Wasnapohdi, auch Pickel genannt, bäumte sich unter mir auf und umklammerte mich keuchend. Hilflos stöhnte sie, und ich spürte ihre Fingernägel an meinem Arm. Sie war den Leidenschaften einer Frau ausgesetzt, die ihre Sklaverei wahrhaft begriffen hat. Ich war froh, daß Grunt, ihr Herr, sie mir überließ. Der kräftige Mann braucht ein Ventil für seine Anspannungen, um nicht krank und neurotisch zu werden.
»Beeil dich mit ihr«, sagte Cuwignaka, der in diesem Augenblick unsere Unterkunft betrat. »Es gibt einiges zu sehen. Die Isanna sind bereits im Lager und bilden lange Reihen! Das mußt du dir anschauen! Auch wird gleich die Medizingruppe losziehen, um den Stamm zu fällen. Viele werden mitgehen. Beeil dich!«
Mit aufgerissenen Augen starrte Pickel mich an und hielt mich krampfhaft fest. Ich vollzog den Akt des Herrn über seine Sklavin, bis sie erschaudernd und schluchzend mit angezogenen Beinen zur Seite rollte. Dann streifte ich meine Tunika über und schob die Füße in die Mokassins. Vom Eingang schaute ich noch einmal in das Zelt. Hier und dort waren die Felle zerschlissen und ließen durch winziger Löcher Licht herein. Helligkeit drang außerdem durch das Rauchloch unter der Dachspitze herein. Später würden wir vielleicht die Seitenwände vier oder fünf Fuß weit hochrollen, was den Bau zu einer Art luftigem Baldachin werden läßt. Im Winter wird das Fellzelt durch einen Streifen Kailiauk-Fell zusätzlich abgedichtet. Ich schaute zum Mädchen zurück, das eine mehrfache Kette mit billigen funkelnden Glaskugeln um den Hals trug.
»Zieh dich an, wenn du willst«, sagte ich, »und komm mit!«
»Die Sklavin ist dankbar für die Berührung des Herrn«, flüsterte sie.
»Beeil dich!« sagte Cuwignaka ungeduldig zu mir. »Es gibt Wichtiges zu tun!«
Wir machten uns auf den Weg.
»Wirf den Reifen, wirf den Reifen, Tatankasa!« rief mir ein kleiner Junge zu.
Ich ergriff den Reifen und schleuderte ihn nach zwei täuschenden Ansätzen plötzlich nach links. Der Junge erfaßte die Bewegung aus den Augenwinkeln, fuhr herum und schoß zielsicher einen kleinen Pfeil durch das dahinfliegende Gebilde.
»Eca! Gut!« rief ich. Die Treffsicherheit des kleinen Teufels erstaunte mich.
»Noch einmal! Noch einmal, Tatankasa!« rief der Bursche. Mit Spielen dieser Art werden Fähigkeiten herangebildet und Reflexe geschult, die für einen erwachsenen Krieger später sehr wichtig sein können.
»Geht nicht«, sagte ich.
»Bitte, Tatankasa!«
»Ich bin Sklave«, sagte ich. »Ich muß Cuwignaka begleiten.«
»Ja«, sagte dieser nachdrücklich.
Ich eilte hinter Cuwignaka her, der sich nun beinahe im Laufschritt zwischen den Fellhütten fortbewegte.
Ein gezähmter Sleen fauchte mich an, und ich machte einen großen Bogen.
»Dort!« rief Cuwignaka. »Siehst du sie?«
»Das sind die Isanna?« fragte ich.
