Lark trat zitternd aus den Feuerschatten. Der Wald brannte. Obwohl das Feuer an den Dörfern und Herbergen vorbeigerast war, schien es die Gläubigen zu verschonen und seinen Zorn von den äußeren Siedlungen fern zu halten.
Stattdessen brach es mit großer Gewalt über den Kreis herein.
Sowohl der Kräutergarten als auch Larks Ländereien, die einige Meilen entfernt lagen, waren von der Feuerwalze verschlungen worden, die vom Waldrand aus heranrollte und den weißen Schnee sowie die braune Erde in orangefarbenes Licht tauchte. Zweige über Lark entzündeten sich, obwohl das Feuer dieses Gebiet noch nicht erreicht hatte; sie regneten herab, fielen um sie herum zu Boden und schienen ihr zu folgen, als sie losrannte.
Khaddyr, dachte sie verzweifelt. Ich muss den Fürbitter erreichen.
Als sie vor der Feuersbrunst über die Waldstraße eilte, sah sie hunderte, vielleicht sogar tausende Gläubige durch den Forst irren und hörte ihre angstvollen Gespräche. Geschichten wehte der Wind hin und her, Erzählungen von einem umherziehenden dunklen Mann, der unbeschadet durch das Inferno lief, kaum mehr als ein in Nebel gekleideter Schatten. Lark konnte mit solchen Gerüchten nichts anfangen und beachtete die Worte der Fliehenden nicht, bis sie ein besonderes auffing.
Drache.
Sie hielt kurz an und rang nach Luft. Bei diesem Wort drückte es ihr das Herz zusammen und die Luft aus der Lunge.
Als sie wieder Luft bekam, bedeckte sie die schmerzenden Augen mit dem Arm und eilte zum Kreis.
Der Fürbitter stand im Schatten des Großen Weißen Baumes und stützte sich auf seinen weißen Holzstab. Die goldene Spitze schimmerte unter der herannahenden Nacht.
Khaddyr atmete tief durch und sog den Geruch des Rauchs und der brennenden Blätter ein. Überall um ihn herum waren die Filiden in Panik geraten und hasteten nach Westen, wo das Feuer den inneren Wald noch nicht eingekreist hatte. Er hatte versucht, sie ruhig zu halten und ihnen zu erklären, dass sie unter den Zweigen des Großen Weißen Baumes sicher waren, doch die Angst war stärker. Er konnte ihnen nichts mehr befehlen, sondern nur dabeistehen und zusehen, wie sie dem Tod in die Arme liefen.
»Euer Gnaden.« Die Worte waren geflüstert und hinter dem Brüllen des Feuers kaum hörbar. Khaddyr drehte sich um und sah, dass Lark hinter ihm stand. Ihr Gesicht war eine Maske aus Rauch. Er lächelte schwach.
»Ah, Lark, ich hätte wissen sollen, dass du allein stark genug bist, um zu bleiben.«
»Ich gehe, Euer Gnaden, und das müsst Ihr auch. Kommt mit mir. Wir haben noch Zeit, nach Westen zu fliehen. Der Drache naht.«
»Fliehen? Wohin? Zum Meer? Zum Nest des Drachen? Das ist lächerlich.« Khaddyr lächelte wohlwollend und streckte ihr die Hand entgegen. »Hab keine Angst, Mutter. Elynsynos würde den Baum niemals verbrennen.«
Lark starrte in den sich rötenden Himmel; ihr sonst so gelassener Gesichtsausdruck, das Erbe ihrer lirinschen Herkunft, verhärtete sich vor Entsetzen.
»Der Drache naht«, wiederholte sie. »Ihr müsst Euch beeilen und sofort aufbrechen, Euer Gnaden.«
Khaddyr strich ihr über die Schulter und kämpfte darum, seine Hand ruhig zu halten.
»Die Drachin kann nicht in den Kreis eindringen, Mutter«, sagte er so tröstend wie möglich. »Ob Wyrm oder nicht, Anwyns Familie hat keine Gewalt mehr über Gwynwald; diese liegt nur noch in den Händen des lebenden Fürbitters.« Er drückte den weißen Eichenstab. Das stärker werdende, Licht des Feuers in der Ferne spiegelte sich auf dem goldenen Blatt an der Spitze wider.
