beide«, erwiderte der Junge. »Die Orrisons wollen heute nach Treya, Hammelfleisch verkaufen, und Carter und mich haben sie als Begleiter angeheuert, weil die Straßen doch so schlecht sind und so.«
»Treya«, sagte der Wirt nachdenklich. »Dann seid ihr ja nicht vor morgen zurück.«
Der Schmiedelehrling legte behutsam einen flachen Silber-Bit auf den polierten Mahagonitresen. »Carter hofft auch, dass er einen Ersatz für Nelly findet. Wenn er aber kein Pferd auftreiben kann, sagt er, wird er wahrscheinlich des Königs Sold annehmen.«
Der Junge lächelte gleichzeitig frohgemut und entschlossen. »Er sagt, ihm bleibt nicht viel anderes übrig, wenn er kein Pferd für sein Gespann auftreiben kann. Er sagt, bei der Armee wird für einen gesorgt, man kriegt was zu essen, kommt viel rum und so.« Während er das sagte, blickten die Augen des jungen Mannes aufgeregt, sein Gesichtsausdruck aber schwankte zwischen der Begeisterung eines Knaben und der Besorgnis eines Mannes. »Außerdem geben sie einem nicht mehr nur einen Silbernobel, wenn man sich anwerben lässt. Heutzutage kriegt man einen Royal, wenn man unterschreibt. Einen ganzen Gold-Royal!«
Die Miene des Wirts verdüsterte sich. »Aber Carter ist der Einzige, der überlegt, zur Armee zu gehen, nicht wahr?« Er sah dem Jungen in die Augen.
»Ein Royal ist viel Geld«, sagte der Schmiedelehrling und ließ ein schüchternes Lächeln aufblitzen. »Und Geld war bei uns immer knapp, seit mein Vater nicht mehr lebt und meine Mutter von Rannish hierher gezogen ist.«
»Und was hält deine Mutter davon, dass du überlegst, zu den Soldaten zu gehen?«
Der Junge machte ein langes Gesicht. »Stellt Euch bitte nicht auf ihre Seite«, sagte er. »Ich dachte, Ihr würdet das verstehen. Ihr seid ein Mann, und Ihr wisst, was ein Mann seiner Mutter schuldig ist.«
»Ich weiß, dass deine Mutter dich lieber wohlbehalten daheim hätte als in einem Zuber voll Goldmünzen zu baden, Junge.«
»Ich hab es satt, ›Junge‹ genannt zu werden«, entgegnete der Schmiedelehrling in scharfem Ton und lief rot an. »Ich kann bei der Armee etwas Gutes tun. Wenn wir die Rebellen erst mal dazu gebracht haben, dem Bußfertigen König Lehnstreue zu schwören, wird es wieder aufwärts gehen. Die ewigen Steuererhebungen werden ein Ende nehmen. Die Bentleys werden ihr Land nicht verlieren. Und die Straßen werden wieder sicher sein.«
Dann nahm er einen grimmigen Gesichtsausdruck an, und einen Moment lang sah er ganz und gar nicht mehr jung aus. »Und dann wird sich meine Mutter nicht mehr solche Sorgen machen müssen, wenn ich nicht daheim bin«, sagte er in dunklem Ton. »Sie wird nicht
Aaron sah dem Wirt in die Augen und richtete sich zu ganzer Größe auf. Er war fast einen Kopf größer als der Wirt. »Manchmal muss ein Mann für seinen König und sein Vaterland einstehen.«
»Und Rose?«, fragte der Wirt.