»Ja!«
Die Isanna, die Kleine-Messer-Bande des Kaiila-Stammes, kamen aus den Gebieten um den Ratsfelsen im Norden der nördlichen Gabelung des Kaiila-Flusses, westlich des Schlangen-Flusses, eines Nebenflusses des Nördlichen Kaiila. Die verschiedenen Banden des Kaiila-Stammes verteilen sich im Normalfall etwa so: Zunächst muß man sich vergegenwärtigen, daß es den Kaiila-Fluß gibt, der ungefähr nach Südwesten fließt. An einer Stelle mitten im Gebiet des Kaiila-Stammes gabelt sich dieser Strom in zwei Läufe, die als Nördlicher und Südlicher Kaiila gelten. Der Schlangen-Fluß, beinahe südlich strömend, mündet in den Nördlichen Kaiila. Das Land der Napoktan, der Armband-Bande der Kaiila, erstreckt sich östlich des Schlangen-Flusses und nördlich des Nördlichen Kaiila und des großen Kaiila. Die Wishmahi, die Pfeilspitzen-Bande des Stammes, hält die nördlich gelegenen Territorien innerhalb und ein Stück südlich der Kaiila-Gabelung. Die Isbu bewegen sich in den weiter südlich gelegenen Zonen zwischen dem Nord- und dem Südzweig des Kaiila-Wasserlaufs. Die Ländereien der Sandbande der Kaiila, der Casmu, schließen sich im Westen an die der Isanna an und im Nordwesten an die Gebiete der Isbu, oberhalb des Nördlichen Kaiila-Flusses. Nicht bekannt ist, ob der Fluß seinen Namen von den roten Wilden herleitet, durch dessen Gebiete er strömt, oder ob der Stamm sich nach dem Fluß benannt hat. Nach den Stammesgeschichten, die ich gehört habe, kann ich nur vermuten, daß die ersten Wilden in diesem Gebiet große Herden wilder Kaiila vorfanden. Wahrscheinlich wegen der Wirkung der Medizin nahmen sie dann den Namen Kaiila an.
»Ein großartiger Anblick!« sagte Cuwignaka.
»Ja«, stimmte ich ihm zu.
Die Gruppe der Isanna-Kaiila umfaßt sieben- bis achthundert Menschen, die jetzt aus östlicher Richtung in das Lager einmarschierten, in langen Reihen und prächtig herausgeputzt. Die Casmu, die Wismahi und die Napoktan hatten sich den Isbu zur großen Sommerversammlung bereits angeschlossen. Die Casmu zählten etwa eintausend, die Wismahi, eine der kleineren Banden, fünf- bis sechshundert. Die Isbu stellten mit etwa siebzehnhundert Mitgliedern die größte Gruppe. Die Napoktan, die erst gestern im Lager eingetroffen waren, bildeten die kleinste Bande des Kaiila-Stammes: etwa vierhundert Männer und Frauen. Die Banden unterteilen sich in ihren Territorien oft in einzelne Dörfer oder Lager mit Gruppierungen von selten mehr als zwei- oder dreihundert Individuen, die meistens von einem Unterhäuptling befehligt werden. Manchmal setzt sich ein solches Lager nur aus sieben oder acht Familien zusammen.
»Prächtig! Prächtig!« rief Cuwignaka.
Zu dritt und viert nebeneinander, angeführt vom Zivilhäuptling Watonka, Mann-der-reich-ist, und den dazugehörigen Unterhäuptlingen und Hohenkriegern, zogen die Isanna in das Isbu-Lager ein. In verzierten Behältnissen trugen sie gefiederte Lanzen und Kriegsschilde und Medizinschilde. Sie waren mit Bögen und Köchern behängt. Sie hatten sich bunt bemalt und ihren Feststaat angelegt. Das Haar war mit Federn verziert, von denen jede nach den Überlieferungen der Kaiila eine bestimmte Bedeutung hatte und von Taten und Ehren kündete. Halsbänder und primitive Armbänder funkelten in der Sonne. Hochgewölbte Sättel mit breiten Knäufen schimmerten poliert. Münzen und Perlen hingen an Zügeln. Kampfzeichen und Glückssymbole waren den Tieren auf Flanken und Vorderbeine gemalt worden, in den geflochtenen seidenweichen Mähnen steckten Bänder und Federn. Es nahmen auch Frauen an der barbarischen Prozession teil – in Hemdkleidern und knielangen Hosen, geschmückt mit Perlenketten, Armbändern, bunten Decken und Umhängen, auf dem Rücken von Kaiila sitzend wie rote Krieger.
