Noch lange, nachdem der geheimnisvolle Fremde verschwunden war, stand Arri wie erstarrt da. Ihr Arm schmerzte. Blut tränkte den zerrissenen Stoff ihrer Bluse und lief in einem dünnen Rinnsal an ihrem Handgelenk hinunter. Ihr Herz klopfte, aber jetzt nicht mehr so schnell, dass es ihr den Atem abschnürte, sondern langsam und hart, als müsse es vor jedem Schlag mühsam Kraft sammeln, und ihre Gedanken drehten sich jetzt nicht mehr im Kreis, sondern schienen einfach erstarrt zu sein. Sie fühlte sich wie in einem Albtraum gefangen, der plötzlich wahr geworden war und nicht aufhörte, wenn man erwachte, sondern einfach weiterging und ganz im Gegenteil nur noch schlimmer wurde.
Irgendwann fand sie wenigstens weit genug in die Wirklichkeit zurück, um aufzustehen und mit zitternden Knien zu dem erschlagenen Wolf hinüberzugehen. Obwohl es diesmal keinen Zweifel mehr daran gab, dass er endgültig und unwiderruflich tot war, griff die Angst abermals mit eisigen Fingern nach ihr. Selbst im Tod wirkte das Tier furchteinflößend; abgemagert und verletzt oder nicht, es war eine gewaltige Bestie mit beeindruckenden Klauen und Fängen, deren bloßer Anblick ihr einen neuerlichen Schauer den Rücken hinunterlaufen ließ. Sie hatte Glück gehabt, dass der Wolf sie auch bei seinem zweiten Angriff verfehlt hatte - hätte er sie richtig getroffen, hätte er ihr vermutlich den Arm abgerissen. Und wäre dieser unheimliche Fremde nicht gekommen...
Als wäre dieser Gedanke ein Auslöser gewesen, meldete sich ihr Arm mit pochendem Schmerz zurück. Arri riss den Blick mit erheblicher Mühe von dem toten Wolf los und wich vorsichtshalber drei, vier Schritte vor ihm zurück - man konnte schließlich nie wissen -, bevor sie mit spitzen Fingern den zerrissenen Ärmel ihrer Bluse hochhob und ihren Arm begutachtete. Er sah schlimm aus; nicht so schlimm, wie er sich anfühlte, aber schlimm genug. Sie hatte vier tiefe Kratzer davongetragen, von denen einer noch immer heftig blutete. Als sie behutsam danach tastete, tat es so weh, dass sie scharf die Luft einsog und nur mit Mühe einen Schrei unterdrücken konnte. Der Schmerz trieb ihr Tränen in die Augen, aber er erinnerte sie vor allem an einen anderen, viel schlimmeren und zugleich ähnlichen Anblick, den sie vor nicht allzu langer Zeit gehabt hatte. Sie musste die Wunde reinigen, bevor sie sich entzündete.
Obwohl ihr alles andere als wohl dabei war, machte sie kehrt und ging zur Lichtung zurück, um die Wunde im eiskalten Wasser der Quelle auszuwaschen, was wirklich wehtat. Die Eiseskälte betäubte den Schmerz nicht, wie sie erwartet hatte, sondern fachte ihn im Gegenteil eher noch an, sodass ihr die Tränen über das Gesicht rannen, als sie endlich fertig war. Aber sie hatte die Wunde gesäubert, und wenn sie jetzt noch einen Verband anlegte, würde sie sich zumindest nicht entzünden.
Den Korb, den sie auf der Flucht vor dem Wolf fallen gelassen hatte, hatte sie auf dem Rückweg wieder aufgehoben, aber er war natürlich leer; die Pilze waren irgendwo im Wald verstreut, und die Blätter und Heilkräuter hatte sie ja sowieso erst auf dem Rückweg mitnehmen wollen. Einen Moment lang überlegte sie ernsthaft, irgendeinen Verband aus Blättern aufzulegen, entschied sich aber dann dagegen. Ihr Arm schmerzte noch immer höllisch, aber wenn sie eines von ihrer Mutter gelernt hatte, dann, dass die Natur zwar über gewaltige Heilkräfte verfügte, aber auch unermesslichen Schaden anrichten konnte, wenn man diese Kräfte falsch einsetzte. Außerdem musste sie sich beeilen, um nach Hause zu kommen. Sie hatte eine Menge zu erzählen.
Unwillkürlich schlug sie einen respektvollen Bogen um den Kadaver des Wolfes, als sie sich endgültig auf den Rückweg machte. Das Wissen, dass er ihr nicht mehr gefährlich werden konnte, änderte nichts daran, dass er ihr immer noch Angst machte. Darüber hinaus nistete sich ein hässlicher, aber hartnäckiger Gedanke in ihr ein: nämlich der, dass da, wo ein Wolf war, durchaus auch noch ein zweiter sein konnte. Dass das Tier von seiner Meute ausgestoßen worden war, bedeutete nicht unbedingt, dass es sich besonders weit von ihr entfernt hatte.
