In einer Welt aus Licht und Schatten, in der Wahrheiten die schillernde Unbeständigkeit eines Daseins hatten, das der Gegenständlichkeit enthoben und in die Transparenz überführt ist, in die Nichtexistenz und den Dunst, sah Walker Boh das Unmögliche von Angesicht zu Angesicht.
»Ich habe lange Zeit gewartet, Walker, und gehofft, daß du kommen würdest«, flüsterte der Geist, der vor ihm stand. Cogline! Doch der war jetzt schon seit Wochen tot, getötet von den Schattenwesen am Hearthstone, vernichtet von Rimmer Dall – zusammen mit Rumor. Walker hatte gesehen, wie es passiert war. Fast unheilbar krank von dem Gift des Asphinx, hatte er hilflos in seinem Schlafraum gekauert, als der alte Mann und die Moorkatze ihren letzten Kampf ausfochten. Er hatte alles angesehen: den letzten Ansturm der aus der dunklen Magie entstandenen Monster, das Feuer der Magie des alten Mannes, das zur Vergeltung aufloderte, und die Explosion, die in ihrer Reichweite jedermann verschlungen hatte. Cogline und Rumor waren zusammen mit Dutzenden ihrer Angreifer in der Feuersbrunst verschwunden. Niemand hatte überlebt, außer Rimmer Dall und einer Handvoll anderer, die hinausgeschleudert worden waren. Und dennoch waren Cogline und die Katze hier. Als Schatten aus dem Totenreich waren sie irgendwie nach Paranor hineingekommen.
Allerdings hielt Walker Boh sie für genauso real wie sich selbst, eine Reflektion seiner selbst in dieser Welt des Zwielichts, in die der Schwarze Elfenstein ihn gesandt hatte. Sie waren geistergleich und doch lebendig, obwohl sie es nicht hätten sein sollen. Es sei denn, er wäre auch tot und statt dessen alles eine Spiegelung von ihnen. Die Widersprüche überwältigten ihn. Sein Atem wurde knapp, und er konnte nicht sprechen. Wer lebte und wer nicht?
»Walker.« Der alte Mann nannte ihn bei seinem Namen, und dieser Klang brachte ihn von der Klippe zurück, auf der er schwebte.
Cogline näherte sich langsam und vorsichtig. Er schien die Angst und die Verwirrung zu erkennen, die seine Anwesenheit in seinem Schüler ausgelöst hatte. Er sprach leise mit Rumor, und die Moorkatze setzte sich gehorsam und heftete ihre glänzenden Augen hell und interessiert auf Walker. Coglines Körper war unter dem Wust abgetragener Kleider genauso zerbrechlich und steif wie eh und je, und das graue, diesige Licht fiel in schmalen Streifen durch ihn hindurch. Walker wich zurück, als der alte Mann die Hand ausstreckte, um ihn an der Schulter zu berühren. Skelettartige Finger krochen abwärts, um seinen Arm zu ergreifen.
Der Griff war warm und fest.
»Ich lebe, Walker. Und Rumor auch. Wir leben beide«, flüsterte er. »Die Magie hat uns gerettet.«
Walker Boh war einen Augenblick lang still. Er starrte verständnislos in die Augen des anderen und suchte nach etwas, was den Worten des anderen eine Bedeutung geben könnte. Er lebte? Wie konnte das sein? Schließlich nickte er, denn er mußte irgendwie reagieren, um sich von der Angst und der Verwirrung zu lösen, und fragte zögernd: »Wie bist du hierher gekommen?«
»Komm und setz dich zu mir«, erwiderte der andere.
Er führte Walker zu einer Steinbank an der Wand. Sie schimmerten beide so seltsam wie ein undeutliches Relief vor den Schatten, eingehüllt in Nebel und Dunkelheit. Innerhalb des Keeps wurden die Geräusche gedämpft, als werde ein unwillkommener Gast gezwungen, leise aufzutreten, um nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Walker sah sich um. Noch immer ungläubig, suchte er das Labyrinth der Wege, das vor und hinter ihnen verschwand. Er erhaschte kurze Blicke auf Steinmauern und Brüstungen und Türme, die sich rund um ihn herum erhoben. Sie waren genauso bar allen Lebens wie Gräber in der Erde. Er setzte sich neben den alten Mann und spürte, wie sich Rumor dabei an ihm rieb.
»Was ist mit uns geschehen?« fragte er. Und ein gewisses Maß seiner Festigkeit kehrte zurück, seine Entschlossenheit, die Wahrheit herauszufinden, drängte die Unsicherheit zurück.