Etliche Frauen ritten Tiere, an denen Transportgestelle befestigt waren. Andere hatten an ihren Sattelknäufen Wiegen festgezurrt: ein Holzgestell, in dem das Kind mit verschnürten Lederbahnen festgehalten wird. Der Holzrahmen einer solchen Krippe ragte an der Kopfseite in Form zweier Spitzen ein gutes Stück über den Rahmen. Dadurch soll der Kopf des Kindes geschützt werden, sollte die Wiege sich einmal vom Rücken einer galoppierenden Kaiila lösen. In einem solchen Fall bohrt sich eine Windel oft umgekehrt in den Boden. Das Kind, gut festgeschnallt, kommt dabei meist unverletzt davon.
Ältere Kinder reiten oft auf Häuten, die zwischen den Stangen von Transportgestellen gespannt sind. Manchmal werden sie auch von Vater oder Mutter vorn im Sattel mitgenommen. Wenn ein Kind etwa sechs Jahre alt ist und die Familie es sich leisten kann, erhält es meistens seine eigene Kaiila. Die roten Wilden, ganz besonders die Jungen, sind meistens schon mit sieben Jahren erfahrene Reiter. Das sattellose Reiten ist übrigens vor allem beim Kampf und während der Jagd üblich. Beim Tauschhandel und bei Besuchsritten werden interessanterweise Sättel benutzt, vermutlich weil sie sich hübsch verzieren lassen und ein Mittel vorteilhafter Präsentation sind. Auch kann man am Sattelknopf so allerlei befestigen – von Proviant bis hin zu Tauschgütern.
In der prächtigen Prozession bemerkte ich zahlreiche Kinder auf eigenen Kaiila oder auf Transportgestellen; sie waren ebenfalls prächtig aufgemacht, Miniaturausgaben der Erwachsenen. Fröhlich und stolz oder verwundert verfolgten sie die Ereignisse.
»Sie bringen ihre Habe mit«, stellte ich fest. Die Transportgestelle waren schwer beladen mit Bündeln und Zeltfellen und Stangen. Auch die Gestellstangen würden später, wenn alles abgeladen und abgeschirrt war, beim Bau der Unterkünfte Verwendung finden.
»So reisen unsere Völker«, stellte Cuwignaka fest. Nichts wurde zurückgelassen; nur gelegentlich lagerte man Dinge in Verstecken ein.
Neben den Tieren etlicher Krieger gingen unbekleidete weiße Frauen, die perlenbesetzte Halskragen trugen. Sie waren der Besitz ihrer roten Herren.
»Die weißen Frauen dort sind vorwiegend blond«, sagte ich zu Cuwignaka.
»Ja«, erwiderte er. »Sie werden uns vorgeführt.«
Ich nickte. Blondes Haar war im Ödland sehr selten. Die Sklavinnen begriffen sehr wohl, daß sie als Schaustücke für den Reichtum der Isanna galten, wie auch die Silberwimpel in den Kaiilamähnen, die Münzen an den Zügeln, die goldbesetzten Sättel.
»Die anderen Sklavinnen werden bei den Kaiila gehalten, wie eine kleine Herde, bewacht von Knaben.«
Eine Blonde kam an mir vorbei, weinend, halb stolpernd, halb gezerrt. Ihr Alter schätzte ich auf siebzehn. Ihre Fessel endete in der Faust eines roten Wilden, der selbst kaum mehr als achtzehn Jahre alt sein konnte. Er trieb seine Kaiila zu größerer Eile an, vermutlich um einen vorgesehenen Platz in der Prozession zu erreichen; dabei ging er mit seinem hübschen Besitz nicht rücksichtsvoll um. Die Sklavin weinte. Sie schien ihren Kragen noch nicht lange zu tragen. Vielleicht war sie eine Überlebende des Wagenzuges, der vor einigen Tagen überfallen worden war.
