28

»Wir haben noch einen entdeckt.«

Kanya schreckt hoch. Pai steht im Türrahmen. Kanya fährt sich über das Gesicht. Eben saß sie doch noch am Schreibtisch und war dabei, einen weiteren Bericht abzuschließen, während sie auf Neuigkeiten von Ratana wartete. Und jetzt sind überall Tintenflecken, und ihr Handrücken ist voller Spucke. Sie ist eingeschlafen. Und hat von Jaidee geträumt, der einfach nur dasaß und sich über all ihre Rechtfertigungsversuche lustig gemacht hat.

»Haben Sie geschlafen?«, fragt Pai.

Kanya reibt sich die Augen. »Wie spät ist es?«

»Die zweite Morgenstunde. Die Sonne ist schon vor einiger Zeit aufgegangen.« Geduldig wartet Pai, bis sie sich gesammelt hat. Ein pockennarbiger Mann, der eigentlich ihr Vorgesetzter sein müsste, doch Kanya hat ihn längst überholt. Er gehört noch zur alten Garde. Einer von Jaidees Anhängern, der sich an die Zeit erinnern kann, in der das Umweltministerium nicht verlacht, sondern gefeiert wurde. Ein guter Mann. Einer, über dessen Bestechungsgelder Kanya ganz genau Bescheid weiß. Pai mag korrupt sein, aber da sie genau weiß, an wen er sich verkauft, hält sie ihn trotzdem für vertrauenswürdig.

»Wir haben noch einen entdeckt«, wiederholt er.

Kanya richtet sich auf. »Wer weiß alles davon?«

Pai schüttelt den Kopf.

»Ist das an Ratana weitergeleitet worden?«

Er nickt. »Es wurde nicht einmal als verdächtiger Todesfall eingestuft. Deswegen war es auch so schwer, ihn ausfindig zu machen. Es ist, als würde man eine Elritze in einem Reisfeld suchen.«

»Nicht einmal ein Vermerk?« Kanya holt scharf Luft, dann stößt sie ein verärgertes Zischen aus. »Die sind alle unfähig! Niemand hat im Hinterkopf, wie sich diese Dinge entwickeln. Sie vergessen alle so schnell.«

Pai nickt verhalten, während er die Tirade seiner Vorgesetzten über sich ergehen lässt. Es kommt ihr vor, als ob die Furchen und Löcher in seinem Gesicht sie anstarren würden. Noch so eine entstellende Krankheit. Kanya kann sich nicht mehr erinnern, ob sie von transgenen Rüsselkäfern ausgelöst wurde oder von mutierten Phii-Bakterien. »Damit sind es also zwei?«, ist alles, was Pai nach ihrem Ausbruch sagt.

»Drei.« Kanya denkt kurz nach. »Ein Name? Haben wir einen Namen?«

Wieder schüttelt Pai den Kopf. »Sie waren vorsichtig.«

Kanya nickt verdrossen. »Suchen Sie in allen Verwaltungsbezirken nach Menschen, die einen Verwandten vermissen. Drei Vermisste. Lassen Sie Fotos anfertigen.«

Pai zuckt mit den Achseln.

»Haben Sie eine bessere Idee?«

»Vielleicht findet die Gerichtsmedizin etwas, das allen drei gemeinsam ist«, schlägt er vor.

»Ja, gut. Prüfen Sie das auch nach. Wo ist Ratana jetzt?«

»Sie hat die Leiche zu den Gruben bringen lassen und wollte Sie dann dort treffen.«

Kanya verzieht das Gesicht. »Natürlich.« Sie ordnet die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch und überlässt Pai seinen aussichtslosen Suchaktionen.

Beim Verlassen des Verwaltungsgebäudes überlegt sie, was Jaidee wohl an ihrer Stelle getan hätte. Ihm flogen die Ideen meist nur so zu. Manchmal überkam ihn die Erleuchtung mitten auf der Straße, und dann gab es kein Halten mehr — dann rannten sie auf der Suche nach dem Seuchenherd durch die ganze Stadt, und immer wieder hatte Jaidee richtiggelegen. Es machte Kanya ganz krank, dass das Königreich sich jetzt auf sie verlassen musste anstatt auf ihn.

Ich bin käuflich, schießt es ihr durch den Kopf. Ich wurde gekauft. Ich bin käuflich.

In ihrer Anfangszeit als Akkarats Maulwurf im Umweltministerium hatte sie zu ihrer Überraschung festgestellt, dass die kleinen Vergünstigungen, die sie dort erhielt, zum Leben ausreichten. Die wöchentlichen Einnahmen von den Straßenhändlern, damit sie einen anderen Brennstoff als das Methan mit Herstellungsnachweis verwenden durften. Das gute Gefühl einer Nachtschicht, während der sie durchgeschlafen hatte. Ein sorgloses Dasein. Selbst unter Jaidee war es noch angenehm gewesen. Doch jetzt musste sie aufgrund widriger Umstände plötzlich richtige Arbeit leisten — und noch dazu Arbeit von großer Wichtigkeit. Außerdem hatte sie mittlerweile so lange unter zwei Herren gedient, dass sie nicht mehr sagen konnte, welcher davon eigentlich das Sagen hatte.

Ein anderer hätte Sie ersetzen sollen, Jaidee. Jemand, der es verdient hat. Das Königreich geht unter, weil wir nicht stark genug sind. Es mangelt uns an Tugend, wir haben den Achtfachen Pfad verlassen, und jetzt kehren die Krankheiten zurück.

Und nun war sie es, die das Unheil aufhalten musste — so wie Phra Seub, nur ohne dessen Stärke und moralische Unfehlbarkeit.

Missmutig durchquert Kanya die Höfe zwischen den Ministerialgebäuden und nickt den Beamten zu, denen sie auf ihrem Weg begegnet. Jaidee, wieso hat Ihr Kamma mich in Ihren Schatten gestellt? Ihr Leben in meine wankelmütigen Hände gelegt? Welcher Schalk steckt dahinter? Vielleicht Phii Oun, der gaunerhafte Cheshire-Geist, stets auf der Suche nach mehr Aas und Kadavern? Erst wenn sich unsere Leichname übereinanderstapeln, wird er zufrieden sein.

Als sie die Tore zur Verbrennungsanlage aufstößt, salutieren die Männer mit den Filtermasken, die dort Wache stehen. Auch Kanya ist mit einer solchen Maske ausgerüstet, lässt sie aber um den Hals baumeln. Als Offizierin ist es ratsam, keinerlei Furcht zu zeigen — außerdem weiß sie, dass die Maske sie sowieso nicht retten kann. Sie vertraut lieber auf ihr Phra-Seub-Amulett.

Die weitläufige Ebene der Gruben breitet sich vor ihr aus. In der roten Erde klaffen große Löcher, die von innen abgedichtet sind, um ein Durchsickern des nahen Grundwassers zu verhindern. Ein Feuchtgebiet, und trotzdem ist die Oberfläche völlig ausgedörrt. Die Trockenperiode scheint niemals aufhören zu wollen. Wird der Monsun dieses Jahr überhaupt noch kommen? Wird er sie retten oder überfluten? Einige Glücksspieler wetten auf nichts anderes als den Regen mit seinen täglich wechselnden Launen. Und seit sich das Klima dermaßen stark verändert hat, können auch die fortschrittlichsten Computer im Umweltministerium nicht länger mit Sicherheit sagen, ob der Monsun eintreffen wird oder nicht.

