Der Hinterhalt

Das Haus wimmelte von Männern. Leonie sah allein zwei auf dem Flur und ein weiterer war dabei, das Wohnzimmer penibel zu durchsuchen, als sie hereinkamen, trollte sich aber sofort, als Frank ihm nur einen einzigen Blick zuwarf. Aus dem Obergeschoss hörte sie die Schritte weiterer Männer, und als sie einen Blick aus dem Fenster warf, sah sie zwei große Limousinen, die mit eingeschalteten Scheinwerfern und offenen Türen direkt auf dem Rasen vor der Haustür parkten. Wie es aussah, hatte Frank eine ganze Armee mitgebracht.

Der Bodyguard wartete darauf, dass sie auf der Couch Platz nahm. Während sie - provozierend langsam - um den Tisch herumging und sich setzte, betrachtete er stirnrunzelnd die Teile der zerbrochenen Fernbedienung. »War das Fernsehprogramm so schlecht?«, fragte er.

»Grässlich«, antwortete Leonie. »Es gab einen Agentenfilm mit so ein paar größenwahnsinnigen Typen mit Sonnenbrille und Knopf im Ohr. Ich hasse solche Geschichten. Sie sind albern.«

In Franks Gesicht rührte sich kein Muskel. »Das ist nicht lustig«, sagte er ruhig. »Ist dir eigentlich klar, was für eine Maschinerie du in Gang gesetzt hast?«

»Ist Ihnen eigentlich klar«, entgegnete Leonie, ohne seine Frage damit auch nur ansatzweise zu beantworten, »dass das hier mein Haus ist und mein Vater Sie dafür bezahlt, auf mich aufzupassen, und nicht, hier mitten in der Nacht mit einem Rollkommando anzurücken?«

Natürlich wäre Frank das viele Geld, das Vater ihm und seinen Männern in den Rachen warf, nichts wert gewesen, wenn er auch nur mit einem Wort darauf eingegangen wäre.

»Du hältst das alles für einen großen Scherz, wie?«, fragte er kopfschüttelnd. »Aber das ist es nicht. Die halbe Stadt steht Kopf, weil der Alarm ausgelöst wurde.«

»Alarm? Ich habe nichts gehört.«

»Es ist auch nicht der Sinn eines stillen Alarms, dass man ihn hört«, belehrte sie Frank. »Aber glaub mir, es gibt in diesem Haus mehr verborgene Alarmanlagen als Nägel in den Wänden.«

»Und die Tür sieht aus, als brauchte man eine kleine Atombombe um sie aufzubrechen«, pflichtete ihm Leonie bei. Sie lächelte geringschätzig. »Aber ich habe sie einfach so aufbekommen, und sogar ohne dass ich auf den Überwachungsvideos zu sehen bin, wenn ich Ihren Mitarbeiter richtig verstanden habe. Nebenbei: Seit wann werde ich schon bespitzelt? Hängt auf dem Klo auch eine Kamera?«

»Das alles geschieht nur zu deinem Schutz, Leonie«, antwortete Frank. »Und wenn es dich beruhigt: Normalerweise werden die Aufnahmen von einem Computer ausgewertet. Kein Mensch bekommt irgendetwas zu Gesicht, was dir peinlich sein müsste.«

»Dann fragen Sie doch Ihren verdammten Computer, was passiert ist!«, schnappte Leonie.

»Das werden wir«, sagte Frank in leicht bedauerndem Ton. Er begann die Reste der Fernbedienung einzusammeln und in die Jackentasche zu stecken. »Wir bekommen mit Sicherheit heraus, was hier passiert ist. Es wäre nur einfacher, wenn du es uns gleich sagst.«

»Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Sie reden«, beharrte Leonie.

Frank seufzte. »Ganz wie du willst. Aber dir ist schon klar, dass ich deinem Vater von diesem Zwischenfall berichten muss.« Er ließ sich in die Hocke sinken, um einen Plastiksplitter aufzuheben, den er übersehen hatte, und steckte ihn pedantisch in die gleiche Jackentasche, in der er schon die anderen Stücke verwahrt hatte. Als er die Hand wieder hervorzog, glitzerten ein paar grüne Schleimtropfen an seinen Fingern.

Frank runzelte die Stirn, griff noch einmal und jetzt mit der ganzen Hand in die Tasche und stieß plötzlich einen angeekelten Laut aus. Seine ganze Hand war mit einer glibberigen grünen Pampe besudelt, die zähe Fäden zog, als er die Hand weiter hob, und auch der Stoff seiner Jackentasche begann sich zusehends dunkler zu färben.

»Igitt!«, ächzte Frank angeekelt. »Was ist denn das für eine Schweinerei?«

»Die Papiertaschentücher sind heutzutage auch nicht mehr das, was sie mal waren«, sagte Leonie. »Sie sollten die Marke wechseln.«

Frank starrte sie eine Sekunde fast hasserfüllt an, dann stieß er einen würgenden Laut aus und rannte aus dem Zimmer, wobei er die leimverschmierte Hand so weit von sich weghielt, wie er nur konnte. Leonie hörte ihn in die Küche poltern und nur einen Moment später ertönte das Rauschen von Wasser. Auf ihrem Gesicht machte sich ein schadenfrohes Grinsen breit.

Aber es hielt nur kurz, dann stand sie auf, ging um den Tisch herum und ließ sich in die Hocke sinken. Sie benötigte nur einen Augenblick, um einen weiteren Splitter der Fernbedienung zu finden, den der Bodyguard offensichtlich übersehen hatte. Ihre Finger begannen ganz leicht zu zittern, als sie die Hand danach ausstreckte. Sie war fast sicher, dass auch dieses Bruchstück zu grünem Leim zerfließen würde, sobald sie es berührte. Es tat nichts dergleichen. Der Splitter blieb, was er war: Ein kaum zwei Zentimeter großes, scharfkantiges Plastikstück, das nicht die geringsten Anstalten machte, in irgendeinen anderen Aggregatzustand überzugehen.

Das Ganze war sehr seltsam, fand Leonie. Fast schon unheimlich. Sie schloss die Hand um den Splitter und stand auf, und als sie sich umdrehte, sah sie ein winziges rotes Lämpchen auf dem Telefon blinken. Jemand rief an. Eigentlich hätte der Apparat jetzt klingeln müssen, aber das tat er nicht, und Leonie hatte das zwar vollkommen grundlose, aber trotzdem sehr sichere Gefühl, dass das auch gut war. Sie warf einen raschen Blick zur Tür hin und hob dann den Hörer ab, und dasselbe unerklärliche Gefühl warnte sie davor, irgendetwas zu sagen.

Schon die ersten Worte, die aus der Hörmuschel drangen, gaben ihrem Gefühl Recht. »Leonie, sag jetzt kein Wort«, zischte eine helle, noch sehr jugendlich klingende Frauenstimme. »Hör einfach nur zu! Wir haben sehr wenig Zeit. Du musst mit ihnen gehen, verstehst du? Ganz egal wie, du musst sie dazu bringen, dich mitzunehmen. Du musst auf jeden Fall das Haus verlassen! Du bist in großer Gefahr!«

Bei einem altmodischen Telefon hätte sie jetzt vermutlich ein Klicken gehört, als die Verbindung unterbrochen wurde. So aber war die Frauenstimme einfach weg, und es vergingen noch ein paar Augenblicke, bevor Leonie klar wurde, dass am anderen Ende der Leitung niemand mehr war. Etliche weitere Sekunden starrte sie den Telefonhörer in ihrer Hand einfach nur an. Was zum Teufel war denn das jetzt schon wieder gewesen?