Der Lehrling wurde rot und sah verschämt zu Boden. Er ließ die Schultern wieder hängen und sank ein wenig in sich zusammen, wie ein Segel, dem der Wind ausgeht. »Mein Gott, wissen denn wirklich alle von uns?«
Der Wirt nickte freundlich lächelnd. »In einem kleinen Ort wie dem hier bleibt nun mal nichts geheim.«
»Also«, sagte Aaron mit Bestimmtheit, »ich mache das auch für sie. Für uns. Mit meinem Sold und dem Geld, das ich gespart habe, kann ich uns ein Haus kaufen oder eine eigene Werkstatt eröffnen, ohne dass ich zu irgendeinem miesen Geldverleiher gehen müsste.«
Kote machte den Mund auf und schloss ihn gleich wieder. Er sah einen tiefen Atemzug lang nachdenklich drein und fragte dann, als ob er seine Worte sehr sorgfältig wählte: »Aaron, weißt du, wer Kvothe ist?«
Der Schmiedelehrling verdrehte die Augen. »Ich bin doch kein Schwachkopf. Wir haben doch gestern Abend erst Geschichten über ihn erzählt, wisst Ihr nicht mehr?« Er sah über die Schulter des Wirts hinweg in Richtung Küche. »Ich muss los. Carter wird schimpfen wie ein Rohrspatz, wenn ich nicht –«
Kote machte eine besänftigende Geste. »Ich schlage dir ein Geschäft vor, Aaron. Du hörst dir an, was ich zu sagen habe, und dafür bekommst du deinen Proviant gratis.« Er schob das Silber-Bit über den Tresen zurück. »Dann kannst du damit in Treya was Schönes für Rose kaufen.«
Aaron nickte vorsichtig. »Also gut, abgemacht.«
»Was weißt du aus den Geschichten, die du gehört hast, über Kvothe? Wie soll er so sein?«
Aaron lachte. »Außer dass er tot ist?«
Kote lächelte matt. »Ja, davon mal abgesehen.«
»Er kannte alle möglichen magischen Geheimnisse«, sagte Aaron.
Aaron verstummte. »Es kommt ganz darauf an, um welche Geschichte es geht. Manchmal ist er der Gute, der edle Held. Einmal hat er mehrere Mädchen vor einer ganzen Horde menschenfressender Ungeheuer gerettet …«
Wieder ein mattes Lächeln. »Ja, ich weiß.«
»… in anderen Geschichten aber ist er ein richtiger Scheißkerl«, fuhr Aaron fort. »Er hat magische Geheimnisse von der Universität geklaut. Deshalb haben sie ihn da rausgeschmissen. Und ›Kvothe der Königsmörder‹ haben sie ihn auch bestimmt nicht genannt, weil er so gut Laute spielen konnte …«
Das Lächeln war verschwunden, aber der Wirt nickte. »Wohl wahr. Aber wie war er denn so?«
Aaron legte die Stirn in Falten. »Er hatte rotes Haar, falls es das ist, was Ihr meint. Das wird in allen Geschichten erwähnt. Und er war ein teuflisch guter Schwertkämpfer. Und echt schlau. Außerdem hatte er eine richtige Silberzunge, konnte sich aus allem und jedem herausreden.«
Der Wirt nickte. »Genau. Also, stell dir vor, du wärest Kvothe – und echt schlau, wie du sagst. Und mit einem Mal wäre dein Kopf für jeden, der ihn abschlägt, eintausend Royals und ein Herzogtum wert. Was würdest du dann tun?«
Der Schmiedelehrling schüttelte den Kopf und zuckte die Achseln, wusste keine Antwort darauf.
