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»Gut gemacht!« rief ich Cuwignaka zu.

Beim Aufprall von Schild und Lanze hatte seine Kaiila den Halt verloren, war herumgefahren und hatte sich auf die Hinterhand niedergesetzt. Cuwignaka geriet nicht aus dem Gleichgewicht, sondern konnte sich halten. Während sich sein Tier wieder aufrappelte, hatte er einen vorbeigaloppierenden Gelbmesser unterhalb des Schildes getroffen. Der Schwung des Angreifers hatte Cuwignaka zur Seite herumgezogen, doch wieder ließ er sich nicht vom Kaiilarücken drücken. Aus der gleichen Bewegung heraus war der Gelbmesser wieder von der Lanzenspitze geglitten und gleich darauf in den Sand gestürzt.

Ich schaute mich um.

Rechts von mir kämpften Hci und Cuwignaka beinahe Seite an Seite.

Ich schlug eine heranzuckende Gelbmesser-Lanze zur Seite, deren Spitze eine Furche durch meinen Lederschild zog. Zwischen den Kaiila waren auch Männer zu Fuß in Zweikämpfe verwickelt, Gelbmesser und Kaiila. Mein Angreifer zog seine Kaiila im gleichen Moment herum, wie ich mein Tier in die neue Richtung brachte. Lanzen prallten gegen Schilde, und wieder waren wir auseinander. Schrille Schreie gellten durch die Luft. Die roten Wilden sind es nicht gewöhnt, ihre Kämpfe in würdigem Schweigen zu absolvieren. Ihr Geschrei hat natürlich auch einen Zweck. Es soll das Aggressionsgefühl steigern und Emotionen ablassen. Auch hilft der Lärm vielleicht dabei, den Gegner einzuschüchtern und zu behindern, indem er nämlich die eigene Seite schrecklicher und unbesiegbarer erscheinen läßt, als sie wirklich ist. Ein solcher Kriegslaut, wird er überraschend ausgestoßen, kann einen Gegner schon vorübergehend erstarren lassen, was dann zu einem kurzen Angriffsvorteil führt. Ähnliche Erscheinungen gibt es auch in der Tierwelt, beispielsweise bei Larls, die ihre Opfer auf diese Weise erschrecken.

»Vorsicht!« rief ich.

Eine Kaiila drehte sich und empfing den Canhpi-Schlag eines Gelbmessers auf dem Schild.

Ich riß mein Bein hoch, das blutüberströmt war. Mit dem Speerschaft hieb ich nach rechts. Ein zu Fuß kämpfender Gelbmesser torkelte rückwärts, wurde von den Vorderhufen einer anderen Gelbmesser-Kaiila getroffen und ging zu Boden.

Plötzlich saß meine Lanze zwischen meinem Tier und dem eines anderen Kriegers fest, ein Kaiila-Kämpfer. Es dauerte einen Augenblick, ehe ich sie wieder freibekam.

Ich sah, wie Cuwignaka einen gegen Hci geführten Angriff abwehrte, indem er seinen Schild hob und praktisch gewaltsam zwischen Hci und den Angreifer ritt. Hci war unterdessen damit beschäftigt, einen Angreifer zu seiner Rechten fortzustoßen.

Viel zu spüren war von dem Schnitt an meinem Bein nicht, doch ich beschaute ihn mir genau, um seine Tiefe zu beurteilen. Man muß in solchen Dingen objektiv handeln und für einen festen Verband sorgen, sollte regelmäßig Blut fließen. Schon so mancher Kämpfer ist an einer Wunde verblutet, die er in der Hitze des Kampfes empfing und kaum spürte. Meine Wunde aber schien ganz flach zu sein und nur aus sich selbst zu bluten. Sie war also nicht gefährlich. An der betroffenen Stelle gab es auch keine großen Adern.

So spornte ich meine Kaiila erneut an und ritt in den Kampf. Meine Lanze traf einen unberittenen Gelbmesser. Links und rechts von mir prallten andere Kämpfer aufeinander.

Eine weiße Sklavin hastete entsetzt über das Schlachtfeld. Sie war wunderschön. Ich wunderte mich, was sie hier zu suchen hatte. Ein junger Kaiilakrieger hatte die Lanze in die linke Hand genommen und beugte sich zur Seite, um ihr ins Haar zu greifen.

