32

Die Welt, in der sich Par und Coll Ohmsford befanden, war eine Welt der Alpträume. Die Stille war angespannt und endlos, eine gähnende Leere. Kein Laut, kein Vogelgezwitscher und kein Summen von Insekten, kein Plätschern oder Kratzen, nicht einmal das Rascheln des Windes in den Bäumen kündete von Leben. Die Bäume erhoben sich in den Himmel gleich steinernen Statuen.

Natürlich war auch der Nebel da. Der Nebel war zuerst, zuletzt und immer da, eine tiefe und allgegenwärtige graue See. Träge hing er in der Luft, unbeweglich bedeckte er Bäume und Sträucher; er glich einem Schleier, durch die das Licht und die Wärme der Sonne nicht durchdringen konnte. Er berührte die Haut mit einer kalten, feuchten Beharrlichkeit, die von toten Dingen kündete.

Par und Coll bewegten sich langsam, vorsichtig durch ihren Wachtraum, während sie gegen das Gefühl ankämpften, körperlose Wesen zu sein. Ihre Augen glitten von Schatten zu Schatten, suchten nach Spuren von Bewegung und fanden nur Bewegungslosigkeit. Die Welt, die sie betreten hatten, schien ohne Leben, als wären die Schattenwesen, die sie dort wußten, nicht vorhanden, sondern einfach eine Lüge ihres Traums, die sie mit ihren Sinnen nicht begreifen konnten.

Sie begaben sich schnell zu den Trümmern der Sendic-Brücke. Lautlos schritten sie durch das hohe Gras und über die feuchte Erde. Par warf einen Blick zu der Tür zurück, durch die sie gekommen waren. Sie war nirgendwo zu sehen.

In wenigen Sekunden war all das, was vom Palast der Könige von Tyrsis übriggeblieben war, ebenfalls verschwunden.

Als ob es nie da gewesen wäre, dachte Par düster. Ihm war kalt, aber auch wieder heiß. Den Gefühlen, die in seinem Inneren tobten, konnte er weder Beachtung schenken noch ihrer Herr werden; sie schrien mit Stimmen, die verwirrt klangen, jede verzweifelt darum bemüht, sich Gehör zu verschaffen. Er spürte, wie sein Herz in der Brust hämmerte, und fühlte das nahe Bevorstehen seines Todes bei jedem Schritt, den er tat. Er wünschte, er wäre in der Lage, die Magie kurz zu beschwören, um die Gewißheit zu haben, daß er ein gewisses Maß an Macht besaß, um sich zu verteidigen. Aber die Anwendung der Magie würde die Wesen, die in der Schlucht lebten, warnen, und er wollte glauben, daß dies bisher noch nicht geschehen war.

Coll berührte seinen Arm und deutete auf eine Stelle, wo sich eine Spalte vor ihnen auftat. Sie mußten sie umgehen. Par nickte und ging voran. Colls Anwesenheit gab ihm ein Gefühl der Sicherheit, so als könne seine bloße Gegenwart das Böse, das sie bedrohte, von ihnen abhalten. Seine Freude darüber, daß sein Bruder ihn begleitete, ließ sich nicht mit Worten beschreiben. Colls Mut in dieser Situation war zu einem großen Teil Quelle seines eigenen.

Sie umgingen die Falle und arbeiteten sich wieder zu den Trümmern der Brücke zurück. Alles um sie herum war unverändert, still und bewegungslos, bar allen Lebens.

Aber dann schimmerte etwas dunkel im vor ihnen lie- genden Nebel, eckige Umrisse, die sich aus den Trümmern erhoben.

Hastig eilten sie darauf zu, Par voraus, Coll nur einen Schritt hinter ihm. Steinerne Wände kamen plötzlich in Sicht. Pflanzen rankten sich daran hoch und über das schräge Dach. Der Kuppelbau war größer, als Par ihn sich vorgestellt hatte, gute fünfzehn Meter im Durchmesser und mindestens sechs Meter hoch. Er erinnerte an eine Krypta.

Die Talbewohner bogen vorsichtig um die Ecke. Sie stießen auf in den Stein gehauene Zeilen, uralt und durch Zeit und Wetter fast zerstört, so daß viele Worte fast schon unsichtbar waren. Atemlos hielten sie an und lasen: »Hier liegt Herz und Seele der Nationen, ihr Recht, freie Menschen zu sein, ihr Wunsch, in Frieden zu leben, ihr Mut, die Wahrheit zu suchen. Hier liegt das Schwert von Shannara.«

Dahinter war eine riesige Steintür, die nur angelehnt war. Die Brüder sahen einander an, bevor sie sich in Bewegung setzten. Als sie die Tür erreichten, spähten sie hinein. Sie erblickten eine Art Korridor, der in der Dunkelheit verschwand.

Par runzelte die Stirn. Er hatte nicht damit gerechnet, daß der Kuppelbau eine ganze Anlage war; er hatte geglaubt, nichts weiter als einen einzigen Raum vorzufinden, in dessen Mitte sich das Schwert von Shannara befand. Doch das, was er sah, ließ etwas anderes vermuten.

