34

Der Nachmittag war fast vergangen. Das Sonnenlicht teilte in langen, dunstigen Strahlen die dahinziehenden Wolken und berührte das nackte, leere Nordland mit wärmenden Fingern. Hier und dort erfasse der Sonnenschein kleine Fleckchen Grüns - die ersten Anzeichen dauerhaften Lebens, das eines baldigen Tages hier erblühen würde, aus einer Erde, die so viele Jahre lang ausgetrocknet und unfruchtbar gewesen war. In der Ferne zeichneten sich die ihrer Gipfel beraubten Berge der geborstenen Messerkante vor dem Horizont ab, und im verwüsteten Tal dahinter hing noch immer der Staub über den Ruinen des Schädelreiches. Shea schien aus dem Nichts aufzutauchen, auf zielloser Wanderschaft durch das Gewirr von Schluchten und Graten im Vorgebirge unterhalb der Messerkante. Halb blind und völlig erschöpft taumelte die zerlumpte Gestalt dahin. Shea kam auf Allanon zu, ohne ihn zu sehen, mit beiden Händen den Silberknauf des Schwertes umklammernd. Der Druide starrte den wankenden, abgerissenen jungen Mann einen Augenblick sprachlos an, dann stieß er einen Schrei der Erleichterung aus, stürzte auf Shea Ohmsford zu und umarmte ihn.

Der Talbewohner schlief lange Zeit, und als er erwachte, war die Nacht hereingebrochen. Er lag im Schutz eines Felsüberhanges an einer breiten Schlucht. Ein kleines Holzfeuer knisterte und lieferte zusätzliche Wärme zu dem Mantel, in den Shea gewickelt war. Sein Blick war wieder klarer geworden, und er starrte hinauf zu einem sternenbesetzten Nachthimmel. Er lächelte unwillkürlich. Er kam sich vor, als sei er wieder in Shady Vale. Einen Augenblick später trat Allanons dunkler Schatten in den schwachen Feuerschein.

»Fühlst du dich besser?« fragte der Druide zur Begrüßung und setzte sich. Es war etwas Merkwürdiges um ihn. Er wirkte menschlicher, weniger unheimlich, und seine Stimme klang ungewohnt herzlich.

Shea nickte.

»Wie habt Ihr mich gefunden?«

»Du hast mich gefunden. Erinnerst du dich an nichts?«

»Nein, an nichts nach ...« Shea zögerte. »War da irgend jemand - habt Ihr jemanden außer mir gesehen?«

Allanon betrachtete seine sorgenvolle Miene, als überlege er, was er antworten solle, dann schüttelte er den Kopf.

»Du bist allein gewesen.«

Shea spürte ein Würgen in der Kehle, legte sich zurück und schluckte krampfhaft. Auch Panamon war also tot. Das hatte er nicht erwartet.

»Geht es dir besser?« fragte die tiefe Stimme des Druiden. »Möchtest du jetzt etwas essen? Ich glaube, es wäre gut für dich, wenn du es tätest.«

»Ja.« Shea setzte sich auf und zog den Mantel fester um sich. Allanon schöpfte Suppe in eine kleine Schüssel. Der Duft stieg Shea verlockend in die Nase. Dann dachte Shea plötzlich an das Schwert von Shannara und suchte in der Dunkelheit danach. Er entdeckte es schnell; es lag, schwach leuchtend, in seiner Nähe. Ein zweiter Gedanke veranlasste ihn, in den Taschen seines Rockes nach den Elfen-Steinen zu suchen. Er konnte sie nicht finden. Er geriet in Panik und suchte verzweifelt nach dem kleinen Lederbeutel, aber ohne Erfolg. Die Steine waren verschwunden. Shea sank betroffen zurück. Vielleicht hatte Allanon ...

»Allanon, ich kann die Elfen-Steine nicht finden«, stieß Shea hervor. »Habt Ihr -?«

Der Druide trat zu ihm und reichte ihm die dampfende Suppe und einen kleinen Holzlöffel. Sein Gesicht war ein undurchdringlicher schwarzer Schatten.