Nicht nur weil ihr Arm mittlerweile erbärmlich wehtat, wurde Arri immer schneller, je mehr sie sich ihrem Zuhause näherte. Vielleicht war es am Anfang einfach zu viel gewesen, und vielleicht war der Schrecken einfach noch größer gewesen, als ihr bewusst gewesen war - immerhin hatte sie, wenn sie es recht bedachte, zum allerersten Mal wirklich Todesangst gehabt, auch wenn sie dies niemals laut zugeben würde. Doch es kam ihr so vor, als hätte sie alles, was geschehen war, bisher gar nicht begriffen. Mit jedem Schritt, den sie dem Dorf näher kam, veränderten sich die Bilder in ihrer Erinnerung, wurden wirklicher und gleichzeitig auf eine andere Art viel schlimmer. Mit einem Mal schien der Wald von fremden, bedrohlichen Geräuschen erfüllt zu sein, dem Tappen von schweren Pfoten, dem Rascheln von rauem Fell, das an Baumstämmen entlangstrich, einem gierigen Hecheln und Knurren.
Obwohl ihr die Erfahrung zu sagen versuchte, dass es nichts anderes als Einbildung war, nichts anderes sein konnte - denn wären die Wölfe noch in der Nähe, dann wäre sie längst tot -, war sie zugleich davon überzeugt, die Geräusche des näher kommenden Rudels zu hören, die Meute zu spüren, die sie einkreiste und auf einen günstigen Moment zum Angriff wartete. Ihr Instinkt versuchte immer verzweifelter, ihr klarzumachen, dass nichts davon wirklich war, aber es nutzte nichts - als sie noch hundert Schritte vom Waldrand entfernt war, ließ sie den Korb abermals fallen und verfiel in einen schnellen Laufschritt. Ihr Arm quittierte die Anstrengung mit noch schlimmeren, pochenden Schmerzen, und die Wunde begann wieder heftiger zu bluten, doch das nahm sie nicht einmal wahr. Wie von Sarns grausamen Göttern gehetzt, fegte sie aus dem Wald, überwand das kurze Stück bis zur Hütte ihrer Mutter mit wenigen gewaltigen Sätzen und stürmte die Stiege hinauf, ohne dass ihre Zehen die groben Stufen auch nur wirklich zu berühren schienen. Fast ohne langsamer zu werden, rannte sie durch die Türöffnung, verhedderte sich prompt in dem muschelbesetzten Vorhang und verlor das Gleichgewicht. Irgendwie gelang es ihr, ihren Sturz mit den Händen abzufangen, was einen noch schlimmeren, jetzt fast grausamen Schmerz durch ihren Arm schießen ließ, aber sie ignorierte auch ihn, richtete sich hastig auf und sprudelte mit schriller Stimme hervor: »Mutter, ich...«
Sie hatte vergessen, dass ihre Mutter sie weggeschickt hatte. Sie hatte vergessen, warum ihre Mutter sie weggeschickt hatte.
Es war sehr dunkel in der Hütte. Ihre Mutter hatte die Biberfelle vor die beiden Gucklöcher gehängt, sodass nur wenig Licht durch die Ritzen zwischen dem Fell und der lehmverputzten Wand drang oder sich zwischen den muschelbesetzten Strängen des Vorhangs hindurchschlich. Im allerersten Moment sah sie ihre Mutter nicht, sondern spürte lediglich ihre Anwesenheit. Sie lag auf der Grasmatratze, auf der sie Kron mit einem wuchtigen Schlag ihres Zauberschwertes den Arm abgetrennt hatte - Arris Matratze! -, und ihre viel hellere, fast weiße Haut bildete in dem schattendurchwobenen Halbdunkel des Hauses einen deutlichen Kontrast zu der sonnengebräunten, fast kupferfarbenen Haut der muskulösen Gestalt, die neben ihr lag.
Arri konnte das Gesicht des Mannes nicht erkennen, denn es war zwischen den Brüsten ihrer Mutter verborgen, während seine rechte Hand zu ihrem Schoß geglitten war und sich zwischen ihren leicht gespreizten Beinen zu schaffen machte. Der muskulöse Rücken des Mannes glänzte vor Schweiß, und ein sonderbarer, nicht ganz unvertrauter Geruch, der zugleich unangenehm wie auf seltsame Weise erregend war, lag in der Luft; der Geruch nach Schweiß und den verbotenen, berauschenden Kräutern, mit denen ihre Mutter manchmal den Wein versetzte, aber auch noch etwas, das sie manchmal in der Luft gewahrte, wenn ihre Mutter sie fortschickte und sie Besuch von einem Mann aus dem Dorf bekam.