»Sieh uns an. Wir sind wie Geister.«
»Wir befinden uns in einer Welt der Halbexistenz, Walker«, erwiderte Cogline sanft. »Wir befinden uns irgendwo zwischen der Welt der Sterblichen und der Welt der Toten. Paranor liegt jetzt hier. Es wurde durch die Magie des Schwarzen Elfensteins aus der Nichtexistenz zurückgebracht. Du hast es gefunden, nicht wahr? Du hast es wiederbeschafft, wo auch immer es verborgen war, und du hast es hierher gebracht. Du hast es benutzt, als du wußtest, daß du es tun mußtest, und hast uns zurückgebracht.«
»Warte, antworte noch nicht.« Er unterbrach Walker, als der versuchte zu sprechen. »Ich eile mir selbst voraus. Du mußt erst einmal wissen, was mit mir geschehen ist. Dann werden wir von dir sprechen. Rumor und ich haben ein eigenes Abenteuer erlebt, das uns hierher geführt hat. Folgendes ist geschehen, Walker:
Vor einigen Wochen, als ich mit dem Schatten Allanons sprach, wurde ich gewarnt, daß meine Zeit in der Welt der Sterblichen fast vorüber sei und daß der Tod zu mir kommen würde, wenn ich das nächste Mal das Gesicht Rimmer Dalls erblicken würde. Wenn dies geschähe, sollte ich die Geschichte der Druiden bei mir behalten und sie nicht aus der Hand geben. Mehr wurde mir nicht gesagt. Als der Erste Sucher und seine Schattenwesen am Hearthstone auftauchten, erinnerte ich mich an Allanons Worte. Es gelang mir, sie lange genug zurückzuhalten, um das Buch aus seinem Versteck zu holen. Ich stand mit dem Buch an meine Brust gepreßt auf der Veranda der Hütte, und Rumor drängte sich gegen mich, als mich die Schattenwesen erreichten, um mich zu zerreißen.
Du dachtest, es wäre meine Magie gewesen, die mich einhüllte. Doch so war es nicht. Als sich die Schattenwesen um mich zusammenzogen, kam eine in der Druidengeschichte enthaltene Magie zu meiner Verteidigung hervor. Sie ließ ein weißes Feuer frei, das alles um sich herum verschlang und alles zerstörte, was nicht Teil von mir war, außer Rumor, der mich beschützen wollte. Sie fügte uns keinen Schaden zu, sondern fing uns statt dessen auf und trug uns in Windeseile davon. Wir wurden bewußtlos und verfielen in einen Schlaf, der tiefer war als alles, was ich je kennengelernt habe. Als wir wieder erwachten, waren wir hier, innerhalb von Paranor, innerhalb des Keeps des Druiden.«
Er rückte näher heran. »Ich weiß nicht sicher, was geschehen ist, als die Magie ausgelöst wurde, Walker, aber ich kann es vermuten. Die Druiden würden ihr Werk niemals ungeschützt lassen. Nichts von dem, was sie erschaffen haben, würden sie jemals jenen überlassen, denen das Recht und die richtige Absicht fehlen. So war es, da bin ich sicher. Ich weiß es aus ihren Geschichten. Die Magie, die sie beschützte, funktionierte so, daß jede Bedrohung ihre Rückkehr zum Gewölbe innerhalb des Keeps nach sich zog, der sie all die Jahre beschützt hatte. Das war es, was mit der Geschichte geschehen war, die ich festhielt. Ich habe in die Gewölbe geschaut und die Geschichte wieder unter den anderen gefunden, sicher zurückgekehrt. Allanon muß gewußt haben, daß dies geschehen würde – und muß gewußt haben, daß jeder, der die Geschichte besaß, auch fortgetragen werden würde – zurück nach Paranor, zurück in das Heiligtum der Druiden.«
»Aber nicht«, beendete er seine Überlegungen, »zurück in die Welt der Sterblichen.«
»Weil der Keep vor dreihundert Jahren woanders hin gesandt worden war«, murmelte Walker, der jetzt zu verstehen begann.
»Ja, Walker, weil der Keep von Allanon aus den Vier Ländern fortgesandt worden war und fortbleiben würde, bis die Druiden ihn wieder zurückbrächten. Also wurde ihm das Buch zurückgegeben, und Rumor und ich wurden mit ihm gesandt.« Er hielt inne. »Es scheint, daß die Druiden mit mir noch nicht fertig sind.«
»Du bist hier also gefangen?« fragte Walker leise.
Das Lächeln des anderen war starr. »Das befürchte ich. Ich verfügte nicht über die Magie, uns zu befreien. Wir sind jetzt Teil von Paranor, genau wie die Geschichten es sind, lebendig und wohlauf, aber Geister in einem Geisterschloß, gefangen in irgendeiner Übergangszeit und an einem Übergangsort, bis eine stärkere Magie als die meine uns befreit. Und darum habe ich auf dich gewartet.« Die knochigen Finger legten sich fester um Walkers Arm. »Erzähle es mir jetzt. Hast du den Schwarzen Elfenstein mitgebracht? Kannst du ihn mir zeigen?«
Walker Boh erinnerte sich plötzlich daran, daß er den Stein noch immer besaß, den Talisman, der so fest in seiner Hand verschlossen lag, daß sich seine Ränder in die Haut seiner Handfläche eingegraben hatten. Er streckte zögernd seine Hand aus, und seine Finger öffneten sich langsam nacheinander. Er war vorsichtig, denn er hatte Angst, daß die Magie ihn überwältigen könnte. Der Schwarze Elfenstein schimmerte dunkel in der Höhlung seiner Handfläche, aber die Magie lag im Schlummer, und das Nichtlicht war darin versiegelt.