Er blickte Coll an. Sein Bruder war offensichtlich bestürzt; besorgt sah er sich um, ließ seinen Blick zuerst zum Eingang, dann zum dunklen Wald, der sie umgab, gleiten. Coll streckte die Hand aus und zog an der Tür. Sie ließ sich ohne große Mühe öffnen.

»Das sieht nach einer Falle aus«, flüsterte Coll so leise, daß Par ihn kaum hören konnte.

Par hatte soeben das Gleiche gedacht. Eine Tür zu einem Kuppelbau, der dreihundert Jahre alt war und der der Witterung in der Schlucht ausgesetzt war, hätte sich nicht so leicht öffnen lassen sollen. Es würde ein Leichtes sein, die Tür, sobald sie drinnen waren, von draußen zu verriegeln.

Und trotzdem wußte er, daß er hineingehen würde. Er hatte sich bereits dazu entschlossen. Er hatte zu viel auf sich genommen, als daß er jetzt umgekehrt wäre. Er zog die Augenbrauen in die Höhe und sah Coll fragend an. Was schlug Coll vor?

Coll sah, daß Par entschlossen war weiterzugehen, daß ihn das Risiko nicht abschreckte. »Also gut. Du suchst nach dem Schwert, ich halte hier draußen Wache. Aber beeil dich!«

Par nickte, lächelte und griff nach der Hand seines Bruders.

Dann war er auch schon drinnen und eilte schnell durch den Gang der Dunkelheit entgegen. Er wagte sich so weit vor, wie es angesichts des schwachen Lichts, das ihm von draußen den Weg wies, möglich war, aber bald umgab ihn nichts als Finsternis. Seine Hände tasteten an den Wänden entlang auf der Suche nach dem Ende des Korridors, aber er fand es nicht. Ihm fiel ein, daß er immer noch den Stein, den Damson Rhee ihm gegeben hatte, bei sich trug. Er griff in seine Tasche, nahm ihn heraus, umschloß ihn einen Augenblick mit den Händen, um ihn zu wärmen, und hielt ihn dann vor sich. Silbriges Licht durchflutete die Dunkelheit.

Er folgte dem Korridor, stieg eine Treppe hinunter und betrat einen zweiten Korridor. Der Weg schien länger, als er dies für möglich gehalten hätte, und zum erstenmal beschlich ihn ein Gefühl der Beunruhigung. Er befand sich längst nicht mehr im Kuppelbau, sondern tief darunter.

Dann hörte der Korridor auf. Er betrat einen Raum mit einer gewölbten Decke und Wänden mit Bildern und Runen. In der Mitte erblickte er mit der Klinge nach unten in einem Block aus rotem Marmor das Schwert von Shannara.

Er blinzelte, um sicherzugehen, daß er sich nicht täuschte, und trat dann darauf zu. Die Klinge war glatt und ohne Beschädigung, ein makelloses Stück Schmiedekunst. Den Griff zierte das Bild einer Hand, die eine Fackel gen Himmel hob. Der Talisman funkelte bläulich in dem weichen Licht.

Par spürte, wie sich seine Kehle verengte. Es war tatsächlich das Schwert.

Eine plötzliche Erregung bemächtigte sich seiner. Er konnte sich kaum enthalten, nach Coll zu rufen, seine Gefühle laut hinauszuschreien. Eine Welle der Erleichterung ging durch ihn hindurch. Nur aus einer Vorahnung hatte er alles gewagt – und diese Vorahnung hatte ihn nicht getrogen. Himmel, sie hatte ihn von Anfang an geleitet! Das Schwert von Shannara hatte sich wirklich in der Grube befunden, war lediglich verborgen gewesen durch die Bäume und das Gestrüpp, durch den Nebel und die Nacht, durch die Schattenwesen!

Der Gedanke an die Schattenwesen erinnerte ihn daran, in welcher Gefahr er sich befand. Er würde später noch Zeit genug finden, sich zu gratulieren, später, wenn Coll und er diesem Rattenloch entflohen waren.

In den steinernen Sockel des Marmorblocks, in dem das Schwert ruhte, waren Stufen eingelassen, und er machte sich daran hinaufzusteigen. Aber er hatte erst eine Stufe erklommen, als sich etwas aus der Wand hinter ihm löste. Er erstarrte.

Schattenwesen!

Aber er erkannte sofort, daß er sich getäuscht hatte. Es war kein Schattenwesen. Es war ein Mann, ganz in Schwarz gekleidet, in Mantel und Kapuze, die Abzeichen eines Wolfskopfes auf seiner Brust.

Pars Angst verringerte sich nicht, als er begriff, wen er vor sich hatte. Der Mann, der auf ihn zukam, war Felsen-Dall. Am Eingang des Kuppelbaus wartete ein ungeduldiger Coll. Er stand mit dem Rücken zur Wand, unweit der Tür, und ließ seine Blicke durch den Nebel schweifen. Nichts bewegte sich. Kein Laut drang an sein Ohr. Er war allein, so schien es; und doch fühlte er sich nicht allein. Das Licht der Dämmerung drang schwach durch die Baumwipfel.

