9. Kapitel

Nach einiger Zeit verließen wir den Zustand des freien Falls und gingen in den Überschallgleitflug über, der für mich immer wieder unglaublich aufregend ist. Der Computer leistete gute Arbeit beim Ausgleich der heftigen Luftbewegungen — trotzdem spürte man noch die Vibration in den Zahnwurzeln — und nach der anstrengenden Nacht spürte ich sie auch noch woanders.

Ziemlich abrupt brachen wir durch die Schallmauer und brachten einige Zeit im Schallbereich zu, wobei sich das Schreien der Luft allmählich aufbaute.

Dann setzten wir auf, und die Bremsraketen sprangen an und brachten uns in kürzester Zeit zum Stillstand.

Ich atmete tief durch. So gern ich mit einer SBR fliege kann ich mich doch erst richtig entspannen, wenn wir nach der Landung ganz gestoppt haben.

Wir waren Donnerstag um zwölf Uhr mittags von der Nordinsel gestartet und kamen vierzig Minuten später in Winnipeg an, und zwar am Abend vorher (Mittwoch), um 18.40 Uhr. (Nun staunen Sie mich nicht an; schauen Sie sich lieber eine Landkarte an auf denen die Zeitzonen eingezeichnet sind.)

Wieder wartete ich und verließ die Kabine als letzter Passagier. Und wie schon einmal kümmerte sich unser Captain um mein Gepäck, begleitete mich diesmal aber mit der Lässigkeit eines alten Freundes — was mich außerordentlich aufmunterte. Er geleitete mich durch eine Nebentür und blieb auch während der Formalitäten beim Zoll und bei der Paßkontrolle bei mir, wobei er sein Gepäck als erstes zur Inspektion hinhielt.Der Beamte griff nicht danach. „Hallo, Captain.

Was schmuggeln Sie denn diesmal?“

„Das Übliche. Verbotene Diamanten. Fabrikationsgeheimnisse. Zeichnungen für den Waffenbau.

Rauschgift.“

„Das ist alles? Da lohnt sich ja die Kreide nicht.“ Er kritzelte etwas auf Ians Koffer. „Gehört sie zu Ihnen?“

„Hab’ sie noch nie gesehen.“

„Ich Indianer-Squaw“, bemerkte ich. „Weißer Häuptling mir versprechen viel Feuerwasser. Weißer Häuptling Versprechen nicht halten.“

„Das hätte ich Ihnen gleich sagen können. Werden Sie lange bei uns bleiben?“

„Ich lebe im Imperium. Transit, möglicherweise bleibe ich über Nacht. Ich bin letzten Monat auf meinem Weg nach Neuseeland hier durchgereist. Hier ist mein Paß.“

Er warf einen Blick hinein, stempelte ihn und kritzelte etwas auf mein Gepäck, ohne es zu öffnen.

„Wenn Sie noch etwas länger bleiben wollen, kaufe ich Ihnen Feuerwasser. Aber verlassen Sie sich auf keinen Fall auf Captain Tormey.“ Wir traten durch die Barriere.

Wenige Meter weiter ließ Ian plötzlich unser Gepäck fallen, stemmte eine Frau an den Ellenbogen hoch — er mußte gut in Form sein, denn sie war kaum zehn Zentimeter kleiner als er — und küßte sie hingebungsvoll. Dann erst stellte er sie ab. „Jan, dies ist Marj.“

(Wenn Ian diesen flotten Brummer zu Hause hatte warum gab er sich da mit meinen mageren Gaben ab?

Weil ich zur Stelle gewesen war und sie nicht — daswar bestimmt die Antwort. Jetzt ist sie aber hier.

Mädchen, hast du für mich ein Buch zum Lesen?)