Cogline spähte lange Zeit schweigend auf den Stein hinab, ohne mehr zu versuchen, und sein schmales, faltiges Gesicht spiegelte Verwunderung und Unschlüssigkeit wider. Dann schaute er wieder auf und sagte: »Wie hast du ihn gefunden, Walker? Was ist geschehen, nachdem Rumor und ich fortgetragen worden waren?«
Walker erzählte ihm dann von der Ankunft von Quickening, der Tochter des Königs vom Silberfluß, und wie sie seinen Arm geheilt hatte. Er erzählte alles, was auf der Reise nach Norden, nach Eldwist, geschehen war, von der Anstrengung Quickenings und ihrer Begleiter, in dem Land aus Stein zu überleben. Er erzählte von der Suche Uhl Belks, von den Treffen mit dem Kratzer und dem Malmschlund und zuletzt von der Zerstörung der Stadt und jener, die sie hatten erhalten wollen.
»Ich kam allein hierher«, schloß er, und sein Blick schweifte in weite Ferne, als die Erinnerungen an das, was ihm widerfahren war, wieder auftauchten. »Ich wußte, was von mir erwartet wurde. Ich habe akzeptiert, daß die Verpflichtung, die Allanon Brin Ohmsford auferlegt hatte, für mich gedacht gewesen war.«
Er schaute zur Seite. »Du hast mir immer gesagt, daß ich zuerst akzeptieren müßte, um verstehen zu können, und ich vermute, ich habe getan, was du mir geraten hast. Und was Allanon mir aufgetragen hat. Ich habe den Schwarzen Elfenstein benutzt und den Keep der Druiden zurückgebracht. Aber sieh mich an, Cogline. Ich erscheine wie du, als Geist. Wenn die Magie erreicht hat, was beabsichtigt war, warum dann...«
»Denk nach, Walker«, unterbrach der andere ihn schnell. Mit einem gequälten Blick in seinen uralten Augen fragte er: »Welche Aufgabe hat Allanon dir gestellt? Wiederhole sie für mich.«
Walker atmete tief ein. Sein bleiches Gesicht wirkte besorgt.
»Paranor und die Druiden zurückzubringen.«
»Ja, Paranor und die Druiden – beide. Du erkennst, was das bedeutet, nicht wahr? Du verstehst es doch?«
Walkers Brauen zogen sich vor Enttäuschung und Widerwillen zusammen. »Ja, alter Mann.« Er atmete hastig. »Ich muß ein Druide werden, wenn Paranor wiederhergestellt werden soll. Ich habe das akzeptiert, obwohl es so sein sollte, wie ich es wünsche, und nicht, wie ein Schatten es haben will, der seit dreihundert Jahren tot ist.« Seine Worte sprudelten jetzt ärgerlich und hastig hervor. »Ich werde nicht sein, wie sie waren, jene alten Männer, die...«
»Walker!« Coglines Verärgerung war genauso heftig wie die seine, und Walker wurde sofort ruhig. »Höre mir zu. Verkünde nicht, was du tun wirst und wie du sein wirst, bis du verstehst, was von dir verlangt wird. Dies ist nicht einfach eine Sache des Akzeptierens und Ausführens einer Aufgabe. Das war es niemals. Das Akzeptieren dessen, wer du bist und was du tun mußt, ist nur der erste vieler Schritte, die deine Reise erfordert. Ja, du hast den Schwarzen Elfenstein wiederbeschafft und seine Magie beschworen. Ja, du hast Einlaß in das verschwundene Paranor erlangt. Aber das ist nur der Anfang von dem, was notwendig ist.«
Walker sah ihn an. »Was meinst du? Was gibt es noch?«
»Vieles, fürchte ich«, flüsterte der andere. Ein trauriges Lächeln stahl sich über die faltigen Züge, die aussahen wie zerknittertes Holz, das sich mit den Jahren spaltet. »Du bist doch ganz ähnlich nach Paranor gekommen wie Rumor und ich. Die Magie hat dich hierher gebracht. Aber die Magie verschafft dir zu ihren eigenen Bedingungen Einlaß. Wir sind durch ihre Einwilligung hier, lebendig unter den von ihr bestimmten Bedingungen. Du hast bereits bemerkt, wie du erscheinst – fast als ein Geist, der Substanz und Leben hat. Aber du hast nicht genug von beidem, um wie andere Sterbliche zu sein. Das sollte dir etwas sagen, Walker. Sieh dich um. Paranor scheint genauso zu sein – hier und doch nicht hier, undeutlich in seiner Form, noch nicht vollständig erstanden.«
Die dünnen Lippen preßten sich zusammen. »Verstehst du? Wir sind keine von uns – Rumor, du und ich, Paranor. Wir sind noch nicht in die Welt der Menschen zurückgekehrt. Wir sind noch immer in einem Dasein irgendwo zwischen Sein und Nichtsein gefangen, und wir warten. Wir warten darauf, Walker, daß uns die Magie völlig wiederherstellt. Weil sie das noch nicht getan hat, obwohl du den Schwarzen Elfenstein gebraucht hast. Und in den Keep eingetreten bist. Sie hat es noch nicht getan, weil sie noch nicht beherrscht wird.«
Er streckte die Hand aus, schloß Walkers Finger wieder sanft über dem Schwarzen Elfenstein und setzte sich dann langsam zurück. Vor den Schatten erinnerte er an ein zerbrechliches Reisigbündel.
