Llauron seufzte, als die schwere, beschnitzte Tür seines Hauses aufschwang und mit dem Lärm eines Donnerschlages wieder zufiel. Er hatte erwartet, dass Ashe früher oder später hier auftauchen würde, seit Anborn vor zwei Wochen diese Tür aus den Angeln gehoben hatte. Als seine Wachen kurz darauf die Tür wieder öffneten und in den Raum strömten, gab er ihnen ein Zeichen. »Alles in Ordnung, meine Herren. Kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten.« Er stand auf, ging an seinem finster blickenden Sohn vorbei und schloss die Tür sanft. »Ich wünsche auch dir einen guten Tag, Gwydion. War der Hintereingang versperrt, oder ist es für dich und deinen Onkel ein Zeitvertreib geworden, die alte Tür der Herberge bei den Wegkreuzungen zu zerstören? Ich sehe, du hast dich entschlossen, dich ihm zu zeigen. Glaubst du wirklich, das war klug?«
»Nenn mir einen guten Grund, warum ich diesen Ort nicht sofort unter deinem Hintern anzünden sollte.« Das Feuer in Ashes Stimme hätte den ganzen Baumpalast in Brand setzen können.
»Hmm, mal sehen: Wie wäre es mit bloßer Verschwendung? Was hat mein Heim dir getan, dass es deinen Zorn verdient? Du musst wirklich lernen, dein Temperament zu zügeln. Dieser Gefühlsausbruch macht dich lächerlich. Wenn du ein cymrischer Herzog wärest, würdest du wie ein Esel wirken.«
»Vielleicht wird das eines Tages wirklich der Fall sein. Doch zu diesem Zeitpunkt suchst du bestimmt nach einem cymrischen Herzog außerhalb deiner Familie, denn sowohl Anborn als auch ich überlegen uns, alle Ansprüche zu widerrufen und unsere Bande mit der Familie zu lösen.«
Zum ersten Mal seit seiner Ankunft sah Ashe, wie sein Vater die dunklen Augenbrauen zusammenzog und sich schwarze Wut über sein Gesicht legte. »Vorsicht, Gwydion, das klang wie eine Drohung. Ich brauche dich wohl nicht daran zu erinnern, wie ich auf Drohungen reagiere.«
Ashe war das inzwischen völlig gleichgültig. »Wieso? Wie konntest du Rhapsody das antun? Warum versuchst du, sie umzubringen?«
Llaurons Gesicht wurde wieder so sanft wie zuvor. Offenbar hatte Anborn seinem Sohn von Rhapsodys Rettung berichtet, nicht aber von dem Plan. »Welch ein Mist. Ich werde diese Bemerkung nicht dadurch billigen, dass ich darauf antworte.«
»Was, im Namen deines heiligen All-Gottes, hat sie überhaupt für dich in diesem Wald gemacht? Du hast jede Menge Waldhüter und Späher, die dieses Gebiet kennen; sie kannte es nicht.«
»Darüber möchte ich mit dir nicht reden. Hättest du es vorgezogen, wenn ich den Plan so vorangetrieben hätte, wie sie es wollte? Ich hatte vorgehabt, ihr Khaddyr als Verstärkung zu schicken. Während du unglücklicherweise anderweitig beschäftigt warst und dich irgendetwas davon abhielt, zu den vereinbarten Zeiten zu erscheinen, stellte sich heraus, dass er in Wirklichkeit der Verräter in unserer Mitte ist.«
Ashes Worte kamen in einem erstickten Keuchen heraus. »Khaddyr? Es ist Khaddyr? Nicht Lark?«
»Anscheinend war meine ursprüngliche Information falsch. Lark könnte ebenfalls in die Verschwörung verwickelt sein; ich bin mir nicht mehr sicher. Aber gerade als ich Khaddyr erzählen wollte, wo Rhapsody war, stellte ich fest, dass er Dinge wusste, die nur die Abtrünnigen wissen konnten, besonders dass die lirinschen Banditen durch Avonderre gezogen waren. Außerdem sind etliche der unter seiner Obhut stehenden Kranken, die möglicherweise den Wirt des F’dor identifizieren konnten, auf geheimnisvolle Weise umgekommen. Unter diesen Umständen schien es mir besser, niemanden zu schicken.«
»Du hast niemanden geschickt? Bist du verrückt? Sie hatte erwartet, Khaddyr zu treffen, und du hast niemanden geschickt?«
»Ich hatte niemanden, der vertrauenswürdig war.«
Die Sehnen an Ashes Hals standen hervor wie Eisenbänder. »Niemanden? Und was ist mit mir? Du weißt, dass ich schon seit Wochen in der Nähe gewesen bin.«
»Du warst ebenfalls nicht die richtige Wahl.«
Die blauen Drachenaugen verengten sich zu Schlitzen. »Würdest du mir das bitte erklären?«
Llauron gab den durchdringenden Blick ohne Blinzeln zurück. »Nein.«
Ashe lief wütend durch den Raum. »Also hast du entschieden, dass es richtig sei, Rhapsody allein den Elementen zu überlassen? Anborn hat gesagt, du wolltest sie ohne Nahrung und Verstärkung im Schnee sterben lassen. Er hat gesagt, ihre Kleidung hätte sie nicht einmal innerhalb eines Feuers vor Erfrierung geschützt, geschweige denn im Wald.«
»Nun, sie ist deine Geliebte. Vielleicht solltest du selbst mit ihr über ihre unpassende Kleidung sprechen.«
»Es war dein Plan!«, explodierte Ashe. Llauron sagte nichts darauf. Ashe ging zum Fenster, starrte auf die windgepeitsche Wiese hinaus und fuhr sich wütend mit den Fingern durch die Haare.