Par ist bereits zu lange weg, dachte er. So viel Zeit darf er nicht brauchen.

Er warf einen schnellen Blick auf die schwarze Öffnung des Kuppelbaus. Noch fünf Minuten wollte er warten; dann wollte er selbst hineingehen. Felsen-Dall blieb ein Dutzend Schritte vor Par stehen, streckte wie beiläufig seine Hand aus und zog die Kapuze seines Mantels zurück. Sein Gesicht war unmaskiert, trotzdem warf das Halblicht des Kuppelbaus so viel Schatten darauf, daß es praktisch unkenntlich war. Aber Par hätte ihn jederzeit erkannt. Das eine und bisher einzige Zusammentreffen im »Blue Whisker« in jener Nacht vor vielen Wochen war nichts, was er jemals vergessen würde. Er hatte gehofft, daß sich diese Zusammenkunft nicht wiederholte; doch nun standen sie einander von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Felsen-Dall, Erster Sucher der Föderation, der Mann, der ihn durch ganz Callahorn verfolgt und ihm viele Male dicht auf den Fersen gewesen war, hatte ihn schließlich eingeholt.

Die Tür, durch die Par eingetreten war, stand weiterhin offen. Er machte sich zur Flucht bereit.

»Bleib, Par Ohmsford«, sagte der andere, als hätte er seine Gedanken gelesen. »Gibst du so schnell auf? Läßt du dir so leicht Angst einjagen?«

Par zögerte.

Felsen-Dall war ein großer, hochgewachsener Mann; sein Gesicht, das von einem roten Bart gerahmt wurde, schien, als wäre es aus Stein gemeißelt, so hart und bedrohlich wirkte es. Doch seine Stimme – und Par hatte sie ebenfalls nicht vergessen – war weich und unwiderstehlich.

»Solltest du dir nicht zuerst anhören, was ich zu sagen habe?« fuhr der große Mann fort. »Was kann es schon schaden? Ich warte hier schon geraume Zeit auf dich.«

Par starrte ihn an. »Du hast gewartet?«

»Gewiß. Du mußtest früher oder später hierherkommen, nachdem du dich für das Schwert von Shannara entschieden hattest. Du bist sicher hier, um es zu holen. Dann habe ich also recht daran getan zu warten, nicht wahr? Wir haben viel zu bereden.«

»Das glaube ich nicht.« Pars Gedanken überschlugen sich. »Du hast versucht, mich und Coll in Varfleet festzunehmen. Du hast meine Eltern in Shady Vale eingesperrt. Du bist seit Wochen hinter mir und meinen Gefährten her.«

Felsen-Dall verschränkte die Arme. Par bemerkte wieder, daß der linke Arm bis zum Ellbogen behandschuht war. »Wie wär’s, wenn ich hier stehe und du dort?« bot der große Mann an. »Auf diese Weise kannst du den Raum jederzeit verlassen. Ich werde dich nicht daran hindern.«

Par holte tief Luft und trat zurück. »Ich traue dir nicht.«

Der große Mann zuckte mit den Schultern. »Warum solltest du auch? Aber du willst doch das Schwert von Shannara, oder nicht? Wenn du es haben willst, mußt du zuvor mich anhören. Und danach kannst du es, wenn du willst, an dich nehmen. Ist das ein faires Angebot?«

Par spürte, wie sich seine Nackenhaare sträubten. »Warum solltest du mir solch einen Handel anbieten, nachdem du nichts unversucht gelassen hast, was mich davon abhalten konnte, das Schwert von Shannara in meinen Besitz zu bringen?«

»Dich davon abhalten?« Der andere lachte, ein tiefes, angenehmes Lachen. »Par Ohmsford, hast du auch nur einmal daran gedacht, mich um das Schwert von Shannara zu bitten? Hast du jemals die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß ich es dir einfach geben könnte? Wäre das nicht einfacher gewesen, als sich durch die Stadt zu schleichen und zu versuchen, es wie ein ganz gemeiner Dieb zu stehlen?« Er schüttelte langsam den Kopf. »Es gibt so vieles, was du nicht weißt. Laß es mich dir erzäh- len.«

Par blickte sich unsicher um, überzeugt, daß dies ein Trick war, um ihn zur Unachtsamkeit zu verleiten. Der Kuppelbau war ein Irrgarten von Schatten. Par rieb heftig den Stein, den Damson Rhee ihm gegeben hatte, um seine Leuchtkraft zu vergrößern.

»Ah, glaubst du, daß ich jemand in der Dunkelheit verstecke, glaubst du das?« Felsen-Dall flüsterte. »Nun denn!« Er hob die behandschuhte Hand, machte eine schnelle Bewegung, und der Raum wurde von Licht durchflutet.

Par rang überrascht nach Luft und trat noch einen Schritt zurück.