Lark warf einen raschen Blick über die Schulter auf die dunklen Wolken, die in blutigem Licht schwammen.
»Zu seiner Zeit konnte Llauron den ganzen Wald verteidigen«, sagte sie mit leiser Stimme.
»Erinnert Euch nur an die Plage der gelben Heuschrecken oder an den großen Sommersturm vor zehn Jahren. Er befahl den Insekten, Gwynwald zu verlassen; er hat den Winden geboten, still zu sein, und sie gehorchten. Etwas stimmt nicht, Khaddyr. Es sollte Euch möglich sein, diese Bedrohung aus dem äußeren Wald zu verbannen. Doch sie kommt näher; der Wald brennt vor Zorn! Ich flehe Euch an, geht jetzt und rettet Euch.«
Khaddyr deutete wütend nach Westen, wo das Feuer sich zwischen den Bäumen ausbreitete.
»Geh du doch«, sagte er angespannt. »Verlass diesen Ort, Lark, wenn du Angst hast. Ich fürchte mich nicht vor dem Drachen. Hier ist meine Macht absolut, absolut! Du hast gesehen, wie ich sie Llauron entrissen habe; du hast gesehen, wie ich ihm den Stab aus den leblosen Fingern genommen habe. Du bist jetzt meine Tanistin; wenn du an mir zweifelst, kannst du gehen. Du bist hier nicht mehr von Nutzen.«
Larks Miene verhärtete sich im Licht der herannahenden Flammen. »Nun gut. Macht Euch selbst etwas vor. Bleibt hier und verbrennt mitsamt Eurer absoluten Macht. Das wird einen schönen Scheiterhaufen ergeben.« Sie wirbelte herum und rannte durch den Hagel flammender Blätter, die im aufkommenden Wind zu Asche verweht wurden.
Das wütende Inferno kam immer näher, aber Khaddyr fürchtete sich nicht.
Glaube, beschwor er sich selbst. Harre aus auf deinem Weg.
Nun kehrten die sanften, in die Schatten gesprochenen Worte seines Meisters zurück zu ihm, die er beim Freudenfeuer des Winterfestes gehört hatte.
Unbezweifelte Autorität. Unverwundbarkeit. Und endloses Leben.
Khaddyr fasste seinen Stab noch fester und versuchte, seine Erregung unter Kontrolle zu halten.
Ich werde sie töten, so wie ich Llauron getötet habe, dachte er und spürte den Schweiß der Hitze und Erregung, welche die ihn durchströmende Macht verursachte. Ich werde derjenige sein, der die mächtige Elynsynos besiegt und sie zurück in den Äther schickt. Nun habe ich die Macht dazu.
Er lachte laut.
»Soll die Drachin doch kommen!«, rief er in den brennenden Himmel. »Soll sie doch kommen!«
Zur Antwort erzitterte der Boden unter ihm. Khaddyr riss die Augen auf. Die Feuerwände, die inzwischen den Kreis erreicht hatten, schienen sich zu teilen und öffneten einen dunklen Korridor in den pulsierenden Lichtschleiern.
Trotz der versengenden Hitze um ihn herum spürte Khaddyr plötzlich eine große Kälte. Inmitten der tobenden Flammen und des wogenden Rauches stand der Schatten eines Menschen. Die Kapuze seines Mantels war zurückgeschlagen und gab den Blick auf Haare frei, die im Feuerschein wie Kupfer auf einem Herd wirkten. Mit Ausnahme des leuchtenden Haars waren alle anderen körperlichen Merkmale in Dunkelheit gehüllt. Das Feuer schien ihn zu umtanzen, als ob er lediglich ein Schatten wäre.
»Das kann nicht sein«, flüsterte Khaddyr. »Gwydion?« Ist er von den Toten auferstanden?, dachte er; sein Geist weigerte sich, diese Möglichkeit anzuerkennen.
Zitternd vor Alter und Angst stand der Fürbitter auf. Er deutete mit dem Eichenstab der Filiden mit Llaurons Stab auf den Mann im Mittelpunkt der Feuersbrunst. »Slypka«, flüsterte er und wollte damit die Flammen löschen.