»Nein, Shea. Du musst sie verloren haben, als du aus der Messerkante geflohen bist.« Er sah den entsetzten Ausdruck in Sheas Gesicht und klopfte ihm begütigend auf die Schulter. »Es hat keinen Sinn, sich darüber jetzt noch Gedanken zu machen. Die Steine haben ihre Aufgabe erfüllt. Ich möchte, dass du etwas isst und dann wieder schläfst - du brauchst Ruhe.«

Shea schlürfte mechanisch die Suppe. Er konnte den Verlust der Elfen-Steine nicht so leicht verwinden. Sie hatten ihn von Anfang an begleitet und bei jedem Schritt sein Leben geschützt. Wie konnte er nur so unvorsichtig gewesen sein? Er dachte nach und versuchte vergeblich, sich zu erinnern, wo er sie verloren haben mochte. Es hatte keinen Zweck. Das konnte überall gewesen sein.

»Es tut mir sehr leid mit den Elfen-Steinen«, sagte er leise.

Allanon zuckte die Achseln und lächelte schwach. Er wirkte müde und auf irgendeine Weise älter, als er sich zu Shea setzte.

»Vielleicht tauchen sie später wieder auf.«

Shea aß stumm die Suppe, und Allanon füllte die kleine Schüssel ein zweites Mal. Die warme Brühe tat dem erschöpften Talbewohner gut, und eine bleierne Müdigkeit breitete sich in seinem Körper aus. Die Augen wollten ihm wieder zufallen. Es wäre so leicht gewesen, sich dem Schlaf zu überlassen, aber er wollte nicht. Zu viele Dinge beschäftigten ihn noch, zu viele Fragen waren ohne Antwort geblieben. Er wollte die Antworten jetzt hören, von dem einzigen, der sie ihm geben konnte. Soviel hatte er sich verdient, nach allem, was er durchgemacht hatte.

Er schob sich wieder hoch und bemerkte, dass Allanon ihn scharf beobachtete. In der Ferne zerriss ein lauter Vogelschrei die tiefe Stille. Shea lauschte. Das Leben kehrte zurück ins Nordland - nach all der Zeit. Er stellte die Suppenschüssel auf den Boden und wandte sich Allanon zu.

»Können wir uns unterhalten?«

Der Druide nickte stumm.

»Warum habt Ihr mir nicht die Wahrheit über das Schwert gesagt?« fragte Shea leise. »Warum nicht?«

»Ich habe dir alles gesagt, was du wissen musstest.« Allanons verschattetes Gesicht blieb unbewegt. »Das Schwert selbst verriet dir das übrige.«

Shea starrte ihn ungläubig an.

»Es war notwendig, dass du das Geheimnis des Schwertes von Shannara selbst enträtselt hast«, fuhr der Druide fort. »Ich konnte dir das nicht erklären - du musstest es selbst erleben. Du musstest lernen, zuerst die Wahrheit über dich selbst zu akzeptieren, bevor dir das Schwert als Talisman gegen den Dämonen-Lord von Nutzen sein konnte. Ich konnte in diesen Prozess nicht direkt eingreifen.«

»Hättet Ihr mir dann nicht wenigstens sagen können, weshalb das Schwert Brona vernichten würde?« drängte Shea.

»Was wäre dann mit dir geschehen?«

Shea runzelte die Stirn.

»Ich verstehe dich nicht.«

»Wenn ich dir alles verraten hätte, was ich wusste - wobei man bedenken muss, dass du auch dann nicht über das Wissen verfügt hättest, das du jetzt besitzt -, hätte dir das wirklich geholfen? Wärst du fähig gewesen, die Suche nach dem Schwert fortzusetzen? Hättest du das Schwert gegen Brona erheben können, mit dem Wissen, dass es nicht mehr leisten würde, als ihm die Wahrheit über sich selbst zu zeigen? Hättest du mir überhaupt geglaubt, wenn ich behauptet hätte, ein Ungeheuer vom Schlage des Dämonen-Lords sei auf so einfache Weise zu besiegen?« Er beugte sich vor. »Oder hättest du nicht auf der Stelle aufgegeben? Wie viel Wahrheit hättest du ertragen können?«

»Ich weiß es nicht«, erwiderte Shea zweifelnd.