»Um Paranor wieder für die Welt der Menschen zurückzugewinnen, müssen die Druiden wiederkommen. Genauer gesagt, ein Druide, Walker. Du. Aber es reicht nicht, zu akzeptieren, was das bedeutet. Das ist noch nicht genug dafür, daß du ein Druide wirst. Du mußt mehr sein, wenn die Magie die deine werden soll, wenn sie dir gehören soll. Du mußt werden, was dir aufgetragen wurde. Du mußt dich verwandeln.«
»Mich verwandeln?« Walker war entsetzt. »Es scheint so, als hätte ich das bereits getan! Welche weitere Verwandlung ist nötig? Muß ich völlig verschwinden? Nein, antworte mir nicht. Laß mich das alles einen Moment selbst entwirren. Ich trage das Vermächtnis Allanons, ich bin im Besitz des Schwarzen Elfensteins, und doch muß ich noch mehr tun, wenn etwas davon eine Bedeutung haben soll. Mich verwandeln, sagst du? Wie?«
Cogline schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Ich weiß, daß du, wenn du es nicht tust, kein Druide werden wirst und Paranor nicht für die Welt der Menschen zurückgewonnen werden wird.«
»Bin ich etwa hier gefangen, wenn es mir mißlingt?« fragte Walker aufgebracht.
»Nein. Du kannst gehen, wann immer du willst. Der Schwarze Elfenstein wird dafür sorgen.«
Ein unsicherer Moment ärgerlichen Schweigens entstand, während sich die beiden Männer gegenüberstanden. Sie waren undeutliche Schatten, die auf einer Steinbank unter den Schatten der Schloßmauern saßen. »Und du?« fragte Walker schließlich.
»Und Rumor? Könnt ihr mit mir fortgehen?«
Cogline lächelte schwach. »Wir haben unser Leben teuer bezahlt, Walker. Wir sind an die Magie der Druidengeschichten gebunden. Wir sind unwiderruflich gebunden und müssen bei ihnen bleiben. Wenn sie nicht wieder für die Welt der Menschen gewonnen werden, können auch wir nicht wieder zurückgebracht werden.«
»Schatten.« Walker stieß das Wort aus wie einen Fluch. Er fühlte, wie sich das Gewicht von Paranors Steinen um ihn herum legte. »Also kann ich meine eigene Freiheit erlangen, aber nicht deine. Ich kann gehen, aber du mußt bleiben.« Sein Lächeln war hart. »Das würde ich natürlich niemals tun. Nicht, nachdem du dein eigenes Leben aufgegeben hast, damit ich meines behalten konnte. Das wußtest du, nicht wahr? Du wußtest es von Anfang an. Und Allanon wußte es sicher auch. Ich bin also auf jeden Fall gefangen, nicht wahr? Ich spekuliere darüber, wer ich sein und was ich tun werde, und wie ich mein eigenes Schicksal unter Kontrolle bringen kann, aber meine Worte sind bedeutungslos.«
»Walker, du bist nicht an uns gebunden«, warf Cogline schnell ein. »Rumor und ich haben darum gekämpft, dich zu retten, weil wir es wollten.«
»Du hast gekämpft, weil es nötig war, wenn ich Allanons Aufgabe ausführen sollte, Cogline. Es gibt keinen Ausweg, solange ich lebe. Wenn ich mich weigere, sie jetzt auszuführen, oder wenn es mir mißlingt, dann wird alles, was vorher war, umsonst gewesen sein!« Er kämpfte um seine Selbstkontrolle, als seine Stimme zu einem Schreien zu werden drohte. »Sieh nur, was man mir antut!«
Cogline wartete einen Moment und sagte dann leise: »Ist es wirklich so schlimm, Walker? Bist du so sehr mißbraucht worden?«
Es entstand eine Pause. Walker sah ihn an. »Weil ich nichts dazu zu sagen habe, was aus mir werden soll? Weil es mir bestimmt ist, etwas zu tun, was ich verachte? Weil ich in einer Weise handeln muß, in der ich sonst niemals handeln würde? Alter Mann, du erstaunst mich.«
»Aber nicht genug, um dich zu einer Antwort zu reizen?«
Walker schüttelte angewidert den Kopf. »Antworten sind sinnlos. Jede Antwort, die ich jetzt gebe, würde später nur auf mich zurückfallen. Ich habe das Gefühl, als würde ich in dieser Angelegenheit von meinen eigenen Gedanken betrogen. Es ist besser, mit dem umzugehen, was da ist, als mit dem, was sein wird, nicht wahr?« Er seufzte. Die Kälte des Gesteins drang in ihn, doch er spürte das jetzt zum ersten Mal. »Ich bin hier genauso gefangen wie du«, flüsterte er.