Das Geräusch fließenden Wassers verstummte. Leonie hängte hastig ein und schaffte es gerade noch, zu ihrem Platz zurückzugehen und sich zu setzen, bevor Frank aus der Küche zurückkam. Er hatte sein Jackett ausgezogen und trocknete sich hektisch mit einem Handtuch die Hände ab und er sah ziemlich schlecht gelaunt aus.

»Die Jacke kommt ins Labor!«, brüllte er irgendjemanden an, der draußen auf dem Flur stand. »Ich will wissen, was das für ein Zeug ist!«

»Das Taschentuch auch?«, witzelte Leonie. Jedenfalls sollte es witzig klingen, aber das tat es nicht einmal in ihren eigenen Ohren. Es klang einfach nur lahm.

Frank schenkte ihr auch nur einen giftigen Blick, setzte dazu an, etwas zu sagen, das Leonie ganz bestimmt nicht begierig war zu hören, und runzelte dann die Stirn. Statt sie anzufahren, drehte er den Kopf und blickte stirnrunzelnd auf das Telefon hinab.

Ein eisiger Schrecken durchfuhr Leonie. Konnte dieser Kerl am Ende vielleicht auch noch Gedanken lesen?

Fast im gleichen Moment wurde ihr klar, dass er das gar nicht nötig hatte. Sie selbst hatte das Telefon ununterbrochen angestarrt, seit Frank hereingekommen war. Er hätte schon blind sein müssen, um es nicht zu bemerken.

»Keine Chance«, sagte Frank und schüttelte finster den Kopf. »Wir werden das Telefon abschalten, wenn wir gehen. Alle Telefone im Haus. Auch dein Handy. Und deinen Internetanschluss ebenfalls.«

»Und wenn ich Hilfe rufen muss?«, fragte Leonie. »Ich meine: Es könnten ja irgendwelche bösen Männer kommen, die mir etwas zuleide tun wollen.«

Franks Gesicht verfinsterte sich noch weiter. »Seltsam. Dein Vater hat immer erzählt, dass du ein nettes, wohlerzogenes junges Mädchen bist.«

»Ich bin auf jeden Fall nicht blöd!«, antwortete Leonie. »Nach allem, was hier passiert ist, bleibe ich ganz bestimmt nicht mutterseelenallein im Haus, und noch dazu ohne Telefon!«

Diesmal war sie sicher, dass Frank hochgehen würde wie eine Rakete, doch stattdessen funkelte er sie nur einen Moment lang zornig an - und dann grinste er plötzlich breit und unübersehbar gehässig. »Du hast vollkommen Recht. Es wäre unverantwortlich, dich allein hier zurückzulassen, solange wir nicht ganz genau wissen, was hier passiert ist. Du begleitest uns besser.«

»Was?«, ächzte Leonie. Sie war fast ein bisschen stolz auf sich selbst. Die Empörung in ihrer Stimme klang vollkommen echt.

Franks Grinsen wurde noch schadenfroher. »Nur bis wir wissen, was hier wirklich los ist«, sagte er. »Ich werde ein paar Techniker kommen lassen, die die ganze Anlage durchchecken. So lange bringen wir dich an einen sicheren Ort.«

»Aber das können Sie doch nicht machen«, beschwerte sich Leonie.

»Das muss ich sogar«, behauptete Frank grienend. »Dein Vater würde mir den Kopf abreißen, wenn ich dich hier einfach allein zurückließe.« Er deutete mit einer spöttischen Handbewegung auf den Flur hinaus. »Wenn du noch ein paar Dinge aus deinem Zimmer holen willst, begleite ich dich gerne nach oben.«

Leonie hätte fast genickt. Sie war nicht besonders erpicht darauf, nur mit den Sachen, die sie am Leib trug, in irgendein Hotel zu gehen und möglicherweise Tage dort zu verbringen, aber dann erinnerte sie sich wieder an das, was die unbekannte Frauenstimme am Telefon gesagt hatte. Sie warf nur stolz den Kopf in den Nacken.

»Ist wahrscheinlich auch besser so«, sagte Frank. »Wenn dir noch irgendetwas fehlt, besorgen wir es dir.« Er wiederholte seine auffordernde Geste, diesmal aber in Richtung Ausgangstür.

Ein Schatten huschte vor ihnen entlang, als sie auf den Flur hinaustraten. Er war zu schnell wieder verschwunden, als dass Leonie ihn wirklich erkennen konnte, aber es war keine Täuschung gewesen, denn Frank hatte ihn ganz offensichtlich auch gesehen; er blieb stehen, sah sich aufmerksam und mit einem Ausdruck neuer Besorgnis im Gesicht nach allen Richtungen um und deutete dann ein Achselzucken an. Aber er ging deutlich schneller als zuvor, während sie sich dem Ausgang näherten.

Leonies Herz begann schneller zu schlagen. Sie hatte plötzlich das Gefühl, von unsichtbaren, grausamen Augen angestarrt und aus den Schatten heraus belauert zu werden. Was hatte die Stimme am Telefon gesagt? Du bist in großer Gefahr! Vielleicht war sie gut beraten, diese Warnung ernst zu nehmen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Das intensive Gefühl einer unsichtbaren, aber auch ungeheuren Bedrohung, die sich lautlos und rasend schnell rings um sie herum zusammenzog, verstärkte sich von Sekunde zu Sekunde. Etwas kam.

Auch neben der Haustür stand ein Mann mit schwarzem Anzug, Sonnenbrille und Ohrstöpsel. »Sagen Sie den anderen Bescheid«, raunzte Frank ihn an. »Zwei Mann bleiben hier und warten auf die Techniker. Der Rest kommt mit uns.«

»Das... würde ich nicht tun«, sagte Leonie zögernd.

»Was?«, fragte Frank. Er wirkte plötzlich nicht mehr unwillig, sondern sehr ernst.

»Die Männer hier lassen«, antwortete Leonie. »Ich glaube, es ist besser, wenn... wenn niemand hier zurückbleibt.«

Frank antwortete nicht gleich. Er sah plötzlich mehr als nur ein bisschen besorgt aus. Konnte es sein, dass er es auch spürte?

»Vielleicht hast du Recht«, meinte er zu Leonies nicht geringer Überraschung. Er wandte sich wieder an den Mann neben der Tür. »Wir verschwinden. Die Männer sollen sich beeilen. Leonie und ich warten im Wagen.«

Während der Mann ging, um seine Kollegen zu holen, öffnete Frank bereits die Tür, trat aber noch nicht aus dem Haus, sondern drehte sich noch einmal um und suchte mit einem langen, nachdenklichen Blick den Flur hinter Leonie ab. Nach wie vor rührte sich dort nichts und auch die Schatten waren genau das, was sie sein sollten. Und doch hatte Leonie mehr und mehr das Gefühl einer entsetzlichen Bedrohung. Als lauere da etwas hinter den Schatten, das lautlos und beharrlich an den Mauern der Wirklichkeit kratzte. Frank musste es ebenfalls spüren, denn Leonie bemerkte, dass er nur mit Mühe ein Schaudern unterdrückte.