»Glaubst du, Par Ohmsford, daß du der einzige bist, der über Magie gebietet?« fragte Felsen-Dall ruhig. »Du siehst, du bist nicht der einzige. Tatsache ist, daß ich über eine Magie verfüge, die viel größer ist als deine, größer vielleicht als die der alten Druiden. Außerdem gibt es noch andere wie mich. In den Vier Ländern gibt es viele, die die Magie der alten Welt besitzen, aus einer Welt vor den Vier Ländern und den Großen Kriegen und selbst vor den Menschen.«

Wortlos starrte Par ihn an.

»Willst du mir jetzt zuhören? Solange du noch kannst?«

Par schüttelte den Kopf, nicht als Antwort auf die Frage, die ihm gestellt worden war, sondern aus Unglauben. »Du bist ein Sucher«, sagte er schließlich. »Du verfolgst die, die Magie anwenden. Jede Anwendung, auch durch euch, ist verboten.«

Felsen-Dall lächelte. »So hat es die Föderation bestimmt. Aber hat dich das davon abgehalten, deine Magie zu benutzen, Par? Oder deinen Onkel, Walker Boh? Oder irgendeinen anderen, der über sie verfügt? Es ist in der Tat ein lächerlicher Erlaß. Die Föderation träumt von Eroberung und der Errichtung eines Reiches, von der Vereinigung der Länder und der Rassen unter ihrer Herrschaft. Der Koalitionsrat entwirft und plant und glaubt, er sei auserwählt zu regieren, weil es den Rat der Rassen und die Druiden nicht mehr gibt. Er hält das Verschwinden der Elfen für einen Segen. Er bemächtigt sich des Südlandes, bedroht Callahorn, bis Callahorn sich unterwirft, und vernichtet die eigensinnigen Zwerge. Er wertet all dies als Beweis für sein Recht auf die Herrschaft. Er hält sich selbst für allwissend. In einem letzten Akt der Arroganz ächtet er die Magie. Er macht sich nicht ein einziges Mal die Mühe zu fragen, welchen Zweck die Magie hat – er mißachtet sie einfach!… Tatsache ist, daß die Föderation aus Narren besteht, die nichts von der Bedeutung der Magie wissen. Es war die Magie, die unsere Welt erschaffen hat, die Welt, in der sich die Föderation allen anderen überlegen glaubt. Aus der Magie wird alles geboren, sie macht alles möglich. Und die Föderation sollte eine solche Macht behandeln, als wäre sie bedeutungslos?« Er richtete sich auf, reckte sich dem Licht, das er gerufen hatte, entgegen. »Sieh mich an, Par Ohmsford«, flüsterte er.

Sein Körper begann zu leuchten, um sich sodann aufzulösen. Par verfolgte das Schauspiel mit Entsetzen. Eine dunkle Gestalt erhob sich in das Halblicht, in ihren Augen loderte ein hochrotes Feuer. »Siehst du?« flüsterte Felsen-Dalls körperlose Stimme mit einer Spur von Genugtuung. »Ich bin genau das, was die Föderation vernichten würde, und sie hat nicht die geringste Ahnung davon!«

Par wich vor dem Mann, der sich Felsen-Dall nannte, zurück, vor der Kreatur, die in Wirklichkeit kein Mensch war, sondern ein Schattenwesen. Er wollte fliehen. Dann erinnerte er sich an das Schwert von Shannara, und tollkühn änderte er seinen Entschluß. Wenn er an das Schwert gelangte, dachte er grimmig, besaß er eine Waffe, mit der er Felsen-Dall vernichten konnte.

Aber das Schattenwesen schien sorglos. Langsam glitt die dunkle Gestalt wieder in Felsen-Dalls Körper hinein, und die Stimme des großen Mannes kehrte zurück. »Man hat dich belogen, Talbewohner. Wiederholt. Man hat dir erzählt, daß die Schattenwesen das Böse sind, daß sie Parasiten sind, die sich menschlicher Körper bemächtigen, um sie für ihre Zwecke zu gebrauchen… Nein, mach dir nicht die Mühe, es abzustreiten oder zu fragen, woher ich das weiß«, sagte er schnell und schnitt Par, der seiner Überraschung Ausdruck geben wollte, das Wort ab. »Ich weiß alles über dich, über deine Reise nach Culhaven, den Wildewald, das Hadeshorn und noch mehr. Ich weiß von deiner Zusammenkunft mit dem Geist Allanons. Ich kenne die Lügen, die er dir erzählt hat. Lügen, Par Ohmsford – und sie beginnen mit den Druiden! Sie erzählen dir, was zu tun ist, um die Schattenwesen zu vernichten, um die Welt wieder zu einem sicheren Ort zu machen. Du sollst das Schwert von Shannara suchen, Wren die Elfen und Walker Boh das entschwundene Paranor – ich weiß das alles.« Das schroffe Gesicht verzerrte sich vor Zorn. »Aber hör dir das an, was du noch nicht weißt! Die Schattenwesen sind keine Mißgeburt der Natur. Wir sind die Nachfolger der Druiden! Wir sind das, was nach ihrem Verschwinden aus der Magie entstanden ist! Wir sind keine Monster, die sich der Menschen bemächtigen – wir sind selbst Menschen.«