Ratana steht am Rand einer Grube. Von den brennenden Leichen steigt öliger Rauch auf. Über ihnen ziehen ein paar Raben und Geier ihre Kreise. Irgendwie ist ein Hund auf das Gelände gelangt und drückt sich auf der Suche nach Abfallresten an der Außenmauer entlang.

»Wie ist der bloß hier reingekommen?«, fragt Kanya.

Ratana blickt auf und beobachtet den Hund. »Die Natur findet immer einen Weg«, bemerkt sie matt. »Wenn wir etwas Essbares hinterlassen, wird sie danach greifen.«

»Ihr habt eine weitere Leiche gefunden?«

»Die gleichen Symptome.« Ratana ist in sich zusammengesunken, die Schultern vornübergebeugt. Unter ihnen knistert das Feuer. Ein Geier stößt fast auf sie herab. Ein Uniformierter feuert eine Kanone ab, und mit lautem Kreischen schießt der Geier wieder himmelwärts. Dort zieht er weiter seine Kreise. Ratana schließt für einen Moment die Augen. Fast kommen ihr die Tränen. Dann schüttelt sie den Kopf, wie um sich zu wappnen. Kanya sieht ihr traurig dabei zu und fragt sich, ob eine von ihnen noch am Leben sein wird, wenn diese Seuche über das Land gezogen ist.

»Wir sollten allen Bescheid geben«, sagt Ratana. »General Pracha muss informiert werden. Und auch das Königshaus.«

»Bist du dir denn jetzt ganz sicher?«

Ratana stößt einen Seufzer aus. »Wieder ein neues Krankenhaus. Am anderen Ende der Stadt. Dort ging man davon aus, dass es sich um eine Yaba-Überdosis handelt. Pai ist nur zufällig darauf gestoßen. Er war gerade auf dem Weg zum Bangkok Mercy, um nach Spuren zu suchen, als ihm jemand davon erzählt hat.«

»Zufällig.« Kanya wiegt den Kopf hin und her. »Das hat er mir nicht gesagt. Wie viele mögen es inzwischen wohl sein? Hunderte vielleicht? Tausende?«

»Ich weiß es nicht. Die einzig gute Nachricht ist, dass es bislang nicht danach aussieht, als ob die erkrankten Menschen selbst Überträger sind.«

»Noch nicht.«

»Du musst zu Gi Bu Sen gehen und ihn um Rat bitten. Er ist der Einzige, der das Ungeheuer benennen kann, mit dem wir es hier zu tun haben. Es sind schließlich seine Kinder, die uns da heimsuchen. Er wird sie wiedererkennen. Ich habe einige neue Proben vorbereitet. Er wird herausfinden, worin der Zusammenhang zwischen den dreien besteht.«

»Gibt es keine andere Möglichkeit?«

»Wir könnten eine Quarantäne über die gesamte Stadt verhängen. Dann wird es zu Aufständen kommen, und uns wird nichts mehr bleiben, das es noch zu retten lohnt.«


Smaragdgrüne Reisterrassen erstrecken sich bis zum Horizont, ein flimmernd helles Leuchten in der tropischen Sonne. Kanya ist schon so lange in dem Dreckloch Krung Thep gefangen, dass es eine Wohltat für sie ist, diese im Wachsen begriffene Welt zu sehen. So etwas wie Hoffnung scheint wieder vorstellbar. Dass die Reisgräser nicht einer neuen Variante der Rostwelke anheimfallen werden. Dass nicht irgendeine genmanipulierte Spore den Weg von Burma hierherfinden wird, um im Königreich Wurzeln zu schlagen. Noch immer wächst Reis auf den gefluteten Feldern, die Schutzwälle halten, und die Wasserpumpen Seiner Königlichen Majestät Rama XII. tun weiterhin ihre Arbeit.

Die tätowierten Bauern falten respektvoll die Hände und verneigen sich, als Kanya an ihnen vorbeiradelt. Ihren gestempelten Armen zufolge haben die meisten von ihnen ihren Frondienst für dieses Jahr so gut wie abgeleistet. Einige andere tragen Zeichen, denen zufolge sie zur Beginn der Regenzeit in die Städte wechseln müssen, wo sie den Damm gegen Überflutungen sichern werden. Auch Kanya trägt Zeichen auf der Haut, die an ihre Zeit als Farmerstochter erinnern, lange bevor Akkarats Agenten sie damit beauftragten, ins Herz des Umweltministeriums einzudringen.

Nach einer Stunde Fahrt mit dem Rad auf erhöht gelegenen Fußwegen tauchen die Umrisse des Anwesens vor ihr auf. Zuerst der Zaun. Dann die Männer mit den Hunden. Als Nächstes Mauern, die mit hohen Bambusspeeren, Glasscherben und Stacheldraht gesichert sind. Kanya weicht den Stolperfallen aus und folgt der Straße. Eigentlich ist es nur das Haus eines reichen Mannes, hoch oben auf einem künstlichen Berg aus Bauschutt von Expansionshochhäusern errichtet.

Wenn man bedenkt, wie viele Menschenleben in den letzten einhundert Jahren verlorengegangen sind, ist es schon beeindruckend, dass eine solche Menge von Arbeitskräften für etwas so Albernes wie eine Anhöhe eingesetzt wurde — während Dämme repariert, Felder bestellt und Kriege ausgefochten werden müssen, war ein Mann in der Lage, sich all dies zu leisten. Der Rückzugsort eines Superreichen. Ursprünglich für Rama XII. gebaut und auch heute noch offiziell Eigentum des Palasts. Von einem Luftschiff aus betrachtet wirkt das Grundstück nicht besonders auffällig. Ein Anwesen unter vielen. Verschwendungssucht, die irgendeiner Nebenlinie der königlichen Familie zugutekommt. Und doch ist eine Mauer eine Mauer, ein Tigergraben ein Tigergraben, und Männer mit Hunden überwachen, wer hinein-und wer hinausgeht.

Kanya zeigt ihnen ihren Ausweis, während die Doggen knurren und an den Ketten zerren. Die Biester sind unnatürlich groß. Aufziehhunde. Hungrig, tödlich und wie für ihre Aufgabe geschaffen. Die Muskelberge mit den Riesenzähnen wiegen glatt das Doppelte wie sie. Zum Leben erweckte Schreckgespenster, die Gi Bu Sens Fantasie entstammen.

Die Wachen lesen Codes mit ihren handkurbelbetriebenen Dechiffriergeräten aus. Sie tragen die schwarze Livree der Königinnentreuen und sind in ihrer Effizienz und dem heiligen Ernst, den sie an den Tag legen, geradezu beängstigend. Endlich winken sie Kanya durch, vorbei an den Doggen, die die Zähne fletschen. Kanya radelt auf das Haupttor zu, und bei dem Gedanken, dass sie selbst mit dem Fahrrad niemals schneller wäre als die Hunde, stellen sich ihr die Nackenhaare auf.