Das Feuer wurde etwas dunkler, wodurch sich die Umrisse des Mannes deutlicher abzeichneten. Khaddyr holte tief Luft, steckte dann den Stab in das verdorrte Gras neben ihm und stützte sich darauf ab. Als er endlich reden konnte, klang seine Stimme ganz ruhig.
»Ich befehle dir, Gwydion ap Llauron, durch die Macht des Kreises, dich aus diesem heiligen Wald zu entfernen«, sagte er. Er sog erneut die Luft ein; der beißende Rauch verbrannte ihm Nase und Lunge. Die Macht des Waldes, die Macht von Gwynwald würde diese Bestie bannen, das wusste er. Und seine eigene Macht. Er war der Fürbitter.
Die dunkle Gestalt regte sich nicht.
Khaddyr fasste den Stab noch fester; das goldene Eichenblatt an der Spitze blitzte im Licht des Infernos um ihn herum. »Ich bin der wahre Fürbitter, Gwydion«, sagte er durch den Lärm des Feuers zu dem Schatten mit der glänzenden Haarkrone. »Die Übernahme des Amtes ist durch das Gesetz von Buda Kai gerechtfertigt; eine Canwr war als Herold und Zeuge anwesend. Du kannst mich hier nicht herausfordern; der Mond nimmt ab. Er muss aber zunehmen, wenn das Ergebnis einer Herausforderung gesegnet sein soll. Außerdem würdest du Llaurons Andenken entehren, wenn du ...«
Der Stab in Khaddyrs Hand brach in Flammen aus.
Mit einem Schrei ließ der Fürbitter den brennenden Stab zu Boden fallen. Entsetzensstarr sah er zu, wie das Symbol des Amtes, für das er seine Seele verkauft hatte, zu Asche wurde. Es dauerte nur wenige Sekunden. Der rauchgeschwängerte Wind wirbelte die Asche auf, und sie verschwand. Nur das goldene Blatt auf dem Boden blieb zurück. Bald schmolz es in der Hitze zu einer leuchtenden Pfütze, die im Widerschein des Feuers glänzte.
Die Schattengestalt öffnete die Augen, und Khaddyr keuchte unwillkürlich auf. Zwei Punkte wilden Lichts, blau und hell wie die Flammen aus dem Mittelpunkt der Erde, erschienen in der ansonsten undurchdringlichen Dunkelheit seines Gesichts unter dem strahlenden Haar, das sich mit den leckenden Feuerzungen hinter und über ihm verband. Khaddyr trat einen Schritt zurück und versuchte, aus seiner Stimme das Grauen fern zu halten, das sich auf seinem Antlitz wohl bereits abzeichnete.
»Gwydion...«
»Wo ist der Wirt des Dämons?« Die Stimme aus dem Schatten ließ die Erde unter Khaddyrs Füßen erzittern. Er stolperte und fiel auf ein Knie. Es war eher ein Röhren als gesprochene Worte und erklang in den verschiedenen Tonlagen von Sopran, Alt, Tenor und Bass; überdies knisterte die Stimme mit der Wildheit eines vom Wind angefachten Feuers.
Aus Khaddyrs Mund drang nur noch ein erstickter Laut.
»Sag es mir«, forderte die dunkle Gestalt. Das Feuer wurde heftiger und glich sich der Hitze in seiner Stimme an.
»Ich ... ich weiß es nicht«, keuchte Khaddyr.
Der Baumpalast fing Feuer und ging in Flammen auf. Die Glasscheiben in den Fenstern spiegelten das pulsierende Licht in den Himmel, als das Dach jedes seltsam gewinkelten Flügels aufbrach und ein Funkenregen auf die schlummernden Gärten niederprasselte, die Llaurons Festung umgaben. Flammen kletterten den Turm hoch, der über das Blätterdach hinausreichte, und verwandelten ihn in eine Feuersäule.
»Gütiger All-Gott«, flüsterte Khaddyr.
Vor dem Hintergrund des fließenden Feuers trat eine neue Gestalt heran; sie war verschwommen und flüchtig. Ihr Schlangenkopf streckte sich in den Himmel und reichte bis über die brennenden Baumkronen. Die Augen glänzten in demselben wilden blauen Licht, das auch aus dem Gesicht des Schattenmannes fiel. Die gewaltigen Pupillen hatten rasiermesserscharfe vertikale Schlitze, die noch dünner wurden, als das Inferno an Stärke zunahm. Große Schwingen aus schimmernden Kupferschuppen, im Lichte durchscheinend, breiteten sich über das Land des Kreises und warfen dunkle Nebeltücher, während sie sich entfalteten. Die gewaltige zischende Stimme sagte dasselbe wie der Mann, über dem die Bestie thronte.