Par schüttelte den Kopf, so als wolle er leugnen, was er gehört hatte, aber Felsen-Dall erhob die behandschuhte Hand. »Die Menschen besitzen Magie genau, wie einstmals die Wesen aus dem Feenland sie besessen haben. Genau wie die Elfen, bevor sie sich zurückgezogen haben. Und später die Druiden.« Seine Stimme klang wieder weich. »Ich bin ein Mann wie jeder andere, ausgenommen daß ich Magie besitze. Wie du, Par Ohmsford. Irgendwie habe ich sie von meinen Vorfahren geerbt, die in einer Welt gelebt haben, in der Magie etwas Alltägliches war. Die Magie hat sich ausgebreitet und Wurzeln geschlagen – nicht in der Erde, sondern in den Körpern der Männer und Frauen der Rassen. Jetzt besitzen wir die Macht, die einstmals das Vorrecht der Druiden war.« Er nickte und wartete auf Pars Antwort.

Aber Par gefror das Blut in den Adern vor dem, was er kommen fühlte.

»Ich sehe dir an, daß du mich verstehst«, sagte Felsen-Dall. »All das bedeutet, Par Ohmsford, daß auch du ein Schattenwesen bist.« Coll zählte im Geist die Sekunden, zählte so langsam, wie er nur konnte, und dachte bei jeder Sekunde, die er zählte, daß Par in Kürze zurückkehren werde. Aber sein Bruder blieb verschwunden.

Als fünf Minuten um waren, wollte Coll nicht länger warten. Er mußte hinein. Er mußte herausfinden, was mit Par geschehen war.

Er holte tief Luft. Das war der Augenblick, als ihn von hinten die Hände umfaßten und zu Boden zwangen.

»Du lügst!« schrie Par Felsen-Dall entgegen und vergaß einen Augenblick seine Angst, während er drohend einen Schritt vortrat.

»Es ist nichts Schlechtes dabei, ein Schattenwesen zu sein«, antwortete der andere scharf. »Es ist nur ein Wort, das andere gebraucht haben, um etwas zu benennen, das sie nicht wirklich verstehen. Wenn du die Lügen, die man dir aufgetischt hat, vergessen kannst, wirst du eher in der Lage sein zu verstehen, was ich dir sagen werde. Nehmen wir einmal an, daß ich recht habe! Wenn die Schattenwesen Menschen sind, die zu Nachfolgern der Druiden bestimmt sind, dann haben sie nicht nur das Recht, die Magie anzuwenden, sondern sogar die Pflicht. Die Magie ist ein Vermächtnis – hat nicht Allanon, als er im Sterben gelegen und Brin Ohmsford mit seinem Blut gezeichnet hat, dies gesagt? Die Magie ist ein Werkzeug, das zur Veredelung der Rassen und der Vier Länder benutzt werden muß. Warum ist es so schwer, das zu akzeptieren? Aber die Narren, die die Föderation beherrschen, glauben, daß alles, was sie nicht beherrschen können, unterdrückt werden muß. Jeder, der anders ist als sie selbst, ist ein Feind!« Das kantige Gesicht verhärtete sich. »Aber wer, glaubst du, strebt nach Vorherrschaft über die Vier Länder? Wer vertreibt die Elfen aus dem Westland, versklavt die Zwerge im Osten, belagert die Trolle im Norden und erhebt Anspruch auf den Besitz aller Vier Länder? Aus welchem Grund, glaubst du, fangen die Vier Länder an zu welken und zu sterben? Wer ist dafür verantwortlich? Du hast die armen Kreaturen gesehen, die in der Schlucht leben. Für Schattenwesen hältst du sie, oder etwa nicht? Ja, das sind sie – aber für ihren Zustand sind ihre Herren verantwortlich. Und das sind Menschen wie du und ich. Die Föderation sperrt sie ein, weil sie der Beweis für die Magie sind und man sie für gefährlich hält. Sie werden zu dem, wofür sie gehalten werden. Sie entbehren das Leben, das die Magie ihnen bieten könnte, und darüber werden sie wahnsinnig! Das Mädchen auf dem Tofferkamm – was ist ihr widerfahren, daß sie zu dem geworden ist, was sie ist? Sie verzehrte sich nach der Magie, die sie brauchte, nach der Anwendung der Magie und nach allem, was ihre geistige Gesundheit erhalten hätte. Sie wurde ins Exil getrieben… Es ist die Föderation, die mit ihren lächerlichen Erlassen und ihrer erdrückenden Herrschaft die Vernichtung der Vier Länder bewirkt! Es sind die Schattenwesen, die die Möglichkeit haben, die Dinge wieder ins rechte Lot zu bringen!… Was Allanon betrifft, so ist er in erster Linie und immer ein Druide. Wonach er strebt, weiß nur er selbst, und so wird es wahrscheinlich bleiben. Aber du tätest gut daran, das, was er dir erzählt, nicht allzu schnell zu glauben.«

Er sprach mit solcher Überzeugung, daß Par zum allerersten Mal zweifelte. Was war, wenn der Geist Allanons wirklich gelogen hatte? Stimmte es etwa nicht, daß die Druiden mit jenen schon immer ihr Spiel getrieben hatten, die ihnen zu Diensten waren? Walker Boh hatte behauptet, daß dem so sei, und davon gesprochen, daß es ein Fehler sei, Allanon zu glauben. Es war also möglich, dachte er verzweifelt, daß er vollkommen irregeleitet worden war.