Obwohl sie so lautstark hereingepoltert war, vergingen noch einmal zwei oder drei Herzschläge, bevor ihre Mutter überhaupt reagierte. Verwirrt und überrascht hob sie den Kopf und sah in Arris Richtung, und ein Ausdruck von Unmut erschien auf ihrem Gesicht; ein Unmut, der nach weiteren zwei oder drei Atemzügen in jähes Erschrecken und dann Betroffenheit umschlug; und dann in etwas, das fast an Entsetzen grenzte. Hastig hob sie den Kopf und versuchte sich ganz aufzurichten, kam aber unter dem Gewicht des Mannes, der halb auf ihr lag, nicht wirklich in die Höhe. Mit einer raschen Bewegung schlug sie seine Hand beiseite, die sich noch immer zwischen ihren Schenkeln zu schaffen machte, und versuchte zugleich, ihn ganz von sich herunterzuschieben.
Der Mann gab ein unwilliges Knurren von sich, drückte sie mit dem anderen Arm grob auf das Lager zurück, und seine Hand wanderte schon wieder an ihrem Leib hinab und suchte das schwarze Dreieck über ihrem Schoß. Lea schlug mit solcher Wucht nach seinem Handgelenk, dass er mit einem überraschten Laut den Arm zurückzog und sich halb aufrichtete. »Was...«, knurrte er.
Arris Herz schien für einen Schlag auszusetzen. Der Mann sah sie immer noch nicht an, sondern starrte eindeutig wütend auf ihre Mutter hinab. Sie konnte sein Profil nun selbst im schwachen Licht der Hütte so deutlich erkennen, dass sie sich fragte, wie sie es auch nur für den Bruchteil eines Atemzuges nicht hatte tun können. Es war Rahn.
Für einen Moment war Arri nicht in der Lage, überhaupt zu denken. Hinter ihrer Stirn herrschte nur Leere - und das Gefühl, in einen schwarzen, unendlich tiefen Abgrund zu stürzen. Wieso Rahn? Was wollte er hier? Was tat er ihrer Mutter an?
Dann begriff sie - nein, gestand sich ein -, was sie sich im allerersten Moment nicht zu begreifen gestattet hatte, und dieser Gedanke war vielleicht noch schlimmer.
Arri prallte zurück, bis sie gegen die Wand neben dem Fenster stieß. Ihr Herz schlug endlich weiter, so hart und schnell, dass sie es bis in die Fingerspitzen spüren konnte. Ihre ganze Umgebung schien sich um sie zu drehen. Sie starrte ihre Mutter und den Fischer an, die nur mit ihrem eigenen Schweiß bekleidet und jetzt in einer fast komisch anmutenden Art ineinander verschlungen dalagen, und sie weigerte sich noch immer zu begreifen, was sie sah; was es bedeutete. Rahn. Wieso ausgerechnet Rahn?
»Arri«, sagte ihre Mutter atemlos. Irgendwie gelang es ihr, sich wenigstens weit genug unter Rahn hervorzuarbeiten und sich auf die Ellbogen aufrichten, um sich ganz zu ihrer Tochter umdrehen zu können. »Was tust du hier? Wieso bist du nicht...«
Arri hörte nicht einmal hin - und wie konnte sie? Sie starrte das unglaubliche Bild an, das sich ihr bot, und hinter ihrer Stirn überschlugen sich unablässig die Gedanken. Ein kleiner Teil von ihr, dem jeglicher Augenschein gleich war, vielleicht auch das Kind, das sie schon lange nicht mehr war, ohne es bis zu diesem Moment gewusst zu haben, versuchte ihr einzureden, dass es nicht so war, wie es aussah, dass Rahn ihrer Mutter Gewalt angetan hatte und sie im allerletzten Moment gekommen war, um das Schlimmste zu verhindern. Aber sie wusste zugleich auch, dass das nicht stimmte. Ein einziger Blick in das Gesicht ihrer Mutter reichte aus, um ihr auch diese verzweifelte Ausrede zu nehmen, an die sie sich gegen jede Vernunft klammerte.
Endlich gelang es ihrer Mutter, Rahn vollends von sich herunterzustoßen. Hastig wollte sie sich aufrichten, führte die Bewegung dann aber seltsamerweise nicht zu Ende, sondern ließ sich ganz im Gegenteil wieder ein Stück weit zurücksinken und bedeckte ihre Brüste mit dem linken Arm, fast als wäre ihr die Nacktheit, die sonst so selbstverständlich zwischen ihnen war, mit einem Mal peinlich. Rahn, der ungeschickt auf der anderen Seite der Matratze zu Boden gestürzt war und sich nun mit reichlich verdattertem Gesichtsausdruck aufrichtete, setzte dazu an, etwas zu sagen, bemerkte dann aber Leas Blick und drehte mit einem Ruck den Kopf. Im allerersten Moment sah er genau so betroffen aus wie sie zuvor, als sie Arri erkannt hatte, dann aber zog er die Augenbrauen hoch, und ein anzügliches Grinsen erschien auf seinem breitflächigen Gesicht.