An der Pforte angekommen, wird sie von einer weiteren Wache kontrolliert, dann führt man sie zur gefliesten Terrasse vor dem Haus, neben der ein blauer Swimmingpool wie ein Juwel in der Sonne glänzt.

Im Schatten eines Bananenbaums sitzen drei kichernde Ladyboys und lächeln zu ihr herüber. Kanya erwidert ihr Lächeln. Sie sind hübsch. Wenn sie allerdings einen Farang lieben, dann sind sie auch ausgesprochen töricht.

»Ich bin Kip«, stellt sich eine von ihnen vor. »Der Doktor bekommt gerade seine Massage.« Sie deutet mit dem Kopf auf das schimmernde Wasser. »Sie können am Pool auf ihn warten.«

Der Duft des Ozeans hüllt sie ein. Kanya schlendert zum Rand der Terrasse. Unter ihr plätschern Wellen ans Ufer, fallen in sich zusammen und scheuern weiß über den Sandstrand. Eine leichte Brise umspielt sie, die Luft ist sauber und frisch und bringt optimistische Gedanken mit sich, die so ganz anders sind als der klaustrophobische Gestank hinter den Dämmen von Bangkok.

Sie atmet tief ein und genießt die salzige Luft. Da flattert plötzlich ein Schmetterling herbei und lässt sich auf dem Geländer vor ihr nieder. Schließt die schillernden Flügel. Öffnet sie behutsam wieder. Ein ums andere Mal zeigt der Falter sein helles, mit Schwarz und Gold gesprenkeltes Kobaltkleid.

Kanya beobachtet ihn dabei, berückt von der auffällig bunten Schönheit, die aus einer anderen Welt zu stammen scheint. Sie fragt sich, was ihn wohl hierhergeführt haben mag, zu dieser fremdartigen Behausung mit ihrem Farang-Gefangenen. Unter allen Schönheiten der Welt ist hier eine, der sich wohl niemand zu entziehen vermag; die Natur hat sich in wildem Rausch verausgabt.

Kanya beugt sich über das Tier und betrachtet es genauer, wie es da auf dem Geländer sitzt. Eine unvorsichtige Hand könnte es zermalmen, ohne sich der Zerstörung überhaupt bewusst zu sein.

Langsam streckt sie einen Finger aus. Der Schmetterling erstarrt, dann lässt er sich aufnehmen und trippelt ihr in die hohle Hand. Er ist weit gereist. Er muss erschöpft sein. So wie sie selbst. Kontinent um Kontinent hat er überflogen. Hoch gelegene Steppengebiete und jadegrüne Dschungellandschaften hat er überquert, um hier zwischen Hibiskusblüten und Pflastersteinen zu landen, damit Kanya ihn in der Hand halten und bewundern kann. So ein weiter Weg!

Kanya schließt die Faust um das flatternde Tier. Öffnet sie wieder und lässt den Staub auf die Fliesen rieseln. Flügelfetzen und ein zerquetschter kleiner Körper. Ein industriell gefertigter Bestäuber, höchstwahrscheinlich von einem der PurCal-Labore ausgesandt.

Aufziehwesen besitzen keine Seele. Aber schön sind sie doch.

Hinter ihr hört sie ein Plätschern. Kip hat sich einen Badeanzug übergestreift. Ihre Silhouette flimmert unter der Wasseroberfläche, steigt auf, und dann wirft sie ihr langes schwarzes Haar zurück und lächelt Kanya an, bevor sie wendet und wieder losplanscht. Kanya schaut ihr beim Schwimmen zu, folgt den eleganten Kraulbewegungen der braunen Gliedmaßen im blauen Anzug. Ein hübsches Mädchen. Diesem Wesen zuzusehen ist eine wahre Freude.

Dann endlich rollt der Dämon auf den Rand des Pools zu. Sein Zustand hat sich deutlich verschlechtert, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hat. Fa’gan-Narben überziehen den gesamten Hals bis hin zu den Ohren. Ein pathogener Virus, den er entgegen aller Prognosen abwehren konnte. Er sitzt im Rollstuhl, den ein Angestellter schiebt. Auf den bewegungsunfähigen Beinen liegt eine dünne Decke.

Also schreitet die Krankheit doch weiter voran. Lange Zeit dachte sie, es wäre nur ein Mythos, doch nun kann sie sehen, dass es stimmt. Der Mann ist hässlich. Sein Siechtum und die glühende Intensität, die von ihm ausgeht, sind kaum zu ertragen. Kanya zittert. Sie wird froh sein, wenn der Dämon in sein nächstes Leben überwechselt. Zu einem Leichnam wird, den sie unter Quarantänebedingungen einäschern können. Bis dahin hofft sie, dass die Medikamente eine Übertragung verhindern können. Er ist ein griesgrämiger, behaarter Kerl mit buschigen Augenbrauen, einer fleischigen Nase und breiten Gummilippen, die sich zu einem hyänenhaften Lächeln verziehen, als er Kanya erblickt.

»Ah. Meine Gefängniswärterin.«

»Wohl kaum.«

Gibbons wendet sich Kip zu, die immer noch ihre Bahnen zieht. »Nur, weil ihr mir hübsche Mädchen mit hübschen Mündern zugesteht, bedeutet das noch lange nicht, dass ich kein Gefangener bin.« Er sieht zu ihr auf. »Nun, Kanya, Sie haben sich eine Weile nicht blicken lassen. Wo ist Ihr aufrechter Herr und Gebieter? Mein Bewacher, den ich mehr als alle anderen schätze? Wo ist unser kampfeslustiger Kommandant Jaidee? Mit Untergebenen halte ich mich nicht auf …« Er verstummt und wirft einen Blick auf Kanyas Rangabzeichen. Seine Augen verengen sich zu Schlitzen. »Aha, verstehe. « Er lehnt sich zurück und mustert Kanya prüfend. »Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihn jemand unschädlich macht. Gratuliere zur Beförderung, Hauptmann.«

Kanya zwingt sich, gelassen zu bleiben. Bei den bisherigen Besuchen war es immer Jaidee gewesen, der mit dem Teufel verhandelt hat. Kanya hatte stets am Pool gewartet, während die beiden im Gebäude verschwanden; lediglich die Geschöpfe, die sich der Doktor gerade zu seinem Vergnügen erwählt hatte, hatten ihr Gesellschaft geleistet. Wenn Jaidee zurückkam, dann immer mit zusammengekniffenem Mund.

Ein einziges Mal, gerade als sie dabei waren, das Gelände zu verlassen, hatte er beinahe doch gesprochen und ihr verraten, was ihm im Kopf herumging. Er öffnete den Mund zu einem »Aber … «, ein nur halb ausgesprochener Widerspruch, der sofort erstarb, sobald er ihm über die Lippen kam.

Kanya hatte den Eindruck gehabt, dass er das soeben beendete Gespräch weiterführte, einen Schlagabtausch, bei dem es ebenso schnell hin und her ging wie bei einer Partie Takra. Ein rasantes Wortgefecht mit Querschlägern, die an Jaidees Schädel abprallten. Bei einer anderen Gelegenheit war Jaidee finster dreinschauend und mit den Worten »Er ist einfach zu gefährlich, um ihn weiter am Leben zu lassen« vom Grundstück gestürmt.