»Also, wenn ich Kvothe wäre«, sagte der Wirt, »würde ich meinen Tod vortäuschen, einen anderen Namen annehmen und mir eine kleine Ortschaft irgendwo mitten im Nirgendwo suchen. Da würde ich dann ein Wirtshaus aufmachen und mich ansonsten möglichst unauffällig verhalten.« Er sah den jungen Mann an. »Das ist es, was ich tun würde.«
Aarons Blick huschte zu den roten Haaren des Wirts und hinauf
Kote nickte langsam und wies dann auf den Chronisten. »Dieser Mann ist nicht nur ein normaler Schreiber. Er ist eine Art Historiker, und er ist hier, um die wahre Geschichte meines Lebens aufzuzeichnen. Den Anfang hast du verpasst, aber wenn du magst, darfst du gern hierbleiben und dir den Rest anhören.« Er lächelte. »Ich kann dir Geschichten erzählen, die noch niemand je gehört hat. Geschichten, die niemand je wieder hören wird. Geschichten über Felurian und darüber, wie ich bei den Adem zu kämpfen lernte. Die Wahrheit über Prinzessin Ariel.«
Der Wirt legte dem Jungen eine Hand auf den Arm. »Ehrlich gesagt: Ich mag dich, Aaron. Ich halte dich für ungewöhnlich klug, und ich möchte nicht mit ansehen müssen, wie du dein Leben wegwirfst.« Er atmete tief durch und sah dem Schmiedelehrling ins Gesicht. Seine Augen waren von einem erstaunlichen Grün. »Ich weiß, wie dieser Krieg begonnen hat. Ich kenne die Wahrheit darüber. Und wenn du die erst mal gehört hast, wirst du längst nicht mehr so begierig sein, loszulaufen und dafür dein Leben zu lassen.«
Der Wirt wies auf einen der freien Stühle an dem Tisch des Chronisten und lächelte so reizend wie ein waschechter Märchenprinz. »Na, was sagst du dazu?«
Aaron starrte ihn einen ganzen Moment lang an, und dann huschte sein Blick wieder zu dem Schwert hinauf. »Wenn Ihr es wirklich seid …« Er verstummte, aber sein Gesichtsausdruck verwandelte es in eine Frage.
»Ich bin es wirklich«, versicherte ihm Kote.
»… könnte ich dann bitte Euren Mantel sehen, der keine bestimmte Farbe hat?«, fragte der Lehrling und setzte ein Grinsen auf.
Das reizende Lächeln des Wirts wurde so brüchig wie eine gesplitterte Glasscheibe.
»Da verwechselst du Kvothe mit Taborlin dem Großen«, schaltete sich der Chronist ein. »Taborlin besaß diesen Mantel, der keine bestimmte Farbe hatte.«
Aaron wandte sich mit verwirrtem Blick zu dem Schreiber um. »Und was hatte Kvothe?«
Der Junge wandte sich wieder zum Tresen um. »Könnt Ihr mir dann Euren Schattenmantel zeigen?«, fragte er. »Oder ein klein wenig Magie? So was wollte ich immer schon mal sehen. Ein bisschen Feuer oder Blitz würde mir schon genügen. Ich will Euch ja nicht erschöpfen.«
Ehe der Wirt darauf antworten konnte, brach Aaron in Gelächter aus. »Ich mache doch bloß Spaß, Mr. Kote.« Er grinste nun wieder, breiter als zuvor. »Aber Himmel Herrgott, einen so guten Lügner wie Euch hab ich wirklich noch nie erlebt. Selbst mein Onkel Alvan konnte so einen Klopper nicht auftischen, ohne dabei auch nur eine Miene zu verziehen.«
Der Wirt senkte den Blick und grummelte etwas Unverständliches vor sich hin.
Aaron griff über den Tresen und legte Kote seine breite Hand auf die Schulter. »Ich weiß, Ihr wollt mir nur helfen, Mr. Kote«, sagte er herzlich. »Ihr seid ein guter Mensch, und ich werde mir das, was Ihr gesagt habt, durch den Kopf gehen lassen. Ich habe es auch nicht eilig, Soldat zu werden. Ich will mir nur klar werden, welche Möglichkeiten mir offen stehen.«
Der Schmiedelehrling schüttelte den Kopf. »Heute morgen versuchen aber auch wirklich alle, mir einen Bären aufzubinden. Ich schwör’s. Meine Mutter hat behauptet, sie hätte die Schwindsucht. Rose hat behauptet, sie wäre schwanger.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und kicherte. »Aber Eure war echt mit Abstand die dickste Lüge, das muss ich Euch lassen.«
»Nun ja, weißt du …«, sagte Kote und brachte ein mattes Lächeln zustande, »ich hätte deiner Mutter nicht mehr in die Augen sehen können, wenn ich es nicht wenigstens versucht hätte.«
»Und Ihr hättet es vielleicht sogar geschafft, wenn Ihr es mit etwas versucht hättet, das man eher glauben könnte«, erwiderte der Lehrling. »Aber jeder weiß doch, dass Kvothes Schwert aus Silber war.« Er wies mit einem Blick auf das an der Wand hängende Schwert. »Und es hieß auch nicht ›Torheit‹. Es hieß ›Kaysera, der Dichtermörder‹.«
Da zuckte der Wirt ein wenig zusammen. »Dichtermörder?«
An der ersten Hand trug er Ringe aus Stein,
Eisen, Bernstein, Holz und Bein.
