Einundzwanzigster November

Ich bin im Roosevelt-Hotel in Los Angeles.

Schratt hat die Aufgabe übernommen, das Hirn zu ernähren. Er war so Feuer und Flamme für seine Pflichten, daß er meine Einwände zum Schweigen brachte.

Ich kann mich auf ihn verlassen, daß er die Reaktionen des Hirns aufs genaueste einträgt. Ich werde jeden Tag mit ihm telefonieren.

Ehe ich mich entschloß, aus Washington Junction wegzufahren, habe ich mich per Morse mit dem Hirn in Verbindung gesetzt und ihm meinen Entschluß mitgeteilt.

Ich habe mich darauf trainiert, seine Antwort sofort aufzufangen. Ich kann meinen Geist leer und vollkommen aufnahmefähig machen. Das Hirn schien es gerne zu sehen, daß ich wegging. Was der Zweck meiner Reise ist, weiß ich noch nicht, aber der Befehl, ich solle reisen, war klar.

Der gleiche Traum hat mich nächtelang verfolgt, und ich bin überzeugt, er enthielt die Botschaft, die Donovan über mich mitteilen möchte.

Donovan hat mich nie gesehen, denn er war im Koma, als ich ihn fand. Infolgedessen kann das Hirn sich kein Bild von mir machen, ich habe mich also auch nicht tatsächlich im Traum gesehen. Da das Hirn nicht imstande ist, neue visuelle Eindrücke zu empfangen, muß es sich auf sein Erinnerungsvermögen verlassen, und in diesem existiere ich nicht.

Aber Donovan kannte die kalifornische Handelsbank. In meinem Traum trat ich dort ein und ging hinüber zum Kassierer, einem Mann mit blaßgelbem Gesicht und einem kleinen Schnurrbart. Ich bat um einen Blankoscheck, trat an ein Pult, füllte das Formular mit einer großen Summe aus und zeichnete den Scheck mit dem Namen Roger Hinds, von dem ich noch nie etwas gehört habe. Ehe ich mit dem Scheck zur Kasse ging, zeichnete ich ein Pik-As in die obere rechte Ecke.

Der Traum wiederholte sich ohne die kleinste Abweichung, wie eine Geschichte, die man einem Kind fest einprägen will.

Als ich aufwachte, fand ich auf meinem Schreibtisch ein Papier mit einer grob gezeichneten Skizze von Los Angeles, auf der einige Straßen und die Handelsbank deutlich markiert waren.

Die Botschaft war klar genug, aber ich fand den Sinn nicht heraus. Ich fragte Schratt um Rat, und er drang in mich, sofort zu fahren.

Ich stand bei meinem Werk an einem Kreuzweg. Wenn ich Aufträge des Hirns entgegennahm, war ich nicht mehr wissenschaftlicher Beobachter, sondern praktisch ein Werkzeug. Noch war mein freier Wille nicht beeinträchtigt, und noch war ich stark genug, diesem Fragment lebender Zellen, die ich in einem Glasrespirator kultivierte, Widerstand zu leisten.

Einmal hatte Donovan mich fast zum Mord gezwungen, aber ein solcher Kraftausbruch kann nicht nach Belieben produziert werden. Er war durch höchst ungewöhnliche Umstände entstanden. Mein Geld ging aus. Ich fand ein paar hundert Dollar, die Janice mir dagelassen hatte, und gab sie Schratt. Ich handelte für das Hirn, dem Plan gemäß, der in seiner trägen Materie gezeugt war.

Da sein Erleben mit dem Augenblick des Absturzes aufhörte, mußte es sich um einen Plan handeln, den es vor dem Unfall gehegt hatte.

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