Kanya war damals verwirrt gewesen. »Aber er arbeitet doch nicht mehr für AgriGen«, hatte sie eingewandt, woraufhin Jaidee überrascht aufsah — er hatte gar nicht bemerkt, dass er seinen Gedanken laut ausgesprochen hatte.

Der Doktor war eine lebende Legende. Ein Kinderschreck. Kanya hatte eigentlich erwartet, ihn in Ketten vorzufinden, doch bei ihrer ersten Begegnung saß er selbstzufrieden da und löffelte das Innere einer Koh-Angrit-Papaya aus, während ihm der Saft der Frucht das Kinn hinunterlief.

Sie fragte sich oft, was den Doktor dazu getrieben hatte, hierher ins Königreich zu kommen. Waren es Schuldgefühle gewesen? Oder das Herannahen seines sicheren Todes, gepaart mit dem Reiz der Ladyboys? Vielleicht hatte es auch einen Streit unter Kollegen gegeben? Jedenfalls schien er nichts zu bereuen. All das Elend, das er in die Welt gesetzt hatte, ließ ihn kalt. Er scherzte darüber, wie er Ravaita und Domingo einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Amüsierte sich über Doktor Michael Ping, dem er die Arbeit von zehn Jahren zerstört hatte.

Eine Cheshire huscht über die Terrasse und reißt Kanya aus ihren Gedanken. Sie hüpft auf den Schoß des Doktors. Kanya weicht angewidert zurück, während der Farang beginnt, das Tier hinter den Ohren zu kraulen. Pfoten und Körper des Wesens wechseln die Farbe und verschmelzen schließlich ganz mit dem Muster der Steppdecke auf dem Schoß des alten Mannes.

Der Doktor lächelt. »Klammern Sie sich nicht zu sehr an das, was Ihnen natürlich erscheint, Hauptmann. Hier, schauen Sie« — er beugt sich vor und gibt gurrende Geräusche von sich. Maunzend reckt sich ihm der schimmernde Cheshire-Schatten entgegen. Das Schildpattfell reflektiert die Sonne. Zaghaft fährt eine kleine Zunge über das Kinn des Doktors. »Ein hungriges kleines Biest«, sagt er. »Was gut ist. Genügend Gier könnte sie an die Spitze der Nahrungskette bringen, es sei denn, wir erfinden einen ihm überlegenen Räuber. Etwas, dem es wiederum nach ihm gelüstet.«

»Diese Möglichkeit haben wir bereits in einer Langzeitanalyse durchgespielt«, erwidert Kanya. »Dadurch würde das Nahrungsnetz nur noch weiter zersetzt. Ein neues Superraubtier kann den bereits angerichteten Schaden auch nicht beheben. «

Gibbons schnauft verächtlich. »Das Ökosystem ist schon zu dem Zeitpunkt zusammengebrochen, als der Mensch die Seefahrt für sich entdeckte. Als wir die ersten Feuer in den Weiten der Savanne legten. Wir haben diese Entwicklung nur beschleunigt. Dieses Nahrungsnetz, von dem Sie reden, ist reine Nostalgie, nichts weiter. Natur!« Er verzieht angewidert das Gesicht. »Wir sind die Natur. All unsere Basteleien sind Teil der Natur, jedes biologische Streben. Wir sind, was wir sind, und die Welt gehört uns. Wir sind Götter. Ihr einziges Problem ist der Widerwille gegen ein von allen Fesseln befreites Gestaltungspotenzial.«

»So wie AgriGen? Wie U-Texas? Wie im Fall von RedStar HiGro?« Kanya schüttelt den Kopf. »Wie viele von uns mussten sterben, weil diese Firmen bereit waren, ihre Möglichkeiten voll auszuschöpfen? Eure Kalorien-Herren haben uns gezeigt, was darauf folgt. Die Menschen sterben.«

»Jeder muss sterben.« Der Doktor wischt Kanyas Bedenken beiseite. »Aber Sie sterben, weil Sie an der Vergangenheit festhalten. Wir sollten inzwischen alle Aufziehmenschen sein. Eine vollkommen neue Kreatur zu erschaffen, die gegen Rostwelke immun ist, ist wesentlich einfacher, als die bestehenden Version menschlicher Lebewesen davor zu schützen. In nur einer Generation hätten wir uns dem veränderten Lebensumfeld angepasst. Ihre Kinder könnten bereits Nutznießer dieses Wandels sein. Aber Ihresgleichen will sich einfach nicht anpassen. Sie hängen einer Vorstellung von Menschlichsein an, die sich gemeinsam mit der Umwelt über Jahrtausende hinweg herausgebildet hat, doch paradoxerweise weigern Sie sich jetzt plötzlich, weiter mit der Entwicklung Schritt zu halten. Unsere natürliche Umgebung besteht aus Rostwelke. Cibiskose. Genmanipulierten Rüsselkäfern. Cheshire. Die haben sich angepasst. Was für eine Rolle spielt es, ob sich das alles auf natürlichem Wege entwickelt hat oder nicht? Tatsache ist doch, dass sich unsere Umwelt verändert hat. Wenn wir weiterhin an der Spitze der Nahrungskette stehen wollen, werden auch wir uns dementsprechend verändern müssen. Oder wir tun es nicht, und dann gehen wir eben den Weg der Dinosaurier und der Felis domesticus. Anpassung oder Ausrottung. So lautete schon immer das oberste Gesetz der Natur, und trotzdem stellt ihr Weißhemden euch dem unvermeidlichen Wandel in den Weg.« Er beugt sich vor. »Manchmal möchte ich Sie am liebsten schütteln. Wenn Sie mir nur freie Hand lassen würden, könnte ich Ihr Gott werden und ein neues Eden erschaffen. «

»Ich bin Buddhistin.«

»Und wir alle wissen, dass Aufziehmenschen seelenlose Wesen sind.« Gibbons verzieht den Mund zu einem Lächeln. »Sie werden nicht wiedergeboren. Also werden sie sich eigene Götter suchen müssen, die sie beschützen. Die sie um Beistand für ihre Toten bitten können.« Sein Grinsen wird noch breiter. »Vielleicht werde ich diese Lücke füllen, und Ihre Aufziehkinder werden auf der Suche nach Erlösung zu mir beten.« In seinen Augen blitzt der Schalk auf. »Ich hätte zur Abwechslung nichts gegen ein paar Anhänger mehr einzuwenden, das muss ich zugeben. Jaidee war wie Sie. Ein Skeptiker. Nicht ganz so schlimm wie die Grahamiten, aber auch nicht gerade das, was sich ein Gott wünscht.«

Kanya zieht eine Grimasse. »Wenn Sie sterben, werden wir Sie einäschern und in Chlorlauge auflösen. Niemand wird sich an Sie erinnern.«

Unbeeindruckt zuckt der Doktor mit den Achseln. »Alle Götter werden Prüfungen unterzogen.« Dann lehnt er sich mit einem verschmitzten Lächeln im Rollstuhl zurück. »Sie würden mich also lieber jetzt gleich auf einem Scheiterhaufen verbrennen? Oder möchten Sie nicht vielleicht erst vor mir zu Kreuze kriechen und einmal mehr meiner Intelligenz huldigen?«

Kanya lässt sich ihren Ekel vor dem Mann nicht anmerken. Holt die Unterlagen hervor und reicht sie ihm. Er nimmt sie zwar an sich, aber dabei belässt er es. Die Akte bleibt ungeöffnet. Er würdigt sie keines Blickes.