»Dann will ich dir etwas sagen, das ich dir vorher verschweigen musste. Vor fünfhundert Jahren wusste Jerle Shannara dies alles - und er scheiterte trotzdem.«

»Aber ich dachte -«

»Dass er erfolgreich gewesen wäre?« fiel Allanon ein. »Wäre er wirklich erfolgreich gewesen, hätte der Dämonen-Lord dann nicht vernichtet gewesen sein müssen? Nein, Shea, Jerle Shannara hatte keinen Erfolg. Brimen vertraute dem Elfen-König das Schwert an, weil auch er glaubte, der Träger des Schwertes sei für die Begegnung mit Brona besser vorbereitet, wenn er wüsste, wie der Talisman wirke. Das war nicht der Fall. Obwohl Jerle Shannara darauf hingewiesen worden war, dass er der Wahrheit über sich selbst ausgesetzt sein würde, sah er sich auf die Entdeckung nicht vorbereitet. Es gab vermutlich auch gar keinen Weg für ihn, sich richtig darauf vorzubereiten. Wir errichten zu viele Mauern, um je ganz ehrlich mit uns selbst zu sein. Und ich glaube nicht, dass er Brimens Warnungen wirklich beherzigt hat. Jerle Shannara war ein Krieger-König, und sein natürlicher Instinkt zwang ihn, das Schwert als physische Waffe zu betrachten, obwohl man ihm gesagt hatte, dass es ihm in dieser Form nicht von Nutzen sein werde. Als er dem Dämonen-Lord gegenübertrat und der Talisman bei ihm genau so wirkte, wie Brimen es vorausgesagt hatte, geriet er in Panik. Seine körperliche Kraft, seine Kampfeserfahrung, seine Geschicklichkeit - all das nützte ihm nichts. Damit konnte er sich einfach nicht abfinden. Aus diesem Grunde gelang es dem Dämonen-Lord, zu entkommen.«

Shea schien nicht überzeugt zu sein.

»Bei mir wäre es vielleicht anders gewesen.«

Der Druide hörte ihn offenbar gar nicht.

»Ich wollte eigentlich bei dir sein, als du das Schwert von Shannara gefunden hast, und wenn sich dir das Geheimnis des Talismans zeigte, wollte ich dir seine Bedeutung als Waffe gegen den Dämonen-Lord erklären. Aber m den Drachenzähnen sind wir getrennt worden, und erst später wurde mir klar, dass du das Schwert gefunden hattest und ohne mich nach Norden gegangen warst. Ich bin dir gefolgt, kam aber beinahe zu spät. Ich konnte deine Panik spüren, als dir die Kraft des Schwertes offenbar wurde, und ich wusste, dass auch der Dämonen-Lord das wahrnahm. Ich war aber immer noch zu weit entfernt, um dich noch rechtzeitig zu erreichen. Ich versuchte dir zuzurufen - meine Stimme in dein Gemüt zu senken. Es blieb nicht genug Zeit, dir zu sagen, was du tun solltest; das verhinderte der Dämonen-Lord. Ein paar Worte, das war alles.« Er verstummte, den Blick ins Leere gerichtet. »Aber du hast die Antwort selbst gefunden, Shea - und bist am Leben geblieben.«

Der Talbewohner wandte den Blick ab. Er lebte noch, aber es schien, als seien alle anderen, die ihn begleitet hatten, tot.

»Es hätte anders kommen können«, sagte er dumpf.

Allanon schwieg. Das kleine Lagerfeuer war zu rötlicher Glut herabgesunken, und die Nacht hüllte sie ein. Shea griff abermals nach der Schüssel und leerte sie hastig, als die Schläfrigkeit ihn wieder überfiel. Er döste, als Allanon sich plötzlich bewegte und zu ihm sagte:

»Du glaubst, es war falsch von mir, dir das Geheimnis des Schwertes nicht zu verraten? Vielleicht hast du recht. Vielleicht wäre es für alle besser gewesen, wenn ich dir von Anfang an alles gesagt hätte.«

Shea sah ihn an. Das schmale Gesicht war eine Maske dunkler Höhlen und kantiger Linien, hinter der sich ein ewiges Rätsel zu verbergen schien.