»Gehen wir«, sagte er nervös.

Sie verließen das Haus. Die beiden Wagen, mit denen Frank und seine Männer gekommen waren, standen mit eingeschalteten Scheinwerfern und laufenden Motoren nur wenige Schritte entfernt, aber unmittelbar vor der Haustür lag ein Bereich absoluter Dunkelheit, der von einem lang gestreckten Keil aus gelbem Licht durchbrochen wurde, als sie ins Freie traten. Ihrer beider Schatten hoben sich sonderbar verzerrt und in die Länge gezogen vor dem gelben Licht ab. Es war sehr kalt, fand Leonie. Viel zu kalt für die Jahreszeit, und obwohl es vollkommen windstill war, raschelte und wisperte es in den Blättern der Ziersträucher und Bäume, die in dem gepflegten kleinen Vorgarten wuchsen.

Frank machte nur zwei Schritte und blieb dann noch auf der Treppe wieder stehen, um sich aus misstrauisch zusammengekniffenen Augen umzusehen. Seine rechte Hand glitt in die Hosentasche und kam mit einer zerknautschten Zigarettenpackung wieder zum Vorschein. Er führte die Bewegung jedoch nur halb zu Ende, bevor er die Schachtel hastig wieder einsteckte und Leonie zugleich einen raschen, fast schuldbewussten Blick zuwarf. »Du hast Recht«, sagte er nervös. »Hier stimmt etwas nicht. Ich glaube, ich muss mich bei dir entschuldigen.«

»Vielleicht sollten wir die Polizei rufen«, schlug Leonie vor - obwohl sie sich bei diesen Worten fast lächerlich vorkam. Was immer es war, das Frank und sie spürten - es war nichts, wovor die Polizei sie beschützen konnte...

Frank sah sie dann auch nur verwirrt an und blinzelte. »Wen?«, fragte er verständnislos.

Leonie wollte antworten, doch genau in diesem Moment hörte sie ein sonderbares Kratzen und Schaben hinter sich, und zwischen den beiden Schatten, die Leonie und Frank auf die ausgetretenen Marmorstufen warfen, erschien ein dritter Umriss.

Nur dass es nicht der Schatten eines Menschen war...

Es war ein riesiges, monströses Ding, so gewaltig, dass es kaum durch die Tür passte, und mit derartig breiten Schultern, dass es schon fast missgestaltet wirkte. Seine Umrisse hätten dennoch die eines - wenn auch übergroßen - Menschen sein können, wären sie nicht von Dutzenden langer, gebogener Stacheln gesäumt worden, die aus seinen Schultern, den Ellbogen und Handgelenken und sogar aus dem gigantischen gehörnten Schädel wuchsen. Noch während Leonie aus hervorquellenden Augen auf den bizarren Umriss starrte, hob dieser den Arm, und obwohl ja auch der nur ein Schatten und auf die gleiche unheimliche Weise verzerrt war, identifizierte sie das, was er in der Hand hielt, dennoch sofort als ein mächtiges Schwert mit einer langen, gezahnten Klinge.

Frank hatte den Schatten im gleichen Augenblick gesehen wie sie, und er reagierte mit einer Kaltblütigkeit und Präzision, wie man sie von einem Mann wie ihm erwarten durfte: Er verschwendete keine Zeit damit, einen Blick über die Schulter zurückzuwerfen, sondern packte Leonie blitzartig am Handgelenk und stürmte los. Möglicherweise rettete er ihr damit das Leben, denn Leonie hörte im gleichen Augenblick ein scharfes Zischen und irgendetwas fuhr so dicht hinter ihrem Nacken durch die Luft, dass sie spüren konnte, wie ihr ein paar Haare abgetrennt wurden.

Mit zwei, drei gewaltigen Sätzen erreichte Frank den Wagen, stieß sie grob durch die offene Tür auf den Rücksitz und warf sich in der gleichen Bewegung hinter das Steuer. Als Leonie, die mehr in den Wagen gefallen als eingestiegen war, sich aufrappelte, hatte Frank bereits den Rückwärtsgang reingedonnert und ließ den Wagen mit durchdrehenden Rädern über den Rasen zurückschießen, bis sie sich acht oder zehn Meter vom Haus entfernt hatten; dann trat er ebenso hart wieder auf die Bremse, wie er gerade beschleunigt hatte. Die Türen flogen mit einem dumpfen, vierfachen Knall von selbst zu. Leonie wurde nach vorne geschleudert und knallte so heftig mit dem Gesicht gegen die Nackenstütze des Fahrersitzes, dass sie Sterne sah.

Der Umriss war verschwunden, als sie sich abermals aufrappelte und zur Haustür sah, aber irgendwo im Flur dahinter bewegten sich hektische Schatten und sie hörten ein ungeheures, dröhnendes Gebrüll, das unmöglich von einem Menschen stammen konnte. Etwas blitzte und nur einen Sekundenbruchteil später drang der peitschende Knall eines Pistolenschusses an ihr Ohr.

»Großer Gott«, flüsterte Frank erschüttert, »was geht da vor?« Seine Hände schlossen sich so fest um das Lenkrad, als wollte er es in Stücke brechen, und Leonie konnte sogar in der schwachen Beleuchtung hier drinnen erkennen, dass sein Gesicht jedes bisschen Farbe verloren hatte.

Leonie antwortete nicht auf seine Frage - obwohl sie mit jeder Sekunde mehr das unheimliche Gefühl hatte, dass sie es eigentlich können müsste. Die schrecklichen Ereignisse der letzten Sekunden erfüllten sie mit panischer Angst, die es ihr fast unmöglich machte, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen - und doch spürte sie tief in sich, dass sie ganz genau wusste, was das alles bedeutete. Es war, als wäre in ihrem Kopf plötzlich eine Mauer, ebenso unsichtbar wie unüberwindlich, die es ihr unmöglich machte, auf ihre Erinnerungen zurückzugreifen.

Zumindest auf einen bestimmten Teil ihrer Erinnerungen...

Irgendetwas Warmes und Klebriges lief ihren Nacken herunter. Leonie verspürte einen leisen brennenden Schmerz, als sie ihren Nacken berührte, und starrte verblüfft auf das frische, hellrote Blut, das an ihren Fingerspitzen klebte, als sie die Hand wieder zurückzog. Ein eisiger Schauer überlief sie, als sie an den Luftzug dachte, den sie gespürt hatte. Offensichtlich hatte das Schwert des Aufsehers doch ein wenig mehr erwischt als nur ein paar Haare. Hätte sie nur zehn Zentimeter näher an der Tür gestanden...

»Ist alles in Ordnung?« Ihre Bewegung war Frank nicht entgangen. Er hatte sich auf dem Fahrersitz halb umgedreht und sah sie alarmiert an. Leonie ließ hastig die Hand sinken, damit er das Blut an ihren Fingerspitzen nicht sah, und schüttelte den Kopf. Der Aufseher? Woher kannte sie dieses Wort?