»Ja?«

»Da steht alles drin«, sagt sie.

»Wo bleibt der Kniefall? Ihrem Vater gegenüber würden Sie sich ehrerbietiger verhalten, da bin ich mir sicher. Auch den Stadtsäulen gegenüber.«

»Mein Vater ist tot.«

»Und Bangkok wird untergehen. Das sollte Sie nicht daran hindern, mir auf angemessene Weise Respekt zu zollen.«

Kanya muss sich zusammennehmen, um ihn nicht mit dem Schlagstock niederzuknüppeln.

Über ihre offensichtliche Anspannung kann er nur lächeln. »Sollen wir also lieber erst noch ein bisschen plaudern?«, fragt er. »Jaidee war einem Schwätzchen niemals abgeneigt. Nein? An Ihrem Gesichtsausdruck erkenne ich, dass Sie mich verachten. Kann es sein, dass Sie mich vielleicht für einen Mörder halten? Für einen Kindsmörder gar? Jemand, mit dem Sie keinesfalls das Brot brechen würden?«

»Sie sind ein Mörder.«

»Ihr höchsteigener sogar. Ein Werkzeug, das Ihnen zur Verfügung steht. Was macht das aus Ihnen?« Er betrachtet sie amüsiert. Kanya kommt es vor, als würde der Mann sie mit den Augen aufschlitzen und jedes einzelne Organ hervorholen, um es zu inspizieren: Lunge, Magen, Leber, Herz …

»Ihnen wäre es am liebsten, ich wäre tot«, sagt er mit einem leisen Lächeln. Dann nehmen seine Augen einen leicht wahnsinnigen Ausdruck an, und das zerfurchte Gesicht verzieht sich zu einem breiten Grinsen. »Wenn Sie mich derart hassen, warum erschießen Sie mich dann nicht gleich hier auf der Stelle?« Als Kanya nicht reagiert, hebt er resigniert die Hände. »Zum Teufel nochmal, Sie sind alle so zurückhaltend! Kip ist die Einzige unter euch, mit der man etwas anfangen kann.« Sein Blick schweift zu dem schwimmenden Mädchen hinüber, und für einen Moment betrachtet er sie selbstvergessen. »Bringen Sie mich doch einfach um. Mir wäre es recht. Ich bin schließlich nur noch am Leben, weil Sie dafür sorgen.«

»Nicht mehr lange.«

Der Doktor sieht auf seine gelähmten Beine und lacht. »Nein. Nicht mehr lange. Und was werden Sie dann tun, sollten AgriGen und Konsorten einen weiteren Angriff starten? Falls Sporen aus Burma sich hierher verirren? Oder über den Seeweg von Indien aus an Ihre Ufer gespült werden? Werdet Ihr dann verhungern, so wie die Inder? Wird Ihnen das Fleisch von den Knochen faulen wie bei den Burmesen? Sie sind den Seuchen immer nur deswegen einen Schritt voraus, weil es mich gibt — mich und meinen verrottenden Verstand. « Er fuchtelt mit den Händen über seinen Beinen herum. »Werden Sie mit mir gemeinsam verfaulen?« Dann zieht er die Decke weg und gibt den Blick frei auf bleich schwärende Gliedmaßen, auf Schorf und Geschwüre, die die faulig blassen Beine überziehen. »Werden Sie auf diese Weise sterben? « Sein Lächeln ist voller Bitterkeit.

Kanya wendet sich ab. »Sie haben es verdient. Es ist Ihr Kamma. Ihr Tod wird qualvoll sein.«

»Karma? Sagten Sie Karma?« Mit seltsam verdrehten Augen und heraushängender Zunge beugt sich der Doktor zu ihr hin. »Und was für eine Art von Karma soll das sein, das Ihr Land an mich und diesen gebrochenen Körper bindet? Was für ein Karma macht es zu Ihrer Pflicht, mich am Leben zu erhalten, ausgerechnet mich?« Er lächelt höhnisch. »Ich denke viel nach über Ihr Karma. Vielleicht ist dies alles Vergeltung für Ihren Hochmut, und es ist die Hybris, die ihren Preis fordert und Sie zwingt, das von mir gefertigte Saatgut zu fressen. Vielleicht sind Sie auch nur das Mittel, um mich zu Erleuchtung und Erlösung zu führen. Wer weiß? Vielleicht werde ich dank meiner Großzügigkeit Ihnen gegenüber als rechte Hand Buddhas wiedergeboren?«

»So läuft das nicht.«

Der Doktor zuckt mit den Achseln. »Ist mir egal. Geben Sie mir einfach jemanden wie Kip zum Ficken. Werft mir eine weitere verlorene Seele zum Fraß vor. Ein Aufziehmädchen. Was auch immer. Ich nehme jeden Körper, den Sie mir vorsetzen. Aber davon abgesehen, lassen Sie mich in Ruhe! Ich habe es satt, mir über Ihr Land, das ohnehin dem Untergang geweiht ist, den Kopf zu zerbrechen.«

Er wirft die Unterlagen in den Pool. Sie treiben auseinander. Kanya stockt vor Entsetzen der Atem; sie will schon hinterherspringen, kann sich aber gerade noch beherrschen. Sie wird sich nicht von Gibbons ködern lassen. Diese Kalorienmänner sind doch alle gleich. Immer spielen sie ihre Spielchen. Stellen einen auf die Probe. Sie zwingt sich also dazu, den Blick vom Pool und den untergehenden Blättern abzuwenden, und konzentriert sich wieder auf ihr Gegenüber.

Auf Gibbons’ Lippen liegt die Andeutung eines Lächelns. »Nun? Werden Sie baden gehen oder nicht?« Er deutet mit dem Kopf auf Kip. »Meine kleine Nymphe hier wird Ihnen dabei helfen. Es wäre mir ein außerordentliches Vergnügen, Sie dabei zu beobachten, wie Sie sich gemeinsam im Wasser tummeln.«

Kanya schüttelt den Kopf. »Holen Sie sie doch selber wieder heraus.«

»Es erfüllt mich jedes Mal mit Freude, einem Menschen mit Format zu begegnen. Einem Menschen wie Ihnen. Einer unkorrumpierbaren Frau mit Überzeugungen.« Wieder beugt er sich vor, die Augen sind zu Schlitzen verengt. »Jemand, der wirklich in der Lage ist, ein Urteil über meine Arbeit zu fällen.«

»Sie waren ein Mörder.«

»Ich war meiner Zeit immer weit voraus. Was die Menschen mit meinen Forschungsergebnissen anstellen, interessiert mich nicht. Sie tragen eine Federpistole. Es ist wohl kaum die Schuld des Erfinders, dass Sie sich irren können. Dass Sie jederzeit den Falschen damit umbringen könnten. Ich habe Werkzeuge bereitgestellt, die neues Leben ermöglichen. Wenn es Leute gibt, die diese zu anderem Zweck einsetzen, dann befleckt das einzig deren Karma, und nicht meines.«