Cogline lehnte sich gegen die Schloßmauer zurück, und es sah einen Moment so aus, als werde er in sie hinein verschwinden.
»Dann fliehe, Walker«, sagte er ruhig. »Nicht indem du vor deinem Schicksal davonläufst, sondern indem du es willkommen heißt. Du hast von Anfang an darauf bestanden, daß du dir nicht erlauben würdest, von den Druiden benutzt zu werden. Glaubst du, ich dächte anders darüber? Wir sind beide Opfer von Umständen, die vor dreihundert Jahren in Gang gesetzt wurden. Für uns beide würde nichts von dem gelten, wenn wir die Wahl hätten. Aber wir haben keine Wahl. Und es hat keinen Sinn, auf das zu schimpfen, was uns angetan wurde. Also, Walker, tu etwas, um die Dinge zu deinem Vorteil zu verändern. Tu das, was dir vorherbestimmt ist, werde, was du werden mußt, und dann handele so, wie du es für richtig hältst.«
Walker lächelte ironisch. »Also möchtest du, daß ich mich verwandele. Wie soll ich das tun, Cogline? Das mußt du mir noch sagen.«
»Fang mit den Druidengeschichten an. Alle Geheimnisse der Magie sollen darin enthalten sein.« Die Hand des alten Mannes umklammerte impulsiv seinen Arm. »Gehe hinauf in den Keep, nimm die Geschichten aus ihrem Gewölbe, eine nach der anderen, und sieh selbst, was sie dich lehren können. Die Antworten, die du brauchst, müssen darin liegen. Zumindest ist das etwas, mit dem du beginnen kannst.«
»Ja«, stimmte Walker zu, wobei er innerlich über die Möglichkeit nachgrübelte, daß Cogline recht haben könnte, daß er das, was er suchte, nicht erringen könnte, wenn er sein Schicksal verleugnete, sondern nur dadurch, daß er es zu seinem eigenen Nutzen umwandelte. »Ja, das ist ein Anfang.«
Darauf erhob er sich und Cogline mit ihm. Walker stand dem alten Mann einen Moment lang schweigend gegenüber, dann streckte er seinen gesunden Arm aus und umarmte ihn sanft. »Es tut mir leid, was dir angetan wurde«, flüsterte er. »Ich meinte wirklich, was ich damals am Hearthstone gesagt habe, bevor Rimmer Dall auftauchte – daß es mein Fehler war, dir die Schuld daran zu geben, was geschehen ist, und daß ich dankbar bin für alles, was du getan hast, um mir zu helfen. Wir werden einen Weg finden, um uns zu befreien, Cogline. Das verspreche ich dir.«
Dann trat er zurück, und das Lächeln, mit dem Cogline ihm antwortete, war wie ein blitzender Sonnenstrahl, der durch die Dunkelheit bricht.
Also ging Walker Boh in den Keep hinauf. Er vertraute sich der Führung Coglines und Rumors an, und sie waren jetzt drei Geister auf der Jagd in einer Übergangswelt. Das Schloß der Druiden war dunkel und düster und schimmerte wie ein Bild, das sich auf der Oberfläche eines Teiches spiegelt, wo es den Schatten preisgegeben ist. Das Gestein der Mauern und Böden und Türme war kalt und leblos, und die Gänge, die sich wie Tunnel unter der Erde wanden, waren düster und feucht. Hier und dort lagen Knochen in den Gängen verstreut, die Teppiche und Wandbehänge schmückten. Es waren die Überreste jener Gnome, die gestorben waren, als Allanon die Magie beschworen hatte, die den Keep vor dreihundert Jahren aus den Vier Ländern fortgesandt hatte. Berge von Staub sprachen vom Ende der dort gefangenen Mord Wraiths, und alles, was von ihnen übriggeblieben war, war ein Flüstern der Erinnerung, das die Mauern eingeschlossen hielten.