»Nein, Ihr habt recht gehabt«, antwortete Shea langsam. »Ich bin nicht sicher, dass ich die Wahrheit ertragen hätte.«

Allanon legte den Kopf ein wenig schief, als erwäge er die Möglichk eit.

»Ich hätte mehr Vertrauen zu dir haben sollen, Shea, aber ich hatte Angst.« Er machte eine Pause, als Shea ihn zweifelnd ansah. »Du glaubst mir nicht, aber es ist wahr. Dir und allen anderen bin ich immer übermenschlich erschienen. Es war notwendig, sonst hättest du deine Rolle nie spielen können. Aber ein Druide ist trotzdem nur ein menschliches Wesen. Und du vergisst etwas. Bevor er zum Dämonen-Lord wurde, war Brona ein Druide. Bis zu einem gewissen Grad müssen die Druiden also die Verantwortung dafür mittragen, was aus ihm wurde. Wir haben zugelassen, dass er sich zum Dämonen-Lord entwickelte. Unser Wissen lieferte ihm die Gelegenheit dazu; unsere Absonderung vom Rest der Welt erlaubte ihm, sich zu entwickeln. Es hätte dazu kommen können, dass die ganze Menschheit versklavt oder vernichtet worden wäre, und die Schuld hätte bei uns gelegen. Die Druiden hatten zweimal die Gelegenheit, ihn zu vernichten - und zweimal gelang es ihnen nicht. Ich war der Letzte in der Reihe. Scheiterte auch ich, wäre niemand mehr da gewesen, der die Menschen vor dem Bösen hätte schützen können. Ja, ich hatte Angst. Ein kleiner Fehler, und Brona wäre für immer Sieger geblieben.« Die Stimme des Druiden sank zu einem Flüstern herab, und er starrte auf den Boden. »Du musst noch etwas erfahren. Brimen war mehr als ein Vorfahre. Brimen war mein Vater.«

»Euer Vater!« Shea wurde für einen Augenblick hellwach. »Aber das kann nicht -«

Allanon lächelte schwach, als Shea unsicher verstummte.

»Manchmal wirst du wohl geahnt haben, dass ich älter war, als ein normaler Mensch es werden konnte. Nach dem Ersten Krieg der Rassen entdeckten die Druiden das Geheimnis der Langlebigkeit. Aber sie fordert einen Preis - einen Preis, den Brona nicht bezahlen wollte. Sie erfordert vieles, vor allem Disziplin, Shea. Sie ist kein Geschenk. Und für unsere wache Zeit sammeln wir eine Schuld an, die durch eine besondere Art von Schlaf abgetragen werden muss, indem wir uns vom Altern erholen. Es bedarf vieler Schritte zur Langlebigkeit, und manche davon sind nicht angenehm. Nicht ein einziger ist leicht. Brona suchte nach einem anderen Weg, nach einem, der diesen Preis nicht kostete, nicht diese Opfer, aber am Ende fand er nur Illusion.« Der Druide schien sich für lange Augenblicke in sich selbst zurückzuziehen, dann fuhr er fort: »Brimen war mein Vater. Er hatte die Chance, der Bedrohung durch den Dämonen-Lord ein Ende zu machen, aber er beging zu viele Fehler, und Brona entkam ihm. Seine Flucht hatte mein Vater zu verantworten - und wenn der Dämonen-Lord mit seinen Plänen Erfolg gehabt hätte, wäre die Schuld meinem Vater zuzumessen gewesen. Ich lebte mit der Angst davor, bis eine Besessenheit daraus wurde. Ich schwor mir, diese Fehler nicht zu wiederholen. Ich fürchte, ich hatte nie rechtes Vertrauen zu dir, Shea. Ich befürchtete, du könntest zu schwach sein für deine Aufgabe, und ich verbarg die Wahrheit, um meine eigenen Zwecke zu fördern. Ich bin in vieler Beziehung ungerecht zu dir gewesen. Aber du warst meine letzte Chance, meinen Vater zu erlös en, mein eigenes Gewissen zu befreien und die Verantwortung der Druiden für die unheilvolle Entstehung von Brona für immer zu löschen.« Er zögerte und blickte Shea in die Augen. »Ich habe mich geirrt, Shea. Du warst ein besserer Mann, als ich es dir zugetraut habe.«

Shea lächelte und schüttelte langsam den Kopf.