Janet gab auch mir einen Kuß, woraufhin sich meine Laune besserte. Dann hielt sie mich mit beiden Händen auf Armeslänge von sich ab. „Ich sehe ihn nicht. Haben Sie ihn im Schiff gelassen?“

„Was? Ich habe nur den einen Handkoffer gehabt — mein großes Gepäck ist im Transit und geht nicht durch den Zoll.“

„Nein, meine Liebe, ich meine Ihren Heiligenschein. Betty hat soviel über Sie geredet, daß ich mit einem Heiligenschein gerechnet habe.“

Ich dachte über ihre Worte nach. „Sind Sie sicher daß Sie sich nicht verhört haben?“

„Nun ja … sie sagte, Sie wären ein Engel. Vielleicht habe ich daraus die falschen Schlüsse gezogen.“

„Mag sein. Ich kann mir nicht denken, daß ich gestern abend einen Heiligenschein umhatte; auf Reisen nehme ich den selten mit.“

„Stimmt genau“, sagte Captain Ian. „Gestern abend hatte sie weder etwas um noch etwas an, nur einen in der Krone. Schätzchen, ich sage es dir nur ungern aber Betty hatte einen höchst negativen Einfluß auf uns. Man kann es kaum in Worte kleiden.“

„Ach du je! Vielleicht sollten wir sofort in einen Gottesdienst gehen. Ja, Marjorie? Dort gibt es Tee und Kekse, aber kein Abendessen. Die ganze Gemeinde wird für Sie beten.“

„Wie Sie meinen, Janet.“ (Mußte ich mich darauf einlassen? Ich kannte die Etikette nicht, die hinsichtlich solcher Gottesdienste galt.)

„Janet“, sagte Captain Tormey, „vielleicht sollten wir sie mit nach Hause nehmen und dort für sie be-ten. Ich glaube nicht, daß Marj es gewöhnt ist, ihre Sünden öffentlich zu bekennen.“

„Marjorie, wäre dir das lieber?“

„Ich glaube ja.“

„Dann tun wir das! Ian, rufst du Georges?“

Georges erwies sich als Georges Perreault. Zunächst erfuhr ich über ihn nicht mehr als seinen Namen, außer daß er ein Gespann Morgan-Schwarze lenkte, die vor einen todschicken Honda-Surrey geschirrt waren eine wirkliche Luxuskutsche, die sich nur Superreiche leisten konnten. Wie groß ist das Gehalt eines SBRCaptains? Freitag, das geht dich nichts an! Auf jeden Fall war es ein elegantes Fahrzeug. Das gleiche galt für Georges, der wirklich gut aussah. Er war groß dunkelhaarig und wirkte in seinem dunklen Anzug mit dem Käppi wirklich wie ein Kutscher. Janet stellte ihn mir also nicht als Dienstboten vor, und bei der Begrüßung verbeugte er sich und küßte mir die Hand. Verteilt ein Kutscher Handküsse? Immer wieder stieß ich auf menschliche Angewohnheiten, die in meinem Training nicht berücksichtigt worden waren.

Ian setzte sich nach vorn zu Georges; Janet nahm mich mit nach hinten und schüttelte eine große Daunendecke aus. „Mir ist eingefallen, daß Sie vielleicht nichts Warmes anzuziehen haben, immerhin kommen Sie aus Auckland“, erklärte sie. „Kuscheln Sie sich ein.“ Ich gab ihr nicht zu verstehen, daß ich niemals friere; es war eine sehr rücksichtsvolle Geste und ich machte es mir mit ihr unter der Decke gemütlich. Georges lenkte uns auf die Schnellstraße hinaus, trieb die Pferde mit einem Schnalzen zu schnellerer Gangart an. In forschem Trott kamen wirvoran. Aus einem Fach am Armaturenbrett nahm Ian ein Horn und blies einen lauten Ton — einen Anlaß dafür schien es nicht zu geben, außer daß er Spaß daran hatte, Krach zu machen.

Wir fuhren nicht nach Winnipeg Stadt hinein. Ian lebte im Südwesten einer kleinen Ortschaft, die Stonewall heißt, nördlich der Stadt gelegen, in ziemlicher Nähe zum Flughafen. Als wir unser Ziel erreichten war es bereits dunkel. Trotzdem konnte ich eines erkennen: Es handelte sich um einen Landsitz, der so gründlich bewehrt war, daß sich alle Eindringlinge daran die Zähne ausbeißen mußten — außer man leitete einen druckvollen militärischen Angriff dagegen ein. Drei Tore waren hintereinander angebracht, wobei Tore 1 und 2 eine Sperrzone bildeten. Überwachungsaugen oder ferngelenkte Waffen machte ich nicht aus, aber ich war überzeugt, daß es sie gab — das Anwesen war übersät mit den roten und weißen Warnstrahlen, die Flugfahrzeuge fernhalten sollen.