Nie gesehen –
Der Schmiedelehrling runzelte die Stirn. »Der Rest fällt mir nicht mehr ein. Da war noch irgendwas mit Feuer …«
Der Wirt blickte unergründlich. Er sah auf seine Hände hinab, die auf dem Tresen lagen, und nach kurzem Schweigen rezitierte er:
Nie gesehen die Ringe der zweiten Hand.
Einer war Blut in fließendem Band,
Einer aus Luft, ganz flüsterdünn,
Und der Eisring war fehlerhaft innendrin.
Ganz matt schien der Ring aus Feuer bloß,
Und der letzte Ring war namenlos.
»Genau«, sagte Aaron und lächelte. »Und von denen habt Ihr keinen hinterm Tresen, oder?« Er stellte sich auf die Zehenspitzen, wie um besser dorthin sehen zu können.
Kote antwortete mit betretenem Lächeln: »Nein. Nein, das kann ich nicht behaupten.«
Beide zuckten zusammen, als Bast den gefüllten Leinensack unsanft auf dem Tresen absetzte. »Das müsste für Carter und dich reichen. Genug Proviant für mehr als zwei Tage«, sagte Bast in schroffem Ton.
Aaron schulterte den Sack und ging zum Ausgang, blieb dann aber noch einmal stehen und sah sich zu den beiden Männern hinterm Tresen um. »Ich bitte wirklich nur sehr ungern um einen Gefallen. Der alte Cob hat gesagt, dass er mal nach meiner Mutter schaut, während ich weg bin, aber …«
Bast kam hinter dem Tresen hervor und begann ihn zum Ausgang zu geleiten. »Es wird ihr gut ergehen, da bin ich mir sicher. Ich
»Da wäre ich dir sehr dankbar«, sagte Aaron, und die Erleichterung war ihm anzuhören. »Sie war ziemlich geknickt, als ich gegangen bin. Ein bisschen Trost könnte sie gut gebrauchen.«
Bast hielt beim Öffnen der Wirtshaustür inne und sah den breitschultrigen Jungen fassungslos an. Dann schüttelte er den Kopf und öffnete die Tür zur Gänze. »Gute Reise! Viel Vergnügen in der großen Stadt! Und nicht das Wasser trinken!«
Bast schloss die Tür hinter ihm und lehnte die Stirn ans Holz, als wäre er mit einem Mal sehr erschöpft. »›Ein bisschen Trost könnte sie gut gebrauchen‹?«, wiederholte er ungläubig. »Ich nehme alles zurück, was ich je über die Klugheit dieses Jungen gesagt habe.« Er wandte sich zum Tresen um und deutete anklagend auf die geschlossene Tür. »Das«, sagte er, wie zu dem ganzen Schankraum, »kommt dabei raus, wenn man tagaus tagein mit Eisen zu tun hat.«
Der Wirt kicherte matt und lehnte sich an den Tresen. »So viel zum Thema: meine legendäre Silberzunge.«
Bast schnaubte. »Der Junge ist doch ein Idiot, Reshi.«
»Soll ich mich nun besser fühlen, weil ich nicht in der Lage war, einen Idioten zu überzeugen, Bast?«
Der Chronist räusperte sich leise. »Es scheint mir eher ein Beweis für Eure schauspielerischen Fähigkeiten zu sein«, sagte er. »Ihr habt hier so überzeugend den Wirt gemimt, dass sich die Leute gar nicht vorstellen können, dass Ihr ein anderer seid.« Er wies auf den leeren Schankraum. »Ehrlich gesagt, bin ich erstaunt, dass Ihr bereit seid, Euer Leben hier aufs Spiel zu setzen, nur um zu verhindern, dass dieser Junge zum Militär geht.«
»Da hätte ich nicht viel aufs Spiel gesetzt«, sagte der Wirt. »Denn was ist das schon für ein Leben?« Er richtete sich auf und ging um den Tresen herum zu dem Tisch, an dem der Chronist saß. »Ich bin verantwortlich für jeden Einzelnen, der in diesem blödsinnigen Krieg ums Leben kommt. Ich hatte nur gehofft, ich könnte wenigstens einen retten. Doch anscheinend gelingt mir nicht mal das.«
Er ließ sich dem Chronisten gegenüber auf einem Stuhl nieder.