»Nichts«, sagte sie rasch.

Diese Antwort schien den jungen Leibwächter nicht unbedingt zufrieden zu stellen, denn er sah sie noch einen weiteren Atemzug lang mit unverhohlenem Misstrauen an, drehte sich dann aber wieder nach vorne.

Im Haus fielen jetzt weitere Schüsse, drei, vier, fünf in rascher Folge hintereinander, dann ertönte ein gellender Schrei und dann wieder Schüsse, eine ganze Salve diesmal, die in so rascher Folge krachten, dass das Geräusch zu einem einzigen, lang gezogenen Knattern zu verschmelzen schien.

»Was zur Hölle geht da vor?«, murmelte Frank. Schweiß perlte auf seiner Stirn.

»Keine Ahnung«, antwortete Leonie (fast) wahrheitsgemäß. »Aber vielleicht hätten Sie sich doch ein wenig mehr dafür interessieren sollen, was hinter dieser Tür im Keller ist.«

Frank warf ihr einen schrägen Blick über den Spiegel hinweg zu, und er hätte wahrscheinlich auch geantwortet, wäre in diesem Moment nicht abermals etwas wie eine Erschütterung durch die Realität gegangen. Die Welt rings um sie herum schlug Wellen. Eine vollkommen andere düstere Wirklichkeit schimmerte durch den vertrauten Anblick des gepflegten Vorgartens hindurch, eine finstere Welt aus gemauerten Stollen und unheimlichem grünem Licht, die von bizarren Wesen bevölkert wurde.

Und diesmal konnte sie sich nicht einreden, dass es nur eine Halluzination gewesen war.

Frank hatte es ebenfalls bemerkt. »Was...?!«, ächzte er.

Wieder krachten Schüsse drinnen im Haus. Schreie gellten und dann stolperten zwei oder drei von Franks Männern in panischer Flucht aus dem Haus. Irgendetwas Riesiges, Stachelbewehrtes mit Zähnen und Klauen und einem gewaltigen blitzenden Schwert in der gepanzerten Faust tobte hinter ihnen heran. Frank schlug mit einem gemurmelten Fluch den Ganghebel nach vorne und trat das Gaspedal bis zum Boden durch. Der starke Elektromotor des Wagens heulte auf, und unter den durchdrehenden Rädern spritzten Grasboden und Kieselsteine in alle Richtungen, als die gepanzerte Limousine einen regelrechten Satz nach vorne machte. Leonie schrie entsetzt auf und schlug instinktiv die Hände vors Gesicht, aber Frank wusste augenscheinlich auch in diesem Moment ganz genau, was er tat: Gerade als Leonie vollkommen sicher war, dass er die Männer einfach rammen musste, riss er das Steuer herum.

Der Wagen drehte sich auf kreischenden Reifen praktisch auf der Stelle. Die Kühlerhaube verfehlte einen der entsetzt zur Seite springenden Männer nur um Zentimeter, aber das herumschwenkende Heck traf das Ungeheuer, das hinter ihnen aus der Tür stürmte, mit ungeheurer Wucht. Der Aufseher wurde wie von einem Hammerschlag getroffen ins Haus zurückgeschleudert, wobei er die Tür zertrümmerte und auch noch den halben Rahmen aus der Füllung riss. Das riesige Schwert wirbelte davon und prallte Funken sprühend von der Tür des Wagens ab.

»Keine Sorge«, sagte Frank gehetzt. »Der Wagen ist gepanzert.« Er setzte hektisch zurück, wobei Leonie das schreckliche Gefühl hatte, dass er irgendetwas überrollte. »Was sind das für Dinger?«, keuchte er.

»Aufseher«, antwortete Leonie. »Die Krieger des Archivars. Und nicht einmal die schlimmsten.«

Frank starrte sie verwirrt an, aber Leonie konnte nur mit einem Achselzucken darauf reagieren. Sie hätte nicht sagen können, woher sie das wusste. Sie wusste es eben.

Die drei Männer hatten mittlerweile den Wagen erreicht und waren hineingesprungen. Aber es hätten mehr sein müssen als drei, dachte Leonie entsetzt. Sie hatte allein vier gesehen und in den beiden schweren Limousinen hatte gut die doppelte Anzahl Platz!

Wieder wehte der peitschende Knall eines Schusses aus dem Haus zu ihnen herüber, gefolgt von einem gellenden Schrei, der Leonie schier das Blut in den Adern gerinnen ließ. So viel zu der Frage, ob sich noch mehr von Franks Männern im Haus befanden.

»Was zum Teufel sind das für Dinger?«, wiederholte Frank seine Frage. Diesmal schrie er sie an. »Wie kann man sie besiegen?«

»Ich fürchte, gar nicht«, flüsterte Leonie. Die Mauer in ihren Gedanken bekam Löcher, aber sie wusste plötzlich weniger als zuvor. In ihrem Kopf waren auf einmal nicht nur die Erinnerungen an ein, sondern gleich mehrere Leben, auch wenn das noch so absurd klang. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken so wild durcheinander, dass ihr fast schwindelig wurde.

Der zweite Wagen hatte mittlerweile ebenfalls zurückgesetzt und begann so ungestüm auf der Stelle zu wenden, dass die Räder tiefe Narben in den sorgsam geschnittenen Rasen gruben. Ihre Mutter würde der Schlag treffen, wenn sie die Bescherung sah, dachte Leonie. Sie war immer so stolz auf ihren Vorgarten gewesen und...

Wieso ihre Mutter?, dachte Leonie verstört. Ihre Mutter war seit mehr als zehn Jahren tot, gestorben, als sie noch ein ganz kleines Kind gewesen war. Leonie hatte sie ja kaum gekannt. Und trotzdem erinnerte sie sich plötzlich an all die Gespräche, die sie miteinander geführt hatten, die langen Abende im Garten und am prasselnden Kaminfeuer, die gemeinsamen Ausflüge und tausend andere Dinge, die sie miteinander getan und erlebt hatten.

Der Wagen schlitterte weiter, rammte mit dem Heck einen blühenden Azaleenbusch, den er damit kurzerhand platt walzte, und schien gegen ein weitaus massiveres Hindernis zu prallen, das dahinter verborgen war, denn Leonie hörte deutlich das Splittern von Glas und dann das dumpfe Geräusch, mit dem sich Metall verformte. Der Busch verschwand, und wo er gewesen war, erhob sich plötzlich eine uralte Ziegelsteinmauer. Sie verschwand beinahe augenblicklich wieder, aber sie war ganz eindeutig da gewesen. Als sich der Wagen aus dem zermalmten Busch löste und mit durchdrehenden Rädern davonschlingerte, sah Leonie, dass sein Heck eingedrückt und die Rücklichter zerbrochen waren.

»Das reicht«, sagte Frank grimmig. »Wir verschwinden von hier!« Er haute den Gang rein, betätigte Handbremse und Gaspedal zugleich und brachte das Kunststück fertig, mit durchdrehenden Hinterrädern und aufheulendem Motor auf der Stelle zu wenden.

Aber vielleicht war es trotzdem bereits zu spät.