»Nein!« rief ich. »Nein!«

Der junge Krieger hob erschrocken den Kopf.

Mit gesenkter Lanze stürmte ein bemalter Gelbmesser auf ihn zu.

Verzweifelt zog ich meine Kaiila herum und traf den Angreifer in die Seite. Dichtauf folgten, wie befürchtet, seine Flankenschützer, die ihm die Zeit verschaffen sollten, seine Lanze wieder freizubekommen. Da meine eigene Lanze festsaß, sprang das Kurzschwert aus Port Kar aus seiner Scheide. Den Lanzenstoß des Mannes zu meiner Linken wehrte ich mit dem Schild ab und veränderte die Schubrichtung. Der andere Bursche, der sich links vom führenden Krieger gehalten hatte, drehte seine Kaiila in meine Richtung. Ich wendete und fing seine Lanzenspitze ebenfalls mit dem Schild ab. Als er erneut angreifen wollte, schlug ich ihm das Ende der Lanze mit einem Schwerthieb ab. Klingen, die so etwas schaffen, sind im Ödland weitgehend unbekannt. Mit einem erstaunten Ausruf zog der Mann seine Kaiila zurück und ergriff die Flucht. Ich hieb nach dem Mann, der mich von links bedrängte, und fetzte ihm eine große Kerbe in seinen Schild. Er riß die Augen auf und zog sich ebenfalls zurück.

Solche Klingen kommen natürlich vorwiegend bei der Infanterie zum Einsatz. In Länge und Gewicht sind sie auf ein Optimum ausgerichtet. Sie sind schwer genug, um eine säbelartige Schlagkraft zu ermöglichen, und leicht genug, um mit der Schnelligkeit eines Floretts geführt zu werden. Ihre Länge reicht aus, um an einen dolchbewaffneten Gegner heranzukommen, und ihre Kürze und Wendigkeit machte es möglich, die Abwehr längerer, schwerer Waffen zu überwinden. Sie eignen sich allerdings weniger für den Gebrauch vom Rücken einer Kaiila oder eines Tarn. Daß auf Gor nicht häufiger Säbel verwendet werden, liegt meiner Meinung nach an der Neigung vieler Krieger, sich ausschließlich auf ihre Lanze zu verlassen. Der Krummsäbel der Tahari, für einen Kaiilareiter eine sehr nützliche Waffe, bildet dabei eine interessante Ausnahme.

Hier und dorten steckten Lanzen im Boden.

Ich ritt zu einer dieser Waffen, steckte mein Schwert fort und zog die lange Waffe heraus. Es war eine Gelbmesser-Waffe.

Ich wandte mich auf der Kaiila um und erblickte das Mädchen, das zwischen Männern und Tieren hindurchgelaufen war. Stocksteif stand sie wenige Meter von mir entfernt und zitterte am ganzen Leib. Ich ritt zu ihr hinüber.

»Verstehst du goreanisch?« fragte ich.

»Ja, Herr.«

»Bist du eine Sklavin bei den Gelbmessern?«

»Ja.«

»Ein Irrtum! Du bist jetzt Kaiila-Sklavin.«

»Ja, Herr«, sagte sie erschaudernd.

In diesem Augenblick ritt der junge Mann herbei, den ich beschützt hatte.

»Ich glaube, du kennst diese Frau«, sagte ich zu ihm.

»Ja«, sagte er. »Wir sind uns kürzlich begegnet.«

»Wie heißt du?«

»Cotanka«, antwortete er, »aus der Bande der Wismahi.«

Streng blickte ich auf das Mädchen nieder. »Wenn ich dir den Befehl dazu gebe, machst du kehrt und läufst hinter die Linien der Kaiila. Dort wirst du einen Weißen antreffen, der einen breitkrempigen Hut trägt. Er heißt Grunt. Du wirst dich vor ihm hinwerfen und ihm sagen, daß du die Sklavin Cotankas von den Wismahi bist.«

Sie nickte mit weit aufgerissenen Augen.

»Nun geh, Sklavin«, sagte ich.

»Ja, Herr!« rief sie und lief stolpernd davon.

»Ich glaube, sie wird eine ganz ordentliche Sklavin abgeben«, sagte ich zu dem jungen Mann.

»Ich glaube auch«, erwiderte er.

Damit kehrten wir ins Kampfgetümmel zurück.

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