Als er sich wieder zu Llauron umdrehte, glühte in seinen Augen ein blaues Feuer. »Das ist das Ende, Vater das Ende, verstehst du? Ich werde deinen verrückten Plänen ein für alle Mal ein Ende setzen. Rhapsody ist nicht länger deine Schachfigur; du musst dir jemand anderen suchen, um deine Ziele zu erreichen. Lass sie aus dem Spiel.«
Der belustigte Blick des Fürbitters wich einem kalten Starren. »Du willst dich mir entgegenstellen?«
»Ja.«
»Wie?«
»Ich werde ihr deinen Plan verraten, Vater. Ich werde sie warnen und ihr verbieten, mit dir irgendwohin zu gehen.«
Llauron kicherte. »Wenn ich mich recht erinnere, hast du mich einmal in ziemlich bösen Worten angeklagt, sie schamlos zu missbrauchen, indem ich für sie die Entscheidungen treffe. Und was machst du jetzt, mein Sohn? ›Es gibt Dinge, die du nicht beeinflussen kannst, und einiges kann man nicht wieder gutmachen‹, hast du gesagt. Wie wird sie sich wohl fühlen, wenn sie deine Rolle in der ganzen Sache entdeckt?«
Ashe rieb sich die Faust mit der anderen Hand. »Sie wird mir vergeben. Sie wird mich verstehen.«
»Wird sie das?« Der Fürbitter goss einen Schluck Branntwein in ein Kristallglas und hielt es gegen den Feuerschein. »Was hast du mir noch letzten Frühling erzählt? Du könnest nicht erwarten, dass jemand zu dir hält, wenn du ihn als Spielfigur benutzt hast, um zu ihrem Nachteil deine eigenen Ziele durchzusetzen ... Ja, das war es.« Er nippte an dem Getränk und sah Ashe ernst an. »Wenn du dich jetzt einmischst und den Lauf der Ereignisse änderst, wirst du damit nicht nur meinen Tod meinen wirklichen Tod heraufbeschwören, sondern auch Khaddyr den Stab des Fürbitters übergeben. Willst du das?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Und was Rhapsody angeht: Was wird Khaddyr mit ihr machen, wenn er sie nicht mehr als nützlich für sich ansieht, da sie ihm nicht länger als Botin zur Verfügung steht?«
Llauron spürte quer durch den Raum die Kälte, die von Ashes Erschauern ausging. Als er sprach, klang seine Stimme freundlich. »Du musst den Dingen nun ihren Lauf lassen, Gwydion. Rhapsody muss ihre Rolle spielen, so wie wir alle. Sie wird es überleben wir alle werden es überleben. Mit ein wenig Glück werden wir am Ende das bekommen, was wir haben wollen.«
»Warum soll ich deinem Urteil über Rhapsodys Schicksal vertrauen? Du hast ihr Verstärkung versprochen, aber sie allein im Sturm zurückgelassen. Wie konntest du das jemandem antun vor allem Rhapsody? Wie konntest du von ihr unerschütterliche Treue verlangen und sie dann dem Tod in die Arme treiben?«
»Bist du jetzt nicht ein bisschen theatralisch? Sie ist schließlich nicht gestorben, oder?«
»Was nicht dein Verdienst ist. Du solltest dich in Grund und Boden schämen, aber ich bezweifle, dass du so viel Ehrgefühl besitzt.«
»Verschone mich mit deiner selbstgerechten Entrüstung. Davon hat mir dein Onkel schon genug gegeben.«
»Würdest du eine mörderische Wut bevorzugen? Das kommt dem, was ich fühle, sowieso viel näher.«
»Fühle, was du willst, aber lass mich damit in Frieden. Ich habe kein Verständnis für diese Respektlosigkeit und werde sie nicht hinnehmen.«
»Hast du eine Vorstellung davon, was ihr in ihrem Aufzug in Sorbold hätte zustoßen können?«
»Nichts, was ihr nicht früher schon zugestoßen ist.«
Ashes Augen verengten sich noch stärker vor Zorn. »Was soll das heißen?«