»Wo ist der Wirt?« Der donnernde Befehl erschütterte die Erde.
Khaddyr schluckte und schmeckte Blut in seiner Kehle. »Vergib mir, Gwydion, aber das kann ich nicht sagen. Ich fürchte dich im Leben, aber ich fürchte ihn im Tod noch mehr. Hab Mitleid mit mir.«
Der Schattendrache stieß ein wütendes Brüllen aus. Über die Kakophonie des brennenden Waldes und die Schreie der flüchtenden Filiden hinweg zerschmetterte er die verbliebenen Fensterscheiben und erschütterte die Zweige des Großen Weißen Baumes, der allein und unberührt in der Mitte des flammenden Albtraums stand. Die menschliche Gestalt schloss die durchdringenden blauen Augen; sie verschwanden in der Dunkelheit des Gesichts.
»Ich habe dir nicht erlaubt, schon zu sterben«, sagte Ashe; seine Worte dröhnten in den vielen Tonlagen des Wyrms. Er hob den Arm und deutete auf den Filiden-Priester, den großen Heiler, der nun niedergestreckt auf dem Waldboden lag.
»Luhtgrin«, sagte er in der Sprache der Filiden. Kehr dich um. »Cartung.« Halte durch.
Khaddyr spürte, wie seine Füße taub wurden. Einen Moment später fuhr ihm ein entsetzlicher Schmerz in die Zehen, die sich in einem unmöglichen Winkel abspreizten. Er stieß einen Schrei aus, als sich die Haut zurückrollte, Nerven und Muskeln, Adern und Knochen bloßlegte und dann langsam die Beine hochkroch. Das Grauen über das, was da mit ihm geschah, huschte durch sein Hirn und betäubte ihn zusätzlich.
Sein Innerstes wurde nach außen gekehrt.
Khaddyr kreischte erneut auf; es war ein hohes Jammern markerschütternden Entsetzens.
»Sag es mir«, verlangte die dunkle Gestalt erneut in einer Stimme, die halb menschlich und halb drachenhaft war. »Sag es mir, oder ich werde dich in diesem Zustand zurücklassen lebendig.« Khaddyrs Kniescheiben machten ein schreckliches Geräusch, als sie sich von innen nach außen schoben.
»Bitte, hör auf«, ächzte Khaddyr.
Der Schattenmann und seine zweite Natur, der Umriss des Drachens, gingen langsam durch das brennende Gras auf Khaddyr zu, bis sie unmittelbar über ihm standen und der gewaltige Schatten des Wyrm in der rauchgeschwängerten Luft schwebte. Als der Mann und der Drache ihn erreicht hatten, zuckte er vor Schmerzen; die langen Oberschenkel lagen entblößt auf dem blutigen Gras. Mit einem weiteren schnalzenden und krachenden Geräusch zuckten seine Hüftknochen und Genitalien in Haut und Muskelgewebe, und die großen Arterien pulsierten scheußlich.
Khaddyr gab ein unablässiges Murmeln von sich. Mit großem Schwung zog Ashe Kirsdarke aus der Scheide an seinem Rücken und drückte dem alten Mann die Spitze gegen die Kehle. Einen Moment lang klarte Khaddyrs Blick auf, und er starrte auf die gekräuselten Wellen der Waffe. Blauweißes Wasser floss wie Meereswellen über die alte Klinge.
»Bitte«, flüsterte er, als sich sein Brustkorb nach außen stülpte und das rasende Herz sowie die kämpfende Lunge freilegte. Die keuchenden, klatschenden und reißenden Geräusche verschluckten beinahe seine Worte. »Du ... brauchst ... mich, Gwydion. Einen ... Heiler. Rhapsody ... braucht...«
Die Schwertspitze drückte sich fester gegen seine Kehle. »Was ist mit Rhapsody?«, wollte Ashe wissen. Die mächtige Stimme schüttelte brennende Blätter von den versengten Zweigen.