»Mahpiyasapa wird jetzt Watonka begrüßen«, sagte Cuwignaka. »Wir wollen uns beeilen, damit wir alles sehen.«
Obwohl ich das nicht unbedingt für eine gute Idee hielt, begleitete ich Cuwignaka. Er war so jung, so überschäumend in seiner Lebensfreude, so froh, wieder bei seinem Volk, den Isbu, zu sein, daß er wohl keinen Gedanken an die Frage verschwendete, ob man ihn bei einem solchen Zusammentreffen überhaupt dabei haben wollte, und sei es nur als Zuschauer.
Mahpiyasapa, Schwarze Wolke, ging Watonka, Mannder-reich-ist, zu Fuß entgegen und hieß ihn im Isbu-Lager willkommen. Nachdem ihm diese Ehre widerfahren war, stieg Watonka ab. Beide Männer umarmten sich. Sie waren von Medizinleuten und Hohenkriegern umgeben. Mahpiyasapa war von seinem Sohn Hci und Angehörigen der Sleensoldaten begleitet. Canka und etliche Kampfgefährten waren ebenfalls zur Stelle. Häuptlinge und Abgesandte der Casmu, Napoktan und Wismahi nahmen an der Feier teil. Unter ihnen bemerkte ich Kahintokapa, Mann-der-vorausgeht, von den Casmu und zwei weitere Mitglieder der berühmten Gelben Kaiila-Reiter.
»Sei gegrüßt, Iwoso«, sagte Cuwignaka. »Wie schön du geworden bist!«
Seine Worte galten einem Mädchen, das am Steigbügel einer Kaiila-Reiterin stand. Sie war mit den Isanna gekommen, neben der Kaiila ihrer Herrin gehend. Sie trug ein ziemlich einfaches Hemdkleid mit knielangen Hosen und Mokassins. In das geflochtene Haar war ein rotes Tuch eingebunden. Glasperlen umspannten ihren Hals. Sie war sehr hübsch. Dasselbe ließ sich von dem Mädchen im Kaiilasattel sagen, womöglich war sie noch lieblicher anzuschauen als das zu Fuß gehende Mädchen. Doch wurde ihre Schönheit durch die Pracht ihrer Aufmachung noch verstärkt: Ihr Kleid aus weichgegerbtem, beinahe weißem Leder wies zahlreiche Fransen und komplizierte Muster aus gelben und roten Perlen auf. Hosen und Mokassins waren entsprechend verziert. Das lange, schimmernde, geflochtene Haar war von einer Silberschnur durchwirkt. Zwei goldene Bänder umschlossen ihr linkes Handgelenk. Sie trug zwei Perlenhalsbänder und ein anderes Band, an dem in regelmäßigen Abständen kleine Röhrchen und Figuren aus Silber und Gold befestigt waren. Auf ihrer Stirn hing eine dünne Silberkette mit kleinen Silbertropfen.
»Du auch, Bloketu«, fügte Cuwignaka hinzu und schaute zu dem berittenen Mädchen auf.
»Sprich nicht mit meiner Zofe«, sagte das Mädchen im Sattel.
»Iwoso ist eine Angehörige des Gelb-Messer-Stammes«, erklärte Cuwignaka. »Sie wurde im Alter von zwölf Jahren gefangengenommen. Bloketu ist Watonkas Tochter.«
»Ich verstehe«, sagte ich. Obwohl Iwoso keinen Kragen trug, hatte ich bereits geschlossen, daß sie nicht zu den Isanna gehörte, sondern allenfalls bei ihnen lebte – dies verrieten mir die Schlichtheit ihres Kleides und die Tatsache, daß sie die Isanna zu Fuß begleitete und dem berittenen Mädchen zu dienen schien.
»Iwoso bekleidet bei den Isanna eine hohe Stellung«, sagte Cuwignaka. »Wie du siehst, trägt sie nicht einmal einen Kragen.«
»Ja«, sagte ich. Der Name Iwoso bedeutete übrigens ›Schmollende Lippen‹, was nun wirklich nicht auf ihre Lippen zutraf. Wahrscheinlich reflektierte dieser Name weniger auf ihr Äußeres als auf eine frühere Stimmung. ›Bloketu‹ der Name des berittenen Mädchens, Tochter des Isanna-Häuptlings Watonka, bedeutete übrigens ›Sommer‹.