»Also bitte, Gwydion. Als sie herkam, war sie nicht gerade eine errötende Jungfrau. Das weißt du doch genauso gut wie alle anderen.« Eine Blumenvase zerplatzte hinter ihm und ließ Wasser und Porzellanscherben auf seinen Schreibtisch regnen. »Nein, wie männlich. Willst du mir damit sagen, du findest es beleidigend, dass sie keine Ehre mehr hat, die du verteidigen kannst?«
»Rhapsody hat mehr Ehre in einer Haarsträhne als du in deinem ganzen selbstsüchtigen Leben. Ich hoffe, du willst nicht behaupten, sie habe das verdient, was ihr zugestoßen ist. Ich möchte Vatermord der Liste meiner Verbrechen nur ungern hinzufügen.«
»Keineswegs. Ich war lediglich der Meinung, dass Rhapsody mit allem fertig werden würde, was ihr widerfahren könnte. Sie ist schließlich die Iliachenva’ar.«
»Sie hat dir immer geholfen und war stets freundlich zu dir. Warum hasst du sie so?«
Llauron starrte seinen Sohn ungläubig an. »Hast du den Verstand verloren? Wovon redest du? Ich liebe dieses Mädchen wie meine eigene Tochter und habe die größte Hochachtung vor ihr.«
»Oh, natürlich, wie eine Tochter. Kein Wunder, dass du geglaubt hast, du könntest sie ungestraft missbrauchen und manipulieren.« Nun war der Zorn in beiden Augenpaaren gleich groß. »Warum willst du ihr wehtun? Bist du eifersüchtig? Hast du Angst, sie könnte die Herzen der Cymrer auf eine Weise gewinnen, die dir immer verschlossen geblieben ist? Bezweifelst du ihre Klugheit, falls sie Rhapsody als ihre Führerin erwählen würden?«
»Natürlich nicht. Rhapsody wäre eine großartige Führerin. Sie hat ein edles Herz und ein wunderbares Aussehen. Ich habe überhaupt nichts gegen sie.«
»Warum also? Wenn du sie liebst, sie respektierst und glaubst, dass sie eine großartige Führerin ist, warum versuchst du dann, sie umzubringen? Oder bist du etwa der Meinung, dass ich sie nicht verdient habe? Ist es das? Versuchst du, sie für dich selbst zu behalten?«
»Das ist absurd.«
»Warum dann? Sag es mir, Vater. Warum? Warum versuchst du das einzige Glück zu zerstören, das ich möglicherweise je haben werde? Hasst du mich so sehr, dass du mich wieder im Unglück sehen willst?«
Wut erfüllte Llaurons Gesicht, als er sich abwandte. »Welch ein dummes Geschwätz.«
»Dann erkläre es mir, Vater. Erkläre mir, warum du mein Glück gestört und meine Hochzeit mit der einzigen Frau hintertrieben hast, die mich wieder zu einem ganzen Menschen machen kann. Die mich zu einem ganzen Menschen gemacht hat.«
Einen Moment lang sagte der Fürbitter nichts. Er ging zum Fenster und starrte hinaus in die Dunkelheit; seine Gedanken beschriften alte Pfade. Endlich meinte er mit tonloser Stimme:
»Sag mir, Gwydion, glaubst du, deine Drachenseite ist ein stärkerer Teil von dir, als es bei mir der Fall ist?«
»Ja, offensichtlich, sonst würden wir nicht deinen wahnsinnigen Plan verfolgen.«
»Also gut. Ich vermute, du weißt, was deiner eigenen Mutter passiert ist, als sie dem Kind eines Drachen das Leben geschenkt hat?« Llauron spürte, wie unter der Kapuze das Blut aus Ashes Gesicht wich. »Ich habe dir die Einzelheiten bis jetzt erspart. Willst du sie hören? Willst du wissen, wie es ist, einer Frau, die man zufälligerweise auch noch liebt, zuzusehen, wie sie unter Schmerzen stirbt, während sie versucht, dein Kind zur Welt zu bringen? Ich will es dir gern beschreiben. Da das Drachenjunge instinktiv die Eierschale durchbrechen und sich mit den Krallen einen Weg hinausbahnen will...«