Was die drei Tore zusätzlich schützte, konnte ich wegen der Dunkelheit nicht erkennen. Mein Blick fiel auf eine Mauer und zwei Zäune, doch es war nicht festzustellen, inwieweit sie bewaffnet oder mit Fallen versehen waren, und ich wollte auch nicht fragen.

Aber kein vernünftiger Mensch gibt soviel Geld für den Schutz seines Hauses aus und verläßt sich dann total auf die passive Verteidigung. Ich interessierte mich außerdem für die Energieversorgung, mußte ich doch daran denken, wie der Chef auf der Farm den Shipstone verloren hatte (von „Onkel Jim“ abgestellt) was dann die weitere Verteidigung unmöglich machte — aber auch das war eine Frage, die einem Gast nicht zustand.Noch mehr interessierte mich, was geschehen wäre wenn man uns überfallen hätte, ehe wir die Tore dieser Burg hätten hinter uns bringen können. Wieder eine Frage, die ein wenig tabu war, gab es doch einen lebhaften illegalen Waffenhandel, der die angeblich Entwaffneten so gefährlich macht. Ich bewege mich in der Regel unbewaffnet, gehe davon bei anderen aber nicht automatisch aus — die meisten Leute haben weder meine Steigerung noch mein Spezialtraining.

(Ich bin viel lieber auf meine Fähigkeiten im „unbewaffneten“ Zustand angewiesen, als mich auf Schießeisen verlassen zu müssen, die einem bei jeder Überprüfung weggenommen werden können, die man verlieren kann, bei denen die Munition oder die Batteriekraft ausgeht oder die im entscheidenden Augenblick Ladehemmung haben. Ich sehe nicht bewaffnet aus, und das verschafft mir einen Vorteil.

Andere Leute mochten das anders sehen und andere Probleme haben — ich bin ein Sonderfall.)

Wir fuhren eine gewundene Auffahrt entlang unter einen Vorbau — hier blies Ian mit seinem Horn wieder einen unangenehmen Ton, der diesmal aber einen Zweck zu haben schien, denn die Haustür ging auf.

„Bring sie hinein, meine Liebe!“ sagte Ian. „Ich helfe Georges mit den Pferden.“

„Ich brauche keine Hilfe.“

„Beruhige dich!“ Ian stieg ab und half uns hinaus.

Meinen Koffer gab er seiner Frau, während Georges weiterfuhr. Ian folgte ihm zu Fuß. Janet führte mich ins Innere — und mir stockte der Atem.

Ich schaute durch das Foyer auf einen erleuchteten Brunnen, der offensichtlich programmiert war; das Wasser veränderte die Form und Farbe, während ichnoch hinschaute. Leise Hintergrundmusik ertönte die (möglicherweise) den Brunnen steuerte.

„Janet … wer ist hier der Architekt?“

„Gefällt es Ihnen?“

„Natürlich!“

„Dann bekenne ich mich dazu. Ich bin die Architektin, Ian der Techniker, während Georges die Ausstattung überwacht hat. Er ist Künstler in mehreren Disziplinen, und sein Studio liegt in einem Seitenflügel. Ich sage Ihnen lieber gleich, daß Betty mich aufgefordert hat, Ihnen die Kleidung zu verstecken, bis Georges mindestens einen Akt von Ihnen gemalt hat.“

„Betty hat das gesagt? Aber ich habe noch nie Modell gesessen. Außerdem muß ich an meine Arbeitsstelle zurück.“

„Dann liegt es ja an uns, Ihnen diesen Vorsatz auszureden. Es sei denn … wäre Ihnen der Gedanke unangenehm? Betty rechnete eigentlich nicht damit.

Vielleicht gibt sich Georges mit einer schützenden Schärpe zufrieden — für den Anfang wenigstens.“

„Nein, das ist es nicht. Na, vielleicht macht mir der Gedanke des Modellstehens zu schaffen; so etwas ist neu für mich. Hören Sie, können wir damit nicht warten? Im Augenblick interessiert mich ein Bad mehr als ein Gemälde von mir; seit ich Bettys Wohnung verließ, habe ich dazu keine Gelegenheit mehr gehabt — ich hätte mir am Flughafen dazu Zeit nehmen sollen.“

„Tut mir leid, meine Liebe. Ich hätte Sie nicht gleich in ein Gespräch über Georges’ Malerei verwickeln dürfen. Meine Mutter hat mir schon vor Jahren beigebracht, daß man einem Gast zuerst zeigt, wo das Badezimmer liegt.“

„Meine Mutter hat immer genau dasselbe gesagt“ bemerkte ich.