»Was haben wir denn hier?« fragte Watonka in diesem Augenblick.
»Ich kenne sie nicht«, sagte Bloketu, ohne sich dazu herabzulassen, Cuwignaka anzuschauen.
»Du erinnerst dich bestimmt an mich«, sagte Cuwignaka. »Wir lernten uns bei den Sommertänzen vor langer Zeit kennen. Ich hieß Petuste und suchte dir Blumen. Wir ritten zusammen Kaiila.«
»Vielleicht erinnert sich meine Zofe an dich«, sagte das Mädchen. ›Petuste‹ das bedeutete ›Feuerscheit‹. Und darin lag eine gewisse Logik, war er doch der Bruder Cankas, ›Feuerstahls‹. Bis zu diesem Augenblick hatte ich Cuwignakas früheren Namen nicht gekannt.
»Erinnerst du dich an sie, Iwoso?« wandte sich die Berittene an das Mädchen neben sich.
»Nein«, antwortete Iwoso.
»Iwoso!« rief Cuwignaka entrüstet.
»Du siehst«, sagte Bloketu aus der Höhe ihres Sattels, »man erinnert sich nicht.«
»Wer ist sie denn?« wollte Watonka wissen.
»Eine Schande der Isbu«, antwortete Mahpiyasapa. Er war noch immer wütend auf Canka, der es richtig gefunden hatte, seine Siegerrechte auszuspielen und der hübschen Winyela seinen Kragen umzulegen.
»Offensichtlich ist sie nichts anderes als eine Isbu-Frau«, sagte ein Mann aus der Gefolgschaft Watonkas.
»Verschwinde!« sagte Canka zornig zu Cuwignaka. »Du beschämst uns.«
»Das ist ihr Bruder«, sagte Hci zu einem Isanna. »Er hat so eine Schwester und durfte doch für die Kampfgefährten als Blotanhunka reiten.«
»Ach?« fragte der Mann.
»Nimm dich in acht, Hci!« sagte Canka warnend.
»Wovor?« fragte dieser zurück. »Sage ich denn nicht die Wahrheit?«
Zornig ballte Canka die Fäuste.
»Was hältst du von einem Mann, der sich eine Frau nimmt, die ins Land gebracht wurde, um an seinen Häuptling verkauft zu werden?« wandte sich Mahpiyasapa an Watonka.
»Ein solcher Mann hätte Strafe verdient«, antwortete der Häuptling. »Anschließend müßte die Frau dem Häuptling überlassen werden.«
»Ich habe nur meine Rechte wahrgenommen«, sagte Canka.
»Gib den Befehl, und ich und die Sleensoldaten bestrafen ihn«, erbot sich Hci. »Laß uns sein Zelt und seine Waffen vernichten. Dann bringen wir dir die Frau nackt und gefesselt.«
»Ich werde darüber nachdenken«, sagte Mahpiyasapa.
»Ich habe meine Rechte nicht überschritten«, sagte Canka.
»Überlaß mir die Frau!« forderte Mahpiyasapa.
»Nein«, antwortete Canka. »Sie gehört mir.«
»Vielleicht nehme ich sie mir«, sagte Mahpiyasapa. »Ich werde darüber nachdenken.«
»Sie gehört mir.«
Mahpiyasapa zuckte die Achseln. »Wenn ich sie haben will, nehme ich sie mir.«
Zornig machte Canka kehrt und verließ die Gruppe.
»Hüte dich vor einem zornigen jungen Mann!« sagte Watonka zu Mahpiyasapa. Hci blickte hinter Canka her.
»Vielleicht kommst du uns mal besuchen, um mit uns zu nähen«, sagte Bloketu hochmütig zu Cuwignaka.
Cuwignaka antwortete nicht.
»Ist sie nicht hübsch, Iwoso?« fragte Bloketu.
»Ja«, sagte Iwoso.