»Oh«, sagte er. »Wir haben Besuch.« Er stemmte sich weiter hoch, sodass er nun halb in der Hocke saß, und sein Grinsen wurde noch anzüglicher, während sein Blick zwischen Arri und ihrer Mutter hin und her wanderte. »Warum hast du nicht gesagt, dass deine Tochter auch noch kommt? Wir hätten es uns doch auch zu dritt gemütlich machen können.«
Lea ignorierte ihn. »Arri! Wieso bist du zurück?«, fragte sie. »Du bist doch gerade erst... aber ich habe dir doch gesagt...«
Arri schlug die Hände vor den Mund, fuhr herum und stürmte aus der Hütte. Aus den Augenwinkeln sah sie ihre Mutter nun vollends aufspringen, und sie hörte, wie sie ihren Namen rief, aber sie beachtete weder das eine noch das andere, sondern war mit einem einzigen gewaltigen Satz aus dem Haus. Sie lief die Stiege nicht hinunter, sondern sprang auf den Boden hinab. Um ein Haar wäre sie gestürzt. Sie ruderte hektisch mit den Armen und machte einen ungeschickten, stolpernden Schritt, bis es ihr gelang, das Gleichgewicht wieder zu finden. Blindlings und ohne nachzudenken wandte sie sich nach links und stürmte zurück in den Wald, aus dem sie vor wenigen Augenblicken erst geflohen war. Sie hörte, wie ihre Mutter den Muschelvorhang beiseite schlug, in der Türöffnung erschien und ihren Namen rief, zuerst laut und befehlend, dann in fast flehendem Ton und schließlich wieder laut und scharf. Sie achtete auch darauf nicht, sondern rannte weiter und stürmte blindlings in den Wald hinein, ohne auf die dornigen Zweige und tief hängenden Äste der Bäume zu achten, die in ihr Gesicht peitschten, an ihren Haaren zerrten und ihre Kleider zu zerreißen versuchten. Alles drehte sich um sie. Das Blut rauschte in ihren Ohren. Sie hatte noch immer das Gefühl zu fallen, und vielleicht war es ein Sturz, der niemals ein Ende nehmen würde.
Irgendwann verklang die Stimme ihrer Mutter; nicht, weil sie aufgehört hatte, nach ihr zu rufen, sondern weil Arri schon viel zu weit entfernt war, um sie noch zu hören, und irgendwann - noch später - wurden ihre Schritte langsamer. Sie blieb nicht stehen, sondern lief immer noch weiter, rannte aber jetzt nicht mehr wie von grausamen Göttern gehetzt und blindlings durch den Wald, sondern wich zumindest den ärgsten Hindernissen aus, die ihr den Weg verstellten. Schließlich blieb sie stehen, taumelte gegen einen Baum und lehnte sich erschöpft und nach Atem ringend gegen die raue Borke.
Sie war vollkommen entkräftet. Ihr Herz schlug so schnell, als wollte es in ihrer Brust zerspringen, und ihr Atem hatte sich in etwas Scharfes verwandelt, das versuchte, ihr die Kehle aufzuschlitzen. Sie hatte noch immer das Gefühl, dass sich die ganze Welt um sie drehte, aber nun war es ihre Erschöpfung und das rasende Hämmern ihres Herzens, die sie am ganzen Leib zittern ließen.
Rahn! Warum Rahn? Warum hatte ihre Mutter das getan?
Arri schloss die Augen, aber das machte es eher schlimmer, denn statt Dunkelheit sah sie erneut die schrecklichen, unvorstellbaren Bilder, die sich ihr eben noch geboten hatten. Ihre Mutter und Rahn! Das durfte nicht sein! Er war der Schlimmste von allen, auf seine Art vielleicht schlimmer als Sarn, ja sogar schlimmer als Nor, denn von allen Menschen im Dorf war er womöglich der Einzige, der keinen Grund für seine Bosheit brauchte, sondern sie einzig und allein nur quälte und demütigte, weil er Freude daran empfand.
Nur ganz allmählich beruhigte sich Arris rasender Pulsschlag. Ihre Hände zitterten noch immer, jetzt aber vor Schwäche und Überanstrengung, und sie begann zu frieren, denn sie war am ganzen Leib in Schweiß gebadet, und hier, unter dem nahezu vollkommen geschlossenen Blätterdach des Waldes, war es zu dieser Jahreszeit schon kühl. Nach einer Weile bemerkte sie, dass ihr Arm wieder heftiger schmerzte. Sie sah hin und stellte fest, dass die Wunde wieder zu bluten begonnen hatte; wie es ihr vorkam, jetzt sogar heftiger als am Anfang.