„Hier entlang.“ Links vom Brunnen öffnete sich ein Korridor. Sie führte mich hinein und in ein Zimmer.

„Hier schlafen Sie“, verkündete sie und ließ meinen Koffer auf das Bett fallen. „Das Bad ist hinter dieser Tür. Sie teilen es sich mit mir, weil mein Zimmer das Spiegelbild dieses Raumes ist, auf der anderen Seite.“

Es gab viel zu teilen — drei Kabinen, jeweils mit WC, Bidet und Handwaschbecken; eine Dusche, die für eine ganze Gruppe gereicht hätte, mit Kontrollen nach denen ich mich noch erkundigen mußte; dazu ein Tisch zum Massieren und Sonnenbaden, eine große, tiefe Wanne, die eindeutig für mehrere Leute gedacht war, ein doppelter Schminktisch mit Waschbecken, ein Terminal, ein Kühlschrank, ein Bücherregal mit Kassetten …

„Kein Leopard?“ fragte ich.

„Sie haben einen erwartet?“

„Wenn man so etwas in den Sensies sieht, hat die Hauptperson meistens einen Leoparden bei sich.“

„Oh. Würden Sie sich mit einer Katze zufriedengeben?“

„Gewiß doch. Sie und Ian lieben Katzen?“

„Ich würde nie ohne eine leben. Im Augenblick kann ich Ihnen sogar ein besonders gutes Angebot in jungen Kätzchen machen.“

„Ich wünschte, ich könnte eine aufnehmen. Aber es geht leider nicht.“

„Darüber sprechen wir später. Jetzt machen Sie sich erst einmal frisch. Wollen Sie vor dem Abendessen duschen? Ich werde es jedenfalls tun, denn ich habe vor der Fahrt zum Flughafen Blackie und Dämonausgiebig gestriegelt. Haben Sie den Stallgeruch nicht bemerkt?“

Und so kam es, daß ich zehn oder zwölf Minuten später unter der Dusche stand, während Georges mir den Rücken einseifte und Ian die Frontpartie, während die Gastgeberin sich selbst wusch und lachend Ratschläge gab, auf die niemand einging. Würde ich den Weg zu dieser Szene im einzelnen darstellen müßten Sie erkennen, daß jeder Schritt logisch zum nächsten führte und daß ich zu keiner Zeit irgendwie bedrängt wurde. Auch machte niemand den Versuch mich zu verführen, es wurde nicht einmal davon gesprochen, daß ich meinen Gastgeber schon in der vergangenen Nacht (zumindest symbolisch) vergewaltigt hatte.

Anschließend genossen wir ein vorzügliches Abendessen im Wohnzimmer (das ziemlich groß ausgefallen war und offenbar eine Art Mittelpunkt bildete). Dazu saßen wir vor einem Feuer, bei dem es sich in Wahrheit um einen von Ians Tricks handelte.

Ich trug ein Negligée, das mir Janet geliehen hatte — ein solches Gewand zum Abendessen hätte mich in Christchurch hinter Gitter bringen können.

Doch keiner der beiden Männer fühlte sich dadurch angeregt, mir zu dicht auf den Pelz zu rücken.

Als wir bei Kaffee und Brandy angelangt waren, war ich etwas beschwingt, hatten wir doch schon vorher einem Aperitif zugesprochen und während des Essens Wein getrunken. Auf allgemeine Aufforderung entledigte ich mich des geliehenen Negligées und George ließ mich fünf oder sechs Posen einnehmen und machte jeweils stereographische und holographische Aufnahmen. Gleichzeitig sprach er über mich,als wäre ich eine Rinderhälfte, die zu begutachten war. Ich wies immer wieder darauf hin, daß ich morgen früh weitermüsse, doch meine Einwände fielen immer schwächer aus — Georges kümmerte sich ohnehin nicht darum. Er meinte, ich hätte eine „gute Massenverteilung“ — vielleicht war das sogar als Kompliment gemeint. Auf keinen Fall war es ein Antrag an mich, mit ihm ins Bett zu steigen.