Durchgänge kamen und gingen, Treppen, die gerade verliefen oder sich wanden, ein Labyrinth von Gängen, die sich tief ins Gestein gruben. Die Stille war allgegenwärtig. Sie war dicht und tief wie Spätherbstblätter im Wald, verwurzelt in den Schloßmauern und unerbittlich. Sie forderten sie nicht heraus, sondern gingen schweigend durch diesen Vorhang und besannen sich statt dessen auf das, was vor ihnen lag, und auf den Weg, dem sie hin zu jenem Weg folgten, der wartete. Türen und leere Räume kamen und zogen vorbei, starr und wenig einladend im Schmuck der Dunkelheit. Fenster öffneten sich ins Grau, in einen seltsamen Dunst, der alles Jenseitige umschattete, so daß der Keep eine Insel zu sein schien. Walker suchte nach Spuren des Waldlandes, das den leeren Hügel, auf dem Paranor gestanden hatte, umschlossen hatte, aber die Bäume waren verschwunden. Oder er war verschwunden, verbesserte er sich – aus den Vier Ländern ins Nichts gekommen. Die Farbe war aus den Teppichen und Wandbehängen und Gemälden, aus dem Gestein selbst und sogar aus dem Himmel gewichen. Es gab nur jene Dunkelheit, eine Art von Grau, das jeglicher Aufhellung trotzte und leer und tot war.
Und doch war da noch etwas. Da war die Magie, die Paranor eingeschlossen hielt. Sie war überall spürbar, einmal unsichtbar und plötzlich enthüllt, eine Art wirbelnden, grünlichen Nebels. Sie schwebte in den Schatten und am Rande ihres Gesichtskreises entlang, böse und entschlossen, das Zischen ihres Daseins der geflüsterte Wunsch zu töten. Sie konnte sie nicht berühren, weil sie durch eine andere Art Magie beschützt und mit dem Keep eins waren. Aber sie konnte sie beobachten. Sie konnte necken und spotten und drohen. Sie wartete mit dem Versprechen dessen, was geschehen würde, wenn ihr Schutz wegfiele. Es war seltsam, daß ihre Anwesenheit so offensichtlich war, Walker Boh spürte das sofort. Es war, als sei die Magie ein Lebewesen, ein Wachhund, der den Keep nach Beute durchstreifte, nach Eindringlingen suchte und sie jagte, um sie zu vernichten. Ihre Gegenwart erinnerte ihn an den Kratzer in Eldwist, einen Kriecher, der den Besitz seines Herrn sauberhielt und alles Leben daraus verbannte. Die Natur des Kratzers war Magie, fremd, aber sie vermittelte das gleiche Gefühl. Sie war ein Feind, das spürte Walker, dem man irgendwann gegenübertreten müßte.
Hinter den Bücherregalen in der Druidenbibliothek, wo das Gewölbe verborgen war, fanden sie die Geschichten. Reihen massiver, ledergebundener Bücher standen dort in den Mauern des Keeps. Die Magie, die sie einst vor sterblichen Augen verborgen hatten, war mit dem Auszug des Keep aus der Welt der Menschen verblaßt. Walker betrachtete die Bücher eine Zeitlang, dachte nach, suchte sich dann wahllos eines aus, setzte sich und begann zu lesen. Cogline und Rumor leisteten ihm schweigend und unaufdringlich Gesellschaft. Die Zeit verging, aber das Licht veränderte sich nie. In Paranor gab es keinen Tag und keine Nacht. Es gab keine Vergangenheit und keine Zukunft. Es gab nur das Hier und Jetzt.
Walker wußte nicht, wie lange er gelesen hatte. Er wurde nicht müde und hatte auch nicht das Bedürfnis zu schlafen. Er aß nicht und trank nicht, dann er war weder hungrig noch durstig. Cogline erklärte ihm irgendwann, daß in der Welt, in die Paranor gesandt worden war, sterbliche Bedürfnisse keine Bedeutung hatten. Sie waren so sehr Geister, wie sie zwei Menschen und eine Moorkatze waren. Walker fragte nichts. Es war nicht notwendig.
Er las stundenlang oder tagelang oder sogar wochenlang, er wußte es nicht. Er las zuerst, ohne zu verstehen, und sah nur die Wörter vor seinen Augen vorbeifließen. Es war eine Erzählung, die so entfernt und einer anderen Welt zugehörig war wie das Leben, daß er vor den Träumen von Allanon gekannt hatte. Er las von den Druiden und ihren Studien, von der Welt, die sie nach der Verheerung durch die Großen Kriege zu errichten versucht hatten, von dem Ersten Konzil in Paranor und dem Zusammentreffen der Rassen nach dem Untergang. Was sollte es für ihn bedeuten? fragte er sich. Welchen Unterschied machte irgend etwas davon jetzt?