»Diese Geisteshaltung haben Sie sich von AgriGen gut bezahlen lassen.«

»AgriGen hat mir ein üppiges Gehalt gezahlt, weil der Konzern durch mich reich geworden ist. Meine Gedanken hingegen sind nicht käuflich.« Er mustert Kanya prüfend. »Darf ich also annehmen, dass Sie sich nichts vorzuwerfen haben? Ein weiterer aufrechter Offizier des Ministeriums mit einer Weste so weiß wie Ihre Uniform. Sauber wie ein Sterilisator. « Er beugt sich vor. »Verraten Sie mir eines — sind Sie käuflich?«

Kanya will etwas erwidern, doch ihr fehlen die Worte. Sie kann spüren, wie Jaidee sich ihr nähert. Und lauscht. Sie spürt ein Prickeln auf der Haut. Nur mit großer Anstrengung gelingt es ihr, sich nicht umzudrehen, um über die Schulter nach ihm Ausschau zu halten.

Gibbons muss lächeln. »Natürlich sind Sie das. Sie sind doch alle gleich. Durch und durch korrupt.«

Kanyas Hand fährt zur Waffe. Der Doktor bemerkt es, aber wieder lächelt er nur. »Was jetzt? Wollen Sie mir drohen, mich zu erschießen? Möchten Sie etwa auch von mir bestochen werden? Soll ich Ihnen die Fotze lecken? Oder verlangt es Sie nach meinem nicht ganz echten Mädchen?« Sein kalter Blick hält Kanya gefangen. »Mein Geld haben Sie mir bereits genommen. Mein Leben ist eine einzige Qual und nähert sich dem Ende. Was wollen Sie also noch? Wie wäre es mit meinem Mädchen?«

Kip ist gerade dabei, Wasser zu treten. Erwartungsvoll schaut sie vom Pool zu ihnen beiden auf. Ihr Körper schimmert unter den sich kräuselnden Wellen. Kanya wendet den Blick ab. Der Doktor lacht laut auf. »Tut mir leid, Kip. Wir stellen offensichtlich nicht die Art von Verlockung dar, mit der man sie ködern kann.« Er trommelt mit den Fingern auf der Lehne seines Rollstuhls herum. »Wie wäre es dann mit einem kleinen Jungen? Da gibt es diesen wundervollen Zwölfjährigen, der bei mir in der Küche aushilft. Es wäre ihm bestimmt eine Freude, seinen Pflichten nachzukommen. Das Vergnügen der Weißhemden besitzt immer oberste Priorität. «

Kanya starrt ihn wütend an. »Ich könnte Ihnen alle Knochen brechen.«

»Dann tun Sie es doch. Aber beeilen Sie sich. Mich verlangt es dringend nach einer Rechtfertigung dafür, warum ich Ihnen nicht helfen werde.«

»Warum haben Sie so lange Zeit für AgriGen gearbeitet?«

Die Augen des Doktors verengen sich. »Aus demselben Grund, aus dem Sie wie ein Hund zu Ihrem Herrchen rennen. Ich wurde in der Münze entlohnt, die mir am meisten zusagt.«

Die Ohrfeige hallt über das Wasser. Das Sicherheitspersonal setzt sich in Bewegung, doch Kanya hat schon wieder Platz genommen und versucht, den stechenden Schmerz in ihrer Hand abzuschütteln. Sie verscheucht die Wachen. »Alles in Ordnung. Nichts passiert.«

Die Männer zögern, wägen ab, wem gegenüber sie sich loyal verhalten sollen. Der Doktor fasst sich an die aufgeplatzte Lippe, betrachtet nachdenklich das Blut an seinem Finger und sieht dann zu ihr auf. »Da habe ich wohl einen wunden Punkt getroffen … Wie viel von sich haben Sie an andere verkauft?« Sein Lächeln entblößt die von Kanya blutig geschlagenen Zähne. »Gehören Sie AgriGen? Arbeiten Sie für die?« Er schaut Kanya in die Augen. »Sind Sie hier, um mich zu töten? Um den Stachel, der ich noch immer bin, aus ihrem Fleisch zu ziehen?« Mit Augen, die sich in ihre Seele zu bohren scheinen, hält er sie gefangen. Sein Blick ist wachsam, neugierig. »Es ist nur eine Frage der Zeit. Die müssen wissen, dass ich hier bin. Dass ich Ihnen gehöre. Ohne mich hätte sich das Königreich unmöglich so lange behaupten können. Ohne meine Hilfe gäbe es keine Nachtschattengewächse, keine Ngaw. Wir wissen doch alle, dass die Jagd bereits eröffnet ist. Sind Sie etwa mein Nimrod? Mein Schicksal?«

Kanya blickt ihn finster an. »Wohl kaum. Wir sind noch nicht fertig mit Ihnen.«

Gibbons sinkt in sich zusammen. »Ah, natürlich nicht. Und Sie werden es auch niemals sein. Das liegt in der Natur der Raubtiere und Seuchen — wir haben es schließlich nicht mit hirnlosen, lenkbaren Maschinen zu tun. Sie gehorchen einzig ihren Grundbedürfnissen und werden von einem unstillbaren Hunger angetrieben. Die Evolution hat ihnen diese Rolle zugeteilt. Sie müssen sich ständig verändern und anpassen, und genau aus diesem Grund werden Sie niemals mit mir fertig sein. Was wird, wenn ich einmal nicht mehr bin? Wir haben dunkle Mächte in die Welt entlassen, gegen die einzig mein Intellekt uns noch schützen kann. Die Natur ist nicht mehr dieselbe. Sie liegt jetzt sprichwörtlich in unseren Händen. Wäre es nicht ausgleichende Gerechtigkeit, wenn wir von einer unserer eigenen Schöpfungen verschlungen würden?«

» Kamma «, murmelt sie leise.

»Genau so ist es.« Gibbons lehnt sich wieder zurück und schmunzelt. »Kip. Hol mir die Unterlagen. Lass uns sehen, ob wir dieses neue Rätsel lösen können.«

Nachdenklich trommelt er mit den Fingern auf seinen leblosen Beinen herum. Dann lächelt er Kanya verschmitzt an. »Wir werden herausfinden, wie nahe am Abgrund Ihr kostbares Königreich sich befindet.«

Kip schwimmt umher und sammelt die im Pool verstreuten Seiten ein. Dabei plätschern kleine Wellen über die Wasseroberfläche. Die Unterlagen sind triefend nass. Während Gibbons Kip beobachtet, huscht ein Lächeln über sein Gesicht. »Sie haben Glück, dass Kip mir gefällt. Sonst hätte ich Sie alle schon vor Jahren sterben lassen.«

Er nickt den Wachen zu. »Hauptmann Kanya wird Proben mitgebracht haben. Holt sie. Wir nehmen alles mit ins Labor.«

In diesem Moment kommt Kip herbei und legt dem Doktor die nassen Seiten in den Schoß. Auf ein Zeichen von ihm schiebt sie ihn auf den Eingang der Villa zu. Der Doktor bedeutet Kanya, ihm zu folgen.