Der andere Wagen hatte die Straße schon fast erreicht, doch gerade als Leonie schon zu hoffen wagte, er könne es schaffen, schlug die Wirklichkeit zwischen ihm und der rettenden Straße abermals Wellen und die zerbeulte Limousine kam mit einem harten Ruck zum Stehen. Plötzlich, wie aus dem Nichts, tauchte mindestens ein Dutzend riesenhafter, in schwarzes Leder und stachelbewehrtes, rostiges Eisen gekleideter Aufseher zwischen dem Wagen und der rettenden Straße auf.

Frank trat so hart auf die Bremse, dass Leonie abermals nach vorne geworfen wurde, und auch der andere Wagen setzte sofort wieder zurück. Zwei oder drei Aufseher nahmen brüllend die Verfolgung auf. Eine gewaltige Stachelkeule blitzte auf und zertrümmerte die Windschutzscheibe des Wagens, ein zweiter Aufseher rammte sein Schwert ohne die geringste Mühe durch die angeblich gepanzerte Tür der Limousine, dann sprangen zwei der gewaltigen Kreaturen über das Fahrzeug hinweg, packten zu und kippten den tonnenschweren Wagen kurzerhand auf die Seite. Auch die restlichen Fenster zerbarsten und die Heckscheibe flog sogar zur Gänze aus dem Rahmen und schlitterte davon. Leonie registrierte erleichtert, dass die drei Insassen des Wagens offensichtlich einigermaßen unverletzt aus dem Wrack krochen und sich hastig in Sicherheit brachten - aber für wie lange? Die Aufseher verzichteten erstaunlicherweise darauf, ihren Opfern sofort nachzusetzen, aber das hatten sie auch gar nicht nötig. Ihre Zahl war mittlerweile auf gut zwanzig angewachsen, eine lebende Mauer gepanzerter, übermannsgroßer Gestalten, die allmählich vorrückte.

Frank stieß die Beifahrertür des Wagens auf und begann heftig mit dem freien Arm zu gestikulieren. »Hierher!«, schrie er. »Schnell!«

Zwei der drei Männer fuhren auf der Stelle herum und rannten auf den Wagen zu, während der dritte seine Waffe zog und auf den am nächsten stehenden Aufseher anlegte. Leonie hörte, wie er drei- oder viermal hintereinander abdrückte. Sie konnte nicht sehen, ob er traf, aber auf die geringe Entfernung war es praktisch unmöglich, danebenzuschießen. Trotzdem stapfte der Aufseher unbeeindruckt weiter auf ihn zu und schwang seine Keule. Der letzte Schuss, den der Mann abgab, fetzte nur einige Blätter aus den Bäumen, als die Waffe in hohem Bogen davonflog.

»Einsteigen!«, befahl Frank scharf. Die beiden Männer gehorchten sofort - einer nahm auf dem Beifahrersitz Platz, während sich der andere zu Leonie auf die Rückbank quetschte. Und Frank selbst...

... stieß die Tür auf und sprang aus dem Wagen!

Nicht nur Leonie war vollkommen fassungslos. Auch der Mann neben ihr ächzte ungläubig, während Frank um den Wagen herumlief und den Kofferraumdeckel aufriss. Als er nur einen Moment später zurückkam, hielt er das größte Gewehr in Händen, das Leonie jemals gesehen hatte.

Einer der Aufseher war mittlerweile fast herangekommen, was Frank aber nicht sonderlich zu irritieren schien. Kaltblütig hob er sein Gewehr, legte an und riss den Abzug durch.

Das Dröhnen der Explosion war ungeheuerlich. Leonie schlug erschrocken die Hände auf die Ohren, Frank wurde vom Rückstoß der schweren Waffe so heftig gegen den Wagen geschleudert, dass er um ein Haar das Gewehr fallen gelassen hätte, und auch der Aufseher taumelte zwei, drei Schritte weit zurück und rang sekundenlang mit wild rudernden Armen um sein Gleichgewicht.

Aber das war auch schon alles.

Nicht nur Leonie sah genau, wie der schwarze Brustpanzer des Aufsehers unter dem Einschlag der Schrotladung in Millionen Splitter zerbarst. Eine Fontäne aus hellgrünem Leim spritzte aus seiner Brust und den Bruchteil einer Sekunde später aus seinem Rücken - und versiegte. Kaum hatte der Aufseher sein Gleichgewicht zurückerlangt, da war nicht nur die schreckliche Wunde verschwunden, sondern auch das ausgefranste Loch in seiner Rüstung. Die riesige Kreatur starrte einen Moment lang verblüfft an sich herab - und hob dann ihr Schwert, um erneut auf Frank loszugehen.

Frank verschwendete keine Zeit damit, überrascht zu sein. Diesmal feuerte er das ganze Magazin seiner monströsen Pumpgun in den unheimlichen Angreifer, wobei er sich mit der Hüfte gegen den Kotflügel des Wagens stemmte, um nicht vom Rückstoß des großkalibrigen Gewehrs einfach von den Füßen gerissen zu werden. Der Aufseher taumelte zurück, ließ seine Waffe fallen und stürzte hintenüber, aber Frank schoss immer noch weiter, bis das Magazin leer war.

Das Ergebnis war spektakulär. Das gute Dutzend Schrotladungen, das Frank auf ihn abfeuerte, verwandelte den Aufseher in einen Haufen grüne Pampe, in dem es ununterbrochen brodelte und zischte. Allerdings nur so lange, wie Frank eine Schrotladung nach der anderen hineinjagte.

Kaum hatte er aufgehört zu schießen, floss der kochende Leim wieder zu seiner ursprünglichen Form zusammen. Nach nur wenigen Sekunden richtete sich der Aufseher auf und schüttelte benommen den Kopf. Er hatte nicht nur das Schwert, sondern auch seinen Helm verloren und auf seinem grobschlächtigen Gesicht lag eine Mischung aus Zorn und Verwunderung. Dann machte sich etwas wie hämische Vorfreude darauf breit, als er sich umdrehte und mit wiegenden Schritten wieder auf sie zukam. Er machte sich nicht einmal die Mühe, sich nach seiner Waffe zu bücken.

Frank betrachtete das leer geschossene Gewehr in seinen Händen aus ungläubig aufgerissenen Augen. Leonie erwartete, dass er nachladen und sein Glück noch einmal versuchen würde, doch stattdessen wartete er, bis der Aufseher nahezu heran war, drehte das Gewehr dann um und schmetterte den Kolben mit aller Kraft in das breite Grinsen des Ungeheuers. Der Aufseher ächzte, verdrehte die Augen und fiel stocksteif wie ein gefällter Baum nach hinten.

Das schien das Signal für einen allgemeinen Angriff zu sein. Die anderen Aufseher hatten bis jetzt reglos dagestanden - vielleicht um den Kampf zu beobachten, an dessen Ausgang es ihrer Meinung nach wohl keinen Zweifel geben konnte -, aber jetzt stürmten sie wie ein Mann vor. Frank fand gerade noch Zeit, in den Wagen zu springen und die Tür zuzuknallen, als auch schon das erste Ungeheuer heranstürmte und mit seinem Schwert eine kopfgroße Delle in das angeblich gepanzerte Dach schlug.