Mit zusammengebissenen Zähnen und spitzen Fingern tastete sie ihren Arm ab und wurde mit einem noch heftiger brennenden Schmerz belohnt, der ihr zwar ein leises Wimmern entlockte, sie jedoch gleichzeitig nicht daran hinderte, weiter über ihren zerschundenen Oberarm zu tasten. Arri war nie besonders wehleidig gewesen, denn in der Welt, in die sie hineingeboren und in der sie aufgewachsen war, war das schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit, aber auch nie über die Maßen tapfer. Sie mied Schmerz, wo sie nur konnte, was nur vernünftig war - nun aber tastete sie weiter über ihren Arm, befeuchtete schließlich die Fingerspitzen mit der Zunge und versuchte die Wunde auf diese Weise sauber zu wischen, womit sie es natürlich nur noch schlimmer machte. Dennoch hörte sie nicht auf. Ganz im Gegenteil - in ihrem Zustand genoss sie den Schmerz, lenkte er sie doch zumindest ein bisschen von den schrecklichen Bildern ab, die sie noch immer peinigten. Sie wischte und rubbelte so lange über ihren Arm, bis ihr der Schmerz die Tränen in die Augen trieb und sie es nicht mehr aushielt.
Erst dann kam sie einigermaßen zur Vernunft und wendete zumindest etwas von dem an, was ihre Mutter sie gelehrt hatte. Ungeschickt, weil nur mit einer Hand, riss sie ein Stück aus dem ohnehin zerfetzten Ärmel ihrer Bluse, wickelte den Streifen um ihren Oberarm und knotete ihn so fest zu, wie sie es gerade noch aushielt. Aus dem brennenden Schmerz in ihrem Fleisch wurde ein kaum weniger quälendes Pochen, und der Streifen färbte sich rasch dunkel und nass. Zwar konnte sie den Arm jetzt endgültig nicht mehr bewegen, ohne jedes Mal vor Schmerz die Zähne aufeinander beißen zu müssen, aber zumindest hörte die Wunde auf zu bluten.
Zeit verging. Arri hätte hinterher nicht mehr sagen können, wie viel, doch die Schatten, die das Sonnenlicht warf, welches durch das durchlöcherte grüne Dach hoch über ihrem Kopf hereinfiel, wanderten ein sichtbares Stück weiter, bevor sie ganz allmählich das Gefühl hatte, wieder in die Wirklichkeit zurückzufinden und zum ersten Mal seit einer endlos langen Zeit wieder einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen.
Nicht, dass sie besonders stolz darauf gewesen wäre. Nun, wo der erste Schrecken verklungen war und Bestürzung, Unglauben und pures Entsetzen ihre Vernunft wenigstens nicht mehr völlig davonwischten, begann Arri allmählich zu begreifen, dass sie sich recht dumm benommen hatte. Sie war weit davon entfernt, sich selbst auch nur die geringste Schuld an dem zu geben, was passiert war - und wie konnte sie das auch? -, aber da war zugleich auch eine leise, aber beharrliche Stimme in ihr, die darauf bestand, dass sie falsch reagiert hatte. Sie hatte jedes Recht, entsetzt zu sein, jedes Recht, empört zu sein - aber sie hätte nicht einfach davonlaufen und sich wie ein kleines Kind benehmen sollen. Schließlich wusste sie nicht erst seit jetzt, dass es einen gewissen Unterschied zwischen Männern und Frauen gab und offensichtlich auch etwas, das beide dann und wann miteinander tun mussten, und warum sollte ihre Mutter da eine Ausnahme machen, nur weil sie ihre Mutter war? Und trotzdem - Rahn? Warum ausgerechnet er?
Etwas raschelte im Unterholz hinter ihr. Arri fuhr erschrocken herum und suchte mit misstrauischen Blicken das Muster aus schwarzen, grünen und dunkelbraunen Schatten ab, das sie umgab. Das Rascheln wiederholte sich nicht, und sie sah auch nichts; vermutlich ein kleines Tier, das ihretwegen geflohen war. Auch wenn sie weit gelaufen war, befand sie sich doch noch in der Nähe des Dorfes, und die wenigen wirklich gefährlichen Raubtiere, die es gab, mieden erfahrungsgemäß die Nähe von Menschen.
Aber sie hatte den Wolf nicht vergessen, und auch den Fremden nicht.
Doch wie konnte sie zurück? Arri war noch immer bis ins Innerste aufgewühlt. Sie spürte Scham: Scham über das, was sie gesehen hatte, wie auch über ihr eigenes kindisches Verhalten. So konnte sie ihrer Mutter unmöglich unter die Augen treten.
Sie konnte aber auch nicht hier bleiben. Die Vorstellung, ihre Mutter könne sie suchen und sie hier mitten im Wald finden, wo sie sich wie ein kleines Kind in den Schatten verkrochen hatte, war ihr unerträglich.