Er machte allerdings ausgezeichnete Bilder von mir; besonders gefiel mir eins, auf dem ich flach auf einer Couch lag und an Brüsten, Beinen und Bauch von fünf jungen Katzen bekrabbelt wurde. Ich erbat mir das Bild von ihm und stellte fest, daß Georges ein entsprechendes Kopiergerät besaß.

Anschließend machte Georges Aufnahmen von mir und Janet, und wieder erbat ich mir eine Kopie, denn wir bildeten einen herrlichen Kontrast, und Georges hatte die Gabe, uns besser aussehen zu lassen, als wir es in Wirklichkeit taten. Nach einiger Zeit jedoch begann ich zu gähnen, und Janet forderte Georges auf mit der Arbeit aufzuhören. Ich entschuldigte mich mit dem Hinweis, daß ich eigentlich noch gar keinen Grund hätte, müde zu sein, wäre es doch in der Zeitzone, in der ich den Tag begonnen hätte, erst früher Abend.

Janet wischte den Einwand beiseite und sagte, Müdigkeit habe nichts mit Uhren oder Zeitzonen zu tun — meine Herren, ab ins Bett! Sie führte mich fort.

Wir machten in dem prächtigen Badezimmer Station, und sie legte mir die Arme um die Schulter.

„Marjie, möchtest du Gesellschaft haben oder allein schlafen? Ich weiß von Betty, daß gestern nacht bei euch einiges los war, vielleicht ist dir eine ruhige Zeitlieber. Vielleicht auch nicht. Sag’s mir!“

Ich gab ihr ehrlich Auskunft, daß ich nicht gern allein schliefe.

„Ich auch nicht“, sagte sie, „und es tut gut, so etwas von dir zu hören, anstatt darum herumzureden oder sich zu verstellen. Wen möchtest du bei dir im Bett haben?“

Lieber Schatz, du hast doch sicher ein Anrecht auf deinen Mann, wenn er gerade von einem Flug zurückgekehrt ist. „Vielleicht sollte man die Frage umdrehen. Wer will mit mir schlafen?“

„Na, wir alle, davon bin ich überzeugt. Oder zwei.

Oder einer. Such’s dir aus!“

Ich blinzelte und fragte mich, wieviel ich getrunken hatte. „Vier in einem Bett?“

„Würde dir das gefallen?“

„Ich hab’s noch nie versucht. Klingt lustig, aber es dürfte ziemlich eng sein.“

„Oh, du bist noch nicht in meinem Zimmer gewesen. Wir haben ein großes Bett. Weil oft beide Ehemänner mit mir schlafen wollen — und es ist noch ausreichend Platz, um einen Gast dazuzubitten.“

Ja, ich hatte getrunken — an zwei Abenden hintereinander und mehr, als ich gewöhnt war. „›Zwei Ehemänner? ‹ Ich wußte gar nicht, daß sich BritischKanada dem australischen Plan angeschlossen hatte.“

„Britisch-Kanada wohl nicht, aber die BritischKanadier. Jedenfalls viele tausend Leute im Lande.

Die Tore sind verriegelt, und es geht niemanden etwas an. Möchtest du das große Bett ausprobieren?

Wenn du müde wirst, kannst du dich in dein Zimmer zurückziehen — das ist einer der wesentlichen Gründe, warum ich diese Zimmerfolge so angelegt habe.Was meinst du, meine Liebe?“

„Äh … ja. Aber ich bin vielleicht ein bißchen schüchtern.“

„Das wirst du überwinden. Jetzt wollen wir …“

Die schrille Klingel des Terminals unterbrach sie.

„Verdammt, verdammt!“ rief Janet. „Das bedeutet unweigerlich, daß man Ian am Flughafen braucht — obwohl er gerade von einem Hochflug zurückgekehrt ist.“ Sie ging zum Terminal und schaltete ein.

„… Grund zur Besorgnis. Unsere Grenze zum Chicago-Imperium ist geschlossen worden. Flüchtlinge werden in Gewahrsam genommen. Der Angriff durch Québec ist schlimmer, könnte aber auf einem Irrtum eines Ortskommandeurs beruhen. Eine Kriegserklärung hat es nicht gegeben. Der Notstand ist in Kraft.

Bleiben Sie also den Straßen fern, bewahren Sie Ruhe und warten Sie auf dieser Welle auf weitere amtliche Nachrichten und Anweisungen!“

Der Rote Donnerstag hatte begonnen.

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