Frank trat das Gaspedal durch. Die Turbine des Wagens heulte protestierend auf, als die schwere Limousine mit einem Satz nach hinten schoss und dabei einen Aufseher einfach überrollte und zwei oder drei andere von den Füßen riss. Etwas traf mit fürchterlicher Wucht die Front des Wagens und löschte beide Scheinwerfer auf einmal aus und ein zielsicher geschleudertes Schwert bohrte sich bis zum Heft in die Kühlerhaube und löste einen blauen Funkenregen aus. Das Wimmern der Turbine klang plötzlich auf bedrohliche Weise anders, aber trotzdem fuhr der Wagen noch. Und er wurde sogar immer schneller.

Unglückseligerweise gab es nichts mehr, wohin sie noch fahren konnten. Die Zahl der Aufseher hatte sich mindestens noch einmal verdoppelt, zusätzlich hatten sich Redigatoren und andere Krieger des Archivs zu ihnen gesellt und das Grundstück war zur Straße hin mittlerweile vollkommen von einer lebenden Mauer aus den bizarrsten Kreaturen umgeben. Und als der Wagen schlingernd dicht vor der Treppe zum Stehen kam, erschien auch unter der zerborstenen Haustür eine riesige Gestalt, die drohend eine Keule schwang.

»Ich könnte versuchen einfach durchzubrechen«, murmelte Frank. »Der Wagen ist gepanzert. Und ziemlich schwer.«

Seine Stimme klang nicht so, als wäre er von seinen eigenen Worten überzeugt. Leonie machte sich auch gar nicht die Mühe, darauf zu antworten, sondern warf nur einen viel sagenden Blick auf den anderen Wagen, den die Krieger des Archivars ohne die geringste Mühe umgeworfen hatten.

»Hat jemand eine bessere Idee?«, fragte Frank nervös. »Nein? Ich meine: Ich bin für Vorschläge jederzeit dankbar.« Er wartete einen Moment vergebens auf eine Antwort, hob dann mit einem gequälten Lächeln die Schultern und legte die Hand auf den Ganghebel. »Also gut. Mehr als schiefgehen kann es ja nicht.«

»Warten Sie!«, sagte Leonie. Frank zog die Hand so hastig zurück, als wäre der Ganghebel plötzlich glühend heiß geworden, und sah sie hoffnungsvoll an.

»Der Garten«, rief Leonie. »Auf der Rückseite gibt es nur ein paar Büsche und das Nachbargrundstück ist unbebaut!«

»Prima Idee«, sagte Frank. »Und wie kommen wir dorthin?«

»Haben Sie die Garage auch umgebaut?«, fragte Leonie. Frank blickte sie nur verständnislos an und Leonie präzisierte ihre Frage: »Bestehen die Wände jetzt auch aus Stahl oder drei Meter dickem Beton oder irgendsowas?«

»Nicht dass ich wüsste«, antwortete Frank.

»Dann können wir es schaffen«, behauptete Leonie. »Die Rückwand besteht nur aus verputzten Brettern. Mein Vater hat sie selbst gebaut.« In irgendeiner der zahllosen unterschiedlichen Vergangenheiten, an die sie sich mittlerweile erinnerte, fügte sie in Gedanken hinzu.

Vorsichtshalber aber wirklich nur in Gedanken.

Frank warf einen kurzen, unschlüssigen Blick auf die näher kommende Front der Archivkrieger und schien dann zu dem Schluss zu kommen, dass selbst ein vollkommen verrückter Plan immer noch besser als gar kein Plan war. Er gab Gas, ließ den Wagen auf der Stelle herumschlittern und ignorierte den riesigen Redigator, der sich brüllend aus der Front der anderen Ungeheuer löste und die restliche Distanz mit einem einzigen Satz überwand. Er landete mit gewaltigem Getöse auf der Kühlerhaube, doch im gleichen Moment setzte sich der Wagen wieder rückwärts in Bewegung. Der Redigator kämpfte für einen Augenblick mit wild rudernden Armen um sein Gleichgewicht, was fast komisch aussah, und krachte dann rücklings zu Boden.

»Festhalten!«, brüllte Frank.

Während der Wagen rückwärts auf das geschlossene Garagentor zujagte, fiel Leonie etwas auf: Der gestürzte Redigator versuchte in die Höhe zu kommen, aber irgendwie wollte es ihm nicht so recht gelingen. Er knickte wieder ein und stürzte noch einmal und auch mit etlichen der anderen Krieger schien etwas nicht zu stimmen. Ihre Bewegungen wirkten mühsam, ein paar humpelten und aus der einen oder anderen Rüstung tropfte grüner Leim. Dann rammte das Heck des Wagens in das Garagentor und zertrümmerte es, raste weiter und krachte mit so vernichtender Wucht gegen ein Hindernis, dass der ganze Wagen ein Stück weit in die Höhe gehoben wurde und die Garage ihn dann wieder ausspie; wie ein Drache einen ungenießbaren Happen. Leonie wurde nach vorne geschleudert, und Frank und der Mann neben ihm schlugen sich wohl nur deshalb nicht am Armaturenbrett die Schädel ein, weil sich sämtliche Airbags des Wagens in einem Sekundenbruchteil aufbliesen.

Leonie stürzte hilflos in den Spalt zwischen der Rückbank und dem Beifahrersitz und blieb eine ganze Weile benommen liegen, bevor sie auch nur die Kraft aufbrachte, sich aufzurappeln. Der Mann, der links neben ihr saß, hatte offensichtlich das Bewusstsein verloren, aber er atmete noch, und auch Frank und der dritte Mann arbeiteten sich gerade stöhnend wieder in die Höhe.

Der Wagen aber war nicht mehr als ein Wrack. Sämtliche Scheiben waren zerbrochen und Tausende und Abertausende von rechteckigen kleinen Glasscherben bedeckten die Polster und machten jede Bewegung zu einem kleinen Abenteuer.

»O verdammt«, stöhnte Frank. Er hob die Hand ans Gesicht, um das Blut zu stoppen, das aus seiner Nase lief. Leonie war ziemlich sicher, dass sie gebrochen war. »Hättest du mir nicht sagen können, dass dein Vater seinen Zweitwagen hier gelassen hat?«

Leonie drehte sich, noch immer leicht benommen, auf der mit Glasscherben übersäten Rückbank um und blinzelte durch das zerborstene Rückfenster des Wagens. Die schwere Limousine hatte das Garagentor durchschlagen wie Papier, aber dicht dahinter stand ein riesiger Geländewagen mit einem noch riesigeren, verchromten Stoßfänger. Soweit Leonie das erkennen konnte, hatte er nicht einmal einen Kratzer.

»Ich wusste ja gar nicht, dass er einen hat«, antwortete sie hilflos.

»Jetzt weißt du es«, knurrte Frank und verdrehte in gespieltem Entsetzen die Augen. »Ich bin gespannt, was die Versicherung zu diesem Schaden sagt. Raus jetzt!«

Die beiden letzten Worte hatte er in völlig verändertem Ton hervorgestoßen. Gleichzeitig sprengte er die verzogene Tür mit der Schulter auf, rollte sich förmlich aus dem Wagen und zog mit der anderen Hand seine Waffe. Wie wenig sie gegen ihre unheimlichen Gegner nutzte, hatte Leonie ja schon zur Genüge gesehen, aber sie vermutete, dass allein das Gewicht der Waffe Frank ein Gefühl von Sicherheit gab.