»Kommen Sie schon. Es wird nicht lange dauern.«


Mit zusammengekniffenen Augen betrachtet der Doktor einen der Objektträger. »Es überrascht mich, wie Sie darauf kommen, dass es sich hierbei um eine unabhängige Mutation handeln könnte.«

»Es gibt nur drei Krankheitsfälle.«

Der Doktor blickt zu ihr auf. »Bis jetzt.« Ein kurzes Lächeln. »Das Leben folgt bestimmten Algorithmen. Aus zwei werden vier, dann zehntausend, dann eine Epidemie. Vielleicht ist es zu diesem Zeitpunkt bereits in der ganzen Bevölkerung verteilt, ohne dass wir davon wissen. Vielleicht sehen wir hier das Endstadium vor uns. Unheilbar, aber ohne Symptome, wie bei der armen Kip.«

Kanya schaut zu dem Ladyboy hinüber. Kip erwidert den Blick mit einem freundlichen Lächeln. Ihre Haut sieht normal aus. Ihr Körper ebenso. Sie leidet also nicht an derselben Krankheit wie der Doktor. Und doch … Kanya weicht unwillkürlich einen Schritt zurück.

Der Farang sieht sie belustigt an. »Kein Grund zur Aufregung. Sie leiden an derselben Krankheit. Naturgemäß ist das Leben selbst am Ende tödlich.« Er sieht wieder durch das Mikroskop.

»Da war kein Indie-Genhacker am Werk. Sondern irgendetwas anderes. Auch keine Rostwelke. Es gibt keine Anzeichen für eine Arbeit von AgriGen.« Plötzlich macht sich ein angewiderter Ausdruck auf seinem Gesicht breit. »Hier gibt es nichts, was mein Interesse verdient hätte. Irgendein Dummkopf hat einen Fehler gemacht. Dafür ist mir mein Verstand zu schade.«

»Das ist doch gut, oder nicht?«

»Eine zufällig entstandene Epidemie tötet ebenso gründlich wie eine im Labor gezüchtete.«

»Gibt es einen Weg, das aufzuhalten?«

Der Doktor nimmt eine Brotkruste zur Hand. Sie ist mit einer grünlichen Schimmelschicht bedeckt. Versonnen betrachtet er den Pilzüberzug. »So viele im Wachsen begriffene Dinge sind uns zuträglich. Und so viele lebensgefährlich.« Er hält Kanya das Brot hin. »Versuchen Sie es.«

Kanya schreckt zurück. Gibbons verzieht den Mund zu einem Grinsen und beißt hinein. Bietet ihr das Brot erneut an. »Vertrauen Sie mir.«

Kanya schüttelt den Kopf und unterdrückt den dringenden Wunsch, schützende und reinigende Gebete für Phra Seub aufzusagen, die ihren Aberglauben verraten würden. Stattdessen berührt sie kurz ihr Amulett und stellt sich den Heiligen im Lotussitz vor. Sie wird sich vom diesem Dämon nicht aus der Reserve locken lassen.

Der Mann nimmt einen weiteren Bissen. Krümelt sich das ganze Kinn voll. »Wenn Sie bereit sind, einen Happen zu sich zu nehmen, werde ich Ihre Frage beantworten.«

»Ich würde niemals etwas aus Ihrer Hand nehmen.«

Der Doktor lacht laut auf. »Aber das haben Sie doch bereits. Jede einzelne Spritze, die Sie als Kind erhalten haben. Jede Impfung. Jede Auffrischung.« Er hält ihr das Brot hin. »Das hier ist persönlicher. Sie werden es nicht bereuen, davon probiert zu haben.«

Kanya deutet mit dem Kopf in Richtung Mikroskop. »Um was genau handelt es sich bei dieser Sache? Werden Sie weitere Untersuchungen vornehmen?«

Gibbons schüttelt den Kopf. »Das? Das ist nichts. Eine alberne Mutation. Ein Standardprodukt. Die haben wir bei uns im Labor auch gehabt. Müll.«

»Warum haben wir dann noch nie etwas Vergleichbares gesehen?«

Gibbons’ Ausdruck wird ungeduldig. »Weil Sie den Tod nicht auf die Art züchten, wie wir es getan haben. Sie trauen sich nicht an die Bausteine des Lebens heran.« Für einen Moment sieht sie wirkliches Interesse und so etwas wie Leidenschaft in seinen Augen aufflackern. Zugleich schimmert Bosheit und Habgier darin. »Sie haben ja keine Vorstellung davon, was wir in unseren Laboratorien alles erschaffen haben. Dieser Firlefanz hier ist reine Zeitverschwendung für mich. Ich hatte gehofft, dass Sie mit einer Herausforderung an mich herantreten. Etwas aus der Hand von Dr. Ping und Raymond. Oder vielleicht von Mahmoud Sonthalia. Eine Aufforderung zum Tanz.« Der für ihn sonst so charakteristische zynische Ausdruck ist nun verflogen. Er wirkt beinahe entrückt. »Ha! Das wären würdige Gegner.«

Wir sind einem Spieler ausgeliefert.

Die Einsicht durchfährt Kanya wie ein heißer Blitz. Sie hat den Doktor durchschaut. Ein unzähmbarer Geist. Ein Mann, der in seinem Feld bereits alles erreicht hat. Ein missgünstiger Mensch, der sich geradezu zwanghaft mit anderen messen muss. Nur war die Konkurrenz irgendwann keine Herausforderung mehr für ihn gewesen, also wechselte er die Seiten und kam ins Königreich, um einen neuen Anreiz zu schaffen. Ein Winkelzug. So als hätte sich Jaidee entschlossen, einen Muay-Thai-Kampf mit auf dem Rücken zusammengebundenen Händen durchzuführen, nur um zu sehen, ob er es auch mit den Beinen allein schaffen könnte.

Unser Schicksal hängt von einem unberechenbaren Gott ab. Er hilft uns nur, solange es seiner Unterhaltung dient, und wenn wir sein Interesse nicht länger wecken können, wird er die Augen schließen und schlafen.

Eine grauenhafte Vorstellung. Dieser Mann lebt nur noch für seine Gegner, eine global ausgetragene Partie Schach auf dem Feld der Evolution. Einzig getrieben von seinem Ego; ein Riese, der die Angriffe von Dutzenden anderen seiner Art abwehren kann, der sie lachend vom Himmel aus zerquetscht wie kleine Ameisen. Aber alle Titanen stürzen irgendwann, und was steht dem Königreich dann bevor? Kanya bricht der kalte Schweiß aus, wenn sie darüber nachdenkt.

