Pluto, Charon, Nix und Hydra

Pluto und Charon sind ein Doppelplanetensystem, durch Gezeitenkräfte miteinander verbunden wie zwei Enden einer Hantel. Sie wenden einander immer die gleiche Seite zu, und ihr gemeinsames Gravitationszentrum liegt zwischen ihnen im Raum. Ihre Rotationsachse ist gegen ihre Bahnebene um die Sonne geneigt, und ihre Tage sind ein bisschen länger als sechs Tage, während ihre Jahre 248 Jahre dauern. Pluto ist zehn Kelvin kälter, als er ohne seine Atmosphäre wäre, die am äußersten Punkt seiner Bahn gefriert und am innersten sublimiert und dadurch einen umgekehrten Treibhauseffekt erzeugt, der die Oberfläche abkühlt. Die Atmosphäre ist so dicht wie die ursprüngliche Marsatmosphäre, mit einem Druck von etwa sieben Millibar – mit anderen Worten ziemlich dünn. Die Oberflächentemperatur beträgt vierzig Grad Kelvin.

Charon, der halb so groß ist wie Pluto, hat eine Oberflächentemperatur von fünfzig Grad Kelvin. Das Mond-Planeten-Verhältnis, das dem von Charon und Pluto am nächsten kommt, ist das Verhältnis zwischen Luna und Erde, wobei Luna ein Viertel so groß ist wie die Erde. Pluto hat einen Durchmesser von 2300 Kilometern; Charon einen von 1200 Kilometern. Beide haben Felskerne, und ihre Mäntel bestehen größtenteils aus Wassereisschollen.

Zwei sehr viel kleinere Monde umkreisen das größere Paar: Nix und Hydra, mit Durchmessern von 90 und 110 Kilometern. Nix, der 80000000000000000000 (achtzig Trillionen) Kilogramm wiegt, größtenteils aus Eis und etwas Felsgestein besteht, wird derzeit zerlegt und zu vier Raumschiffen umgebaut, die mehr oder weniger als Gruppe losgeschickt werden sollen, wobei das erste vorweg fliegen wird, unter anderem, um die Systeme zu testen. Im Innern handelt es sich bei diesen Raumschiffen um typische Terrariumszylinder, die rotieren, um einen Gravitationseffekt zu erzeugen. Man wird sie mit einer großen Anzahl von Arten bestücken, die mehrere Biome umfassen. Die vier Schiffe sollen miteinander in Kontakt bleiben und werden die genetischen Auswirkungen des Inseleffekts durch gelegentlichen Austausch verringern. Die Hecktriebwerke werden Kombinationen von elektromagnetischen Katapulten und Antimaterie-Plasma sein, ausreichend für hundert Jahre. Danach werden sie von leistungsstarken Orion-Prallplatten ersetzt, mit der die Raumschiffe schließlich Geschwindigkeiten erreichen, bei denen Staustrahltriebwerke funktionieren, die man dann einsetzen wird. Zusammengenommen werden diese Triebwerke die Schiffe auf zwei Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigen, eine wahrhaft fantastische Geschwindigkeit für ein menschliches Transportmittel, womit sie eine Reise von nur noch zweitausend Jahren vor sich haben. Denn die Sterne sind weit entfernt, und die, die uns am nächsten liegen, haben keine erdähnlichen Planeten.

Bedauerlich, aber so ist das nun mal. Es führt kein Weg dran vorbei: Die Sterne existieren jenseits menschlicher Zeitmaßstäbe und jenseits des menschlichen Zugriffs. Wir leben in der kleinen Perle aus Wärme, die unseren Stern umgibt. Außerhalb liegt eine Weite jenseits unserer Vorstellungskraft. Das Sonnensystem ist unser einziges Zuhause. Selbst die Reise zum nächstgelegenen würde bei der für uns erreichbaren Höchstgeschwindigkeit ein Menschenleben oder länger dauern. Wir sagen »vier Lichtjahre« und lassen uns durch die Worte »vier« und »Jahre« täuschen; wir können uns kaum begreiflich machen, welche Entfernungen das Licht in einem Jahr zurücklegt. Aber man stelle sich einmal eine Geschwindigkeit von 299.792.458 Metern in der Sekunde vor, oder von 186.282 Meilen in der Sekunde – was immer man sich besser vergegenwärtigen kann. Man stelle sich vor, dass diese Geschwindigkeit bedeutet, 1079 Millionen Kilometer pro Stunde zurückzulegen. Man stelle sich vor, dass das 173 astronomische Einheiten am Tag sind; eine astronomische Einheit ist die Entfernung von der Erde zur Sonne, also 149,6 Millionen Kilometer – 173-mal an einem Tag zurückgelegt. Dann stelle man sich vier Jahre voller Tage wie diesem vor. Die braucht das Licht, um den nächstgelegenen Stern zu erreichen. Doch wir können nur ein paar Prozent der Lichtgeschwindigkeit erreichen; bei zwei Prozent der Lichtgeschwindigkeit (20 Millionen Kilometer pro Stunde!) dauert es etwa zweihundert Jahre, diese vier Lichtjahre zurückzulegen. Und die ersten Sterne mit erdähnlichen Planeten sind eher zwanzig Lichtjahre weit entfernt.

Das Licht braucht hunderttausend Jahre, um die Milchstraße zu durchqueren. Bei zwei Prozent dieser Geschwindigkeit – sagen wir einfach mal, dass das unsere Geschwindigkeit ist – dauert es also fünf Millionen Jahre.

Das Licht der Andromedagalaxis hat 2,5 Millionen Jahre gebraucht, um die Leere zu unserer Galaxis zu überwinden. Und wenn man sich das Universum im Großen und Ganzen betrachtet, ist Andromeda eine ziemlich nahe Galaxis. Sie liegt in der kleinen Kugel, bei der es sich um unseren Kosmos handelt, sie ist eine Nachbargalaxis.

Also. Unsere kleine Perle der Wärme, unser kreiselndes Astrolabium des Lebens, unsere Insel, unser geliebtes Sonnensystem, unser Heim und Herd, die hübsch und gemütlich in der Wärme unseres Sterns liegen – und dann – diese Raumschiffe, zu denen wir Nix umbauen. Wir werden sie zu den Sternen schicken, sie werden wie Löwenzahnsamen sein, die auf einem Luftzug davontrudeln. Sehr schön. Wir werden sie niemals wiedersehen.

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