»Halt«, befahl Ashe mit einer Stimme, die so beißend wie Säure war. »Warum tust du das?«
»Um deine Frage zu beantworten, undankbarer Sohn. Ich weiß, dass du sie liebst. Ich wusste, dass du sie lieben würdest, noch bevor du sie gesehen hattest. Wer würde sie nicht lieben? Wie hättest du ihr widerstehen können? Und ich wusste auch, dass deine Ausbildung und die natürliche Gelassenheit unserer Familie bei dir keine tiefen Auswirkungen hatten. Du warst immer schon verrückt, hast von deiner toten Seelengefährtin geplappert und Anwyn andauernd mit Fragen über etwas belästigt, das nur ein Traum war.
Als es offensichtlich wurde, dass du dein Herz an diese Frau verloren hattest, musste ich dazwischen treten und dich an deine Verpflichtungen erinnern, die wichtiger als die Glut deiner Lenden sind und nicht nur die verantwortungsvolle Wahl einer Ehepartnerin, sondern auch die Zeugung eines Erben beinhalten. Und das wird aller Wahrscheinlichkeit nach bedeuten, dass deine Frau wie die meine bei der Geburt sterben wird. Dein Kind wird noch drachenähnlicher sein als du; also sind die Aussichten der Mutter auf ein Überleben nicht groß. Wenn schon deine eigene Mutter es nicht geschafft hat, wie wird es dann wohl deiner Gemahlin ergehen?
Du wirfst mir vor, dass ich dich hasse wie dumm bist du doch! In Wirklichkeit ist es die Liebe zu dir, die meine Handlungen bestimmt. Ich will nicht, dass du so leidest wie ich. Wenn die Lirin-Königin meinen Heiratsantrag angenommen hätte, wären mir die Schmerzen angesichts von Cynrons Tod erspart geblieben, doch das Leben geht nun einmal eigene Wege. So musste ich mit Entsetzen und der größten Trauer meines Lebens dem zusehen, was eigentlich meine größte Freude hätte sein sollen. Und ich will nicht, dass du meinen Fehler wiederholst. Ich will nicht, dass Rhapsody für unsere Welt verloren geht. Du würdest kraftlos werden, und diese Welt wäre noch dunkler. Du kannst mich in deiner Enttäuschung gern schlagen, aber die Wahrheit ist, dass ich versuche, dir Schmerzen zu ersparen, von denen du dich nie erholen wirst.«
Llauron hörte nicht das leiseste Geräusch, als er verstummte; es war, als hätte sogar die Luft den Raum verlassen. Er drehte sich langsam nach seinem Sohn um, der starr am anderen Ende des dunklen Studierzimmers stand. Llauron machte einen Schritt auf ihn zu und sah, wie Ashes Körper sich entspannte. Das war ein Anzeichen dafür, dass er die Dinge überdachte.
»Wir werden auf Kinder verzichten«, sagte er mit einer Stimme, die von Trauer angerührt und schwach vor Erleichterung war. »Rhapsody adoptiert jedes Kind, das ihre Hilfe benötigt. Wir werden also nicht kinderlos sein. Es wird mehr als genug Liebe in unserem Leben geben, mit ihnen oder ohne sie.«
»Das ist keine Wahlmöglichkeit«, sagte Llauron kalt. »Du weißt es inzwischen besser. Du hast die Verantwortung, einen Erben zu zeugen, und er muss von deinem Blut sein. Wie könnte ein Kind ohne cymrische Abstammung ein so mächtiges Volk regieren? Du hast die Gnade, von der Linie MacQuieths abzustammen, das Blut der Seren-Könige und die elementaren Bande des Drachen zu besitzen. Wer sonst könnte sicherstellen, dass die Menschen in Frieden leben? Wer sonst könnte den Schaden wieder gutmachen, der von deinen Großeltern angerichtet wurde?«
Ashe spürte, wie die Erleichterung gleich einer Eierschale über ihm auseinander brach.