Er beendete ein Buch und begann ein neues, und wieder ein weiteres. Er arbeitete sich so beständig durch die Bände hindurch, immer auf der Suche nach etwas, das ihm sagen würde, was er wissen mußte. Es gab Aufzählungen von Zaubersprüchen und Beschwörungsformeln. Er erfuhr von Zauberkräften, die in geringem Maße wirksam waren, von Heilungen durch Berührung und Gedankenkraft, von der Hilfe für Lebewesen und von der Arbeit, die nötig war, um das Land wieder zu einer Einheit zu machen. Er las das alles, und es sagte ihm nichts. Wie sollte er sich von dem, was er war, denn so umgestalten, wie von ihm erwartet wurde, fragte er sich immer wieder. Wo stand, was er tun sollte? Die Seiten wurden umgeblättert, die Wörter liefen weiter an ihm vorbei, und Antworten blieben verborgen. Er beendete seine Lektüre nicht in einer Sitzung, obwohl er von den Beschränkungen seiner sterblichen Bedürfnisse frei war und nicht schlief oder aß oder trank. Er ging von Zeit zu Zeit hinaus, um auf und ab zu wandern, um an andere Dinge zu denken und seinen Geist von allem freizumachen, was die Geschichten erzählten. Manchmal war Cogline der Schatten, der ihn begleitete, und manchmal war es Rumor. Sie hätten wieder am Hearthstone sein und seine Wege entlanggehen können. Es war, als würden sie sich gegenseitig Gesellschaft leisten, während sie erneut in der Abgeschiedenheit des Tales lebten. Aber Hearthstone war vorbei, zerstört von den Schattenwesen, und Paranor war dunkel und leblos, und ihre Wünsche mochten noch so stark sein, sie konnten dennoch nicht wiederbringen, was zuvor verloren worden war. Es gab keinen Rückweg in die Vergangenheit, dachte Walker mehr als einmal bei sich. Alles, was einmal gewesen war, war jetzt verloren.
Nach einiger Zeit begann er zu verzweifeln. Er hatte die Druidengeschichten fast zu Ende gelesen und noch immer nichts entdeckt. Er hatte alles darüber erfahren, wer und was die Druiden waren, über ihre Lehren und ihren Glauben und darüber, wie sie gelebt hatten und was sie erreichen wollten. Doch nichts von allem sagte ihm etwas darüber, wie sie ihr Können erworben hatten. Es gab keinen Hinweis auf die Herkunft von Allanon, darauf, wie er gelernt hatte, ein Druide zu sein, wer ihn unterrichtet hatte oder worum seine Lehren gekreist waren. Die Bücher verwiesen nirgendwo auf die Beschwörungsformel, die den Keep eingeschlossen hatte, oder darauf, was nötig sein würde, um den Zauber umzukehren.
»Ich kann es nicht finden, Cogline«, gestand Walker Boh schließlich ein. Er war hoffnungslos enttäuscht, als der letzte der Bände aufgeschlagen auf seinem Schoß lag. »Ich habe alles gelesen, und nichts davon hat geholfen. Ist es möglich, daß einige Bände fehlen? Was kann man denn sonst noch versuchen?«
Aber Cogline schüttelte den Kopf. Wenn die Antworten je in geschriebener Form existiert hatten, würden sie hier zu finden sein. Es gab keine weiteren Bücher und keine anderen Quellen des Wissens. Alles war in den Geschichten enthalten. Alle Studien der Druiden begannen und endeten dort.
Walker ging dann eine Weile allein hinaus und schritt erregt die Gänge ab. Er fühlte sich verraten und betrogen und sah in sich ein Opfer von Druidenlaunen und Druidenselbstgefälligkeit. Er dachte verbittert an all das, was ihm aufgrund dessen angetan worden war, wer er war, an all das, was zu ertragen er gezwungen gewesen war. Sein Heim war zerstört worden. Er hatte einen Arm verloren und war nur knapp mit dem Leben davongekommen. Er war angelogen und wiederholt hereingelegt worden. Er war gezwungen worden, sich verantwortlich zu fühlen für das Schicksal einer ganzen Welt. Selbstmitleid durchströmte ihn, doch dann kniff er tadelnd den Mund zusammen. Genug, schalt er sich selbst. Er lebte, nicht wahr? Andere hatten nicht soviel Glück gehabt. Er wurde noch immer von Quickenings Gesicht verfolgt. Er konnte nicht vergessen, wie sie ausgesehen hatte, als er sie fallengelassen hatte. Vergiß mich nicht, hatte sie Morgan Leah angefleht, aber sie hatte dabei auch zu ihm gesprochen. Vergiß mich nicht – als könnte jemand, der sie gekannt hatte, sie jemals vergessen.
Gedankenverloren wandte er sich einem Gang zu, der ins Zentrum des Keep und zum Eingang der schwarzen Quelle führte, die die Magie erweckt hatte, die Paranor einschloß. Sein Geist war noch immer bei Quickening, und er rief sich einmal mehr die Vision ihres Schicksals in Erinnerung, die der Grimpond ihm gezeigt hatte. Bitterkeit wallte in ihm auf. Die Vision war natürlich richtig gewesen. Die Visionen des Grimpond waren immer richtig. Zuerst der Verlust seines Armes, dann der Verlust von Quickening, dann...