Was sie wieder zu der Frage brachte, was sie nun tun sollte. Tief in sich bedauerte es Arri längst, so Hals über Kopf aus der Hütte geflohen zu sein. Vielleicht nicht einmal aus der Hütte - diese allererste, spontane Reaktion konnte sie sich selbst verzeihen, und sie wusste, dass ihre Mutter es ganz genauso gehalten hätte - aber sie hätte es damit gut sein lassen und spätestens dann stehen bleiben sollen, als ihre Mutter sie zurückgerufen hatte. Indem sie einfach weitergelaufen und wie ein störrisches Kind blindlings in den Wald geflüchtet war, hatte sie womöglich nicht nur den Zorn ihrer Mutter heraufbeschworen, sondern sich selbst jeder Möglichkeit beraubt, ihr wieder unter die Augen zu treten, ohne das Gesicht zu verlieren.
Arri fragte sich, ob sie das überhaupt jemals wieder konnte. Rahn. Warum ausgerechnet Rahn? Warum von allen Menschen im Dorf ausgerechnet der Mann, der sie am meisten in Rage zu bringen vermochte?
Sie drehte sich unwillkürlich in die Richtung, in die sie gehen musste, um nach Hause zu gelangen, und stolperte blindlings los. Dürres Gezweig peitschte ihr ins Gesicht, als sie sich rücksichtslos ihren Weg bahnte, aber sie merkte es nicht einmal; in ihr waren nur dumpfe, pochende Verzweiflung und die Sorge, dass Rahn noch da sein könnte, wenn sie zu Hause ankam, oder dass ihre Mutter so wütend war, dass sie sie gleich wieder fortschickte.
Als der Waldrand in Sicht kam, wurde sie langsamer, um zu lauschen und sicherzugehen, dass sie ihrer Mutter nicht direkt in die Arme lief. Auch wenn ihr ihre überreizten Sinne überall Bewegungen vorzugaukeln versuchten, musste sie sich doch nach einer Weile eingestehen, dass sie hier ganz allein war. Auf weichen Knien setzte sie ihren Weg fort und erreichte schweißgebadet und mit letzter Kraft ihre Hütte. Ungeschickt und immer noch im Zweifel, ob sie das Richtige tat, wankte sie die Stiege hinauf, und wie schon einmal war es auch jetzt wohl nur dem Geländer zu verdanken, dass sie nicht ausglitt und hinabstürzte. Im wahrhaftig allerletzten Augenblick versuchte sie sich ein paar Worte zurechtzulegen, mit denen sie ihre Mutter ansprechen konnte.
Sie fand keine, und sie brauchte sie auch nicht, denn die Hütte war leer.
Anfangs war sie fast erleichtert, dann machte sich ein Gefühl tiefer Enttäuschung in ihr breit. Fast schon verzweifelt ließ sie den Blick durch den kleinen, nahezu vollkommen leeren Raum schweifen, ging schließlich sogar zur anderen Seite und warf einen Blick in den winzigen Vorratsraum, als hoffe etwas in ihr wider besseres Wissen, ihre Mutter dort anzutreffen. Natürlich war sie nicht da.
Was sollte sie tun? Ihre Mutter hatte gesagt, dass sie sich später oben am Steinkreis treffen wollten. Arri war längst nicht mehr in der Verfassung, die Zeit abschätzen zu können, die seit ihrer unheimlichen Begegnung im Wald verstrichen war. Vielleicht war es schon ewig lange her, vielleicht war der angedachte Zeitpunkt längst vorüber - wäre die Lage nur ein bisschen anders gewesen, so hätte sie sich jetzt auf den Weg zu dem Heiligtum gemacht, auch wenn sie selbst dort nicht mehr das Geringste hinzog, ganz im Gegenteil. Aber zweifellos würde ihre Mutter früher oder später dort auftauchen, wenn sie sie nur lange genug ergebnislos gesucht hatte; falls sie sich die Mühe überhaupt machte.
Plötzlich wurde Arri klar, in welch unangenehme Lage sie sich gebracht hatte. Sie konnte nicht davon ausgehen, dass ihre Mutter wirklich nach ihr suchte. Immerhin wusste sie ja nicht, wie es tatsächlich um sie stand. Für ihre Mutter musste es so aussehen, als wäre sie einfach in einem ungünstigen Moment hereingeplatzt und kopflos davongerannt. Von allem, was ihr widerfahren war, konnte sie nichts wissen. Vielleicht erwies sich der Umstand, dass sie einen so freundschaftlichen Umgang miteinander pflegten und ihre Mutter nicht annähernd so streng zu ihr war wie alle anderen Eltern des Dorfes zu ihren Kindern, nun als Fluch, denn es war gut möglich, dass Lea sich damit tröstete, dass ihre Tochter früher oder später schon zur Vernunft kommen und ganz von allein zurückkehren würde, während sie selbst mit ihrem normalen Tagewerk fortfuhr. Was unter Umständen bedeutete, dass sie erst lange nach dem höchsten Sonnenstand zurückkäme, möglicherweise auch erst am Abend.