»Du gehörst zu uns, Par Ohmsford«, sagte Felsen-Dall leise.

Par schüttelte schnell den Kopf. »Nein.«

»Du bist einer von uns. Du kannst es so lang und so laut leugnen, wie du willst, aber die Tatsache bleibt bestehen. Wir sind von der gleichen Sorte, du und ich-Besitzer der Magie, Nachfolger der Druiden, Bewahrer des Vermächtnisses.« Er hielt inne, überlegte. »Du hast immer noch Angst vor mir, stimmt’s? Ein Schattenwesen. Schon der Name flößt dir Angst ein. Sie ist die unvermeidliche Folge davon, daß du die Lügen, die man dir erzählt hat, für die Wahrheit gehalten hast. Du hältst mich für einen Feind statt für einen Freund.«

Par schwieg.

»Wir wollen sehen, wer lügt und wer die Wahrheit spricht.« Felsen-Dall deutete unvermutet auf das Schwert. »Zieh es aus dem Stein, Par. Es gehört dir; es ist dein angestammtes Besitztum als Erbe des Elfenhauses von Shannara. Nimm es. Berühre mich damit. Sollte ich tatsächlich die schwarze Kreatur sein, vor der man dich gewarnt hat, wird mich das Schwert töten. Sollte ich das Böse sein, das sich hinter einer Lüge verbirgt, wird das Schwert es erweisen. Nimm es also in die Hand. Benutze es.«

Par verharrte eine Zeitlang regungslos, sprang dann die Stufen zu dem Block aus rotem Marmor hinauf und ergriff das Schwert von Shannara mit beiden Händen. Er konnte die glänzende Klinge widerstandslos herausziehen. Eilig drehte er sich um und blickte Felsen-Dall an.

»Komm näher, Par«, flüsterte der andere. »Berühre mich.«

Erinnerungen schwirrten wie wild durch Pars Gedanken, Fetzen und Stücke des Liedes, das er gesungen hatte, der Geschichten, die er erzählt hatte. Was er in Händen hielt, war das Schwert von Shannara, der Talisman der Wahrheit, gegen den keine Lüge bestehen konnte.

Er stieg die Stufen hinunter, das Heft fest in der Hand. Felsen-Dall wartete. Als Par ihm nahe genug war, streckte er die Hand aus und berührte mit der Klinge den Körper des anderen.

Nichts geschah.

»Jetzt weißt du es. Ich trage keine Lüge in mir«, sagte Felsen-Dall. »Die Lüge liegt in dem, was man dir erzählt hat.«

Par stellte fest, daß er zitterte. »Aber warum sollte Allanon lügen? Welchen Sinn könnte das haben?«

»Denk doch einfach daran, was man von dir verlangt hat.« Der große Mann schien entspannt. »Man hat von dir verlangt, daß du die Druiden zurückbringst, daß du ihnen ihren Talisman wiedergibst, daß du uns vernichtest. Die Druiden sollen das zurückgewinnen, was ihnen verloren gegangen ist, die Macht der Magie. Unterscheidet sich das in irgendeiner Weise von dem, Par, was der Dämonenlord vor zehn Jahrhunderten angestrebt hat?«

»Aber du hast uns verfolgt!«

»Um mit dir zu reden.«

»Du hast meine Eltern gefangengenommen!«

»Ich habe sie vor größerem Unglück bewahrt. Die Föderation wußte von dir und hätte sie benutzt, um dich zu finden, wenn ich ihr nicht zuvorgekommen wäre.«

All seiner Gegengründe beraubt, rang Par nach Luft. War das, was er hörte, wirklich wahr? War alles eine Lüge, wie Felsen-Dall behauptete? Er konnte es nicht glauben. »Ich muß nachdenken«, sagte er erschöpft.

»Dann komm mit mir und denke nach«, antwortete der andere sofort. »Komm mit mir, und wir werden uns ausführlicher darüber unterhalten. Du hast viele Fragen, die einer Antwort bedürfen, und ich kann sie dir geben. Es gibt viel, was du über den Gebrauch der Magie wissen solltest. Komm, Par. Vergiß deine Ängste und Zweifel. Dir wird nichts geschehen – wie keinem, dessen Magie so vielversprechend ist.«

Seine Stimme klang unwiderstehlich, und Par schwankte. Es war so einfach, ja zu sagen. Er war müde, und es wäre tröstlich, mit jemand über die Enttäuschungen, die mit dem Besitz der Magie verbunden waren, zu reden. Felsen-Dall würde ihn sicherlich verstehen, nachdem er sie selbst erfahren hatte. Par fühlte sich von diesem Mann nicht mehr bedroht. Es schien keinen Grund zu geben, ihm seine Bitte abzuschlagen.