»Du hattest gerade den Wind herbeigerufen und diesem Ambrose eine gehörige Lektion erteilt«, sagte Bast von der Tür her, wo er immer noch stand. »Außerdem hattest du wegen deiner Liebsten ziemlich heftig herumgeschmachtet.«
Kote hob den Blick. »Ich schmachte nicht herum, Bast.«
Der Chronist nahm seine Ledermappe zur Hand und zog ein Blatt Papier heraus, das zu drei Vierteln mit einer kleinen, präzisen Handschrift gefüllt war. »Ich könnte Euch den letzten Abschnitt vorlesen, wenn Ihr wollt.«
Kote hob eine Hand. »Ich beherrsche Eure Geheimschrift noch gut genug, um es selber zu lesen«, sagte er. »Gebt mal her. Vielleicht bringt das das Erzählgetriebe wieder in Schwung.« Er sah zu Bast hinüber. »Komm und setz dich, wenn du zuhören willst. Ich mag’s nicht, wenn du da rumstehst.«
Bast beeilte sich, Platz zu nehmen, und Kote atmete tief durch und überflog die letzte Seite des gestrigen Tages. Dabei schwieg er eine ganze Weile. Um seinen Mund spielte etwas, das ein Anflug von Missbilligung sein mochte, dann die Andeutung eines Lächelns.
Er nickte nachdenklich, den Blick immer noch auf das Blatt gerichtet. »Ein so großer Teil meines jungen Lebens war dem Bestreben gewidmet, auf die Universität zu gelangen«, sagte er. »Schon bevor meine Truppe ermordet wurde, wollte ich unbedingt dorthin. Bevor ich wusste, dass die Chandrian mehr als nur eine Lagerfeuergeschichte sind. Bevor ich nach den Amyr zu suchen begann.«
Der Wirt lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, und seine matte Miene schwand und wich einem nachdenklichen Blick. »Und ich glaubte, wenn ich erst einmal dort wäre, würde alles ganz einfach sein. Ich würde die Magie erlernen und auf alle meine Fragen Antworten erhalten. Ich dachte, es wäre dann alles so einfach wie in einem Märchenbuch.«
Kote lächelte leicht verlegen, was sein Gesicht erstaunlich jung aussehen ließ. »Und das wäre es vielleicht auch gewesen, wenn ich nicht so überaus begabt wäre, mir Feinde zu machen und unnötigen Ärger einzuhandeln. Alles, was ich wollte, war: Meine Musik spielen,
Der Wirt gab das Blatt Papier an den Chronisten zurück. Der Chronist strich es glatt, entkorkte sein Tintenfass und tunkte die Feder hinein. Bast beugte sich begierig vor, grinsend wie ein aufgeregtes Kind.
Kvothes strahlende Augen blickten im Raum umher, nahmen alles in sich auf. Er atmete tief durch und ließ plötzlich ein Lächeln aufblitzen, und einen kurzen Moment lang sah er ganz und gar nicht mehr wie ein Gastwirt aus. Seine Augen blickten scharf und strahlend und waren so grün wie frisches Gras. »Seid Ihr bereit?«