Arri spielte ernsthaft mit dem Gedanken, sich trotz allem auf den Weg zum Steinkreis zu machen. Dabei streifte ihr Blick zufällig die rückwärtige Wand des Raumes, und sie erstarrte förmlich und riss die Augen auf.
Die Wand war leer. Das Schwert ihrer Mutter war nicht mehr da, wo es hingehörte.
Im allerersten Moment war sie so überrascht, dass sie sogar den pochenden Schmerz in ihrem Arm vergaß. Vorhin, als sie das erste Mal hier gewesen war, hatte das Schwert noch an seinem angestammten Platz gehangen, da war sie vollkommen sicher. Jetzt war es fort, und das konnte nur bedeuten, dass ihre Mutter es mitgenommen hatte. Aber warum? Wenn sie tatsächlich nur fort war, um nach ihr zu suchen, warum sollte sie dann eine Waffe mitnehmen?
Der Gedanke ließ eine ganze Reihe anderer durchweg unangenehmer Vorstellungen durch Arris Kopf purzeln, von denen einige geradezu ungeheuerlich waren - was nichts daran änderte, dass sie sie mit neuem, abgrundtiefem Schrecken erfüllten. Hatte ihre Mutter das Schwert mitgenommen, weil sie um die Gefahr wusste, die draußen im Wald lauerte? Oder - unsinnig, aber für einen Moment erwog Arri diesen Gedanken ganz ernsthaft - hatte sie sie mit dem, was sie getan hatte, so erzürnt, dass sie das Schwert tatsächlich mitgenommen hatte, um sie zu bestrafen?
»Arri?« Etwas polterte. Das Klappern des Muschelvorhangs drang gedämpft durch den anderen, viel dichteren Vorhang aus Panik, der sich über Arris Gedanken gelegt hatte, dann hörte sie die Stimme ihrer Mutter erneut, und diesmal lauter, erschrockener und nur noch einen Deut davon entfernt zu schreien. »Arri? Ihr Götter! Was ist mit dir?«
Hastige Schritte ertönten. Arri öffnete die Augen und sah ihre Mutter rasch näher kommen und sich mit erschrockenem Gesicht über sie beugen, während sie neben ihrem Lager auf die Knie sank. Etwas polterte, als sie das Schwert, das sie offenbar tatsächlich in der Hand gehalten hatte, einfach fallen ließ.
»Arri! Was hast du?« Auch in den Augen ihrer Mutter loderte Panik auf, als sie die Hände nach ihr ausstreckte und dann im letzten Moment zurückprallte, da sie Arris rot besudelte Finger sah. Sie sog erschrocken die Luft zwischen den Zähnen ein.
»Aber was...?«, murmelte sie, brach ab, und ein vollkommen neuer, erschrocken-verwirrter Ausdruck breitete sich auf ihren Zügen aus.
Hinter ihr polterten schwere Schritte auf der Stiege, und der Vorhang klimperte wieder. Arri wollte sich auf die Ellbogen hochstemmen, um an ihrer Mutter vorbeizusehen, doch Lea sagte nur scharf und ohne den Blick von ihrer Tochter zu wenden: »Verschwinde!« Die Schritte brachen ab, und einen Augenblick später entfernten sie sich. Obwohl Arri nicht einmal einen Schatten gesehen hatte, wusste sie, dass es Rahn gewesen war.
»Ich... ich bin verletzt«, murmelte sie.
»Ja, das sehe ich«, sagte ihre Mutter knapp, nahm ihre blutverschmierte Hand und zog sie an sich heran, um die vier tiefen Kratzer zu begutachten, die der Wolf in Arris Arm gerissen hatte. »Woher hast du das?«
»Ich... der Wald«, stotterte Arri. »Ich bin gelaufen... Aber vorher hatte ich die Pilze gesammelt, ganz wie du es mir aufgetragen hattest.«
»Ich verstehe. Du warst mal wieder etwas ungestüm.« Ihre Mutter seufzte und besah sich die Wunde noch einmal genauer. »Das sieht schlimmer aus, als es ist. Ich werde dir gleich einen Wundverband anlegen. Allerdings frage ich mich, warum du das nicht selbst getan hast.«
»Das habe ich ja«, sagte Arri. »Aber der Verband ist wieder abgegangen.« Sie musste ihrer Mutter von dem Wolf erzählen, und vor allem von dem unheimlichen Fremden. »Da war ein Mann«, begann sie, »und...«
»Rahn«, unterbrach sie ihre Mutter. »Ja, ich weiß.« Sie lächelte, nun aber eindeutig verlegen. »Das war dumm von mir - dir vorher nichts zu sagen, meine ich. Ich hätte mir denken sollen, dass du es herausfindest; immerhin bist du meine Tochter.«
»Das meine ich nicht«, sagte Arri, aber ihre Mutter hörte gar nicht hin. Sie löste sich von ihrem Platz am Eingang, ließ sich mit untergeschlagenen Beinen neben Arri auf die Matratze sinken und legte ihr den Arm um die Schulter. Arri konnte sich gerade noch beherrschen, ihren Arm nicht abzuschütteln. So vertraut und innig ihr Verhältnis zueinander auch war, berührte ihre Mutter sie doch so gut wie nie; schon lange nicht mehr, seit sie ein wirklich kleines Kind gewesen war. Das hatte nichts mit ihr zu tun. Arri hatte schon vor langer Zeit begriffen, dass ihre Mutter es niemandem erlaubte, sie zu berühren oder ihr auch nur nahe zu kommen. Lea wurde unruhig, sobald sich ihr jemand auf weniger als Armeslänge näherte, und wenn diese Entfernung deutlich unterschritten wurde, reagierte sie regelrecht panisch; wie ein Raubtier, dem man zu nahe gekommen war.