»Was braucht Rhapsody?«
»Wenn ... sie ...«, keuchte Khaddyr. Er drehte sich und sah seine Finger an, die sich ebenfalls von innen nach außen wendeten. »Wenn... sie...«
In den Tiefen seiner entblößten Eingeweide erschien eine winzige Wurzel. Innerhalb eines Herzschlages sprangen viele weitere hervor und peitschten um Khaddyrs Organe. Die Gewächse verdickten sich rasch und bildeten seilartige Fäden mit Dornen daran, die sich eng um das Herz des angeblichen Fürbitters wanden und plötzlich zudrückten. Ein schrecklicher Gestank wogte über den Brandgeruch.
»Was braucht Rhapsody? Verflucht sei deine Seele, Khaddyr, wo ist der F’dor?«
Khaddyr stieß ein gurgelndes Röcheln aus und wandte sich ein letztes Mal mit glasigen und vor Schmerz blicklosen Augen an Gwydion.
»Töte mich«, flüsterte er, als Perlen blutigen Schweißes auf seine Stirn traten. »Gnade ...«
Der Schattenmann beugte sich tief herab, damit der Fürbitter ihn hören konnte. »Sag deinem Meister, ich bin hinter ihm her«, meinte er mit zusammengebissenen Zähnen.
Die Gewächse pulsierten heftig. Khaddyrs Herz zerbarst. Helles Blut schoss in die Luft; das wütende Feuer bedachte es mit Schauern aus rotem Licht.
Ashe trat zurück, als das Gewächs über Khaddyrs geöffneten Magen und die Eingeweide zuckte. Sofort sprossen Dutzende weiterer Schlingpflanzen hervor und umgaben ihn vollständig. Dann wurde Khaddyr mit einem knallenden Laut über einen brennenden Busch und einige Baumstämme in ein großes, gleißendes Feuer gezerrt. Der Gestank wurde unerträglich, als sein Körper auf die Flammen traf. Ashe musste die Augen vor der folgenden Explosion aus schwarzem Feuer schützen.
Der F’dor hatte sein Eigentum zurückgefordert.
Zum zweiten Mal in diesem Winter stand Ashe erschöpft unter dem Baum inmitten der Zerstörung des Feuers. Die Filiden huschten wie Schlafwandler durch die Verwüstungen, starrten die Ruinen des Baumpalastes an, eilten zwischen den Schuttbergen umher, die von dem strahlenden Schloss im Herzen des Kreises übrig geblieben waren.
Am Rande seiner Wahrnehmung spürte Ashe, wie Gwen vorsichtig durch die Überreste der Zimmer schritt, die sie einst für seinen Vater sauber gehalten hatte. Sie verlor sich in diesem Ort, den sie wie niemand sonst gekannt hatte. Er schloss die Augen und vertrieb ihre Gegenwart aus seinen Gedanken. Der Drache in seinem Blut schlief nun, seine zerstörerische Wut war gesättigt. Das Bewusstsein um seine zweite Natur schmerzte ihn wie ein überbeanspruchter Muskel.
Die filidischen Priester, die Llauron die Treue gehalten hatten, starrten bedrückt die Ruinen des heiligen Baumkreises an, der den Großen Weißen Baum umgab. Vor dem Feuer hatte ein Exemplar aus jeder bekannten Gattung hier seinen Platz gehabt; manche waren die letzten Überlebenden ihrer Art gewesen. Nun waren von den Bäumen nur geschwärzte Stämme und verkohlte, zerfetzte Rauchsäulen übrig geblieben, die wie gebrochene Finger in den Himmel wiesen.
Allein der Große Weiße Baum stand noch unversehrt und unbeschädigt da, auch wenn er mit Ruß und Asche befleckt war. Seine blattlosen Zweige schimmerten in der verschwommenen Sonne und ragten durch den Rauch, der schwer in der Luft hing, hoch in den Himmel.
Feuer wird dich nicht verletzen.
Der Wind frischte auf und zauste die rotgoldenen Locken seines Haares. Im Rauschen hörte Ashe die Stimme seines Vaters.
Vielen Dank, alter Knabe.
Ashe drehte sich um und ging in den rauchenden Wald, um Lark und die anderen zu suchen.