Die Tür auf ihrer Seite klemmte. Da der Mann neben ihr noch immer bewusstlos war, musste sie umständlich über ihn hinwegklettern, um die Tür aufmachen zu können; und als sie es geschafft hatte, verlor sie das Gleichgewicht und fiel kopfüber aus dem Wagen.

»Der Mann hat eine Pistole im Schulterhalfter«, rief Frank, ohne auch nur zu ihr zurückzublicken. »Nimm sie.«

Leonie starrte ihn fassungslos an, während sie sich umständlich in die Höhe arbeitete. Sie würde niemals eine Waffe in die Hand nehmen, selbst wenn sie nicht so vollkommen nutzlos wäre wie jetzt. Anscheinend verwechselte sie der Kerl mit Lara Croft.

Womit er sich selbst verwechselte, konnte Leonie nicht sagen, aber er schien nicht zu den Männern zu gehören, die aus Fehlern lernten: Wie aus dem Boden gewachsen tauchte ein riesenhafter Redigator vor ihm auf, der unverzüglich mit gewaltigen Krallenhänden nach ihm schlug. Frank duckte sich gedankenschnell unter dem Hieb weg, der zweifellos gewaltig genug gewesen wäre, ihm einfach den Kopf von den Schultern zu reißen. Doch statt die Chance zu nutzen, die sich ihm bot, und sich in Sicherheit zu bringen, spreizte Frank nur die Beine, um einen sicheren Stand zu haben, hob seine Pistole mit beiden Händen und schoss dem Ungeheuer aus allernächster Nähe dreimal hintereinander in die Brust. Der Redigator taumelte brüllend vor Wut einen Schritt zurück, fing sich aber sofort und griff augenblicklich wieder an.

Frank erwartete seinen Angriff scheinbar gelassen, wich im letzten Moment zur Seite aus und hob seine Pistole, um dem Monstrum in den Kopf zu schießen, aber wie es aussah, hatte er seinen Gegner diesmal unterschätzt. Der Redigator schlug so blitzartig zu, dass Franks Ausfallschritt zu spät kam. Die Pistole wurde ihm aus der Hand gerissen und flog in hohem Bogen davon und Frank stolperte mit einem nur halb unterdrückten Schmerzensschrei zurück und stürzte zu Boden. Sofort war der Redigator über ihm und hob die Pranken, um seinem wehrlosen Opfer den Rest zu geben. Leonie schrie gellend auf, und der zweite Bodyguard wirbelte herum und hob seine Waffe um Frank beizustehen, aber sie wussten beide, dass er zu spät kommen würde. Der Redigator brüllte triumphierend und riss beide Arme in die Höhe und die mehr als handlange Spitze einer Hellebarde drang knirschend durch das schwarze Leder seines Brustharnischs.

Das Ungeheuer erstarrte mitten in der Bewegung. Auf seinen grob modellierten Zügen erschien nicht einmal eine Spur von Schmerz, sondern nur so etwas wie tumbe Verwirrung. Langsam hob es die Hände, versuchte nach der tödlichen Lanzenspitze zu greifen und kippte dann plötzlich kraftlos zur Seite. Hinter ihm stand eine hoch gewachsene und eindeutig menschliche Gestalt in ledernen Kniehosen und einem weiß-rot gestreiften Wams unter dem kupferfarbenen Brustharnisch.

Der Gardist war nicht allein gekommen. Überall um sie herum tauchten plötzlich Männer in der Uniform der Stadtgarde auf, die keinen Sekundenbruchteil zögerten, die Krieger des Archivars zu attackieren. Aber auch die Zahl der Monsterkrieger schien noch einmal deutlich angewachsen zu sein, und sie zögerten ebenso wenig wie ihre Gegner, sich unverzüglich in den Kampf zu stürzen. Binnen zehn Sekunden war rund um den zertrümmerten Wagen eine regelrechte Schlacht ausgebrochen.

Die elfte Sekunde hätte sie um ein Haar nicht überlebt.

Leonie hörte einen Schrei, gewahrte einen monströsen Schatten, der in ihren Augenwinkeln emporwuchs, und ließ sich ganz instinktiv fallen. Irgendetwas zischte so dicht über sie hinweg, dass sie einen scharfen Luftzug spüren konnte, und traf hinter ihr mit einem dumpfen Geräusch auf Widerstand. Als sie aufsah, blickte sie direkt in das Gesicht eines riesigen Aufsehers, der unbemerkt hinter ihr aus dem Haus getreten war und gerade in diesem Moment eine gewaltige Stachelkeule zum Schlag erhoben hatte, nun aber mitten in der Bewegung erstarrte. Aus seiner Brust ragte der zitternde Griff des Schwertes, das jemand über Leonie hinweggeschleudert hatte.

Dann brach der Aufseher zusammen, und Leonie konnte sich gerade noch rechtzeitig genug zur Seite rollen, um nicht unter dem Koloss begraben zu werden. Die Keule des toten Aufsehers schlug unmittelbar neben ihrem Gesicht Funken aus dem Stein, und Leonie kroch hastig noch ein gutes Stück davon, ehe sie es wagte, sich langsam aufzurappeln.

Der Mann, der ihr das Leben gerettet hatte, war gerade dabei, sein Schwert aus dem Leib des toten Aufsehers zu ziehen, der sich bereits in eine grünlich brodelnde Pfütze zu verwandeln begann. Leonie erkannte ihn erst, als er sich mit einem Ruck aufrichtete und zu ihr umdrehte.

»Du?!«, keuchte sie ungläubig.

»Du brauchst keine Angst mehr zu haben«, sagte ihr Vater beruhigend. »Es ist alles in Ordnung.« Er rammte das Schwert in die reich verzierte Scheide, die er an der linken Hüfte trug, dann beugte er sich vor und streckte Leonie die Hand entgegen, um ihr ganz auf die Füße zu helfen.

Leonie war so perplex, dass sie ihn zwei oder drei Sekunden lang aus weit aufgerissenen Augen anstarrte, ehe sie nach seiner hilfreich ausgestreckten Hand griff. Der Mann vor ihr war eindeutig ihr Vater, aber zugleich kam er ihr so fremd und verändert vor, dass sie sich fast gewaltsam in Erinnerung rufen musste, wem sie gegenüberstand. Er trug die gleichen seltsam mittelalterlich anmutenden Kleider wie auch die anderen Männer, die sich rings um sie herum auf die Krieger des Archivars gestürzt hatten und sie zu besiegen schienen, wo immer es zum Kampf kam, aber das Gesicht unter dem wuchtigen kupferfarbenen Helm kam ihr viel markanter vor, als sie es in Erinnerung hatte - in jeder Erinnerung - und auf eine schwer in Worte zu kleidende Weise männlicher. Die Mischung aus Sorge und Erleichterung, die sie in seinen Augen las, war zweifellos echt, aber in seinem Blick war auch zugleich eine Härte, die sie schaudern ließ.

»Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte er. »Ich meine: Bist du verletzt?«

»Ich glaube nicht.« Sie sah an sich hinab und verbesserte sich nach einem stirnrunzelnden Blick auf ihre zerschrammten Handflächen und Knie: »Nur ein paar Schrammen.«

»Darum kümmere ich mich später«, antwortete ihr Vater. Er maß sie noch einmal mit einem langen, jetzt allerdings eher abschätzenden als besorgten Blick, dann drehte er sich um und bückte sich nach der Pistole, die Frank fallen gelassen hatte. Ohne ein Wort reichte er ihm die Waffe, und Frank steckte sie ebenso wortlos, aber sehr hastig und mit einem eindeutig verlegenen Schulterzucken ein.

»Ist Ihnen etwas passiert?«, fragte er.

Frank schüttelte rasch den Kopf. »Nein. Hören Sie, es tut mir Leid. Ich wusste nicht...«

»Es war nicht Ihre Schuld«, unterbrach ihn Leonies Vater. »Sie konnten wirklich nicht mit dem hier rechnen. Aber ich hätte es wissen müssen.« Er machte eine Handbewegung, um seinen Worten noch mehr Gewicht zu verleihen, und fuhr mit einer Geste in die Runde fort: »Meine Männer kümmern sich jetzt um den Rest.«

»Was sind das für... für Dinger?«, murmelte Frank benommen. »Wir haben auf sie geschossen, aber sie...«

»Waffen aus...«, Vater verbesserte sich, »moderne Waffen vermögen sie nicht zu verletzen. Deshalb habe ich meine Männer auch mit diesen altmodischen Hieb- und Stichwaffen ausgerüstet.«

»Aha.« Frank sah nicht besonders überzeugt aus. Und wie konnte er auch?, dachte Leonie. Obwohl sich die erbitterte Schlacht allmählich ihrem Ende zu nähern schien und es an ihrem Ausgang keinen Zweifel geben konnte, wehrten sich die unheimlichen Krieger verbissen. Dennoch war bisher nicht ein einziger Mann der Stadtgarde gefallen oder auch nur verwundet worden. Frank hätte schon blind sein müssen um das zu übersehen.

»Ich kann mir vorstellen, was Sie jetzt denken«, fuhr Leonies Vater fort. »Mir ist es ganz genauso ergangen, als ich diese Kreaturen das erste Mal gesehen habe. Ich werde all Ihre Fragen beantworten, aber nicht jetzt. Wir haben die Situation zwar im Griff, aber ich traue dem Frieden nicht.« Er überlegte einen Moment. »Sind noch mehr von diesen Monstern im Haus?«

»Ich weiß es nicht«, antwortete Frank und hob die Schultern. »Aber ich fürchte schon.«

»Gut«, sagte Leonies Vater. »Wir kümmern uns darum. Bringen Sie meine Tochter hier weg. Wir treffen uns später.«

Frank nickte zwar, deutete aber zugleich mit einem gequälten Lächeln auf die zertrümmerte Limousine. »Gern. Ich fürchte nur, dass der Wagen...«

»Ich verstehe«, seufzte Vater. Er griff in die Tasche und zog einen Schlüsselbund hervor, den er Frank zuwarf. »Nehmen Sie den Geländewagen. Und ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie ihn in einem Zustand zurückbrächten, in dem ich ihn wiedererkenne.« Er wedelte ungeduldig mit der Hand, als Frank zögerte, seinem Befehl nachzukommen. »Nun machen Sie schon! Wir kümmern uns um Ihre Verwundeten.«

Diesmal gehorchte Frank sofort, indem er sich umdrehte und sich vorsichtig am Wrack der zerstörten Limousine vorbeiquetschte, um in die Garage zu gelangen. Leonie allerdings rührte sich nicht von der Stelle.

»Worauf wartest du?« Irrte sie sich, oder hatte ihr Vater alle Mühe, sie nicht anzufahren?

»Auf ein paar Antworten«, sagte sie, fast genauso mühsam beherrscht wie er. »Was geht hier vor? Was sind das für... für Ungeheuer und wieso... wieso hat sich unser Haus in eine uneinnehmbare Festung verwandelt?«

»Ganz so uneinnehmbar scheint sie ja wohl nicht zu sein«, antwortete ihr Vater. Wieder sah er sie auf diese fast unheimliche Art an, und was Leonie jetzt in seinen Augen las, das erschreckte sie zutiefst: Er schien nach etwas zu suchen - und sehr erleichtert zu sein, als er es nicht fand.

»Das ist keine Antwort«, sagte Leonie stur.

»Es ist die einzige, die du im Moment von mir bekommen wirst«, entgegnete ihr Vater. Seine Stimme wurde kühler und nun blitzte ganz eindeutig ein Ausdruck mühsam zurückgehaltener Wut in seinen Augen auf. Aber statt des strengen Verweises, den Leonie erwartete, beherrschte er sich erneut. »Bitte glaub mir, Leonie, du bist in Gefahr. Du musst so schnell wie möglich von hier verschwinden. Ich mache mir schwere Vorwürfe, dich überhaupt hierher zurückgebracht zu haben. Ich hätte nicht geglaubt, dass er verzweifelt genug ist, einen direkten Angriff auf diese Ebene zu wagen.«

»Er?«, fragte Leonie.

»Genug jetzt«-, antwortete ihr Vater in plötzlich barschem Ton. »Steig in den Wagen. Frank wird dich an einen Ort bringen, an dem du sicher bist. Ich komme nach, sobald ich kann, und dann kümmere ich mich um dich, versprochen.«

Die letzte Formulierung gefiel Leonie noch weniger als das, was er zuvor gesagt hatte, aber sie widersprach nicht mehr. Die Stimme ihres Vaters zitterte mittlerweile. Sie spürte, dass es ihm mit jeder Sekunde schwerer fiel, die Fassung zu bewahren und sie nicht einfach anzuschreien. Nach einem letzten trotzigen Blick in sein Gesicht drehte sie sich um und stapfte wütend in die Garage.

Frank hatte den Motor des schweren Geländewagens bereits angelassen und trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad, als sie neben ihm auf den Beifahrersitz kletterte.

»Schnall dich an«, bat er.

Leonie gehorchte und Frank begann ungeduldig mit dem Gaspedal zu spielen, während er darauf wartete, dass sie fertig war.

»Und wie kommen wir jetzt hier raus?«, fragte Leonie und deutete mit einer Kopfbewegung auf die zertrümmerte Limousine, die die Garagenausfahrt blockierte.

Frank grinste. »Dein Vater hat gesagt, ich soll mich beeilen, oder?«

Noch bevor Leonie wirklich begriff, was dieses Grinsen zu bedeuten hatte, trat er das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der Geländewagen machte einen gewaltigen Satz aus der Garage hinaus und rammte dann mit solcher Wucht in das Heck der Limousine, dass sie einfach zur Seite geschleudert wurde. Leonie ächzte, als sie brutal in die Sicherheitsgurte geworfen wurde, und noch einmal und lauter, als der Wagen mit aufheulender Turbine mitten durch die noch immer tobende Schlacht pflügte und dann so unsanft auf die Straße hinaussprang, dass die Funken stoben.

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