Er tat es trotzdem. Er tat es, ohne den Grund dafür nennen zu können. »Nein«, sagte er leise.

»Denk daran, was wir uns erzählen könnten, wenn du mitkämst«, beharrte der andere. »Wir haben so vieles gemeinsam! Sicherlich hast auch du dich danach gesehnt, über deine Magie zu sprechen, die Magie, die du verbergen mußt. Es gab niemanden vor mir, mit dem du das hättest tun können. Ich fühle, daß du es nötig hast, ich spüre es! Komm mit mir! Du hast…«

»Nein.« Par trat zurück. Etwas Häßliches flüsterte plötzlich in seinem Kopf, irgendeine Erinnerung, die noch kein Gesicht hatte, deren Stimme er jedoch klar erkannte.

Felsen-Dall beobachtete ihn, und seine schroffen Züge verhärteten sich. »Das ist töricht.«

»Ich gehe«, sagte Par leise. »Und ich nehme das Schwert mit.«

Felsen-Dall wurde zu einem Schatten. »Bleib, Par Ohmsford! Du kennst die schwarzen Geheimnisse nicht, Dinge, die du besser von mir erfährst. Bleib und höre!«

Par wandte sich dem Korridor zu, durch den er gekommen war.

»Die Tür ist hinter dir«, sagte Felsen-Dall plötzlich mit schneidender Stimme. »Es gibt keine Korridore, keine Stufen. Das war eine Illusion, die meine Magie heraufbeschworen hat, die dich hier festhalten sollte, damit ich mit dir reden konnte.

Aber wenn du jetzt gehst, wird etwas Wertvolles zerstört. Die Wahrheit wartet auf dich – und sie kündet von Entsetzen. Du kannst ihr nicht widerstehen. Bleib und hör mich an! Du brauchst mich!«

Par schüttelte den Kopf. »Felsen-Dall, du klangst einen Augenblick wie die anderen, jene Schattenwesen, die äußerlich nichts mit dir gemein haben, die jedoch mit dem gleichen Drängen sprechen. Genau wie sie, würdest auch du mich besitzen.«

Felsen-Dall stand schweigend vor ihm und beobachtete regungslos, wie er immer weiter zurückwich. Das Licht, das der Erste Sucher heraufbeschworen hatte, wurde schwächer, und Dunkelheit breitete sich aus.

Par Ohmsford ergriff das Schwert von Shannara mit beiden Händen und lief um sein Leben. Felsen-Dall hatte recht gehabt; es gab keine Korridore und Stufen. Es war alles eine Illusion, eine Magie, die Par hätte erkennen müssen. Aus der Finsternis des Kuppelbaus stürzte er in das graue Licht der Schlucht. Augenblicklich umfingen ihn Feuchtigkeit und Nebel. Er blinzelte, fuhr herum und suchte.

Wo war Coll?

Er legte den Mantel ab und wickelte hastig das Schwert von Shannara darin ein. Allanon hatte gesagt, er werde es brauchen – wenn er Allanon überhaupt noch glauben konnte. In diesem Augenblick wußte er es nicht. Aber das Schwert mußte er bewahren; es hatte einen Zweck zu erfüllen. Es sei denn, es hatte seine Magie verloren.

»Par.«

Die Stimme ließ ihn zusammenfahren. Sie war hinter ihm, so nah, daß sie sehr wohl hätte ein Flüstern in seinem Ohr sein können, hätte sie nicht den rauhen Klang gehabt. Er drehte sich um.

Und da stand Coll.

Oder das, was einst Coll gewesen war.

Das Gesicht seines Bruders war kaum wiederzuerkennen, zerstört durch eine innere Qual, die die so bekannten Züge verzerrt hatte. Sein Körper war gekrümmt und gebeugt, als wären seine Knochen neu zusammengefügt worden. Er hatte Flecken auf der Haut, Risse und andere Verletzungen, und seine Augen brannten in einem Fieber, das Par augenblicklich erkannte.

»Sie haben mich genommen«, flüsterte Coll verzweifelt. »Bitte, Par, ich brauche dich. Drück mich. Bitte.«

Par schrie auf, wünschte das Ding vor sich weit weg, wollte, daß es ihm aus den Augen und aus dem Sinn ging. Schauer ließen ihn erzittern. »Coll!« schluchzte er.

Sein Bruder stolperte mit ausgestreckten Armen auf ihn zu. Er war ein Schattenwesen geworden, eine Kreatur wie die anderen in der Schlucht, die laut Felsen-Dall von der Föderation zerstört worden waren. Wie? Par hatte sich, wie es schien, nur auf Minuten entfernt. Was hatte man seinem Bruder angetan?