Er blieb plötzlich stehen, zur Unbeweglichkeit erschreckt wie eine Statue, die leer in den Raum in der Mitte eines höhlenartigen Durchgangs starrte. Er hatte es vergessen. Es gab noch eine dritte Vision. Er atmete tief durch und stellte sie sich im Geiste vor. Er stand in einer leeren, leblosen Schloßfestung, in Erwartung eines Todes, dem er nicht entkommen konnte, unaufhörlich verfolgt...
Er hielt inne, schaute sich um und atmete scharf aus. Dieses Schloß? Er schloß die Augen und versuchte, sich zu erinnern. Ja, es war vielleicht Paranor.
Er spürte, daß sich sein Puls beschleunigte. In der Vision hatte er das Bedürfnis verspürt zu laufen, aber jetzt konnte er es nicht. Er stand wie festgefroren, als sich der Tod näherte. Eine dunkel gekleidete Gestalt stand hinter ihm, hielt ihn fest und verhinderte seine Flucht.
Allanon.
Er spürte, wie ihn die Stille erdrückte, und fragte sich, was aus seiner dritten Vision geworden war. Wann sollte sie eintreffen? Sollte es hier geschehen?
Und plötzlich wußte er es. Die Gewißheit dieses Wissens erschreckte ihn, aber er zweifelte nicht daran. Die Vision würde Wahrheit werden, genau wie die anderen Wahrheit geworden waren, und sie würde hier Wahrheit werden. Paranor war das Schloß, und der Tod, der sich an ihn heranschlich, war die dunkle Magie, die herbeigerufen worden war, um den Keep einzuschließen. Allanon stand tatsächlich hinter ihm und hielt ihn fest – nicht physisch, aber auf noch stärkere Weise.
Aber da war noch mehr, irgend etwas, das er noch nicht erkannt hatte. Es war ihm nicht vorherbestimmt, jetzt zu sterben. Das war offensichtlich die Meinung der Vision des Grimpond, wie der Grimpond wollte, was Walker denken sollte. Die Visionen waren immer irreführend. Die Bilder waren verschlüsselt und ließen mehr als eine Deutung zu. Man mußte damit spielen wie mit den Teilen eines Puzzles, um herauszufinden, wie sie zusammenpaßten.
Walkers Augen durchstreiften die dunklen Schatten, die rund um ihn herum lauerten. Was, wenn er eine Möglichkeit finden könnte, die Verschlagenheit des Grimpond zu seinem eigenen Nutzen umzukehren, fragte er sich plötzlich. Was, wenn er dieses Mal die Vorhersage des rachsüchtigen Geistes vor ihrem Wahrwerden enträtseln könnte? Vielleicht würde ihm ja das Enträtseln der Vision den Schlüssel zum Verständnis seines Schicksals innerhalb des Druidenkeep in die Hand geben. Doch das wagte er kaum zu hoffen.
Ein Feuer begann sich in ihm auszubreiten – eine brennende Entschlossenheit. Er hatte die Antworten, die er brauchte, noch nicht, aber er hatte etwas genauso Gutes. Er hatte eine Möglichkeit, herauszubekommen, wie sie lauteten.
Er dachte zurück an seinen Eintritt nach Paranor, an sein Treffen mit Cogline und Rumor. Die fehlenden Teile waren da. Irgendwo. Er verfolgte noch einmal alles zurück, was er in den Druidengeschichten gelesen hatte, sah Wörter auf den Seiten noch einmal, fühlte das Gewicht der Bücher erneut und die Struktur ihrer Einbände. Etwas war dort, etwas, das ihm entgangen war. Er schloß die Augen und versuchte, es sich vorzustellen. Er verfolgte noch einmal alles, was geschehen war, erzählte es sich selbst im Geiste, die ganze Abfolge der Geschehnisse. Er suchte es, während er allein in diesem Raum stand, eingehüllt in Schatten und Stille, und spürte, daß die Konturen seiner Verwirrung zu verschwinden begannen. Er hörte Geräusche, die neu und willkommen waren und ihm etwas zuzuflüstern begannen. Er ging tiefer in sich und streckte sich nach den dunkleren Stellen aus, an denen Geheimnisse verborgen lagen. Seine Magie erhob sich, um ihn willkommen zu heißen. Er konnte alles erkennen, wenn er hart und lange genug danach suchte, sagte er sich. Er tauchte in den ruhigsten, stillsten Teil seines Selbst und ließ alles andere von sich abfallen.
Was hatte er übersehen?
Wer auch immer den Grund und das Recht haben wird, sollte es zu seinem angemessenen Ende führen.
Seine Augen öffneten sich schlagartig. Seine Hand strich langsam und tastend an seinem Körper aufwärts. Seine Finger fanden, was sie gesucht hatten, sorgfältig verborgen in seiner Kleidung, und sie schlössen sich fest darum.
Der Schwarze Elfenstein.
Er umfaßte den Talisman schützend, während sein Geist überschwemmt wurde von neuen Möglichkeiten. Dann eilte er davon.