»Nein, Allanon. Ihr sprecht immer davon, dass man hinterher leicht klüger sein könne. Sagt Euch das selbst zu Eurer Erleichterung.«

Der Druide erwiderte Sheas Lächeln.

»Ich würde mir wünschen ... würde mir wünschen, dass wir mehr Zeit hätten, Shea Ohmsford. Zeit, um einander besser kennen zulernen. Aber ich habe eine Schuld abzutragen ... nur allzu bald -« Er verstummte beinahe traurig und senkte den Kopf. Der verwunderte Talbewohner wartete einen Augenblick, weil er glaubte, Allanon werde noch etwas sagen, aber sein Gegenüber blieb stumm.

»Dann bis morgen.« Shea streckte sich müde aus und wickelte sich fester in den Mantel. »Wir haben eine lange Reise zurück ins Südland vor uns.«

Allanon schwieg eine Weile.

»Deine Freunde sind in der Nähe und suchen dich«, sagte er schließlich. »Wenn sie dich finden, berichtest du ihnen dann alles, was ich dir erzählt habe?«

Shea hörte ihn kaum mehr. Seine letzten Gedanken vor dem Einschlafen beschäftigten sich mit Shady Vale und der Hoffnung auf baldige Rückkehr in die Heimat.

»Das könnt Ihr besser als ich«, murmelte er.

Wieder blieb es still. Dann hörte er Allanon in der Dunkelheit rascheln, und als der hochgewachsene Mann wieder das Wort ergriff, klang seine Stimme seltsam fern.

»Das kann ich vielleicht nicht, Shea. Ich bin sehr müde - ich habe mich verausgabt. Für eine Weile muss ich ... schlafen.«

»Bis morgen«, murmelte Shea. »Gute Nacht.«

Die Stimme des Druiden drang als Flüstern zu ihm.

»Leb wohl, mein junger Freund. Leb wohl, Shea.«

Aber Shea schlief schon.

Shea fuhr aus dem Schlaf hoch, überflutet von Sonnenlicht, und riss die Augen auf, als er Hufgetrappel und Schritte hörte. Er sah sich umgeben von schmalen, schlaksigen Gestalten in Waldläuferkleidung. Instinktiv tastete er nach dem Schwert von Shannara und setzte sich auf, die Augen zusammengekniffen, um die Gesichter zu erkennen. Es waren Elfen. Einer von ihnen, ein Mann mit hartem Gesicht, löste sich aus der Gruppe und beugte sich zu Shea herab. Durchdringende, scharfe Augen bohrten sich in die des Talbewohners, und eine feste Hand legte sich auf seine Schulter.

»Ihr seid unter Freunden, Shea Ohmsford. Wir sind Eventines Leute.«

Shea stand langsam auf, noch immer das Schwert in der Faust.

»Allanon ...?« fragte er und schaute sich nach dem Druiden um.

Der Fremde zögerte einen Augenblick, dann schüttelte er den Kopf.

»Sonst ist niemand hier. Nur Ihr.«

Betroffen ging Shea an ihm vorbei, durch den Ring der Reiter, und suchte mit den Augen die breite Schlucht ab. Grauen Fels und Staub, mehr sah er nicht. Außer den Elfen-Reitern und ihm selbst war niemand hier. Da fiel ihm etwas ein, das der Druide in der Nacht gesagt hatte - und er wusste, dass Allanon wirklich fort war.

»Schlafen ...« flüsterte Shea vor sich hin. Steif wandte er sich den wartenden Elfen zu, stockte aber, als ihm die Tränen übers Gesicht zu laufen begannen. Allanon würde wiederkommen, wenn sie ihn brauchten, dachte er. So wie immer. Er wischte die Tränen weg und starrte ins tiefe Blau des Nordlandhimmels. Einen Augenblick lang schien es, als höre er die Stimme des Druiden aus weiter Ferne rufen. Er lächelte schwach.

»Leb wohl, Allanon«, sagte er leise.

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