Er stand da, betäubt und zitternd, als das Ding vor ihm ihn berührte, ihn mit den Armen umschlang und fortwährend flüsterte: »Drück mich, drück mich«, als wäre diese Litanei dazu angetan, ihn zu befreien. Par wünschte, er wäre tot, wäre nie geboren worden, er wünschte sich etwas, das ihn retten konnte. Das Schwert von Shannara entfiel ihm.

Colls Hände fingen an, an ihm zu zerren.

»Coll, nein!« schrie Par. Dann geschah etwas ganz tief drinnen, etwas, wogegen er nur kurz ankämpfte, bevor es ihn überwältigte. Ein Brennen wogte durch seine Brust und durchströmte bald seinen ganzen Körper gleich einem Feuer. Es war die Magie – nicht die Magie des Wunschliedes, die Magie der harmlosen Bilder und vorgetäuschten Dinge, sondern die andere. Es war die Magie, die einst in den Elfensteinen gewohnt hatte, die Magie, die Shea Ohmsford vor vielen Jahren von Allanon erhalten hatte, die in Wil Ohmsford und den Gliedern seiner Familie nach ihm weitergelebt und sich verändert hatte und immer ein Geheimnis geblieben war. Jetzt war sie in ihm lebendig, eine Magie, größer als das Wunschlied, mächtig und unbeugsam.

Sie durchströmte ihn und drängte heraus. Er schrie Coll zu, von ihm abzulassen, aber sein Bruder konnte ihn scheinbar nicht hören. Coll, eine zerstörte Kreatur, eine Karikatur des Menschen aus Fleisch und Blut, den Par geliebt hatte, verzehrte sich in seinem Wahnsinn; der Körper diente lediglich dazu, das Schattenwesen, zu dem er geworden war, am Leben zu erhalten. Die Magie ergriff von ihm Besitz und verwandelte ihn in einem einzigen Augenblick in ein Häufchen Asche.

Par beobachtete voll Entsetzen, wie sich sein Bruder vor seinen Augen auflöste. Bestürzt fiel er auf die Knie und spürte, wie sein eigenes Leben mit dem von Coll entwich.

Dann streckten sich andere Hände nach ihm aus, klammerten sich an ihm fest und drückten ihn zu Boden. Eine Flut von verzerrten, zerstörten Gesichtern und Körpern preßte sich an ihn. Die Schattenwesen der Schlucht waren gekommen, um sich auch seiner zu bemächtigen. Sie kamen in großer Zahl, ihre Hände rissen und zerrten an ihm, als wollten sie ihn in Stücke reißen. Er spürte, wie er sich auflöste, wie er unter dem Gewicht ihrer Körper zusammenbrach.

Und dann kehrte die Magie zurück, strömte wieder aus ihm heraus und schleuderte die Kreaturen von ihm weg. Sie wuchs in seinen Händen zu einem Gebilde aus blauem Feuer, dessen Flammen so kalt und hart waren wie Eisen. Einen wilden Schrei des Zornes ausstoßend, schwang er die neugefundene Waffe in einem tödlichen Bogen und durchschnitt die Kreaturen um sich herum, als wären sie aus Papier. Er verlor sich im Taumel des Tötens, während er wie ein Besessener um sich schlug.

Die Schattenwesen wichen zurück, diejenigen, die er nicht getötet hatte, wankten wie Marionetten umher. Während er sie anbrüllte und das Gebilde aus magischem Feuer in der einen Hand hielt, bückte er sich und griff nach dem zu Boden gefallenen Schwert von Shannara. Er spürte, wie es seine Hand verbrannte, spürte einen rasenden, entsetzlichen Schmerz.

Im gleichen Augenblick loderte seine eigene Magie auf und erstarb. Überrascht wich er zurück, versuchte dann noch einmal, sie hervorzurufen, und stellte fest, daß es ihm nicht gelang. Die Schattenwesen kamen unverzüglich näher. Er zögerte kurz, dann lief er los, floh vor dem Entsetzen, das sich seiner bemächtigt hatte, ebenso wie vor den Schattenwesen, die ihn verfolgten.

Er war fast an der Wand der Schlucht angelangt, als er hörte, wie Damson Rhee nach ihm rief. Er eilte auf sie zu. Das Schwert von Shannara lag an seiner Brust, das Brennen hatte aufgehört, das Schwert war nichts weiter als eine einfache Klinge. Er warf sich zu Boden und schluchzte. Wieder vernahm er Damson Rhees Stimme, die ihn rief, und er antwortete ihr.

Dann ergriff sie ihn, zog ihn zu sich hoch und fragte: »Par, Par, was ist los mit dir? Par, was ist geschehen?«

Er antwortete schluchzend: »Er ist tot, Damson! Coll ist tot! Ich habe ihn getötet!«

Die Tür zur Felsenwand stand offen, und in dem schwarzen Spalt war eine kleine, behaarte, großäugige Kreatur zu erkennen. Mit Hilfe von Damson Rhee stolperte er durch die Öffnung und hörte, wie die Tür hinter ihnen zufiel.

Dann verschwand alles in seinem durchdringenden Schrei.

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