Gibbons beobachtet sie. »Haben Sie noch weitere Fragen an mich?«

Kanya fühlt Panik in sich aufsteigen. »Sind Sie sich bei dieser Sache ganz sicher? Sie wissen bereits, was zu tun ist? Nach nur einem einzigen Blick darauf?«

Der Doktor zuckt mit den Schultern. »Wenn Sie mir nicht glauben, dann versuchen Sie es doch mit Ihren standardisierten Methoden. Tod nach Lehrbuch. Sie könnten auch einfach das gesamte Industriegebiet niederbrennen, damit hätte sich das Problem erledigt.« Er grinst. »Das ist doch ein schlichtes Mittel ganz nach dem Geschmack der Weißhemden. Das Umweltministerium hat immer gerne auf solche Maßnahmen zurückgegriffen.« Er fährt mit der Hand durch die Luft. »In diesem Stadium ist dieser Müll nicht besonders lebensfähig. Gewiss, er mutiert schnell, aber noch ist er äußerst zerbrechlich, und der menschliche Körper ist keinesfalls ein idealer Wirt. Der Erreger ist auf Kontakt mit den Schleimhäuten angewiesen — mit Nasenlöchern, Augen, Anus, auf die Nähe von Blut und Leben. Nur dort kann er sich vermehren.«

»Dann sind wir also außer Gefahr? Es ist nicht schlimmer als Hepatitis oder Fa’gan.«

»Nur mit wesentlich stärkerer Neigung zur Mutation.« Wieder blickt er Kanya direkt in die Augen. »Da ist noch etwas, das Sie wissen sollten. Der Fabrikant, den Sie suchen, verwendet chemische Bäder. An irgendeinem Ort, der für die Fertigung biologischer Erzeugnisse vorgesehen ist. Eine HiGro-Fabrik. Ein Werksgelände von AgriGen. Eine Aufziehmanufaktur. Etwas in der Art.«

Kanya betrachtet die Doggen. »Könnten Aufziehwesen Überträger sein?«

Nur um sie zu ärgern, beugt er sich zu einem der Hunde hinab und streichelt ihn. »Schon möglich, wenn es sich dabei um Säugetiere oder Vögel handelt. Als Erstes würde ich nach einem Bad suchen. Wenn wir in Japan wären, dann hätte ich auf eine Krippe getippt, doch als Verbreitungsherd kommt praktisch jeder infrage, der mit biologischem Material hantiert.«

»Welche Arten von Aufziehwesen?«

»Das ist keine Frage der Gattung«, schnaubt Gibbons verärgert. »Entscheidend ist vielmehr die Frage, wer dem Erreger inwieweit ausgesetzt ist. Sollten die Aufziehwesen in verseuchten Bädern gezogen werden, könnten sie zum Träger werden. Andererseits kann dieser Unrat, sobald er mutiert, genauso gut im Menschen stecken. Dann müsste die Frage nach der Quelle erneut gestellt werden.«

» Wie viel Zeit bleibt uns noch?«

Gibbons zuckt mit den Achseln. »Wir haben es hier nicht mit dem Zerfall von Uran oder der Geschwindigkeit eines Klippers zu tun. Unmöglich, es vorauszusagen. Wenn das Ungeheuer genügend Futter bekommt, wird es gieriger werden. In einer feuchten Stadt, vollgepackt mit menschlichen Leibern, wird es sich gut ernähren können. Sie können selbst entscheiden, wie besorgt Sie sein sollten.«

Angewidert wendet Kanya sich ab und geht zur Tür.

»Viel Glück!«, ruft Gibbons ihr noch hinterher. »Es wird interessant sein zu beobachten, welcher Ihrer zahlreichen Feinde Sie am Ende umbringen wird.«

Kanya lässt sich nicht provozieren, sondern stürzt hinaus an die frische Luft.

Kip kommt angelaufen. Sie trocknet sich das Haar mit einem Handtuch. »Konnte der Doktor Ihnen weiterhelfen?«

»Ich denke, ich weiß jetzt genug.«

Kips Lachen gleicht einem leisen Zwitschern. »Das habe ich früher auch gedacht. Aber mit der Zeit habe ich gelernt, dass er beim ersten Zusammentreffen niemals alles preisgibt. Er lässt wichtige Fakten aus. Entscheidende Informationen. Er hat es gern, wenn jemand zu Besuch kommt.« Als sie Kanyas Arm berührt, muss diese sich zwingen, nicht zurückzuweichen. Doch Kip hat die unwillkürliche Reaktion bemerkt. Sie lächelt leise. »Er mag Sie. Er hätte gerne, dass Sie wiederkommen. «

Kanya erschauert. »Dann wird er wohl enttäuscht werden. «

Kips klarer Blick bleibt fest auf Kanya gerichtet. »Ich hoffe, dass Sie nicht allzu bald sterben. Ich mag Sie nämlich auch.«

Als Kanya das Grundstück verlässt, fällt ihr Blick auf Jaidee, der am Meeresrand steht und in die Brandung schaut. Als hätte er ihre Augen im Rücken gespürt, dreht er sich um und lächelt sie an, bevor er sich schillernd in Luft auflöst. Ein weiterer ruheloser Geist. Sie fragt sich, ob es Jaidee jemals möglich sein wird, wiedergeboren zu werden, oder ob er sie stattdessen weiterhin verfolgen wird. Sollte der Doktor Recht haben, dann wartete er vielleicht auf einen Körper, der keinerlei Seuchen fürchtet — ein Geschöpf, das erst noch gezeugt werden muss. Vielleicht besteht seine einzige Hoffnung auf Reinkarnation in der seelenlosen Hülle eines Aufziehkörpers.

Kanya erstickt diesen Gedanken im Keim. Was für eine lästerliche Vorstellung. Sie ersetzt sie durch ein Bild von Jaidee, der als Himmelswesen an einem Ort lebt, an dem Rostwelke und Aufziehwesen keinen Platz haben. So wäre er wenigstens von dem Seelenschmerz befreit, die Welt, die er so tapfer verteidigt hat, von Aufziehwesen, dieser geifernden Masse eines neuartigen Schöpfungserfolgs, überrannt zu sehen, auch wenn er dann niemals die höchste aller Stufen, die eines Buddha oder des Nibbana, der Erleuchtung, erlangen sollte.

Jaidee ist tot. Vielleicht ist das allem vorzuziehen, was diese Welt noch zu bieten hat. Wenn sie sich eine Federpistole in den Mund stecken und abdrücken würde, dann wäre sie glücklicher als jetzt. Jedenfalls, wenn sie nicht so ein großes Haus besitzen würde und kein von Verrat verunreinigtes Kamma . . .

Kanya schüttelt den Kopf. Wenn überhaupt noch irgendetwas sicher war, dann dies: dass sie hier auf der Erde ihre Pflicht zu erfüllen hatte. Ihre Seele würde ohne Zweifel wieder in diese Welt wandern, im besten Fall in einen Menschen hinein, oder, wenn es schlecht für sie ausging, vielleicht in einen Hund oder eine Küchenschabe. Jede ungeklärte Angelegenheit, die sie hier zurückließ, würde sie immer wieder einholen. Das war schon allein aufgrund ihrer verräterischen Handlungen vorprogrammiert. Sie muss diesen Kampf weiterführen, bis ihr schlechtes Kamma endlich getilgt ist. Sich in Selbstmord zu flüchten, wäre nur ein Aufschub des immer gleichen Problems, dem sie sich dann vielleicht in noch schlimmerer Form zu stellen hätte. Für jemanden wie sie gab es kein Entkommen.

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