Vielleicht hatte sie deshalb so übertrieben reagiert, als sie ihre Mutter in Rahns Armen gesehen hatte.
»Es war mein Fehler«, begann Lea.
»Aber dieser Mann...«
»Ich rede nicht von Rahn«, unterbrach sie Lea wieder. »Ich weiß, dass du ihn verabscheust, und ich habe ihn auch nicht gerade ins Herz geschlossen.« Sie hob die Schultern und seufzte kurz. »Aber er ist ein Mann, und die Auswahl ist nicht besonders groß.«
»Die Auswahl«, wiederholte Arri.
»Weißt du, Arianrhod«, sagte ihre Mutter, und ihr Lächeln verkrampfte sich noch mehr. Sie nahm nun von sich aus den Arm von Arris Schulter und rang linkisch mit den Händen. »Es gibt da... gewisse Dinge, die... Frauen und Männer miteinander tun... erwachsene Frauen und Männer.«
»Ja«, sagte Arri. »Ich weiß.«
Lea blinzelte.
»Das Dorf ist nicht sehr groß«, fuhr Arri fort. »Und die meisten Wände haben Ritzen, durch die man sehen kann.«
»Du... du meinst...?«, begann ihre Mutter.
»Ich meine, ich glaube, ich weiß, was du mir sagen willst«, antwortete Arri und hoffte insgeheim, ihre Mutter werde sie nicht auffordern, diesen Satz noch einmal zu wiederholen. »Ich bin kein Kind mehr, weißt du?«
»Oh«, sagte Lea. Sie wirkte betroffen und erleichtert zugleich. »Du meinst...«
»Ja«, seufzt Arri. »Ich meine.« Sie fragte sich, wer hier eigentlich die Erwachsene war.
»Ich hätte es wissen müssen«, fuhr ihre Mutter fort. Sie schüttelte den Kopf. »Die Menschen in diesem Land gehen mit solchen Dingen... etwas anders um, als ich es gewohnt bin. Ich dachte, du...«
Wärst taub und blind?, führte Arri den Satz in Gedanken zu Ende. Vorsichtshalber sprach sie es nicht laut aus.
»Aber du weißt nicht, was jetzt mit dir geschieht«, fuhr Lea fort. Sie beantwortete ihre eigene Frage mit einem Nicken. »Das ist das Problem.« Irgendwie wirkte sie erleichtert. »Du bist jetzt kein Kind mehr.«
Das war Arri schon lange nicht mehr. Sie schwieg. Was hätte sie auch schon sagen sollen?
»Es tut mir wirklich Leid«, meinte Lea und fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. »Vorhin, als du mich mit Rahn gesehen hast... ich weiß, dass es ein Schock gewesen sein muss. Für mich wäre es so gewesen, glaube ich. Ich meine: Es ist das Natürlichste von der Welt. Jedermann tut es, dann und wann. Es... es ist eigentlich etwas sehr Schönes, zumindest, wenn man sich sehr gern hat... aber auch wenn nicht... also... es gehört einfach zum Leben mit dazu...«
Sie begann zu stottern, verhaspelte sich endgültig und setzte schließlich nach einem hörbaren Einatmen neu an. »Vielleicht hätte ich dir das alles schon viel früher erklären sollen. Ich meine: Jetzt gibt es da nicht mehr allzu viel zu erklären, oder?«
»Nein«, antwortete Arri wahrheitsgemäß, obwohl sie sich dessen nicht ganz sicher war.
»Aber du möchtest doch kein Kind bekommen, oder?«, stieß ihre Mutter hervor. Arri starrte sie an. »Ja, das dachte ich mir«, fuhr Lea fort. »Zu wissen, wie man etwas tut, heißt nicht zwangsläufig zu wissen, was es bedeutet, nicht wahr?«
Arri schwieg weiter.
»Tja«, seufzte ihre Mutter, »dann wird das wohl doch ein längeres Gespräch.«