»Ob sie wohl zu den Frauen gehört, die Kriegern zu Gefallen sein muß?« fragte Bloketu.
Cuwignaka musterte sie zornig. Deutlich war zu erkennen, daß er nichts dagegen gehabt hätte, der hochmütigen Bloketu beizubringen, was es bedeutete, Männern zu gefallen.
»Mag sein!« sagte Iwoso lachend.
Auch dies war sehr schmerzlich für Cuwignaka. Er, ein Kaiila-Angehöriger, mochte es nicht, von einem Mädchen verspottet zu werden, das letztlich doch nur Sklavin war.
»Man hat dir befohlen zu verschwinden«, sagte Hci zu Cuwignaka. »Muß eine Schwester ihrem Bruder nicht gehorchen?«
»Er ist mein älterer Bruder«, sagte Cuwignaka. »Deshalb gehe ich jetzt.« Er machte kehrt; ich folgte ihm. Hinter uns klang das Lachen der beiden Mädchen.
»Es ist falsch«, sagte ich, »sich in die Begegnung zwischen Isanna und Isbu zu drängen.«
»Ganz und gar nicht«, widersprach Cuwignaka. »Wie oft findet denn ein solches Treffen statt? Wer möchte das schon verpassen? Außerdem wollte ich die weißen Sklavinnen und Bloketu und Iwoso sehen.«
»Du magst solche Frauen?« fragte ich.
»Ja«, erwiderte Cuwignaka. »Ich würde sie gern in meinem Besitz haben. Ich möchte sie in meinem Zelt nackt vor mir sehen und sie Gehorsam lehren.«
»Und Bloketu und Iwoso?«
»Wenn sie Sklavinnen wären, würde ich ihnen das gleiche Schicksal zugedenken.«
»Iwoso ist doch bereits Sklavin.«
»Ja«, antwortete Cuwignaka, »gewissermaßen schon. In Wahrheit ist sie aber beinahe frei. Sie ist die Zofe eines Mädchens.«
»Das stimmt«, sagte ich. »Iwoso trug nicht einmal einen Halskragen.«
»Wohin gehst du?« fragte ich und mußte mich beeilen, mit Cuwignaka Schritt zu halten.
»Um zuzusehen, wie der Stamm gefällt wird.«
»Wo findet das statt?« Ich wußte nicht, was hier vorging.
»Dieses Jahr ist er nur drei Pasangs vom Lager entfernt.«
»Ich verstehe das nicht«, sagte ich.
»Dieses Jahr«, sagte Cuwignaka, »werde ich nach der Jagd am großen Tanzfest teilnehmen. Ich werde allen zeigen, daß ich ein Mann bin.«
»Bei diesem Tanz wird der Stamm benutzt?«
»Natürlich!«
»Sollten wir nicht unsere Kaiila holen?« fragte ich.
»Es ist besser, wenn Leute wie wir zu Fuß gehen«, sagte Cuwignaka.
»Aber andere werden beritten kommen.«
»Ja.«
»Und wer wird das alles sein?«
»Die Isanna sind nun auch hier«, gab Cuwignaka zurück.
»Viele werden kommen, Angehörige der Isbu, der Casmu, der Wismahi, Napoktan und der Isanna.«
»Wer wählt den Stamm aus?«
»Der Medizinhäuptling des Tanzes«, antwortete Cuwignaka. »Dieses Jahr ist es Cancega von den Casmu.«
»Und wer wird den Stamm fällen?« fragte ich. »Häuptlinge?«
»Nein«, erwiderte Cuwignaka lachend. »Wie wenig Ahnung du doch von diesen Dingen hast!«
Ich zuckte die Achseln.
Kurze Zeit später hatten wir das Zeltdorf verlassen und schritten über die Felder. Dabei kamen wir an etlichen Kaiilaherden vorbei. Und an Gruppen zusammengekauerter Sklavinnen. Kleine Jungen, die auf dem Rücken von Kaiila saßen, bewachten diese Sklavinnen, die man nicht hübsch genug gefunden hatte, um sie bei der Parade mitzunehmen.