»Manwyn.«
»Wie bitte?«
»Manwyn. Sie hat es bereits vorhergesagt. Sie hat mir ganz deutlich gesagt, dass die Mutter meiner Kinder bei deren Geburt nicht sterben wird, obwohl meine Mutter bei meiner Geburt gestorben ist. Sie ist außer Gefahr, Vater. Rhapsody ist sicher. Die Seherin hat es gesagt.«
Llauron dachte nach. »Woher willst du wissen, dass sie Rhapsody gemeint hat?«
Wut funkelte in Ashes Augen. »Wie ich dir schon gesagt habe, werde ich keine andere Frau als sie haben. Keine andere Frau wird meine Kinder empfangen; daher ist sie nicht in Gefahr.«
Llauron seufzte. »Es bleibt mir nicht mehr viel Zeit mit dir, Gwydion. Daher will ich meine letzten Ratschläge an dich sorgfältig auswählen und hoffen, dass du einmal auf mich hören wirst. Nimm dich vor Prophezeiungen in Acht; sie sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen. Die Gabe, in die Zukunft zu sehen, ist oft den Preis der Irreführung nicht wert.«
»Vielen Dank für diesen Ratschlag. In der Zwischenzeit höre ich auf, in den Schatten der Angst zu leben, und nehme, was mir rechtmäßig gehört.«
»Gut, gut.« Llauron rieb sich die Hände, als wolle er sie wärmen. »Das ist schon besser. Ich freue mich zu sehen, dass du wieder zu dir kommst und Frieden mit deiner Bestimmung schließt.«
Ashe lächelte unter seiner Kapuze. »Das ist überhaupt nicht das, was ich gemeint habe. Was mir rechtmäßig zusteht, ist mein eigenes Leben, und ich habe lange genug gelebt, ohne selbst darüber entscheiden zu können. Ich werde meine Bestimmung ehren und meinen Verpflichtungen nachkommen, so gut es mir möglich ist. Ich werde alles tun, um Rhapsody zu meiner Frau und der Herrin der Cymrer zu machen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Bessere dafür gibt das hast du selbst gesagt.«
Llauron seufzte. »Du hast Recht, das habe ich gesagt, oder? Ein Wort der Warnung noch:
Erinnere dich an deine Großeltern. Erhebe niemals die Hand gegen sie und lasse niemals zu, dass eure persönlichen Streitereien Auswirkungen auf eure Untertanen haben.«
»Natürlich nicht.« Ashe war zutiefst beleidigt, auch wenn er es nicht zeigte.
»Also gut. Da du darauf bestehst und die Zeit knapp wird, möchte ich dir hiermit meinen Segen geben.«
Ashes Kinn klappte herunter. »Wie bitte?«
Llauron lächelte, aber in seiner Stimme lag eine Spur von Verärgerung. »Verdirb nicht diesen zärtlichen väterlichen Augenblick, Gwydion. Knie nieder.«
Ashe kniete sich vor ihn, und Llauron legte eine Hand auf die kupfernen Locken; etwas Sehnsüchtiges lag in seinem Blick. »Sei vor allem glücklich. Achte und ehre Rhapsody.«
Ashe wartete, doch es kam nichts mehr. »Ist das alles?«, fragte er schließlich. »Keine Belehrungen?«
Llauron lachte. »Nein, keine Belehrungen. Ich habe dir gesagt, dass die Zeit knapp wird. Zu viele Worte verwässern die Bedeutung. Ich will wirklich, dass du glücklich bist, und wenn du das tust, was ich dir vorgeschlagen habe, wirst du es sein. Wie wäre es mit etwas Branntwein? Es gibt einen Aspekt am Menschsein, den ich vermissen werde: dann und wann ein gutes Glas dieses Elixiers.«
Ashe ging mit ihm zum Schrank, und das warme Licht des Sonnenuntergangs malte die Umrisse des Fensters rosafarben und golden auf den Boden.
»Vater, du musst nicht ohne das leben, nur weil du ein Drache bist. Ich kenne einen Ort, an dem ich dir einen großen Trog machen lassen kann. Es sollte dir möglich sein, von Zeit zu Zeit einen guten Schluck zu nehmen.«
»Barbar.« Die Wachen vor der Tür hörten Lachen nach draußen dringen und seufzten.